Der Weg nach Heilisoe - Paul Steinmüller - E-Book

Der Weg nach Heilisoe E-Book

Paul Steinmüller

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Beschreibung

Vom St.-Niklas-Turm fielen drei helle Glockenschläge. Gleich darauf antworteten aus der Ferne Maria zum Rosenhag und der Heilige Geist. Dann war es wieder still. Das Abendgeläut, das um diese Zeit über Märkte und krumme Gassen wogte, setzte nicht mehr ein. Der Lobgesang, in den St. Jakob, St. Jürgen am Strande, die Katharin und der Evangelist Johannes einzustimmen pflegten, schwieg, seit der Krieg den Türmen die erzenen Zungen ausgerissen hatte. Jörg stieß den Fensterflügel weit auf und lehnte sich hinaus. Der Abendhimmel war von hellstem Grün und wie von Silber durchflossen; hinter den Giebeln im Osten stand wohl schon der wachsende Mond. Vom Meer herüber drang ein Geruch, wie er dem März eigentümlich ist, wenn das angeschwemmte Seegras zu sprießen beginnt. Der ganze Treßhof, den fast zu einem Viertel die alte Kastanie mit dunklem kahlem Geäst überbreitete, war von diesem herben Ruch erfüllt.

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Der Weg nach Heilisoe

Roman

von

Paul Steinmüller

Der Weg nach Heilisoe

Das neue Geschlecht

An der Wegscheide

Heilisoe

Das Volk in Not

Das Tier

Usadel

Das Skelett im Hause

Der vergessene Garten

Advent

Das letzte Warten

Der Mord des Gewissens

Das Konzert der Armen

Die Flucht vor den Flammen

Der fliegende Holländer

Der Weg nach Heilisoe

Das neue Geschlecht

Vom St.-Niklas-Turm fielen drei helle Glockenschläge. Gleich darauf antworteten aus der Ferne Maria zum Rosenhag und der Heilige Geist. Dann war es wieder still. Das Abendgeläut, das um diese Zeit über Märkte und krumme Gassen wogte, setzte nicht mehr ein. Der Lobgesang, in den St. Jakob, St. Jürgen am Strande, die Katharin und der Evangelist Johannes einzustimmen pflegten, schwieg, seit der Krieg den Türmen die erzenen Zungen ausgerissen hatte.

Jörg stieß den Fensterflügel weit auf und lehnte sich hinaus. Der Abendhimmel war von hellstem Grün und wie von Silber durchflossen; hinter den Giebeln im Osten stand wohl schon der wachsende Mond. Vom Meer herüber drang ein Geruch, wie er dem März eigentümlich ist, wenn das angeschwemmte Seegras zu sprießen beginnt. Der ganze Treßhof, den fast zu einem Viertel die alte Kastanie mit dunklem kahlem Geäst überbreitete, war von diesem herben Ruch erfüllt.

Der alte Treßhof! Ein zärtlicher Blick des jungen Mannes umfing dies alte backsteinerne Vätererbe. Von den abgewetzten Prellsteinen war die kleine Güldenfey in seine geöffneten Arme gesprungen. Rechts der Kellervorbau, der zu Mellins Wohnung führte und der einer kleinen Kapelle glich; links die überdachte Treppe. In der Tiefe aber, aus der er ausschaute, das alte Wohnhaus, das die stolze Inschrift trug: Treßhof. 1525. Balzer Treß hatte es zwar erst etwa hundert Jahre später gebaut, aber der Handelshof selbst war damals gegründet, als die Hanse schon von ihrem guten Ruf und nicht mehr von Taten zehrte. Was tat das! Er hatte vier Jahrhunderte und eine Wallensteinsche Belagerung überdauert und würde auch durch diese Elendszeit kommen.

Die Sperlinge lärmten noch in dem dürren Rankelgewächs, das bis in die vermoosten Dachpfannen hinaufwuchs. Aus dem verblassenden Grün der Himmelswiese wuchsen die ersten Sterne. Jörg schloß das Fenster.

Gleichzeitig wurde die Tür geöffnet, und die alte Schaffnerin trat mit Harro ein. Der Raum war plötzlich in grelles Licht getaucht, der lange Beratungtisch, die tiefen braunen Stühle an seinen Seiten, der Schreibtisch, auf dem seit des Vaters Tod nichts verändert war, alles schimmerte blank und gepflegt.

»Sieh, du bist hier, Jörg!« Und Harro begann in seiner etwas lauten Art sofort auf ihn einzureden. Ob Malte und Frauke noch nicht hier seien. Und Onkel Rolf. Es sei gleich sechs Uhr. Onkel Rolf lasse sich immer Zeit, wenn er gerade einen Klienten bei sich habe.

Man spürte ihm die Unruhe an. Warum nur? dachte Jörg. Eine Testamentsverlesung ist doch ein feierlicher Vorgang. Aber Harro redete immer, als ob er seine Mannschaft zum Sturmangriff riefe und das Knattern des Feuers überschreien müsse. Vielleicht war ihm dies in seiner Tätigkeit als Rufer im Parteienstreit von Nutzen.

Er wartete eine Antwort Jörgs nicht erst ab, sondern ließ sich gleich von etwas anderm fesseln. Die Alte war um den Tisch gegangen und hatte Papier und Bleifedern ausgelegt. Jetzt trat sie an die Fenster, um die Vorhänge zu schließen, und spähte eine Weile angestrengt hinaus.

»Was ist, Ose? Kommen sie?« fragte Harro.

Sie schüttelte den Kopf, schwieg und blickte wieder aus.

Da trat er neben sie. »Was geschieht denn dort?«

»Sie ist wieder da«, sagte sie und wies auf die Torfahrt, wo Harro am Prellstein etwas Schattenhaftes zu erkennen glaubte.

»Wen meinst du nur?«

»Nun, sie, die Frau! Sie ist wieder in der Stadt, Kind.«

Harro starrte hinaus. »Wirklich, Ose? War sie schon hier? Wie denkst du ...?«

Aber Ose antwortete ihm nicht, legte den Finger an den Mund, trat zurück und griff die Schnur der Gardine.

Güldenfey kam die Treppe herab, die von den Wohnräumen in das untere Stockwerk führte. »Guten Abend, Jörg, guten Abend!« sagte ihre helle, klingende Stimme. Dann erblickte sie erst die andern. Sie blieb stehen und lehnte sich grüßend über die Brüstung. Das schwarze Kleid der Trauer hob ihre blonde überschlanke Schönheit, die strahlenden Blauaugen hatten durch die Tränen der letzten schmerzreichen Wochen nichts von ihrem Glanz verloren. Wie sie da stand auf der alten Wendelstiege aus nachgedunkeltem Holz, deren Wandung eine kunstfertige Schnitzerhand vor zweihundert Jahren mit Bildern aus Christi Leiden geziert, erschien sie Jörg wie das Licht jungen Tages, das spät in verschattete Gründe steigt.

Er sagte nichts, er hob nur die Hand und ging ihr einige Schritte entgegen. Sein linker Fuß schleifte nach. Er empfand die Behinderung, die ihm die Verwundung hinterlassen, jetzt angesichts des lieblichen Bildes als einen Mangel.

»Ach, Güldenfey,« sagte er, »ich wartete auf dich hier am Fenster. Es war so schön draußen, und ich mußte, als ich die Prellsteine sah, an unsre Jugend denken.«

Sie errötete wie eine Braut. »Du erwartetest mich? Doch das wußte ich nicht.« Sie legte ihre Hand in seine und sah ihn zaghaft an. Jörg war der Gespiele ihrer ersten Jahre, aber er war ihr soviel ferner gerückt als die andern Brüder. Sie sann nach, wie es doch kam, daß sie in diesen Tagen, da er zum Begräbnis des Vaters gekommen, immer etwas wie Scheu in seiner Nähe empfand. Er war ernster als selbst Malte und stiller als Harro. Hatte er viel erlebt, was er verborgen trug? Von der Schule auf die Universität und nach dem ersten Semester in den Krieg. Während der leidvollen Jahre war er selten daheim gewesen, und danach hatte er wieder sein Studium aufgenommen.

»Liebe Schwester, liebe Güldenfey!« sagte Jörg.

Seine Zärtlichkeit verwirrte sie noch mehr, und sie blickte ihn befangen an.

»Wir werden uns schon verstehen, denn du und ich, wir gehören zusammen«, sagte er. »Hilf mir, wenn es not tut, Güldenfey.«

Sie wollte etwas entgegnen, um eine Erklärung bitten, aber da kamen die andern, und nun war es plötzlich ein andres Zimmer. Onkel Rolf trug unter dem Arm die schwere Aktentasche, ohne die man den Justizrat und Ratsherrn Glöden nie sah; sein Gesicht drückte den Kummer aus, unter dem er seit dem Kriegsausgang litt. Seine trübselige Stimmung umgab ihn wie ein Gewölk und verfinsterte jeden Raum, den er betrat.

Malte, vollendet gekleidet, schien ernst und bleich. Keine Linie seines Gesichts veränderte sich, als Harro ihn mit einem derben Wort begrüßte. Er wußte genau, was er dem Ernst der Stunde schuldig war. Und Frauke! Während sie ein paar Worte mit Güldenfey wechselte, musterten ihre Augen, die grau wie Seewasser im Wind waren und immer ein wenig spöttisch blickten, die andern. Nun, sie war eine Poppelmann, Tochter des Josias Poppelmann, der Aus- und Einfuhr des amerikanischen Warenverkehrs regelte. In Harvestehude war sie daheim und fühlte sich in dieser kleinen Stadt, die wie eine ärmliche Stiftsdame vom Glanz der Vergangenheit lebte, in der Fremde.

Gewiß, gewiß, die Treß waren ein ehrwürdiges Geschlecht, aber was bedeutete das für eine Zeit, die sausende Räder an den Schuhen trug. Das leise Rauschen ihrer seidenen Kleider, das feine Klirren der goldenen Ringe an ihrem Handgelenk war ihr wie eine ferne Musik aus dem verlassenen Königreich ihrer frühen Jugend.

Sie reihten sich um den langen Tisch, Onkel Rolf saß an der Stirnseite, ihm zur Rechten Malte. Sie hatten die Schriftstücke vor sich ausgebreitet. Auf was warten sie noch? dachte Jörg und blickte fragend auf Frauke. Aber die saß königlich in einem hochlehnigen Sessel, hatte den Kopf gegen die Hand gelehnt und sah abwartend vor sich hin.

Die Tür tat sich auf, und Ose trat mit zwei Mädchen ein, die auf silbernen Platten Weinflaschen und Gläser trugen und sie vor den Versammelten aufstellten. Malte erhob sich und füllte die Kelche mit dem alten duftenden Traubenblut. »Liebe Geschwister,« sagte er, »unser teurer seliger Vater hat mir aufgegeben, Sorge zu tragen, daß wir in dieser Stunde seiner freundlich und liebevoll bei den letzten Flaschen seines Hochzeitweins gedenken. Ich erfülle seinen Willen. Dem Gedächtnis unsers Vaters und unsrer lieben Mutter!«

Sie hoben die Kelche und tranken andächtig. In Güldenfeys Glas fiel eine Träne. O du Gute, Ungekannte, die sterben mußte, damit ich lebe! dachte sie. Das Heimwehgefühl überkam sie. Sie beschloß, mit Ose einmal wieder von der Seligen zu sprechen.

Sie hatte die Hände in ihrem Schoß gefaltet und bemühte sich, achtzugeben auf das, was Onkel Rolf vorlas. Ihres Vaters Stimme! Ja, war denn das seine freundliche, tiefe Stimme, die so zärtlich klang, wenn er ihr Gesicht zu sich niederbog: Liebe, kleine Güldenfey! Das waren trockene Formeln, Zahlen, die Onkel Rolf sehr ausdrucksvoll betonte, und wenn er etwas Besonderes hervorhob, strich er mit dem Zeigefinger über sein Kinn. Sie verlor, während sie auf die Wiederholung dieser Eigentümlichkeit wartete, den Faden. Ach, warum auf langweilige Dinge achten, die sie nichts angingen!

Harro gingen sie an und Malte, der jetzt an Vaters Stelle stand. Sie blickte auf ihn. Er saß kerzengerade da, mit festgeschlossenen Lippen und sehr bleich. Erregte ihn das Lesen dieses väterlichen Vermächtnisses? Zuweilen glitten seine Blicke zu Frauke, suchend, fragend. Aber die saß kühl und abgekehrt da, und in ihren Augen war das Lächeln, dies seltsame fremde Lächeln.

Es fiel Güldenfey auf, wie edel das strenge, marmorweiße Gesicht ihres ältesten Bruders war. Irgend etwas war in ihm, das sie früher und an anderm Ort gesehen. Wo nur und wann? Sie sann nach und fand es nicht.

Aber plötzlich blieben ihre Augen an dem Bilde haften, das gerade über Malte an der Wand hing, dem Bild des Ahnen, jenes rätselhaften Balzer Treß, durch den der Reichtum einmal in das Geschlecht gekommen war und der auf seltsame Weise verschollen sein sollte. Das Bild war sehr alt, aber jetzt im scharfen Licht der Deckenkrone deutete Güldenfey in ihm Zug um Zug aus. Sie verglich und wußte es plötzlich: in Malte war Balzer Treß wiedergebildet.

Sie seufzte auf, als die gleichförmige Rede Onkel Rolfs jäh abbrach. Also nun waren sie am Ende!

Maltes Hand griff hastig schlichtend in die Papiere. Er war erregt und bemüht, es zu verbergen. Er hob das Glas an die Lippe und setzte es, ohne daß er getrunken hatte, wieder nieder. Dann stand er auf.

»Wenn ich als Ältester zu dem Vermögensstand unsers Hauses, wie er eben dargelegt ist, mich äußere, so spreche ich kein Urteil über unsern Vater aus. Er trägt nicht Schuld, daß wir viel verloren. Mehr als vier Jahre Krieg! Schlimmeres wartet unser. Aber ich verspreche euch: ich werde unser Geschlecht wieder heben, daß es angesehen dastehen wird. Und mit ihm unser Vaterland. Deutschlands Throne sind leergefegt. Wer wird sie wieder besteigen?« Er machte eine Pause und hob die Hand: »Deutschlands, Europas, der Welt Herr wird das Geld sein!«

Er wurde durch ein Geräusch unterbrochen. Jörg hatte seinen Stuhl zurückgeschoben und bückte sich, als wolle er Herabgefallenes aufheben.

»Sagtest du etwas?« fragte Malte.

»Ich sagte nichts. Obgleich ... Aber, bitte, sprich nur weiter.«

Malte sah ihn erstaunt an, dann fuhr er fort. Die feierliche Stunde, die Erregung, das Bewußtsein, der verantwortliche Erste dieses Hauses zu sein, das alles ließ ihn große Worte finden.

Jörg zog ein Blatt Papier heran, nahm den Stift und begann zu zeichnen. Er zog einige Striche hinauf und hinab, dann gestaltete sich das Bild. In die Nacht wuchs ein schmaler Warenpalast, wie ihn die Neuzeit aus Stein, Stahl und Glas baute. Die Vorderseite bestand nur aus Fenstern. Rechts und links erhoben sich zwei gleich aussehende, aber höhere Häuser. Diese drei bildeten einen ungeheuren Thron, zu dem eine breite Treppe führte. Auf diesem Thron, der mit straffen Geldsäcken ausgepolstert war, saß breit und prahlend ein Mann mit feisten Gliedern. Seine Weste straffte sich um den gerundeten Leib. Er hatte die Augen wie ein Blinder geschlossen, aber von jedem seiner krallenartigen Finger liefen Fäden in das Dunkel. Vor der Treppe auf dem Pflaster lag die Menge. Der Stift zeichnete Könige, die sich bückten, Richter und Krieger, die sich neigten; Minister, Künstler und Bürger, die niederknieten; Frauen, die sich entblößten. Es war eine schamlose Anbetung des frech sich flegelnden Menschen auf dem Häuserthron, der die Huldigung annahm, ohne die Huldigenden zu beachten.

»Es ist aber nicht genug, daß eure Vermögensanteile in der Handlung mitarbeiten«, fuhr Malte fort. »Du, Harro, freilich stehst im Dienst einer Partei, deren Aufkommen die neue Blüte unsers Handels verbürgt. Doch wirst du darauf denken müssen, dich mit einer Erbin zu vermählen, damit unser Haus bald entlastet wird.«

Harro lächelte vielsagend und nickte.

»Du, Jörg ... hörst du mich denn?«

»Ich höre«, sagte Jörg, schob das Blatt zurück und sah den Bruder an.

»Du wirst bald deine Prüfung bestehen und hierher kommen. Von einem tüchtigen Anwalt werden wir Nutzen haben. Onkel Rolf wird dich zunächst in seine Praxis aufnehmen und will sie dir später überlassen.«

Onkel Rolf strich mit dem Finger über sein Kinn. Malte sah Güldenfey an und wollte fortfahren. Da geschah es.

Jörg legte den Stift hart auf den Tisch und sagte: »Auf mich rechnet nicht!« Es war etwas in dem Ton, der alle aufsehen hieß.

Maltes Stirn verschattete sich. »Was heißt das, Jörg: Auf mich rechnet nicht?«

Doch bevor er antworten konnte, hatte Frauke die Zeichnung an sich gezogen. »Sieh, sieh!« sagte sie lächelnd. »Ich wußte gar nicht, daß du so geschickt zeichnest. Was stellt das denn dar?«

»Den Götzen der Welt, den Malte soeben als den kommenden König ausrief.«

Frauke begriff, sie lächelte geheimnisvoll. Die andern erhoben sich und betrachteten das seltsame Bild. Harro lobte es: »Ganz richtig, Jörg!«

Aber Malte fand die Unterbrechung unschicklich, und sein Knöchel pochte auf. »Erlaubt, wir sind nicht hier, um Bilder zu betrachten. Jörg, du schuldest mir noch eine Erklärung.«

Jörg strich sich mit der flachen Hand über das Haar. »Ich habe mein Studium bereits aufgegeben«, sagte er.

Malte sah ihn fest an: »Davon weiß ich nichts.«

»Ich wollte es dem Vater ersparen, Malte. Es ist ja auch gut, daß ihn mein Entschluß nicht mehr beunruhigt hat. Er ist unabänderlich.«

»Du willst Kaufmann werden?«

»Nein. Ich will nichts werden, sondern nur sein, was ich bin: ein Musiker oder, wenn das besser klingt, ein Künstler in der musica sacra.«

Er sagte es völlig ruhig. Von seiner Linken, wo Güldenfey saß, spürte er eine tastende Hand. Er nahm sie und drückte sie im Dank.

»Wenn ich dich recht verstehe,« sagte Malte, »so willst du Organist werden. Nun, du bist musikalisch, aber ungeachtet, daß dazu doch vermutlich etwas mehr gehört — ein Treß sitzt nicht auf der Orgelpritsche und spielt Choräle.«

Es ballte sich irgend etwas zusammen, etwas, das quälend und ängstigend war. Güldenfey zog den Amethyst, den sie wie ein Amulett an feinem Kettlein immer bei sich trug, hervor und drückte den Stein an die Lippen. Harro musterte starr die beiden Bildnisse, die ihm gegenüber an der Wand hingen: Behrend Treß, Oberst im schwedischen Gyllenstiernaschen Regiment, und Karl Heinrich, den Major bei den Bohuslehnschen Schützen. Nein, wirklich, das ging nicht! Jörg war im Felde Offizier geworden, und jetzt Tastenschläger?

Jörg schien das, was sich um sein Haupt zusammenzog, nicht zu berühren. Er stand auf, war Malte gerade gegenüber, fast so groß wie der, und völlig gesammelt. »Malte,« sagte er, »ein Treß tut das ganz, was er einmal vor seinem Gewissen verantworten muß. Wenn du aber meinst, ich hätte nicht das Zeug dazu, so kann ich ja den Beweis erbringen. Ich lade euch auf morgen vormittag zehn Uhr, in St. Niklas mir zuzuhören.«

Onkel Rolf legte seine Hand breit auf den Tisch. »Ihr Treß seid allesamt Hartköpfe. Ihr wollt euch die Schädel aneinander einrennen. Muß das just in dieser schlimmen Zeit geschehen?«

Aber Malte legte die Hand auf seinen Arm. »Es ist jetzt nicht die Stunde, davon zu handeln. Gut, Jörg, wir kommen! Und danach reden wir davon in meiner Wohnung.«

Der Zwischenfall war erledigt. Malte fuhr fort, Vorschläge zu machen. Man müsse daran denken, Einschränkungen sich aufzuerlegen. Vaters Motorboot könne verkauft werden. Schließlich könne man das Fährschiff benutzen, wenn man nach Heilisoe fahren wolle. Damit wäre auch Telge, der Bootsmann, erübrigt.

Er sah plötzlich zu Frauke hinüber. Hatte sie nicht eine Bewegung gemacht? Aber Frauke saß still und unbewegt da, die Hand an der Wange.

Und dann der Garten hinter der Mauer! Er trug nichts, es war in ihm nur ein kurzes sommerliches Blühen. Hans Olrogge hatte jüngst anfragen lassen, ob er feil sei.

»O meine Armen!« sagte Güldenfey und hob beide Arme, als müsse sie diesen lieben Fleck Erde verteidigen. Wieviel Freude wuchs in ihm! Wenn Güldenfey mit ihrer Gartenschere durch seine Beete und Büsche ging, um aus seinem Blütenreichtum Sträuße für die alten Frauen des »Räucherbodens« zu binden, war ihre Seele ganz sommerlich hell. Ihr Taschengeld reichte nie für die Bedürfnisse der Darbenden aus, und in ihren Sträußen trug sie stets einen feinen Duft in die engen Gelasse.

»Wir wollen es erwägen, Güldenfey«, sagte Malte und nickte ihr beruhigend zu.

»Aber Engelke bekommt doch ihren Stiftsplatz im Heiligen Geist!« rief sie. »O, sie kann nicht mehr. Vierzig Jahre hat sie auf dem kalten Estrich unsrer Küche gestanden und für uns alle gekocht. Der Vater hatte es ihr versprochen. Ist Engelke im Testament nicht genannt?«

Harro sprach ein paar Worte leise zu Malte. Dieser nickte. »Sei unbesorgt, Güldenfey. Wenn auch wir uns manches versagen müssen, für unsre treuen Dienerinnen wird gesorgt. Engelke soll ihre wohlverdiente Ruhe haben und später auch unsre alte Ose.«

Güldenfeys Augen glänzten. Nun ging sie alles andre nichts mehr an. Sie hörte kaum noch auf das, was Malte sagte, sie war gewiß, daß sie auch ihren Garten behalten dürfe. Auch bei dem gemeinsamen Essen, das man nach der langweiligen geschäftlichen Aussprache oben einnahm, merkte sie nichts von der gehaltenen Art, in der die Geschwister untereinander redeten. Ein Stuhl stand leer am Tisch; aber es war nicht die Rücksicht auf den, der auf ihm gesessen, die alle veranlaßte, die Worte vorsichtig zu wählen. Einmal fiel ihr ein: Jörg! Doch als sie zu ihm hinübersah, fand sie ihn, wie er unbekümmert mit Frauke sprach. Was war nur mit ihm? Ob er wirklich etwas Besonderes leistete? Ob Malte nachgeben würde?

Nach dem Essen verabschiedeten sich, die nicht im Treßhof wohnten. Malte und Frauke gingen in ihr Haus am Markt, Onkel Rolf hatte noch in seiner Schreibstube zu tun; Harro wollte ihn begleiten.

Güldenfey lief, noch früher, als die Tür sich hinter den Fortgehenden geschlossen hatte, zu der alten Köchin, die in ihrer Bibel las. Sie setzte sich neben sie und faßte die beiden arbeitrauhen Hände, ehe diese die Hornbrille von den Augen heben konnten.

»Engelke, es ist ganz gewiß, die Stelle im Heiligen Geist ist frei, und du kannst hinein, wann du willst.«

Engelke nahm die Brille ab, legte das Lesezeichen in das Bibelbuch und klappte dieses zu. Sie sah Güldenfey an, schüttelte langsam den grauen Kopf und fing an zu weinen.

»Du, du!« Güldenfey strich an ihr auf und nieder. »Ich freue mich so darauf, es dir zu sagen, und du weinst.«

Nun, da das ersehnte Ziel erreicht war, ängstete die Alte der Abschied. Was sollte im Treßhof ohne sie werden? Man wußte ja, wie die Mädchen der neuen Zeit waren: frech und üppig traten sie einher, von Treue wußten sie wenig.

»Laß nur, Engelke, wir werden schon fertig werden, und geht es nicht, so kommst du und siehst ein. Denk' jetzt an die niedlichen warmen Stübchen, deren Fenster auf den Säulenhof sehen. Wenn ich dich dort besuche und wir Kaffee trinken, während der Regen fällt! Und der Weg zu deinen Gemeinschaftabenden ist von dort so kurz!«

Ja, das war ein Trost. Die Stunden in der Winkelgemeinschaft waren Engelkes heimliche Freude, sie glaubte an die nahe Wiederkehr des Herrn: alle Zeichen dieser bösen Zeit deuteten darauf hin. Aber daneben war doch der Gedanke an Güldenfey und Jörg. Wenn der in die Ferien kam, wer würde ihm die Kartoffelkuchen recht backen!

Jörg! Güldenfey fiel es plötzlich schwer auf das Herz. Sie wollte doch noch mit ihm reden. Über ihrer Freude hatte sie ihn vergessen. Sie drückte der Alten die Hand und lief durch die Zimmer.

Aber Jörg war nicht mehr da. Er hatte hinterlassen, er gehe zum Kirchenvogt, um mit ihm alles wegen morgen zu besprechen. Nun, da kam er bald wieder, und Güldenfey konnte schnell noch einmal zu Mellins hinuntersteigen.

Der alte Packmeister des Treßhofes — er erschien Güldenfey alt, weil er einen langen Bart hatte, der ihm über die Brust bis zum zweiten Rockknopf herabhing — gehörte zum Hof wie Ose zur Familie. Es wird erzählt, daß er dem Freier der einzigen Tochter, einem übrigens erwünschten Beamten in ansehnlicher Stellung, in fast einstündiger Sitzung erklärt habe, welche Ehre ihm widerfahre, daß er gewissermaßen in das Haus Treß einheirate.

Es war da unten so viel Geheimnisvolles zu sehen: ein Glasschrank mit gläsernen Hirschen und Schweizerhäuschen, Klingelschnüre aus silbernen Perlen, Tassen mit verblichenem Goldrand und gefühlvollen Widmungen und uralte Ostereier voll wunderlicher Schnörkel. Und über allem ein leiser Duft nach Holländer Knaster und Anis.

Mellins hatten einen Brief von Marie bekommen und besprachen umständlich die Vorgänge im Tageslauf der Tochter, als Güldenfey eintrat. Sie mußte ihren Ehrenplatz einnehmen im geblümten Lehnstuhl mit den vielen Kissen, vor dem der silbergraue Kater Murr schlief; sie mußte die Nachrichten von Mariechen und ihren Kindern hören. Mellin wollte seine Pfeife ausgehen lassen, wie er immer tat, wenn Güldenfey auf Besuch kam, aber sie duldete es nicht. Nein, sie mußte nach oben und Jörg erwarten. Der Gedanke an ihn ließ sie heute nirgendwo seßhaft werden. Sie sagte, sie sei müde, und wünschte gute Nacht. —

Ose war im Eßzimmer und zählte das Silber ab. Güldenfey stellte sich an das Fenster und sah in den Hof, wo in den Lichtschein des Mondes die gezackten Schatten der Speicher glitten. Der Kastanienbaum füllte sich mit jungem Saft, leise trat hinter die Nächte, denen der Reif noch das glitzernde Kleid schenkte, der fröhliche Lenz.

Jörg kam noch immer nicht.

»Kind, du bist blaß vor Müdigkeit«, sagte Ose. »Komm, ich helfe dir beim Auskleiden.«

»Ach, Ose, wenn ich ihn heute nicht mehr sehe! Und ich sollt' ihm doch helfen und weiß nicht wie!« Ihre Stimme lallte schwer wie die eines schlaftrunkenen Kindes.

Ose faßte mütterlich ihre Hand. »Siehst ihn ja morgen, ich sag's ihm, wenn er heimkommt.«

Aber als Güldenfey die Decke ihres Lagers über sich zog, war alle Müdigkeit verflogen. »Ose, ich muß es dir sagen von Jörg, ich habe sonst keine Ruhe. Er will Künstler werden. Morgen in der Kirche spielt er. Malte ist dagegen.«

Die Alte saß auf dem Stuhl am Bett und faltete die Hände. »Wird Malte nichts nützen. Wenn Jörg sagt: Ich will!, so wird es. Er hat es von deiner Mutter, Kind. In ihr war lauter Klingen. Es ist seltsam um die Erbschaft des Blutes. Wem sie zufällt, muß sie antreten.«

»Wie wenig fiel mir von ihr zu!« Güldenfey seufzte und fühlte den Stein, den sie am Halse trug.

»Dir? Kind, du hast doch ihre Art geerbt: wie sie mußt auch du jedermann Liebes tun. Als sie dir den Namen gab ...«

»Ose, bitte, erzähl' es mir.«

Und die Alte erzählte aufs neue, was sie wohl tausendmal schon berichtet hatte. »Als du geboren warst, sah ich, daß ihre Kraft zerging, und sie wußte es auch und war ganz still und gefaßt. Dein Vater lag an ihrem Bett auf den Knien, und ihre Hand strich über sein Haar. Dann wandte sie plötzlich den Kopf: ›Bringt mir das Kind!‹ Da nahm ich dich, weiß gebündelt wie du warst, legte dich in ihren Arm, und sie sah dich lange an. Dann sagte sie mit ganz hoher Stimme, so wie du immer sprichst: ›Güldenfey, liebe, kleine Güldenfey, lebe!‹ Ich wußte nicht, was sie meinte, und sah sie verwundert an. ›Ist sie nicht wie eine kleine goldene Fee?‹ Und sie sagte zu deinem Vater: ›Otto, ich weiß, daß die erste Tochter in jeder Generation der Treß Myrrha genannt wird, und wenn du willst, mögt ihr sie mit dem Namen ins Kirchenbuch eintragen lassen, aber ihr Name ist Güldenfey, und so soll sie genannt werden!‹ — Siehst du, Kind, und dann hing sie dir das Kettlein mit dem Stein um, etwas mühsam, denn Gottes Engel winkten schon, aber ich half ihr. Und als ich dich in die Wiege gelegt hatte und mich wieder umwandte, da winkten sie wieder, und sie ging mit ihnen.«

»O du Liebe, Süße!« sagte Güldenfey. Sie hatte den Stein an ihrem Mund und küßte ihn andächtig.

»Du hast ihr Wesen geerbt und Jörg ihre Musik. Beide habt ihr das Beste von ihr. Ich sage dir, sie konnte singen! Nicht so laut und mit verzerrtem Gesicht wie die Frauen, die sich am Flügel aufstellen und tun, als wollten sie auf der Stelle sterben, sondern leise und lächelnd. Und immer ganz seltsame Melodien. Als sie Jörg trug, hab' ich nebenan beim Wäscheordnen oft lange stillgestanden und ihr zugehört. Mir wurde dann ganz sehnsüchtig um das Herz.«

»Und Harro und Malte? Haben die nichts von ihr?«

»Die sind Tresse, Kind! Harro ist Soldat, Seefahrer wie der Oberst bei den Gyllenstiernaschen Söldnern.«

»Und Malte?«

»Ja, Malte!« Ose zuckte die Schultern.

In diesem Augenblick fiel es Güldenfey ein, wie sie ihn unter dem alten Bild von Balzer Treß gesehen, wie sein schönes blasses Gesicht Zug um Zug dem des Ahnen geglichen hatte. »Malte ist Balzer, dessen Bild unten hängt!« rief sie.

»Der fliegende Holländer? Gott bewahr' uns, Kind!«

Güldenfey richtete sich auf. »Der fliegende Holländer? Heißt er so? Was ist's mit ihm?«

Der Alten Lippen wurden schmal und herbe, als müßten sie etwas verschließen. »Nichts ist mit ihm. Ich weiß nichts!«

Sie erhob sich und trat an das Fenster. Die Teiche, die die Stadt umgürteten, lagen im Mondlicht. Der Duft der lenzenden Erde floß um die alten Weiden.

»Es ist hell draußen, und unter den Bäumen nebelt es. Du sollst jetzt schlafen, Kind.«

»Ach, Ose, erzähle, bitte!«

»Was? Die Unglücksgeschichte? Die bringt müden Menschen den Schlaf nicht.«

»Ich finde vorher doch nicht Ruhe.«

Wer konnte widerstehen, wenn Güldenfey bat! Die Alte schüttelte den Kopf, setzte sich am Bette wieder nieder und begann.

»Die Treß sind von Heilisoe als Fischer in die Stadt gekommen und haben den Handel angefangen. Es ging recht und schlecht mit ihnen, und ihr Wohlstand wuchs, und sie bauten die Kornspeicher. Aber dem Balzer, der nach hundert Jahren aufkam, ging das In-die-Höhe-Kommen nicht schnell genug. Damals war schon der Neid auf die Olrogges und deren Mißgunst gegen uns. Der Balzer fing also den Handel mit Holland an. Das alte Abenteurerblut brauste in ihm, er rüstete eine Kogge aus und fuhr selbst nach Amsterdam. Er hatte, ich weiß nicht wie viele, Söhne und Töchter zu Hause, aber das Goldfieber gewann solche Macht über ihn, daß er nur selten heimkam. Der Reichtum floß ihm zu, und er leitete ihn her, aber er verfiel der Gier mit Leib und Seele. Immer neue Besitztümer raffte er an sich. Aber als er nun so viel besaß, daß er es kaum noch übersah, da packte ihn das Heimweh in der fremden Stadt. Er belud eine neue schöne Kogge und segelte heimwärts. Er fuhr und fuhr und kam doch nicht an sein Ziel. Es war nicht stürmisch, doch er konnte die Einfahrt in den Sund bei Heilisoe nicht finden. In Häfen und auf der Fahrt fragte er stets aufs neue: ›Wo geht der Weg nach Heilisoe?‹ Sie beschrieben ihn dem Frager, doch er fand ihn nicht. Sein Kompaß wies ihn in die Irre. Seitdem fährt er rastlos durch die Meere bei Tag, bei Nacht, in Wintern und Sommern, immerfort. Sie nennen ihn den fliegenden Holländer. Viele haben seine Kogge mit der Glücksfee, die ein goldenes Füllhorn ausschüttet, als Gallion gesehen; auch mein Vater, der als Kapitän oft bis ans Nordkap fuhr. In stillen Nächten hört man auch den Anruf: ›Wo geht der Weg nach Heilisoe?‹ Dann werfen sie das Schiff nach Steuerbord herum, denn von Backbord gleitet es immer auf sie zu. Können ihm ja den Weg doch nicht weisen, und wenn schon — den Kurs findet der fliegende Holländer nicht.« —

Güldenfey lag ganz still. Ose glaubte, sie sei eingeschlafen. »Kind, schläfst du?«

»Ach nein, Ose. Wie sagtest du, das Gallion der Kogge sei eine Fee mit goldenem Füllhorn?«

»Ja, so erzählt man.«

»Ob das Mutter wußte, da sie mich Güldenfey nannte?«

Die Alte stand auf und strich über die gefalteten Hände. »Nein, nein, was hat sie mit dem alten Spuk zu schaffen! Du heißt so ... Ja, es ist seltsam, vielleicht kannst du ihn erlösen.«

»Und fährt noch heute ruhelos durch die Meere?«

»Ist ja nur eine Sage, Kind. Gott weiß alles, und bei ihm ist Vergebung. Schlaf jetzt!«

Güldenfey lag noch lange wach und sah das Mondlicht in das Zimmer gleiten. Sie hörte Jörg heimkehren und später Harro, aber ihre Gedanken waren bei dem Ahn draußen auf der See, der den Weg nach Heilisoe suchte und nicht fand.

An der Wegscheide

Seitwärts führte in die Kirche des St. Niklas eine kleine Tür, durch die die Treß zum Gottesdienst gingen. Sie war von eigenartiger Schönheit. Als der Vogt sie aufschloß, um die Herrschaften einzulassen, blieb Frauke Treß stehen und bewunderte das feine Maßwerk, das ein Spitzbogen in erhabener Arbeit krönte. Auch Malte sah flüchtig hin. Er hatte wenig Zeit und war nur gekommen, um vor den andern als gerechtfertigt dazustehen. Von der Musik verstand er nichts, und er betrachtete die Stunde, die er darangab, als ein Opfer.

»Was ist das?« fragte er und deutete flüchtig auf die Figuren in den beiden oberen Winkelfeldern, die gegeneinander die Posaunen hoben.

»Irgendwelche Wesen, die Musik machen«, erwiderte Frauke leichthin.

Er glaubte die Geringschätzung zu hören, die die Poppelmanns für alles empfanden, was nicht zu den führenden Handelshäusern zählte. Schmuck des Lebens, o ja! Aber wer ihn darbot, stand auf andrer Stufe. Und sein leiblicher Bruder! Wohlan, er mochte spielen! Wie Malte urteilen würde, stand bei ihm.

Pastor Thomasius war da, der feine Redner und gewinnende Mensch, der anläßlich des Todesfalls allen nahegetreten war. Als er die Geschwister begrüßt hatte, bat er um die Erlaubnis, dem Spiel lauschen zu dürfen. Er sagte nicht, daß Jörg am vergangenen Abend bei ihm gewesen war; er gab sich, als wäre er zufällig gekommen.

Seine Anwesenheit war Malte nicht willkommen. Er fürchtete, man möchte voreilig von Jörgs Plänen sprechen. Doch Thomasius' Worte verrieten nicht, daß er darum wußte, und schließlich war man hier bei ihm zu Gast.

Sie betraten den Treßschen Kirchenstuhl am Lettner, der im Volksmund der goldene Präsentierteller hieß. Er lag der Kanzel gegenüber. Der silberne Präsentierteller an der andern Seite des Altars war der Sitz der Olrogges.

Das hohe Mittelschiff war vom Sonnenlicht durchgossen. Die Säulenbündel, der buntbemalte Umgang, das hohe Chor mit dem funkelnden Altarschnitzwerk, die Barockfiguren, die in gezierter Haltung den Laienaltar umstanden, die Ambone, alles war von den fröhlichen Strahlengarben belichtet und beglänzt, die der Frühling einer blut- und tränengesättigten Erde schenkte.

Inmitten dieses heiteren Lichtspiels erschien die dunkle Menschengruppe in Trauerflor und schwarzem Tuch wie eine düstere Mahnung des Unvergeßlichen. Wären nur die strahlenden Augen Güldenfeys nicht gewesen! Thomasius, der im Hintergrunde saß, beachtete, mit welchem Entzücken diese Augen die reiche Fülle in sich tranken.

Auf dem Chor, wo die ihrer blanken Pfeifen beraubte Orgel türmte, regte sich nichts.

Malte wurde ungeduldig. »Ich hoffe, er wartet nicht auf Onkel Rolf. Ob er überhaupt hier ist?« wandte er sich an Harro.

Dieser antwortete mit einer Gebärde und blickte zur Orgel auf. In diesem Augenblick setzte das Spiel ein. Ein Schrei, vor dem die Wolken barsten, und noch einmal und noch einmal, hallend wie Gottes Stimme. Und darauf die Antwort der Gründe, aufbrausend, sich überschlagend, ein Donner in Tiefen, wo entfesselte Brände heulend die Felsenbande sprengten.

Pastor Thomasius beugte sich vor und raunte den Namen des Tonstückes. Niemand verstand ihn. Harro zog die Brauen in die Höhe. In Fraukes Gesicht, das in seiner kühlen Gelassenheit gleichgültig dreingeschaut, trat ein gespannter Zug. Güldenfeys Augen weiteten sich und wurden ganz von ihrer Seele ausgefüllt. Sie sahen hilflos drein, als das ungeheuerliche Widerspiel der Stimmen begann: das Auf und Nieder, die Empörung und ihre Bewältigung, das brausende Halleluja des Sieges.

Malte stand auf, sprach einige Worte zu Frauke. Ihm war eingefallen, daß er den Prokuristen, Herrn Häberle, mit den dringendsten Unterschriften bestellt hatte. Er hatte in bezug auf Jörg seinen Entschluß gefaßt.

Als seine Schritte verhallten, begann droben das Spiel aufs neue. Jetzt war es etwas durchaus andres. Eine schmerzliche Klage ohne heldenhaften Schwung. Die wehreiche wunde Zeit öffnete ihren Mund, das deutsche Leid tat sich kund. Güldenfey preßte die Hand gegen die Brust: alles, was sie während des verflossenen Winters empfunden, sprachen die Töne aus. Die schmerzhafte Spannung bedrängte sie. Da quoll es von andern Stimmen dagegen: O Lamm Gottes unschuldig, tröstlich beschwichtigend. Sie weinte. Plötzlich fragte sich Güldenfey: Ist das wirklich Jörg, der dort oben spielt? Ja, sie hatte ihn gehört, wenn er am Flügel saß und stundenlang phantasierte, doch dies war mehr als Spiel. Sie reckte den Kopf, doch der Spieler war von hier aus nicht sichtbar. Kurz entschlossen verließ sie das Gestühl, ging leise im Seitenschiff bis zum Orgelchor, die Treppe empor, tastete sich über Stufen bis an die Ecke des Gehäuses und spähte.

Da saß Jörg, die Arme zu den Tasten erhoben, die Augen in eine Ferne gerichtet. Er spielte, ohne auf die Noten zu sehen, und unter seinen Fingern schwoll jetzt lauter der Bittgesang an, das Agnus Dei. Eine süße Freude erfüllte sie. Sie war nie hier oben gewesen und blickte nun scheu in die Fülle der Säulen, Bogen und Wölbungen. War es nicht, als erwache unter den Klängen alles da unten, was in steinernem Schlaf ruhte, die starren Heiligenbilder, die Kapitelle und Schmuckstücke, die Grüfte in den Seitenkapellen und die gezierten Altäre? Wer so hoch, dem Licht und dem Klang so viel näher, weilte, dem mußte das Leben anders erscheinen.

Erbarme dich unser! Gib uns deinen Frieden!

Kränzten nicht die Strahlen den mißhandelten Leib des Herrn, der am Triumphkreuz über dem Lettner schwebte? Hob nicht alles, was Menschenhand drunten geformt, die Hände zu ihm empor? O ja, Güldenfey verstand jetzt ganz. Sie hatte sehen wollen, ob Jörg diese Tonfülle wirklich hervorrufen konnte, aber sie hatte mehr empfunden: sie hatte einen Blick in seine Seele getan. Langsam kehrte sie zu den andern zurück.

»Malte bittet euch, daß ihr zu uns kommt«, sagte Frauke, als Jörg die Treppe verließ und zu ihnen trat.

»War Malte auch hier?«

»Er saß bei uns. Sahst du uns nicht?«

»Nein. Ich habe niemand gesehen. Ich habe eigentlich nur für mich gespielt, Frauke.«

Sie entgegnete nichts. Harro äußerte seine Anerkennung in lauten Worten, aber Jörgs Gesicht drückte Abwehr aus. Da schwieg auch Thomasius.

Güldenfey hielt ihres Bruders Hand: »Du Lieber! — Soll ich mit euch gehen? Ich hätte wohl für Engelke noch etwas zu besorgen, aber wenn sie dich nun bestürmen ...«

»Warum solltest du?«

»Du sagtest gestern, ich sollte zu dir stehen.«

»Bin ich dessen sicher?«

Sie nickte ihm zweimal bedeutsam zu.

»Dann geh ruhig deinen Weg, kleine Güldenfey. Mit alledem werde ich schon allein fertig«, sagte er herzlich.

Pastor Thomasius schickte sich an, Güldenfey zu begleiten, und die drei traten in das Haus am Markt.

In dem unteren Stockwerk, wo die Schreibstuben lagen, war ein gedämpftes lebhaftes Treiben. Der alte Chef war begraben, es wehte frischer Wind. Zwar bot die Zeit des Geschäftlichen nicht allzuviel. Man stand abwartend, mit geneigten Köpfen da: Gesetze wurden über Nacht aus der Erde gestampft, und hinter besetzten Grenzen plante feindlicher Sinn das Verderbliche. Dennoch zitterte die Erregung in jedem Wort und Tritt.

Malte entließ Herrn Häberle, als die Brüder eintraten. Er war sehr freundlich und führte sie hinauf. Die Zimmer lagen im Sonnenlicht, das sich durch die Spalten der resedenfarbenen Vorhänge schob. Malte zeigte sich als der liebenswürdigste Wirt.

»Nein, setz' dich hierher, Jörg, dieser Stuhl ist bequemer! Und du, Harro? So, du hast schon gewählt. Wollt ihr etwas genießen?«

Harro, der ewig Durstige, schien nicht abgeneigt, aber Jörg sagte so bestimmt nein, daß er keinen Wunsch äußerte.

»Also reden wir zuerst!« fuhr Malte fort. »Dein Spiel! Es war einfach packend, mein Junge. Ich versteh' nicht viel davon, aber das erste Stück, das ich leider nur hörte, überzeugte mich, daß du etwas kannst. Was war es denn?«

»Die D-Moll-Tokkata«, sagte Jörg.

»Wir wußten es ja, daß er etwas darin leistet!« bemerkte Harro.

»Doch das erwartete ich nicht. Woher hast du das nur?«

Harro strich mit den flachen Händen über die Armlehnen seines Stuhls. »Mutters Erbteil!«

»Angenommen, ja! Aber dennoch ...« Malte erging sich weiter in lobenden Worten.

Jörg saß still und hörte ohne ein Zeichen befriedigten Stolzes zu. Ein Abglanz von der Ergriffenheit, die ihn während des Spiels durchschüttert, war noch auf seiner Stirn. Er wartete auf das, was kommen würde. So leicht gab Malte seinen Vorsatz nicht auf. Und es kam.

»Wir geben zu, lieber Junge, daß du in dir trägst, was dich zum Künstler befähigt. Ich nehme auch den Zweifel zurück, daß es dir an technischer Fertigkeit mangle. Ja, ich glaube, du besitzt beides. Aber das wird jetzt nicht gefordert. Die bedrängte Zeit fordert Arbeit, rechtschaffene Arbeit, die man in Verruf getan. Von Menschen deiner Art aber, die sich in glücklicheren Tagen zu ihrer und andrer Freude ausleben durften, fordert sie Opfer. Jeder, auch ich soll es bringen. Von dir fordere ich es ebenfalls.«

Jörg hatte auf das Spiel der Stäubchen im Sonnenstrahl geachtet, solange Malte sprach. Es waren gute Worte, die an ihn gerichtet waren; sie machten ihm die Antwort schwer.

Jetzt richtete er sich auf und sah den älteren Bruder gerade an. Es war, als wolle er sein Innerstes vor ihm aufschlagen. »Danke, Malte. Du versuchst mich zu verstehen, das freut mich. Das Opfer, das du forderst, kann ich nicht bringen. Morgen kehre ich nach Schlesien zurück, aber nicht zum Jus. Ich studiere Musik.«

»Ist das deine ganze Erklärung?« fragte Malte.

»Nein, Malte! Ich werde dir erklären, warum ich so handle. Versuch' auch das zu verstehen. Auch ich will Deutschland helfen. Ich will aber nicht, daß, wie du prophezeitest, das Geld der kommende Herrscher wird. Dagegen werde ich wirken mit aller Kraft, denn das machte unsern Untergang gewiß.« Er richtete sich herrisch auf. »Deutscher Geist unter der verknöchernden Faust des Mammons! Wer beide kennt, sagt: Das ist undenkbar! Jedoch ... Ich will dem deutschen Menschen zu seiner Seele verhelfen. Weil er sie verlor, darum ist das alles über ihn gekommen, diese Hetze, diese Verlassenheit, dieses Elend.«

»Hör' einmal!« rief Harro. »Warum wirst du nicht Theologe?«

Malte machte eine Bewegung, die ihm Einhalt gebot.

»Ich tu' es auf die Art, die mir gemäß ist«, fuhr Jörg fort. »Wahrhaftigkeit, Einfachheit lehrt die alte Musik, sie wird von den Leuten auch so verstanden. Mit meinen Mitteln will ich ihnen predigen.«

Malte stand auf, ging einige Schritte und setzte sich wieder. »Wie kamst du eigentlich auf diese Idee?« fragte er.

»Darauf muß ich dir die Antwort schuldig bleiben. Das ist ein Erlebnis, das mir sehr teuer ist.«

Etwas erschütterte Malte, etwas, über das er sich nicht Aufschluß geben konnte. Es war nicht der Widerstand. Ein Treß ohne den eisernen Willen wäre ihm undenkbar gewesen. Aber dieser Gegensatz! Diese bis in die äußersten Wurzelfasern andre Art! Seit vierhundert Jahren sann man im Treßhof auf Erwerb und Mehrung des Besitzes, und jetzt kam einer, der von der deutschen Seele sprach. Kaufleute waren sie und als Nebenreiser waren Seefahrer, Soldaten, Juristen dagewesen, aber nie Bücherhocker und Phantasten.

»Deine Zeichnung bezog sich wohl auch auf meine Worte von Deutschlands Zukunft?« fragte er.

Jörg nickte.

»Und du meinst, wir sollten arm bleiben?«

»Wir sollen mit Stolz tragen, was uns das Schicksal gab. Aber lieber arm als unfrei.«

Wieder spürte Malte die Kluft vor seinen Füßen. Wie geriet der fremde Geist in dieses Haus! Ob der Vater das geahnt hatte? Gewisse Anzeichen deuteten darauf hin.

In diesem Augenblick trat Frauke ein. Sie blieb auf der Schwelle stehen und sah kühl über die Brüder hin. Es war etwas in ihrer Erscheinung, was Jörg reizte. Ihr seidig umrauschter Gang? Ihr nicht schönes, aber in seiner Unbeweglichkeit sphinxhaftes Gesicht? Die unbeirrbare Sicherheit ihres Auftretens? Er wußte nicht, was es war, er fühlte nur bei ihrem Anblick, daß etwas in ihm sich angrifffreudig erhob.

»Ich glaubte, ihr wäret fertig«, sagte Frauke.

Malte ging ihr entgegen. »Noch nicht ganz. Aber, bitte, bleib hier!« Er rückte ihr ritterlich den Stuhl. »Wir geraten in einen Streit über die soziale Frage«, fuhr er fort. »Bleiben wir bei der Sache! Deinen Standpunkt in Ehren, Jörg, doch ich sage dir, ein Treß kann nicht Künstler sein. Ich bitte dich: gib es auf.«

Wie kommt ihm jetzt, da Frauke hier ist, dieser andre Ton? dachte Jörg. Deckt er erst sein Innerstes auf, oder erstickt der Respekt vor seiner Frau das brüderliche Verstehen?

»Nachdem ich dir Grund und Ziel meines Entschlusses dargelegt, ist es unrecht, das geringzuachten, was ich sein will«, sagte er. »Du willst mich bereden, daß ich mir untreu werde.«

»Du kannst deinen Idealen in jedem Berufe leben«, entgegnete Malte knapp.

»Nein!« Jörg stand auf und reckte sich unwillkürlich. »Sag' es doch getrost, Malte, es ist der ›Künstler‹, der dich ärgert.«

»Nun also, ja!«

»Danke! Du bist eben von den Ansichten deines Standes beengt. Wärst du das nicht, würdest du wissen, daß der Name Treß vielleicht gerade dadurch in eine höhere Rangklasse aufrückt.«

Harro lachte auf, auch um Maltes ernsten Mund glitt der Schein eines Lächelns.

»Verzeiht, das soll kein Dünkel sein,« sagte Jörg, »doch ihr rubriziert nun einmal, und darum sag' ich euch dies: Wir Künstler, die wir unserm Beruf folgen und das Göttliche offenbaren, sind doch die Könige auf Erden. Lacht bei euren fetten Suppen über unsre Wunderlichkeiten! Schreit uns mit euren Autohupen an: Platz für uns! Laßt uns in Lumpen hinter den Hecken verkommen! Wir sind doch die Träger dessen, was ihr Kultur nennt. Keiner von euch kann uns unsre Würde entreißen, solange wir dem Heiligen in uns treu bleiben.«

Er war wieder in den Sonnenstreifen getreten, sein Gesicht war von außen und von innen durchleuchtet. Er trug in Wahrheit eine Krone. Fraukes Augen staunten, Malte schien bewegt.

»Morgen in der Frühe fahre ich. Werden wir uns noch sehen?« Jörg war zu ihm getreten und streckte ihm die Hand hin: »Ich weiß, du hast wenig Zeit.«

Malte wußte jetzt: hier sind Worte übrig. Man sprach noch von gleichgiltigen Dingen, etwas, das den Abgang vermittelte und Unwiderrufliches abseits ließ. Dann gingen die Brüder. —

Malte stand am Fenster und blickte auf den mittaglich hellen Platz. Drüben in der Reihe der Staffelgiebel die schwarzrötlichen Zacken des Wülflamhauses. Hatte er nicht schon als Knabe geträumt, das Erbe dieses trotzigen Geschlechts antreten zu wollen? Nicht einmal den störrigen Knaben von zweiundzwanzig Jahren konnte er zur Vernunft bringen.

Er fühlte sich unterlegen wie noch nie. Die Kluft im Blut? Die neue Zeit? Nein, da war noch etwas andres, ein Geist, den er bisher nicht gekannt, der plötzlich Gestalt angenommen hatte. Wir sind doch die Könige! Wir tragen allein das, was ihr Kultur nennt.

»Es ist ja Unsinn!« sagte er laut.

Ein Lachen kam aus dem Zimmer hinter ihm. Er wandte sich überrascht um. Da saß Frauke, die Hand an die Wange gelehnt. Er hatte sie vergessen. »Ich dachte, ich sei allein. Verzeih!«

»Es ist Unsinn,« sagte sie, »aber recht hat er doch!«

»Du meinst Jörg?«

»Ja, an ihn dachtest du doch.«

Malte erstaunte. »Du sagst, er habe recht?«

»Was er werden wird, ist nebensächlich. Eigentlich mag ich diese Leute nicht. Ich kannte einige, die wuschen sich nicht genug. Aber daß Jörg für das eintritt, wofür er die Fähigkeit besitzt, ist ehrenhaft. Du wirst ihn auf seiner Bahn nicht aufhalten.«

Malte erstaunte noch mehr. War das nicht gegen sie gesprochen, was Jörg da vorgebracht? Und sie achtete dessen großmütig nicht. Er empfand diese Gerechtigkeit als ein Eintreten für seine Familie, auf die sie immer ein wenig herabsah.

»Frauke!« sagte er dankbar und streckte die Hand nach ihr aus.

»Was ist?« fragte sie kühl. Nun, sie war jedem Gefühlsüberschwang abhold. Augenblicke wie diese kamen, aber sie gingen schnell vorüber. Immer hielt sie ihn auf Armeslänge von sich fern. Es ernüchterte ihn nicht einmal mehr. Ihre Art war eben so frostig.

Er ließ die Hand, die sie nicht ergriffen, wieder sinken, aber er begann zu ihr zu sprechen. »Ach, Frauke, es dringt jetzt zu viel auf mich ein. Unser Vermögen stark verringert, die Brüder beide andrer Arbeit zugewandt. Wir müssen wieder hochkommen, und ich bin allein!«