Richtungswechsel - Alice N York - E-Book

Richtungswechsel E-Book

Alice N York

4,9

Beschreibung

Voller Elan fängt Alex ihre Stelle als Beraterin in einem großen Solarunternehmen an - ein Traumjob, der wie die perfekte Ergänzung zu ihren privaten Wünschen aussieht. Innerhalb kurzer Zeit arbeitet sie sich in das Thema ein und baut ein vielschichtiges Netzwerk auf – extern wie intern. Die Entwicklung von weitreichenden Strategien begeistert sie dabei genauso wie die taktische Umsetzung. Geschäftsreisen führen sie in faszinierende Städte. Mit innovativen Lösungen gewinnt sie schnell neue Projekte bei ihren Kunden und verdient sich damit den Respekt ihrer Vorgesetzten. Doch nach einiger Zeit entwickelt sich ihr Leben zu einer dramatischen Achterbahnfahrt. Gravierende Ereignisse im Privatleben führen dazu, dass sie sich noch stärker in die Arbeit stürzt. Langsam aber sicher ziehen auch dort bedrohliche Wolken auf und immer wieder erzwingen die Ereignisse einen Richtungswechsel. Trotzdem setzt Alex alles daran, nicht die Kontrolle zu verlieren. Doch wie bei einem Pokerspiel werden die Karten immer wieder neu gemischt und es bleibt bis zuletzt unklar, wer das entscheidende Ass im Ärmel hat...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 875

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
17
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Buch

«Bevor Alex durch die automatische Doppeltür in das Gebäude von PsoraCom ging, drehte sie sich noch einmal zu Sascha um. Er saß in seinem leicht verbeulten, roten Hyundai und warf ihr eine aufmunternde Kusshand zu.»

Voller Elan fängt Alex ihre neue Stelle als Beraterin in einem großen Solarunternehmen an: Ein aufregendes Spiel das sie spielt, um zu gewinnen.

Es ist nicht der Gehaltsscheck der sie antreibt, sondern die Anerkennung; der morgendliche Blick in den Spiegel, der das selbstbewusste Lächeln bestätigend zurückgibt.

Bio-Feldsalat aus einem autarken, solarbetriebenen und von Robotern gesteuerten Gewächshaus?

Dann bitte mit Balsamico-Dressing.

Solar-Wartungsfahrzeuge mit Gestensteuerung und Ad-Hoc-Netzwerkverbindung?

Warum nicht. Hauptsache, der ROI liegt unter einem Jahr.

Ein Marketing-Maskottchen, das über solargespeiste Superkräfte verfügt?

E voila: „Effusiolara“

Es ist Alex` Traumjob und die perfekte Ergänzung zu ihrem privaten Leben.

Bis ihre Welt auf den Kopf gestellt wird.

Bis sich die Regeln ändern.

Die Geschichte führt den Leser durch eine Welt innovativer Technologien, großer Herausforderungen und faszinierender fremder Städte. Sie bereitet ihn langsam auf das Ende vor. Ein Ende, das für alle Beteiligten weitreichende Konsequenzen hat.

Autor

Alice N. York ist in Süddeutschland aufgewachsen und lebt im Großraum München. Bevor sie ihren ersten Roman schrieb, war sie in verschiedenen Vertriebs- und Marketing-Postionen in der Industrie tätig.

Alice N. York

Richtungswechsel

Roman

Veröffentlicht im Capscovil Verlag, Glonn

Copyright © by Alice N. York 2010

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe

by Capscovil Verlag, Glonn 2010

ISBN 978-3-942358-03-3 - 1. Auflage eBook (DE)

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk oder Auszüge daraus dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Titelmotiv: MusiDesign, Glückstadt

Satz und Gestaltung: Capscovil Verlag

ISBN 978-3-942358-00-2 - 1. Auflage Print

www.capscovil.com

*******

Für Mama – In liebevollem Andenken

*

*

*

“Hinter den Tränen der Trauer

verbirgt sich das Lächeln der Erinnerung”

Januar

Bevor Alex durch die automatische Doppeltür in das Gebäude von PsoraCom ging, drehte sie sich noch einmal zu Sascha um. Er saß in seinem leicht verbeulten, roten Hyundai und warf ihr eine aufmunternde Kusshand zu.

«In bocca al lupo!», rief er ihr auf Italienisch zu und wünschte ihr damit viel Glück in der vermeintlichen Höhle des Löwen. Lachend antwortete sie mit dem obligatorischen «Crepi! », wobei sie natürlich nicht ernsthaft erwartete, er würde verrecken.

Selbstbewusst und mit gestrafften Schultern ging sie zum Empfang und fragte freundlich nach Thomas. An ihrem ersten Arbeitstag hatte sie sich für einen schwarzen, schlichten Anzug mit weißer Bluse und flache, schwarze Lackschnürschuhe entschieden. In diesem Outfit fühlte sie sich immer wohl, da es ihrer Meinung nach klassisch und nicht zu weiblich, sondern geschäftsmäßig und businesstauglich war. Außerdem bildete schwarz einen schönen Kontrast zu ihren kupferroten Haaren und Alex war noch nie ein Rock-Typ gewesen. Schon als Kind hatte sie ihre Lederhosen und Jeans geliebt, da Kleider beim Radfahren, Bäume hoch klettern oder Fußballspielen eher hinderlich gewesen waren. Im Berufsleben war sie einigen Frauen begegnet, die sich mit provokanter Zurschaustellung ihrer weiblichen Reize einen Vorteil verschaffen und so ihre Ziele erreichen wollten. Alex hatte die Hintergründe eines solchen Vorgehens nie verstanden. Trotz ihrer Körpergröße von nur 1,65m trug sie auch so gut wie nie Pumps, obwohl ihr dies zu Anzügen sehr gut gefiel. Nur leider konnte sie darin einfach nicht lange laufen, da ihr nach kurzer Zeit die Füße schmerzten.

Während sie sich ihren Besucherausweis ansteckte und wartete, bewunderte sie wieder den imposanten und modernen Eingangsraum, der vollkommen aus Glas zu sein schien. In Wirklichkeit bestand die komplette Außenfassade aus Solarmodulen, deren erzeugter Strom in das hauseigene Energienetzwerk der Firma eingespeist wurde. Gebäudeintegrierte Photovoltaik nannte man dieses Konzept, erinnerte sie sich. Dabei dienten die Solarmodule nicht nur der Energiegewinnung, sondern übernahmen ebenfalls noch die Funktion von Bauelementen. Der Empfangsraum war ein etwa 100 qm großes Oval, in dessen Mitte die hohe Anmeldungstheke unter einer domartigen Kuppel lag. Das vorherrschende Tannengrün von PsoraComs Firmenfarbe stand in direktem Kontrast zu der luftigen Transparenz des Glases. Drei elegant gekleidete Damen in grüner Uniform kümmerten sich um die Besucher. Rechts neben der Theke standen in weitem Abstand einige dunkelgrüne Ohrensessel und kleine Tische mit schlichtem Chromgestell, eingebettet in eine Oase aus Palmen. Hinter der Theke, vor dem Durchgang in das Gebäude, stand ein Biometrie-Scanner, ähnlich denen vom Sicherheitscheck in Flughäfen. Auf der linken Seite standen weiträumig verteilt hohe Bistrotische, die jedoch nicht einfach nur Tische waren, sondern hochentwickelte Computer-Möbel, deren Oberfläche komplett aus einem Sensorbildschirm bestand. Besucher konnten während ihrer Wartezeit im Internet surfen oder sich die neuesten Informationen zu PsoraCom anzeigen lassen, die mittels holografischer Darstellung dreidimensional über dem Bistrotisch schwebten.

Thomas, ihr neuer Chef, holte Alex am Empfang ab. Er war gut einen Kopf größer als sie und wirkte wie aus dem Hochglanz-Prospekt eines Luxus-Herrenausstatters entsprungen. Sie schätzte ihn auf etwa Mitte vierzig und durch seine schwarzen Haare zog sich kein einziges silbernes Strähnchen. Sportlich elegant, in einem klassischen Zweireiher mit weißem Hemd und grauen Pullover gekleidet, ging er mit gemäßigtem Schritt auf sie zu.

«Guten Morgen. Hatten Sie eine gute Anreise?»

Trotz der höflichen Begrüßung empfand sie seine Miene wie schon bei dem Bewerbungsgespräch vor einigen Monaten als undurchsichtig. Er gehörte zu der Sorte Mensch, die schwer einzuschätzen war. Nicht dass er sie unfreundlich ansah, nur ernst und ohne eine erkennbare Regung.

«Guten Morgen. Ja, danke, ich habe es nicht sehr weit.»

Thomas führte sie durch den kurz grün aufblinkenden Biometrie-Scanner in den Flur, der sich weiter hinten in zwei einstöckige Gänge gabelte. Genau wie im Eingangsbereich war alles mit Solarmodulen verglast und sehr hell. Sie nahmen den linken Gang und kamen an den hellen Besprechungszimmern vorbei, die Alex bereits von ihrem ersten Besuch her kannte. Am Ende des Ganges, vorbei an dem gläsernen Aufzug in das obere Stockwerk, gelangten sie in ein riesiges Großraumbüro. Alle Außenwände bestanden aus hellen Solarmodulen und die geschätzte Deckenhöhe von acht Metern verschaffte dem Raum die notwendige Luft. Ähnlich den Waben in einem Bienenstock reihten sich gut hundert Arbeitsplätze in einer ringförmigen Struktur aneinander und waren nur durch mannshohe Wände aus Rauchglas abgetrennt, die ein wenig Privatsphäre zum Nachbarn boten. Während Thomas mit Alex zu seinem Arbeitsplatz ging, erkannte sie einen äußeren und einen inneren Ring, der jeweils an vier Stellen durch einen Zwischengang durchbrochen war und wodurch sich acht Segmente in dem Raum ergaben. An jeder Kreuzung des Ringes hing ein Wegweiser mit den Namen der in diesem Segment sitzenden Kollegen. In der Mitte des inneren Ringes stand eine überdimensionale Skulptur, die wie ein Kegel mit gekappter Spitze aussah.

«Darin befinden sich eingekapselte Räume für interne und strategisch geheime Besprechungen», klärte ihr Chef sie beim Vorbeigehen auf.

Gegenüber seinem Arbeitsplatz war eine Wabe frei, die sie momentan nutzen konnte. Alex würde keinen festen Schreibtisch im Büro bekommen, da im Vertrag ein Heimarbeitsplatz vereinbart worden war. Dies war nicht weiter ungewöhnlich, viele Firmen sahen inzwischen im Home Office einen Kostenvorteil. Ein Außendienstmitarbeiter war, oder zumindest wurde dies von ihm erwartet, die meiste Zeit ohnehin unterwegs beim Kunden. Alle aus ihrem Team arbeiteten vom Home Office aus, nur Thomas zog als Leiter der Gruppe einen festen Arbeitsplatz im Bürogebäude vor.

Alex stellte ihre Tasche ab und Thomas ging mit ihr zurück zu einem kleinen Raum neben dem Aufzug. Hier standen die Kaffeemaschine und der Getränkeautomat sowie einige Stehtische mit Aschenbechern darauf. Ein Raucherraum war mehr als ungewöhnlich für eine amerikanische Firma. Allerdings waren über den Tischen pilzförmige Absauganlagen angebracht, wodurch kein Geruch nach kaltem Rauch zu erkennen war. Kaffee in allen Varianten von Espresso bis hin zu Latte Macchiato sowie Tee und alkoholfreie Getränke standen den Mitarbeitern kostenlos zur Verfügung. Wahrscheinlich versuchte die Firma so, ihre Mitarbeiter zu längerem Arbeiten zu animieren. Nachdem sich beide bedient hatten, brachte er sie zur IT-Abteilung.

«Hier erhalten neue Mitarbeiter ihren Laptop und eine Einweisung in die IT-Systeme», sagte er. «Wir duzen uns hier übrigens», fügte er noch hinzu. «Komm danach wieder zu meinem Platz, dann mache ich einen Rundgang durchs Büro mit dir.»

Abrupt drehte er sich um und schien fast froh zu sein, sie für eine Weile abgeben zu können. Aber der Eindruck konnte auch täuschen.

Nach einer Stunde ging sie mit ihrem neuen Laptop zurück zu Thomas, der sie durch das gesamte Büro im Erdgeschoss führte und erklärte, wo der Vertrieb, das Marketing und der Bereich für neue Geschäftsgebiete saßen. Wenn sie einem Kollegen oder einer Kollegin begegneten, stellte er Alex sofort vor. Mit der Zeit fiel es ihr immer schwerer, sich die vielen Namen sofort zu merken, geschweige denn, welche Funktion genau die jeweiligen Kollegen hatten. Nach dem Erdgeschoss ging es in den ersten Stock. Hier waren die Entwicklung, die Rechtsabteilung und die Buchhaltung angesiedelt. Nach dem Rundgang war noch Zeit bis zur Mittagspause und Alex konnte gleich noch ihren Dienstwagen sowie das Equipment für ihr Home Office abholen.

«Wir treffen uns dann in der Kantine zum Essen», meinte Thomas, nachdem er sie bei der entsprechenden Kollegin abgeliefert hatte.

Die Facility Managerin war Anfang fünfzig und erzählte Alex, dass sie früher als selbständige Bürokraft gearbeitet hatte.

«Ich habe für meine Kunden immer das erledigt, was gerade so anfiel und war sozusagen das Mädchen für alles. PsoraCom war einer meiner ersten Kunden und nach der explosionsartigen Vergrößerung des Unternehmens haben die mir ein sehr anständiges Übernahmeangebot gemacht. Das Gute an dem Job ist, dass ich es mir leisten kann, nur halbtags zu arbeiten.»

Das erklärte vielleicht den Zustand ihres Arbeitsplatzes, denn der Schreibtisch quoll über mit den verschiedensten Papieren, und sie schien ein Genie im Chaos zu sein. Sie gab Alex die Schlüssel und Papiere zum Auto und zeigte ihr wo es auf dem Parkplatz stand. Geräte wie Drucker und Telefon waren bereits im Auto verstaut.

«Brauchst du auch ein Handy?», fragte sie.

«Ja», antwortete Alex. «Allerdings hätte ich gerne das Zeus68. Ich arbeite im Bereich der neuen Geschäftsgebiete, daher sollte ich ein Gerät der neuesten Gattung, ein Netphone, haben.»

«Kein Problem», meinte die Facility Managerin. «Ich bestell dir eins, das sollte bis morgen da sein.»

Alex liebte neues Elektronik-Spielzeug und hätte es sich auch selbst gekauft, aber so war es umso besser. Das Zeus68 war derzeit das einzige Netphone mit integrierten Dünnschicht-Solarzellen und erst vor ein paar Wochen auf den Markt gekommen.

Als Nächstes erstellten sie Alex’ Firmenausweis, bei dem es sich nicht wie bei den vorläufigen Besucherausweisen einfach um Plastikkarten zum Anstecken handelte. PsoraCom setzte auf neueste Technik und man bekam einen Satz verschiedener Schmuckstücke - bestehend aus Uhr, Armband, Halskette und Ohrringen - ausgehändigt. Jeder dieser Gegenstände war eine Kombination aus schlichtem, aber edlen Leder und einem aufgefädelten Gold- oder Silberelement. In diesem Element war unsichtbar ein Mikrochip integriert, der alle persönlichen und biometrischen Daten beinhaltete. Missbrauch bei Verlust wurde über die Energieversorgung ausgeschlossen. Der Mikrochip bezog seinen Strom über die Körperwärme, vielmehr über einen Thermogenerator, der sich die Differenz zwischen Umgebungs- und Körpertemperatur zu Nutze machte. Wurde das Schmuckstück abgelegt, deaktivierte sich der Chip und konnte nur, sobald man es wieder anlegte, über einen integrierten Sprachsensor mit der eigenen Stimme reaktiviert werden. Ging es verloren, war es so für eine andere Person unbrauchbar und nichts weiter als ein schönes Schmuckstück.

Zur Programmierung des Sprachsensors musste Alex´ Stimme hinterlegt werden. Nach drei Anläufen war sie endlich mit der Aufnahme zufrieden, denn sie war da etwas eitel. Aber die Kollegin meinte schmunzelnd, dass sie im Vergleich zu manch anderen Kollegen noch harmlos wäre.

Danach war es Zeit zum Mittagessen und sie gingen gemeinsam zurück Richtung Empfangsraum. An der V-förmigen Gabelung nahmen sie den rechten Gang, der ebenfalls in einen großen, runden Raum mündete. Das vordere Viertel wurde von der Kantine eingenommen und in dem dahinter liegenden, abgeriegelten Trakt lag die Forschungsabteilung. Deren Arbeit war streng geheim, so dass nur ausgewählte Personen Zutritt zu diesem Bereich hatten.

«Du sag mal, dein Nachname Ruby kommt mir so bekannt vor», fing die Kollegin unerwartet an. «Bist du vielleicht mit Franz verwandt? Ich habe für ihn gearbeitet, bevor ich mich selbständig gemacht habe.»

«Ja, Franz ist mein Vater», erwiderte Alex sehr erstaunt. «Erinnerst du dich noch an ihn?»

«Aber klar, wir haben einige Jahre in dem Büro am Bahnhof zusammengearbeitet.»

«An das Büro kann ich mich auch noch erinnern», schmunzelte Alex. «Da hat mich mein Vater ab und zu in den Schulferien für einen Tag mitgenommen. Ich muss so elf oder zwölf Jahre alt gewesen sein. Woran ich mich am meisten erinnere, ist der große Kühlschrank, in dem immer ganz viele Cola-Dosen waren. Eigentlich waren die für Kunden gedacht, aber man konnte sich welche umsonst nehmen, und da wir daheim kein Cola hatten, habe ich bestimmt immer vier oder fünf Dosen über den Tag verteilt getrunken.»

«So schöne Erinnerungen möchte ich auch haben», lachte die Kollegin. «Ich weiß nur noch, wie ein Kollege von Franz einmal mit einem Loch in der Hosennaht kam, kurz vor einem Kundentermin. Das haben wir ganz unbürokratisch mit einem Tacker geflickt und nach dem Meeting kam er und hat erzählt, dass er sich die ganze Zeit wie ein Fakir auf einem Nagelbrett gefühlt hat.»

Thomas kam kurz nach ihnen in die Kantine und erklärte Alex, dass das Essen von PsoraCom gesponsert wurde und man sich aus der gesamten Tagesauswahl individuell etwas zusammenstellen konnte. Verschiedene, runde Theken mit kleinen Holzdächern waren an der linken Seite aufgebaut. An jeder Theke gab es unterschiedliche Gerichte, die von asiatisch über italienisch und amerikanisch bis hin zu gut bürgerlich und vegetarisch reichten, selbst ein frisches Salatbuffet fehlte nicht.

Es gab keine feste Sitzordnung in der Kantine und sie setzten sich an einen langen Tisch mit zwölf Plätzen, an dem bereits einige Kollegen saßen. Alle arbeiteten in dem Vertriebs- und Marketingbereich und waren für unterschiedliche Produkte oder Kunden zuständig. Keiner von ihnen war jedoch aus Alex’ Team. Sie wurde freundlich begrüßt, und manche fragten, wofür sie bei PsoraCom zuständig sei.

«Ich bin für das neue Vabilmo-Team eingestellt worden und werde als Berater ausgewählte Hersteller von Solaranlagen betreuen», sagte Alex. «Da ich schon lange im Bereich der Kraftwerke und Energieanlagen tätig bin, freue ich mich richtig drauf, das jetzt mal aus dem Blickwinkel der Solar-Industrie zu betrachten.»

Die Kollegen nickten anerkennend.

«Das hört sich ja richtig spannend an, da wünsche ich dir viel Erfolg», meinte einer.

PsoraCom war eines der führenden Unternehmen in der Branche der Solarenergie und Marktführer mit seinen Solarzellen, die ursprünglich aus reinem Silizium hergestellt wurden. In firmeneigenen Fabriken wurden immer noch aus großen, auch Wafer genannten, Siliziumscheiben einige Hundert einzelne Solarzellen herausgeschnitten, die von PsoraComs Kunden zu größeren Solarmodulen verbaut wurden. Anlagenhersteller wiederum verbanden viele, elektrisch verschaltete Solarmodule zu einem Solarkraftwerk.

Die Herstellung von Solarzellen auf Basis kristallinen Siliziums war jedoch sehr aufwendig und verbrauchte zu viel Energie, so dass nach alternativen Methoden für die Solarzellenfertigung geforscht wurde. Neben Dünnschicht-, Konzentrator- und Farbstoffzellen war nun Vabilmo ein weiterer, neuer Bereich, der bei Massenfertigung sehr niedrige Stückkosten aufweisen und noch dazu wenig Energie benötigen würde. Hier ging es darum, Solarzellen mittels organischer Kunststoffe herzustellen. Die Zellen waren hauchdünn und flexibel wie eine Folie, wodurch ganz neuartige Bauformen ermöglicht wurden, die zusammen mit dem reduzierten Gewicht hohe Einsparungen boten.

PsoraCom sah für diese Polymerzellen im ersten Schritt zwei Hauptmärkte. Einerseits die klassischen Hersteller von Solaranlagen, die sowohl Verbund- als auch Inselanlagen bauten und andererseits Firmen, die Roboter produzierten, welche inzwischen für die unterschiedlichsten Aufgaben verwendet wurden. Diese reichten von komplexen Maschinen in der Fertigungsindustrie über Spezialanwendungen bis hin zu einfachen Haushaltsrobotern, die das tägliche Kochen, Bügeln oder Rasenmähen übernahmen.

Grundsätzlich ging es darum, über diese beiden Ansätze die Effizienz von solarbetriebenen Kraftwerken zu erhöhen oder den benötigten Energiebedarf von Robotern zu senken und kostengünstiger zu gestalten. Nachdem die Polymerzellen nahe der Marktreife waren, mussten jetzt entsprechende Kunden für Aufträge gewonnen werden, da die Umsetzung je nach Größe und Art der Anwendung ein bis drei Jahre dauern würde. Nur durch den breiten Einsatz der neuen Solarzellen in der Industrie würde eine enorme Kosten- und Energieeinsparung erreicht werden.

Der Ansatz von PsoraCom für so eine Markteinführung war zweistufig. Einerseits gab es den klassischen Direktvertrieb, bei dem mit bestehenden oder potentiellen Herstellern von Solarmodulen gesprochen wurde. Diese mussten weg von bisherigen Solarzellen hin zum Einsatz von den polymerbasierten Zellen, die den internen Code-Namen “Vabilmo” trugen, geführt werden, um Umsatz zu generieren. Andererseits leistete sich PsoraCom einen indirekten Vertrieb aus Beratern, die den Markt bei neuen Entwicklungen beeinflussen sollten. Die Berater arbeiteten gemeinsam mit Endkunden, sprich Herstellern von Solarkraftwerken oder Robotern, und untersuchten Prozesse, sprachen Strategieempfehlungen aus und transferierten Wissen. Es galt, die Endkunden zu überzeugen und zum Kauf bei denjenigen Herstellern zu bewegen, deren Solarmodule auf den neuen Polymerzellen von PsoraCom aufbauen würden.

Alex hatte in den vergangenen Jahren Kraftwerke und alles, was dazugehörte, aus den verschiedensten Blickwinkeln kennengelernt. Diese langjährigen Kenntnisse und Erfahrungen waren für ihre Einstellung als Berater ausschlaggebend gewesen. Das hatte zumindest Thomas nach der Vertragsverhandlung damals erwähnt.

Das Vabilmo-Team hatte die Aufgabe, sich ausschließlich auf den potenziellen Markt rund um polymerbasierte Solarzellen zu konzentrieren. Es bestand außer ihr aus einem weiteren Berater, einem Kollegen aus dem direkten Vertrieb und einem Entwickler, der an neuen Konzepten für die Bauform der Solarmodule arbeitete. Bisher hatte Alex nur Günther, den zweiten Berater, bei dem Vorstellungsgespräch kennengelernt. Ihn würde sie am Nachmittag zu einem gemeinsamen Strategiemeeting mit Thomas treffen, welches gleichzeitig als Schulung zu den bereits bestehenden Aktivitäten im Vabilmo-Bereich dienen würde.

Das Mittagessen verging wie im Fluge. Alex freute sich über die herzliche Aufnahme und das rege Interesse, das ihr entgegengebracht wurde. Irgendwie fühlte sie sich sofort dazugehörig. Anschließend ging sie mit Thomas in einen der Besprechungsräume im Erdgeschoss, der mit schwarz glänzenden Marmorfliesen und einem großen, runden Tisch aus poliertem Holz und hohen, tannengrünen Lederstühlen sehr edel eingerichtet war. Über ein auf dem Tisch stehendes Gerät mit Sensorbildschirm konnte die komplette Einrichtung gesteuert werden. Hierzu gehörte nicht nur die obligatorische Klima- und Telefonanlage und der in das Gerät integrierte Bonsai-Beamer, sondern auch ein großer Plasmabildschirm mit integrierter Webcam für Videokonferenzen.

Günther kam kurz nach ihnen und begrüßte sie mit einem jovialen «Servus Alex, Servus Thomas.» Mit seinen 1,75m war er nicht nur kleiner als Thomas, seine Erscheinung stellte ebenfalls einen harten Kontrast dar. Nicht nur die zu einem Pferdeschwanz unordentlich zusammen gebundenen aschblonden Haare und das Ziegenbärtchen unter der Unterlippe fielen sofort auf, sondern auch seine sehr legere Kleidung. Das gestreifte Hemd trug er lässig über der ausgewaschenen Jeans, aus deren hinterer Gesäßtasche ein langes Schlüsselband hing. Allerdings zog er geschäftsmäßig einen schwarzen Trolley hinter sich her, dessen Kunststoffoberfläche mit allerhand Aufklebern gepflastert war. Alex machte einige Aufkleber von bekannten Surfer-Domizilen aus. Aus diesem Koffer holte er sein Laptop, das er über eine kabellose Verbindung an das Tischgerät anschloss.

«Ich hab mal ein paar Foils zum Strategieansatz zusammengestellt», sagte er, während er über die Sensoroberfläche des Bediengeräts den Plasmabildschirm einschaltete.

Sie setzten sich wie die Spitzen eines unsichtbaren Dreiecks verteilt an den runden Tisch, so dass jeder gut auf den Bildschirm schauen konnte, auf dem die Präsentation bereits sichtbar war. Auf der Titelseite stand in großen Fettbuchstaben «Strategischer Überblick Vabilmo – Günther, Senior Berater, Vabilmo-Team Europa, Strategische Geschäftsbereiche.»

Günther blätterte zur nächsten Seite und fing an, die dort aufgezeichnete Tabelle Schritt für Schritt zu erklären. Durch die gefühlte Schriftgröße von acht Punkten war der Text schwer lesbar und da die Tabelle die ganze Seite einnahm, auch recht unübersichtlich. Es ging um die bisherigen Aktivitäten, die hauptsächlich bei den Anlageherstellern stattfanden. Er sprach sehr betont und machte in regelmäßigen Abständen eine Kunstpause. Seine gewählte Ausdrucksweise widersprach seiner äußeren Erscheinung. Allerdings schlich sich hier und da ein lang gezogenes «äh» ein, wenn seine angestrengte Suche nach distinguierten Ausdrücken nicht fruchtete.

Aber er wirkte sympathisch, war gut gelaunt und lächelte Alex offen an. Während er sprach, hatte sie Zeit, ihn näher zu betrachten. Sein sonnengebräuntes Gesicht wies bereits einige Falten auf, obwohl er erst fünfunddreißig war. Nach der Menge an Surfer-Stickern zu urteilen, rührte das von zu viel Sonne und zu viel Meerwasser. Das Ziegenbärtchen entsprach dem typischen Klischee von Surfern und Snowboardern, jedoch war es nicht sehr gepflegt und müsste gestutzt werden, um einigermaßen passabel auszusehen. Seine gesamte Erscheinung stand in starkem Kontrast zu seinen Ausführungen. Diese Kombination versprach eine interessante Zusammenarbeit. Günther gab sich selbstsicher. Er hatte einen Arm lässig über die Lehne des nächsten Stuhls gelegt und schien gerne zu reden. Das war ihr schon bei dem Bewerbungsgespräch aufgefallen, aber sicherlich lag das an seinem breiten Erfahrungsschatz. Damals waren die zu dem Thema Vabilmo zu erwartenden Fragen, auf die sie sich vorbereitet hatte, nicht gekommen, denn meistens hatte Günther gesprochen. So wie jetzt auch. Den ganzen Nachmittag lang gingen sie mögliche Projekte durch und besprachen bereits bestehende Kontakte zu potenziellen Endkunden, die Solaranlagen bauten. Mit einem Anlagenhersteller war bereits ein weitreichender Entwicklungsvertrag unterzeichnet worden und auf dieses Projekt ging Günther im Detail ein. Es klang spannend und sehr vielversprechend. Einmal, nach etwa zwei Stunden machten sie eine kurze Pause. Alex hörte die meiste Zeit nur zu. Lediglich wenn ihre Meinung gefragt war oder ihr etwas unklar war, ergriff sie das Wort. Thomas sagte sehr wenig und ließ Günther reden, der nach vier Stunden die Präsentation mit seiner Sicht der Dinge abschloss.

«Ich habe mir das so vorgestellt, dass Alex und ich die ersten paar Monate die Solaranlagenhersteller in Europa gemeinsam als Team betreuen und alle Schritte zusammen planen und designen. In dieser Zeit kann ich ihr alles beibringen und sie mit Erfahrungswerten, welche Themen in dem Bereich wichtig sind und worauf es ankommt, vertraut machen. Gleichzeitig zeige ich ihr die besten Methoden für die Arbeitsweise, die ich speziell für den umfassenden Entwicklungsvertrag mit Roffarm entwickelt habe, und die sich schon mehrfach bewährt haben. Danach kann sie einige Endkunden eigenständig übernehmen. Ich suche mir weitere Hersteller, die ich übernehme und bringe mich außerdem in Asien ein, um dort das Ganze strategisch voranzutreiben. Ich hab da schon viele Ideen.»

Thomas nickte. «Klar, wieso nicht.»

«Gerne, klingt gut!», stimmte Alex ebenfalls zu.

Ihre Probe- und Einarbeitungszeit war auf drei Monate festgesetzt worden, während derer sie ihr volles Gehalt - inklusive variablem Anteil - fest garantiert bekommen würde. Danach hing der variable Teil von ihren Eigenbemühungen ab, und zu wie viel Prozent sie gesetzte Ziele erfüllen würde. Sie hatte über zehn Jahre Erfahrung im Vertrieb von erklärungsbedürftigen Produkten oder Lösungen gesammelt und war es gewohnt, in einem definierten Verantwortungsbereich eigenständig zu arbeiten. Die Arbeit war für sie weder Gewohnheit noch Pflicht, sondern vielmehr ein forderndes Spiel, das enorm Spaß machte.

Es war schon lange dunkel draußen und hatte zu schneien begonnen, daher beschlossen sie für den ersten Tag Schluss zu machen. Alex war das sehr recht, hatte sie an diesem Tag doch so viele neue Informationen und Eindrücke gewonnen. Bei dem Versuch, sich alles zu merken, hatte es in ihrem Kopf regelrecht zu schwirren begonnen. Selbst nach der dreißig Minuten langen Heimfahrt über die Landstraße, die normalerweise mit ihrer Abwechslung aus kleinen Dörfern, Wiesen und Wäldern für Entspannung sorgte, stand Alex noch unter Strom.

Daheim angekommen wartete Sascha schon und begrüßte sie mit einer stürmischen Umarmung.

«Na, wie war dein erster Arbeitstag?» Er war schon zuhause und hatte bereits gekocht.

«Super, aber auch total anstrengend», rief sie aus dem Schlafzimmer, während sie den Anzug gegen bequeme Jeans tauschte. Zurück in der Küche ließ sie sich auf der Küchenbank nieder und fing an zu erzählen.

«Das Gebäude innen ist total beeindruckend. Überall an den Fenstern sind Solarzellen angebracht, beziehungsweise bestehen die Fenster komplett aus Solarmodulen. Das ist ein einziges Kraftwerk, und überall gibt es die neueste Technik. Du brauchst dir nur meinen Firmenausweis anzuschauen.»

Stolz zeigte sie ihm ihre neue Halskette, was er allerdings zum Anlass nahm, um ihr einige Zentimeter tiefer einen Kuss zu geben.

«Willst du nun wissen wie es war?», entrüstete sie sich gespielt, «oder willst du etwas anderes.»

«Lieber etwas anderes», grinste er verschmitzt. «Aber wenn es sein muss, höre ich auch erst zu.»

Sie lachte. «Gut, dann hör zu! Im Großraumbüro flitzen so viele Leute umher, da kommst du dir vor wie in einem Bienenhaus. Die Namen habe ich mir alle gar nicht merken können, und heute Nachmittag sind wir die Projekte durchgegangen. Da tut sich bereits einiges, aber ich hab noch eine ganze Menge zu lernen.»

«Also hast du einen guten Eindruck bekommen?» Sascha rührte im Topf um, während es nur so aus ihr heraus sprudelte.

«Total. Alles ist so neu und spannend. Das wird richtig interessant werden. Was gibt’s denn überhaupt zu essen?»

«Pasta Pomodoro.» Wie immer, wenn er gekocht hatte, stand er verschmitzt lächelnd da wie ein Kind, das darauf wartete, gelobt zu werden. Er hatte auch schon den Tisch in der Küche gedeckt und Kerzen angezündet. Diesem Blick konnte sie nicht widerstehen.

«Du bist ein Schatz!»

«Na, das kannst du mir nach dem Essen beweisen», forderte er sie verschwörerisch auf. «Aber erst wird gegessen, die Linguini sind schon al dente.»

Als ob ihre Eltern gewusst hätten, wie ihr Abend nach dem Essen verlaufen würde, riefen sie erst an, als Alex im Wohnzimmer ihre Kleider zusammensuchte und anzog.

«Und wie sind dein neuer Chef und die Kollegen?», fragte ihr Vater interessiert.

«Bis jetzt habe ich nur Günther kennengelernt. Er macht einen sehr netten Eindruck, allerdings hört er sich auch gerne reden. Ein recht unkonventioneller Surfertyp, der aber sonst ganz okay zu sein scheint. Meinen Chef kann ich noch überhaupt nicht einschätzen. Der ist so ruhig und sagt fast nichts. Wahrscheinlich muss er erst noch auftauen.»

Sascha hatte in der Zwischenzeit ihre Gläser aus der Küche geholt und den Wein nachgeschenkt. Nach dem Telefonat lagen sie aneinandergeschmiegt auf dem Sofa, jeder in seinen Gedanken zufrieden versunken, und in Alex kamen Erinnerungen an ihre erste Begegnung hoch.

Sie hatten sich in ihrer damaligen Firma kennen gelernt, in der sie im Vertrieb und Sascha als freier Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung gearbeitet hatte. Sein Medizinstudium hatte er frühzeitig abgebrochen und mit der Entwicklung von Software-Komponenten sein Hobby zum Beruf gemacht. Sehr früh hatte er sich intensiv mit verschiedensten Sensoren und deren Programmierung beschäftigt. Als implantierbare Sensoren zur Steuerung und Kontrolle verschiedener Körperfunktionen wie Blutdruck und Puls auf den Markt kamen, hatte er seine Chance genutzt. Seit dem arbeitete er als selbständiger Entwickler.

In der kleinen Kantine waren sie sich vor vier Jahren das erste Mal begegnet, als sie sich mittags einen Salat geholt hatte.

«Das sieht aber lecker aus», hatte Sascha zu ihr gesagt.

«Du siehst auch lecker aus», hatte sich Alex gedacht, als sie sein südländisches Aussehen mit den fast schwarzen Augen und Haaren bemerkt hatte. Die muskulösen Arme hatten ihr übriges getan. Aber es war noch etwas anderes gewesen, das sie angezogen hatte. Anfänglich hatte sie ihn in die Schublade der Italo-Machos geschoben, obwohl er sich später als sehr schüchtern herausstellte. Genau das war einer der Hauptgründe gewesen, warum sie sich in ihn verliebt und Bedenken aufgrund kultureller Unterschiede von sich geschoben hatte. Immerhin war er in Deutschland geboren und aufgewachsen. Trotzdem hatte er seit diesen Sechsundreißig Jahren den Kontakt zu seinen Verwandten in Sizilien nie verloren, auch wenn er sie nur selten besuchte.

Erst vorhin, auf dem Weg von der Küche ins Wohnzimmer, war ihr wieder aufgefallen, wie attraktiv er war. Einen Kopf größer als sie, erinnerten die Proportionen seiner Statur an den David von Michelangelo. Ebenso wie die römische Figur hatte er breite Schultern, eine schlanke Taille und lange, kräftige Arme. Seine dunkelbraunen Locken ließ er immer noch kinnlang schneiden und unternahm mit etwas Gel den Versuch, sie zu bändigen. Beim Tennisspielen hielt er sie mit einem Stirnband aus dem Gesicht. Alex war sich sicher, dass sie mit Sascha irgendwann eine Familie gründen, ein Haus bauen und steinalt werden würde. Der Gedanke fühlte sich sehr gut an und entrang ihr ein Seufzen.

«Wie war eigentlich dein Tag», fragte sie ihn schließlich.

«Ach, wie immer. Seit ich vor einem Jahr das Projekt angenommen habe, läuft es ganz gut und ist fast wie eine Festanstellung. Aber man merkt doch, dass der Chef ein bornierter Mittelständler ist. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass er meine Leistungen permanent unterbewertet.»

«Deinen Erzählungen nach scheint das auch wirklich der Fall zu sein», pflichtete sie ihm bei. «Firmen gehen mit externen Mitarbeitern oft nicht gerade pfleglich um, und nicht selten herrscht das Motto Jeder ist ersetzbar.»

«Das stimmt», nickte Sascha. «Jeden noch so kleinen Mehraufwand muss ich hart nachverhandeln, da ist der ein absoluter Erbsenzähler.»

«Du hast anscheinend ein extrem zähes Exemplar als Auftraggeber gefunden», erwiderte Alex. «Leider wird einem im Berufsleben nichts geschenkt. Man muss permanent durch Leistung überzeugen. Nur dadurch ist man in der Lage, Forderungen stellen zu können.»

Doch für Forderungen benötigte man auch ein gesundes Selbstbewusstsein und genau darin schien Saschas Schwachpunkt zu liegen. Sie versuchte oft, ihre Erfahrungen mit ihm zu teilen, aber sie wusste auch, dass diese nie von einer Person direkt auf die andere übertragbar waren.

«Genug über die Arbeit geredet», fügte sie hinzu und trank den letzten Schluck Wein aus.

«Du hast absolut recht. Es gibt wesentlich angenehmere Dinge, die wir tun könnten.»

Da war es wieder, sein schelmisches Lächeln, das sie so sehr liebte und dem sie nicht widerstehen konnte.

In den nächsten Tagen fuhr Alex morgens immer zeitig los, um kurz nach acht im Büro zu sein. Mit einem frischen Müsli oder Obstsalat aus der Kantine konnte sie so in Ruhe den Tag beginnen. Fast immer bekam sie auch den Arbeitsplatz neben ihrem Chef, da die meisten anderen Kollegen erst gegen neun Uhr oder noch später kamen. Bei PsoraCom schienen die Uhren anders zu ticken. Thomas erschien meist eine Stunde nach ihr und schaute anfangs ganz überrascht, wenn er sie bereits dort sitzen sah. Die erste halbe Stunde widmete sie der Webseite der Financial Times und verschiedenen RSS-Feeds, um sich über die neuesten Themen in der Welt zu informieren. Dann ging sie ihre Emails durch, die über Nacht aus aller Welt gekommen waren. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag hatte sie mehr als zwanzig Schreiben in ihrem elektronischen Posteingang gehabt. Kollegen und Teamassistentinnen verschiedener Abteilungen waren bereits letztes Jahr darüber informiert worden, dass eine neue Mitarbeiterin anfangen würde. Außerdem gab es für bestimmte Themen wie allgemeine Produkt-Updates, interne Besprechungen und Pflichttrainings festgelegte Email-Verteiler, in die sie ebenfalls schon aufgenommen worden war. Eins musste man PsoraCom lassen, die IT-Abteilung hatte straff organisierte Prozesse.

Die meisten Emails in ihrem Postfach waren noch nicht direkt an sie gerichtet, sondern nur zur Information als Kopie. Doch das war gut so, denn sie hatte sich schon immer gerne Wissen durch Lesen angeeignet. Daher fragte sie auch Thomas, wo welches Material im Intranet zu finden sei. Egal was es war, ob Präsentationen für Kunden oder Projektpläne, Abhandlungen über mögliche Entwicklungen und White Papers oder Produktbeschreibungen und allgemeine Informationen zu PsoraComs umfassender Organisation, je mehr sie bekommen konnte, desto lieber war es ihr. Wenn es um Wissen ging, war sie wie ein trockener Schwamm, der sich begierig mit Wasser vollsog. Auch wenn sie nicht alles Wissen brauchen sollte, kannte sie zum besseren Verständnis doch gerne die Details. Aufgrund ihres Studiums, welches ein Mix aus Elektrik und Mechanik sowie Betriebswirtschaft und Marketing gewesen war, scheute sie technische Beschreibungen nicht. Selbst wenn sie dabei an die Grenzen ihres Verständnisses traf, versuchte sie ihren Wissenshorizont zu erweitern.

Thomas schickte ihr Einiges per Email und verwies sie dann an ihren Kollegen. «Frag mal den Günther, wenn er nachher kommt, der hat da noch mehr.»

Da war es wieder. Dieses Gefühl, dass Thomas eigentlich seine Ruhe haben wollte. Aber Alex dachte sich nicht allzu viel dabei. Thomas schien eben zu der verschlossenen Sorte zu gehören und wollte die Distanz wahren. Auch wenn sie gerne aktuelle Themen und Projekte mit anderen diskutierte, würde sie ihn nur bei den nötigsten Fragen ansprechen und den Rest selbst heraus finden. Richtig schüchtern war sie noch nie gewesen. Günther versorgte sie später mit verschiedenen Links und Adressen im Intranet. Damit war sie für die nächste Zeit mit Informationen versorgt war und würde sich alleine beschäftigen können.

Nur bei einer Sache ging sie nochmal auf Thomas zu. Sie hatte einige Emails zu einer Veranstaltung im Februar bekommen, bei denen verschiedene Antworten von ihr erwartet wurden.

«Das ist unsere jährliche Planungskonferenz», erklärte er ihr. «Dafür werden weltweit Mitarbeiter nach Florida eingeflogen. Tagsüber gibt es dort Produktschulungen und an den Abenden halten unsere Vorstände ihre Vorträge. Unser gesamtes Team wird die Veranstaltung besuchen.»

Ihr Puls stieg vor Aufregung. Endlich kam sie wieder einmal nach Amerika, und noch dazu nach Florida. Zu jedem Planungsdetail wie Flug, Flughafentransfer und Hotel hatte sie eine Email erhalten. Thomas hatte die Buchungen für sie bereits Ende letzten Jahres beauftragt. Auf einer Seite im Intranet musste sie nun noch die einzelnen Produktschulungen auswählen.

«Welche Schulungen soll ich denn da auswählen?»

«Nimm einfach die gleichen wie ich», sagte Thomas ohne weitere Erklärungen, während er ihr einen Ausdruck mit seiner Agenda reichte.

Mit einem kurzen, wortlosen Nicken legte sie ihm das Blatt wieder auf den Schreibtisch, nachdem sie mit den Buchungen fertig war. Sie würde sich schon an seine Arbeitsweise mit Angestellten gewöhnen. Als sie ihre Agenda inklusive der Hotelbuchung für das Hard-Rock-Hotel ausdruckte, bekam sie ein Kribbeln im Bauch. Vor achtzehn Jahren war sie das letzte Mal in Florida gewesen. Gemessen an der Agenda sah es zwar so aus, als wenn für Privates so gut wie keine Zeit wäre, aber immerhin würde sie warmes Sommerwetter im Februar genießen können. Auch ein langjähriger Traum von ihr würde sich erfüllen, denn seit Jahren hatte sie einmal in einem, der zur Hard-Rock-Cafe-Kette gehörenden, hippen Hotels mit Casino wohnen wollen. Aufgeregt ging sie sich einen Kaffee holen und traf auf dem Weg Christopher. Er war bei ihrem Bewerbungsgespräch ebenfalls dabei gewesen, da er damals das Vabilmo-Team betreut hatte. Einen Monat später hatte er mit Thomas getauscht und von ihm die Leitung der Abteilung für Händler und Partnerfirmen aus dem Endverbrauchergeschäft übernommen. Diese Jobrotation war bei PsoraCom sehr üblich. Nach zwei bis drei Jahren wurde sie Managern und Angestellten gleichermaßen nahe gelegt, damit sie flexibel blieben. Alex hatte Christopher in dem Interview sehr sympathisch gefunden.

«Ah, die Neue aus dem Vabilmo-Team», rief er ihr entgegen. «Habe die Ehre und herzlich willkommen bei PsoraCom.» Ein breites Grinsen unterstrich die freundliche Begrüßung. Seine lockigen, blonden Haare sahen etwas verwuschelt aus, passten jedoch zu seinem lässigen, aber gepflegten Stil.

«Merci, merci», bedankte sich Alex und passte sich unwillkürlich seiner offenen und netten Art an, die vom Landleben geprägt zu sein schien.

Die nächsten Tage verbrachte Alex mit Lesen und klickte sich durch die unterschiedlichsten Seiten im Intranet, um einen Überblick über die Organisation von PsoraCom zu gewinnen. Der Hauptsitz der Firma lag in Kalifornien, genauer gesagt in Oakland, auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco. Wie so viele Technologieunternehmen in der Region arbeitete man sehr eng mit der Universität von Kalifornien in Berkeley zusammen, da der Firmengründer dort seinen Abschluss in der Energie- und Ressourcen-Fakultät gemacht hatte. Auf den Hügeln oberhalb eines Friedhofs und flankiert von einem Country Club hatte er vor ein paar Jahren ein Grundstück erworben, das die Fläche von etwa fünfzig aneinander gereihten Fußballfeldern hatte. Nach amerikanischem Maßstab war das ausreichend für den Anfang. Somit trennte nur etwa fünf Kilometer Luftlinie die Personalabteilung von Praktikanten, Doktoranden oder zukünftigen Mitarbeitern. Sehr viele aus dem Management kamen von der UCB.

Trotz seines relativ kurzen Bestehens verfügte das Unternehmen bereits über eine komplexe Struktur. Längst waren neue Standorte in der Nähe von Oakland rund um die Bay Area entstanden. Explosionsartige Umsatzsteigerungen hatten zur Einstellung tausender, neuer Mitarbeiter und zur Gründung von Niederlassungen überall auf der Welt geführt. Durch verschiedenste Zukäufe, um auch den Markt der Solarthermie bedienen zu können, war vor knapp einem halben Jahr eine komplette Reorganisation der nun mehr als zehntausend Angestellten notwendig geworden. Alles war in eine Matrix-Struktur umgewandelt worden. Die vertikalen Bereiche waren für die Entwicklung der Solarzellen für bestimmte Märkte oder Einsatzzwecke zuständig. Jeder dieser Fachbereiche war auf bestimmte Anwendungsfälle spezialisiert, die von großen Solarkraftwerken über kleinere Anlagen für Häuser oder Geräte wie Maschinen und Roboter bis hin zu Modulen als Bestandteile von Gebäuden reichten. Die horizontalen Funktionen der Organisation wurden von übergreifenden Bereichen wie Vertrieb und Marketing, Forschung sowie Finanzwesen und Rechtsabteilung gebildet. Das Vabilmo-Team war im ersten dieser Bereiche angesiedelt. Es war vorgesehen, dass sie hauptsächlich mit zwei verschiedenen Fachabteilungen zusammenarbeiten und von diesen Unterstützung bei der Technik und dem Produktmarketing bekommen würden. Einer dieser Bereiche konzentrierte sich auf herkömmliche Solaranlagen und der andere auf Geräte, Maschinen und Roboter. Komplex wurde das organisatorische Geflecht dadurch, dass es im Vertrieb bereits Kollegen gab, die Firmen aus den unterschiedlichen Segmenten hinsichtlich der herkömmlichen, amorphen Siliziumzellen betreuten. Das Vabilmo-Team würde also diese Kollegen intern beraten und gleichzeitig gemeinsam mit ihnen deren Kunden direkt betreuen bis es zum eigentlichen Auftrag kam. Das musste Alex erst mal setzen lassen. Daran merkte sie, dass sie in einem großen Unternehmen gelandet war, und nicht in einer einfach strukturierten, mittelständischen Firma.

Während der ersten Zeit sprach sie sehr wenig mit Thomas. Nur wenn sie sich einen Kaffee holte oder mit den Kollegen zum Mittagessen ging, fragte sie ihn, ob er mitkommen wollte. Immer öfter begleitete er sie und Alex begann sich sehr schnell wohler zu fühlen. Die Kollegen im Büro waren alle sehr nett und hatten sie von Anfang an integriert. Egal, ob man sich im Flur oder beim Kaffeeholen traf, jeder grüßte freundlich und beim Mittagessen unterhielt man sich ungezwungen. Von ihren Team-Kollegen hatte sie außer Günther noch niemand persönlich kennengelernt, da alle vom Home Office aus arbeiteten. Das erste, gemeinsame Teammeeting war für die kommende Woche angesetzt. Ansonsten verliefen die Tage recht ereignislos. Abends blieb sie, wie ihr Chef, meist bis kurz nach achtzehn Uhr im Büro. Zuhause kochte sie dann mit Sascha, während sie sich gegenseitig von ihrem Arbeitstag erzählten. So wie es für ganz normale Abende in einer Partnerschaft wohl üblich war.

Ihr erstes Gespräch mit einer externen Firma fand noch vor dem Teammeeting statt. Günther hatte kurzfristig einen Händler zu einem Termin eingeladen, um mögliche Synergien abzuklopfen. Grundsätzlich wurden Händler von einem Kollegen aus Christophers Team betreut. Die meisten dieser Firmen verkauften Solarmodule an private Hausbauer, die von PsoraCom nicht aktiv betreut wurden. Daneben hatten einige Händler Maschinen und Roboter für Endverbraucher im Programm und konnten daher zukünftig für das Vabilmo-Team als weiterer Absatzkanal interessant werden.

Günther kam direkt von seinem Home Office in den Besprechungsraum. Er hatte zwar einen schwarzen Anzug mit kariertem Hemd an, trug aber keine Krawatte. Seine Haare waren ordentlich gekämmt und zu einem Zopf zusammen gebunden. Thomas nahm ebenfalls an dem Gespräch teil und war wie immer sehr elegant gekleidet. Die Energie-Branche war sehr konservativ. Daher hatte sich Alex mit den Jahren einen dezenten, fast schon geschlechtsneutralen Stil in gedeckten Farben angeeignet. Sie trug einen dunkelgrauen Anzug mit aprikotfarbenem Pullover. Meistens kombinierte sie nicht mehr als zwei Farben und trug außer Wimpertusche und Rouge kein Make-up. Sie wollte aufgrund ihres Wissens und ihrer Persönlichkeit anerkannt werden und nicht aufgrund der Farbe des passenden Lippenstifts.

Das Meeting war ein sehr informelles Gespräch, in dem Günther die Vabilmo-Strategie vorstellte. Am Ende einigte man sich darauf, locker in Kontakt zu bleiben und sich gegenseitig über Neuerungen auf dem Laufenden zu halten. Danach fuhr Günther wieder heim in sein Home Office und Alex ging gemeinsam mit Thomas zurück zu ihren Arbeitsplätzen. So ein Meeting ohne konkrete Vereinbarungen war eine vollkommen neue Erfahrung für sie.

Das Wochenende verlief eigentlich ohne nennenswerte Ereignisse. Samstagmorgens wurde eingekauft, Wäsche gewaschen und geputzt. Nachmittags ging Sascha wie immer für ein paar Stunden Tennis spielen. Er war fast süchtig danach und wenn es seine Zeit zuließ, verbrachte er fast jede freie Minute auf dem Platz. Abends kochten sie, machten es sich auf dem Sofa bequem und schauten einen Film an. Nebenbei studierte Alex die Wohnungsanzeigen im örtlichen Wochenblatt.

«Der Vermieter rührt doch keinen Finger mehr», machte sie ihrem Ärger Luft. «Langsam wird es wirklich Zeit, dass wir hier rauskommen. Aber der hat sich noch nie groß um das Haus gekümmert, seit ich hier wohne und in den letzten Jahren ist es noch schlimmer geworden.»

«Das stimmt», gab Sascha ihr recht.

«Die Nachbarn haben sogar Schimmel an den Wänden», fuhr Alex fort. «Am besten wäre eine drei bis vier Zimmer-Wohnung mit mindestens neunzig Quadratmetern. Da würden wir alles gut unterkriegen.» Sie brauchte viel Platz für Möbel, Bücher und ihre umfangreiche Harley-Davidson-Sammlung, die in den letzten Jahren stetig gewachsen war.

«Es wäre schon schön», gab Sascha zu, «wenn ich alle meine persönlichen Sachen an einem Ort hätte. Wie die Pokale zum Beispiel, die noch bei meinen Eltern sind.»

Alex nickte. «Ich möchte endlich eine Wohnung mit Garten haben. Das ist im Sommer wie ein zusätzliches Zimmer. Bei schönem Wetter will ich raus können, ohne gleich mit dem Auto wer weiß wie viel Kilometer fahren zu müssen. Am liebsten wäre mir eine Wohnung mit Bergblick. Aber ich weiß, dass das schwer zu bekommen ist, wenn wir hier in der Gegend suchen. Viel weiter weg vom Flughafen als wir jetzt sind, will ich auch nicht.»

«Mir würde das nicht so viel ausmachen.»

«Du fliegst auch nicht so viel wie ich, und bei PsoraCom wird das sicherlich nicht anders, als bei den Firmen vorher.»

«Meinetwegen», murmelte er.

Es war wieder nichts drin. Sascha schaute weiter fern, obwohl er seit einigen Monaten derjenige war, der immer lauter nach einer neuen Wohnung rief. Sie blätterte zu den Anzeigen der Hausverkäufe um.

«Bei den Mieten für eine Wohnung, wie wir sie suchen, könnten wir schon fast ein Haus dafür abzahlen.»

«Dafür bräuchten wir Eigenkapital», entgegnete er, «und du weißt, dass ich nicht sehr viel habe.»

«Aber ich habe etwas, das könnte uns eventuell schon reichen.» Sie sparte bereits seit ein paar Jahren, um diesen Traum eines Tages verwirklichen zu können. Aber ein freistehendes Haus sollte es sein. Keines von den fertigen Reihenhäusern, die wieder einmal wie saures Bier in der Umgebung angeboten wurden. Bei denen wusste man nicht, wer neben einem wohnen würde, und oft bestand der Garten aus einer zwanzig Quadratmeter großen Parzelle zur Straße hin. Die Anzeigen gaben nicht wirklich etwas her und die wenigen interessanten Angebote waren alle zu teuer. So viel Eigenkapital hatte sie dann doch nicht. Frustriert legte Alex die Zeitung weg.

Der Sonntag begann gemütlich und sie schliefen in Ruhe aus. Nach einem ausgedehnten Frühstück verzog sich Alex lesend auf das Sofa und Sascha ging Tennis spielen. Abends wurde mit Freunden und Familie telefoniert, dann war das Wochenende auch schon vorbei.

Während der folgenden Arbeitstage vertiefte sich Alex wieder in diverse Produktbeschreibungen, Firmenpräsentationen und Intranet-Seiten. Wenn sie etwas nicht verstand, suchte sie im Internet und in Wikis nach einer Erklärung. Mit der Zeit würde sich das Verständnis der Fachausdrücke schon einstellen. Schmunzelnd erinnerte sie sich an das, was ihr Vater immer zu sagen pflegte: «Steter Tropfen höhlt den Stein.»

In der zweiten Woche fand das erste, gemeinsame Team-Meeting statt und Alex lernte mit Horst einen weiteren Kollegen neben Günther persönlich kennen. Ihre Besprechung fand in einem der vier Räume der Skulptur statt. Neben den üblichen, technischen Spielereien war der Raum zusätzlich schalldicht. Eine Tageslicht-ähnliche Atmosphäre wurde über entsprechende Lampen erzeugt, während Grünpflanzen im Raum und an der Decke schon fast für Wohnlichkeit sorgten. Die Umgebung sollte das kreative Denken fördern.

Ein Mann mit kurzen, wasserstoffblonden Haaren und einem fast faltenlosen, braungebrannten Gesicht stach ihr sofort ins Auge, als sie den Raum betrat. Er trug einen violetten Anzug mit gelbem Hemd aus dessen Kragen ein dunkelblaues Halstuch ragte. Thomas und er waren etwa gleich alt, konnten aber nicht unterschiedlicher sein. Der eine wirkte wie der vornehm zurückhaltende Engländer, der andere wie dessen lauter Verwandter.

«Ah, Hallo», sagte Letzterer. «Du musst Alex sein. Ich bin Horst.» Während er sprach, holte er mehrmals fast unhörbar Luft und klang dadurch etwas abgehackt. Vor ihm stand sein aufgeklappter Laptop und er hielt ein Netphone in der Hand. Darauf blickte er auch sofort.

«Das Ding ist der absolute Schrott», wandte er sich zurück zu ihr. Trotzdem fing er an, mit einem kleinen Stift auf dem Bildschirm herumzufingern.

Alex stimmte ihm insgeheim zu. Das Gerät war schon über ein Jahr alt, aber die Kinderkrankheiten waren immer noch nicht ausgemerzt. Es stellte keinen Vergleich dar zu dem Zeus68, das sie bekommen hatte. Günther schlenderte mit seinem Trolley im Schlepptau kurz darauf herein und nickte allen kurz zu. Wie immer sah er aus, als wäre er direkt vom Strand ins Büro gekommen.

«Hugo wählt sich über die Bridge ein», teilte Thomas ihnen mit, nachdem er die Tür geschlossen hatte.

«Interne Bridge Nummer fünf, Verifizierung: Vabilmo.» Er sprach in das Gerät auf dem Tisch und aktivierte damit das genannte System. PsoraCom-Mitarbeiter identifizierten sich hierbei über ihre Stimme, um sich in eine Konferenzschaltung einzuwählen, wenn sie vor Ort nicht persönlich an dem Termin teilnehmen konnten.

Nachdem Thomas alle etwas steif zum ersten offiziellen Vabilmo-Meeting begrüßt hatte, gingen sie gemeinsam Günthers Strategie-Präsentation durch. Dieser fing mit seinen Ausführungen an und sprach dabei wieder langsam und teilweise gedehnt.

«Aber Günther, bei Roffarm müssen wir noch bedenken, dass wir geeignete Hersteller für Wechselrichter definieren und…», warf Horst ein.

Günther fiel ihm ins Wort und sagte: «Ja, Horst, ich weiß. Das haben wir doch schon ein paar Mal besprochen.» Dann kehrte er zu seinen Ausführungen zurück, die noch einige Male von Horst durch eingeworfene Kommentare unterbrochen wurden.

Alex fühlte eine leichte Spannung aufkommen, aber Thomas griff nicht ein. Er saß nur da und blickte ohne erkennbare Gefühlsregung auf die Folien an der Wand. Fast konnte man den Eindruck bekommen, dass Horst wie ein Fuchs vor dem Kaninchenbau saß und darauf wartete zuzupacken, sollte sich das Kaninchen zeigen. Er fieberte regelrecht jeder Gelegenheit entgegen, auch eine Bemerkung machen zu können. Nach der letzten Folie wurde er erlöst.

Das Thema wechselte zu den direkten Kunden von PsoraCom, und diese Solarmodulhersteller wurden von ihm betreut. Jetzt konnte er endlich das Ruder übernehmen und von den dort aktuellen Projektfortschritten erzählen. Das tat er auch sehr ausführlich und in großem technischem Detail, so dass Alex stellenweise nicht folgen konnte. Sie notierte sämtliche Schlagwörter, die er verwendete, damit sie nach dem Meeting deren Bedeutung nachschauen konnte. Horst redete immer weiter und holte nach fast jedem Satz unmerklich Luft, wodurch er eine scheinbare Hektik vermittelte. Fast so als hätte er Angst, ihm würde die Zeit davonlaufen und er könnte nicht alles sagen, was in seinem Kopf an Gedanken und Ideen herumzuschwirren schien. Er redete zwar sehr viel, aber Alex störte das nicht, da sie schon wieder im «Schwamm-Modus» war und begierig Informationen aufsaugte.

Von denen schien Horst jede Menge zu haben, er war schließlich seit vielen Jahren im Solargeschäft von PsoraCom. Damit verfügte er über jede Menge Erfahrung mit den unterschiedlichsten Produkten. Hin und wieder fiel Günther nun Horst ins Wort, um etwas nachzufragen. Fast konnte man den Eindruck bekommen, zwischen den beiden liefe ein Wettbewerb ab in den nur sie eingeweiht waren. Aber Horst sprach unbeirrt in dem gefühlten Stakkato weiter und ließ nur Anmerkungen zu, wenn sich eine Stimme mit leichtem Schweizer Dialekt aus dem Lautsprecher meldete.

Die Kommentare wirkten ergänzend zu dem zuvor Gesagten und waren ebenfalls sehr technisch. Man musste konzentriert zuhören, da Hugo sehr schnell sprach und die Zischlaute seines Dialekts durch die Telefonverbindung nicht besser wurden. Irgendwann unterbrach Thomas den Redefluss von Horst und meinte, dass sie nur noch fünf Minuten hätten und das Meeting abschließen müssten. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Zwei Stunden waren um und es wurde beschlossen, dass nichts Konkretes entschieden wurde. In den Projekten sollte weitergemacht werden wie bisher. Schließlich stand man noch sehr am Anfang und musste erst mehr Erfahrungen mit den Herstellern von Anlagen und deren Solarmodul-Lieferanten sammeln.

«Übrigens», sprach Günther unvermutet Alex an. «Nächsten Montag ist ein Kick-Off-Meeting bei Roffarm. Das wäre sicher gut für dich, wenn du da dabei bist. Ich schick dir mal die Einladung per Email, aber plan das mal ein.»

«Das wird doch zu viel, wenn Alex auch noch kommt», meinte Horst.

«Ach was», widersprach Günther. «Je mehr von PsoraCom dabei sind, desto eher merkt der Kunde, wie wichtig das Thema bei uns ist.»

Thomas reagierte nur schulterzuckend: «Ich habe nichts dagegen, es ist hier um die Ecke und erfordert keine zusätzlichen Reisekosten».

Alex hatte die Bemerkung von Horst zwar etwas unhöflich gefunden, wollte aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht war er entgegen dem ersten Eindruck, den er gemacht hatte, doch ganz in Ordnung.

Die nächsten Tage verbrachte sie wieder viel mit Lesen, im speziellen fragte sie nach Informationen zu dem Referenzprojekt mit Roffarm. Wenn sie an dem Kundentermin am Montag teilnahm, würde sie zwar nicht groß im Gespräch involviert sein, trotzdem wollte sie auf jeden Fall ausreichend Hintergrundwissen haben, um gedanklich folgen zu können. Weiterhin lernte sie beim Mittagessen oder Kaffee holen noch mehr Kollegen aus anderen Abteilungen kennen. Mit den meisten würde sie jedoch nicht direkt zusammenarbeiten. Trotzdem waren alle sehr offen und interessierten sich für das, was sie tat. Von ihren Teamkollegen sah sie weder Günther noch Horst. Hugo würde sie bei dem Termin mit Roffarm kennenlernen. Auf das Treffen war sie schon gespannt, da er den technischen Eckpfeiler des Teams bildete, und sie sicherlich in Projekten viel mit ihm zu tun haben würde.

Thomas schien langsam aufzutauen. Vielleicht hatte er aber auch ein schlechtes Gewissen, da Alex ihn sichtlich in Ruhe ließ. Erfreut darüber, versuchte sie jedoch, dies nicht zu offen zu zeigen und ihn dadurch eventuell wieder in die Reserve zurückzuschicken.

Am Wochenende waren Alex und Sascha von einem seiner Tennisfreunde zu dessen Geburtstagsfeier eingeladen. Er feierte im Clubheim in der Stadt und hatte Einiges springen lassen. Bistrotische mit ledernen Barhockern waren aufgebaut und das Essen kam von einem in der Gegend bekannten, exklusiven Catering-Service.

Der Abend verlief wie erwartet, bis Sascha mit den Jungs zum Ramazzotti überging.

«Trink doch auch einen mit», forderte er sie auf, als er schon leicht angeheitert von den diversen Runden Schnaps wieder einmal vorbei schaute und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte.

«Du weißt doch, dass ich noch fahren muss», entgegnete sie.

Enttäuscht ging er zu seinen Freunden zurück, die bereits die nächste Runde ausgeschenkt hatten. Nach weiteren zwei Stunden hatte Alex genug und wollte nach Hause. Die meisten Leute waren zwar sehr nett, aber die ausgedehnten Gespräche über die neueste Mode oder über Veranstaltungen, auf denen man sich unter allen Umständen zeigen musste, waren einfach nicht ihr Metier. Sie ging zu Sascha.

«Hey, ich bin ziemlich müde. Lass uns heimfahren.»

«Was jetzt schon?», fragte er etwas genervt. «Es ist doch gerade so lustig.»

«Es ist schon ziemlich spät und ich möchte wirklich nach Hause.»

«Mamma mia! Dann muss es wohl so sein.» Seine Gereiztheit stand im deutlich ins Gesicht geschrieben und die Heimfahrt wurde alles andere als angenehm.

«Wieso bist du heute nur so eine Spaßbremse», fuhr er fort. «Die Stimmung war doch echt super.»

«Ich bin einfach müde», wiederholte sie, «und du hast schon genügend Alkohol gehabt. Du weißt doch was passiert, wenn du zu viel trinkst.»

«So ein Blödsinn. Soviel habe ich nicht getrunken. Nur ein paar Ramazzotti eben.»

«Seit zwei Stunden kippt ihr schon einen nach dem anderen», widersprach sie ihm, merkte aber sofort, dass eine weitere Diskussion keinen Sinn machen würde. Mit angetrunkenen Leuten war noch nie gut zu diskutieren gewesen. Zwischendrin musste sie sogar von der Autobahn abfahren und anhalten, da Sascha schlecht geworden war. Genau das hatte sie verhindern wollen. Es war wie jedes Mal, wenn er zu viel getrunken hatte. Immer wieder würgte es ihn und er musste sich übergeben. Ab jetzt konnte sie alle zehn Minuten anhalten und über die Landstraße heimfahren. Aber es war nicht zu ändern und so versuchte sie ihre Müdigkeit so gut es ging mit Kaugummis zu unterdrücken. Daheim legte Sascha sich sofort ins Bett und schlief erschöpft ein.

Wie immer in solchen Fällen, die zum Glück nicht so oft vorkamen, entschuldigte er sich am nächsten Morgen.

«Es tut mir wirklich leid. Ich hätte gestern wirklich nicht so viel trinken sollen.»

Er setzte sein überzeugendstes, unschuldiges Lächeln auf und robbte sich spielerisch auf ihre Seite des Bettes. Vorerst erzielte er damit die gewünschte Wirkung. Ein komisches Gefühl blieb später bei Alex jedoch zurück und es meldeten sich leise Zweifel. Waren sie doch zu unterschiedlich? Machten ihre verschiedenen Interessen mehr aus, als sie sich eingestehen wollte? Und was war mit ihren angeblich gemeinsamen Zielen von Familie und Haus?

Am Tag des großen Kick-Off-Meetings mit Roffarm lernte Alex den letzten ihrer Kollegen persönlich kennen. Hugo, der mit seinen mindestens 1,90 Meter im Vergleich zu ihr ein Riese war, wirkte in dem braunen Anzug fast noch wie ein junger Student, dem jemand eine zweite, ungewohnte Haut übergestülpt hatte. Seine schwarzen Locken umrahmten ein rundliches, blasses Gesicht, welches ihn jünger aussehen ließ, als er wahrscheinlich war. Während er ihr mit einem schüchternen Lächeln die Hand schüttelte, zeichneten sich an den Ärmeln des Sakkos deutlich kräftige Muskeln ab. Nach ihr nickte er Günther ein kurzes Hallo zu und begrüßte Horst auf das Herzlichste. In Natura fiel Alex noch stärker auf, dass er lispelte. Neben seinem Schweizer Akzent konnte es aber auch daran liegen, dass er so schnell sprach und dabei den einen oder anderen Buchstaben verschluckte.

Nachdem sich alle über Fingerabdruck registriert hatten, wurden sie vom Projektleiter des Roffarm-Teams abgeholt und in einen großen Besprechungsraum hoch über den Dächern der Stadt geführt.

Wie so oft war Alex wieder einmal die einzige Frau. Das war nicht ungewöhnlich, denn in der Energieindustrie traf man nur selten auf weibliche Angestellte. Während der Vorstellungsrunde umriss sie kurz an welchen Themen sie in der Vergangenheit gearbeitet hatte und wofür sie nun verantwortlich war. Ansonsten ließ sie ihren Kollegen den verbalen Vortritt, da diese bereits seit einer Weile mit diesem Endkunden zusammen arbeiteten.

Roffarm plante und baute, je nach Größe und Einsatzort, im Abstand von etwa drei bis fünf Jahren neue Solaranlagen. Bisher setzten sie kristalline Dünnschichtzellen für die Module ein, legten aber sehr großen Wert darauf, in der Branche als technikführend angesehen zu werden. In der Vergangenheit hatten sie dies mit verschiedensten Entwicklungen bereits belegt und wollten diese Position zukünftig weiter ausbauen. Daher hatten sie sich für den Test von polymerbasierten Solarzellen von PsoraCom entschieden. Nach erfolgreichem Abschluss würde Roffarm die erste Firma sein, die solche Zellen in einem neuen Kraftwerk einsetzte. Eine entsprechende Klausel in dem Vertrag, den Günther ausgehandelt hatte, sollte dies garantieren.

Obwohl es in dem Meeting hauptsächlich um technische Dinge ging, war Alex sehr froh daran teilzunehmen. Während Arbeitspakete geschnürt und Anforderungen an das Projektziel angepasst wurden, beobachtete Alex beeindruckt ihre Kollegen. Horst und Hugo waren die Aktivsten und konnten als die wesentlichen Knowhow-Träger angesehen werden. Günther kannte sich eher mit den vertraglichen Dingen aus. Diese wurden eifrig diskutiert, als es um die Zusammenstellung des Projektteams und die Frage ging, welche Partei wie viel beizutragen hatte. Am Ende war Alex von dem langen, konzentrierten Zuhören zwar recht erschöpft, aber trotzdem zufrieden. Sie hatte viele neue Informationen bekommen. Auch Günther und Hugo äußerten auf dem Weg hinaus einstimmig die Meinung, dass Alex Anwesenheit mehr als sinnvoll gewesen war. Selbst Horst, der ursprünglich dagegen gewesen war, stimmte munter in die sympathischen Kommentare ein. Ihre Kollegen waren zwar ein bunt gemischter Haufen, aber jeder von ihnen schien auf seine Weise kompetent. Alex war überzeugt, noch viel von ihnen lernen zu können.

In den nächsten Wochen las sie sich weiter in die Materie ein und begann kleine Projekte, die Günther ihr nannte, zu übernehmen. Diese Projekte waren eine gute Übung und konnten per Telefon erledigt werden. Meist ging es nur um die Weitergabe von Informationen zu polymerbasierten Solarzellen oder um mögliche Arten der Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen.

Wichtig war allerdings ein monatlich wiederkehrender Termin, zu dem Günther sie eingeladen hatte. Es handelte sich um eine interne Telefonkonferenz mit Produktmanagern aus dem vertikalen Bereich der Kraftwerke. Größtenteils arbeiteten diese an dem Projekt mit Roffarm, zogen aber auch anderweitige Einsatzmöglichkeiten in Betracht. Das Telefonmeeting diente dem gegenseitigen Informationsaustausch, um alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen.

Privat lief nach Alex Meinung alles ganz normal, sah man von den für eine langjährige Beziehung üblichen, kleinen Streitigkeiten ab. Nur die Wohnungssuche frustrierte sie zunehmend. Von Sascha war keine Bereitschaft zu einem gemeinsamen Hauskauf zu sehen, geschweige denn, dass irgendwelche Aussagen zum Thema Hochzeit oder Kinder kamen. Sie musste ihm trotz ihrer Ungeduld wohl einfach noch etwas mehr Zeit geben.

Allerdings schmerzte sie die hohe Miete an diesen ignoranten, unsympathischen Typ von Vermieter mehr als sie zugeben wollte. Alex zahlte die Miete alleine, da Sascha als Selbständiger momentan nur einen Kunden hatte und dadurch nicht sehr viel verdiente. Dafür übernahm er die Haushaltskosten, was ihrer Meinung nach auch fair war. Sie hatte noch nie alles gegen gerechnet und war davon überzeugt, dass sich das Geben und Nehmen im Leben auf andere Art und Weise ausglich. Wie sollte er sie stolz zum Essen oder Kino ausführen können, wenn ihm durch hohe Unterhaltskosten am Ende des Monats kein Geld mehr übrig blieb? Da waren ihr die kleinen Einladungen von ihm dann doch wichtiger.

Er hätte aus dem Tennisclub austreten können, der einen horrenden Monatsbeitrag forderte. Aber Alex wusste genau, dass er diesen Sport als Ausgleich zu seiner Arbeit brauchte. So wie sie selbst das Joggen oder Lesen. Außerdem waren fast alle seine Freunde im Club und die aufzugeben, hätte sie nie von ihm verlangt. Alles in allem war es ein Kompromiss, mit dem sie recht gut leben konnte.

Februar

Mehr als gut konnte sie mit ihrer ersten Gehaltsabrechnung leben. Im Vergleich zu ihrem vorherigen Job hatte sie einen satten Sprung nach oben gemacht. Wenn das so weiterging, würden sie sich bald das Häuschen leisten können. Viel besser konnte man es nicht bekommen, dachte sich Alex. Sie arbeitete in einer angesehenen Firma und hatte nette Kollegen. Der Job machte riesig Spaß und schickte sie in der Weltgeschichte herum. Das musste gefeiert werden. Spontan lud sie ein paar Freunde und Nachbarn abends zum Essen bei ihnen ein. Ein paar Flaschen Wein und Prosecco sowie Antipasti und andere italienische Köstlichkeiten waren schnell beim Feinkosthändler besorgt. Ohne mit der Wimper zu zucken, zahlte Alex die Rechnung, die ebenso von einer einwöchigen Urlaubsbuchung stammen könnte. Bei ihrem aktuellen Kontostand konnte sie sich das locker leisten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!