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Die zehnjährige Hannah erlebt gemeinsam mit ihrem Kobold Schlurfi, der durch einen steifen Fuß leicht behindert ist, bei ihren Ausflügen und Wanderungen zahlreiche spannende Abenteuer. Der Schlurfi hat viele Freunde aus der Sagenwelt der Griechen und Germanen, die in brenzligen Situationen zu Hilfe eilen. Gleichzeitig lernt der Leser viel Wissenswertes und Humorvolles von den Gegenden oder den Städten kennen, in denen sich die Geschichten ereignen. Auch Interessantes aus der Tier- und Pflanzenwelt wird beiläufig in die Geschichten eingestreut. In Kürze wird auch das zweite Buch mit ebenfalls sieben abenteuerlichen Geschichten von Hannah und Schlurfi erscheinen.
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Seitenzahl: 82
Franz-Josef Zoschke
Die Abenteuer von Hannah und Schlurfi
Band 1
In eine Bäckerfamilie hineingeboren, besuchte ich nach der Grundschule die Herz-Jesu-Missionarsschule in Rebdorf bei Eichstätt, die ich mit der Mittleren Reife abschloss. Anschließend erlernte ich das Bäckerhandwerk, das ich als Meister abschloss. Mit 30 Jahren übernahm ich den elterlichen Betrieb, baute ihn aus und übergab ihn später an meinen Sohn. Schon oft habe ich kleine Kurzgeschichten geschrieben und auch für befreundete Personen zahlreiche Reden für verschiedene Anlässe verfasst. Nachdem ich nun meinen ersten Roman geschrieben habe, es ist ein Buch über die Sahelzone und die Begrünung Zentralafrikas, fragte mich meine Enkelin Hannah, ob ich ihr auch eine Geschichte schreiben will. Da dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? So ist dann dieses Buch mit sieben Kurzgeschichten entstanden.
Als ich mit meinem letzten Roman fast fertig war, fragte mich meine Enkelin Hannah: „Du, Opa, könntest Du für mich auch eine Geschichte schreiben?“ Darüber habe ich nicht lange nachgedacht. Als ich wieder Zeit hatte, kamen mir bald ein paar Ideen für ein Kinderbuch. Mir ist allerdings immer wichtig, dass ich keine erdachte Fantasterei niederschreibe, sondern die Basis sollte immer einen realen Grund haben – möglichst mit interessanten Informationen, wie zum Beispiel über einen Ort, das Verhalten von Tieren, die Wirkung von Kräutern, geschichtliche Ereignisse und ähnliche Fakten. Allerdings lasse ich auch meine Fantasie zum Zuge kommen. Da spielen dann Sagengestalten aus der griechischen und germanischen Mythologie eine Rolle. Mein Ziel ist, die Kinder zu faszinieren, aber ihnen auch das Gefühl zu geben, dass sie etwas Reales erfahren haben, von dem sie bisher noch nichts wussten …
Für meine Enkeltochter Hannah, die mich auf die Idee brachte, dieses Buch zu schreiben. Aber auch für meine weiteren sechs Enkelkinder.
An einem sonnigen Nachmittag im August, die Ferien hatten gerade begonnen, fragte die zehnjährige Hannah ihre Mama, ob sie wieder zur Oma fahren darf. Sie verständigten sich telefonisch auf das nächste Wochenende. Hannah meinte: „Hoffentlich haben wir da schönes Wetter, dann könnte ich Trampolinspringen und Rollerbladen, oder mit Oma Radfahren.“ Die Mama meinte: „Der Wetterbericht ist ganz gut in den nächsten Tagen.“ Darauf meldete sich ihr Hauskobold Schlurfi: „Du, Hannah, Schlurfi will auch mit!“ (Was natürlich nur die Hannah hört.) Hannah: „Aber klar, Schlurfi, natürlich fährst Du auch mit! Bei Dir fühle ich mich auch beschützt, weil Du ja so viele helfende Freunde hast.“ Auf das hin war Schlurfi sehr stolz und zufrieden. Also kam dann am Freitag nachmittags die Hannah, mit Schlurfi im Schlepptau, nach Reitl zur Oma auf den großen Vierseit-Bauernhof. Nach der herzlichen Begrüßung gab es als Erstes Mini-Pizzas und Apfelsaft. Heimlich gab sie auch dem Schlurfi etwas ab. Anschließend ging sie mit ihm zum Nachbarn, wo sie sich mit dem ein Jahr älteren Quirin traf. Die Eltern von Quirin hatten einen großen Swimmingpool. Also beschlossen sie spontan, da ja das Wetter so sonnig und warm war, im Pool zu baden und zu plantschen. Danach suchten sie sich ein schattiges Plätzchen, legten sich auf ihre Badetücher und genossen die warme Luft, geschützt vor den heißen Sonnenstrahlen. Diese Gelegenheit nutzte Schlurfi, um ebenfalls in den Pool zu springen und herum zu plantschen. Quirin meinte: „Was plätschert denn da so im Pool?“ Hannah ahnte schon warum, aber sie antwortete: „Ach, da wird sich die Umwälzpumpe eingeschaltet haben.“ Dann machte der Quirin einen Vorschlag: „Was hältst Du davon, wenn wir morgen in den Wald gehen? Ich kenne da eine interessante Stelle, wo man die Hasen und Rehe beobachten kann.“ Hannah meinte: „Ist das denn nicht gefährlich, so alleine im dunklen Wald?“ „Ach wo, da kenne ich mich aus. Vielleicht finden wir auch Walderdbeeren und Heidelbeeren.“ „Gut, wenn Du meinst, dann machen wir das.“ Der Schlurfi hat das gehört und dachte sich: „Da komme ich auch mit!“ Als Hannah wieder bei Oma zurück war, holte sie ihr Tablet aus der Tasche und verschwand damit ins Wohnzimmer. Die Oma war da nicht so streng wie die Mama, bei der sie täglich nur zwei Stunden mit dem Tablet spielen darf. Am nächsten Tag, nach dem Essen, als Oma ihr Nickerchen machte, schlich sie sich aus dem Haus und ging zu Quirin, der schon auf sie wartete. Beide hatten sich einen Jogginganzug angezogen, weil ja im Wald auch viele dornige Sträucher sind, an denen man sich leicht stechen konnte. Quirin: „Komm, gehen wir gleich los! Es sind nur zehn Minuten, dann sind wir schon im Wald.“ Auch der kleine Schlurfi war mit dabei. Auf dem Weg war seitlich ein breiter Grünstreifen, auf dem viele Obstbäume standen, eine sogenannte Streuobstwiese. Plötzlich schrie Hannah kurz auf, weil sie von einer Mücke gestochen worden war: „Au, das brennt aber!“, rief sie. Der Quirin sah sich die Stichstelle an und sagte: „Das haben wir gleich.“ Er suchte die Wiese ab, bückte sich und pflückte ein paar längliche, schmale, spitze Blätter. „Hier, Hannah, das ist Spitzwegerich. Es ist unser Indianerpflaster.“ Er rieb es zwischen den Fingern und drückte es der Hannah auf die Stichstelle. Nach ein paar Sekunden bereits sagte ihm die Hannah: „Du, das wirkt tatsächlich! Es tut schon nicht mehr so weh.“ Also gingen sie weiter, aber nach ein paar Metern wurden sie von einem plötzlich auffliegenden Fasan erschreckt, der wild flatternd mit Gekreische aufflog. Dennoch war er schön anzusehen mit seinem bunten Gefieder. Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen an einen kleinen Bach, wo am Uferrand lauter hohe Gräser mit weißen, zarten Blüten wuchsen. Der Quirin wusste: „Das ist Mädchensüß. Es schmeckt auch so, manche machen sich ein Gelee daraus. Die Blüten sehen aus wie von Feen gesponnen, weil sie so zart sind.“ Ein paar Meter weiter war der Bach etwas breiter, da sahen sie am Uferrand viele Kaulquappen munter umherschwimmen. Das interessierte auch den Schlurfi. Er ging nahe an den Uferrand, weil auch ihm die quirligen Kaulquappen gefielen und wäre beinahe, wegen seines steifen Fußes, der ihn schon sehr behinderte, in den Bach gefallen. Der Quirin wusste auch hier: „Du, Hannah, das werden, wenn sie größer sind, lauter Frösche, die dann viele Fliegen fangen, aber auch für die Störche wiederum ein Leckerbissen sind.“ Als sie am Wald ankamen, suchten sie zuerst eine Stelle, wo sie zwischen den Holunderbüschen durchgehen konnten, ohne dass sie von den vielen Brennnesseln, die hier überall wuchsen, gebrannt wurden. Der Quirin sagte dann zu Hannah: „Weißt Du, dass die Brennnessel die Königin der Kräuter ist? Die meisten Leute kennen sie nur als Unkraut, dabei ist sie als Tee so gesund. Sie fördert den Blutkreislauf und man wird viel widerstandsfähiger gegen Infektionen.“ Hannah war sehr erstaunt: „Was Du alles weißt! Du wirst bestimmt einmal ein Apotheker.“ Endlich waren sie im Wald. Der Boden war mit weichem Moos bedeckt, was dem Schlurfi sehr gefiel. Am Waldrand waren auch noch Brombeersträucher, aber die Früchte waren noch nicht reif. Es war ein hoher, alter Wald mit riesigen Bäumen. An einer Buche blieben sie stehen und beobachteten, wie ein Buntspecht in seiner typischen Art ein Loch in den Stamm hämmerte. Weiter vorne links sahen sie eine dichte Junganpflanzung, aus der ein Eichhörnchen lief und geradewegs am Stamm einer dicken Eiche hochkletterte. An der gingen sie vorbei und kamen nach einiger Zeit an eine Stelle, wo das Gelände stark abfiel. Quirin sagte zu Hannah: „Jetzt müssen wir aufpassen! Das Moos kann auch rutschig sein.“ Das hörte auch Schlurfi und war jetzt sehr vorsichtig, wegen seiner Behinderung. „Da unten sind oft die Feldhasen und weiter vorne ist eine kleine Lichtung. Da weiden die Rehe gerne das saftige Gras.“ Als sie so den Hang langsam hinunter gingen, sagte Hannah plötzlich zu Quirin: „Du, schau mal! Ich habe ein vierblättriges Kleeblatt gefunden, das bringt Glück!“ Dann gingen sie weiter in die kleine Schlucht hinab. Auf dem kurzen Weg pflückten sie auch noch ein paar Heidelbeeren, die jetzt schon sehr süß waren. Unten angekommen, mussten sie sich durch das dichte Gestrüpp kämpfen, was Hannah gar nicht gefiel. Ein paar kleine Schrammen hatte sie schon von den Dornen der Büsche. Aber sie ließ sich nichts anmerken, weil sie glaubte, der tapfere Quirin würde sie als Feigling einschätzen. Kurz vor der kleinen Lichtung mit niedrigen Büschen als Sichtschutz setzten sie sich auf einen alten Baumstamm, der dort schon lange lag. Aber außer ein paar Käfern, bunten Schmetterlingen und das Gezwitscher der vielen Vögel war nichts Besonderes, das ihre Aufmerksamkeit erregt hätte. Dann plötzlich, hörten sie ein langgezogenes Geheule. Das war schon unheimlich! Vor allem, weil kurz darauf in etwa 100 Meter Entfernung ein großer, grauer Wolf aus dem Wald auf die Lichtung herauslief. Da bekam es Hannah gewaltig mit der Angst zu tun. Sie klammerte sich an Quirin, den aber auch der Mut verließ und der sich ebenfalls an Hannah klammerte. Er flüsterte: „Hannah, wir müssen uns ganz stillhalten. Ich weiß von meinem Papa, dass der Wolf vor allem auf bewegte Objekte reagiert. Außerdem sind sie uns Menschen gegenüber eher scheu.“ Also beobachten sie mit bangen Blicken den grauen Wolf, wie er langsam und knurrend immer näher auf sie zu trottete. Dann blieb er unentschlossen wieder stehen. Er witterte offenbar den Menschengeruch. Dann hob er wieder den Kopf und stimmte sein unheimliches, langgezogenes Geheule an. Hannah flüsterte: „Lieber Gott, bitte schicke uns Hilfe, die uns vor dem bösen Wolf schützen kann.“