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Kim, Franziska und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Mädchen und sind jedem Fall gewachsen! Gemütliche Wintertage auf Sylt, so haben sich "Die drei !!!" ihren Kurztrip mit Felipe und Miguel el Mago vorgestellt. Doch kaum auf der Insel angekommen, geraten sie in ihren nächsten Fall und zwar einen sehr brenzligen: Brandstiftung. Finden sie den Täter, bevor er noch mehr Schaden anrichtet? Neben der spannenden Detektivarbeit müssen Kim, Franziska und Marie auch immer wieder das Abenteuer "Freundschaft" bestehen. Es ist nämlich gar nicht so leicht, drei völlig verschiedene Meinungen unter einen Hut zu bringen. "Die drei !!!" stellen sich der Herausforderung und sind gemeinsam ein unschlagbares Team!
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Seitenzahl: 158
Maja von Vogel
Brandgefährlich!
Kosmos
Umschlagillustration von Ina Biber, München
Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR
Grundlayout: Doppelpunkt, Stuttgart
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© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-440-14038-3
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Ortstermin im Ostviertel
»Ist es noch weit?«, fragte Franzi. Sie zog fröstelnd die Schultern hoch, als ein eisiger Windstoß über die Straße fegte.
»Keine Sorge, wir sind gleich da«, beruhigte Marie ihre Freundin.
»Diese Kälte geht mir echt auf die Nerven«, schimpfte Kim, die zwischen Franzi und Marie über den Bürgersteig stapfte. »Wir sind hier doch nicht am Nordpol!« Ihre Stimme klang etwas dumpf, weil sie sich ihren geringelten Lieblingsschal über Mund und Nase gezogen hatte. Seit es in der ersten Februarwoche einen plötzlichen Wintereinbruch gegeben hatte, fielen die Temperaturen nachts auf minus 15 Grad und tagsüber wurde es kaum wärmer.
Marie sog die klare Luft ein. »Wenigstens kann ich meinen neuen Wintermantel anziehen.« Zufrieden zupfte sie am Kragen ihres wollweißen Kamelhaarmantels. Dazu trug sie, natürlich farblich passend, eine kuschelige Strickmütze, unter der ihre langen Haare hervorschauten, Wollschal und Handschuhe. Nur ihre kniehohen Lederstiefel waren dunkelbraun. Maries frisch gewaschene Haare glänzten wie pures Gold in der fahlen Sonne, die von einem eisblauen Himmel schien. Sie sah aus wie ein Model, das Werbung für Winterurlaub machte. »Übrigens, Kim, was schleppst du eigentlich in dieser riesigen Tasche mit dir herum?« Marie zeigte auf die unförmige Umhängetasche, die ihre Freundin über der Schulter trug.
»Ach, nichts weiter.« Kim versuchte, ein harmloses Gesicht zu machen, was ihr aber nicht besonders gut gelang. Franzi unterdrückte ein Grinsen. Im Lügen war Kim schon immer ziemlich schlecht gewesen. Zum Glück hakte Marie nicht weiter nach, sondern bog in eine kleine Sackgasse ab.
Vornehme Ruhe lag über der Straße. Kein Mensch war zu sehen, kein Geräusch zu hören. Nur die Absätze von Maries Stiefeln klapperten weithin hörbar über das Pflaster. Rechts und links träumten geräumige Villen in großen Gärten mit altem Baumbestand vor sich hin. Hohe Hecken und weiß gestrichene Steinmauern schirmten die Häuser vor neugierigen Blicken ab. Alles wirkte sehr gepflegt.
Franzi fiel auf, dass fast jedes Haus mit einer Alarmanlage gesichert war. Als Detektivin hatte sie einen Blick für Details. Denn wenn Franzi nicht gerade auf ihrem geliebten Pony Tinka ausritt oder mit ihren Inline-Skates durch die Gegend düste, löste sie mit Kim und Marie knifflige Kriminalfälle. Als Die drei !!! hatten sie schon zahlreiche Verbrecher dingfest gemacht. Mehr als einmal waren sie dabei in brenzlige Situationen geraten, aber das machte Franzi nichts aus. Im Gegenteil, sie liebte den Nervenkitzel der Gefahr.
Doch seit ihrem letzten Fall, den die drei !!! vor ein paar Wochen im Skiurlaub in Österreich gelöst hatten, war der Detektivclub arbeitslos. Eine gute Gelegenheit, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, fand Franzi, zum Beispiel mit Maries Umzug ins vornehme Ostviertel, der allmählich näher rückte. Heute wollte Marie ihren Freundinnen endlich zeigen, wo sie demnächst wohnen würde.
Franzi reckte neugierig den Hals. »Welches Haus ist es?«
»Die letzte Villa, direkt am Waldrand.« Marie beschleunigte ihre Schritte. »Kommt schon! Ich bin wahnsinnig gespannt, wie ihr sie findet.«
Kurze Zeit später standen sie vor einem schmiedeeisernen Zaun mit verschnörkelten Ornamenten, der früher einmal schwarz gewesen sein musste, inzwischen aber zahlreiche Rostflecken aufwies. Dahinter lag ein großer, verwilderter Garten, der einen krassen Gegensatz zu den gepflegten Nachbargrundstücken bildete. Alte, knorrige Buchen reckten ihre kahlen Zweige gen Himmel. Dazwischen wuchsen kleinere Tannen und Fichten, deren Nadeln mit weißem Raureif bedeckt waren, und dichte Rhododendronbüsche. Der Boden war von einer Schicht gefrorenem Laub bedeckt, das hier noch niemand zusammengeharkt hatte.
Hinter den Bäumen erhob sich majestätisch das schönste Haus, das Franzi je gesehen hatte. Dass der weiße Putz an vielen Stellen abgebröckelt war, nahm dem Gebäude nichts von seiner Würde. Rechts und links ragten zwei kleine Türmchen in die Höhe, die der alten Villa etwas Schlossähnliches gaben. Außerdem verfügte sie über zahlreiche Erker, mehrere Balkone und wunderschöne, mit verschnörkelten Steinelementen verzierte Giebel.
»Und?«, fragte Marie ungeduldig. »Warum sagt ihr nichts? Gefällt euch die Villa nicht?«
Franzi schüttelte nur stumm den Kopf, während Kim herausplatzte: »Das ist keine Villa, sondern ein Schloss!«
Marie grinste. »Das hat Tessa bei der ersten Besichtigung auch gesagt. Sie fand es ja etwas übertrieben, in so einen großen Kasten zu ziehen, aber Lina und ich haben sie schließlich überzeugt.«
Tessa war die Lebensgefährtin von Herrn Grevenbroich, dem Vater von Marie, und Lina ihre zwölfjährige Tochter. Erst hatte Marie die beiden nicht ausstehen können, aber inzwischen fand sie Tessa ganz okay. Nur Lina ging ihr manchmal noch ziemlich auf die Nerven, besonders wenn sie mal wieder heimlich in Maries Kleiderschrank wühlte, stundenlang das Bad blockierte oder in ein Detektivclub-Treffen platzte.
»Wer hätte gedacht, dass du mit Lina mal an einem Strang ziehen würdest?« Franzi lachte.
Marie verzog das Gesicht. »Ich vermutlich am allerwenigsten. Aber was die Villa betrifft, waren Lina und ich ausnahmsweise einer Meinung. Das Haus ist einfach ein Traum! Kommt mit, ich zeig euch alles.«
Marie führte ihre Freundinnen durch ein offen stehendes Tor auf das Grundstück. Vor der Villa befand sich ein kreisrunder Platz mit einem kleinen Springbrunnen in der Mitte, der aber sicher schon lange kein Wasser mehr gespuckt hatte. Stattdessen war er randvoll mit vermodertem Laub. Neben dem Brunnen parkte ein schwarz glänzender Sportwagen.
»Das wird der Makler sein«, stellte Marie mit Blick auf das Auto fest. »Papa hat ihn gebeten, die Heizung ein bisschen aufzudrehen, damit die Wasserrohre nicht einfrieren. Solange er hier ist, können wir einen kleinen Rundgang machen.«
»Super!« Kim stieg die Steintreppe zur Eingangstür hinauf, die von zwei Säulen eingerahmt wurde. »Steht das Haus schon lange leer?«
»Seit letztem Sommer«, antwortete Marie. »Die frühere Besitzerin, eine alte Dame, musste ins Altenheim. Sie hat viele Jahre allein hier gelebt. Darum sind Haus und Garten auch ein bisschen heruntergekommen. Ihr Sohn wohnt im Ausland und ist nur selten hier.«
Sie betraten eine große Eingangshalle, die mit dicken Teppichen ausgelegt war und etwas düster wirkte. An den Wänden hingen Ölgemälde und es roch staubig. Von der Halle gingen mehrere Türen ab. Eine geschwungene Holztreppe führte in den ersten Stock. Durch eine hohe Flügeltür gelangten sie ins Wohnzimmer, wo ihnen der Makler entgegenkam, ein kleiner, dicker Mann mit Halbglatze und Knollennase.
»Hallo, Herr Frohoff«, begrüßte ihn Marie. »Stört es Sie, wenn wir uns ein bisschen umschauen? Ich möchte meinen Freundinnen gerne unser neues Zuhause zeigen.«
»Keineswegs!« Der Makler schüttelte Maries Hand. »Lasst euch Zeit, ich habe hier sowieso noch zu tun.« Er lächelte kurz in Franzis und Kims Richtung, dann verschwand er in die Halle.
»Das Wohnzimmer ist ja riesig!«, stellte Kim beeindruckt fest.
Franzi nickte. »Ein richtiger Ballsaal.«
Der hohe Raum war mit Antiquitäten aus dunklem Holz vollgestopft. Auch hier bedeckten staubige Teppiche den Boden und an den Fenstern hingen schwere Vorhänge. Von der mit hübschen Stuckelementen verzierten Decke hing ein mächtiger Kronleuchter, dessen Kristallelemente in der Sonne glitzerten.
»Das Zimmer ist natürlich völlig überladen«, sagte Marie. »Aber stellt es euch mal ohne Teppiche und Gardinen und mit unseren Möbeln vor.«
»Das wird bestimmt super«, bestätigte Franzi.
»Wann soll der Umzug denn stattfinden?«, erkundigte sich Kim.
Marie zuckte mit den Schultern. »Das steht noch nicht fest. Der Kaufvertrag liegt gerade zur Prüfung bei Papas Anwalt. In zehn Tagen ist der Notartermin, dann gehört die Villa uns. Aber bevor wir hier einziehen können, muss hier noch einiges gemacht werden. Papa und Tessa wollen das Haus komplett sanieren lassen: neue Fenster, neue Heizungsanlage, Außen- und Innenanstrich, neue Bäder …«
»Oje, das dauert ja noch ewig«, sagte Franzi. »Du kannst es bestimmt kaum erwarten, oder?«
»Natürlich freue ich mich sehr darauf, hier zu wohnen, aber andererseits …« Marie seufzte und ein Schatten huschte über ihr Gesicht.
»Andererseits fällt dir der Abschied vom Penthaus auch nicht leicht«, beendete Kim den Satz. »Stimmt’s?«
Marie nickte. »Es hängen so viele Erinnerungen daran, vor allem an meine Mutter. Ich habe das Gefühl, als würde durch den Umzug das Band zwischen uns endgültig durchtrennt.«
Maries Mutter war gestorben, als Marie noch ganz klein gewesen war. Seitdem hatte sie mit ihrem Vater allein gelebt, bis er vor einer Weile Tessa kennengelernt hatte. Herr Grevenbroich hatte sich nach dem frühen Tod seiner Frau in die Arbeit gestürzt und seine Karriere als Schauspieler vorangetrieben. Inzwischen war ihm längst der Durchbruch gelungen, vor allem durch seine Rolle als Kommissar Brockmeier in der Vorabendserie Vorstadtwache. Sein großer beruflicher Erfolg erlaubte ihm und Marie ein Leben ohne finanzielle Sorgen, allerdings war er auch viel unterwegs. Doch wenn er zwischen seinen zahlreichen Filmprojekten freihatte, trug er Marie stets auf Händen und las seiner Prinzessin jeden Wunsch von den Augen ab.
»Deine Mutter wird immer bei dir sein«, sagte Kim sanft. »Auch hier in eurem neuen Zuhause.« Sie stellte die Umhängetasche auf den Boden und holte einen tragbaren CD-Player heraus.
»Was ist denn das?«, fragte Marie verdutzt.
»Eine kleine Überraschung.« Franzi zog eine CD aus ihrer Jacke und legte sie ein. Dann fuhr sie den Lautstärkeregler bis zum Anschlag hoch und drückte auf Play. Eine Sekunde später schallte Let It Be von den Beatles, das Lied, das Maries Mutter ihrer kleinen Tochter früher immer vorgesungen hatte, in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Villa. Während des Klavierintros stand Marie wie erstarrt da. Dann sang Paul McCartneys Stimme die ersten Zeilen:
When I find myself in times of trouble
Mother Mary comes to me …
Tränen schimmerten in Maries Augen, als sie erst Kim und dann Franzi um den Hals fiel. »Danke!«, murmelte sie, die Lippen ganz nah an Franzis Ohr.
Herr Frohoff erschien mit hochgezogenen Augenbrauen in der Tür und rief etwas, das jedoch in der lauten Musik unterging. Marie machte ihm mit Handzeichen klar, dass alles in Ordnung war, und er verschwand wieder.
Als der Song vorbei war, wischte sich Marie mit dem Handrücken über das Gesicht. »Wie lieb von euch, dass ihr daran gedacht habt. Ich hatte fast vergessen, dass ich unser neues Haus mit Let It Be beschallen wollte, um die Erinnerung an meine Mutter aufrechtzuerhalten.« Sie lächelte ihren Freundinnen zu. »Ihr seid die Besten!«
Franzi lächelte zurück. »Und ob!« Sie hatte einen Kloß im Hals und musste sich kräftig räuspern. »Aber bevor wir noch alle drei anfangen zu heulen, zeig uns lieber das restliche Haus.«
»Wird gemacht.« Marie deutete eine Verbeugung an. »Meine sehr verehrten Herrschaften, wenn Sie mir bitte folgen wollen? Die Schlossführung kann beginnen!«
Zwei Stunden später saßen die drei !!! in der gemütlichen Sofaecke des Café Lomo, wärmten sich nach ihrem Ausflug ins Ostviertel mit dampfendem Kakao Spezial und warmem Apfelstrudel auf und diskutierten die optimale Zimmerverteilung im zukünftigen Heim der Familie Grevenbroich.
»Also, ich nehme auf jeden Fall das große Zimmer im ersten Stock«, erklärte Marie und trank einen Schluck Kakao. »Es geht nach Süden raus, hat einen Balkon und ein eigenes Bad.«
»Stimmt, das Zimmer ist toll«, bestätigte Kim. »Mir hat am besten der kleine Erker gefallen. Da könntest du eine kuschelige Sitzecke mit Blick auf den Garten einrichten.« Kim hatte ihren Apfelstrudel in Rekordzeit verputzt und wischte sich mit einer Serviette die Sahne aus den Mundwinkeln.
Franzi grinste. Wie immer konnte Kim süßen Sachen einfach nicht widerstehen. Sie liebte Gummibärchen, Schokolade und Kuchen, fürchtete aber stets, zu dick davon zu werden. Was völliger Quatsch war, denn Kims Figur war genau richtig.
Bevor sich Franzi zur Zimmerfrage äußern konnte, klingelte ihr Handy. Als sie aufs Display sah, begann ihr Herz augenblicklich schneller zu schlagen. Mit einem entschuldigenden Seitenblick zu ihren Freundinnen nahm sie das Gespräch an. »Hallo, Felipe! Schön, dass du anrufst.«
»Hallo, mein Augenstern!«, begrüßte Felipe sie am anderen Ende der Leitung. Franzi lächelte versonnen. Sie war jetzt schon eine ganze Weile mit dem süßen Halbmexikaner zusammen, aber immer noch so verliebt wie am ersten Tag. »Störe ich?«, wollte Felipe wissen.
»Natürlich störst du nicht!«, antwortete Franzi und ignorierte das ausgesprochen alberne Gekicher ihrer Freundinnen. »Ich sitze gerade mit Marie und Kim im Lomo. Was gibt’s denn?« Während sie zuhörte, wurden ihre Augen immer größer. »Wie bitte?« Sie setzte sich kerzengerade hin. »Das ist nicht dein Ernst!«
»Was ist denn los?«, zischte Marie neugierig, aber Franzi schüttelte nur den Kopf und presste das Handy fester ans Ohr.
»Und ob ich Lust habe!«, rief sie. »Ich sag’s gleich den anderen und melde mich wieder, okay? Ja, ich dich auch. Bis später!« Franzi sank zurück in die weichen Sofakissen. »Ihr werdet nicht glauben, was Felipe mir gerade erzählt hat.«
»Jetzt mach’s nicht so spannend«, sagte Kim ungeduldig. »Spuck’s schon aus!«
Mit glänzenden Augen verkündete Franzi: »Nächstes Wochenende fahren wir nach Sylt!«
Kim und Marie wechselten einen skeptischen Blick. »Bist du sicher, dass Felipe sich keinen Scherz erlaubt hat?«, fragte Marie vorsichtig. »Sylt ist ein teures Pflaster. Felipe hat doch garantiert nicht genug Geld für so einen Trip.«
»Das ist auch nicht nötig«, erklärte Franzi. »Mago wurde nach Sylt eingeladen, um dort am Petritag mit seiner Show aufzutreten. Das ist irgendein friesischer Feiertag. Felipe fährt mit, um beim Auf- und Abbau zu helfen.«
Felipes Onkel Miguel el Mago war Zauberkünstler. Normalerweise trat er mit seiner Show im Freizeitpark Sugarland auf, aber manchmal nahm er auch andere Engagements an. Felipes Mutter Juana betrieb im Sugarland ein mexikanisches Restaurant, in dem Felipe oft aushalf. Darum konnten er und Franzi sich auch längst nicht so oft sehen, wie sie gerne gewollt hätten. Hinzu kam, dass der Freizeitpark in Billershausen lag, einem kleinen Dorf in ungefähr 25 Kilometern Entfernung. Franzi hätte sich nie träumen lassen, dass sie mal eine Fernbeziehung führen würde. Aber gegen die Liebe war eben kein Kraut gewachsen …
»Das ist ja toll!« Kim lächelte Franzi zu.
»Und stellt euch vor, Magos Assistentin hat diese blöde Grippe bekommen, die gerade umgeht. Sie liegt seit gestern Abend im Bett«, berichtete Franzi eifrig. »Erst wollte Mago den Auftritt abblasen, aber dann hat Felipe vorgeschlagen, mich zu fragen, ob ich einspringen möchte.«
»Die perfekte Lösung«, sagte Marie. »Vermutlich könnte sich niemand sonst so schnell in das Programm einarbeiten.«
Franzi nickte. Sie hatte schon einmal vorübergehend als Magos Assistentin gearbeitet, darum kannte sie den Ablauf der Show und sämtliche Tricks. Damals lebten Mago, Juana und Felipe noch nicht lange in Deutschland und der Freizeitpark hatte gerade Eröffnung gefeiert. Die drei !!! hatten im Sugarland in einem spannenden Fall ermittelt und Franzi hatte sich nebenbei Hals über Kopf in Felipe verliebt. Sie musste an ihren ersten Kuss auf einem alten Springpferdekarussell denken. Es war wahnsinnig romantisch gewesen …
»Dann viel Spaß auf Sylt.« Maries Stimme holte Franzi in die Gegenwart zurück.
»Ja, iss ein Fischbrötchen für mich mit«, fügte Kim hinzu.
Franzi starrte ihre Freundinnen an. Erst jetzt fiel ihr auf, wie verhalten die beiden auf die tolle Neuigkeit reagiert hatten. Im ersten Moment kapierte sie nicht, warum. Dann ging ihr plötzlich ein Licht auf. »Das Fischbrötchen kannst du selbst essen.« Franzi grinste. »Denn ihr kommt natürlich mit.«
»Was?« Kim und Marie rissen die Augen auf.
Franzi lachte. »Denkt ihr etwa, ich fahre ohne euch an die Nordsee? Mago hat uns alle drei eingeladen, habe ich das nicht erwähnt?«
»Nein, hast du nicht!«, schrie Kim und fiel Franzi um den Hals.
Auch Marie strahlte. »Sylt, die Insel der Reichen und Schönen – da wollte ich schon immer mal hin.«
»Nächste Woche geht’s los!« Franzi sprang auf. »Ich muss sofort nach Hause und meine Eltern fragen.«
»Ich auch!« Kim kippte ihren Kakao hinunter und griff nach ihrer Tasche. »Hoffentlich haben sie nichts dagegen …«
Marie erhob sich ebenfalls. »Und ich muss meinen Kleiderschrank nach den passenden Insel-Outfits durchforsten.«
Zwei Minuten später war die Sofaecke im Café Lomo wie leer gefegt.
Auf ins Insel-Wochenende!
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 19:21 Uhr
Es ist immer noch kein neuer Fall in Sicht. Trotzdem gibt es spannende Neuigkeiten: Die drei !!! fahren nach Sylt! Mago hat heute den ganzen Detektivclub eingeladen und unsere Eltern sind zum Glück auch einverstanden. Nächste Woche ist es so weit. Ein ganzes Wochenende mit Marie und Franzi – und ohne Ben und Lukas, die nervigsten Zwillingsbrüder des Universums. Ich freue mich schon total! Verbrecher auf Sylt aufgepasst, die drei !!! kommen! Aber wahrscheinlich ist so eine Insel der sicherste Ort der Welt, besonders im Winter. Egal, wir werden uns auch so amüsieren.
Franzi hat gerade gesimst, dass kommenden Freitag das sogenannte Biikebrennen auf Sylt stattfindet. Das muss so eine Art nordfriesisches Osterfeuer sein. Ich werde gleich mal im Internet recherchieren, worum es dabei genau geht. Bis später!
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 19:36 Uhr
Achtung: Lesen für Unbefugte (alle außer Kim Jülich) streng verboten! Das gilt besonders für Ben und Lukas, die neugierigsten Brüder unter der Wintersonne. Also: Pfoten weg von meinen privaten Aufzeichnungen, sonst übergebe ich euren geliebten Fußball den tosenden Nordseewellen!
Nun sind Michi und ich schon so lange getrennt und trotzdem taucht er immer wieder in meinem Kopf auf. Heute Abend muss ich zum Beispiel ständig an ihn denken. Morgen, am Valentinstag, wäre unser Jahrestag gewesen. Wenn wir noch zusammen wären, würden wir ihn bestimmt total romantisch feiern. Neben mir auf dem Schreibtisch liegt die Kette, die Michi mir zum vierwöchigen Jubiläum geschenkt hat. Der kleine Anhänger, auf den sein Name eingraviert ist, funkelt im Licht der Schreibtischlampe. Ob Michi auch an unseren Jahrestag denkt?
Ach, Michi, warum kann ich dich nicht vergessen?
»Franzi, beeil dich, wir müssen los!« Frau Winklers Stimme schallte durch das Treppenhaus in Franzis Zimmer. »In einer halben Stunde fährt der Zug.«
»Komme gleich!« Hektisch stopfte Franzi die letzten Sachen in ihren Rucksack. Ihre hellgrüne Lieblingsstrickjacke musste unbedingt mit, außerdem die Wind-und-Wetter-Creme und der MP3-Player. »Mist, wo steckt nur das blöde Aufladekabel?«, schimpfte Franzi leise vor sich hin, während sie in ihrer Schreibtischschublade wühlte.
Da steckte Franzis Schwester Chrissie den Kopf zur Tür herein. »Bist du immer noch da?«, fragte sie. »Ist dir wohl doch zu kalt im Februar auf Sylt, was?« Sie grinste spöttisch. »Kann ich gut verstehen.« Chrissie war schon 16 und kam sich ziemlich toll vor. Was definitiv eine Fehleinschätzung war.
Franzi warf ihr einen genervten Blick zu. »Weißt du, wo das Aufladekabel für meinen MP3-Player ist?«
»Keine Ahnung.« Chrissie schüttelte ihre Locken, die genauso rot waren wie Franzis Haare. »Pass halt besser auf deine Sachen auf. Und viel Spaß beim Frieren auf der Eisinsel!«
»Du bist doch nur neidisch«, gab Franzi zurück, »weil dich niemand nach Sylt einlädt.«
Chrissie schnaubte verächtlich. »Zum Glück! Sylt im Winter – da ist doch überhaupt nichts los.«
Sie schloss die Tür in dem Moment, als Franzi ein Kissen nach ihr warf. Das Kissen rutschte an der Tür hinunter und blieb auf dem Boden liegen. Franzi, die das Kabel schließlich doch noch gefunden hatte, knallte die Schreibtischschublade zu, griff nach ihrem Rucksack und verließ das Zimmer.
Unten wartete ihre Mutter bereits an der Haustür. »Na endlich! Ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt.«