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Daniel liebt seinen Job als Tanzlehrer, das Nachtleben der Großstadt und ist mit seinem Leben einigermaßen zufrieden. Bedauerlicherweise bekommt er einen neuen Kollegen, der keine Gelegenheit auslässt, um ihm die Laune zu verderben. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch schmerzhaft. Wegen Lucius hat Daniel seine Heimatstadt vor zehn Jahren verlassen und ausgerechnet mit ihm soll er nun auf einem Straßenfest einen leidenschaftlichen Tanz vorführen. Das kann nur in einer Katastrophe enden ...
Gay Romance Kurzgeschichte mit ca. 5400 Wörtern. Sie enthält homoerotische Szenen und ist für Leser ab 16 Jahren geeignet. Die Geschichte entstand für einen Wettbewerb, der vorgegebene Spruch lautete: "Dance with the devil, don't be shy!"
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Seitenzahl: 29
Der Teufel – er ist hier, um mich zu quälen. Natürlich nicht der echte, denn dies ist eine Tanzschule und Lucius ist nicht Satan. Ist er nie gewesen, vor zehn Jahren nicht und heute auch nicht. Dennoch macht er mir die Hölle heiß. Fegefeuer trifft es am ehesten, denn ich befinde mich in der Vorstufe zur ewigen Finsternis. Seit drei Monaten arbeitet er gemeinsam mit mir als Tanzlehrer. Die Tanzschule ist leider kein Ballhaus, sodass wir uns ständig über den Weg laufen. Lucius ist genau so, wie ich ihn in Erinnerung hatte: groß, dunkel, schweigsam. Bei den Damen sprüht er vor Charme. Mir gönnt er ein hingeknurrtes „Hallo“.
Als wir selbst als Anfänger in einer Tanzschule begonnen haben, war das anders. Wir galten als die besten Schüler im Kurs, sodass wir uns nach dessen Ende gleich bei den Terminen für die Fortgeschrittenen anmeldeten. Anfangs verstanden wir uns prima, teilten die Leidenschaft zum Tanzen und den Musikgeschmack, gingen ins Kino, waren gute Freunde. Ein paarmal haben wir sogar aus Spaß als Paar miteinander getanzt. Doch im Laufe der Monate wurde er wortkarger und ich – verliebter.
Und je mehr ich von ihm träumte, umso öfter wurde er mit den Schönheiten unserer Kleinstadt gesichtet. Unsere Verabredungen wurden spärlicher, bis er sich völlig von mir abwandte und ich ihn nur noch beim Tanzen sah oder auf der Straße mit einer verzückten Frau daneben. Sein Ruf war legendär: der schwarze Teufel mit den blauen Augen, ein Kerl, dem keine widerstehen kann. Im Dutzend warfen sie sich ihm an den Hals. Mich ignorierte er, sprach nicht mit mir, behandelte mich wie Luft. Wenn ich ihn darauf ansprach, drehte er sich wortlos um und ging. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und zog in die sechzig Kilometer entfernte Großstadt, um eine Ausbildung als Tanzlehrer zu beginnen. Tanzen ist mein Leben, genau wie Lucius. Ich musste gehen. Wäre ich geblieben, wäre ich zugrunde gegangen. Ende der Geschichte. Dachte ich.
Nun ist er hier, um mich in meine ganz persönliche Hölle zu schicken - knurrt mich mit seiner tiefen Stimme an, straft mich mit spitzen Bemerkungen und giftigen Blicken. Aus seinen kalten Augen wirken letztere beinahe tödlich. Manchmal glaube ich, in den schwarzen Haaren kleine Hörner und aus seinem Hemd roten Rauch aufsteigen zu sehen. Das hält mich nicht davon ab, ihm im Geiste hinterherzuseufzen.
„Du machst den Grundkurs am Sonntag“, blafft mich eine Stimme vom Flur her an, während ich mir in der Küche einen Kaffee eingieße. Wenn man vom Teufel spricht – oder an ihn denkt.
„Wer sagt das?“, frage ich irritiert.
„Inge.“
„Aber ich hab schon was vor am Sonntag. Ich kann nicht“, erwidere ich leicht gereizt. Unsere Chefin in allen Ehren, doch ich kann wirklich nicht.
„Wilhelm, Laura und ich können auch nicht. Du wirst deine nette Freizeitgestaltung also verschieben müssen. So was Dummes aber auch. Da ist der Abend für den hübschen Daniel schnell vorbei, bis er alle Absage-Mails geschrieben hat“, antwortet Lucius süffisant lächelnd.
Die Worte klingen humorvoll, die leise Verachtung in seiner Mimik ist mir jedoch nicht entgangen.