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Ein perfektes Weihnachtsabenteuer, wunderschön illustriert.
Der Weihnachtsmann kann es nicht fassen: Seine böse Liste wird lang und länger. Plötzlich taucht da ein Name auf, den niemand erwartet hätte: William Trudel, der zweifache Retter des Weihnachtsfests und beste Freund des Weihnachtosaurus! Unverzüglich macht sich der Weihnachtsdino auf die Reise, um herauszufinden, was mit William passiert ist. Unterwegs trifft der Saurier jede Menge Kinder, die auch auf der berüchtigten Liste stehen – und auf einmal geht es um viel mehr, als zwischen Falsch und Richtig zu unterscheiden ...
Ein fantastisches Abenteuer mit dem beliebtesten Weihnachtsdino aller Zeiten – zauberhaft illustriert mit über 100 Schwarz-Weiß-Zeichnungen: weihnachtlicher Lesespaß für die ganze Familie!
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Seitenzahl: 259
TOM FLETCHER
Mit Illustrationen von Shane Devries
Aus dem Englischen von Franziska Gehm
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Copyright © Tom Fletcher 2022
Copyright © für die deutschsprachige Ausgabe 2022
cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
First published as »The Christmasaurus and the Naughty List« by Puffin,
an imprint of Penguin Random House Children’s Publishers UK
Aus dem Englischen von Franziska Gehm
Illustrationen von Shane Devries
Lektorat: Almut Schmidt
Umschlaggestaltung: Karsten Molesch
unter Verwendung von Illustrationen von © Shane Devries
Umschlagillustrationen: Shane Devries
TP • Herstellung: UK
Satz: KCFG – Medienagentur, Neuss
ISBN 978-3-641-29615-5V001
www.cbj-verlag.de
Für Buzz, Buddy und Max
DIE BÖSE LISTE DER UNARTIGEN KINDER
Ronnie Pranke,
der schon immer ein brutaler Kerl war.
Schicki und Micki von Schnösel,
zwei völlig verwöhnte und verzankte Prinzessinnen in einem weit entfernten Land.
Marvin Johnson,
auch bekannt als ZockerBoy3000, der einmal der beste große Bruder der ganzen Welt war.
Nadin Örgel,
die niemals Gemüse isst (und der schlecht wird, wenn sie das Wort »Rosenkohl« nur hört).
Juwelina Schein,
die auf Teufel komm raus ein Star sein will.
UND – ÜBERRASCHUNG:
William Trudel,
der Junge, der Weihnachten gerettet hat … zweimal!
1. Was bisher geschah
2. Zurück am Nordpol
3. Die Schatten der unartigen Kinder
4. Das Unmögliche schaffen
5. Ronnie Pranke
6. Ronnies Ersparnisse
7. Die alte Oma Pranke
8. Das Richtige tun
9. Verkauft!
10. Schicki und Micki von Schnösel
11. Eine geheimnisvolle Statue
12. Der königliche Spielzeugmacher
13. Königliche Fluggäste
14. Wiedergutmachen
15. Lieferung im Dunkeln
16. ZockerBoy3000
17. Alles läuft mief
18. Allein sein ist nicht fein
19. Weihnachtosaurus3000
20. Fußballosaurus
21. Zwei Brüder, ein Team
22. Nadin Örgel
23. Gemüse für den Müll
24. Rosenkohl
25. Nadin und die Wichtel
26. Die Nordpol-Ranch
27. Buttercreme
28. Juwelina Schein
29. Um jeden Preis
30. Ein singender Tornado
31. Zugabe
32. Deborah Depp
33. Showtime
34. Wo ist William?
35. William Trudel
36. Es wird noch schlimmer für William
37. William und der Weihnachtosaurus
38. Eine blaue Hoffnung
39. Noch ein Zahn
40. Tauschen und täuschen
41. Eine zweite Chance als Geschenk
Danksagung
WAS BISHER GESCHAH
Jeder kennt die Liste der artigen und unartigen Kinder, oder? Also gut, nur für den Fall, dass ihr euer Leben lang mit dem Kopf in einer Kiste Lametta gesteckt habt: Stellen wir uns mal vor, ihr seid das ganze Jahr über artig gewesen – ich weiß, für einige von euch wird das schwierig sein, aber versucht es mal –, und ihr wacht am Weihnachtsmorgen auf, und da sind all die Geschenke, die ihr euch so sehr vom Weihnachtsmann gewünscht und auf den Wunschzettel geschrieben habt: Spielzeugautos, Puppen, Eisenbahn, Videospiele …
BÄM!
Dort liegen sie, verpackt mit so vielen Schleifchen und Glitzerpapier, dass eure Eltern den Rest der Feiertage mit Aufräumen beschäftigt sein werden.
Gratulation – ihr steht auf der
GUTEN LISTE DER ARTIGEN KINDER!
Aber jetzt stellt euch vor, dass ihr vielleicht, nur vielleicht, etwas getan habt, was nicht so nett war. Womöglich sogar, ich wage es kaum auszusprechen … unartig?
Tja, in dem Fall erwartet euch zu Weihnachten ein ganz anderer, sehr unerfreulicher Anblick. Gerüchten zufolge haben Kinder schon Kohle statt Spielzeug geschenkt bekommen oder unterm Weihnachtsbaum hat Rentier-Kacka gelegen (ich warne euch: zu Weihnachten bloß keine Schoko-Rosinen essen!). Aber in Wahrheit ist es noch schlimmer. Viel schlimmer. Was könnte schlimmer sein als Rentier-Kacka unterm Weihnachtsbaum?, höre ich euch fragen. Dann stellt euch mal vor, ihr wacht auf und da sind …
KEINE GESCHENKE.
Oh-oh, ihr steht offenbar auf der
BÖSEN LISTE DER UNARTIGEN KINDER!
Keine Angst, ich mache euch keine Vorwürfe. Ich bin schließlich nicht derjenige, der entscheidet, wer auf welche Liste kommt – eine solche Macht besitze ich nicht –, ich bin nur der Autor, der die Wörter auf diese Seite hier schreibt. Aber es gibt jemanden, der (wenn die Legenden stimmen) dich sieht, wenn du schläfst, und der weiß, wann du wach bist, und ich schätze, wenn er das beides kann, dann weiß er auch ganz genau, ob du ARTIG ODER UNARTIG gewesen bist! Ich spreche natürlich von dem großen Mann höchstpersönlich, dem Vater der feierlichsten Jahreszeit, Mister Rauschebart, Sinterklaas, Santa Claus oder, wie wir ihn in diesem Buch nennen werden, dem WEIHNACHTSMANN.
Wahrscheinlich glaubt ihr, diese Listen entscheiden nur darüber, ob man einen Haufen Spielzeug oder einen Haufen Luft bekommt, aber sie sind VIEL WICHTIGER. Denn genau genommen hängt die Zukunft des Weihnachtsfestes davon ab, ob Kinder den Unterschied zwischen richtig und falsch, gut und böse, artig und unartig begreifen. Wisst ihr, gäbe es keine artigen Kinder, denen der Weihnachtsmann Geschenke bringt, hätte er keinen Job mehr! Er hätte keine Bedeutung mehr, keinen Sinn, an den wir alle glauben. Und würden wir nicht an den Weihnachtsmann glauben, tja, dann würde es ihn gar nicht geben. Jetzt überlegt mal, welche Katastrophe das für das Weihnachtsfest bedeuten würde!
Damit meine ich nicht nur die Geschenke. Versteht mich nicht falsch – der Weihnachtsmann liebt tolle Geschenke mehr als jeder andere –, aber eigentlich geht es nicht um die Geschenke.
Es geht um die FREUDE.
Dieses warme Gefühl, wenn du etwas auspackst, das du dir das ganze Jahr über schon gewünscht hast. Das ist pures Glück, das man erfährt, wenn man nett und artig war. DESWEGEN bringt der Weihnachtsmann Geschenke.
So, wenn du die ersten beiden Bände vom Weihnachtosaurus schon gelesen hast – sehr gut! Du stehst ganz sicher auf der guten Liste. Außerdem dürften die folgenden Informationen dann keine Überraschung für dich sein. Der Weihnachtsmann ist ein riesengroßer, fröhlicher, fantastischer Kerl mit Augen, so tiefblau wie das nördliche Eismeer, und einem Bart, so weiß wie Eis. Zusammen mit stets vergnügten, ständig singenden Wichteln wohnt er in einem Holzhaus auf einer Ranch am Nordpol. Und einmal im Jahr, wenn er seine Geschenklieferungen macht, steuert er einen Schlitten mit acht Mächtig Magischen, Fliegenden Rentieren und … hmmm, Moment, ich bin mir sicher, ich habe irgendetwas total Wichtiges vergessen. NUR EIN SCHERZ! Natürlich steht ganz an der Spitze dieses Schlittens das Wesen, dessen Namen ihr in glänzenden Buchstaben vorne auf dem Buchcover lesen könnt: der einzig wahre
WEIHNACHTSOSAURUS!
Ein eisblauer Dinosaurier, den die Wichtel vor vielen Weihnachtsfesten weit unten in den Eisminen in einem tiefgefrorenen Ei entdeckt hatten.
Der Weihnachtosaurus konnte anfangs nicht fliegen, aber weil sein bester Freund, William Trudel, daran glaubte, zischt dieser besondere Dino mittlerweile so schnell über den Himmel, dass selbst das magischste Rentier dagegen wie Bambi auf einem zugefrorenen See aussieht. Und daher fliegt der Weihnachtosaurus jetzt jedes Jahr voran, wenn der Weihnachtsmann die Geschenke zu den Kindern bringt, die das Glück haben, auf der guten Liste zu stehen.
Was uns elegant zurück zum Ausgangspunkt führt: die Liste der artigen und der unartigen Kinder! Genau darum dreht sich alles in diesem Buch. Und nach dieser kleinen Einführung geht’s auch schon los!
ZURÜCK AM NORDPOL
Diese Geschichte beginnt am weihnachtlichsten Ort der Welt – dem Nordpol. Es war der 1. Dezember und unter einer Decke aus grün, blau und violett flimmernden Polarlichtern sah die Nordpol-Ranch des Weihnachtsmannes aus, als würde sie für eine Postkarte posieren. Tief im Inneren seines großen, gemütlichen Holzhauses saß der Weihnachtsmann in seinem Wunschzettel-Lesezimmer neben einem alten, krummen Weihnachtsbaum – dem ältesten Weihnachtsbaum der Welt – und tunkte ein mit reichlich Butter bestrichenes Toastie in eine Tasse warme Vanillesoße. Übrigens, solltet ihr noch nie ein Toastie in Vanillesoße getunkt haben, dann müsst ihr das unbedingt mal ausprobieren. Ihr werdet mir dankbar sein.
WOMP!
Ein lautes Geräusch vom Fenster ließ den Weihnachtsmann zusammenfahren, sodass ein Klecks Vanillesoße auf seinem weißen Bart landete.
»Ach, du liebes Lametta!«, grummelte er und wandte sich dem Gepolter zu. »Ah, Weihnachtosaurus, du bist es! Ich hätte es wissen müssen«, sagte der Weihnachtsmann, stand auf und öffnete das große, bunte Fenster, um seinen Dinosaurier-Freund hereinzulassen.
»Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt: Nur weil du fliegen kannst, heißt das nicht, dass du auch überall hinfliegen musst. Es gibt tatsächlich auch Türen am Nordpol!« Der Weihnachtsmann schmunzelte und tätschelte dem Weihnachtosaurus den Kopf, der daraufhin durchs geöffnete Fenster ins warme Zimmer flog.
Der blendend blaue Dinosaurier plumpste dumpf zu Boden und seine durchsichtigen Krallen scharrten über den Holzfußboden. Er schüttelte seine vereisten Rückenschuppen wie ein Hund, der mal eben kurz in einen Teich gesprungen ist, und verteilte Schneeflocken im ganzen Raum.
»Pass auf die Liste auf!
PASS AUF DIE LISTE AUF!«,
rief der Weihnachtsmann und beugte sich schützend über ein wahnsinnig wichtig wirkendes Buch auf seinem Schreibtisch, damit es keine Schneeflocken abbekam.
Kaum war das Wort »Liste« gefallen, hechtete der Weihnachtosaurus zum Schreibtisch, um einen Blick auf die Namen zu erhaschen, die dieses Jahr auf der guten Liste standen.
»Ich fürchte, du freust dich zu früh, mein Freund«, sagte der Weihnachtsmann und setzte sich wieder an den Schreibtisch. »Heute Nacht gehe ich die andere Liste durch.«
Der Weihnachtsmann zeigte mit butterverschmiertem Finger auf die Seite, auf der ganz oben in wunderschönen goldenen Buchstaben DIE BÖSE LISTE DER UNARTIGEN KINDER stand. Der Weihnachtosaurus ließ enttäuscht den Kopf hängen.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte der Weihnachtsmann und seufzte. »Mir gefällt das auch nicht, aber ich muss die Liste heute überprüfen und dann noch ein zweites Mal am Weihnachtsabend. Frag mich nicht, warum, aber so lautet es nun mal in diesem Weihnachtslied, also mache ich es besser so.«
Der Weihnachtosaurus sackte noch mehr in sich zusammen. Zu wissen, dass jedes Kind auf dieser Liste absolut null Komma nichts zu Weihnachten bekommen würde, machte ihn todtraurig. Und es war noch schlimmer, mitanzusehen, wie traurig der Weihnachtsmann wurde, wenn er all die Namen auf der Liste durchging.
»Eins nach dem anderen. Zuerst das Abwiegen!«, sagte der Weihnachtsmann nervös und stellte eine große, wunderschöne Messingwaage auf den Tisch. Es war eine dieser altmodischen Waagen mit je einer Schale auf jeder Seite. Auf einer Waagschale war das Wort ARTIG auf die glänzende Oberfläche eingraviert, auf die andere Schale das Wort UNARTIG.
»Das Wiegen ist der erste Schritt beim Überprüfen der Listen«, erklärte der Weihnachtsmann dem Weihnachtosaurus, während er die Schalen so ausrichtete, dass sie im Gleichgewicht waren. »Es zeigt uns, wie artig oder unartig die Kinder dieses Jahr gewesen sind. Reich mir bitte die gute Liste. Sie liegt dort drüben im Regal. Hopp, hopp!«
Der Weihnachtosaurus flog zum Bücherregal, schnappte sich das dicke Buch mit der auf den Rücken geprägten Aufschrift DIE GUTE LISTE DER ARTIGEN KINDER und ließ es in die Hände des Weihnachtsmannes fallen. Vorsichtig legte der Weihnachtsmann das Buch in die ARTIG-Waagschale und sie sank unter dem Gewicht beinahe bis zur Schreibtischplatte. Dann wandte sich der Weihnachtsmann wieder der beängstigend dicken BÖSEN LISTE DER UNARTIGEN KINDER auf seinem Schreibtisch zu und ließ die Fingerknöchel knacken, bevor er den Wälzer auf die andere Waagschale hievte.
»Mach dir keine Sorgen, wenn die Waagschalen nicht ganz im Gleichgewicht sind. Beim ersten Wiegen ist es nie perfekt, aber bis zum Weihnachtsfest sollte es ausgewogen …«
RUMS!
Die Waage schlug plötzlich um, die Schale mit der bösen Liste krachte auf den Schreibtisch und die viel leichtere gute Liste schoss in der Waagschale Richtung Decke.
»Ho, ho, oje . . .«
Der Weihnachtsmann seufzte und schielte zur guten Liste, die direkt über dem Kopf des Weihnachtosaurus schaukelte. »Das ist nicht gut! Gar nicht gut! Noch nie habe ich ein solches Ungleichgewicht beim ersten Wiegen erlebt. Offenbar stehen viel zu viele Namen auf der bösen Liste!«
Der Weihnachtosaurus musterte das dicke Buch besorgt.
»Ich meine, natürlich kann nicht JEDES Kind auf der guten Liste stehen, aber ein so großer Unterschied beim ersten Wiegen, das sollte nicht sein. Letztlich geht es darum, eine Ausgewogenheit zu finden und die beiden Waagschalen ins Gleichgewicht zu bringen«, erklärte der Weihnachtsmann und deutete auf die völlig unausgeglichene Waage auf seinem Schreibtisch. »Neigt sich die Waage erst einmal zu sehr zur Unartigen-Seite, so wie jetzt, ist das Unheil kaum noch aufzuhalten. Wie ein Schneeball, der einen Berg hinabrollt und immer größer wird. Und am Ende gibt es vielleicht …« Er schluckte.
»GAR KEINE KINDER MEHR AUF DER GUTEN LISTE!«
Der Weihnachtosaurus rollte den Schwanz ein, seine vereiste Mähne sank nach unten und jegliche Magie schien in diesem Moment aus dem Raum zu weichen.
»Und wenn keine Kinder mehr auf der guten Liste stehen, denen ich Geschenke bringen kann, dann bedeutet das … nun ja, eine Welt ohne mich!«
Der sonst so leuchtend blaue Weihnachtosaurus erblasste. Eine Welt ohne den Weihnachtsmann? Stand etwa wirklich die Zukunft des Weihnachtsfestes auf dem Spiel?
»Ich denke, wir sollten uns mal ansehen, was diese Kinder angestellt haben. Auch wenn das bei so vielen Namen die ganze Nacht dauern könnte … Komm, lass uns die böse Liste zusammen durchgehen«, sagte der Weihnachtsmann.
Er hatte bemerkt, dass der Weihnachtosaurus ein wenig besorgt aussah (gelinde gesagt). Da der Weihnachtsmann wusste, dass ein Snack seinen Freund jederzeit aufmunterte, griff er nach einem frischen Eiszapfen oben am Fensterrahmen, brach ihn ab und warf ihm dem Weihnachtosaurus zum Knabbern zu.
Doch als der Weihnachtosaurus den Eiszapfen mit dem Maul auffing, spürte er plötzlich einen so stechenden Schmerz in einem seiner unteren Vorderzähne, dass er den Snack fallen ließ und losbrüllte.
»Du meine Güte, was ist denn los?«, fragte der Weihnachtsmann.
Der Weihnachtosaurus war sich nicht sicher. Er öffnete das Maul und schnappte sich den Eiszapfen, um es noch einmal zu versuchen, aber als er zubiss … AUTSCH!
Der Schmerz schoss abermals durch seinen Mund und der Weihnachtosaurus zuckte zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.
»Hm, ich seh mir das lieber mal an. Maul weit auf!«, sagte der Weihnachtsmann und setzte seine dicke Gucki-Spezialbrille auf, die er immer benutzte, um besonders winzige Geschenke zu basteln. Seine Augen wirkten wie riesengroße blaue Planeten, als er in das weit aufgerissene Maul des Weihnachtosaurus spähte. »Ah, ich sehe schon, was das Problem ist. Da scheint etwas zwischen deinen Zähnen zu stecken. Genau genommen scheint da jede Menge zu stecken. Ich glaube, du musst …«
Sofort klappte der Weihnachtosaurus das Maul wieder zu. Er wusste, was jetzt kommen würde, und wollte es nicht hören.
»Du musst zum …« Der Weihnachtsmann brach abermals ab, da der Weihnachtosaurus den schuppigen Kopf sorgenvoll in seinen Krallen vergrub, was schwierig war, wenn man ein ferner Verwandter von einem T-Rex war.
»Ach, jetzt sei doch nicht so ein Angstosaurus«, neckte der Weihnachtsmann. »Du musst zum ZAHNARZT!«
DIE SCHATTEN DER UNARTIGEN KINDER
»Lachzahn!«, donnerte der Weihnachtsmann und klatschte in die Hände.
Schneller, als man Schlittenglöckchen sagen konnte, erschien eine kleine Wichtelfrau im weißen Arztkittel im Lesezimmer. Auf die Brusttasche des Kittels waren die Buchstaben WHO (Wichtel-Heilungs-Organisation) gestickt.
»Ich eile, ich rase, ich komm, so schnell ich kann.
Ich hörte dich rufen, nun sag schon, was liegt an?«,
trällerte Lachzahn auf Wichtelart.
»Unser Dinosaurier-Freund hier hat offenbar Zahnschmerzen, und ich hielt es für das Beste, deinen professionellen Rat einzuholen. Schließlich bin ich der Weihnachtsmann und nicht die Zahnfee!«, gluckste der Weihnachtsmann und schlug sich auf die Oberschenkel.
»Das ist völlig richtig,
meine Hilfe ist hier wichtig.
Und nun, du armer, kranker Dino,
sag bitte laut AHHH, nicht OHHH!«,
sang Lachzahn (denn falls ihr es vergessen habt: Die Wichtel sangen ständig und für ihr Leben gerne, besonders bei der Arbeit). Der Weihnachtosaurus öffnete widerwillig sein Maul, das groß genug war, um einen Wichtel mit einem Happs zu verschlingen, was er natürlich NIEMALS tun würde. Lachzahn spähte prüfend auf eine Reihe scharfer Zähne.
»Potz Plätzchen, welch ein Schmutz!
Da hilft jetzt nur ein großer Putz!«,
spöttelte Lachzahn, krempelte die Ärmel ihres Kittels hoch und beugte sich weit ins Maul des Dinosauriers.
Der Weihnachtsmann sah verblüfft dabei zu, wie die winzige Zahnärztin ein ganzes Festgelage an weihnachtlichen Köstlichkeiten aus dem Maul zog, die zwischen den Zähnen des Dinosauriers gesteckt hatten. Zu einer munteren Melodie zählte sie auf:
»Zwischen den Zähnen verfangen
sind zwölf süße Zuckerstangen,
elf kleine Kipferl,
zehn Würstchenzipfel,
neun Pfefferkuchenhäuschen,
acht Schaumgummimäuschen,
sieben Zimtsterne,
wer isst die nicht gerne?
Sechs Bratäpfel, jawohl,
und FÜNF ROSENKOHL!
Vier Stück Stollen,
drei Zuckerschneckenrollen,
zwei Hackklöpse, sehr große …«
Der Weihnachtsmann konnte nicht anders, er sprang auf und schmetterte: »Und ein Toastie mit Vanillesoße!«
Stille.
Es gibt für einen Nordpol-Wichtel nichts Schlimmeres, als wenn jemand ihm die letzte Liedzeile klaut.
»Es tut mir leid, ich konnte einfach nicht widerstehen …«, sagte der Weihnachtsmann und machte ein beschämtes Gesicht. »Nun denn, wie steht es um den Zahn?«
Du alberner Dino, du hast nicht geputzt,
ich fürchte, der Zahn, der ist bald futsch.
Hast du Glück, fliegt er von allein heraus,
aber ziehe trotzdem eine Lehre daraus!«,
schnaubte Lachzahn und versetzte dem lästigen Zahn einen leichten Tritt, woraufhin er wackelte und der Weihnachtosaurus aufjaulte. Lachzahn kletterte die Leiter hinunter, schüttelte den Kopf und der Dinosaurier rieb sich die Wange. Zahnschmerzen sind echt was Schlimmes, aber dass ein Dinosaurier, der sich noch nie die Zähne geputzt hat und sich von Zuckerstangen und Weihnachtsleckereien ernährt, überhaupt noch Zähne hat, ist ein Wunder.
»Mach dir keine Sorgen, mein lieber Dinosaurier. Zähne kommen und gehen. Los, lass mal sehen, wie er wackelt!«, sagte der Weihnachtsmann aufgeregt. Warum Erwachsene so versessen darauf sind, einen Wackelzahn wackeln zu sehen, bleibt eins der großen ungelösten Rätsel.
Aber der Weihnachtosaurus wollte seinen Zahn nicht wackeln lassen. Er presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
»Es ist sein erster Wackelzahn«, sagte der Weihnachtsmann zu Lachzahn und strahlte wie ein stolzer Vater. Dabei wusste Lachzahn – eine erfahrene Zahnärztin der Wichtel-Heilungs-Organisation – das natürlich selbst.
Der Weihnachtosaurus dagegen war alles andere als begeistert, dass er seinen ersten Zahn verlieren sollte. Genau genommen schlackerten ihm schon beim Gedanken daran die Knie. Und zwar noch viel doller, als sein Zahn wackelte.
»Iss nicht mehr so viele Zuckerstücke,
sonst klafft in deinem Lächeln ’ne Lücke«,
sang Lachzahn, griff in ihre Kitteltasche und holte eine Selleriestange heraus.
»Stattdessen Gemüse, gekocht oder roh,
ja, das macht deine Zahnärztin froh!«
Sie warf dem Weihnachtosaurus den Sellerie vor die Füße. Dann verschwand sie und der Weihnachtsmann und der Weihnachtosaurus konnten ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Es gab kaum etwas, was der Weihnachtosaurus nicht aß, aber er würde eher den Rosenkohl vom vergangenen Weihnachtsfest essen als eine Stange Sellerie.
Als der Weihnachtsmann sah, wie der Weihnachtosaurus angewidert die Nasenlöcher blähte, zog er eine Schublade an seinem Schreibtisch auf, in der ein rotes Telefon zum Vorschein kam. Es sah aus wie eins dieser Telefone, die in Cartoons immer im Notfall benutzt werden, und es hatte nur eine Taste … mit der man direkt in der Küche anrufen konnte!
»Hallo? Wir haben hier einen Gemüsenotfall«, sagte der Weihnachtsmann und gluckste in sich hinein. »Ich sagte GEMÜSENOTFALL. Einen Notfall mit Gemüs… Ach, egal, beeil dich einfach!«
Keine dreieinhalb Sekunden später klopfte es an der Tür und eine Wichtelfrau mit einer rüschenbesetzten Schürze betrat den Raum und schob eine winzige Küche auf einem Wägelchen hinein.
»Ah, Buttercreme, wieso hat das so lange gedauert? Wir haben hier eine Selleriestange, um die du dich sofort kümmern musst«, sagte der Weihnachtsmann zu seiner stets verlässlichen Wichtel-Chefköchin. »Der Weihnachtosaurus hat strenge Gemüsediät verordnet bekommen, aber er scheint nicht sonderlich erfreut darüber zu sein.«
»Was? Wo? Wie? Sellerie …?«, überlegte Buttercreme laut, rückte ihre sternförmige Brille zurecht und musterte die Selleriestange, die fast so groß war wie sie selbst.
»Könntest du den Sellerie etwas interessanter schmecken lassen?«, fragte der Weihnachtsmann und zwinkerte dem Weihnachtosaurus zu.
»Es ist traurig und sehr schade,
Sellerie ist wirklich fade.
Will ich ihn verwandeln,
muss ich weise handeln«,
sang Buttercreme und zog ein Kochbuch aus der unteren Ablage ihres Wägelchens.
»Ho,ho,hoWeihnachtosaurus, auf dich wartet ein Leckerbissen! Buttercreme ist dafür bekannt, dass sie alles verzaubern kann: Kohlrüben werden köstlicher als Kuchen, Lauch wird leckerer als Lollis, und Grünkohl … äh, na ja, der schmeckt vermutlich immer irgendwie scheußlich – aber trotzdem, wenn es jemand schafft, dann Buttercreme!«, sagte der Weihnachtsmann und rieb sich die Hände, während Buttercreme schon hier was schnippelte, dort was verrührte, daneben etwas würfelte und gegenüber irgendwas hackte. Es war, als würde man einer Künstlerin dabei zusehen, wie sie ein Meisterwerk erschuf.
»Voilà!«, verkündete Buttercreme schließlich und hielt dem Weihnachtosaurus seinen neuen Leckerbissen hin.
»Buttercreme, du hast es mal wieder geschafft!«, freute sich der Weihnachtsmann und bewunderte den Snack, der jetzt wie ein mit Juwelen besetztes königliches Zepter aussah.
»Mit feinster Erdnussbutter gefüllt,
zur Zier in knackige Kirschen gehüllt.
Cremig und knusprig und saftig,
es schmeckt einfach fantastisch!«
Buttercreme lächelte, legte ihr Kochbuch zurück auf das Wägelchen und marschierte damit zur Tür hinaus.
»Na los, probier mal«, sagte der Weihnachtsmann aufgeregt und der Weihnachtosaurus biss ein winziges Häppchen von der Selleriestange ab. Plötzlich schienen seine Geschmacksnerven zu explodieren. Die Selleriestange war süß, salzig, saftig und pikant zugleich. Ruck, zuck futterte der Weihnachtosaurus die ganze Stange auf und wünschte sich sehnlichst, es gäbe noch mehr davon.
»Siehst du, dank Buttercreme wird das mit dem Mehr-Gemüse-Essen ein Klacks!« Der Weihnachtsmann zwinkerte. »Weitere schlimme Zahnschmerzen bleiben dir damit hoffentlich erspart. So, dann wollen wir uns mal wieder an die Arbeit machen, in Ordnung? Zeit, die böse Liste in Angriff zu nehmen. Wärst du so gut, den Raum etwas zu verdunkeln?«
Während der Weihnachtsmann die böse Liste von der Waagschale nahm und zurück auf die Schreibtischmitte hievte, flog der Weihnachtosaurus einmal in Höchstgeschwindigkeit durch den Raum und löschte mit seinem Windstoß die Lichter aus. Dunkelheit breitete sich aus.
Nachdem der Weihnachtosaurus wieder gelandet war, schnippte der Weihnachtsmann mit den Fingern. Er fing einen Funken Sternenstaub auf und zündete damit eine dunkelgrüne Kerze an, die auf seinem Schreibtisch stand.
Kaum flammte die Kerze auf, klappte der dicke Leinenbuchdeckel wie von Zauberhand auf. Seite um Seite wurde ein Name nach dem anderen sichtbar, als würde ein Geist die Buchstaben mit goldener Tinte schreiben.
»Fangen wir an mit … Ronnie Pranke.« Kaum hatte der Weihnachtsmann den Namen des Jungen geflüstert, flackerte die Flamme der grünen Kerze, als würde sie in einer Brise tanzen.
Das Kerzenlicht warf wabernde Gestalten an die Zimmerdecke – die Schatten der unartigen Kinder.
»Oh ja, ich erinnere mich an Ronnie. Leider ein Stammgast auf der bösen Liste.« Der Weihnachtsmann seufzte. Er und der Weihnachtosaurus beobachteten, wie der flackernde Schatten von Ronnie Pranke seine Hand ausstreckte und andere, kleinere Schattenfiguren auftauchten und ihm widerwillig etwas reichten.
»Er nimmt ihnen das Taschengeld ab«, flüsterte der Weihnachtsmann. »Kein Wunder, dass er dieses Jahr wieder auf der Liste steht.«
Die Schatten tanzten über die Decke, die Szene änderte sich, und man sah, wie Ronnie das gestohlene Geld in irgendeine Kiste steckte.
»Nächste!«,
donnerte der Weihnachtsmann. Seine Stimme unterbrach die Flamme, ließ sie lodern und das nächste Kind auf der Liste erscheinen.
Parker Jax Falcone.
Cooper Jones.
Summer Rae Cawley.
Kit Judd.
Buddy Fletcher.
Orli Daren.
Der Weihnachtsmann schickte einen Namen nach dem anderen in die Luft. Schatten um Schatten erschien an der Zimmerdecke und zeigte Kinder, wie sie unartiger kaum sein konnten – ein Mädchen, das sich nachts aus dem Haus schlich; ein Junge, der splitternackt durchs Schulgebäude rannte; Zwillinge, die sich ständig stritten … Die Liste nahm kein Ende. Sie zu überprüfen war eine langwierige, schwierige Aufgabe, aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Selbst der Weihnachtsmann, der Mann, der schon alles erlebt hatte, war nicht auf den nächsten Namen vorbereitet.
Die goldenen, geisterhaften Buchstaben spiegelten sich in den blauen Augen des Weihnachtsmannes, als er zunächst nur den Vornamen las. Sein weißer Bart zuckte, als auch der Nachname sichtbar wurde. Der Weihnachtsmann flüsterte den Namen und schnappte dann vor Schreck so heftig nach Luft, dass er die Kerzenflamme aufsog und sie erlosch.
Kurz bevor der Raum in Dunkelheit versank, sahen der Weihnachtsmann und der Weihnachtosaurus noch einen unverkennbaren Schatten über die Zimmerdecke flackern. Ein Schatten von jemandem, den sie nur allzu gut kannten und der in einem Rollstuhl saß …
William Trudel
stand auf der
BÖSEN LISTE
DER UNARTIGEN
KINDER!
DAS UNMÖGLICHE SCHAFFEN
MOMENT! Lasst uns mal ganz kurz zurückspulen – William Trudel war das netteste, freundlichste, mutigste Kind der ganzen Welt, wie einige von euch sicher noch wissen. Er und der Weihnachtosaurus sind wie Erdnussbutter und Sellerie: Auf den ersten Blick total verschieden, aber zusammen bilden sie ein unschlagbares Team. Durch seine Weihnachtsabenteuer wurde William fast so berühmt wie der Weihnachtsmann am Nordpol. Und zwar als
der Junge, der Weihnachten gerettet hat …
ZWEIMAL!
Dieser William Trudel würde ja wohl niemals etwas Unartiges tun, oder?!
»Das kann nicht stimmen«, flüsterte der Weihnachtsmann im Dunkeln. »Das ist … das ist … einfach ausgeschlossen! Der kleine Willipups würde nie, nie, niemals etwas so Schlimmes tun, dass er auf diese Liste gerät.«
Der Weihnachtosaurus lief aufgewühlt im dunklen Lesezimmer hin und her und seine Krallen kratzten dabei über den alten Holzfußboden. Der Weihnachtsmann hatte recht: William war sein bester Freund und würde nie, nie, niemals etwas so Schlimmes tun, dass er auf die böse Liste geriet. Irgendetwas musste da schiefgelaufen sein. Vielleicht steckte William in Schwierigkeiten?
Während der Dinosaurier sich Sorgen machte, schnippte der Weihnachtsmann ein paar Mal mit den Fingern, schnappte sich einen neuen Funken Sternenstaub und entfachte die Kerze ein zweites Mal.
Als die Flamme erneut aufleuchtete und Williams Schatten an der Decke auftauchte, richtete der Weihnachtosaurus die hellblauen Eiszapfen seiner Mähne auf die Kerze, sodass sie das Licht wie ein Prisma brachen und unzählige Regenbogensplitter sich im Raum verteilten, die Williams Schatten auslöschten.
»Ich fürchte, dieser Trick reicht nicht aus, um jemanden von der bösen Liste zu streichen«, sagte der Weihnachtsmann mit todtrauriger Stimme.
Der Weihnachtosaurus schnaubte verärgert und knurrte das dicke Buch an.
»Ich kann nicht!
Ich darf nicht
eingreifen!«,
sagte der Weihnachtsmann, der den Weihnachtosaurus sofort verstanden hatte – ebenso schnell, wie er die Schattenbilder des Kerzenlichts entschlüsselte. »Ich möchte genauso wenig wie du, dass unser Freund auf der bösen Liste steht. Wenn ich könnte, würde ich ehrlich gesagt allen Kindern auf dieser Liste gerne Geschenke bringen. Aber es gibt Regeln, und wenn Kinder sich nicht ordentlich benehmen, befördern sie sich selbst auf diese Liste. Ich kann nicht einfach durch Kamine purzeln und munter drauflos Geschenke verstreuen. Ich bin nicht der Osterhase! Ich habe einen Eid geschworen.«
Er deutete mit dem Kopf auf eine gerahmte Urkunde an der Wand, auf der stand:
Der Weihnachtosaurus starrte angestrengt auf die böse Liste der unartigen Kinder und wünschte sich verzweifelt, ihm würde ein Geistesblitz kommen, wie er William helfen konnte. Würde sein Dino-Gehirn doch nur ein paar Millionen Jahre später in der Evolutionskette stehen!
Er hatte das merkwürdige Gefühl, dass es dem Weihnachtsmann ähnlich ging – nicht nur, weil er William genauso lieb hatte wie der Weihnachtosaurus, sondern auch, weil bei einer so dicken und schweren bösen Liste sehr viel Gutes getan werden musste, um das Gleichgewicht bis zum Weihnachtsabend wiederherzustellen. Doch die weisen Augen des Weihnachtsmannes waren nicht auf die böse Liste, sondern auf den Weihnachtosaurus gerichtet. Und dem Weihnachtosaurus entging nicht das schelmische Funkeln, das nur in seinen Augen aufleuchtete, wenn der Weihnachtsmann etwas im Schilde führte.
»Tja, ich kann da absolut nichts machen. Es ist aussichtslos. Der arme William und all die anderen Kinder werden wohl einfach keine Geschenke bekommen. Und wir können nur hoffen, dass sich das Ungleichgewicht nicht noch vergrößert, bis ich am Weihnachtsabend die Listen zum zweiten Mal überprüfen werde«, grollte der Weihnachtsmann und riss frustriert die Arme in die Höhe.
Der Weihnachtosaurus traute seinen Ohren kaum (die gar keine richtigen Ohren, sondern vielmehr kleine Löcher waren, die unter seinen eisigen Schuppen lagen). Gab der Weihnachtsmann William wirklich einfach so auf?
»Die böse Liste wird jedes Jahr länger. Wenn das so weitergeht, sind wir in fünf Jahren bei einhundert Prozent unartigen Kindern.
Keine gute Liste mehr.
Kein Weihnachten mehr.
Und keinWEIHNACHTSMANNmehr!«,
sagte der Weihnachtsmann und zeigte mit sorgenvoll gerunzelter Stirn auf ein kompliziertes Diagramm an der Wand, das den beunruhigenden Aufwärtstrend bei den unartigen Kindern abbildete.
»Es bringt nichts, hier herumzusitzen, sich am Po zu kratzen und den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man das Unmögliche schafft«, sagte der Weihnachtsmann langsam, beinahe so, als wollte er dem Weihnachtosaurus die Chance geben, das zu verstehen, was er eigentlich damit sagen wollte. »Ich kann mir nicht einfach die böse Liste schnappen, damit durch die Weltgeschichte fliegen und diesen Kindern einen kleinen Stups in die artige Richtung geben. Ich bin der Weihnachtsmann – ich darf nicht eingreifen, außerdem habe ich hier JEDE MENGE ZU TUN, schließlich ist in ein paar Wochen schon Weihnachten.«
Der Weihnachtsmann marschierte demonstrativ durch das Lesezimmer und warf dabei immer wieder einen Seitenblick auf den Weihnachtosaurus. Der Weihnachtosaurus hingegen wünschte, der Weihnachtsmann würde mal stehen bleiben, damit er in Ruhe darüber nachdenken konnte, wie er seinem armen Freund helfen konnte, von der bösen Liste zu kommen.
Plötzlich hielt der Weihnachtsmann inne und drehte sich zum Weihnachtosaurus um. »Ja, ja, JEDE MENGE ZU TUN. Da fällt mir ein: Ich muss eben mal kurz weg und etwas sehr Wichtiges … Weihnachtliches … Weihnachtsdings erledigen … und lasse die böse Liste völlig unbewacht.« Er nickte in Richtung Schreibtisch, auf dem die Liste lag. »Wenn der Liste irgendetwas zustoßen sollte, während ich weg bin, würde ich es vermutlich nie erfahren.«
Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte zur Tür hinaus.
Der Weihnachtosaurus betrachtete das beunruhigende Diagramm, auf dem die Kurve der unartigen Kinder steil nach oben zeigte und gefährlich nah an das AUS FÜR WEIHNACHTEN heranreichte.
Auch wenn der Weihnachtsmann gesagt hatte, es sei aussichtslos – es musste doch irgendetwas geben, das er tun konnte! Sein Blick wanderte wieder zu dem dicken Buch, das auf dem Schreibtisch lag. Unbewacht.
Ich kann mir nicht einfach die böse Liste schnappen …
Die Stimme des Weihnachtsmannes hallte durch seinen Kopf. Dann hörte er sie erneut. Dieses Mal vergaß er allerdings ein paar Wörter:
Einfach die böse Liste schnappen!
Mit einem Satz war der Weihnachtosaurus beim Schreibtisch und packte den Wälzer mit den Krallen wie ein Adler seine Beute. Dann erinnerte er sich daran, was der Weihnachtsmann noch gesagt hatte:
… durch die Weltgeschichte fliegen und diesen Kindern einen kleinen Stups in die artige Richtung geben …
… Es bringt nichts, hier herumzusitzen, sich am Po zu kratzen und den Kopf darüber zu zerbrechen, wie man das Unmögliche schafft …
Natürlich, der Weihnachtsmann hatte vollkommen recht! Nur daran zu denken, etwas zu tun, war sinnlos. Man musste es auch wirklich tun!
Es ging nicht nur darum, ob William und all die anderen Kinder dieses Jahr Weihnachtsgeschenke bekamen oder nicht. Die Zukunft des Weihnachtsfestes stand auf dem Spiel! Artig und unartig mussten wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, und wenn der Weihnachtsmann nicht eingreifen durfte, musste der Weihnachtosaurus die Sache in die Krallen nehmen. Die Welt brauchte Weihnachten, mehr als jemals zuvor. Und da nur noch dreiundzwanzig Tage bis zum Weihnachtsabend blieben, an dem der Weihnachtsmann die Listen zum zweiten Mal überprüfen würde, drängte die Zeit!