Diagnose ADHS - alles was du wissen musst - Tobias Hopfmüller - E-Book

Diagnose ADHS - alles was du wissen musst E-Book

Tobias Hopfmüller

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Beschreibung

ADHS ist eine komplexe Störung, die sich in mehreren Bereichen des Lebens bemerkbar macht. Betroffene haben oftmals Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, wirken impulsiv und zeigen häufig ein übermäßiges Aktivitätsniveau. Die Symptome können zu schulischen, beruflichen und sozialen Problemen führen, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden. Es gibt zahlreiche Mythen und Vorurteile über ADHS, die das Verständnis dieser Störung erschweren. In meinem eBook dreht sich alles um diese Thematik - ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

1. Was ist ADHS? – Definition, Symptome und Diagnosekriterien.2

2. ADHS im Kindes- und Jugendalter – Früherkennung und Auswirkungen auf die Entwicklung.8

3. ADHS im Erwachsenenalter – Herausforderungen und Chancen.15

4. Neurobiologie der ADHS – Wie das Gehirn von Betroffenen funktioniert.22

5. Therapiemöglichkeiten – Medikamente, Verhaltenstherapie und alternative Ansätze.27

6. ADHS und Schule/Beruf – Strategien für Erfolg trotz Herausforderungen.33

7. ADHS und Beziehungen – Auswirkungen auf Freundschaften, Partnerschaft und Familie39

8. Mythen und Missverständnisse über ADHS – Fakten vs. Vorurteile45

9. ADHS als Stärke begreifen – Kreativität, Hyperfokus und andere positive Aspekte51

Herzlich willkommen zu meinem eBook über Aufmerksamkeitsdefizitstörung, kurz ADHS. Wir werden insgesamt 9 Kapitel durchgehen, welche eine umfassende Übersicht über diese vielschichtige Thematik bieten. Ich zeige dir unter anderem welche Therapiemöglichkeiten es gibt und warum ADHS auch eine Stärke sein kann. Viel Spaß beim Lesen!

1. Was ist ADHS? – Definition, Symptome und Diagnosekriterien.

ADHS ist eine komplexe Störung, die sich in mehreren Bereichen des Lebens bemerkbar macht. Betroffene haben oftmals Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren, wirken impulsiv und zeigen häufig ein übermäßiges Aktivitätsniveau. Die Symptome können zu schulischen, beruflichen und sozialen Problemen führen, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden. Es gibt zahlreiche Mythen und Vorurteile über ADHS, die das Verständnis dieser Störung erschweren. Daher ist es wichtig, auf wissenschaftlicher Basis über die Definition, die Symptome und die Diagnosekriterien aufzuklären.

Die Relevanz einer fundierten Information über ADHS liegt nicht nur in der richtigen Einschätzung der eigenen Symptome, sondern auch darin, dass Fachleute, Eltern und Betroffene ein gemeinsames Verständnis entwickeln. In den folgenden Kapiteln wird das Konzept von ADHS von seinen grundlegenden Merkmalen her aufgearbeitet, um Missverständnisse zu klären und einen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu geben.

Definition von ADHS

ADHS ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die in der Kindheit beginnt, aber häufig bis ins Erwachsenenalter fortbesteht. Charakteristisch für ADHS sind Probleme mit der Aufmerksamkeit, gesteigerte Impulsivität und eine übermäßige motorische Aktivität. Es handelt sich hierbei nicht um ein rein verhaltensbezogenes oder schulisches Problem, sondern um eine Störung, die in der Gehirnstruktur und -funktion verankert ist.

Neurobiologische Grundlagen

Studien haben gezeigt, dass bei ADHS-Patienten bestimmte Hirnregionen anders strukturiert und funktionell verändert sein können. Besonders betroffen sind Bereiche, die für die exekutiven Funktionen verantwortlich sind, wie der präfrontale Kortex. Dieser Hirnbereich spielt eine zentrale Rolle bei der Planung, Organisation und der Impulskontrolle. Ebenso wurde eine veränderte Aktivität im Striatum und im Kleinhirn festgestellt, was sich auf motorische Prozesse und die Aufmerksamkeitsregulation auswirken kann. Die neurobiologischen Auffassungen von ADHS haben in den letzten Jahrzehnten zu einem Paradigmenwechsel geführt: ADHS wird nicht mehr ausschließlich als mangelnde Disziplin oder fehlerhafte Erziehung interpretiert, sondern als eine echte neurobiologische Störung mit genetischen und umweltbedingten Einflüssen. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass genetische Faktoren eine erhebliche Rolle spielen und ADHS in vielen Fällen familiär gehäuft auftritt.

Historische Entwicklung und Begriffsbildung

Der Begriff ADHS hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern beschrieben, doch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierte sich die Vorstellung eines spezifischen Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms. Zunächst lag der Fokus vor allem auf Aufmerksamkeitsproblemen, sodass der Begriff „Aufmerksamkeitsdefizitstörung“ (ADS) geprägt wurde. Mit zunehmender Erkenntnis über das impulsive und hyperaktive Verhalten wurde schließlich der Begriff ADHS eingeführt, um die drei zentralen Merkmale – Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität – zu berücksichtigen.

Moderne Diagnosemanuale wie das DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) und die ICD-10 bzw. ICD-11 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) greifen diese Symptomkonstellation auf und legen spezifische Kriterien fest, anhand derer ADHS diagnostiziert wird. Diese Entwicklungen spiegeln den zunehmenden wissenschaftlichen Konsens wider, dass ADHS ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt.

Symptome von ADHS

Die Symptome von ADHS variieren stark in ihrer Ausprägung und können sich im Laufe des Lebens verändern. Es existieren unterschiedliche Subtypen, die sich in den dominierenden Symptomen unterscheiden: der vorwiegend unaufmerksame Typ, der vorwiegend hyperaktiv-impulsive Typ und der kombinierte Typ. Im Folgenden werden die einzelnen Symptomgruppen näher erläutert.

Unaufmerksamkeit

Unaufmerksamkeit ist eines der Hauptmerkmale von ADHS und äußert sich in einer Reihe von Verhaltensweisen:

Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit auf Details zu richten: Betroffene neigen dazu, Flüchtigkeitsfehler zu machen, sei es bei schulischen Aufgaben, im Beruf oder im Alltag.

Probleme, die Aufmerksamkeit über längere Zeit aufrechtzuerhalten: Tätigkeiten, die Konzentration erfordern, werden oft nur schwer fortgesetzt. Betroffene verlieren häufig den Faden.

Schwierigkeiten, Anweisungen vollständig zu befolgen: Oft werden Anweisungen unvollständig oder falsch umgesetzt, was zu organisatorischen Problemen führen kann.

Probleme bei der Organisation von Aufgaben und Aktivitäten: Die Planung und Durchführung von Aufgaben fällt schwer, was zu Zeitdruck und Stress führen kann.

Ablenkbarkeit durch äußere Reize: Geräusche, Bewegungen oder andere Umweltfaktoren können die Konzentration erheblich stören.

Vergesslichkeit im Alltag: Wichtige Termine oder Aufgaben werden häufig vergessen, was das Selbstmanagement zusätzlich erschwert.

Diese Symptome betreffen nicht nur schulische oder berufliche Tätigkeiten, sondern auch alltägliche Aufgaben. Die anhaltende Unaufmerksamkeit kann zu erheblichen Leistungsdefiziten führen und das Selbstwertgefühl der Betroffenen negativ beeinflussen.

Hyperaktivität

Hyperaktivität äußert sich vor allem durch ein Übermaß an motorischer Aktivität. Dies ist besonders bei Kindern auffällig, aber auch Erwachsene können unter einem gewissen Maß an innerer Unruhe leiden. Typische Symptome sind:

Unruhiges Herumzappeln oder ständiges Zappeln mit den Händen oder Füßen: Selbst in Situationen, in denen Ruhe erwartet wird, fällt es Betroffenen schwer, still zu sitzen.

Übermäßige körperliche Aktivität: Kinder laufen oder klettern oft in unpassenden Situationen, während Erwachsene möglicherweise ständig das Bedürfnis haben, sich zu bewegen.

Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich zu entspannen: Aktivitäten, die eine ruhige und konzentrierte Haltung erfordern, fallen oft schwer.

Gefühl innerer Unruhe: Auch wenn äußere Ruhe herrscht, empfinden viele Betroffene ein inneres Zappeln und Unruhe.

Hyperaktivität kann in unterschiedlichen Kontexten problematisch sein. In der Schule oder am Arbeitsplatz führt sie häufig zu Ablenkung und Störungen im Umfeld, was wiederum negative soziale Rückmeldungen und Konflikte mit sich bringen kann.

Impulsivität

Impulsivität ist ein weiteres zentrales Symptom von ADHS und äußert sich in einem Mangel an Selbstkontrolle. Zu den typischen Verhaltensweisen gehören:

Schnelles Handeln ohne ausreichende Überlegung: Entscheidungen werden oft spontan und ohne Abwägung möglicher Konsequenzen getroffen.

Unterbrechung anderer: Betroffene neigen dazu, Gespräche zu unterbrechen oder anderen ins Wort zu fallen.

Schwierigkeiten, Geduld aufzubringen: Das Warten auf den eigenen Turn oder das Abwarten einer Situation fällt schwer.

Risikoreiches Verhalten: In manchen Fällen führt die Impulsivität zu unüberlegten Handlungen, die Gefahren bergen können.

Die impulsiven Verhaltensweisen können das soziale Miteinander erheblich beeinträchtigen, da sie häufig zu Konflikten in Freundschaften, in der Familie oder am Arbeitsplatz führen. Impulsivität wird daher oft als besonders belastend für die Lebensqualität der Betroffenen empfunden.

Diagnosekriterien von ADHS

Die Diagnose von ADHS basiert auf einem umfassenden diagnostischen Prozess, der verschiedene Informationsquellen und Beobachtungen kombiniert. Es gibt international anerkannte Kriterien, die in Diagnosemanualen wie dem DSM-5 und der ICD-10/ICD-11 festgelegt sind. Eine korrekte Diagnose ist essenziell, um geeignete Behandlungsstrategien einzuleiten.

DSM-5 Kriterien

Das DSM-5 unterscheidet zwischen drei Präsentationsformen von ADHS:

Vorwiegend unaufmerksamer Typ: Hier stehen Schwierigkeiten im Bereich der Aufmerksamkeit im Vordergrund.

Vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ: Bei dieser Form dominieren hyperaktive und impulsive Symptome.

Kombinierter Typ: Betroffene zeigen sowohl Symptome der Unaufmerksamkeit als auch der Hyperaktivität und Impulsivität.

Die Diagnose erfordert, dass mehrere Symptome in beiden Bereichen (Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität) über einen längeren Zeitraum hinweg und in mehreren Lebensbereichen (z. B. Schule, Beruf, Zuhause) auftreten. Weitere wichtige Kriterien sind:

Dauer der Symptome: Die Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen.

Alter des Beginns: Die Symptomatik muss vor dem 12. Lebensjahr nachweisbar sein.

Ausmaß und Beeinträchtigung: Die Symptome müssen so ausgeprägt sein, dass sie einen signifikanten Einfluss auf den Alltag und die Funktionsfähigkeit der betroffenen Person haben.

Ausschluss anderer Ursachen: Es muss sichergestellt werden, dass die Symptome nicht besser durch andere psychische oder medizinische Erkrankungen erklärt werden können.

Im diagnostischen Prozess werden strukturierte Interviews, Fragebögen und Beobachtungsprotokolle eingesetzt. Neben der Selbstauskunft der Betroffenen sind häufig auch Berichte von Eltern, Lehrern oder Partnern in die Bewertung einbezogen, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten.

ICD-10 und ICD-11

Auch die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) enthält Kriterien zur Diagnose von ADHS. Zwar unterscheiden sich die Kriterien in Details vom DSM-5, doch weisen beide Systeme zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. Die ICD-Klassifikation legt besonderen Wert auf die Beobachtung der Verhaltensauffälligkeiten in unterschiedlichen sozialen Kontexten. In der ICD-11 finden sich Anpassungen und Vereinfachungen, die den diagnostischen Prozess transparenter machen sollen. So wird beispielsweise stärker betont, dass die Symptome eine erhebliche Beeinträchtigung im sozialen, schulischen oder beruflichen Umfeld verursachen müssen.

Multimodaler Diagnoseansatz

Die Diagnose von ADHS erfolgt selten allein auf Basis eines einzelnen Tests oder eines kurzen Gesprächs. Vielmehr wird ein multimodaler Ansatz verfolgt, der folgende Elemente umfasst:

Anamnese: Eine ausführliche Befragung der betroffenen Person und ihrer Angehörigen liefert wichtige Informationen über den Verlauf und die Ausprägung der Symptome.

Verhaltensbeobachtungen: Besonders bei Kindern werden Beobachtungen im schulischen und häuslichen Umfeld herangezogen, um die Alltagsrelevanz der Symptome zu beurteilen.

Standardisierte Tests und Fragebögen: Instrumente wie der Conners-Index oder der ADHD-Rating-Scale helfen, die Symptomschwere quantitativ zu erfassen.

Psychologische Gutachten: In komplexen Fällen können zusätzliche neuropsychologische Tests durchgeführt werden, um die kognitive Leistungsfähigkeit und exekutive Funktionen zu beurteilen.

Medizinische Untersuchung: Um organische Ursachen auszuschließen, werden oftmals auch medizinische Untersuchungen vorgenommen.

Diese Vielfalt an diagnostischen Maßnahmen gewährleistet, dass ADHS nicht nur oberflächlich erfasst wird, sondern dass die Diagnose auf einem soliden und differenzierten Fundament steht. Eine sorgfältige Diagnostik ist dabei unerlässlich, um Fehldiagnosen zu vermeiden und adäquate Therapiemaßnahmen einzuleiten.

Ursachen und Risikofaktoren