Die Glaube- und Werkeszenen des "Jedermann" und "Everyman" im Vergleich - Marcel Haldenwang - E-Book

Die Glaube- und Werkeszenen des "Jedermann" und "Everyman" im Vergleich E-Book

Marcel Haldenwang

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2002
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Bergische Universität Wuppertal (Literaturwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser, mit "sehr gut" bewerteten Arbeit, werden die Glaube-Werke-Szenen aus Hogmannsthals "Jedermann" den entsprechenden Szenen aus der Hauptvorlage, dem vorreformatorischen "Everyman", in einer übersichtlichen Synopse gegenübergestellt. Dann wird eingehend geprüft, was Hofmannsthal geändert, d. h. weggelassen, hinzugefügt oder variiert hat, und was er beibehalten hat. Es schließt sich eine Erörterung der Frage an, inwiefern Hofmannsthal bemüht war, sich in der Rechtfertigungsfrage nicht auf eine Konfession festzulegen, und wie die zahlreichen theologischen Unstimmigkeiten zu bewerten sind.

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0. Einleitung 3

1. Synopse der Glaube- und Werkeszenen 5

2. Die Bearbeitung und Neugestaltung des „Everyman“ im „Jedermann“ 30

2.1. Die Szenen von Jedermanns Läuterung im Vergleich 30

2.1.1. Die erste Läuterungsszene

2.1.2. Die zweite Läuterungsszene 2.1.3. Die dritte Läuterungsszene 37

2.1.4. Die vierte Läuterungsszene 37

2.2. Die Szenen von Jedermanns Tod im Vergleich 39 2.2.1. Die erste Todesszene 39

2.2.2. Die zweite Todesszene 40

3. Zusammenfassende Deutung 42

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Der Untertitel von Hofmannsthals (1874-1929) „Jedermann“, „Erneuert von Hugo von Hofmannsthal“, deutet bereits darauf hin, daß das Spiel1nicht Hofmannsthals ureigenste Schöpfung ist, sondern eine besondere Nähe zu seinen Quellen aufweist. Bestätigt wird dieser Eindruck durch die Vorrede, die seit der siebten Auflage aus dem Jahr 1912 dem Spieltext vorangeht:2„Man hat sie [die Geschichte von Jedermanns Ladung vor Gottes Richterstuhl] das Mittelalter hindurch an vielen Orten in vielen Fassungen erzählt; dann erzählte sie ein Engländer des fünfzehnten Jahrhunderts ...“ (S. 12). Hier deutet Hofmannsthal eine seiner beiden Hauptquellen an, das 1480 entstandene und 1529 erstmals gedruckte „Everyman“-Spiel, dessen Autor unbekannt ist.

Die zweite Hauptquelle wird im weiteren Verlauf der Vorrede angedeutet: „Ihrer einem schrieb Hans Sachs seine Komödie vom sterbenden reichen Mann nach“ (S. 12). Sachs hatte nämlich 1549 Mecropedius’ Hecastus - der seinerseits auf Ischyrius’ Homulus-Bearbeitung zurückgriff - kongenial ins Deutsche übersetzt.3

Auf den „Everyman“ hatte Hofmannsthal 1903 sein Freund, Clemens Freiherr zu Franckenstein, aufmerksam gemacht. Seit 1905 hatte Hofmannsthal dann an einer Prosa-Konzeption des „Jedermann“ gearbeitet. Der Versuch blieb allerdings Fragment bzw. ging in dem Prosa-Drama „Dominic Heintl“ auf. Im Oktober 1910 begann Hofmannsthal dann, die bereits 1904 begonnene Übersetzung und Bearbeitung des „Everyman“ fortzusetzen. Nachdem er 1911 den „Jedermann“ noch einmal völlig neu konzipierte und um Szenen erweiterte, die im „Everyman“ keine Vorlage hatten, neben zahlreichen Quellen v. a. Hans Sachs’ „Ein Comedi von dem reichen sterbenden Menschen, der Hecastus genannt“ einarbeitete, konnte er das Manuskript am 18. August 1911 fertigstellen. Im Oktober/November 1911 erfolgte der erste Druck, im Dezember die Uraufführung in Berlin.

Den beiden Spielen gemeinsam ist ein Prolog und das auf ihn folgende Vorspiel im Himmel, in dem Gott und der Tod miteinander sprechen. Im „Jedermann“ folgen dieser Szene mehrere Szenen, die einen Einblick in Jedermanns Tagesablauf bieten; so sehen wir Jedermann seinen Koch befehligen, ihn zusammen mit seinem Gesell einen armen Nachbar, der um ein Almosen bittet, abweisen und einen Schuldknecht in den Schuldturm werfen; wir sehen ihn ferner im Gespräch mit seiner Mutter und seine Buhlschaft empfangen. Die Szenen haben im „Everyman“ keine Entsprechung, ebensowenig wie die im „Jedermann“ folgende Bankettszene. Beiden Spielen gemeinsam ist, daß Jedermann die Todesbotschaft erreicht und er daraufhin um Geleit sucht: Bei Hofmannsthal bei seinem Gesellen, seinem dünnen und dicken Vetter, schließlich bei seinem Geld, dem Mammon, im „Everyman“ bei seiner Freundschaft und Sippschaft, dann ebenfalls bei seinem Besitz.

1Der Begriff „Spiel“ fällt im „Jedermann“ selbst häufig und wird deshalb hier verwendet.

2„Jedermann“-Zitate und die „Jedermann“-Passage in der Synopse zitiert nach-HGHUPDQQ'DV6SLHOYRP 6WHUEHQGHVUHLFKHQ0DQQHV(UQHXHUWYRQ+XJRYRQ+RIPDQQVWKDO$XIJUXQGGHU9RUDUEHLWHQGHV'LFKWHUV UHYLGLHUWHU7H[W,hrsg. v. H. Rölleke (Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag,91999).