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Else Lasker-Schülers Gedichte betören durch ihre fremdartige Schönheit und überbordende Phantasie. Diese repräsentative Auswahl von 100 Gedichten aus dem Gesamtwerk der expressionistischen Lyrikerin bietet einen Überblick über all ihre poetischen Ausdrucksformen: von den bekannten Liebesgedichten über die Dichtung, in der sich Lasker-Schüler mit der jüdisch-mystischen Tradition auseinandersetzt, bis zur späten Lyrik aus dem Schweizer und Jerusalemer Exil. Mit Nachwort, Anmerkungen und Literaturhinweisen von Gabriele Sander, Lasker-Schüler-Spezialistin an der Universität Wuppertal. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
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Seitenzahl: 175
Veröffentlichungsjahr: 2020
Else Lasker-Schüler
Die Gedichte
Auswahl
Herausgegeben und kommentiert von Gabriele Sander
Reclam
Zu Else Lasker-Schülers Gedichten gibt es bei Reclam Interpretationen in: Gedichte von Else Lasker-Schüler in der Reihe »Interpretationen« (Nr. 17535)
2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2020
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-961710-7
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019168-2
www.reclam.de
Verhöhnt mich auch lachend der WirbelwindVerhöhnt mich auch lachend der Wirbelwind,
– Mein Kind, das ist ein Königskind,
Mit Locken, wie Sonnenscheinen.
Ich sitze sinnend unter dem Dach,
Bin in den Nächten fieberwach 5
Und nähe Hemdchen aus Leinen.
– Meiner Mutter Wiegenfest ist heut’,
Gestorben sind Vater und Mutter beid’
Und sahen nicht mehr den Kleinen.
– Meine Mutter träumte einmal schwer. – 10
– Sie sah mich nicht an ohne Seufzer mehr
Und ohne heimliches Weinen. –
Bist wie der graue, sonnenlose TagBist wie der graue, sonnenlose Tag,
Der sündig sich auf junge Rosen legt.
– Mir war, wie ich an Deiner Seite lag,
Als ob mein Herze sich nicht mehr bewegt.
Ich küsste Deine bleichen Wangen rot, 5
Entwand ein Lächeln Deinem starren Blick.
– Du tratest meine junge Seele tot
Und kehrtest in Dein kaltes Sein zurück.
Es treiben mich brennende LebensgewaltenEs treiben mich brennende Lebensgewalten,
Gefühle, die ich nicht zügeln kann.
Und Gedanken, die sich zur Form gestalten,
Sie greifen mich wie Wölfe an.
Ich irre durch duftende Sonnentage … 5
Und die Nacht erschüttert von meinem Schrei.
Meine Lust stöhnt wie eine Marterklage
Und reißt sich von ihrer Fessel frei.
Und schwebt auf zitternden, schimmernden Schwingen
Dem sonn’gen Tal in den jungen Schoß. 10
Und lässt sich von jedem Mai’nhauch bezwingen
Und giebt der Natur sich willenlos.
Ich hört’ dich hämmern diese NachtIch hörtʼ dich hämmern diese Nacht
An einem Sarg im tiefen Erdenschacht.
Was willst du von mir, bleicher Sensemann,
Mein Herz gehört dem ew’gen Leben an
Mit all den Blüten und der Maienlust. 5
Ich bin so jung wie frühe Morgenglut.
Für deinen Becher ist zu heiß mein Blut.
Scher’ dich des Weges, alter Nimmersatt!
Was soll ich in der kalten Totenstadt
Ich, mit dem Jubel in der Brust! 10
(Die Göttin der Nacht)(Zigeunerlied)
Meine Lippen glühnMeine Lippen glühn
Und meine Arme breiten sich aus wie Flammen!
Du musst mit mir nach Granada ziehn
In die Sonne, aus der meine Gluten stammen ....
Meine Ader schmerzt 5
Von der Wildheit meiner Säfte,
Von dem Toben meiner Kräfte.
Granatäpfel prangen
Wie die heißen Lippen der Nacht.
Rot, wie die Liebe der Nacht! 10
Wie der Brand meiner Wangen.
Auf dem dunklen Schein
Meiner Haut schillern Muscheln auf Schnüre gezogen.
Und Perlen, von sonnenfarb’gem Bernstein
Durchglühn meine Zöpfe wie Feuerwogen. 15
Meine Seele bebt,
Wie eine Erde bebt und sich auftut
Dürstend nach Luft! nach säuselnder Flut ....
Heiße Winde stöhnen
Wie der Odem der Sehnsucht .... 20
Verheerend, wie die Qual der Sehnsucht ....
Und über die Felsen Granadas dröhnen
Die Lockrufe der schwarzen Bhowanéh!
Die Sterne fliehen schreckensbleichDie Sterne fliehen schreckensbleich
Vom Himmel meiner Einsamkeit,
Und das schwarze Auge der Mitternacht
Starrt näher und näher.
Ich finde mich nicht wieder 5
In dieser Todverlassenheit,
Mir ist: ich lieg von mir weltenweit
Zwischen grauer Nacht der Urangst.
Ich wollte, ein Schmerzen rege sich
Und stürze mich grausam nieder 10
Und riss mich jäh an mich;
Und es lege eine Schöpferlust
Mich wieder in meine Heimat
Unter der Mutterbrust.
Meine Mutterheimat ist seeleleer, 15
Es blühen dort keine Rosen
Im warmen Odem mehr. –
.... Möchte einen Herzallerliebsten haben!
Und mich in seinem Fleisch vergraben.
Dass uns nach all der heißen TagesglutDass uns nach all der heißen Tagesglut
Nicht eine Nacht gehört …
Die Tuberosen färben sich mit meinem Blut.
Aus ihren Kelchen loderts brandrot!
[11]Sag mir, ob auch in Nächten deine Seele schreit, 5
Wenn sie aus bangem Schlummer auffährt,
Wie wilde Vögel schreien durch die Nachtzeit.
Die ganze Welt scheint rot,
Als ob des Lebens weite Seele blutet.
Mein Herz stöhnt wie das Leid der Hungersnot, 10
Aus roten Geisteraugen stiert der Tod.
Sag mir, ob auch in Nächten deine Seele klagt
Vom starken Tuberosenduft umflutet,
Und an dem Nerv des bunten Traumes nagt.
Zebaoth spricht aus dem AbendZebaoth spricht aus dem Abend:
Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Denn ich will Dir Perlen meiner Krone schenken,
In goldträufelnden Honig Dein Blut verwandeln
Und Deine Lippen mit den Düften süßer Mandeln tränken. 5
Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Und mit schmelzendem Jubel meine Feste umgolden
Und die Schwermut, die über Jerusalem trübt,
Mit singenden Blütendolden umkeimen.
Ein prangender Garten wird Dein Herz sein, 10
Darin die Dichter träumen.
O, ein hängender Garten wird Dein Herz sein,
Aller Sonnen Aufgangheimat sein,
Und die Sterne kommen, ihren Flüsterschein
Deinen Nächten sagen. 15
[12]Verschwenden sollst Du mit Liebe!
Tausend greifende Äste werden Deine Arme tragen
Und meinem Paradiesheimweh wiegende Troste sein.
O, ich lernte an Deinem süßen MundeO, ich lernte an Deinem süßen Munde
Zu viel der Seligkeiten kennen!
Schon fühl’ ich die Lippen Gabriels
Auf meinem Herzen brennen,
Und die Nachtwolke trinkt 5
Meinen tiefen Cederntraum.
O, wie Dein Leben mir winkt,
Und ich vergehe
Mit blühendem Herzeleid!
Und verwehe im Weltraum, 10
In Zeit,
In Ewigkeit,
Und meine Seele verglüht in den Abendfarben
Jerusalems.
(Meinen Schwestern zu eigen)
Mutter und Vater sind im HimmelMutter und Vater sind im Himmel
Und sprühen ihre Kraft
An singenden Fernen vorbei,
An spielenden Sternen vorbei
Auf mich nieder. 5
[13]Himmel bebender Leidenschaft
Prangen auf,
O, meine ganze Sehnsucht reißt sich auf
Durch goldenes Sonnenblut zu gleiten!
Fühle Mutter und Vater wiederkeimen 10
Auf meinen ahnungsbangen Mutterweiten.
Drei Seelen breiten
Aus stillen Morgenträumen
Zum Gottland ihre Wehmut aus.
Denn drei sind wir Schwestern, 15
Und die vor mir träumten schon in Sphinxgestalten
Zu Pharaozeiten.
Mich formte noch im tiefsten Weltenschoß
Die schwerste Künstlerhand.
Und wisset, wer meine Brüder sind! 20
Sie waren die drei Könige, die gen Osten zogen
Dem weißen Sterne nach durch brennenden Wüstenwind.
Aber acht Schicksale wucherten aus unserem Blut
Und lauern hinter unseren Himmeln:
Vier plagen uns im Abendrot, 25
Vier verdunkeln uns die Morgenglut,
Sie brachten über uns Hungersnot
Und Herzensnot und Tod!
Und es steht:
Über unserem letzten Grab ihr Fortleben noch, 30
Den Fluch über alle Welten zu weben,
Sich ihres Bösen zu freuen.
Aber die Winde werden einst ihren Staub scheuen.
Satanas miserere eorum!!
Ein weißer Stern singt ein TotenliedEin weißer Stern singt ein Totenlied
In der Julinacht,
Wie Sterbegeläut in der Julinacht.
Und auf dem Dach die Wolkenhand,
Die streifende, feuchte Schattenhand 5
Sucht nach meiner Mutter.
Ich fühle mein nacktes Leben,
Es stößt sich ab vom Mutterland,
So nackt war nie mein Leben,
So in die Zeit gegeben, 10
Als ob ich abgeblüht
Hinter des Tages Ende,
Versunken
Zwischen weiten Nächten stände,
Von Einsamkeiten gefangen. 15
Ach Gott! Mein wildes Kindesweh!
… Meine Mutter ist heimgegangen.
Ich will in das GrenzenloseIch will in das Grenzenlose
Zu mir zurück,
Schon blüht die Herbstzeitlose
Meiner Seele,
Vielleicht – ist’s schon zu spät zurück! 5
O, ich sterbe unter Euch!
Da Ihr mich erstickt mit Euch.
Fäden möchte ich um mich ziehn –
[15]Wirrwarr endend!
Beirrend, 10
Euch verwirrend,
Um zu entfliehn
Meinwärts!
Der Abend küsste geheimnisvollDer Abend küsste geheimnisvoll
Die knospenden Oleander.
Wir spielten und bauten Tempel Apoll
Und taumelten sehnsuchtsübervoll
Ineinander. 5
Und der Nachthimmel goss seinen schwarzen Duft
In die schwellenden Wellen der brütenden Luft,
Und Jahrhunderte sanken
Und reckten sich
Und reihten sich wieder golden empor 10
Zu sternenverschmiedeten Ranken.
Wir spielten mit dem glücklichsten Glück,
Mit den Früchten des Paradiesmai,
Und im wilden Gold Deines wirren Haars
Sang meine tiefe Sehnsucht 15
Geschrei,
Wie ein schwarzer Urwaldvogel.
Und junge Himmel fielen herab,
Unersehnbare, wildsüße Düfte;
Wir rissen uns die Hüllen ab 20
Und schrieen!
Berauscht vom Most der Lüfte.
[16]Ich knüpfte mich an Dein Leben an,
Bis dass es ganz in ihm zerrann,
Und immer wieder Gestalt nahm 25
Und immer wieder zerrann.
Und unsere Liebe jauchzte Gesang,
Zwei wilde Symphonieen!
Brause Dein Sturmlied Du!Brause Dein Sturmlied Du!
Durch meine Liebe,
Durch mein brennendes All.
Verheerend, begehrend,
Dröhnend wiedertönend 5
Wie Donnerhall!
Brause Dein Sturmlied Du!
Und lösche meine Feuersbrunst,
Denn ich ersticke in Flammendunst.
Mann mit den ehernen Zeusaugen, 10
Grolle Gewitter,
Entlade Wolken auf mich.
Und wie eine Hochsommererde
Werde ich
Aufsehnend 15
Die Ströme einsaugen.
Brause Dein Sturmlied Du!
Ich, der brennende WüstenwindIch, der brennende Wüstenwind,
Erkaltete und nahm Gestalt an.
Wo ist die Sonne, die mich auflösen kann,
Oder der Blitz, der mich zerschmettern kann!
Blick’ nun: ein steinernes Sphinxhaupt, 5
Zürnend zu allen Himmeln auf.
Hab’ an meine Glutkraft geglaubt.
Deine Augen harren vor meinem LebenDeine Augen harren vor meinem Leben
Wie Nächte, die sich nach Tagen sehnen,
Und der schwüle Traum liegt auf ihnen
Unergründet.
Seltsame Sterne starren zur Erde, 5
Eisenfarb’ne mit Sehnsuchtsschweifen,
Mit brennenden Armen, die Liebe suchen
Und in die Kühle der Lüfte greifen.
Sterne in denen das Schicksal mündet.
Warum suchst Du mich in unseren NächtenWarum suchst Du mich in unseren Nächten
In Wolken des Hasses auf bösen Sternen!
Lass mich allein mit den Geistern fechten.
Sie schnellen vorbei auf Geyerschwingen
Aus längst vergess’nen Wildlandfernen. 5
Eiswinde durch Lenzessingen.
Und Du vergisst die Gärten der Sonne
Und blickst gebannt in die Todestrübe.
Ach, was irrst Du hinter meiner Not!
Du spieltest ein ungestümes LiedDu spieltest ein ungestümes Lied,
Ich fürchtete mich nach dem Namen zu fragen,
Ich wusste, er würde das alles sagen,
Was zwischen uns wie Lava glüht.
Da mischte sich die Natur hinein 5
In unsere stumme Herzensgeschichte,
Der Mondvater lachte mit Vollbackenschein,
Als machte er komische Liebesgedichte.
Wir lachten heimlich im Herzensgrund,
Doch unsere Augen standen in Tränen 10
Und die Farben des Teppichs spielten bunt
In Regenbogenfarbentönen.
[19]Wir hatten beide dasselbe Gefühl,
Der Smyrnateppich wäre ein Rasen,
Und die Palmen über uns fächelten kühl, 15
Und unsere Sehnsucht begann zu rasen.
Und unsere Sehnsucht riss sich los
Und jagte uns mit Blutsturmwellen:
Wir sanken in das Smyrnamoos
Urwild und schrieen wie Gazellen. 20
Mein Kind schreit auf um die MitternachtMein Kind schreit auf um die Mitternacht
Und ist so heiß aus dem Traum erwacht
Wie meine sehnende Jugend.
Gäb’ ihm so gern meines Blutes Mai,
Spräng’ nur mein bebendes Herz entzwei. 5
– Der Tod schleicht im Hyänenfell
Am Himmelsstreif im Mondeshell.
Aber die Erde im Blütenkeusch
Singt Lenz im kreisenden Weltgeräusch.
Und wundersüß küsst der Maienwind 10
Als duftender Gottesbote mein Kind.
(Meinem Jungen zu eigen)
Meinlingchen sieh mich an –Meinlingchen sieh mich an –
Dann schmeicheln tausend Lächeln mein Gesicht,
Und tausend Sonnenwinde streicheln meine Seele,
Hast wie ein Wirbelträumchen
Unter ihren Fittichen gelegen. 5
Nie war so lenzensüß mein Blut,
Als Dich mein Odem tränkte,
Die Quellen Edens müssen so geduftet haben
Bis Dich der Muttersturm
Aus süßem Dunkel 10
Von meinen Herzwegen pflückte
Und Dich in meine Arme legte,
In ein Bad von Küssen.
All’ die weißen SchlafeAll’ die weißen Schlafe
Meiner Ruh’
Stürzten über die dunklen Himmelssäume.
Nun deckt der Zweifel meine Sehnsucht zu
Und die Qual erdenkt meine Träume. 5
O, ich wollte, dass ich wunschlos schlief,
Wüsst’ ich einen Strom, wie mein Leben so tief,
Flösse mit seinen Wassern.
Deine Augen legen sich in meine AugenDeine Augen legen sich in meine Augen
Und nie war mein Leben so in Banden,
Nie hat es so tief in Dir gestanden
Es so wehrlos tief.
Und unter Deinen schattigen Träumen 5
Trinkt mein Anemonenherz den Wind zur Nachtzeit,
Und ich wandle blühend durch die Gärten
Deiner stillen Einsamkeit.
Es ist ein Weinen in der WeltEs ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.
Komm, wir wollen uns näher verbergen … 5
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.
Du, wir wollen uns tief küssen …
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen. 10
Es rauscht durch unseren SchlafEs rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide,
Wie pochendes Erblühen
Über uns beide.
Und ich werde heimwärts 5
Von Deinem Atem getragen,
Durch verzauberte Märchen,
Durch verschüttete Sagen.
Und mein Dornenlächeln spielt
Mit Deinen urtiefen Zügen, 10
Und es kommen die Erden
Sich an uns zu schmiegen.
Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide –
Der weltalte Traum 15
Segnet uns beide.
Der Schlaf entführte mich in Deine GärtenDer Schlaf entführte mich in Deine Gärten,
In Deinen Traum – die Nacht war wolkenschwarz umwunden –
Wie düstere Erden starrten Deine Augenrunden,
Und Deine Blicke waren Härten.
[23]Und zwischen uns lag eine weite, steife, 5
Tonlose Ebene .......
Und meine Sehnsucht hingegebene,
Küsst Deinen Mund, die blassen Lippenstreife.
Du hast Deinen Kopf tief über mich gesenktDu hast Deinen Kopf tief über mich gesenkt,
Deinen Kopf mit den goldenen Lenzhaaren,
Und Deine Lippen sind von rosiger Seidenweichheit,
Wie die Blüten der Bäume Edens waren.
Und die keimende Liebe ist meine Seele, 5
O, meine Seele ist das vertriebene Sehnen,
Und Du zitterst von Ahnungen
Und weißt nicht, warum Deine Träume stöhnen.
Und ich liege schwer auf Deinem Leben,
Wie eine tausendstämmige Erinnerung. 10
Und Du bist so blindjung, so adamjung ....
Du hast Deinen Kopf tief über mich gesenkt.
Und Du suchst mich vor den HeckenUnd Du suchst mich vor den Hecken,
Ich höre Deine Schritte seufzen,
Und meine Augen sind schwere dunkle Tropfen.
[24]In meiner Seele blühen süß Deine Blicke
Und füllen sich, 5
Wenn meine Augen in den Schlaf wandeln.
Am Brunnen meiner Heimat
Steht ein Engel,
Der singt das Lied meiner Liebe,
Der singt das Lied Ruths. 10
Unter süßem VeilchenhimmelUnter süßem Veilchenhimmel
Ist unsere Liebe aufgegangen,
Und ich suche allerwegen
Nach Dir und Deinen Morgenwangen.
Und den Ringelrangelhaaren 5
Rötlichblonden Rosenlocken,
Und den frühlingshellen Augen,
Die so frischfreifrohfrohlocken.
Zwischen dicken Gummipflanzen
Lauern hinter Irdentöpfen 10
Strickpicknadelspitze Augen
Tüksch aus bitteren Frauenköpfen.
Dass die beiden alten Damen
Hinter unsere Liebe kamen
Und Dich in Gewahrsam nahmen, 15
Sind die Dramen unserer Herzen.
Mein Herz ist eine traurige ZeitMein Herz ist eine traurige Zeit,
Die tonlos tickt.
Meine Mutter hatte goldene Flügel,
Die keine Welt fanden.
Horcht, mich sucht meine Mutter, 5
Lichte sind ihre Finger und ihre Füße wandernde Träume.
Und süße Wetter mit blauen Wehen
Wärmen meine Schlummer
Immer in den Nächten,
Deren Tage meiner Mutter Krone tragen. 10
Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,
Wenn die Nacht einsam kommt.
Meine Lieder trugen des Sommers Bläue
Und kehrten düster heim.
Verhöhnt habt ihr mir meine Lippe 15
Und redet mit ihr.
Doch ich griff nach euern Händen,
Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.
Einen nahm ich von euch und den zweiten
Und küsste ihn, 20
Aber meine Blicke blieben rückwärts gerichtet
Meiner Seele zu.
[26]Arm bin ich geworden
Von eurer bettelnden Wohltat.
Und ich wusste nichts vom Kranksein, 25
Und bin krank von euch,
Und nichts ist diebischer als Kränke,
Sie bricht dem Leben die Füße,
Stiehlt dem Grabweg das Licht,
Und verleumdet den Tod. 30
Aber mein Auge
Ist der Gipfel der Zeit,
Sein Leuchten küsst
Gottes Saum.
Und ich will euch noch mehr sagen, 35
Bevor es finster wird zwischen uns.
Bist Du der Jüngste von euch,
So sollst Du mein Ältestes wissen.
Auf Deiner Seele werden es fortan
Alle Welten spielen. 40
Und die Nacht wird es wehklagen
Dem Tag.
Ich bin der Hieroglyph,
Der unter der Schöpfung steht.
[27]Und ich artete mich nach euch, 45
Der Sehnsucht nach dem Menschen wegen.
Ich riss die ewigen Blicke von meinen Augen,
Das siegende Licht von meinen Lippen –
Weißt Du einen schwereren Gefangenen,
Einen böseren Zauberer, denn ich. 50
Und meine Arme, die sich heben wollen,
Sinken ......
Der Fels wird morschDer Fels wird morsch,
Dem ich entspringe
Und meine Gotteslieder singe ....
Jäh stürz ich vom Weg
Und riesele ganz in mir 5
Fernab, allein über Klagegestein
Dem Meer zu.
Hab mich so abgeströmt
Von meines Blutes
Mostvergorenheit. 10
Und immer, immer noch der Wiederhall
In mir,
Wenn schauerlich gen Ost
Das morsche Felsgebein,
Mein Volk, 15
Zu Gott schreit.
Gott ich liebe Dich in Deinem RosenkleideGott ich liebe Dich in Deinem Rosenkleide,
Wenn Du aus Deinen Gärten trittst, Zebaoth.
O, Du Gottjüngling,
Du Dichter,
Ich trinke einsam von Deinen Düften. 5
Meine erste Blüte Blut sehnte sich nach Dir,
So komme doch,
Du süßer Gott,
Du Gespiele Gott,
Deines Tores Gold schmilzt an meiner Sehnsucht. 10
Die Nacht ist weich von Rosensanftmut …Die Nacht ist weich von Rosensanftmut ...
Komm gieb mir Deine beiden Hände her,
Mein Herz pocht spät
Und durch mein Blut
Wandert die letzte Nacht und geht 5
Und naht so weit und ewig wie ein Meer.
Und hast Du mich so sehr geliebt,
So nimm das Jubelndste von Deinem Tag,
Gieb mir, was keine Wolke trübt,
Das Gold von seinem frühsten Lenzschein … 10
Es wallen Harmonien aus der Nachtlandferne
Ich ziehe ein
Und werde Leben sein
Und Leben mich an Leben schmiegen,
[29]Wenn über mir Paradiessterne 15
Ihre ersten Menschen wiegen.
Zwölf Morgenhellen weitZwölf Morgenhellen weit
Verschallt der Geist der Mitternacht,
Und meine Lippen haben ausgedacht
In stolzer Linie mit der Ewigkeit.
Torabwärts schreitet das Verflossene, 5
Indessen meine Seele sich im Glanz der Lösung bricht,
Ihr tausendheißes, weißes Licht
Scheint mir voran ins Ungegossene.
Und ich wachse über all Erinnern weit
So ferne Musik … und zwischen Kampf und Frieden 10
Steigen meine Blicke hoch wie Pyramiden,
Und sind die Ziele hinter aller Zeit.
Wilde Winde wehte ichWilde Winde wehte ich,
Bis ich stand.
Alle Sterne träumen von mir,
Und ihre Strahlen werden goldener,
Und meine Ferne undurchdringlicher. 5
Ich lehne am geschlossenen Lid der Nacht
Und horche in die Ruhe.
[30]Wie mich der Mond umwandelt,
Immer leises, blindes Geschimmer murmelnd,
Ein Derwisch ist er in seinem Wandeltanz. 10
Weißgelbenjung hing sein Schein
Schaumleicht an der Nacht,
Und jäh über die Wolken sein Lawinengedröhne