Die Chance - Alice N. York - E-Book

Die Chance E-Book

Alice N York

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Beschreibung

Kurzroman, der im pulsierenden Toronto in Kanada spielt. Eine inspirierende Geschichte rund um Diversity, Innovation und Nachhaltigkeit, gewürzt mit Fakten und echten Vorbildern. *** Da draußen wartet eine spannende Aufgabe auf dich, flüstert eine innere Stimme Christiana zu. Verlass deine Komfortzone und finde sie. Also geht sie das Risiko ein, kündigt ihren Job in Deutschland und zieht für sechs Monate nach Toronto. Die pulsierenden Stadt empfängt sie mit offener Herzlichkeit. Während sie die Viertel der Stadt erkundet und nach einem Ziel sucht, schließt Christiana neue Freundschaften mit David und seiner bunten Clique. Das führt zu unerwarteten Möglichkeiten. Aber woher soll sie wissen, welche davon die Chance ihres Lebens ist?

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Seitenzahl: 92

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Das Buch

Da draußen wartet eine spannende Aufgabe auf dich, flüstert eine innere Stimme Christiana zu. Verlass deine Komfortzone und finde sie. Also geht sie das Risiko ein, kündigt ihren Job in Deutschland und zieht für sechs Monate nach Toronto. Die pulsierenden Stadt empfängt sie mit offener Herzlichkeit. Während sie die Viertel der Stadt erkundet und nach einem Ziel sucht, schließt Christiana neue Freundschaften mit David und seiner bunten Clique. Das führt zu unerwarteten Möglichkeiten. Aber woher soll sie wissen, welche davon die Chance ihres Lebens ist?

Die Autorin

Alice N. York wuchs nicht allzu weit von ihrem Geburtsort in der Nähe von München auf. Mit einem gesunden Wissensdurst auf Technik ausgestattet, studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen und nahm die Herausforderung zum Spiel ihres Lebens an.

Bevor sie ihre zweite Karriere als Autorin begann, arbeitete sie für verschiedene Firmen in der Technologie-Industrie, was sie in die unterschiedlichsten Teile der Welt führte. Seither hat sie zu ihren Wurzeln zurückgefunden und folgt wieder dem Ruf ihres Herzen. Es erinnert sie täglich daran: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Alice lebt momentan außerhalb von München in der Nähe der Alpen.

AliceN.York

Die Chance

Kurzroman

Ein Capscovil Buch | Glonn | Germany

.

Deutsche eBook Ausgabe

Copyright © 2020 by CAPSCOVIL

Covergestaltung: CAPSCOVIL

Coverbild: CAPSCOVIL

Satz: CAPSCOVIL

ISBN 978-3-942358-61-3

V001

CAPSCOVIL® ist ein eingetragenes Markenzeichen und eine Verlagsmarke von Britta Muzyk-Tikovsky. Alle Rechte vorbehalten.

*

Die englische Übersetzung erschien unter dem Titel

„THE CHANCE“

im CAPSCOVIL Verlag, Glonn

www.capscovil.com

Für Firmen und Organisationen

Exklusive Editionen mit individuellem Design als Präsent für Geschäftspartner oder größere Mengen für spezielle Events sind direkt über den Verlag erhältlich. Anfragen werden gerne unter

projects [at] capscovil.com beantwortet.

Für alle Torontonians, die mit ihrer herzlichen Unvoreingenommenheit Fremde in ihrer Stadt willkommenheißen

1

Christiana wachte schweißgebadet auf. Normal neigte sie nicht zu Alpträumen. Aber sie merkte unterschwellig die Anspannung, die sich langsam mit jedem erfolglosen Gang zum Briefkasten aufbaute. Yoga und eine erfrischende Dusche verscheuchten die Erinnerungen an Rom. Abgesehen von etwas Bargeld hatte sie damals alles Notwendige, vom Flugticket über Zugangs-Code für das Apartment bis hin zur Bezahlfunktion auf ihrem Handy gehabt. Was gut funktioniert hatte. Bis ihr das Handy geklaut wurde. Dann hatte die Odyssee begonnen. Das würde ihr nicht noch einmal passieren. Sie ging zum Briefkasten. War heute der Tag?

Endlich. Christiana legte den Rest der Post auf den Küchentisch und konzentrierte sich auf den einen Umschlag. Seit Tagen wartete sie darauf. Jeden Morgen in der Hoffnung, endlich mit der Planung anfangen und den Flug buchen zu können. Denn dank Dynamic Pricing mit immer ausgefeilteren Algorithmen konnten die Ticketpreise von einem auf den anderen Tag teure Kapriolen schlagen.

Solche Unsicherheiten warfen sie zwar nicht aus der Bahn, machten aber die Strategin in ihr nervös. Sie erledigte gern alles, was gleich erledigt werden konnte, am besten immer sofort. Momentan war der Direktflug von München nach Toronto noch vergleichsweise günstig, was ihrem Budget für die nächsten sechs Monate guttun würde. Doch das konnte sich schnell ändern. Teure Umbuchungs- oder Stornogebühren wären eine enorme Belastung.

Sie wollte unbedingt diesen Direktflug. Nicht nur, weil es am bequemsten war, sondern weil ein Stop-over in einer anderen ausländischen Stadt wieder für Konflikte sorgen konnte. Obwohl sie in München geboren und aufgewachsen war, hatte Christiana keine deutsche Staatsbürgerschaft. Sie war staatenlos. Ihre Eltern stammten aus Westafrika und waren damals als die Bomben und Gewehrkugeln ihre Heimat zerstörten gerade noch mit dem Leben davongekommen. In Deutschland hatten sie Asyl gefunden. Das war fast drei Jahrzehnte her.

Doch die Dokumente, die ihre Eltern auf der Flucht mitgenommen hatten, reichten nicht, um Christianas Identität bei ihrer Geburt in der Granularität zu beweisen, die für die Ausstellung eines deutschen Passes gefordert wurde. Daher hatte Christiana nur einen sogenannten Passersatz und später einen Reiseausweis für Ausländer erhalten. Zusätzlich hatte sie über die Plattform eines Startups ihre Identität digital verifizieren lassen. Dafür waren nur ein live in der Plattform über ihre Laptop-Kamera aufgenommenes Foto von ihr und ihrem Reiseausweis notwendig gewesen. Alle Daten wurden zur Absicherung in einer Blockchain gespeichert.

Nur sie hatte die Kontrolle darüber, welchen Firmen oder Institutionen sie mit ihrer digitalen Identität bewies, dass sie ein echter Mensch und kein Bot war. Niemand anderes. Wenn sie außerhalb von Europa unterwegs war, besorgte sie sich trotzdem ein Visum, um Schwierigkeiten bei der Einreise zu minimieren. Hielt sie das für Kanada nun endlich in den Händen?

Christiana öffnete den Umschlag des kanadischen Büros für Visaanträge. Als Staatenlose hatte sie extra nach Berlin fliegen und ihre biometrischen Daten vor Ort erfassen lassen müssen. Denn die digitale Transformation war noch nicht überall angekommen. Doch das war es ihr wert gewesen.

Viele ihrer Freunde hatten nach der Schule oder dem Studium eine Auszeit genommen, um sich die Welt anzuschauen. Sie selbst war noch nie länger als drei Wochen unterwegs gewesen. Umso mehr freute sie sich auf die sechs Monate in Toronto.

Zeit genug, um neue Eindrücke zu gewinnen und sich über viele Dinge klarer zu werden. Sie liebte ihren Job und niemand im Team hatte Vorurteile ihr gegenüber. Die Entscheidung für ein Sabbatical war ihr daher auch nicht leichtgefallen. Zum Glück war ihr viel Verständnis entgegengebracht worden und das Versprechen, dass nach ihrer Rückkehr immer ein Platz für sie frei wäre. Immerhin gab es einen großen Bezug zwischen der Branche ihres Arbeitgebers und ihrem Reiseziel. Das war beruhigend.

Sie hatte sich in den letzten Jahren ein finanzielles Polster angespart, dass ihr auch nach den sechs Monaten noch etwas Sicherheit geben würde. Auch ihre Ehrenämter erfüllten sie mit echter Zufriedenheit. Dort konnte sie ebenfalls jederzeit wieder einsteigen. Aber irgendwo gab es eine ganz leise Stimme in ihr, die sagte, es gäbe noch mehr für sie zu tun.

Christiana hatte lange überlegt, wohin sie gehen wollte, um dieser Stimme zu folgen. Sie liebte Teneriffa und besonders die Natur im Norden. Dort hatte sie ihren ersten Urlaub verbracht und ganz allein die Insel erkundet. Aber Europa war ihr nicht weit genug entfernt von zuhause. Außerdem wollte sie auf den Trubel einer Großstadt nicht verzichten.

New York, Chicago oder San Francisco, ja USA insgesamt, kamen für sie momentan überhaupt nicht in Frage. Auch wenn das Land und seine Natur viel zu bieten hatten. Asien hatte sie gereizt. Besonders die Bilder ihrer Freundin Barbara, die vor kurzem nach Singapur gegangen war, um in einem Inkubator ihr Startup zu gründen.

Den Ausschlag für Christianas Wahl hatten letztendlich zwei Aspekte gegeben: Toronto galt als Vorbild in Sachen Diversity und hatte sich seit Jahren einen Namen in der Filmbranche gemacht. Mit ihren vielen unterschiedlichen Vierteln würde die Stadt nicht langweilig werden, und Natur gab es rundherum genügend.

Es hieß auch, dass die Stadt einen sehr europäischen Charakter hätte. Eine gute Mischung also. Erleichtert buchte sie den Flug und klebte das Visum in ihren Reiseausweis. Dann rief sie Monika an. Ihre Freundin zog während ihrer Abwesenheit in die Wohnung.

2

Der große Tag kam schneller als erwartet. War es nicht immer so? Es gab viel vorzubereiten und zu regeln. Am längsten hatte die Suche nach einem Apartment gedauert. Die Auswahl war groß, nur nicht in der Preisklasse, die ihr Budget hergab. Dank ihrer beharrlichen Suche hatte sie schließlich eins in recht zentraler Lage gefunden.

Die Entscheidung, was sie alles mitnahm, war schnell getroffen. Sie war weder Schuhfetischistin noch Glitzerprinzessin. Am meisten Spaß hatte ihr die Recherche über die Stadt gemacht. Mit jeder neuen Info wuchsen Neugier und Vorfreude.

In den letzten Tagen hatte sie Unmengen von Pasta gekocht. Ein Abschiedsessen folgte auf das nächste: mit Arbeitskollegen, bei ihrer Kirchengemeinde, mit ihrem Spinning-Kurs aus dem Fitnessclub und mit ihrer Familie und den engsten Freunden. Am letzten Abend hatten Monika und das TEDxTUM Team eine Überraschungsparty für sie organisiert. Zur Abwechslung gab es Pizza.

Jetzt saß Christiana im Flugzeug und besänftigte ihre Nerven mit einem Gin Tonic. Wie ein Film ging ihr der Schreckmoment von eben immer wieder durch den Kopf. Nachdem sie ihre Koffer aufgegeben hatte, war sie nach draußen in den Biergarten gegangen. Noch etwas Sonne genießen vor dem achtstündigen Flug. Sie zahlte und wollte gehen, als plötzlich ein älterer Mann am Tisch neben ihr fast leblos zusammensackte.

Geistesgegenwärtig stütze sie ihn, damit er nicht auf den Boden aufschlug. Eine Gruppe Männer am nächsten Tisch sprang ebenfalls auf und half, den Mann auf eine Bierbank zu legen, Füße nach oben. Sie sprach mit dem Mann, stellte Fragen, damit er das Bewusstsein nicht verlor. Sein Gesicht war kreidebleich und er reagierte nur langsam. Jemand rief den Notarzt. Der Schichtleiter des Flughafens kam und ließ sich den Vorfall schildern. Hatte er einen Schlaganfall? Einen Kreislaufkollaps? Es war schwer zu sagen.

Christiana hatte die Uhr im Blick. Die Zeit wurde knapp. Sie musste auch noch durch die Passkontrolle. Boarding begann in zehn Minuten. Aber sie wollte nicht gehen, bevor die Sanitäter da waren. Das erschien ihr nicht richtig. Langsam bekam der Mann wieder Farbe im Gesicht. Er lächelte sie an. „Ich bin ja ein Optimist, aber mit einer so hübschen und hilfsbereiten Frau wie Ihnen, sehe ich gerne einmal schwarz“, scherzte er verlegen.

Endlich kam der Notarzt. Sie erzählte, was passiert war und verabschiedete sich. Länger konnte sie nicht warten. Ihr Flug würde es auch nicht. Im Terminal wurde ihr Name bereits zum zweiten Mal ausgerufen.

Langsam legte sich die innere Aufregung. Sie hatte alles getan, was möglich war. Bestimmt war es nur der Kreislauf gewesen und dem Mann ging es besser. Christiana stellte ihre Armbanduhr sechs Stunden zurück. Karma, dachte sie schmunzelnd. Dank ihrer atemlosen Erklärung, warum sie ihren Flug fast verpasst hätte, saß sie jetzt in der Business Class. Eine der Flugbegleiterinnen fand, sie hatte eine Belohnung verdient.

Christiana machte es sich in dem bequemen Sitz gemütlich. Reiseführer oder Roman? Für ihr erstes Wochenende in der Stadt hatte sie bereits einen Plan. Sie entschied sich für letzteres. Das Buch versprach, eine spannende Fallstudie zu Diversity im Technologiebereich zu sein. Der Titel war ihr ins Auge gestochen, da sie sich selbst gerade in einem Richtungswechsel befand. Seichte Schnulzen waren eh nicht so ihr Ding.

Kurz vor der Landung klappte sie das Buch zu. Stellenweise fassungslos war sie dem Weg der Hauptperson gefolgt. Seite um Seite, ab der Hälfte immer schneller – bis zum bitteren Ende. Die beschriebenen Situationen hatten mehr als einen Richtungswechsel verursacht. Wie viel Wahrheit in der Geschichte wohl lag?

So eine Erfahrung wünschte man niemandem.

3

Schon bei der Ankunft gewann Christiana den Eindruck, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Keine Warteschlangen an der Passkontrolle. Die Begrüßung des Beamten schon fast herzlich. Er freute sich, dass sie seine Stadt für ihren längeren Aufenthalt ausgewählt hatte. Beide Koffer kamen an, unbeschädigt. Bei Augenkontakt mit dem Flughafenpersonal sah niemand verlegen weg. Im Gegenteil, die Person rief ihr ein freundliches Hallo entgegen.