Devon’s Darkness - Ivy Andrews - E-Book
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Devon’s Darkness E-Book

Ivy Andrews

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Beschreibung

Sie ist die einzige Familie, die ihre achtjährige Nichte Zoey noch hat. Er ist ihr neuer Nachbar und hat die heißesten Tattoos – und Affären. Nichts ist attraktiver als ein Bad Boy mit dunklen Geheimnissen und einer düsteren Vergangenheit … Das stellt Parker fest, als sie Devon kennenlernt. Groß, durchtrainiert und tätowiert, übt er eine nahezu unwiderstehliche Anziehung auf sie aus. Parker ist allerdings von der ersten Sekunde an klar, dass er nichts als Ärger bedeutet. Um Zoey zu schützen, muss sie sich von ihm fernhalten. Doch die findet, dass der Nachbar der ideale Vater für sie ist. In der Tat hat Devon mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint, aber reicht das aus, um alle Bedenken über Bord zu werfen und nicht nur das eigene Herz, sondern auch das von Zoey zu riskieren? Band zwei der »Miami Memories«-Reihe von Ivy Andrews, eine heiße Bad Boy-Romance. Wenn du diese Tropes liebst, ist die Geschichte von Parker und Devon perfekt für dich: • Broken Hero • Morally Grey Hero • Neighbors-to-Lovers • Best Friend’s Brother • Dark Past • Dark Secret

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DEVON’S DARKNESS

VERLORENES HERZ

MIAMI MEMORIES

BUCH 2

IVY ANDREWS

INHALT

Für Bianca

Vorwort

1. Von gigantischen Glucken und grotesken Glücksgefühlen

2. Von wollüstigen Wünschen und wahnwitzigen Wagnissen

3. Von inakzeptablen Indiskretionen und intensiven Intimitäten

4. Von toughen Trainingseinheiten und triebigen Teenagerfantasien

5. Von einer panischen Parker und (un-)plausiblen Papa-Präferenzen

6. Von einer angsterfüllten Alleinerziehenden und absonderlichen Argumentationsketten

7. Von begehrenswerten Bad Boys und bahnbrechendem Beinahe-Sex

8. Von miesem Migränekopf und mühsamen Missionen

9. Von süßen Südseefrüchten und sonderbaren Sakrilegen

10. Von treffsicheren Traumtäuschungen und tiefgehenden Therapiesitzungen

11. Vom lustigen Leisefuchs und leckerer Lasagne

12. Von geheimen Gerüchtequellen und großen Gewissensbissen

13. Von kräftezehrenden Kampfansagen und knisterndem Kaffeeklatsch

14. Von einer rasanten Rattenjagd und radikalen Rachebissen

15. Von handtuchlosen Hopsern und heilenden Hilfsaktionen

16. Von einer bittersüßen Begegnung und blutigen Boxkämpfen

17. Von zärtlichen Zungenspielen und einem zornigen Zerwürfnis

18. Von echten Eingeständnissen und erschütternden Erkenntnissen

19. Von einer missglückten Manati-Rettung und mitternächtlichen Mutter-Kind-Momenten

20. Von abscheulichen Albträumen und außergewöhnlicher Anziehungskraft

21. Vom Kindermachen (mit Küssen) und kämpferischen Kissenschlachten

22. Von einem sexistischen Schwerenöter und schamlosem Slut-Shaming

23. Von einer vortrefflichen Vergesellschaftung und vereinzelten Vertrauensbeweisen

24. Von einem kräftezehrenden Kindergeburtstag und einem katastrophalen Kuchendesaster

25. Von lästigen Lastern und listigen Lügen

26. Von Pluspunkten auf der Pro-Seite und keinen Präservativen

27. Von thermodynamischen Tagträumen und totaler Tattooliebe

28. Von phänomenalem Pantry-Sex und Parker im Panikmodus

29. Von penetranten Periodenkrämpfen und einem plötzlichen Paten-Krümel

30. Von verstörenden Vergangenheitsschatten und verbindlichen Versprechen

31. Von grausigen Großer-Bruder-Problemen und gut gemeinter Geheimniskrämerei

32. Von soliden Schleudertraumafolgen und schwerwiegenden Schicksalsschlagspuren

33. Von einer beispiellosen Bootstour und beherzter Begierde

34. Von stürmischen Sexkapaden und süßen Sehnsuchtsmomenten

35. Von Zuhause, Zuflucht, Zuversicht und Zukunft

Danksagung

Über die Autorin

Triggerwarnung

»When it is dark enough, you can see the stars.«

RALPH WALDO EMERSON

FÜR BIANCA

In dieser Dilogie geht es neben Romantik und Freundschaft, auch um Geschwisterliebe. Daher ist dieses Buch dir gewidmet, kleine-große Schwester.

Zum Glück haben wir uns.

Ich liebe dich sehr.

Deine Vio

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser and everybody in between,

first of all: Devon’s Darkness ist schon etwas älter (Erstveröffentlichung 2018) und der Roman erschien ursprünglich unter dem Pseudonym Ava Innings.

Doch im November 2022 passierte eine kleine Katastrophe, denn ich löschte – nachdem ich dem Link in einer vermeintlichen Mail von Amazon folgte, die sich jedoch als Phishingmail entpuppte – panisch und völlig kopflos meinen Amazonaccount und somit unglücklicherweise auch das damit verbundene KDP-Konto.

Auf einen Schlag waren meine bisher veröffentlichten Bücher verschwunden – und das mitsamt aller Bewertungen. Amazon konnte das Konto nicht wiederherstellen, und ich war am Boden zerstört – zumindest ein paar Tage lang, denn wie heißt es so schön:

Gibt das Leben dir Zitronen, mach Limonade draus – oder hol wahlweise den Tequila raus.

Zugegeben, habe ich weder das eine noch das andere getan, aber ich habe beschlossen, diese Chance für die Neuauflagen meiner Bücher zu nutzen. Zum einen bilde ich mir ein, dass ich mich im Laufe der letzten Jahre als Autorin weiterentwickelt habe, zum anderen habe auch ich mich verändert und mit mir meine Ansichten.

Lange Zeit schon hatte ich daher den Wunsch, Londons Geschichte (sie ist Devons kleine Schwester) mehr Raum zu geben und sie umzuschreiben: gesagt, getan.

Dadurch haben sich auch einige Änderungen in Devons Geschichte ergeben, die allerdings nicht maßgeblich sind. Solltest du die Geschichte also bereits kennen und dich deshalb ärgern, dann kannst du das E-Book auch einfach zurückgeben.

Ein anderer Hinweis an dieser Stelle betrifft die Triggerwarnung (siehe Inhaltsverzeichnis), da es auch in diesem Roman potenziell triggernde/retraumatisierende Themen gibt.

Nun wünsche ich dir abschließend ein paar schöne Lesestunden mit Parker, Devon, Zoey und Sir Lancelot.

Von Herzen ganz viel Spaß.

Deine Ivy

1

VON GIGANTISCHEN GLUCKEN UND GROTESKEN GLÜCKSGEFÜHLEN

PARKER

Wow, denke ich, als die Tür aufgeht und ich ihm gegenüberstehe. Mein Blick saugt sich förmlich an seinem nackten Oberkörper fest. Es sind nicht seine Muskeln, die mich faszinieren. Nun ja, nicht ausschließlich jedenfalls. In erster Linie sind es seine Tattoos. Er hat viele. Zu viele, um die Einzelheiten mit einem Blick erfassen zu können. Die unzähligen Körperbilder schmücken seine breite Brust, seine durchtrainierten Arme und seinen flachen Bauch, der ein Sixpack unter der Kunst erahnen lässt. Er ist muskulös, keine Frage, aber er ist kein Bodybuilder, also nicht übermäßig definiert.

Für meinen Geschmack also perfekt.

Der Unbekannte räuspert sich, und ich höre damit auf, ihn anzustarren oder, besser gesagt, ich höre zumindest damit auf, seinen heißen Body anzustarren, denn sein Gesicht kann sich ebenfalls sehen lassen. Ich muss zu ihm aufschauen, weil er mich um mehr als einen Kopf überragt. Sein dunkelblondes sonnengeküsstes Haar ist etwas zu lang und ziemlich zerzaust – fast so, als hätte ich ihn gerade aus dem Bett geklingelt. Sein Gesicht wird von einem kantigen Kiefer und einer langen, geraden Nase dominiert. Der Dreitagebart verleiht seinem kernigen Aussehen den letzten Schliff – und als wäre das nicht genug, sind da diese unverschämt blauen Augen.

Ich rede hier nicht von einem gewöhnlichen Babyblau. Nein, seine sind deutlich dunkler, beinahe schon royalblau, und ich schwöre, einen Moment lang drohe ich, mich einfach in ihnen zu verlieren.

Wow, denke ich noch einmal, und dass ich es nicht laut ausspreche, ist reines Glück. Das Gleiche gilt für die Tatsache, dass meine Kinnlade nicht einfach stumpf nach unten klappt und ich zu sabbern anfange. Was ich beim Anblick des schönsten Mannes, dem ich je begegnet bin, nicht sonderlich verwerflich finde.

»Hi, ist Aprille da?«, stoße ich etwas atemlos hervor, weil ich ihn unmöglich noch länger einfach nur anstarren kann, ohne dass es völlig peinlich wird.

»Nein«, erwidert er schlicht, aber nicht unfreundlich. Er lehnt sich lässig gegen den Türrahmen und checkt mich nun ebenfalls ab.

Sex mit ihm wäre sicherlich der Himmel auf Erden, denn allein sein Blick fühlt sich intensiver an, als es jede Berührung eines anderen jemals getan hat. In diesem Moment gibt es nur ihn und mich – und wäre Anziehung entflammbar, würde ein Funke genügen, um eine Feuerwalze durch das Treppenhaus zu jagen.

Mir ist heiß.

Und dann meldet sich mein Hirn zurück und konfrontiert mich mit der Frage, wer dieser Kerl, der da halbnackt in der Wohnung meiner Nachbarin und Freundin steht, sein könnte.

Scheiße! Er muss Aprilles neuer Freund sein! Oh bitte! Das darf nicht wahr sein. Ich sterbe, wenn das stimmt.

Ich sterbe? Mach dich nicht lächerlich, Parker, du kennst diesen Kerl doch gar nicht, rüge ich mich, denn dass mich bei der Vorstellung, er könnte Aprilles neuer Lover und somit tabu sein, ein Todeswunsch packt, ist definitiv too much.

Fakt ist jedoch, dass ich ihn vielleicht nicht kenne, aber dass ich ihn mit jeder Faser meines Körpers will.

Und wie ich ihn will.

Jetzt und hier.

Was verrückt ist. Völlig verrückt, denn das sieht mir einfach nicht ähnlich.

Meine beste Freundin Polly nennt mich immer Parker Perfect, weil ich stets die Kontrolle behalte und angeblich alles im Griff habe, auch wenn es sich aktuell anders anfühlt.

Der totale Kontrollverlust.

Mein sonst so sicherheitsorientiertes Hirn macht nicht einmal Anstalten, mir mit einem nervtötenden Vortrag den Anblick des Fremden zu versauen. Hormongeschwängert, wie es ist, kann es sich vermutlich nur mit Mühe und Not an meinen eigenen Namen erinnern.

Allein dieser an Unzurechnungsfähigkeit grenzende Zustand, in dem ich mich gerade befinde, sollte Grund genug sein, weshalb es sogar verdammt gut wäre, wenn es sich bei dem Kerl um Aprilles Neuen handelt.

Dann nämlich würde ich ihn mir umgehend aus dem Kopf schlagen und definitiv keinen meiner unkeuschen Gedanken in die Tat umsetzen – von denen wabern leider gerade eine ganze Menge durch meinen lustdominierten Verstand.

Doch allein bei der Vorstellung, er könnte Aprilles neue Liebe sein, und ich könnte keine der Fantasien, die ich gerade habe, ausleben, schreit etwas in mir protestierend auf.

»Bist du, also … ich meine …«, setze ich an, doch unterbreche mich direkt. Nicht mal einen klaren Satz bekomme ich heraus.

Peinlich! Echt peinlich!

Egal, tief durchatmen und noch mal von vorne. Besser wird es leider nicht. »Also ich wollte wissen, ob du … Nein, das geht mich nichts an. Sorry. Obwohl, wenn du mir sagen könntest …«, blamiere ich mich erneut bis auf die Knochen.

Wenig verwunderlich nach all dem Gestammel hebt er irritiert eine Augenbraue.

Verdammt, ich kann ihn doch nicht einfach fragen, ob er Aprilles neuer Lover ist. Abgesehen davon: Wer bitte schön sollte er denn sonst sein?

Er passt gut zu Aprille. Sie ist unfassbar schön und eine Eins-zu-eins-Kopie des It-Girls London Hyatt. Wären da nicht ihre grünen Augen und ihr fransiger Pony, könnte sie glatt als Londons Double durchgehen.

Der hübsche Typ schaut mich erwartungsvoll an, während in meinem Kopf noch immer der reinste Hurrikan tobt. »Ich dachte …«, versuche ich es noch einmal und habe keine Ahnung, was ich gedacht habe. Nichts! Nichts außer ›Wow‹, meine ich. Er hat mich geflasht. Völlig! »Ich wohne …«, beginne ich erneut und deute nach oben, weil ich es angesichts so viel nackter Haut, sexy Tattoos und Körper peinlicherweise wirklich nicht schaffe, einen ganzen Satz herauszubringen.

»In der Wohnung obendrüber?«, souffliert er und grinst amüsiert – augenscheinlich ist er sich der Wirkung, die er auf mich hat, nur allzu bewusst.

Seine raue Stimme ist zum Niederknien und schießt mir direkt zwischen die Beine. Wie sonst ließe sich erklären, warum ich mich frage, wie sich sein Dreitagebart wohl auf meiner Haut anfühlen würde? Zweifelsohne gut. Richtig, richtig gut! Davon bin ich überzeugt. Ich würde mein Leben darauf verwetten.

»Richtig!«, stoße ich hervor, weil ich irgendetwas sagen muss und die Pause bereits viel zu lange andauert.

Unbehaglich trete ich von einem Bein auf das andere. Ich muss hier weg – und zwar ganz schnell. Ehrlich, noch ein paar Minuten länger in seiner Nähe und ich springe ihn an … Ganz gleich, ob er Aprilles Neuer ist oder nicht. Zum Glück habe ich in diesem Moment eine Art Geistesblitz. Mir fällt nämlich ein, weshalb ich überhaupt bei meiner Nachbarin geklingelt habe. »Hast du vielleicht eine Flasche Milch da?«, frage ich ihn, was gut ist, weil ich endlich überhaupt beginne, mich an die gängigen Konventionen einer Konversation zu halten. Dumm nur, dass ich nun, da diese Hemmschwelle überschritten ist, einfach weiterplappere. »Ich … brauche unbedingt einen Kaffee und ohne Milch ist das Zeug doch ungenießbar, nicht wahr? Also keine Ahnung, wie du deinen Kaffee trinkst, oder ob du überhaupt Kaffee trinkst … Ich favorisiere meinen aber mit Milch und Haselnusssirup. Ehrlich, ich liebe das Zeug.«

Mein Sprechdurchfall – Kenner sprechen von Logorrhö – endet, als seine Augen sich zu Schlitzen verengen und er mich kritisch betrachtet.

Und während er vermutlich gerade überlegt, ob er lieber die 911 anrufen soll, damit sie diese seltsame Frau vor seiner Tür in Handschellen legen, platzt die Frage aus mir heraus, die schon die ganze Zeit über versucht, mir ein Loch in die Zunge zu brennen. Nein, unmöglich kann ich sie noch länger zurückhalten. »Sag mal, bist du Aprilles mysteriöser, neuer Freund?«

Bitte, bitte sag ›Nein‹, flehe ich im Stillen.

Mein Gegenüber grinst breit und wissend – irgendwie siegessicher. Kann er Gedanken lesen? Weiß er, was in meinem Kopf vorgeht, oder lässt mein beschämendes Gestammel keinen anderen Schluss zu, als dass ich ihn unfassbar heiß finde und gerade verzweifelt versuche herauszubekommen, ob er Single ist, um bedenkenlos mit ihm rummachen zu können.

Wobei, das kann ich mir vermutlich abschminken, denn mein erster Eindruck lässt schwer zu wünschen übrig.

»Nein, ich bin bloß ihr Bruder. Vielleicht hat sie mich mal erwähnt. Mein Name ist Devon.« Er streckt mir die Hand hin.

Ich ergreife sie zögerlich. Er ist Devon?Ernsthaft? Ich habe mir Aprilles wilden, partysüchtigen Bruder völlig anders vorgestellt. Schmierig, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht, weil Aprille einmal zu viel seine ständigen Frauengeschichten erwähnt hat. Ich dachte bisher immer, er sei so ein Typ Marke überheblicher Arsch. Vielleicht ist er das auch. Aber wenn er es ist, dann ist er ein verdammt heißer, überheblicher Arsch und Aufreißer.

Unwillkürlich kommt mir die Story in den Sinn, als er vor dem Freund seines One-Night-Stands fliehen musste … nackt, abgesehen von der Packung Cornflakes und einem Kanister mit Milch, die er genutzt hat, um seine Blöße zu bedecken.

Mit den neuen Informationen im Hinterkopf mustere ich ihn noch einmal eingehender. »Ich habe mir dich ganz anders vorgestellt«, gebe ich zu, denn nichts an ihm wirkt schmierig.

Nein, ich bleibe dabei: Er ist einfach nur gnadenlos scharf.

Devon hebt eine Augenbraue. »So? Wie denn?«

Sag jetzt bloß nichts Falsches!, ermahne ich mich. »Größer!«

Größer? Er ist riesig! Warum sage ich größer? Ich hätte auch gleich heißer sagen können … beides ist schließlich kaum zu toppen.

Verwirrung spiegelt sich daher zurecht auf seinem Gesicht.

Ich ignoriere sie, runzle meine Stirn und betrachte ihn noch einmal prüfend. »Ja, definitiv größer!«, behaupte ich nachdrücklich und wechsle dann das Thema: »Also, ist deine Schwester da?«

»Nein, sie ist zurzeit in Europa. Schätze, du musst wohl oder übel mit mir Vorlieb nehmen.«

Europa? Stimmt! Aprille erzählte, sie und ihr Neuer würden gemeinsam verreisen, doch dass sie bereits diese Woche weg ist, kommt überraschend.

Nein, wobei, eigentlich nicht. Es ist lediglich so, dass die Zeit – in den vergangenen, sehr arbeitsintensiven Wochen – förmlich dahin gerast ist und ich wohl bei allem, was anstand, etwas den Überblick verloren habe.

»Magst du auf einen Kaffee reinkommen?«, fragt Devon und streicht sich mit dem Daumen über das Kinn, wobei er meinen Blick auf seine Lippen lenkt.

Wieder sind da diese Bilder. Diese sehr expliziten Bilder von ihm und mir, nackt, verschwitzt und keuchend.

SCHLUCK!

»Dann musst du die Milch nicht bis in den dritten Stock schleppen.«

Ist Kaffee ein Synonym für Sex?

Ja, das ist es. Definitiv! Die Art, wie er sein Angebot unterbreitet, und sein durchdringender Blick sind eindeutig und lassen keinen anderen Schluss zu.

»Nein, nein, ich glaube nicht. Das … wäre wohl eine schlechte Idee.« Das Problem ist nur, ich bin von dieser Aussage alles andere als überzeugt. Mit Sicherheit wäre es gut. Alles! Aber ich muss sein Angebot ablehnen, denn ich würde es bereuen, Kaffee mit ihm zu trinken. Typen wie er sind ein Garant für ein gebrochenes Herz. Eigentlich müssten sie alle ein Tattoo mit dem Schriftzug Bad Boy haben – als offensichtliche Warnung für Frauen, deren Hirn in ihrer Nähe unter den gleichen Ausfallerscheinungen leidet wie meines. Ja, so ein Hinweis wäre durchaus sinnvoll. Gut sichtbar und nicht nur irgendwo kleingedruckt unter der Achsel oder so. Vielleicht dort, wo sich der Rabe befindet. Der Rabe, dessen gespreizte Flügel sich über Devons Brust erstrecken. Die linke Schwinge wird von einer apokalyptischen Landschaft durchbrochen. Mitten auf einer zerstörten Brücke, die mich an den Overseas Highway erinnert, steht ein Mann. Die Dunkelheit um ihn herum droht ihn zu verschlucken.

Instinktiv weiß ich, dass Devon dieser Mann ist. Nur mit Mühe gelingt es mir, den Blick von der Gestalt, die einsamer und verlorener nicht sein könnte, abzuwenden und Aprilles Bruder wieder ins Gesicht zu schauen.

Enttäuschung spiegelt sich darin, doch er verbirgt sie rasch und im nächsten Moment ist sie verschwunden. »Kein Problem«, behauptet er, ohne mit der Wimper zu zucken.

Er lügt. Seine Augen verraten ihn. Seine Augen wollen etwas anderes, wollen mich. Das Verlangen, meinem eigenen so ähnlich, brodelt darin. Trotzdem nimmt Devon die Zurückweisung gelassen hin. »Ich hole dir einfach die Milch. Warte hier!«

Aprilles Atelier ist eher wie eine klassische Junggesellenbude und komplett anders als die Wohnung obendrüber, in der ich zurzeit wohne. Hier hat man auch keine Wände eingezogen. Lediglich das Badezimmer wurde von dem offenen Wohn-, Arbeits- und Küchenbereich abgetrennt.

Daher sehe ich, wie Devon den Kühlschrank öffnet, sich vorbeugt und mir dadurch seinen knackigen Hintern präsentiert.

Mein Mund wird schlagartig ganz trocken vor Erregung. Eilig sehe ich weg.

Verdammt, Polly hatte so was von recht, als sie mir vorhin sagte, dass ich die zoeyfreie Zeit nutzen solle, um mal wieder etwas Spaß zu haben. Gnadenlos untervögelt, nannte sie mich, und nachdem ich eben nicht einmal dazu in der Lage war, mich mit meinem neuen Quasi-Nachbarn normal zu unterhalten, kann ich diesen Umstand schlecht abstreiten. Andererseits würde ich vermutlich nicht einmal an Sex denken, hätte sie mir diesen Floh nicht ins Ohr gesetzt.

Sex … ich weiß inzwischen wirklich nicht mehr, wie man das schreibt, geschweige denn, wie man es macht. Mein letztes Mal ist Monate her! Kein Wunder also, dass ich diesen scharfen Typen am liebsten bespringen würde.

Devon. Allein sein Name klingt sexy, irgendwie verrucht.

Am besten sollte ich schnurstracks hochgehen. Ich wende mich ab, mache ein paar Schritte in Richtung Treppenhaus, doch da höre ich bereits, wie er zurückkehrt. Sehnsüchtig blicke ich nach oben. Meine Wohnung und die Sicherheit, die sie mir bietet, sind in Reichweite. Ich müsste einfach nur gehen. Jetzt. Später könnte ich behaupten, dass das Telefon geklingelt hat oder … Er räuspert sich hinter mir, und der Moment, in dem ich einfach hätte verschwinden können, ist vorbei.

Mir stockt der Atem, als ich mich zu ihm umdrehe. Mein Herz rumpelt aufgeregt in meiner Brust. Schnell und unstet hüpft es herum. Es müsste Devon gesetzlich verboten sein, ohne Shirt rumzurennen. Dieser Anblick stellt wirklich eine Gefahr für meine Gesundheit dar – auf allen Ebenen. Hormone fluten mein Gehirn, durchdringen jede einzelne Zelle und verwandeln mich in einen willigen Zombie. Einen Untoten mit Herzrhythmusstörungen, um genau zu sein.

»So, hier haben wir die Milch.«

Ich nehme sie entgegen und ernte ein breites Grinsen. Sein Lächeln ist der absolute Hammer. Ob ich doch noch auf sein Angebot zurückkommen kann? Ich sollte. Alles, was Polly gesagt hat, ist wahr, aber … Nein, es ist unmöglich. Devon bedeutet Ärger, das spüre ich. Doch meinen Instinkt bräuchte ich gar nicht zu bemühen, denn Aprille hat mir genug über ihren Bruder verraten, um zu wissen, dass er ein Problem auf zwei Beinen ist.

Ich wende mich abrupt herum, will schon gehen, als er fragt: »Sag mal, was machst du denn morgen? Ich wollte mit dem Boot raus und Aprille …«

»Ich muss arbeiten«, unterbreche ich ihn entschlossen. Dann erinnere ich mich an meine guten Manieren. »Danke für die Milch«, wispere ich, bin jedoch nur fähig, daran zu denken, wie gerne ich seine Lippen auf meinen spüren würde. Ärger hin, Ärger her.

»Dafür nicht. Verrätst du mir wenigstens, wie du heißt?«, fragt Devon amüsiert.

»Parker. Mein Name ist Parker«, lasse ich ihn wissen, ehe ich fluchtartig die Treppe hinaufeile, die Milchtüte umklammernd, als wäre diese mein Erstgeborenes.

Parker. Mein Name ist Parker, denke ich, während ich die Stufen hochhaste. So wie Bond, James Bond? Peinlicher geht es wirklich nicht.

Mit vor Erregung zitternden Fingern stecke ich den Schlüssel ins Schloss; stolpere regelrecht in das Appartement, das Zoey und ich vorübergehend bewohnen. Eilig drücke ich die Tür hinter mir zu, lehne mich mit geschlossenen Augen dagegen und versuche, diese unheimliche Begegnung zu verdauen.

Unheimlich vor allem, weil noch nie ein Mann eine solche sogartige Wirkung auf mich hatte. Ich bin normalerweise keine Frau, die wegen eines Typen ins Schwärmen gerät – schon gar nicht aufgrund seines Äußeren. Sollte man mich allerdings jetzt nach Devon fragen, dann … Ich glaube, ich könnte mich eine halbe Ewigkeit über seine körperlichen Vorzüge auslassen. Über das große Tattoo auf seiner Brust könnte ich glatt eine ganze Abhandlung schreiben – oder auch darüber, wie seine Stimme klingt. Ich glaube, wenn diese Stimme nicht wäre, dann könnte ich ihm möglicherweise widerstehen, aber dieses Timbre, rau und dunkel, lässt mich zwangsläufig an Sex mit ihm denken.

Sex mit ihm. Ich muss schlucken, weil mir wortwörtlich das Wasser im Mund zusammenläuft. Mist! Was hat dieser Kerl bloß an sich? Ob ich meinen Eisprung habe? Kann das sein? Ich ziehe mein Handy aus der Gesäßtasche, versuche, die Zyklus-App aufzurufen. Es dauert einen Moment, denn mein Hirn ist noch immer von Devon verseucht und weigert sich vehement, an etwas anderes zu denken als an seinen heißen Body. Schließlich schaffe ich es doch, das richtige Icon auszuwählen.

Mmh, eigentlich ist er bereits vorbei, aber vielleicht hallen die Mach-mir-ein-Baby-Hormone noch nach. Ja, mit Sicherheit tun sie das! Erleichterung macht sich in mir breit. Das wäre also geklärt: Devon wirkt auf mich nur derart unwiderstehlich, weil mein Körper der Meinung ist, dass er mit seinem Höhlenmenschkiefer und all seinen Muskeln großartige Nachkommen zeugen würde.

Nichts, worüber man sich also aufregen müsste. Alles bloß ein biochemischer Prozess! Vor Erleichterung lache ich beinahe auf.

Ach, es tut so gut zu wissen, dass ich gar nicht wirklich auf ihn stehe, sondern hier bloß Hormone am Werk sind.

Hormone, die lautstark kreischend durch meinen Körper rocken. Ehrlich, sie sind wie die verdammten Rockin’ Romeos, wenn sie auf der Bühne stehen. Doch über denen stehe ich – also nicht über den Rockin’ Romeos, die sind spitze, sondern über den Hormonen. Ich stehe über ihnen wie ein Fels. In tosender Brandung. In völliger Dunkelheit. In eisiger Kälte. Bei Nacht. Unerschütterlich.

Genau! Unerschütterlich, Parker! Da kann Devon noch so sehr dem Männertyp entsprechen, auf den Frauen wissenschaftlichen Studien nach während des Eisprungs evolutionsbedingt abfahren. Ich bleibe standhaft. In ein paar Tagen werde ich mich mit Sicherheit fragen, was ich überhaupt jemals an ihm gefunden habe. Dabei ist die Antwort ganz simpel: Er ist extrem maskulin.

Unwillkürlich denke ich an sein kantiges, vom Testosteron gemeißeltes Gesicht.

Gott, dieses Gesicht!

Ich seufze. Laut.

Peinlich! Blödes Hormonfeuerwerk!

Dabei entspricht Devon so gar nicht meinem Beuteschema. Ich mag Männer, die klug und gebildet sind. Verlässliche und verantwortungsbewusste Männer, die eine stabile, gleichberechtigte Beziehung zu schätzen wissen. Das ist mir wichtig. Ich möchte einen Mann, der mich respektiert und als Mensch – und nicht in erster Linie als Frau – wahrnimmt.

An Devon schreit nicht nur alles ›Bad Boy‹, sondern auch ›Macho‹. Selbst wenn Aprille nicht die eine oder andere Story über ihn zum Besten gegeben hätte, wäre mir nach einem Blick klar gewesen, welche Sorte Mann er ist. Er ist definitiv einer dieser Typen, die wissen, dass sie verdammt gut aussehen, und sich selbst für ein Geschenk an die Frauenwelt halten.

Verdammt! Ich muss dringend damit aufhören, an ihn zu denken.

Als Erstes brauche ich einen Kaffee. Möglicherweise schafft dieser es, mein Zombiehirn wieder auf Trab zu bringen und Devon daraus zu vertreiben.

Mit wackeligen Beinen löse ich mich von der Tür, die mir bis eben Halt gegeben hat, und gehe in Richtung Küche. Devon hat mir nicht nur sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Meine weichen Knie sprechen eine eindeutige Sprache.

Während ich die warme Milch aufschäume und gleichzeitig Kaffee koche, versuche ich, die Gedanken an ihn abzuschütteln. Das ist jedoch alles andere als einfach, zumal diese Ruhe wirklich unheimlich ist.

Sie sollte nicht unheimlich sein. Ich sollte sie genießen. Aber sie ist es trotzdem. Nein, wahrscheinlich ist sie das nicht. Wahrscheinlich ist sie bloß ungewohnt. Was heißt, wahrscheinlich ist sie das? Blödsinn! Diese Ruhe ist ungewohnt. So ungewohnt, dass es unheimlich ist, denn mit Zoey ist es nie ruhig. Sie ist ein echter Wirbelwind. Ich vermisse sie. Wir waren – seit sie bei mir lebt – noch nie über Nacht getrennt, doch es hilft nichts: Wir müssen den Ernstfall trainieren.

Zoey ist schließlich schon acht. Die Einladungen zu Übernachtungspartys mehren sich – und obwohl alle momentan noch Verständnis für die Situation zu haben scheinen, wird sich das über kurz oder lang ins Gegenteil verkehren. Dann ist sie das seltsame Mädchen, das zu feige ist, woanders zu übernachten. Allein beim Gedanken daran, dass sie wegen ihrer Ängste zur Außenseiterin werden könnte, droht mir das Herz zu brechen. Sie hat schon so viel durchmachen müssen.

Also müssen wir üben, üben, üben, auch wenn ich vermutlich erneut mitten in der Nacht aufbrechen muss, weil Zoey es nicht länger in einem fremden Bett aushält. Allein deshalb sollte ich jede Sekunde, die diese unheimliche Stille anhält, auskosten – sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach viel schneller vorbei sein, als mir lieb ist.

Zusammen mit der dampfenden Tasse mache ich es mir auf dem Sofa bequem. Ich hatte nie vor, die Zeit ohne Zoey so zu nutzen, wie Polly es vorgeschlagen hat. Offensichtlich brauche ich zwar dringend mal wieder einen Mann, aber One-Night-Stands sind einfach nicht mein Ding. Ich finde nichts, aber auch gar nichts erregend daran, es mit einem Fremden zu treiben. Tracey, meine Kollegin aus dem Diner, in dem ich als Bedienung arbeite, ist seit einer Ewigkeit mit ihrem Mann zusammen und hat mir einmal verraten, dass genau das ihre geheime sexuelle Fantasie ist. Sex mit einem völlig Unbekannten. Viele Frauen finden diese Vorstellung scheinbar reizvoll, doch ich habe es ausprobiert und weiß, dass ich nicht One-Night-Stand kompatibel bin. Beide Male bin ich nicht auf meine Kosten gekommen und habe mich danach billig gefühlt. Was im Prinzip schon im Vorfeld klar war, denn unsere Gesellschaft ist noch immer gnadenlos, was das betrifft.

Warum werden Typen für etwas gefeiert, das uns Frauen zu Flittchen macht?

Mit wie vielen Männern ich schlafe oder nicht schlafe, bestimmt doch nicht meinen Wert – und obwohl ich das weiß, kann ich mich nicht frei von diesen veralteten Moralvorstellungen machen, denn ich weiß, wie schnell man den Ruf weghat, eine Schlampe zu sein – und dann ist frau dieser üblen Nachrede hilflos ausgeliefert.

Tja, und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn wie könnte ein One-Night-Stand unter diesen Voraussetzungen gut sein?

Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es mir jedenfalls nahezu unmöglich, mich gänzlich auf einen Fremden einzulassen. Aber Fakt ist nun einmal auch, dass ich gewisse Bedürfnisse habe und diese gerne ausleben würde.

Wieder drängt sich Devon mit brachialer Gewalt in mein Hirn. Ja, ich würde diese Bedürfnisse wirklich, wirklich gerne mit ihm ausleben. Nun ja, zumindest würde es ein Teil von mir gerne tun.

Der andere schielt bereits, vom schlechten Gewissen geplagt, auf den Stapel Bücher auf dem Sofatisch. Denn dafür ist meine zoeyfreie Zeit gedacht.

Ich muss lernen.

Dringend!

Diverse Prüfungen stehen in den kommenden Wochen an, und ich kann es mir nicht leisten, auch nur bei einer zu versagen. Daher muss ich mich sammeln und endlich an die Arbeit gehen. Das allerdings wird mir schwerfallen, wenn Devon sich in meine Gedanken schleicht und diese mit Hormonen flutet. Wie soll ich mich denn da konzentrieren?

Ich schließe, in dem Bemühen, die Bilder von ihm abzuschütteln, die Augen und lausche.

Ja, ich bleibe dabei: Diese Stille ist unheimlich.

Nur das Brummen des Kühlschranks ist zu hören.

Ich atme aus. Seufzend.

Warum kann ich mich nicht entspannen? Und warum fühlt es sich an, als wäre mir Devon bis in die Wohnung gefolgt?

Ich greife nach meinem Handy und schicke Polly eine Nachricht, um mich abzulenken.

Alles im grünen Bereich?

Ihre Antwort lässt nicht lange auf sich warten.

Ja, du verdammte Glucke! 🐤🐣🥚

Während ich überlege, was ich darauf erwidere, trudelt eine weitere Nachricht von ihr ein.

Was bin ich froh, dass du bist, wie du bist. Nun schuldet Greg mir ein Abendessen bei Antonio.

😂

Da hat sie doch glatt mit Greg gewettet, wann ich das erste Mal nachhaken würde. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Erst vor rund zwei Stunden habe ich Zoey bei ihnen abgesetzt.

Hör auf zu lachen! Hübsch dich lieber auf und such dir einen heißen Typen für heute Nacht! 🍆

Die Aubergine entlockt mir ein Augenrollen.

Polly denkt angesichts ihrer eigenen Single-Vergangenheit irrtümlicherweise, dass alle Singles ständig Sex hätten. Natürlich habe ich ihr schon mehr als einmal zu erklären versucht, dass dem nicht so ist – vergeblich!

Bin gerade einem begegnet.

Auch wenn ich natürlich nicht die Absicht habe, die Nacht mit Devon zu verbringen.

Was? Und das sagst du erst jetzt? Ich will Details.

Kennst du Jacob Elordi?

Der Typ aus Saltburn? Du hast Jacob Elordi getroffen? Verdammt, da lässt man dich mal zwei Stunden alleine und dann passiert sowas.

Ähhh, nein.

🙈

Aprilles Bruder ähnelt ihm nur etwas. Er ist allerdings ein paar Jahre älter, deutlich muskulöser, trägt einen Dreitagebart und hat einen Haufen Tattoos.

First of all: Wie um Himmels Willen kommst du auf Jacob Elordi, wenn der Typ ihm bloß etwas ähnelt?

Die Größe! Er ist riesig! Ich habe fast eine Nackenstarre bekommen, als ich versucht habe, ihm ins Gesicht zu schauen, was angesichts des heißen Bodys ohnehin nicht einfach war.

😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂

Okay, ich habe zwar echte Schwierigkeiten, mir Jacob Elordi mit Dreitagebart vorzustellen, aber ich vertraue dir einfach mal. Von welcher Größe reden wir denn hier eigentlich?

😇

Das Heiligenschein-Emoji kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Polly ein Ausbund an schmutzigen Gedanken ist.

Nackenstarre!!!

Die kann frau sich auch anders zuziehen. 😇

Das neuerliche Heiligenschein-Smiley könnte sie sich echt schenken. Das nimmt ihr niemand ab, der sie kennt.

Haha! Du bist so witzig. Nicht!

Weißt du, was witzig ist, dass deine Nachbarin, die aussieht wie das It-Girl London Hyatt, einen Bruder hat, der aussieht wie Jacob Elordi. Scheint eine glatte Lüge zu sein, was man sich über die Attraktivität der Briten erzählt.

Definitiv! Devon ist sooo heiß.

Sooo heiß finde ich JE nun auch wieder nicht.

Denk dir alles, was du an JE nicht heiß findest, weg. Devons Kiefer ist deutlich breiter und eckiger, er ist allgemein etwas kantiger, blauäugig und sein Haar ist weicher.

Du weißt, wie sich das Haar von JE und das von diesem Devon anfühlt?

Sei nicht albern! Natürlich nicht! Aber das sieht man doch.

Ich finde, du MUSST es testen!

Klar! JE ist bestimmt ganz scharf darauf, wenn irgendeine Wildfremde sein Haar angrapscht.

Dann musst du ihm erklären, dass das eine Testreihe ist.

Kauft er mir bestimmt ab. Der ruft die Cops und lässt das durchgeknallte Fan-Girl verhaften.

Okay, dann fang mit diesem Devon an. 😃

Apropos verhaften: Hast du mal Nachrichten geschaut?

Ehe ich antworten kann, schickt sie die nächste Nachricht hinterher.

Vergiss es, war eine rein rhetorische Frage.

Polly weiß, dass ich Nachrichten und Social Media seit einigen Monaten aus Gründen der mentalen Gesundheit meide, und ich muss zugeben, dass es mir besser geht, seit ich nicht jeden Tag mit den neusten Horrormeldungen konfrontiert werde.

Ich habe ohnehin ständig Angst um die Menschen, die mir etwas bedeuten – oder auch, dass mir selbst etwas passieren könnte. Die Nachrichten zu sehen, verstärkt diese Gefühle und Fantasien nur.

Harry Hyatt wurde verhaftet, weil er ein SWAT-Team auf den Leibwächter seiner Tochter gehetzt hat.

Was?

Ja, kein Scheiß! Ist schon ein paar Tage her und glücklicherweise konnten London, die gerade bei ihrem Bodyguard zu Besuch war, und der Typ sich im Panikraum in Sicherheit bringen.

Was für eine verrückte Geschichte!

Mein Vater war auch nicht gerade der perfekte Vater – da brauche ich mich bloß daran zu erinnern, wie er mit Gwen – umgesprungen ist –, aber das hier ist eine ganz andere Hausnummer. Swatting ist kein Spaß, sondern brandgefährlich. Auf diese Weise sind bereits Leute verletzt worden – oder sogar gestorben.

Die arme London!

Ja, wie schlimm muss das sein? Und das alles bloß, weil sie gegen diese Vormundschaft vorgegangen ist.

Ist sie?

Noch etwas, das ich nicht mitbekommen habe, doch ich würde mich auch wehren, wenn mein Vater die Vormundschaft für mich hätte – nicht, dass das möglich wäre, schließlich ist er tot. Einer der Gründe, weshalb ich die Vormundschaft für Zoey habe. Zoey, die mich inzwischen Mom nennt, und ich liebe es, auch wenn ich mich nicht wie eine Mom fühle. Irgendwie ist es wie früher beim Spielen mit Puppen. Die meiste Zeit über tue ich nur so, als wüsste ich, was ich da mache, dabei habe ich in Wahrheit nicht die leiseste Ahnung.

Ja, und die Vormundschaft wurde auch im Eilverfahren aufgehoben. Sie ist jetzt also frei. Apropos ›frei‹: Was hast du jetzt vor?

Ich werde meinen Kaffee trinken.

Lustig, Parker. Ich meinte in Bezug auf den JE-Verschnitt.

Wir werden sehen. Ich halte dich auf dem Laufenden.

Falls du Anregungen brauchst: 🍉🍉🍌

🙈 🙈 🙈

Manchmal ist Polly wirklich unmöglich, und was diese versauten Emojis angeht, haben Greg und sie echt einen Knall – aber da sind sie ja nicht die Einzigen. Da übertreiben sie echt maßlos.

Andererseits hätte ich ohne Polly nicht gewusst, was der Typ aus der Lerngruppe, mit dem ich mal was hatte, mit dem Hotdog gemeint hat. Ich dachte echt, es wäre eine Einladung zum Essen, weshalb ich schon das Pizzastück zurückschicken wollte, weil ich da mehr Bock drauf hatte. Zum Glück hat mir Polly – zwanghaft neugierig, wie sie ist – über die Schulter geschaut und mich vor dieser Peinlichkeit bewahrt. Wer weiß schon, was das Pizzastück zu bedeuten hat?

Die Bedeutung von Devons Einladung zum Kaffee war mir allerdings fast sofort klar. Den Korb hat er – das muss man ihm zugutehalten – geschluckt wie ein echter Kerl. Das sollte zwar selbstverständlich sein, aber wie oft wurde ich nach einer Abfuhr beleidigt. Dann war ich plötzlich bloß die dumme, hässliche Schlampe, mit der man(n) ohnehin nichts anfangen will. Selbstverständlich sind – meiner Erfahrung nach – daher frauenverachtende Beleidigungen.

Ein klares Eins zu Null für Devon, zwitschert ein Stimmchen in mir.

The bare minimum, halte ich ihm tapfer entgegen, denn ich sehe es wirklich nicht ein, ein Mindestmaß an Anstand zu feiern.

Als hätte Polly meinen gedanklichen Zwist aufgeschnappt, trudelt eine weitere Nachricht ein.

Versprich mir, dass du das nicht zerdenkst. Und auf keinen Fall legst du eine Pro-und-Contra-Liste an! Verstanden?

Glücklicherweise kann Polly meinen Seufzer, der aus tiefstem Herzen kommt, nicht hören. Was bitte schön ist so schlimm an Pro-und-Contra-Listen? Mir helfen sie nun einmal dabei, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, dennoch tippe ich

Versprochen!

und sende die Nachricht ab, ehe ich mich wieder meinem Kaffee widme.

Mit dem Display nach unten lege ich das Handy auf dem Couchtisch ab und greife nach der Tasse, aus der es inzwischen nicht mehr dampft. Das Aroma, das mir in die Nase steigt, riecht dennoch köstlich. Was Kaffee angeht, bin ich ein echter Junkie … Nein, wobei: Ein Junkie würde alles konsumieren – einschließlich abgestandenem Filterkaffee. Und so schlimm ist es dann doch nicht, aber zugegeben, das Zeug hat mich mehr als einmal durch den Tag gebracht. Wir alle haben unsere Schwächen, und seit Zoey bei mir ist, ist Kaffee meine.

Bad Boys hingegen gehören nicht zu meinen Schwächen, weshalb ich gar nicht vorhabe, irgendetwas in Richtung Devon zu unternehmen. Hätte ich das allerdings Polly geschrieben, hätte sie eine Diskussion vom Zaun gebrochen und mich daran erinnert, wie trist und öde mein Leben ist. Sie hätte mich daran erinnert, dass ich, trotz all meiner Verpflichtungen, auch mal etwas Spaß haben und an mich denken müsste. Und was hätte ich darauf erwidern sollen? Dass ich im Moment nicht ganz zurechnungsfähig bin? Dann hätte sie mich gefragt, wie ich auf diese Idee kommen würde, und ich hätte ihr wiederum erzählen müssen, wie wahnsinnig scharf ich auf Devon bin – was, wie gesagt, völlig daneben und absolut verrückt und außerdem allein meinen Hormonen geschuldet ist.

Trotzdem kann ich nicht anders, als zu erschauern, sobald ich erneut an ihn denke. Ich schließe die Augen und kann ihn vor mir sehen. Ihn, in all seiner Pracht.

Wie es wohl wäre, ihn zu küssen oder, noch besser, von ihm geküsst zu werden?

Ich stelle mir vor, wie ich sein Angebot annehme und Aprilles Atelier betrete.

Zögerlich folge ich ihm in die offene Küche – noch immer etwas unsicher, ob ich nicht einen Fehler begehe. Devon beginnt, an der Kaffeemaschine zu hantieren, weshalb ich mir dumm vorkomme – schließlich habe ich ihm unterstellt, dass er bloß in mein Höschen will. Von der Seite her betrachte ich ihn dabei, wie er die Milch aufschäumt.

Plötzlich unterbricht er den Vorgang, dreht sich abrupt zu mir um und bereits im nächsten Moment liegt seine Hand an meinem Hinterkopf. Tief vergraben in meinen Haaren, die ich in dieser Fantasie offen trage – wie passend.

Ich will, dass er mich küsst … Also küsst er mich. Doch er küsst nicht nur meine Lippen, sondern auch meine Seele. Es ist, als würde er mich in Besitz nehmen und brandmarken. Seine Zunge gleitet zwischen meine Lippen, leckt über meine, bis ich kaum noch zu einem klaren Gedanken fähig bin. Himmel, noch nie bin ich so geküsst worden. Ich kann nicht genug davon bekommen, also erwidere ich den Kuss stürmisch und gierig.

»Ich habe schon gedacht, dass du mir wirklich bloß Kaffee machst«, keuche ich atemlos, nachdem er seine Lippen von meinen gelöst hat.

»Hatte ich nie vor.« Seine Stimme ist der Hammer, so dunkel, so kratzig und durchdrungen von seinem Verlangen.

»Was hattest du dann vor?« Kaum habe ich die Frage ausgesprochen, explodiert eine Vielzahl an Bildern in meinem Kopf. Er und ich unter der Dusche. Er presst mich an die Wand und nimmt mich hart, während heißes Wasser auf uns prasselt. Er und ich auf dem Sofa. Ich unter ihm. Ich auf ihm in Aprilles Bett. In ihrerKüche, von hinten. Ich auf allen Vieren vor ihm, sein Schwanz in meinem Mund. Sein Kopf zwischen meinen Beinen, seine Zunge tief in mir.

Mein Unterleib überschlägt sich vor Erregung. Meine Scheidenmuskulatur zieht sich lustvoll zusammen. Ich reiße die Augen auf, keuche, weil die Bilder so intensiv sind. Mein Schoß pulsiert so heftig, dass ich vom Sofa hochschnelle, ins Schlafzimmer haste und mich dort meiner Jeansshorts und des Höschens entledige, ehe ich in der Schublade mit den Dessous nach meinem Vibrator fische. Im angrenzenden Bad lasse ich einmal kurz Wasser über ihn laufen, denn ich habe ihn eine Ewigkeit nicht mehr benutzt. Nicht, dass ich es mir nicht hin und wieder selbst machen würde, aber nicht mit diesem Ding, denn es ist schrecklich laut. Doch heute ist Zoey nicht da, und ich kann so laut sein, wie ich will und wie ich es brauche.

Abgesehen davon will ich die Penetration.

Was heißt eigentlich will? Ich brauche sie, denn ich will mir vorstellen, dass er in mir ist, bevor die Vorstellung von ihm verblasst.

Könnte sie das überhaupt? Könnte ich vergessen, wie er aussieht? Welche Wirkung er auf mich hat?

Gerne würde ich behaupten, dass das ginge, doch ich glaube es nicht. Ich glaube, dass ich mich noch in hundert Jahren an diese kurze Begegnung mit ihm erinnern würde.

Und weil das so ist, weil dieses Zusammentreffen mir derart unter die Haut ging, befreie ich meine Haare aus dem unordentlichen Knoten, zu dem ich sie zusammengerafft habe, bevor ich vorhin ins Auto gestiegen und heimgefahren bin.

Kurz massiere ich meinen Hinterkopf und stelle mir vor, dass es seine Hand ist, die mich dort krault.

Nur wenige Herzschläge später liege ich auf dem Bett, streichle mich und fantasiere von Devon. Wir sind wieder in Aprilles Küche und ich trage, weil alles andere bloß zu Komplikationen führen würde, ein Kleid. Mein Lieblingskleid, in dem ich – ohne prahlen zu wollen – unfassbar scharf aussehe. Es betont meine Rundungen großartig und dieser Ausschnitt bringt meine Brüste perfekt zur Geltung.

Ein Umstand, der auch ihm nicht entgeht, denn er säuselt in mein Ohr, wie sexy er mich in diesem Kleid findet.

»Trägst du darunter ein Höschen, Parker?«

Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttle den Kopf.

Er grinst breit. »Wie ungezogen! Und wie verdammt heiß!«, raunt er mir zu und lässt seine Hand unter den Saum des Kleides wandern. Ich schnappe nach Luft, als seine Finger mich dort berühren, wo das Höschen sein sollte. »Und so feucht.«

»Bereit für dich«, murmele ich an seinem Ohr, ehe ich daran zu knabbern beginne.

Er stöhnt auf, und ich tue es ihm gleich, als er einen Finger in mich schiebt.

Oh. Mein. Gott.

»Devon«, wimmere ich, weil es sich so gut anfühlt. Ich spreche seinen Namen laut aus, während ich mir einbilde, dass das Brummen des Vibrators zur Kaffeemaschine gehört.

In meiner Vorstellung hört Devon auf, mich zu fingern. Er hebt mich auf die Arbeitsplatte und stellt sich zwischen meine Beine. Er streift die Träger des Kleides von meinen Schultern und macht sich über meine rechte Brust her, während ich versuche, seinen Gürtel zu öffnen.

Seine Zunge umspielt den Nippel, den ich in Wirklichkeit zwischen meinen Fingern zwirble, und dann ist er in mir. Dieser Moment, dieses unbeschreibliche Gefühl lässt mich erneut aufkeuchen.

Ich sehe uns, wie wir in der Küche stehen und er langsam in mich stößt. Die Hose hängt ihm in den Kniekehlen. Sein nackter Hintern bewegt sich zwischen meinen Beinen. Ich stütze mich auf der Arbeitsplatte ab, lege meinen Kopf in den Nacken und biete ihm meine Brüste dar.

Devon saugt hingebungsvoll an meiner linken Brustwarze. Ich kann nicht genug von unserem Anblick bekommen.

Die Vorstellung von uns wird präziser. Stärker. Sie entwickelt ein Eigenleben, genau wie die Lust, die in mir anschwillt und dann urplötzlich ins Stocken gerät, als der Vibrator in mir mit einem Mal nur noch schwach ruckelt. Ich drücke auf die Taste, mit der sich die Intensität und die Geschwindigkeit anpassen lassen, doch egal, in welchen Modus ich schalte, das Ruckeln ebbt immer weiter ab.

Mit aller Kraft versuche ich, an der Fantasie festzuhalten, doch sie zerfällt, und die Lust weicht einer grenzenlosen Frustration.

Die Batterien sind leer!

Ausgerechnet jetzt!

Das ist so absurd.

2

VON WOLLÜSTIGEN WÜNSCHEN UND WAHNWITZIGEN WAGNISSEN

PARKER

Mit einer Hand fahre ich mir über die Stirn, streiche meine Haare aus dem Gesicht, während die andere noch immer die Tasten des stotternden Dings in meiner Vagina betätigt. Endlich gelingt es mir, das Sextoy ganz auszuschalten. Vorsichtig entferne ich es und bleibe dann einen Moment lang regungslos auf dem Bett liegen.

Vorwurfsvoll betrachte ich den impotenten Schwanzersatz in meiner Hand und weiß nicht, ob ich mir vor lauter sexueller Frustration die Haare raufen oder aber angesichts der lächerlichen Situation schallend lachen soll.

Ich entscheide mich dafür, keinem der beiden Impulse nachzugeben, sondern den Missstand einfach schnellstmöglich selbst zu beheben.

Nackt gehe ich in die Küche und mache mich auf die Suche nach neuen Batterien.

So kurz vor dem Ziel werde ich bestimmt nicht aufgeben!

Leider werde ich in der entsprechenden Schublade in der Küche nicht fündig. Gut, dann werde ich wohl auf diesen Freudenspender verzichten und es anders zu Ende bringen müssen …

Mit Devon wäre das sicherlich nicht passiert.

Der Gedanke kapert mein Hirn.

Einfach so!

Aus dem Nichts heraus!

Hinterrücks!

Hart schlucke ich gegen die Erregung an, die diese Vorstellung in mir auslöst. Und eines ist gewiss: Kein Vibrator, schon gar keiner, der kurz vor dem Finale schlappmacht, kann mit einem Kerl wie ihm mithalten.

Eine Idee keimt in mir auf. Ich schließe die Augen, versuche, sie wegzuatmen, aber sie hat sich hartnäckig an meine Hirnwindungen geheftet.

Ich sollte runtergehen!

Mehr noch: Ich sollte es verdammt noch mal mit dem Original treiben!

Warum begnüge ich mich damit, mir vorzustellen, wie es mit Devon wäre? Weil sich – laut meinem Vater – nur ein ausgemachtes Flittchen einem wildfremden Kerl an den Hals schmeißen würde?

Ich höre seine Stimme, wie er exakt diese Worte zu Gwen sagt und mich später ermahnt, nicht so zu werden wie sie. Und weil er mein Vater und ich noch sehr jung war, habe ich ihm geglaubt.

Einen Moment lang schäme ich mich für mein jüngeres Ich, doch dann werde ich wütend. Wütend auf ihn, weil er mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat, aber auch auf mich, weil mir diese Dinge noch immer nachhängen und ich mich offensichtlich nicht davon freimachen kann.

Diese Einstellung, dass eine Frau keinen Spaß haben darf, ist so was von gestern! Vor allem aber ist sie patriarchal und dient der Unterdrückung von Frauen.

Zu der akuten Geilheit kommt eine gehörige Portion Trotz hinzu, denn ich bin es leid, dass Männer mir sagen, wie ich mich zu verhalten habe. Und es kotzt mich an, brav und anständig zu sein.

Polly hat recht!

Ich verdiene es, Spaß im Leben zu haben – und Devon verspricht eine Menge Spaß.

Abgesehen davon, ich bin kein Kind mehr – auch wenn ich nie die Möglichkeit hatte, mich von meinen Eltern zu emanzipieren.

Doch nun bin ich erwachsen und kann tun und lassen, was ich will.

Vielleicht ist es sogar ein Wink des Schicksals, dass der Vibrator seinen Job nicht erledigt hat. Eine Art Weckruf des Universums.

Hey, aufwachen, Parker! Carpe diem! Nutze den Tag! Verlass deine Komfortzone! Stürze dich in ein Abenteuer! Lebe!

Leben klingt gut. Schließlich weiß ich nur zu genau, wie schnell unsere Existenz vorbei sein kann.

Schmerzlich wird mir einmal mehr bewusst, dass ich die Chancen, die sich mir bieten, nicht ausschöpfe. Ich hole nicht das Maximum aus meinem Leben heraus, und ihm ist zudem die Leichtigkeit abhandengekommen. Wann war ich das letzte Mal unbeschwert? Wann sorglos?

Und schlimmer noch: Ich habe keine Ahnung, wie lange es her ist, dass ich zuletzt aus vollem Hals gelacht oder wann ich etwas Dummes gemacht habe. Seit Zoey ein Teil meines Lebens ist, wähle ich immer die sichere Option.

Ich gehe kein Risiko ein.

Nie!

Der Gedanke, dass Devon eine wandelnde Möglichkeit ist, Spaß zu haben und etwas Dummes zu tun, drängt sich mir geradezu auf.

Obwohl ich ihn einerseits will, bin ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich durchziehen kann – nicht wegen der Storys, die seine Schwester über ihn erzählt hat, sondern weil ich nicht weiß, ob es mir gelingt abzuschalten und mich fallenzulassen. Wird es wie bei den anderen beiden Malen sein?Werde ich leer ausgehen, weil all die Gedanken in meinem Kopf es mir nicht gestatten, dass ich den Moment genieße?

Seufzend betrachte ich die Batterie, die ich gedankenversunken durch meine Finger habe wandern lassen. Die Batterie … Ich frage ihn einfach, ob er welche hat. Das verschafft mir Zeit. Auf diese Weise kann ich versuchen, herauszufinden, was ich will, und probieren, mich von Vorstellungen und Vorbehalten zu lösen, die nicht einmal meine eigenen sind.

Bevor ich es mir anders überlegen kann und von vornherein kneife, schlüpfe ich in das Kleid, das ich in meiner Fantasie getragen habe, schnappe mir den Schlüssel und die Batterie und husche dann die Treppe hinunter.

Kaum habe ich geklingelt, höre ich auch schon Devons Schritte auf der anderen Seite.

Keine Zeit für einen Rückzieher!

Mein Herz rast in meiner Brust, meine Hände sind schweißnass vor Aufregung.

Die Tür öffnet sich, seine Augen weiten sich vor Überraschung. »Hi! Alles klar?« Devon checkt mich einmal von Kopf bis Fuß ab. Kurz, aber intensiv.

Eine krasse Gänsehaut rinnt – ausgehend von meinem Nacken – über meinen gesamten Körper. Erregung prickelt sich durch jede Faser meines Leibs.

Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, was sein durchdringender Blick mit mir anstellt, sondern tue es ihm gleich.

Er trägt ein Shirt.

Mist! Warum trägt er inzwischen ein Shirt?

Ich habe mich irgendwie schon auf den Anblick seines nackten Oberkörpers gefreut. Enttäuschung brandet durch mich hindurch, wie es zuvor die Lust getan hat.

Ein Teil von mir will belustigt den Kopf über diesen völlig triebgesteuerten Part meiner selbst schütteln.

Das kann doch wirklich nicht wahr sein! Was stimmt heute bloß nicht mit mir? Warum will ich diesen Typen vor mir so sehr, dass es beinahe wehtut?

Es sind die Hormone!

Die Hormone und die Tatsache, dass ich einen Orgasmus brauche, um einen klaren Kopf zu bekommen.

Den Rest Vernunft, der mir innewohnt, verstört es jedoch noch immer massiv, wie sehr ich auf Devon abfahre.

Und dann tue ich es doch: Ich schüttle den Kopf über mich selbst, was Devon natürlich nicht weiß. Er denkt, ich hätte seine Frage verneint; denkt, dass irgendetwas nicht stimmt.

»Okay, kann ich etwas für dich tun, Parker? Doch Kaffee?« Er sieht mich fragend an.

Ich zwinge mich dazu, seinem intensiven Blick nicht auszuweichen und ihn stattdessen anzulächeln. »Den hatte ich inzwischen, aber …« Ich halte die leere Batterie aus dem Vibrator hoch. »Hast du solche vorrätig? Ich brauche die wirklich, wirklich dringend.«

»Ich kann nachschauen«, meint er, tritt beiseite und lässt mich ein. Er riecht verdammt gut, stelle ich fest, als ich an ihm vorbeigehe.

Keine Ahnung, was für ein Parfüm er benutzt, aber es macht etwas mit mir; macht, dass ich ihn noch mehr will.

Er riecht so männlich.

Dieser Duft löst eine Welle der Entschlossenheit in mir aus; lässt mich sicherer werden.

Es ist gut, dass ich hier bin!

Sehr gut!

»Scheint, als gäbe es viele Dinge, die du heute wirklich, wirklich dringend bräuchtest«, neckt er mich, als er vor mir her in die Küche geht.

Du hast ja keine Ahnung!, denke ich im Stillen und folge ihm, als er sich in Richtung Küche bewegt.

Sein Kreuz ist riesig. Es ist das eines Schwimmers und ich kann nicht anders, als es anzustarren.

Mit einem Mal weiß ich, was Aprille meinte, als sie mir das erste Mal von ihrem neuen Lover erzählt hat … Nun ja, vorgeschwärmt ist wohl richtiger. Sie sagte, dass er ein echter Mann sei, und das trifft definitiv auch auf ihren Bruder zu.

Wie alt ist er? Neunundzwanzig?

Die sechs Jahre, die uns vom Alter her trennen, machen einen erheblichen Unterschied. Nein, Devon ist definitiv nicht wie die Typen in meinem Alter.

Die meisten von ihnen sind schlaksig und irgendwie ungelenk – mehr Junge als Mann, auch wenn sie das natürlich anders sehen.

Der Radau, den Devon veranstaltet, als er die Schubladen in der Küche aufzieht und durchwühlt, reißt mich aus meinen Überlegungen.

Unvermittelt dreht er sich zu mir herum. »Wie viele brauchst du? Ich hätte hier zwei.« Demonstrativ hält er seinen Fund in die Höhe.

»Vier«, erwidere ich, während ich überlege, ob ich diese Batterien überhaupt benötige.

Devon tritt an mir vorbei, umrundet den Tresen, der die Küche vom Wohnbereich trennt, und schlendert hinüber zum Couchtisch. Dort nimmt er die Fernbedienung auseinander, die neben einem Käfig liegt.

»Bist du sicher? Ich meine …«, beginne ich, verstumme dann allerdings, als sich in dem Käfig etwas bewegt.

Eine Ratte.

Das würde Zoey gefallen. Sie ist ganz vernarrt in die kleinen Nager.

»Schon okay«, beruhigt Devon mich in Bezug auf die Batterien. »Wenn ich dafür einer holden Maid in Nöten helfen kann, dann ist mir kein Opfer zu groß.« Er zwinkert mir zu.

Eine holde Maid in Nöten? Ich kann nicht anders, als zu grinsen. Wenn er wüsste, wofür ich die Dinger brauche!

Und was würde er erst dazu sagen, dass ich noch immer versuche, Klarheit darüber zu erlangen, ob ich sie überhaupt brauche – oder ob ich nicht doch lieber auf sein verführerisches Angebot mit dem Kaffee zurückkomme?

Mit einem Räuspern bemühe ich mich, die Erregung, die sich bei dem Gedanken in mir breit macht, zu vertreiben. »Du bist süß.« Ich schaue zu ihm hoch – flirte eindeutig.

»Süß? Ich?« Er lacht – und ihn lachen zu sehen, ist großartig. Seine weißen ebenmäßigen Zähne blitzen auf, Fältchen erscheinen rund um seine Augen, die mit einem Mal wie verrückt funkeln.

Sie versprühen eine Energie, der ich mich nicht entziehen kann. Sie reißt mich mit sich.

»Und du hast mich gerettet. Du bist ein Held«, füge ich in einem neckenden Tonfall hinzu, der wie ein Versprechen klingt.

Die Stimmung schlägt so schnell um, dass mir beinahe schwindelig wird. »Eher der geborene Antiheld«, gibt er von sich und klingt derart verbittert, dass sich etwas in mir mitfühlend zusammenzieht.

Mein Herz, mein verlorenes Herz, fliegt ihm zu.

»Aber du hast mich gerettet und das gleich in mehrfacher Hinsicht«, beharre ich daher und schaffe es, ihn zum Schmunzeln zu bringen.

Zu meiner Überraschung deutet er eine Verbeugung an. »Wenn das so ist, dann war es mir selbstverständlich eine Ehre.« Als er mich erneut eingehend mustert, schwant mir Übles. »Weshalb bist du wirklich hier, Parker?« Er hält die Batterien hoch. »Und sag jetzt nicht, dass es wegen denen ist.«

Ich schlucke. Mit einem Mal fühle ich mich schrecklich unbehaglich und komme mir nackt und durchschaut vor.

»Ich weiß es nicht«, gebe ich ehrlich und etwas verlegen zurück, denn das ist nach wie vor der Status quo.

Um genau zu sein, weiß ich rein gar nichts mehr. Ich hadere noch immer damit, ob ich mich auf dieses Abenteuer einlassen soll oder eben nicht.

»Willst du es herausfinden?«, fragt er mit heiserer Stimme.

Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass sie noch rauer klingen könnte, doch gerade tut sie es. Sie ist die reinste Versuchung.

»Und wie?«

»Ich könnte dich küssen.« Er sieht mich abwartend an, doch die Vorstellung allein macht es mir unmöglich, etwas zu erwidern – stattdessen starre ich einfach nur seinen Mund an. »Würdest du wollen, dass ich dich küsse?«

»Glaub schon«, murmle ich – immer noch im Bann seiner Lippen, die gerade die beste Frage der Welt gestellt haben.

»Das reicht nicht.«

»Was?«, verwirrt blinzelnd, löse ich mich aus der Lippen-Hypnose, versuche, den Zusammenhang zu verstehen. Was reicht nicht?

Devon sieht von oben auf mich herab.

Himmel, ist der Kerl riesig!

»Du musst schon Ja sagen, denn nur ein Ja ist ein Ja.«

»Wozu?«

Kopfschüttelnd lacht er leise in sich hinein. »Zu dem Kuss, Parker. Wenn du möchtest, dass ich dich küsse, dann …«

»Ja!«, platzt es nun so entschlossen und enthusiastisch aus mir heraus, dass es mir eigentlich peinlich sein müsste, doch Devons Reaktion verhindert diese Empfindung.

Denn er strahlt über das ganze Gesicht, ehe er die restliche Distanz zwischen uns überbrückt und sich über mich beugt.

Er legt seine Hand in meinen Nacken, stützt so meinen Hinterkopf, und ich wappne mich innerlich für das, was gleich unweigerlich geschehen wird – vergebens, denn als seine Lippen auf meine treffen, weiß ich, dass ich verloren bin. Nichts hätte mich auf diesen Kuss vorbereiten können. Selbst wenn ich alle Zeit der Welt gehabt hätte, wäre es mir unmöglich gewesen, eine Mauer zu errichten, die er nicht hätte zum Einsturz bringen können.

Der Kuss ist anders als der in meiner Fantasie. Weniger stürmisch, aber nicht weniger leidenschaftlich. Noch nie habe ich so viel während eines Kusses empfunden. Er ist unglaublich intensiv. Es ist, als könnte jede Zelle von mir jede Zelle von Devon wahrnehmen. Jede Faser meines Körpers atmet ihn ein, und die Welt um uns herum verblasst, wird bedeutungslos. Ich verliere mich in diesem Kuss und will doch so viel mehr, als nur von ihm geküsst zu werden.

Ich werde es tun!

Ich werde Sex mit Devon haben, denn ich bin mir sicher, dass dieser noch viel, viel besser als seine Küsse sein wird.

3

VON INAKZEPTABLEN INDISKRETIONEN UND INTENSIVEN INTIMITÄTEN

DEVON

Parker erwidert meinen Kuss hungrig. Ihre Zunge leckt in meinen Mund, tanzt mit meiner, und als sie leise gegen meine Lippen keucht, zuckt mein Schwanz voller Vorfreude.

Ich drehe mich mit ihr herum, schiebe sie – ohne den Kuss zu beenden – zum Sofa hinüber, denn dieser Größenunterschied ist echt übel. Parkers Hände wandern unter mein Shirt, streicheln meinen Rücken. Sie kommt auf ihrem unter mir zum Liegen.

Als sie eben mit geröteten Wangen, offenen Haaren und in diesem kurzen Kleid vor der Tür stand, ahnte ich natürlich, worauf das Ganze hinauslaufen würde. Vom ersten Moment an habe ich mich zu Parker hingezogen gefühlt. Würde ich das abstreiten, wäre es eine fette Lüge und ja, ich war enttäuscht, als sie meine Einladung abgelehnt hat.

Doch nun ist sie hier. Ganz glauben kann ich es noch immer nicht – und noch weniger, wie verdammt gut sich diese Begegnung anfühlt.

Parker zieht mir das T-Shirt über den Kopf. Reißt es mir förmlich vom Leib. Sie küsst meinen Hals, während ich meine Hand ihren Schenkel hinauf- und unter ihren Körper schiebe. Mir wird klar, dass sie nichts drunter trägt, als meine Rechte ihre Pobacke umklammert und meine Fingerkuppen ihr blankes Steißbein berühren.

»Kann es sein, Parker, dass du vergessen hast, ein Höschen anzuziehen?«

Auf meinen neckenden Tonfall hin verdreht Parker die Augen. »Keine Ahnung, Devon, was du aus den Medien gehört haben magst, aber das ist keine Sache, die frau einfach so vergisst.«

Eine Schlagzeile über London kommt mir in den Sinn … War das eine Anspielung auf London? Ahnt Parker etwa, wer Aprille in Wirklichkeit ist? Ist das womöglich ein Test?

Forschend betrachte ich sie, woraufhin sie lacht. »Guck nicht so!«

»Wie gucke ich denn?«

»Schockiert?!«

»Nun ja, ich … Verstehe das nicht falsch, aber ich hätte dir so einen Move nicht zugetraut.« Nun lacht sie nicht mehr, und ich fürchte, sie hat die Bemerkung wirklich in den falschen Hals bekommen, weshalb ich hastig hinzufüge: »Was ich sagen will, ist: Ich bin positiv überrascht von dieser unerwarteten Unartigkeit.«

Nun grinst sie wieder – und ebenso frech erwidert sie: »Du kennst mich gar nicht, ergo hast du keine Ahnung, was du mir zutrauen kannst und was nicht.«

Ein belustigtes Schnauben entfährt mir. »Das gilt umgekehrt wohl ebenso.«

Ihr Kopfschütteln lässt mich erahnen, dass ich mit dieser Behauptung womöglich falsch liege. »Definitiv weiß ich mehr über dich als du über mich. Ich sage bloß Milchtüte, Cornflakes-Packung und Polizei.«

Einen Moment lang stehe ich völlig auf dem Schlauch, dann verfluche ich meine Schwester im Stillen. Wieso hat sie Parker diese Story erzählt?

Du solltest dich lieber fragen, was sie Parker noch alles unter die hübsche Stupsnase gerieben hat.

Gutes Argument!

Ehrlich, wenn ich London das nächste Mal etwas aus meinem Liebesleben erzähle, dann lasse ich sie einen verdammten NDA unterzeichnen, damit sie die Story nicht Gott und der Welt auftischt.

Ich schlucke den Ärger auf meine Schwester hinunter und entgegne viel cooler, als ich mich fühle: »Zweifelsohne hast du gewonnen, denn ich habe erst einmal zuvor von dir gehört und das auch bloß in einem Nebensatz.« Zwischen ihren Augenbrauen erscheint eine steile, missbilligende Falte, und erneut beeile ich mich, sie zu besänftigen. Und fast hätten meine Bemühungen dazu geführt, dass ich mich verplappere, dass ich Londons Namen erwähne. »Mach dir keine Sorgen … Meine Schwester …«, bekomme ich im letzten Moment den Bogen hin, »… erzählt mir nie viel von ihren Freundinnen.«

»Vermutlich aus Angst, dass sie genau da liegen könnten, wo ich jetzt liege.« Ihr Zeigefinger fährt meine Kinnlinie entlang und sie sieht mir dabei tief in die Augen.

»Vermutlich«, gebe ich ihr recht, neige meinen Kopf zu ihr und küsse sie lange und gründlich. Der Kuss geht mir durch und durch. Parkers Becken presst sich an meine Mitte, ich knete ihren Hintern, schwelge in ihren Lustlauten, in ihrem Duft.

»Devon!«, murmelt sie an meinem Mund und küsst mich erneut. Mein Name ist durchdrungen von ihrem Verlangen, es schwingt so pur und rein darin mit, dass ich meinen Ärger über Londons Indiskretion vergesse.

Ich küsse mich weg von Parkers Lippen, lasse meine über ihren Mundwinkel hin zu ihrem Hals wandern. Sie seufzt, als ich vorsichtig daran sauge, gräbt ihre Finger in mein Haar. Parker spreizt ihre Beine, sodass ich tiefer rutsche. Unisono stöhnen wir auf, kichern zeitgleich los. Ihr Fuß streicht über meine Wade, während sie mich aus katzenhaften grünen Augen ansieht, als wäre ich alles, was sie in diesem Moment will.

Ein Quieken sorgt dafür, dass sie ihren Blick abwendet. »Deine Ratte beobachtet uns.«

Ich sehe zu Sir Lancelot hinüber, und in der Tat hängt er förmlich an den Gitterstäben und schnuppert aufgeregt in unsere Richtung. »Ich kann ihn …«, beginne ich, doch Parker zieht meinen Kopf zu sich heran.

»Nicht so wichtig«, befindet sie, bevor ihre Lippen meine ein weiteres Mal suchen. Ich vergesse, dass ich sie eigentlich fragen wollte, warum sie ihre Entscheidung revidiert hat und zurückgekommen ist. Der Umstand wird völlig unwichtig, weil einzig und allein zählt, dass sie es getan hat und nun hier ist.

Hier bei mir. Unter mir.

Ich genieße es; versuche, den Moment auszukosten und ihn tief in mir zu archivieren. Dafür konzentriere ich mich auf jedes noch so kleine Detail. Auf die leisen Laute, die sie von sich gibt, während ich sie küsse und streichle, auf die drei niedlichen Leberflecke, die ihr Schlüsselbein schmücken, auf ihren Geruch und den ihrer langen brünetten Haare, die nach Erdbeeren duften. Ich koste ihren Geschmack nach Kaffee aus, den sie mit Haselnusssirup gesüßt haben muss. Allein ihr Geruch haut mich um. Gott, wie kann man so verdammt gut riechen?

Ich will sie ablecken.

Überall!

Mühsam lenke ich den Fokus darauf, was ich empfinde.

Viel.

Viel zu viel.

Vor allem fühle ich mich nackt. Und das nicht, weil mein Shirt irgendwo neben dem Sofa auf dem Boden liegt, sondern weil die Situation ein Maß an Unsicherheit auslöst, das ich nicht gewohnt bin … Nicht mehr gewohnt bin. Das hier ist beängstigend und mir fehlt meine Rüstung, mein Schutzschild.