Der Zukunftscode - Theresa Cheung - E-Book

Der Zukunftscode E-Book

Theresa Cheung

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Beschreibung

Präkognition ist der wissenschaftliche Name für Vorhersagen der Zukunft, die auf einem besonderen, sogenannten sechsten Sinn beruhen. Häufig auch Wahrsagung genannt, ist Präkognition die am meisten dokumentierte parapsychologische Erfahrung. Oft findet das Phänomen in Träumen statt. Aber auch Visionen, akustische Halluzinationen, plötzliche innere Bilder und das Gefühl von intuitivem Wissen werden von Betroffenen beschrieben. Die Autorinnen erläutern, welche verschiedenen Typen von Vorhersage es gibt, und zeigen auf, in welchen Fällen die Grenzwissenschaften eine Erklärung haben und in welchen nicht. Darüber hinaus schildern beide persönliche Erlebnisse, berichten von zahlreichen Fallbeispielen und lassen führende Wissenschaftler und Experten zu Wort kommen. Vor allem aber geben die Autorinnen uns Werkzeuge an die Hand, mit denen jeder von uns das ihm innewohnende Potenzial, in die Zukunft zu sehen, schulen und im eigenen Leben einsetzen kann.

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Seitenzahl: 340

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Theresa CheungDr. Julia Mossbridge

DERZUKUNFTSCODE

Wie die NeurowissenschaftVorhersagen erklären kann

Aus dem Englischen vonKarsten Petersen, Thomas Pfeifferund Andreas Thomsen

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Die englische Originalausgabe erschien 2018 in UK und USA unter dem Titel »THE PREMONITION CODE. The Science of Precognition: How Sensing the Future Can Change Your Life« bei Watkins, einem Imprint von Watkins Media Ltd. UK www.watkinspublishing.com

© 2018 Theresa Cheung und Dr. Julia Mossbridge

1. eBook-Ausgabe 2019

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe

© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe

Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München

Übersetzung: Karsten Petersen, Thomas Pfeiffer, Andreas Thomsen

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

Layout und Satz: Robert Gigler, München

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95550-308-6

Alle Rechte vorbehalten.

www.scorpio-verlag.de

An alle Positive Precogs, die aus dieser Arbeit hervorgehen werden: Dieses Buch ist, war und wird immer für euch sein. Möget ihr schöner erblühen, als wir es je erwartet haben, und in der Erde verwurzelt bleiben, die euch Kraft, Nahrung und Stabilität schenkt.

Theresa Cheung

Julia Mossbridge, PhD

INHALT

Geleitwort von Loyd Auerbach

Vorwort von Dean Radin, PhD

TEIL 1: ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Kapitel 1: Uns selbst voraus

Kapitel 2: Zeit erschaffen

Kapitel 3: Argumente für die Präkognition

TEIL 2: VORAHNUNGEN ENTRÄTSELN

Kapitel 4: Über die Zeit

Kapitel 5: Blick in die Zukunft

Kapitel 6: Über die Grenzen der Zeit hinweg

TEIL 3: INNENSCHAU

Kapitel 7: Zeitlose Fragen beantwortet

Kapitel 8: Land der Zukunft

ANHANG A:

Beispiel einer Sitzung kontrollierter Präkognition

ANHANG B:

Der Blick nach vorn

Danksagung

Über die Autorinnen

Anmerkungen zu den Kapiteln

GELEITWORT VON LOYD AUERBACH

Jeden Tag konsultieren unzählige Menschen – auch ich – ein Orakel, das uns helfen soll, Entscheidungen über einfache Dinge zu treffen, etwa darüber, welche Kleidung wir tragen sollen und was uns erwartet, wenn wir vor die Tür gehen. Mitunter befragen wir das Orakel mehrmals pro Tag und können uns scheinbar gar nicht oft genug darüber informieren, was der morgige Tag oder sogar der Rest der Woche für uns bereithalten. Immer wieder jedoch entpuppen sich die Vorhersagen des Orakels als nur teilweise richtig, als vom Timing her falsch oder als ganz und gar daneben. Dann überrascht uns unsere Zukunft, die wir für gesichert hielten, mit unerwarteten Veränderungen. Aber wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass das Orakel mit seinen Vorhersagen über die Zukunft nur teilweise richtigliegt, dass die meisten von uns das mit einem schlichten Achselzucken abtun.

Ich spreche, natürlich, von der Wettervorhersage: Die Fernseh- und Radionachrichten, die Wetterseiten im Internet und sogar der Weather Channel – sie alle nutzen die Wissenschaft der Meteorologie dazu, Muster und Besonderheiten im Wetter auf Stunden, Tage und selbst Wochen hinaus vorherzusagen.

Wir Menschen sind Planer, deshalb wollen wir natürlich wissen, was uns beim Wetter erwartet, das uns im Alltag auf so vielfältige Weise beeinflusst. Dass die Meteorologie aufgrund des Umstands, dass die planetaren Wettersysteme durch unerwartete oder unentdeckte Variablen beeinflusst werden, in der Vorhersage des Wetters manchmal so genau ist und manchmal völlig versagt, lässt sich leicht mit den manchmal genauen und oft falschen Informationen über die Zukunft vergleichen, auf die wir durch die Präkognition – sei es nun durch professionelle Seher oder durch ganz normale Menschen – Zugriff erhalten.

Das bedeutet nicht, dass die Informationen, selbst wenn sie sich dann als falsch erweisen, nicht nützlich wären. Es bedeutet lediglich, dass das Ergebnis, sprich die vorhergesagte Zukunft, nicht so eingetreten ist, wie die Vorahnung, Vorhersage oder Prognose es präsentiert haben. Oder, um mit dem großen Jedi-Meister Yoda (denn Julia, Theresa und ich sind im Grunde genommen genau das: Jedi) zu sprechen: »In ständiger Bewegung die Zukunft ist.«

Als ich vor Jahren zum ersten Mal auf den Namen Julia Mossbridge stieß, konnte ich die Ereignisse, die dazu führten, dass sie mich bitten würde, das Vorwort für dieses wunderbare Buch zu verfassen, nicht vorhersehen. Obwohl ich mich nicht genau an das Jahr erinnern kann, weiß ich noch, dass ihr Name mir im Gedächtnis blieb. Denn zu der Zeit, als ich die erste ihrer Arbeiten über ein parapsychologisches Thema las, bemerkte ich, dass sie an meiner Alma Mater, der Northwestern University, tätig war – ein Umstand, der mich zum Lächeln brachte. Ich fand ihre Forschung sowohl interessant als auch inspirierend.

Das erste Mal, dass wir uns intensiv unterhielten, war auf der Parapsychological Association Convention 2014 in Concord, Kalifornien, für die ich die Organisation übernommen hatte.

Sie war mir wegen ihrer Art und Energie auf Anhieb sympathisch (wobei der Umstand, dass sie meine »Energie« positiv kommentierte, sicherlich half). Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits mehrere ihrer Arbeiten gelesen und war durchgängig beeindruckt von der Forschung und dem Denken, die darin zum Ausdruck kamen.

Im September 2017 verbrachten wir beide mehr Zeit miteinander, reisten zum Psi College in Port Townsend, Washington, und nahmen an einer Veranstaltung teil, die von zwei guten Freunden von mir, der Seherin/dem Medium Ankhasha Amenti und dem parapsychologischen Instruktor-Ausbilder Neil McNeill, ausgerichtet wurde. Julias Vortrag zum Thema Zeit war für alle, auch für mich, faszinierend.

Theresa Cheung hat mich vor einigen Jahren für ein Interview für den Blog auf ihrer Website und ihre beliebte Autorenseite auf Facebook kontaktiert. Seit fast zwei Jahrzehnten schreibt sie mit großem Erfolg spirituelle Bücher und Enzyklopädien – mehrere über mein Lieblingsthema, das Paranormale – und teilt auf ihrer Seite weiterhin Beiträge über meine Arbeit und meine Bücher.

Dieses Buch eröffnet Ihnen einen Einblick in Julia Mossbridges wissenschaftliche Forschungen, in ihre Erfahrungen und ihr Denken – kombiniert mit Theresa Cheungs Anekdoten, die ihr von Lesern zugeschickt wurden, ihrer spirituellen Perspektive und ihrem Wunsch als Autorin, dafür Sorge zu tragen, dass Julia Mossbridges Forschung, die bislang in akademischen Zeitschriften versteckt war, für den normalen und nicht nur den Fachleser zugänglich und verständlich wird. Dieses Buch ist eine gelungene Kombination aus Wissenschaft und Spiritualität. Mehr noch, es lässt Sie die Leidenschaft der beiden für die Themen Zeit und Präkognition spüren. Gerade Letzteres gewinnt in der parapsychologischen Diskussion immer mehr an Bedeutung, seit einige unserer Kollegen die Vorstellung vertreten, dass die meisten, wenn nicht sogar alle Fälle von ASW – außersinnlicher Wahrnehmung – eine Form der Präkognition sind.

Wenn Sie so wie die meisten Menschen ticken, die sich für Zukunftsfragen begeistern, werden Sie dieses Buch genießen und viel für sich herausholen können. Ich sage voraus, dass Sie vielleicht sogar ein paar Dinge lernen werden (was Sie aber nicht davon abhalten soll, es zu lesen!).

www.parapsych.org/users/profparanormal/profile.aspx

VORWORT VON DEAN RADIN, PHD

Wissenschaftlicher Leiter, Institute of Noetic Sciences

Alte Wolken

Im April 1900 hielt der britische Physiker William Thomson, der 1. Baron Kelvin, einen Vortrag vor der Royal Society of London. Damals war die im Jahr 1660 gegründete Royal Society die bedeutendste wissenschaftliche Organisation der Welt. Seine Disziplin sei, verkündete Lord Kelvin, so erfolgreich darin, die Geheimnisse des Universums zu lüften, dass die Physik im Grunde genommen vollständig war und es nichts Neues mehr zu erforschen gab.

Vollständig, sollte heißen, bis auf – wie er es ausdrückte – zwei »kleine Wolken«. Damit bezog er sich auf zwei Phänomene der Physik, die nach wie vor rätselhaft blieben. Die besagten Wolken waren der »leuchtende Äther« und die »Ultraviolett-Katastrophe«, sprich die Schwarzkörperstrahlung. Beide betrafen physikalische Eigenschaften des Lichts, die sich auch durch die besten Theorien der damaligen Physik nicht erklären ließen. Beide Wolken wurden als vergleichsweise kleine Probleme angesehen, die bald schon behoben sein dürften, entweder weil Wissenschaftler entdeckten, dass es sich in Wahrheit um »Nichtprobleme« handelte – möglicherweise aufgrund von Fehlinterpretationen experimenteller Daten – oder weil man nach einigen kleineren Anpassungen der bestehenden Theorien Erklärungen für die Probleme finden würde.

Acht Monate später schlug der deutsche Physiker Max Planck eine radikale Lösung für eine von Lord Kelvins »Wolken« vor. Seine Idee war der Ursprung der Quantentheorie, die die Welt veränderte, indem sie die Entwicklung moderner Elektronik, Computer und Kommunikationsmittel anstieß und schließlich das gesamte Informationszeitalter in Gang setzte. Einige Jahre nach Planck erklärte Albert Einstein die andere »Wolke« mit einem ebenso radikalen Konzept, aus dem heraus die Relativitätstheorie entstand. Einsteins Ideen veränderten die Welt, indem sie das Atomzeitalter einleiteten. In beiden Fällen veränderte das bessere Verständnis dieser beiden Wolken von Grund auf unsere Annahmen über die Natur von Raum und Zeit, und das wiederum gab den Anstoß zu weitreichenden Transformationen in Technologien, Volkswirtschaften, in der Politik und den globalen Machtverhältnissen – mit anderen Worten: in fast allen Bereichen.

Die Ideen von Planck und Einstein kamen wie Blitze aus heiterem Himmel, und beide waren jahrelang heftig umstritten, bevor sie sich schließlich durchsetzen konnten. Heute bezeichnen wir die Physik aus der Zeit Lord Kelvins als die »klassische Physik« und verstehen darunter einen Sonderfall eines umfassenderen Verständnisses der physischen Welt. Die dem gesunden Menschenverstand vertrauten Vorstellungen von Raum und Zeit werden nicht mehr als selbstverständliche Absolutheiten betrachtet. Stattdessen werden sie als hochfeine, flexible »Beziehungen« verstanden.

Auch heute behaupten manche Wissenschaftler (mit dem gleichen unangebrachten Vertrauen, das auch Lord Kelvin seinerzeit zur Schau stellte), wir würden jetzt so ziemlich alles verstehen, was es über die physische Welt zu wissen gibt. Sie sind sicher, dass sie verstanden haben, was möglich ist und was nicht. Für sie ist Präkognition schlichtweg unmöglich, weil die heutigen Theorien einen solchen Unsinn nicht zulassen. Auch einige Philosophen halten Präkognition für unmöglich, da ihrer Auffassung nach die Vorstellung, die Zukunft zu kennen, nach logischen Prinzipien inkohärent ist.

Was diese Wissenschaftler und Gelehrten vergessen, ist, dass unsere Theorien über die Realität immer provisorisch, also vorläufig, sind. Die akademischen Lehrbücher werden alle paar Jahre in neue Ausgaben überführt, weil sich unser Verständnis der Realität beständig weiterentwickelt. Es gibt Dutzende von Wolken, Anomalien und Rätseln, die an den Grenzen des Bekannten lauern, und es gibt eine fast unendliche Anzahl von Rätseln, die jenseits des Bekannten liegen. Gelegentlich werden Anomalien als Fehler entlarvt, aber »hartnäckige Wolken« – insbesondere menschliche Erfahrungen, von denen im Laufe der Geschichte und über alle Kulturen hinweg berichtet wurde – sind Anzeichen dafür, dass etwas an unserem gegenwärtigen Verständnis der Realität ernsthaft aus dem Lot geraten ist.

So, wie die beiden Wolken von Lord Kelvin dann doch nicht durch geringfügige Veränderungen an der Physik des 19. Jahrhunderts erklärt werden konnten, wird auch unser Verständnis der Realität und darüber, wie unsere Zivilisation funktioniert, aller Wahrscheinlichkeit nach einige radikale Veränderungen durchlaufen, wenn wir uns endlich einer adäquaten Erklärung für Vorahnungen und andere paranormale Phänomene annähern.

Neue Wolken

Heute sehen wir uns mit zwei neuen Wolken konfrontiert, die unter den Bezeichnungen »Qualia« und »Quanten« bekannt sind. Die erste betrifft die Natur des Bewusstseins, während es sich bei der zweiten um einen mit Max Plancks verwegener Idee verbundenen, unerwarteten Effekt handelt. Qualia bezieht sich auf bewusste Wahrnehmung, Quanten auf die Entdeckung, dass Objekte auf der Quantenskala höchst empfindlich darauf reagieren, beobachtet zu werden. Beide Wolken werfen Fragen über die Rolle des Bewusstseins in der physischen Welt auf, und beide stellen das wissenschaftliche Paradigma des Materialismus – die Annahme, Materie sei die Grundlage für alles, einschließlich des Geistes – vor große Herausforderungen.

Den meisten Wissenschaftlern wird beigebracht, dass Wissenschaft gleichbedeutend ist mit Materialismus. Viele gehen daher davon aus, dass Qualia und Quanten doch keine Probleme sind. Beide Wolken werden als Aspekte der Realität betrachtet, die einfach irgendwie aus der materiellen Welt hervorgehen. Und wie einst Lord Kelvin sind sie überzeugt davon, diese beiden »Bewusstseinswolken« schlussendlich vollständig in alltäglichen, materiellen Begriffen erklären zu können.

Dummerweise mehren sich die Hinweise darauf, dass diese Annahme falsch ist. Anstelle von Wolkenfetzen, die im Lichte bestehender Theorien verblassen, handelt es sich bei diesen Wolken viel eher um massive Wolkentürme, die aufkommende Superstürme hinweisen. Sie sind die Vorhut einer Vielzahl verwandter Wolken, von denen jede herausfordernder ist als die vorherige. Dazu gehören Genies, Savants (Menschen mit Inselbegabungen), Nahtoderfahrungen, Medialität, Channelling, Reinkarnationen, übersinnliche Phänomene und mystische Erfahrungen. Niemand zweifelt an der Existenz von Genies und Savants unter uns, schlüssige Erklärungen für die Fähigkeiten solcher Menschen jedoch haben wir nicht, und die Interpretationen der anderen häufig berichteten Effekte gelten als höchst umstritten, weil sie nicht durch physische Konzepte erklärt werden können.

Wenn der Materialismus nicht funktioniert, um Qualia und Quanten zu erklären, was dann? Bei der Entwicklung neuer Erklärungsmodelle ist es wichtig, darauf zu achten, dass wir bisher nützliche Ideen nicht unbesehen über Bord werfen, ohne etwas noch Besseres zu haben, das an ihre Stelle treten könnte. Tatsächlich befürchten nicht wenige Wissenschaftler, ein neues Paradigma könnte auftauchen und sie zwingen, die Lehrbücher zu entsorgen, auf die sie sich so lange verlassen (oder die sie selbst verfasst) haben. Wenig verwunderlich regt sich starker Widerstand dagegen, den Wissensfundus, auf dem die eigene Karriere und Weltanschauung basiert, ad acta zu legen. Mit anderen Worten: Wir brauchen einen Erklärungsrahmen, der diese Angst lindert oder zumindest doch nicht noch weiter schürt. Wir brauchen einen Ansatz, um über die Realität nachzudenken, der alle mit dem Bewusstsein verbundenen Anomalien, einschließlich der Präkognition, zulässt und sogar voraussagt. Glücklicherweise gibt es einen solchen Ansatz, und zwar einen, der nur eine Anpassung unserer bestehenden Annahmen erfordert. Dazu müssen wir das Bewusstsein, das bislang als bloßer Nebeneffekt der Gehirnaktivität gilt, als grundlegend betrachten – in der Tat grundlegender als die physische Welt selbst. Philosophen diskutieren diese Idee seit Jahrtausenden – man nennt sie »Idealismus«.

Lassen Sie mich anhand eines kleinen Gedankenspiels veranschaulichen, warum diese relativ einfache Gewichtsverschiebung in der Weltsicht mit dem bestehenden wissenschaftlichen Paradigma vereinbar ist: Stellen Sie sich unsere akademischen Disziplinen als horizontale Schichten innerhalb einer Pyramide angeordnet vor. Die unterste Schicht der Pyramide wäre dann gemäß der Lehre des Materialismus die physische Welt. Über dieser Schicht befindet sich die Chemie. Darüber folgen die Biologie, dann die Neurowissenschaften und schließlich, an der Spitze, die Psychologie. Dem Materialismus zufolge entsteht irgendwo in der oberen Ebene dieser Pyramide irgendwie ein bewusster Teil des Bewusstseins, ebenso wie die Biologie aus der Chemie und die Chemie aus der Physik hervorgehen. Kernelemente innerhalb jeder Schicht der Wissenspyramide durchdringen alle darüberliegenden Schichten. Elektronen sind zum Beispiel Schlüsselbegriffe in der Physik, aber sie existieren auch in vielen neuen Formen in der Chemie, der Biologie, den Neurowissenschaften und so weiter. Basierend auf diesem Pyramidenmodell ist es schwer vorstellbar, wie man etwas so Flüchtiges wie das Bewusstsein – das ganz oben und konzeptionell weit von der Physik entfernt auf der Wissenspyramide ruht – durch Raum und Zeit wahrnehmen kann.

Hier muss darauf hingewiesen werden, dass die Quantenphysik, die ganz unten in der physikalischen Schicht lokalisiert ist, Verbindungen und Ereignisse außerhalb von Raum und Zeit ermöglichen würde, die meisten zeitgenössischen Neurowissenschaftler jedoch die tiefe Physik nicht als relevant für das Verständnis der Funktionsweise des Gehirns betrachten. Mit der Weiterentwicklung der Quantenbiologie werden vielleicht Beweise für ein »Quantenhirn« gefunden, und das könnte eine winzige Tür zu der Idee öffnen, dass das Bewusstsein jenseits von Raum und Zeit funktioniert. Aber selbst das Konzept eines Quantenhirns weist immer noch ein großes Problem auf: Es kann Qualia – sprich, das subjektive Bewusstsein – nicht erklären. Aus diesem Grund freunden sich immer mehr Wissenschaftler und Gelehrte mit der Idee an, dass das sich selbst bewusste Bewusstsein eine grundlegende Eigenschaft des Gefüges der Realität ist. Es entsteht nicht aus den tiefer liegenden Schichten. Es ist einfach.

In diesem Sinne sollten wir unsere Wissenspyramide überarbeiten und eine neue untere Ebene hinzufügen. Nennen wir sie »Bewusstsein«. Diese neue Schicht kann man sich als eine primordiale Protosubstanz vorstellen, die der Physik vorausgeht – soll heißen, sie transzendiert –, einschließlich der Vorstellungen von Raum, Zeit, Energie und Materie. Die gesamte Physik, die wir heute kennen, einschließlich der Quantenphysik, geht aus diesem Grundbewusstsein hervor, womit die gesamte Erklärungskraft des Materialismus für alle darüberliegenden Ebenen intakt bleibt. Außerdem, so wie Elektronen alle Schichten über der der Physik durchdringen, wird nun offenbar, dass auch das Bewusstsein alle über ihm liegenden Ebenen durchdringt, einschließlich der des Gehirns. Mit anderen Worten: Innerhalb dieses Modells erschafft nicht die Materie den Geist, sondern der Geist (oder allgemeiner das Bewusstsein) die Materie.

Und weil das Bewusstsein, das wir betrachten, vor Raum und Zeit entsteht, sind Genies, Savants und übersinnliche Phänomene plötzlich keine seltsamen Anomalien mehr. Vielmehr beginnen sie, Sinn zu machen, denn all diese außergewöhnlichen Formen des Bewusstseins haben eine Gemeinsamkeit – sie scheinen nicht an die alltäglichen Grenzen von Raum und Zeit gebunden zu sein.

Wann genau die traditionelle Wissenschaft das Bewusstsein als einen grundlegenden Aspekt der Realität annehmen wird, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen. Aber dass es so kommen wird, erscheint zunehmend sicher. Und wer weiß, vielleicht können Sie ja, nachdem Sie dieses erhellende Buch gelesen haben, mit Ihrer Fähigkeit zur Vorahnung in die Zukunft blicken und den Tag benennen, an dem sich alles ändert.

28. März 2018

www.deanradin.org

TEIL 1

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

KAPITEL 1

UNS SELBST VORAUS

»Und so weit ein Menschenauge spähend

in die Zukunft dringt,

taucht’ ich unter in die dunkle,

sah die Wunder, die sie bringt.«

ALFRED LORD TENNYSON

»Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen.«

JOHN F. KENNEDY

Stellen Sie sich vor, es ist das Jahr 2035, und Sie möchten sich ein neues Auto zulegen. Nach der Probefahrt – natürlich läuft es mit einem alternativen Kraftstoff, bei dessen Verbrennung nur ein Nebenprodukt anfällt: Wasser – treffen Sie sich mit Ihrer Positive-Precog-Verkaufsberaterin. Sie müssen ein paar Minuten warten, denn sie ist noch nicht ganz fertig mit ihrer Meditationsstunde. Während Sie da sitzen, betrachten Sie die Auszeichnungen an der Wand ihres Büros. »Beste Precog-Bewertung von Verkehrsmustern 2021«, »Positive Precog-Coach des Jahres 2028 und 2034«, »Die meisten vermiedenen Airbag-Rückrufe, Region Western-Canadifornia 2033«, »Positive Precog-Ruhmeshalle 2019 bis 2035«. Sie sind aufgeregt, aber vor allem nervös. Sie hoffen sehr darauf, dass die Beraterin Ihnen grünes Licht für dieses Auto gibt. Der Wagen gefällt Ihnen, er fährt sich wie ein Traum, und der mobile holografische Teleporter hat die höchste Auflösung, die Sie je gesehen haben. Sie können es kaum erwarten, darin Partys mit sämtlichen Prominenten des Landes, ob nun tot oder lebendig, zu feiern. Gleichzeitig wissen Sie, falls sie sagt, dass Sie in dem Auto ums Leben kommen werden, können Sie sich Ihren Traum abschminken. Der Hersteller wird Ihnen das Auto nicht verkaufen, denn das wäre schlecht für die Zahlen. Sie warten und klopfen mit Ihren bionischen Zeigefingern sachte auf den Pfosten der Hängematte, in der Ihre Beraterin sanft hin- und herschwingt.

Sie hören eine Glocke läuten, und schon steht die Beraterin vor Ihnen, frisch aus der Hängematte gesprungen. Sie wirkt ein wenig verschlafen, aber freundlich.

»Oh, Sie sind es. Hi! Ja, das Auto ist in Ordnung. Ich habe es heute Morgen unter der Dusche gesehen. Sie werden Spaß haben und damit viel herumkommen. Sie können also loslegen. Aber denken Sie daran: Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass Sie hundertprozentig unfallfrei bleiben, aber ich habe zumindest keine größeren Unfälle gesehen, falls Sie das beruhigt. Den Papierkram habe ich heute Morgen erledigt, noch bevor Sie gekommen sind. Also, genießen Sie Ihren neuen Wagen!«

Sie drückt Ihnen einen Packen Papiere in die Hand, und weg sind Sie. Sie sind begeistert und der Autohersteller nicht weniger. Seit die Precog-Beraterin vor drei Jahren angefangen hat, für das Unternehmen zu arbeiten, waren seine Autos gerade einmal in drei Unfälle verwickelt. Keine schlechte Bilanz.

Natürlich ist diese Story in höchstem Maße spekulativ. Doch genau in diese Richtung wird sich die Welt entwickeln, wenn die Präkognition erst einmal im Alltag angekommen ist und die Menschen erkennen, dass sie das Potenzial besitzt, massive Umwälzungen zu bewirken, die jeden Aspekt unseres Lebens zum Positiven hin verändern können. Die Frage lautet: Wie können wir jemals dorthin gelangen? Und welche Art von Wissenschaft kann uns darin bestärken, über so etwas überhaupt nachzudenken?

Nun, es beginnt mit Ihnen und Ihrer Bereitschaft, an dem vielleicht größten wissenschaftlichen Experiment zur Präkognition teilzunehmen, das je in Angriff genommen wurde. Aber wir greifen uns selbst voraus. Zuvor müssen wir uns noch mit vielem befassen – von der Wissenschaft der Zeit und der Präkognition über ihre praktische Lehre bis hin zum Verständnis der Ethik und der Lebensveränderungen, die durch die tägliche Anwendung der Präkognition entstehen.

Wir beginnen mit Ihren Erfahrungen und gehen von dort aus weiter:

>Hatten Sie jemals das Gefühl, dass etwas definitiv passieren würde, und es ist dann tatsächlich passiert?

>Hatten Sie jemals einen Traum, der sich dann in ihrem echten Leben bewahrheitet hat?

>Haben Sie jemals etwas Schreckliches vermieden, weil Sie auf Ihre Intuition gehört haben, auch wenn Sie damals nicht wussten, was Sie sich dadurch ersparen?

Wenn ja, dann haben Sie solche »Flashforwards« – Vorausblenden – aller Wahrscheinlichkeit nach als Zufall abgetan, aber wir glauben, dass dieses Buch Ihre Meinung in dieser Hinsicht auf den Kopf stellen wird. Es wird Ihnen zeigen, dass jeder von uns das Potenzial besitzt, seine Zukunft zu erspüren und zu verändern. Um Ihnen verstehen zu helfen, wie das alles zusammenhängt und funktioniert, werden wir einerseits mit Geschichten von Leuten mit präkognitiven Erfahrungen und anderseits mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Theorien arbeiten.

Lassen Sie uns mit einer Geschichte beginnen, und zwar mit einer, die an den Film Minority Report erinnert, der auf der gleichnamigen klassischen Kurzgeschichte von Philip K. Dick aus dem Jahr 1956 basiert. Der Film spielt in einer Welt, in der drei begabte, als »Precogs« bezeichnete Menschen über die Fähigkeit verfügen, in die Zukunft zu sehen.

Diese Precogs sehen Verbrechen voraus, bevor sie passieren, und tragen so mit dazu bei, die Zukunft zum Besseren zu wenden. Wer glaubt, so etwas sei nur im Kino möglich, befindet sich in bester Gesellschaft. Aber betrachten Sie einen der vielen Berichte, die wir von Menschen erhalten haben, die wie Sie daran interessiert sind zu verstehen, wie es möglich ist, dass sie einen Einblick in ihre Zukunft erhalten haben. Diesen hier hat uns Gary geschickt.

»Vor ein paar Jahren verdiente ich mein Geld als Vertreter und war viel mit dem Auto unterwegs. Eines Nachts hatte ich diesen wirklich lebhaften Traum. Ich fuhr eine Straße hinunter, die ich nicht kannte. Ich passierte eine Kirche und kam auf eine scharfe Kurve zu. Bevor ich in meinem Traum abbremsen konnte, tauchten vor mir die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos auf. Das Fahrzeug fuhr sehr schnell und kam direkt auf mich zu. Im Moment des Aufpralls wachte ich schweißgebadet und zitternd auf. Es war, als wäre ich wirklich dort gewesen.

So beängstigend der Traum auch war, nach ein paar Tagen hatte ich ihn wieder vergessen. Doch auf dem Weg zu einer Lieferung, die ich abholen musste, bog ich auf eine Straße ein, die ich noch nie zuvor befahren hatte. Dennoch kam sie mir nicht fremd vor – ich hatte sie in meinem Traum gesehen. Als dann die Kirche auftauchte, die mir im Traum erschienen war, und kurz dahinter die scharfe Kurve, beschlich mich ein höchst seltsames Gefühl. Alles war genau so, wie ich es geträumt hatte. Sofort bremste ich ab, und noch während ich den Fuß auf dem Bremspedal hatte, kam dieses andere Auto mit einer unglaublichen Geschwindigkeit um die Kurve geschossen, Sekunden später gefolgt von einem Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene. Den Streifenwagen hatte ich in meinem Traum nicht gesehen, aber alles andere schon; die Straße, die Kirche, die scharfe Kurve und das entgegenkommende Auto. Ich bin fest überzeugt, dass mein Traum es mir ermöglichte, rechtzeitig zu bremsen und einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden. Es war ein gottver******* Wunder.«

Natürlich ist dies nur eine Anekdote, und wie alle Geschichten, die Sie in diesem Buch lesen, können wir sie nicht wissenschaftlich verifizieren. Obwohl wir nur von Geschichten berichten, von denen wir glauben, dass sie wahr sind, ist es möglich, dass einige von ihnen sich nicht so zugetragen haben, wie uns das erzählt wurde. Aber im Großen und Ganzen sind diese Geschichten wichtig, denn sie vermitteln einen Eindruck davon, wie sich Vorahnungen für höchst unterschiedliche Menschen anfühlen. Und wenn Sie diese Berichte über Vorahnungen mit den von uns präsentierten wissenschaftlichen Erkenntnissen verbinden, erhalten Sie ein besseres Bild davon, was Präkognition ist und was sich dahinter verbergen könnte.

Vor schierer Aufregung greifen wir uns (schon wieder) selbst voraus. Lassen Sie uns also zu den Grundlagen zurückkehren und umreißen, was genau eine Vorwarnung ist und wie sie sich zur Präkognition verhält – dabei werden wir uns Ihnen vorstellen.

Was ist Vorahnung?

Das englische Wort für Vorahnung – »premonition« – hat lateinische Wurzeln: »prae« oder »pre« (vorher) und »monere« (warnen). Wie Sie aus dem Begriff ersehen können, galten Vorahnungen ursprünglich als Warnungen vor negativen Ereignissen. Heutzutage jedoch verwenden die meisten Menschen den Begriff im Sinne des Empfangens von Informationen, gleichgültig ob positiv oder negativ, über ein zukünftiges Ereignis.

Eine Ahnung zu haben, dass ein alter Bekannter Kontakt aufnehmen wird, von einem Flugzeugabsturz zu träumen, sich von dem »Wissen« erregt zu fühlen, dass man bei einer Tombola gewinnen wird, sicher zu sein, dass ein Verwandter, der nicht krank ist, bald sterben wird … Das alles sind Beispiele für Vorahnungen, vorausgesetzt natürlich, das vorausgeahnte Ereignis tritt dann auch tatsächlich ein. Wenn Sie eine (im Rückblick) korrekte Einsicht in ein zukünftiges Ereignis haben, nennen wir das eine Vorahnung – egal, ob diese Einsicht eine emotionale wie Aufregung ist, eine physische wie Schwitzen und Herzklopfen oder eine kognitive wie ein Gefühl des »Wissens«.

Vergangene Gegenwart

Vor Jahrhunderten konsultierten die Menschen Propheten und Orakel und fragten sie nach ihren Vorahnungen. Manche dachten, die Zukunft sei vorherbestimmt, andere hingegen glaubten, sie könne durch Entscheidungen in der Gegenwart, das heißt durch den freien Willen, verändert werden – ein Streit, der bis heute unter den Wissenschaftlern tobt. Der Großteil der Experten neigt allerdings zu der Ansicht, dass die Zukunft in Wahrheit eine Reihe von Möglichkeiten mit unterschiedlichen Eintrittswahrscheinlichkeiten ist – was passieren wird, ist nicht festgelegt, aber auch nicht völlig offen.

Wenn ich zum Beispiel in diesem Moment etwas fallen lasse, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich das betreffende Objekt in der unmittelbaren Zukunft in die Richtung derjenigen Kräfte bewegt, die am stärksten auf es einwirken. Mit anderen Worten: Wir alle wären sehr überrascht, wenn jetzt in dieser Sekunde jemand in der Schweiz einen Ball fallen lassen und dieser Ball in der nächsten Sekunde von der Mondoberfläche abprallen würde.

Andererseits ist die Position eines beliebigen Teilchens im nächsten Moment keineswegs sicher, sondern kann nur mithilfe von Wahrscheinlichkeiten vorhergesagt werden. Diese Unsicherheit lässt eventuell eine gewisse Optimierung zu, und eine kleine Verbesserung kann einen großen Einfluss haben und in der Zukunft – oder in der Vergangenheit – möglicherweise zu einem anderen Ergebnis führen. Jüngste Ergebnisse aus quantenmechanischen Experimenten deuten auf verwirrende Art und Weise darauf hin, dass eine in der Zukunft getroffene Entscheidung manchmal tatsächlich etwas verursacht, was in der Vergangenheit passiert. Der Fachbegriff dafür ist »Retrokausalität«. Experimente, die solche retrokausalen – rückwirkenden – Effekte aufgedeckt haben, legen den Schluss nahe, dass das, was gerade jetzt vor sich geht, in einer Art Beziehung zu dem steht, was in der Zukunft geschieht – und dass diese Beziehung nicht nur in der üblichen Vorwärtsrichtung verläuft (mehr zur Retrokausalität in Kapitel 2).

Falls Sie die Vorstellung fasziniert, mit Ihrem Zukunftsbewusstsein die Gegenwart positiv verändern zu können, halten Sie genau das richtige Buch in den Händen. Vielleicht aber wollen Sie ja auch das Gegenteil. Manchmal werden wir von Menschen kontaktiert, die aufgrund von Hirnverletzungen, einem Unfall oder Geburtsumständen »zu viel« von der Zukunft sehen können. Wenn dies Ihre Situation beschreibt, lesen Sie ebenfalls das richtige Buch. Es ist uns beiden sehr wichtig, dass die Menschen lernen, wie sie mit ihren Vorahnungen umgehen und sie interpretieren können. Es mag nämlich hilfreich sein, wenn man vorab weiß, welche Entscheidung im Geschäftsleben die beste ist, aber zu wissen, wann die Menschen um einen herum sterben, ist in den meisten Fällen keine sonderlich lebensbejahende Erfahrung.

Wenn Sie sich also aufmachen, mehr über die Präkognition zu lernen, und Ihre präkognitiven Fähigkeiten zum Erspüren der Zukunft verfeinern, sollten Sie sich, wie wir nicht genug betonen können, bewusst sein, dass dieser Entdeckungsprozess überraschend und manchmal auch schwierig sein kann. Deshalb ist es wichtig, dass Sie an zwei Überzeugungen festhalten: Erstens ist die Zukunft nicht in Stein gemeißelt, und zweitens, obwohl Sie sie wahrscheinlich beeinflussen können, haben Sie vielleicht nicht die volle Macht, sie in die gewünschte Richtung zu verändern. Was Sie sehen, wenn Sie lernen, die Zukunft zu spüren, ist eine mögliche Zukunft. Ob sie sich genau so entfaltet, hängt nicht nur von Ihnen, sondern auch von vielen anderen Kräften ab.

Was genau ist Präkognition? Die Unterschiede zwischen Präkognition und Vorahnung sind so subtil, dass wir für die Zwecke dieses Buches die Begriffe als austauschbar betrachten. Es lohnt sich jedoch, den Unterschied zu erklären, so subtil er auch sein mag, obgleich wir den Unterschied im Folgenden generell ignorieren werden.

Was ist Präkognition?

Kurz gesagt ist Präkognition der wissenschaftliche Oberbegriff für eine Reihe von Fähigkeiten, die mit dem Vor- beziehungsweise Vorauswissen oder der Nutzung von Informationen über die Zukunft zu tun haben. Dabei wird nicht auf Informationen zurückgegriffen, die wir über die fünf herkömmlichen Sinne, aus dem Gedächtnis oder aus der Logik erhalten. Eine Vorahnung ist eine dieser Fähigkeiten – ein ein zukünftiges Ereignis betreffendes Gefühl beziehungsweise eine Empfindung. Da zur Präkognition neben der Vorahnung auch andere Arten des Vorherwissens, die Zukunft betreffend, gehören, handelt es sich dabei um den Sammelbegriff, der unter anderem Vorahnungen beinhaltet.

Präkognition ist ein eher wissenschaftlicher Name für die Fähigkeit, in irgendeiner Weise von Ereignissen in der Zukunft beeinflusst zu werden, beziehungsweise für die Fähigkeit, Informationen über Ereignisse in der Zukunft zu erhalten. Alles, was uns auf diese Weise bekannt wird, kann als präkognitive Erfahrung bezeichnet werden, solange die vorhergesagten zukünftigen Ereignisse nicht mithilfe des Gedächtnisses, der Logik oder der fünf Sinne vorhersagbar waren.

Möglicherweise haben Sie schon von Vorauswissen als Zukunftsvision, Wahrsagerei, prophetische Vision oder Zukunftssicht gehört. Es ist die Verwendung eines alternativen Mittels (manchmal auch als sechster Sinn bezeichnet) für den Zugriff auf eine Quelle, die zeigt oder sagt, was in der Zukunft passieren wird, oder die einem mitteilt, was man jetzt tun muss, damit man sich auf positive Ergebnisse zubewegen oder negative vermeiden kann – selbst wenn man nicht weiß, was diese Ergebnisse sind. Verwirrend? Ja, das wissen wir. Also lassen Sie uns versuchen, das anhand einiger Beispiele zu erklären. Wenn Sie jeden Donnerstag einen Anruf von Tante Millie bekommen, ist es kein Vorherwissen, wenn Sie das Gefühl haben, dass sie an diesem Donnerstag wieder anrufen wird. Wenn dunkle Wolken aufziehen, ist es keine Präkognition, einen Regenschirm mitzunehmen, wenn Sie aus dem Haus gehen. Wenn ein bestimmtes Fach in der Uni für Sie schwierig ist und Sie für einen bevorstehenden Test nicht gelernt haben, würde ein Traum, in dem Sie den Test versieben, nicht als präkognitiv gelten, auch wenn er sich bewahrheiten sollte.

Dies sind Beispiele dafür, was Präkognition nicht ist. Was aber zählt als Vorherwissen? Okay, beginnen wir mit einigen Beispielen präkognitiver Erfahrungen, die man größtenteils auch als Vorahnungen bezeichnen kann.

>Aus irgendeinem Grund stellen Sie fest, dass Sie immer wieder visuelle »Blitze« von Menschen haben, die für Ihr Unternehmen in den kommenden Wochen hilfreich sein werden. Diese Blitze kommen »aus heiterem Himmel«. Einige dieser Personen sind Ihnen jetzt noch unbekannt, aber Sie werden sie später treffen; andere kennen Sie bereits. Die Blitze treten so häufig auf und sind so genau, dass Sie sich sicher fühlen, sie für den Aufbau Ihres Unternehmens verwenden zu können.

>Sie träumen davon, dass eine Frau mit ihrem neuen gelben Auto von einer Brücke stürzt und herausspringt, bevor das Auto auf dem Wasser auftrifft. Sie schrecken aus dem Schlaf hoch, Schweiß auf dem Körper, und erzählen Ihrem Partner, dass der Traum sich sehr real angefühlt hat. Sie tragen den Traum in Ihr Traumtagebuch ein und durchsuchen am nächsten Morgen die Nachrichten, um zu überprüfen, ob es etwas gab, was Ihren Traum ausgelöst haben könnte. Aber Fehlanzeige, in den Nachrichten war nichts außer ein paar Wirtschaftsmeldungen. Am Abend schalten Sie die Nachrichten ein und erfahren, dass sich an diesem Nachmittag ein Ihrem Traum verblüffend ähnlicher Vorfall ereignete. Auch wenn einige Details nicht passen (das Auto war blau, nicht gelb), stimmen doch viele genau überein (das Auto war neu, am Steuer saß eine Frau, sie stürzte von einer Brücke und sprang aus dem Wagen, bevor er auf dem Wasser aufschlug).

>Sie besteigen den Mount Everest. Sie wachen mitten in der Nacht auf und verspüren das dringende Bedürfnis, sich zu erleichtern. Es ist lächerlich – Sie haben keinen Sauerstoff, es ist eiskalt, Sie sind todmüde, und Sie könnten jetzt einfach wieder einschlafen und es zurückhalten. Trotzdem beschließen Sie, hinauszugehen und Wasser zu lassen. Als Sie zurückkommen, hat eine Lawine das Camp getroffen und die Mitglieder Ihrer Klettergruppe verschüttet. Sie versuchen, sie zu retten, aber vergeblich. So entsetzlich der Tod Ihrer Freunde ist, so unendlich erleichtert sind Sie, dass Sie auf Ihren Körper gehört haben und mit dem Leben davongekommen sind.

>Jedes Mal, wenn Sie Ihr Autoradio einschalten, spielen Sie ein kleines Spiel. Sie versuchen zu erraten, wovon der Text des ersten Songs handelt. Sie mögen dieses Spiel, weil Sie mit Ihren Vermutungen sehr viel häufiger richtigliegen, als der bloße Zufall es erlauben würde.

>Sie träumen davon, dass Sie im Lotto gewinnen, und sehen auch die Lottozahlen. Nach dem Aufwachen notieren Sie die Zahlen auf einem Zettel, vergessen dann aber, an der Lotterie teilzunehmen. Später erfahren Sie, dass die Zahlen Ihnen einen großen Gewinn beschert hätten. Sie verfluchen Ihre Vergesslichkeit, sind aber erstaunt über den »Zufall«.

Diese Beispiele repräsentieren die häufigsten Formen von Vorherwissen, die Menschen erleben. In späteren Kapiteln werden Sie mehr und detailliertere Geschichten von Menschen lesen, die wir für dieses Buch interviewt haben. Diese Art von Erfahrungen deckt zwar die gängigsten präkognitiven Fähigkeiten ab, stellt aber beileibe nicht die ganze Bandbreite von Möglichkeiten dar, wie Menschen offenbar Zugang zu Informationen über zukünftige Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten erhalten.

Natürlich könnte man diese Beispiele als zufällig abtun, und selbstredend kann man nie ausschließen, dass es sich bei etwas, das man als präkognitive Erfahrung betrachtet, in Wahrheit um einen Zufall handelt. Die Feststellung, ob eine bestimmte Art von Erfahrung wirklich eine echte Vorahnung ist oder ob eine bestimmte Person tatsächlich über konsistente präkognitive Fähigkeiten verfügt, erfordert im Allgemeinen eine wissenschaftliche Analyse und kontrollierte Tests.

In diesem Buch stellen wir Ihnen die verschiedenen Formen der Präkognition vor, diskutieren die Wissenschaft hinter Vorahnungen und Vorherwissen und stellen Methoden vor, mit deren Hilfe Sie Ihre präkognitiven Fähigkeiten in die gewünschte Richtung verändern können.

Beachten Sie, dass wir nicht einfach »wie Sie Ihre Präkognition verbessern können« sagen, denn einige Menschen, die über ungemein exakte präkognitive Fähigkeiten verfügen, sind nicht daran interessiert, darin »noch besser« zu werden. Zum Beispiel wollen einige Leute nur dann gewarnt werden, wenn ein negatives Ereignis droht, das sie verhindern können. Deshalb werden wir uns darauf konzentrieren, wie Sie zum einen Ihre präkognitiven Fähigkeiten verbessern und zum anderen lernen können, wie Sie Ihre präkognitiven Fähigkeiten zu Ihrem Freund und nicht zu Ihrem Feind machen.

Eine kurze Anmerkung zu anderen übersinnlichen Fähigkeiten

Vielleicht haben Sie schon von anderen übersinnlichen Fähigkeiten gehört oder sie sogar bei sich selbst bemerkt. Vielleicht haben Sie schon von Telepathie (zwei Bewusstseine, die Informationen austauschen), Hellsehen (die Fähigkeit, Dinge in der Gegenwart jenseits des Bereichs der gewöhnlichen menschlichen Wahrnehmung zu sehen) oder Psychokinese (die Fähigkeit, allein durch die Kraft des Geistes Objekte in der physischen Welt zu verändern oder zu bewegen) gehört. Wir möchten darauf hinweisen, dass präkognitiv begabte Menschen mitunter zwar auch über einige dieser Fähigkeiten verfügen, wir darauf in diesem Buch jedoch nicht groß eingehen werden. Hier wollen wir uns auf die Erforschung der zeitlichen Intuition, mentaler Zeitreisen, der Vorahnungen und der Präkognition konzentrieren – das heißt auf Phänomene, bei denen die betreffenden Personen Informationen erhalten, die in der Gegenwart nicht vorhanden sind und nicht aus der Vergangenheit gewonnen werden können.

Das Zukunftscode-Team

Jetzt, da Sie einen Überblick über die Thematik dieses Buches erhalten haben, möchten wir uns als Ihre persönlichen Reiseleiter auf dieser spannenden Zeitreise vorstellen. Das Buch Der Zukunftscode wurde aus einem ganz bestimmten Grund von zwei Autorinnen geschrieben: Wir repräsentieren zwei sehr unterschiedliche Perspektiven, und beide sind wichtig.

Theresa Cheung, die einen Masterabschluss in Theologie und Englisch von der University of Cambridge besitzt und mehrere Bestseller über Traumdeutung verfasst hat, nähert sich dem Thema aus der Sicht des Laien und wird die Fragen stellen, die sich die meisten Menschen stellen, wenn es um Dinge wie Vorahnungen geht.

Julia Mossbridge ist Kognitionswissenschaftlerin und Experimentalpsychologin. In der wissenschaftlichen Gemeinde ist sie bekannt für ihre Forschungen zu Präkognition und zeitbezogenen Themen. Dieses Buch wird Sie mit ihren bahnbrechenden Studien zur Präkognition vertraut machen, die bislang ein weitgehend verborgenes Dasein in wissenschaftlichen Zeitschriften gefristet haben.

Gemeinsam werden wir die sehr glaubwürdige Wissenschaft hinter Vorahnungen präsentieren und entschlüsseln. Und als Ihre Führerinnen durch die Welt Ihrer eigenen präkognitiven Fähigkeiten eröffnen wir Ihnen die einzigartige Chance zu lernen, wie Sie Ihre Zukunft steuern können. Dazu stellen wir Ihnen neue Forschungsergebnisse vor, leiten Sie durch verschiedene Übungen und lassen Sie an unserer auf Erfahrungen basierenden Weisheit teilhaben.

Beginnen wir mit Theresas Geschichte und befassen uns anschließend mit der von Julia, damit Sie einen ersten Eindruck davon erhalten, woher wir beide kommen und warum unsere Zusammenarbeit bei diesem Buchprojekt eine unvermeidliche Folge unserer Biografien war – fast so, als hätte jede von uns die Falte in der Zeit gesehen (nach dem Buch Die Zeitfalte von Madeleine L’Engle, A.d.Ü.), die uns zeigt, wohin uns unser Leben zu jeder Zeit führt.

Theresas Geschichte

Vor rund 20 Jahren rettete eine Vorahnung in einem Traum mein Leben und das meiner ungeborenen Kinder. Daran habe ich absolut keinen Zweifel. Ich glaube auch, dass dieser Traum der Katalysator für meine Karriere als spirituelle Schriftstellerin und Traumexpertin war.

Damals stand ich am Anfang meiner Karriere als Journalistin und Schriftstellerin mit dem Schwerpunkt paranormale Phänomene. Ich hatte etwa ein Jahr mit Recherchen zu dem Thema verbracht und mehrere Features darüber verfasst, als ich einen lebhaften Traum hatte – einen dieser Träume, die man nach dem Aufwachen nicht sofort wieder vergisst. Anders als gewöhnliche Träume war dieser Traum kein Durcheinander von unzusammenhängenden Symbolen und Bildern. Im Gegenteil, er war völlig klar, fast so, als würde man sich einen Film anschauen. Als ich aufwachte, fühlte sich das Erlebte so echt an, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob ich wirklich geträumt hatte. (Jahre später würde ich für diese Art von Träumen den Begriff »Nachtvisionen« prägen, eben weil sie im Vergleich zur surrealen Natur symbolischer Träume so auffallend lebendig und realistisch sind.)

In meinem Traum wanderte ich durch ein Feld voller Blumen und war sehr zufrieden. Ich spürte sogar, wie die Sonne auf meine Haut schien, und genoss das Gefühl von Wärme und Licht. Ich kam zu einer Stelle auf dem Feld, an der es zwei Richtungen gab, in die ich weitergehen konnte. Der Weg linker Hand hielt viele schöne Dinge bereit, und ich sah dort auch meine geliebte Katze Krystal, die 15 Jahre zuvor gestorben war. Ich wollte diesen Weg gehen und sie streicheln, aber dann hörte ich, wie meine Mutter meinen Namen rief und mich – so, wie sie es immer tat, wenn ich ängstlich oder unsicher war – ermahnte, »den richtigen Weg zu nehmen«. Ich konnte meine Mutter nicht sehen, aber das störte mich nicht, ich spürte ihre Anwesenheit ja. Was mich dagegen störte, war der nach rechts führende Weg. Weder konnte ich sehen, wohin er führte, noch, was er für mich bereithielt – nur dass er voller Schatten war. Ich wollte diesen Weg nicht gehen, aber ich wusste, dass meine Mutter es wollte. Sie sagte mir, der rechte Weg sei seit jeher der Weg meiner Intuition und dem müsse ich folgen. An diesem Punkt schreckte ich aus dem Schlaf auf.

Nach dem Aufwachen blieb ich länger als sonst im Bett liegen und ließ den Traum vor meinem geistigen Auge Revue passieren. Meine Mutter war einige Jahre zuvor gestorben, und ich vermisste ihre Weisheit und Wärme sehr. Der Traum gab mir wieder ein Gefühl der Verbindung zu ihr, und dafür war ich dankbar. Als meine Mutter noch am Leben war, hatte sie mir immer gesagt, ich solle meinem Herzen folgen, und ich hatte ihr schweigend versprochen, dass ich, obwohl ich damals noch nichts veröffentlicht hatte, meinen Traum nicht aufgeben würde, als Autorin spirituelle Bücher zu veröffentlichen, die helfen würden, Spiritualität stärker in den Mainstream zu rücken. Doch obwohl ich mich durch die Stimme meiner Mutter in meinem Traum getröstet fühlte, empfand ich zugleich eine große Angst, deren Grund mir unerklärlich war. Vielleicht waren es ja die Schatten auf dem rechten Weg, die im Traum von so durchdringender Dunkelheit waren, die mir Angst einjagten. Dessen ungeachtet wusste ich in meinem Traum, dass mir keine andere Wahl blieb, als auf meine Mutter zu hören und dem Weg nach rechts zu folgen.

Ruhelos und vom Drang erfüllt, mich zu bewegen, stand ich auf und ging laufen, um das Unbehagen abzuschütteln. Die Bewegung