Die Abenteuer der Prinzessin Katharina - Heike Sitzmann - E-Book

Die Abenteuer der Prinzessin Katharina E-Book

Heike Sitzmann

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Beschreibung

Prinzessin Katharina möchte aus ihrem goldenen Käfig ausbrechen. Zusammen mit Julian bricht sie zu einem großen Abenteuer auf. Sie lernt fremde Menschen, Kulturen und Religionen kennen und erfährt dabei viel über sich selbst und ihren Glauben. Die Geschichte erzählt vom Glauben und friedlichen Miteinander.

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Inhaltsverzeichnis

Katharina und die Tiere

Katharina und Julian

Katharina und ihre Eltern

Das zweite Treffen

Julians Geheimnis

Katharinas Entschluss

Das gemeinsame Abendessen

Das Abenteuer beginnt

Das Treffen mit Josua

Die Geschichte geht weiter

Josua erzählt vom Judentum

Feste, Feiern, Gottesdienste

Josua erzählt die Geschichte von Jasna

Die Bauernfamilie

4. Die Hütte im Wald

5. Saum, Salat & Kaaba

6. Wo ist Julian

7. Die Straßenkinder von St. Anton:

8. Tatjana

9. Der Sumpf

10. Willkommen in Lichtenau

11. Das Kloster

12. Der Weg zu Julians Eltern

13. Die Eltern von Julian

14. Der Besuch

15. Das große Weihnachtsfest

16. Die Vorbereitungen für den großen Tag

17. Die Hochzeit

1) Katharina und die Tiere

Eines Tages geht Prinzessin Katharina zu ihrem Pferd Silver in den Stall. Sie möchte endlich einmal wieder hinaus reiten in die Felder und Wälder, die ihren Eltern gehören. Katharina betritt den Stall und wird gleich von ihrem Pferd mit fröhlichem Gewieher begrüßt. Der Stallknecht verbeugt sich und fragt höflich: „Darf ich ihnen ihr Pferd für einen Ausritt zurecht machen?“

„Nein danke Johann, ich mache es heute selbst. Silver hat mich bestimmt schon vermisst. Außerdem habe ich meine alten und geflickten Hosen an.“

Ja, zerrissene und geflickte Hosen, wenn sie jemand sieht und nicht weiß, dass sie eine Prinzessin ist, kann man sie glatt für eine Bettlerin halten.

In aller Ruhe und mit großer Sorgfalt putzt sie ihren Silver. Er ist ihr bester Freund. Bei ihm kann sie einfach eine junge Frau sein, ohne immer auf ihr Benehmen achten zu müssen.

„Ach Silver, du sagst mir nicht ständig, was ich tun soll. Da höre ich nicht immer: „Tu dies nicht“, „Tu dass nicht!“, „Das gehört sich nicht für eine Prinzessin.“. Und das Wichtigste, du verlangst nichts von mir, außer ein paar Karotten. Hier bei dir bin ich ganz frei.“

Katharina sattelt ihr Pferd, schwingt sich mit den kaputten Hosen in den Sattel und reitet langsam nach draußen. Sobald das Schloss hinter ihr liegt, lässt sie ihrem Silver die Zügel frei und er galoppiert mit ihr über die Wiesen.

„Es tut so gut, die kalte Winterluft im Gesicht zu spüren und überall den Schnee glitzern zu sehen.“

Bis zum Waldrand lässt Katharina ihr Pferd laufen, bevor sie es langsam bremst.

Im Wald ist eine zauberhafte Stimmung. Es ist ganz still, die Vögel sind alle in ihren Winterquartieren, das Getrappel der Hufe wird von der Schneedecke gedämpft. Die Luft riecht nach frischem Schnee und überall glitzert und funkelt es.

Langsam reitet die Prinzessin weiter, bis sie an ihrem Lieblingsplatz, einer kleinen Lichtung im Wald ankommt. Dort füttert sie schon seit langem die Tiere im Wald. Auch heute hat sie einen Rucksack mit Kastanien, Nüssen und Körnern dabei. Mitten auf der Lichtung leert sie ihren Rucksack aus und geht zusammen mit Silver ganz nah an den Waldrand zurück. Sie muss nicht lange warten. Schon kommt das erste Reh. Ein kleines Eichhörnchen und viele andere Tiere gesellen sich zu ihnen.

2) Katharina und Julian

Katharina kauert auf dem Boden und sieht den Tieren zu. Sie liebt die Tiere und vergisst jedes Mal die Zeit, wenn sie so im Wald alleine ist. Ihre Mutter, die Königin, macht sich bestimmt schon wieder Sorgen.

„Ach Silver, wenn meine Mutter sich doch nicht so sorgen würde, ich bin doch schon erwachsen. Sie kann doch nicht alles von mir nehmen, was mir schaden könnte. Irgendwann werde ich auch aus dem Schloss fortziehen, heiraten und selber Kinder haben. Komm, lass und zurück reiten!“

In dem Moment, als sie gerade ihren Fuß in den Steigbügel stellt um aufzusteigen erschrecken die Tiere und laufen und fliegen davon. Was hat sie erschreckt? Katharina ist zu weit weg, sie kann noch nichts sehen.

Da sieht Katharina plötzlich einen Mann auf einem schwarzen Pferd quer durch ihre Lichtung galoppieren. Katharina schwingt sich auf Silver und wartet, bis dieser Mann bei ihr ist. Er galoppiert direkt auf sie zu. Kurz vor einem Zusammenstoß bringt er sein wunderschönes Pferd zum stehen.

Katharina möchte dem Mann gehörig die Meinung sagen. Er hat ihre Freunde und sie fast zu Tode erschreckt.

Gerade holt sie Luft, damit sie etwas sagen kann, aber genau in dem Augenblick sieht sie in zwei glasklare, blaue Augen. Sie glaubt bis ans Ende der Meere eintauchen zu können, wenn sie in diese Augen sieht. Sie schluckt und der ganze Ärger ist wie weggeblasen. Nach diesem Augenblick, es sind nur Sekunden, fängt der Fremde an zu sprechen:

„Hallo! Wo kommen sie denn plötzlich her! Ich glaube ich sehe schon einen Engel! Mein Name ist Julian. Und wie heißt die Frau, die aus dem Nichts erschienen ist.“

Die Prinzessin ist immer noch gebannt von den blauen Augen. Sie versucht etwas zu sagen, aber es geht nicht.

Julian formuliert nochmals seine Frage:

„Wie heißt die schöne Frau auf dem silberfarbenen Pferd?“

Jetzt sagt Katharina endlich etwas:

„Ich, ähm, mein Name ist Prin... , Katharina. Warum hatten sie es denn so eilig? Sie haben meine Tiere erschreckt!“

„Ich bin von zu Hause losgeritten um Abenteuer zu erleben und um meinen Weg zu finden, den Gott für mich bereitet hat. Und weil ich schon so lange langsam durch den Wald geritten bin, hatte ich große Lust über die Lichtung zu galoppieren. Es tut mir leid, wenn ich jemanden erschreckt habe. Aber jetzt sagen sie mir, was macht eine junge Frau so alleine im Wald?“

„Ich reite einmal in der Woche mit Silver, meinem Pferd, in den Wald um die Tiere zu beobachten. Im Winter bekommen sie von mir immer eine Tasche voll Futter, damit sie nicht verhungern.“

„Haben sie denn keine Angst, hier so ganz alleine?“

„Solange es hell ist und mein Silver bei mir ist, fühle ich mich sehr wohl. Und bevor es dunkel wird bin ich meist schon wieder zu Hause. Außerdem, normalerweise kommt hier niemand vorbei!

Wie war das mit dem Weg, den sie gehen wollen? Sie nannten ihn den Weg den Gott ihnen bereitet hat.“

„Ich erzähle ihnen gerne mehr, aber wollen wir nicht langsam los reiten? Ich begleite sie nach Hause.“

Jetzt ist die Prinzessin in einer Zwickmühle. Sie möchte gerne mehr von diesem besonderen Weg hören. Andererseits möchte sie dem Fremden noch nicht erzählen, dass sie eine Prinzessin ist. Da fällt ihr Johann, ihr Stallknecht ein. Der hat neben dem Schloss eine kleine Hütte. Dorthin würde sie sich begleiten lassen und Julian kann seine Geschichte erzählen.

„Na gut“, sagt Katharina „wir müssen hier in diese Richtung. Aber bitte erzählen sie.“

Im Gemütlichen Tempo reiten sie in Richtung Schloss.

„Bevor ich mit meiner Geschichte anfange, würde ich gerne von diesem steifen SIE auf das DU wechseln. Ich erzähle meine Geschichte nämlich nur Freunden und keinen fremden Menschen. Also dann:

Ich bin jetzt ungefähr seit 2 Monaten unterwegs. Anfangs bin ich immer nur auf dem Land rund um das Haus meiner Eltern geritten. Jeden Abend bin ich zurückgekehrt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, jeden Winkel des kleinen Bereichs bis zu den Grenzen zu erkunden.

Aber nach kurzer Zeit waren mir die Grenzen zu eng. Ich musste weiter reiten. Das hatte aber zur Folge, dass ich nicht jeden Tag zu Hause schlafen konnte. Meine Eltern machten sich große Sorgen, aber es war mein Weg. Irgendwann kommt für jeden die Zeit, um sich von den Eltern zu lösen und selber Erfahrungen zu machen.

Manchmal gab es auf meiner Erkundungstour Probleme. Ich wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Aber wenn man sich ein bisschen Zeit lässt und die Sache von allen Seiten ansieht, dann fällt einem eine Lösung ein. So habe ich ungefähr einen Monat gebraucht, um die Grenzen so weit gesteckt zu haben und so viel Erfahrung zu sammeln das es Zeit war zu gehen.

Ich bin zu meinen Eltern gegangen und habe mich verabschiedet. Ich habe das wichtigste eingepackt, ein wenig Geld eingesteckt und bin losgeritten. Um eben MEINEN Weg, nicht den meiner Eltern, meiner Lehrer, meiner Geschwister oder sonst irgendjemandem, zu finden. Ich wusste weder was passiert, noch was mich erwarten würde. Aber nur wer sich traut loszureiten kann das Glück im Leben finden.“

Die Prinzessin hat ganz gebannt zugehört. Sie bemerkt gar nicht, dass das Schloss schon in Sichtweite ist und sie schon fast durchs Schlosstor reiten.

Silver verlangsamt seinen Schritt, so wie er es gewohnt ist. Das reißt die Prinzessin aus ihren Gedanken. Sie hält Silver an: „Dort in dem Haus wohne ich. Ich hätte dir gerne noch weiter zugehört. Wo wirst du hin reiten? Was wirst du tun?“

Julian, den Katharina durch ihre Stimme und ihre glänzenden blauen Augen genauso verzaubert hat, wie er sie, sagt zu ihr:

„Ich glaube, hier in dieser Gegend ist ein guter Platz um kurz innezuhalten. Allerdings darf mein Halt nicht zu lange dauern. Wenn du möchtest können wir uns morgen Nachmittag noch mal treffen. Dann erzähle ich dir mehr.“

Die Augen der Prinzessin leuchten und sie antwortet:

„Ich würde mich sehr freuen. Wollen sie, ach, ich meine möchtest du mich um 14 Uhr hier vor dem Tor abholen?“

„Natürlich, sehr gerne! Also, dann bis morgen. Gott segne dich.“

Katharina wartet bis Julian aus ihrem Blickfeld verschwunden ist. Dann reitet sie durch das Schlosstor in Richtung Stall, um Silver zu versorgen.

„Das war ein toller Mann, und was der so erzählt hat. Was meinst du Silver, habe ich auch so einen Weg? Gott ist mir ja schon sehr wichtig. Er hat auch einen festen Platz in meinem Herzen. Aber ob er für mich auch einen Weg vorbereitet hat, das weiß ich nicht. Und muss ich denn dann wirklich fortziehen? Natürlich macht es mir Spaß, einen Tag im Wald zu sein, aber hier zu Hause habe ich doch auch alles was ich brauche. Ach Silver du hast es gut. Du bist auf uns angewiesen und brauchst dir keine Gedanken über dich selbst zu machen.“

3) Katharina und ihre Eltern

Silver steht fertig versorgt in seiner Box und frisst sein Heu. Katharina schaut ihm noch ein paar Minuten zu, ehe sie zurück ins Schloss läuft. Kaum angekommen kommt ihre Mutter ihr entgegen.

„Da bist du ja, wo warst du nur so lange? Wie um Himmels willen siehst du denn aus? Das Essen steht schon auf dem Tisch, los geh und zieh dich um. Dann leiste uns Gesellschaft.“

„Aber Mama, ich fühl mich doch so viel wohler und außerdem hab ich gar keinen Appetit.“

„Für eine Prinzessin gehört es sich nun einmal nicht in zerrissenen Hosen herumzulaufen und mit dreckigen Händen am Tisch zu sitzen. Das Essen gehört zum Leben ebenso wie das Atmen, oder hast du dazu auch keine Lust?“

„Ja ist ja gut, ich mach ja schon!“

Katharina ärgert sich, „warum kann Mama mich nicht wie eine erwachsene Frau behandeln? Sie denkt wohl immer noch, dass ich ihr kleines Prinzesschen bin. Gerade war ich noch so gut gelaunt und kaum bin ich zu Hause, heißt es „Tu dies“, „Tu das“, „Benimm dich ordentlich“, „Eine Prinzessin hat Verpflichtungen“. Blöde Verpflichtungen, die lassen mir oft keine Zeit um für mich allein zu sein. Und für Silver bleibt auch fast keine Zeit. Am besten ich sage gar nichts von Julian. Sonst verbieten sie mir noch mit ihm morgen loszureiten!“

Dieser Abend ist für Katharina ganz schön anstrengend. Sie hat ihr blaues Kleid angezogen und sich die Haare zu einem Zopf geflochten. So herausgeputzt sitzt sie nun beim Abendessen.

Sie möchte so gerne von Julian erzählen. Aber sie hat Angst, dass ihre Eltern ihr nicht erlauben werden sich mit einem fremden Mann im Wald zu treffen. Deshalb sagt sie wohl besser nichts. So verläuft das Abendessen sehr ruhig.

Die Mutter ist ärgerlich, der Vater ist in seine dicken Regierungsbücher vertieft und Katharina träumt vor sich hin. Die Zeit scheint zu schleichen, es wird und wird nicht später.

Nach dem Essen geht Katharina auf ihr Zimmer. Sie legt sich auf ihr Bett um nachzudenken.

Ihr bisheriges Leben ist für eine Prinzessin ziemlich typisch und nach Plan der Eltern verlaufen. Als Kind hatte sie immer eine Begleiterin bei sich. Das war Marie gewesen. Marie war immer sehr nett und die Prinzessin durfte viele Dinge ausprobieren. Marie lehrte Katharina das Fahrrad fahren und Rollschuh laufen. Im Winter gingen sie Schlitten fahren und Eislaufen. An schönen warmen Sommertagen spielten sie stundenlang am Weiher nahe beim Schloss. Aber als Katharina ihren 6. Geburtstag feierte sagten die Eltern: „Es wird Zeit, dass unsere Prinzessin etwas ordentliches lernt.“

Marie bekam eine neue Stelle und Katharina musste von da an mit ihrem Privatlehrer Gregor jeden Tag lernen. Es war ziemlich langweilig immer nur alleine zu sein. Gregor war ein strenger aber gerechter Lehrer. Er brachte Katharina das Lesen, Schreiben und Rechnen bei, außerdem lernte sie etwas über die Welt, die Geschichte, ihr Land und vieles mehr.

Was der Prinzessin sehr gut gefiel, war der Unterricht in Musik. Sie durfte jedes Instrument lernen, egal was es war. Sie hat schon mit 4 Jahren ihr erstes Keyboard. Mit 6 Jahren gab es eine Kindergitarre. Unterrichtet wurde Katharina 2 Mal in der Woche jeweils 1 Stunde von ihrem Musiklehrer Eduard, die Prinzessin durfte ihn Eddy nennen. Sie spielte oft in ihrem Musikzimmer um zu üben. Es fiel ihr sehr leicht. Nur das Notenlesen bereitete ihr Schwierigkeiten. Doch Eddy wusste auch hier Rat. Immer, wenn Eddy von einem neuen Instrument redete oder eines mitbrachte, wollte Katharina es unbedingt ausprobieren.

So verging die Schulzeit und Katharina wurde langsam erwachsen. Sie merkte gar nicht, dass sie sich sehr veränderte. Denn um sie herum war ja alles gleich. Ihre Eltern, ihre Diener und alle die um sie herum waren behandelten sie wie die kleine Prinzessin. Jeder Wunsch wurde ihr erfüllt.

Aber in letzter Zeit ärgert sich die Prinzessin immer öfter über die vielen Regeln und Vorschriften. Ihre Mutter reagiert jedes Mal verärgert, wenn sie einmal etwas nach ihrem Kopf machen möchte. Der König selbst interessiert sich nicht viel für die Prinzessin, seine Regierungsgeschäfte sind ihm wichtiger. Deshalb flieht sie immer öfter mit Silver in den Wald. Und jetzt kommt dieser Julian und erzählt ihr etwas von einem Weg, den Gott für jeden Menschen bereitet hat.

„Soll ich vielleicht auch fort reiten? Meine Eltern hier zurücklassen und selber meinen Weg entdecken!“

Mit diesen Gedanken schläft Katharina ein.

4) Das zweite Treffen

Am nächsten Morgen ist Katharina sehr früh wach. Der Tag gestern war ganz schön aufregend. Jetzt ist sie sich sicher, sie will auch so einen Weg gehen, der nur ihr gehört. Ein Weg ganz für sie alleine. „Ob Julian mir wohl noch mehr erzählt? Ob er mir hilft, damit ich meinen Weg finden kann? Obwohl ich Julian erst seit gestern kenne und wir nur wenig geredet haben, habe ich das Gefühl ihn schon ewig zu kennen.“

„Katharina komm Frühstücken!“

„Ja, ich komme!“

Komisch, heute nervt Katharina nicht einmal das rufen der Mutter, sie ist einfach zu aufgeregt. Der Vormittag vergeht viel zu langsam. Katharina räumt ihr Zimmer auf, aber es ist immer noch so lang.

Sie hilft in der Küche mit, aber es ist immer noch so lang. Sie geht immer wieder hinaus in den Stall um nach Silver zu sehen, sie kümmert sich auch um die anderen Tiere, aber es ist immer noch lang.

Dann gibt es endlich Mittagessen. Katharina sitzt mit ihren Eltern am Mittagstisch. Es will kein Gespräch aufkommen. Kathrina hat Angst sich zu verplappern und ihre Eltern glauben, Katharina sei noch beleidigt. Also nehmen sie schweigend das Essen ein, bis die Mutter doch das Wort aufnimmt:

„Du warst heute so fleißig, irgendetwas stimmt nicht mit dir! Hast du heute noch etwas Besonderes vor?“

Katharina antwortet: „Ja schon, ich reite mit Silver nochmals in den Wald, gestern habe ich dort so schöne Tiere gesehen, die ich unbedingt nochmals beobachten will. Aber ich möchte erst am Nachmittag los reiten, denn dann ist die Lichtung so schön hell. Und damit die Zeit etwas schneller vergeht, habe ich mich eben beschäftigt. Aber wenn dir das nicht passt, kann ich es das nächste Mal auch bleiben lassen.“

„Ach Katharina, so war das doch gar nicht gemeint. Du drehst mir das Wort im Mund um. Ich freue mich doch wenn du etwas unternimmst und es dir gut geht. Das musst du doch verstehen.“

„Ja, Katharina, deine Mutter und ich meinen es nur gut mit dir. Außerdem wird es langsam Zeit, dass du aufhörst dich wie ein Junge zu benehmen. Du kannst nicht jeden Tag auf deinem Pferd sitzen und einfach nur in der Gegend herumreiten. Du musst allmählich lernen dich wie eine junge Dame zu benehmen.“

„Wenn ich mich so benehmen soll, dann müsst ihr mich auch so behandeln. Ich bin kein kleines Kind mehr, ich weiß selber was gut für mich ist.“

Katharina steht auf und läuft auf ihr Zimmer. Sie ist wütend. Der Tag hat so schön begonnen und jetzt. Sie wirft sich auf ihr Bett und schmollt. Vor lauter Wut und Müdigkeit schläft sie ein.

„O Gott, wie spät ist es. Hoffentlich habe ich nicht verschlafen. Ich muss doch raus zu Julian. Zu dumm, dabei wollte ich mir doch noch Zeit nehmen um mich herzurichten. Aber na ja. Ich habe noch 10 Minuten. Also, nichts wie raus zu Silver.“

„Johann, wo bist du. Kannst du ganz schnell Silver fertig machen. Ich muss dringend weg. Ich zieh mich noch schnell um. Denn im Kleid reiten ist immer so unbequem. Johann, bitte beeil dich!“

„Warum haben sie es denn so eilig Prinzessin Katharina. Ob sie eine Minute früher oder später los reiten ist doch gar nicht so wichtig. Oder weiß der gute alte Johann etwas ganz wichtiges nicht, was er wissen sollte?“

„Ach Johann, ich erzähl dir später alles, aber jetzt muss ich mich beeilen. Ich werde erwartet. Tschüss Johann bis später.“

Katharina hat ihre alten Hosen und einen Schlabberpullover angezogen. Nun ist sie auf dem Weg zum Tor, wo sie sich gestern verabredet hatten.

„Hoffentlich ist Julian gekommen. Ich weiß nicht, irgendwie strahlt er etwas ganz besonderes aus, bei ihm fühle ich mich stärker als sonst. Ich glaub mit ihm kann man über alles reden, ohne ständig als Kind behandelt zu werden.“

Kathrina erschrickt. Julian hat sich hinter der Säule des großen Tores versteckt und als sie durchgeritten kam sprach er. „Hallo, schöne Frau. Haben wir uns nicht hier verabredet?“

„Was fällt dir ein mich so zu erschrecken. Ich wäre beinahe vom Pferd gefallen. Du bist einfach nur...“ In dem Moment sieht sie seine schönen Augen und kann ihm nicht mehr Böse sein. Sie fängt an zu lachen und er stimmt mit seiner tiefen Stimme ein. Dann reiten sie los.

Julian schlägt einen Weg ein, den Katharina bisher nicht geritten ist. Denn er führt über viele Wiesen. Katharina liebt es durch Wälder zu reiten, denn dort kann sie sich verstecken. Aber heute folgt sie einfach Julian. Sie möchte schließlich mehr von dem göttlichen Weg für die Menschen erfahren.

„Julian, könntest du nicht gleich weitererzählen? Ich bin so gespannt, wie das mit dem Weg nun eigentlich funktioniert. Meinst du auch ich könnte so einen Weg gehen? Hat Gott auch für mich so einen Weg?“

„Katharina, du bist eine schöne und intelligente Frau, aber bitte mach` langsam. Lass es einfach auf dich zukommen und es wird alles gut werden. Verlass dich auf Gott. Seine Hände halten dich immer fest. Du kannst immer nach ihnen greifen, wenn du nur willst.

Also, dann lass mich weitererzählen: Wie gesagt, ich bin von zu Hause losgeritten. Ich wollte wissen, was meine Aufgabe hier auf der Welt ist. Dazu gehört natürlich schon ein bisschen Mut. Die Welt ist so groß, wir sind nur ein kleiner Teil davon. Aber dennoch ist es wichtig, dass wir unsere Aufgabe, die Gott für uns vorbereitet hat, erfüllen. Zumindest sollte man es versuchen. Wer es nicht versucht, ist nicht nur ein Feigling, sondern er verhindert dadurch Gottes Plan. Und Gott möchte die Welt friedlich und freundlich. Dazu braucht er jede Hilfe die er bekommen kann. Eines Tages habe ich allen Mut zusammen genommen und habe meinen Eltern auf Wiedersehen gesagt. Sie haben überhaupt nicht verstanden, warum ich jetzt so plötzlich fortgehe. Vorher haben sie nicht gemerkt, dass sich in mir etwas verändert hat. Ich wollte nicht mehr der Sohn, ihr kleiner Junge sein. Ich musste doch ein Mann werden. Dieses innere Gefühl hatte ich schon in mir, als ich nur durch die Gegend geritten bin. Jetzt war es an der Zeit, es ganz auszuleben und es den Eltern deutlich zu zeigen. Das ist ein ganz wichtiger Schritt. Wenn man das einmal geschafft hat, ist man bereits auf dem Weg. Das andere ergibt sich eigentlich immer von selbst.“

„Wie kann das sein, dass sich das andere von selbst ergibt. Man muss doch immer seinen Teil dazu geben!“

„Natürlich muss man selbst etwas tun. Aber jeder Schritt den du machst hat seine Bedeutung. Ein Schritt ergibt den Nächsten. Und wenn etwas schief gegangen ist, dann darfst du alles machen, nur nicht aufgeben.“

Die Beiden reiten ein wenig weiter durch die verschneite Landschaft. Katharina überlegt und beide sind ganz still.

Nachdem sie nun eine Zeit lang schweigend durch den Wald geritten sind sagt Katharina ganz vorsichtig: „Julian, meinst du, es gibt auch für mich diesen Weg? Glaubst du, dass ich den Weg auch gehen kann?“

„Wie gesagt, ich glaube, jeder kann den Weg gehen und muss es auch versuchen. Und ich glaube ganz fest, dass der Anfang auch bei dir schon getan ist. Oder ist es nicht so, dass du denkst, alle behandeln dich wie ein kleines Kind? Schreiben dir deine Eltern nicht immer noch vor was gut für dich ist, mit der Begründung; „Wir wollen doch nur das Beste für dich!“.

Deine innere Einstellung zu dir selbst ist entscheidend dafür, dass dir dein erster Schritt gelingt. Das Wichtigste ist, dass du es dich traust, dass du Gott vertraust.“

„Also, du meinst, ich sollte jetzt sofort auf mein Pferd sitzen und weg reiten. Ohne zu wissen wohin und wie lange?“

„Nein Katharina, so einfach darf man es sich nicht machen. Man braucht auf jeden Fall ein Ziel, das man erreichen möchte. Bei mir ist es das Ziel unabhängig zu werden und die Welt zu entdecken. Und zwar nicht als kleiner Junge, sondern als erwachsene Person. Ich möchte meinen inneren Kern ausbilden lassen, von allem was mir so begegnet. Um viel zu lernen, um meine eigenen Erfahrungen machen. Und Katharina, du kannst nicht einfach los reiten. Du musst gut vorbereitet sein. Lass dir Zeit! Dein Ziel muss sich erst gefestigt haben. Es muss dir bildlich im Kopf sein, damit du weißt, wohin du willst. Dann kannst du langsam ganz kleine Schritte machen. Und dann, ja, dann kannst du los reiten und dein Leben genießen. Immer mit deinem Ziel vor Augen. Und wenn du ein kleines Ziel erreicht hast, dann kommt das nächste dran. Aber denk immer daran, es ist nicht immer so einfach. Nie aufgeben, das ist das Wichtigste.“

„Das klingt alles so schwierig, ich glaub nicht, dass ich das kann!“

„Also, noch mal, das wichtigste ist, dass du dir und vor allem Gott vertraust. Er wird dir nur so viel auferlegen, wie du tragen kannst. Du musst an dich glauben. Du bist stark und auch intelligent genug um deinen Weg, dein Ziel finden zu können. Also wage es einfach!“

„Vielleicht hast du recht. Aber wie mache ich denn nun meinen ersten Schritt?“

„Lass uns zuerst umdrehen, es wird spät und kalt. Auf dem Rückweg können wir weiterreden.“

Katharina und Julian zügeln die Pferde, wenden und sind schon wieder auf dem Rückweg.“

5) Julians Geheimnis

„Katharina, eines ist mir noch sehr wichtig, bevor wir weiter über deinen Weg sprechen. Etwas sehr bedeutendes hätte ich beinahe noch vergessen. Egal was du auf deinem Weg machst. Einerlei wohin er dich führt. Du solltest immer ganz ehrlich sein. Nicht nur zu anderen, sondern auch zu dir. Das ist nicht immer einfach. Deshalb ist es manchmal besser etwas nicht zu sagen, als eine Tatsache zu verdrehen. Für mich ist Ehrlichkeit ein Kennzeichen von Stärke und von innerem Gleichgewicht. Denn wenn ich weiß, wer ich bin und was ich möchte, finde ich einen Weg, die Wahrheit zu sagen und muss mich nicht in Lügen verstricken. Also bitte sei ehrlich zu dir, dann bist du es auch für andere.“

„Also gut, wenn es dir so wichtig ist. Es gibt da nämlich etwas, was du noch nicht von mir weißt. Aber ich möchte es dir nur sagen, wenn das nichts ändert an dem wie wir miteinander umgehen. Du bist seit langem der Einzige mit dem ich so gut reden kann. Vor allem aber bist du eine der wenigen Personen, die mich als erwachsene Frau behandeln und nicht wie ein kleines Kind. Nun, mein Name ist wirklich Katharina, allerdings bin ich eine Prinzessin. Ich wohne nicht in der kleinen Stallknechtshütte, sondern im Schloss. Meinen Eltern gehört dieses ganze Land und später wird es einmal mir gehören. Deshalb ist es meinen Eltern auch so wichtig mich gut zu erziehen. Und weil ich das einzige Kind bin, das noch zu Hause lebt, passen sie besonders gut auf mich auf. Ich habe noch einen Bruder, der wollte allerdings nichts von der Thronfolge wissen und ist nach Afrika ausgewandert. Dort lebt und arbeitet er sozusagen als Tierpfleger für wilde Tiere.

Also, nun weißt du Bescheid. Wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest kann ich das gut verstehen. Wer lässt sich denn noch auf eine Prinzessin ein, die womöglich noch hochnäsig, eingebildet und verwöhnt ist.“

„Hochverehrte Prinzessin Katharina, erlauben Sie mir, dass ich mich auch nochmals vorstelle?“

„Was soll das Getue, ich weiß doch schon wer du bist! Aber wenn du meinst! Bitte sprechen Sie!“

„Mein Name ist Julian von Rothenfels, meinen Eltern gehört ebenfalls ein großer Landstrich. Ich bin ebenso ein geborener Prinz, wie Ihr eine geborene Prinzessin seid. Ich mochte das edle Leben im Schloss nicht länger ertragen. Deshalb bin ich fortgeritten. Und in diesen Kleidern glaubt mir sowieso niemand, dass ich aus einem Königshaus stamme. Also, meine gnädigste Prinzessin, die Förmlichkeiten wären wieder geklärt und wir können unseren Spazierritt zu Ende bringen. Ich geleite Sie auch gerne bis zum Eingang.“

„Wie, äh, was soll das heißen. Du bist ein Prinz. Das kann doch gar nicht..., das gibt es nicht. Warum habe ich vorher noch nie etwas von dir gehört. Unsere Eltern kennen sich bestimmt. Niemand hat je von einem Prinzen geredet.“

„Katharina, hör mal zu. Ich habe dir doch erzählt, dass ich fortgeritten bin. Meine Reise geht nun schon über zwei Wochen. Es sind über 300 km bis zu unserem Land. Da kann es gut sein, dass unsere Eltern noch nicht viel voneinander gehört haben, außer vielleicht, dass sie wissen das es beide gibt. Aber wie auch immer. Ich glaube es musste so kommen. Es war ein weiterer Schritt auf meinem Weg und vielleicht, nein ganz sicher, der erste Schritt auf Deinem. Alles hat seinen Sinn.“

„Julian, ähm, ich meine Prinz Julian von“ „Katharina, lass das, ich möchte gerne bei unseren einfachen Vornamen bleiben. Das ist unkomplizierter und genau wegen dieser Ausschmückung habe ich meine Eltern verlassen.“

„Na o.k. also Julian, möchtest du vielleicht bei uns im Haus übernachten? Ich könnte dich ja meinen Eltern vorstellen und dann hast du es gemütlich.“

„Nein, in eurem Schloss möchte ich ungern schlafen, aber vielleicht ist in der Knechtskammer noch ein Plätzchen frei?“

„Ganz bestimmt. Wir sind ja auch schon fast da, dann frag ich gleich Johann ob er etwas dagegen hat. Johann kann man vertrauen, der verrät nichts weiter und weiß fast alles von mir. Außerdem habe ich ihm sowieso versprochen zu erzählen wo ich heute Nachmittag so schnell hinmusste. Also komm.“

„Johann, Johann, bist du da? Wo steckst du nur wieder?“

„Zu Diensten Prinzessin, ich war gerade in der Futterkammer um das Futter für Silver zu richten. Oh, wir haben einen Gast. Darf ich mich vorstellen, ich bin Johann, der Stallknecht der königlichen Familie, kann ich auch ihnen behilflich sein?“

„Ja, Johann“, sagte Katharina „wir brauchen einen Platz für das Pferd, Julian wie heißt dein Pferd überhaupt?“

„Donner, er heißt Donner. Johann ich bin übrigens Julian. Prinzessin Katharina hat mich heute im Wald getroffen um einen Ausritt zu wagen und nun hat sie mich eingeladen hier zu bleiben, damit ich nicht so spät noch nach einer Unterkunft suchen muss. Haben sie denn etwas Platz für mich und Donner? Ich bin auch gerne bereit für den Platz zu arbeiten, Geld habe ich leider keines mehr bei mir. Aber ich kann den Stall ausmisten oder die Tiere versorgen.“

„Lass mal gut sein Julian, wenn du der Prinzessin so viel Wert bist, dass sie dich hierher bringt, dann bist du hier immer willkommen. Ich kann dir allerdings nur einen Platz bei mir in der Küche auf dem Sofa anbieten. Ein königliches Bett hab ich nicht. Aber für eine Nacht wird es schon reichen.“

„Danke sehr, Johann, ich weiß das zu schätzen. Ich werde mich irgendwann revanchieren.“

„Prinzessin Katharina, ich hatte ganz vergessen. Die Königin hat schon vor einer Stunde einmal nach ihnen gefragt. Ich habe ihr gesagt, ihr seid unterwegs mit Silver und hättet nicht gesagt wann ihr wiederkommt. Dann musste ich ihr Versprechen, sofort Bescheid zu geben, wenn ihr zu Hause seid.“

„Siehst du Julian, so ist das immer, da bin ich mal einen Nachmittag nicht da und schon geht das wieder los. Also, dann wünsche ich dir eine gute Nacht. Johann,