DIE GRAUEN HERRSCHER - Vierter Roman des LENSMEN-Zyklus - E. E. Smith - E-Book

DIE GRAUEN HERRSCHER - Vierter Roman des LENSMEN-Zyklus E-Book

E. E. Smith

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Beschreibung

Der seit Urzeiten geführte Kampf zwischen Arisia und Eddore, den rivalisierenden Sternenmächten, ist in eine neue Phase getreten: Die Terraner und ihre interstellaren Verbündeten sind stark genug, um die Grenzen ihrer Heimatgalaxis zu sprengen. Eine gigantische Raumflotte, geführt vom jungen Kinnison, dem grauen Lens-Träger, steuert den Lundmark-Nebel an. Die Armada soll die boskonische Piratenflotte zum entscheidenden Gefecht stellen und die ungestörte Weiterentwicklung der galaktischen Zivilisation sichern...

E.E. Smiths sechsbändiger LENSMEN-Zyklus, entstanden Ende der 1920er Jahre, zählt seit Jahrzehnten weltweit zu den Standardwerken der Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht den Zyklus als durchgesehene Neu-Ausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

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E.E. SMITH

Die grauen Herrscher

Vierter Roman des LENSMEN-Zyklus

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 28

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DIE GRAUEN HERRSCHER 

Prolog 

1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 

10. 

11. 

12. 

13. 

14. 

15. 

16. 

17. 

18. 

19. 

20. 

21. 

22. 

23. 

24. 

25. 

 

Das Buch

Der seit Urzeiten geführte Kampf zwischen Arisia und Eddore, den rivalisierenden Sternenmächten, ist in eine neue Phase getreten: Die Terraner und ihre interstellaren Verbündeten sind stark genug, um die Grenzen ihrer Heimatgalaxis zu sprengen. Eine gigantische Raumflotte, geführt vom jungen Kinnison, dem grauen Lens-Träger, steuert den Lundmark-Nebel an. Die Armada soll die boskonische Piratenflotte zum entscheidenden Gefecht stellen und die ungestörte Weiterentwicklung der galaktischen Zivilisation sichern...

E.E. Smiths sechsbändiger LENSMEN-Zyklus, entstanden Ende der 1920er Jahre, zählt seit Jahrzehnten weltweit zu den Standardwerken der Science Fiction. Der Apex-Verlag veröffentlicht den Zyklus als durchgesehene Neu-Ausgabe in der Reihe APEX SF-KLASSIKER.

Der Autor

Edward Ellmer Smith - * 02. Mai 1890, † 31. August 1965.

Edward Elmer Smith (auch E. E. 'Doc' Smith oder Skylark Smith) war ein US-amerikanischer Science-Fiction-Schriftsteller und Chemiker. Er gilt darüber hinaus der Vater der Space Opera.

Smith war nach seinem Chemie-Studium an der Universität von Idaho als Lebensmittelchemiker, als Leiter chemischer Forschungsabteilungen (1936–1941) und in der US-Armee (1941–1945) tätig. In seinem erstmals im Jahr 1934 erschienenen Roman Triplanetary (dt. Die Planetenbasis, 1961) wird deutlich, dass Smith in dieser Zeit genauere Kenntnisse in der Herstellung von Sprengstoffen und Munition erwarb; überdies gilt Die Planetenbasis als erster Science-Fiction-Roman, in welchem ein sogenannter Traktorstrahl thematisiert wird.

Sein Berufsleben beendete er 1957; danach reiste er im Wohnwagen kreuz und quer durch ganz Nordamerika.

Als Schriftsteller wurde Doc Smith durch seine Science-Fiction-Romanzyklen um die Lensmen (sechs Bände, 1934 bis 1969) und die Skylark (vier Bände, 1928 bis 1966) bekannt.

Robert Heinlein und E. E. Smith verband eine enge Freundschaft. Nach Heinleins Beobachtung sind Smiths Helden aus dem wirklichen Leben des Autors entnommen: Smith selbst war großgewachsen, blond, athletisch, intelligent und galant und mit der gutaussehenden, rothaarigen Jeanne Craig MacDougal verheiratet, eine Beschreibung, die auf die Helden der Lensmen-Romane, Kimball Kinnison und Clarissa MacDougal, passt (Clarissa war auch der Name von Smiths Schwägerin).

Doc Smiths literarisches Hauptwerk stellt die ersten und stilbildenden Beispiele der Space Opera dar, in denen die Helden fortwährend Auseinandersetzungen bestehen müssen. Gleichzeitig fallen die Romane in die Kategorie der echten Hard-SF, die seinerzeit bekannte wissenschaftliche Prinzipien und gesellschaftlich-politische Entwicklungen zu extrapolieren versuchte.

Kritiker bezeichnen Smiths Romane häufig als klischeebehaftet, wobei diese Kritiker unberücksichtigt lassen, dass die Romane einige der heute als stereotyp empfundenen Themen erstmals vorstellten.

Robert Heinlein erwähnte, Smith habe einen siebten Lensmen-Roman geplant, der offene Handlungsstränge des 1954 erschienenen sechsten Romans Children Of The Lens (dt. Das Erbe der Lens, 1962) abschließend behandeln sollte. Im Nachlass fand sich allerdings kein Manuskript.

Am 14. Juli 1965, gut einen Monat vor seinem Tode, ermächtigte E. E. Smith den Schriftsteller William B. Ellern, den Lensmen-Zyklus fortzusetzen. Dieser veröffentlichte sodann New Lensman im Jahre 1976.

 Der Apex-Verlag veröffentlicht u.a. Doc Smiths Lensmen-Zyklus als komplett durchgesehene Neu-Ausgabe (übersetzt von Thomas Schlück.)

DIE GRAUEN HERRSCHER

  Prolog

Als vor etwa zwei Milliarden Jahren die Erste und die Zweite Galaxis aufeinandertrafen und im Zuge ihres gegenseitigen Durchdringens unzählige Planeten zu entstehen begannen, konnten die Arisier und die Eddorier bereits auf eine millionenjährige Geschichte zurückblicken. Beide Rassen waren in ihrer Entwicklung längst über das Stadium hinaus, in dem sie noch auf Planeten als Lebensträger angewiesen waren, und beide hatten sie sich auf ihre Art und Weise in eine führende Rolle erhoben; die Arisier einzig und allein durch die Kraft des Geistes, die Eddorier dagegen durch den zusätzlichen Einsatz einer hochentwickelten Technik. Die Arisier entstammten unserem Raum-Zeit-Kontinuum und nahmen ihren Anfang auf einem Planeten, der unserer Erde sehr ähnlich gewesen sein muss, denn überall in unserem Raum verbreiteten sich die arisischen Lebenssporen und ließen auf allen erdähnlichen Planeten der Galaxis Rassen oder Wesen entstehen, die mehr oder weniger der damaligen Gestalt der Arisier entsprachen. Der Homo sapiens ist natürlich nur auf der Erde zu finden, und nur wenige Rassen sind überhaupt der Gruppe des Genus Homo zuzuordnen - doch überall in der Galaxis, auf Millionen von Planeten, entwickelten sich Lebewesen, die direkt oder indirekt der großen Gruppe der Menschenwesen angehören.

Dagegen muss man die Eddorier als Eindringlinge bezeichnen, denn sie kamen aus einem andersgearteten, unbekannten Raum zu uns. Äonenlang hatten sie die Leere des Makrokosmos durchstreift, waren mit ihren Planeten von einem Kontinuum zum nächsten gereist und hatten schließlich gefunden, was sie suchten - einen Raum und eine Zeit, die genügend Planeten hatte - Planeten, die bald intelligentes Leben tragen würden und das eddorische Machtstreben zu befriedigen versprachen. Und so blieben die Eddorier in unserer Raum-Zeit, um sich hier zu entfalten.

Die Weisen von Arisia, zu denen die fähigsten Denker der Rasse gehörten, beschäftigten sich bereits seit vielen Zeitzyklen mit den Eddoriern und waren auf sie vorbereitet. Aus ihrer gemeinsamen Vision über das Schicksal des Kosmos gingen die kommenden Ereignisse klar hervor. Demnach waren die Eddorier ebenso gegen jede Art von physikalischen Waffen gefeit wie die Arisier. Außerdem wurde deutlich, dass die Arisier ohne fremde Hilfe auch nicht mit geistigen Waffen gegen die Invasoren Vorgehen konnten. Der Erste Herrscher von Eddore und sein Innerer Kreis konnten in ihrer abgeschirmten Zitadelle nur durch einen geistigen Impuls von einer derartigen Stärke vernichtet werden, dass sein Erzeuger - später in beiden Galaxien als Galaktische Patrouille bekannt - mehrere arisische Lebens spannen zur Vorbereitung brauchen würde.

Und diese Vorbereitungen waren nicht einfach. Beispielsweise durften die Eddorier von Arisia und der Galaktischen Patrouille erst erfahren, wenn sie keine wirksamen Gegenmaßnahmen mehr ergreifen konnten. Darüber hinaus musste die Wahrheit auch vor jedem anderen Lebewesen geheim gehalten werden, das nicht mindestens die dritte Intelligenzstufe erreicht hatte, auch - oder besonders? - wenn es der Patrouille angehörte, denn dieses Wissen hätte einen Minderwertigkeitskomplex zur Folge gehabt, aufgrund dessen die Patrouille in letzter Konsequenz nicht in der Lage gewesen wäre, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Trotzdem begannen die Arisier mit ihrer Arbeit. Auf den vier vielversprechendsten Planeten der Ersten Galaxis - auf unserer Erde, auf Velantia III, Rigel IV und Palain VII - wurden besondere genealogische Programme entwickelt, die darauf abzielten, in den sich entwickelnden Rassen besonders positive Faktoren zu fördern.

Auf unserer Erde konzentrierten sich die Bemühungen der Arisier auf zwei Familien, von denen sich das Geschlecht der Kinnisons in ungebrochener männlicher Linie bis in die tiefste Vergangenheit zurückverfolgen lässt. Zahlreiche Zivilisationen entstanden und vergingen wieder - Zivilisationen, die von den Arisiern unmerklich positiv beeinflusst, von den Eddoriern jedoch unbarmherzig bekämpft und schließlich vernichtet wurden, wenn es sich herausstellte, dass sie für ihre Zwecke nicht geeignet waren. Seuchen und Kriege wüteten, Hungersnöte und Naturkatastrophen vernichteten ganze Planetenbevölkerungen, doch die direkte männliche Linie der Kinnisons erfuhr keine Unterbrechung.

Das andere Geschlecht, aus dem das entscheidende weibliche Wesen des arisischen Programms hervorgehen sollte, hatte sowohl männliche als auch weibliche Repräsentanten, die sich stets durch einen auffallenden rotbronzenen Haarschopf und leuchtende goldfleckige Augen auszeichneten. Atlantis ging unter, doch das rothaarige, hellhäutige Kind von Captain Phryges überlebte die Katastrophe in Nord-Maya. Patroklus, der rothaarige Gladiator, zeugte vor seinem Tode noch eine rothaarige Tochter. Und so weiter.

Der Erste, Zweite und Dritte Weltkrieg waren nur unwichtige Momente in der äonenlangen Auseinandersetzung zwischen den Arisiern und den Eddoriern. Doch ist der dritte Weltkrieg insofern von gewisser Bedeutung, als gleich darauf Gharlane von Eddore einen Schachzug machte, der sich später als Fehler erweisen sollte. Da ihm die Existenz Arisias unbekannt war und er somit auch nicht wissen konnte, dass die Menschheit von hochstehenden Intelligenzen systematisch gefördert wurde, hielt er seine Position für gesichert. Er nahm an, dass er die verwüstete Erde einige irdische Jahrhunderte lang ohne Aufsicht lassen konnte. Dafür besuchte er Rigel IV, Palain VII und Velantia II - den Planeten Delgon -, wo er sich um seine Schützlinge, die Overlords, kümmern musste. Während seiner Abwesenheit erholten sich die Menschen mit erstaunlicher Geschwindigkeit von den Folgen des Atomkriegs und machten bald phantastische soziale und technische Fortschritte.

Der rothaarige und helläugige Virgil Samms, der später als Erster Lens-Träger hervortreten sollte, schuf in dem allgemeinen Durcheinander eine schlagkräftige Polizei-Organisation und wirkte schließlich bei der Einführung der interplanetarischen Raumfahrt und an der Bildung der Dreiplaneten-Liga mit. Als Leiter des Dreiplaneten-Geheimdienstes hatte er auch Anteil an dem kurzen Krieg mit den Nevianern, einer sehr intelligenten amphibischen Rasse, die sich das Element Eisen als atomare Energiequelle erschlossen hatte.

Gharlane von Eddore kehrte als Roger in das Sonnensystem zurück und sah sich hier einer Macht gegenüber, die seine Bewegungsfreiheit derart einschränkte, dass er nicht einmal zwei einfache menschliche Wesen vernichten konnte - Conway Costigan und Clio Marsden. Die beiden wussten allerdings nicht, dass sie unter einem besonderen Schutz standen - dem gemeinsamen Schutz von vier Arisiern, die, zu einer geistigen Einheit verschmolzen, später jedem Lens-Träger der Galaktischen Patrouille als Mentor von Arisia bekannt wurden.

Der trägheitslose Antrieb, der die interstellare Raumfahrt ermöglichte, brachte eine derartige Zunahme der Kriminalität mit sich, dass die Polizei bald hilflos war.

Virgil Samms drückte es einmal so aus: »Wie, um Himmels willen, sollen wir Recht und Ordnung durchsetzen, wenn jemand einen Mord begeht oder ein Raumschiff ausraubt und sich schon hundert Parsek entfernt hat, ehe das Verbrechen überhaupt entdeckt ist? Wie können wir einen Verbrecher auf einem fremdartigen Planeten ausfindig machen, dessen Bewohner vielleicht überhaupt keine Sprache kennen und auf dem es Monate dauern kann, bis wir die örtlichen Polizeiorgane entdeckt haben!«

Dazu kam das anscheinend unlösbare Problem einer einwandfreien Identifizierung von Polizeiagenten. Die besten Wissenschaftler der Dreiplaneten-Liga hatten gemeinsam ein angeblich nachahmungssicheres Symbol entwickelt - den Goldenen Meteor, der bei jeder Berührung einen ganz bestimmten charakteristischen Impuls abstrahlte. Doch es dauerte nicht lange, bis die ersten Fälschungen auftauchten und großen Schaden anrichteten.

Die Liga brauchte also ein besseres Symbol, ohne das sie sich nicht über die Grenzen des Sonnensystems hinaus ausbreiten konnte. Die Liga brauchte ein Zeichen, durch das sich ihre Angehörigen jederzeit zweifelsfrei identifizieren konnten und das niemand nachzuahmen vermochte. Darüber hinaus musste verhindert werden, dass sich ein Gegner unrechtmäßig in den Besitz des Symbols setzte, das seinem Träger zweckmäßigerweise auch als Telepathieträger dienen sollte - denn wenn sich die Organisation der Liga ausdehnte, musste man sich mit Wesen aller Rassen verständigen können.

Virgil Samms war mit diesem Problem ebenso vertraut wie sein alter Freund Roderick K. Kinnison, doch die beiden Männer wussten auch, wie sinnlos solche Überlegungen waren, wie gering die Aussicht war, dass ein solches Symbol jemals erfunden wurde.

Doch wieder einmal kam Arisia den Menschen zu Hilfe. Ein gewisser Nels Bergenholm aus der Gruppe der Liga-Wissenschaftler - ein Mann, dessen Handeln von den Arisiern bestimmt wurde - musste sich mit dem Meteor-Problem beschäftigen und informierte Samms und Kinnison schließlich über seine Schlussfolgerungen.

Erstens - es war vermutlich technisch undenkbar, dass sich das gesuchte Objekt auf die jetzt und künftig bekannten physikalischen Wissenschaften beziehen ließ. Zweitens - obwohl sie sich nicht in einfachen Symbolen oder Worten darstellen ließ, musste es eine Art Wissenschaft des Geistes geben, eine Wissenschaft, deren materielle Produkte sich den rationalen Erklärungen der physikalischen Wissenschaften entzogen - Produkte, die demnach auch nicht analysiert oder nachgemacht werden konnten. Drittens - wenn sich Virgil Samms persönlich auf den Planeten Arisia begab, konnte er dort erlangen, was er suchte.

»Arisia! Bei allen Raumteufeln, warum ausgerechnet Arisia?«, dröhnte Kinnison. »Was soll er denn dort? Und wie soll das überhaupt möglich sein? Wissen Sie denn nicht, dass es bisher keinem Menschen gelungen ist, den Planeten zu betreten?«

»Ich weiß, dass die Arisier auf dem Gebiet, das ich die Wissenschaft des Geistes genannt habe, bewandert sind und dass Virgil Samms das gesuchte Symbol erhalten wird, wenn er nach Arisia geht, und dass er es auf andere Weise nicht bekommen wird. Wieso ich das weiß, kann ich Ihnen auch nicht sagen... ich weiß es eben, wie ich Ihnen schon sagte.«

Und da Bergenholm für seine unheimlichen »Ahnungen« bereits bekannt war und da man ihm ein gewisses Genie nicht abstreiten konnte, obwohl er zuweilen am Abgrund des Wahnsinns zu balancieren schien, bedrängten ihn die beiden führenden Männer der Liga nicht weiter, sondern machten sich auf die Reise. Auf dem geheimnisvollen und bisher verbotenen Planeten wurden sie gastfreundlich empfangen. Mentor von Arisia gab ihnen die Lens - ein Gebilde, das die Voraussagen Bergenholms noch bei weitem übertraf.

Die Lens ist ein ellipsenförmiges Objekt aus mehreren hunderttausend winzigen Kristallen, die auf die Lebensenergien, auf das Ich, auf die Persönlichkeit eines einzigen Wesens abgestimmt sind. Sie ist nicht wirklich lebendig, sondern besitzt eine Art Pseudo-Leben, das ihr einen starken, auf charakteristische Weise wechselnden polychromatischen Schimmer verleiht, der sofort verlöscht, wenn sie mit dem Lebewesen, auf das sie eingestimmt ist, nicht mehr in Verbindung steht. Wird die Lens dann von einem Unbefugten getragen, tötet sie ihn sofort. Darüber hinaus besitzt sie erstaunliche telepathische Kräfte - und andere Fähigkeiten.

Auf die Erde zurückgekehrt, versuchte Samms andere Menschen zu finden, die als Lens-Träger in Frage kamen. Als erste traten Kinnisons Sohn Jack und dessen bester Freund Mason Northrop die Reise nach Arisia an, zusammen mit Conway Costigan und Samms' Tochter Virgilia - die das Haar und die Augen ihres Vaters geerbt hatte. Die drei Männer erhielten ihre Lens, während Jill von Mentor erfuhr, dass sie ein solches Hilfsmittel niemals brauchen würde.

Mit Frederick Rodebush, Lyman Cleveland, Nels Bergenholm und den Vizeadmirälen Clayton und Schweikert erschöpfte sich bereits die Liste der irdischen Kandidaten. Auch auf den übrigen Planeten des Sonnensystems fand Samms nur drei Lens-Träger - Knobos vom Mars, DalNalten von der Venus und Rularion vom Jupiter. Männer, die als Lens-Träger in Frage kamen, schienen dünn gesät zu sein.

Da er wusste, dass der geplante Galaktische Rat ausschließlich aus Lens-Trägem bestehen musste und überdies die Vertreter möglichst vieler Sonnensysteme zusammenführen sollte, besuchte Samms nacheinander die Systeme, die von der Menschheit kolonisiert worden waren. Anschließend führte ihn seine Expedition auch auf andere Planeten - nach Rigel IV, wo er auf Dronvire, den Forscher, stieß, nach Pluto, wo ihm Pilinipsi, die Dexitroboperin, begegnete, die sich im Gegensatz zu Dronvire nicht als Lens-Träger eignete - und schließlich stattete er auch Palain VII einen Besuch ab und lernte dort den Palainianer Tallick kennen.

Zuerst stand die neugegründete Galaktische Patrouille noch auf sehr schwachen Füßen. Archibald Isaacson, der es als Präsident der allmächtigen Interstellar-Gesellschaft auf ein universales Handelsmonopol abgesehen hatte, versuchte Sams zu bestechen. Als er abgewiesen wurde, tat er sich mit Senator Morgan, Jim Towne und deren Organisation zusammen und ließ ein Attentat auf den Ersten Lens-Träger verüben. Jill Samms rettete mit Hilfe anderer Lens-Träger das Leben ihres Vaters, der sofort an den sichersten Ort der Erde gebracht wurde - in die tiefen Bunker des Hügels, einer uneinnehmbaren, gutbestückten Festung, die bisher als Hauptquartier des Liga-Geheimdienstes gedient hatte.

Doch auch hier blieb der Erste Lens-Träger nicht ungestört. Diesmal griffen die Gegner mit einer riesigen Flotte an, die von den alarmierten Raumstreitkräften der Galaktischen Flotte vernichtend geschlagen wurde.

Im Hinblick darauf, dass die Auseinandersetzung nur auf der politischen Bühne endgültig entschieden werden konnte, griff die Patrouille nun aktiv in das politische Geschehen auf dem nordamerikanischen Kontinent ein. Sie übernahm die Partei der Kosmokraten und machte sich daran, die Korruption und das Verbrechertum in der an der Macht stehenden nationalistischen Partei aufzuzeigen. Roderick Kinnison ließ sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen und siegte gegen den bisherigen Präsidenten Witherspoon, der stark mit der Gruppe Morgan-Towne-Isaacson sympathisiert hatte.

Einige Tage später wurde Morgan tot aufgefunden - von unbekannten Mördern umgebracht, wie es hieß. In Wirklichkeit hatte Morgans kalonischer Vorgesetzter die Hände im Spiel, der seinerseits ein Untergebener der Eddorier war. Senator Morgan hatte in seinem Kampf gegen die Galaktische Patrouille versagt.

Nordamerika war der mächtigste Kontinent der Erde, die ihrerseits eine führende Rolle im Sonnensystem spielte. So nahmen unter kosmokratischer Führung der Galaktische Rat und sein Exekutivorgan, die Galaktische Patrouille, eine schnelle Entwicklung. Als Roderick K. Kinnison nach Ablauf seiner Amtszeit nicht wieder als Präsident kandidierte, sondern in das Amt des Kommandierenden Admirals der Patrouille zurückkehrte, umfasste die Galaktische Zivilisation bereits über hundert Planeten. Diese Zahl wuchs in weiteren zehn Jahren auf tausend an und hatte nach hundert Jahren die Millionengrenze überschritten. Die umsichtige Herrschaft des Galaktischen Rates wird am besten durch den Hinweis verdeutlicht, dass in den Jahren des Bestehens der Galaktischen Zivilisation kein Planet jemals den Wunsch geäußert hat, die Gemeinschaft wieder zu verlassen.

Die Zeit verging, und das genealogische Programm der Arisier näherte sich seinem Ende. Kimball Kinnison wurde als bester Kadett seiner Klasse zum Lens-Träger ernannt. Gleichzeitig begann eine gewisse Clarissa MacDougall, ein Mädchen mit rotbronzenem Haar und goldfleckigen Augen, als Schwester im Krankenhaus des Patrouillen-Hauptquartiers zu arbeiten.

Zu jener Zeit hatte das Piratentum bereits beängstigende Ausmaße angenommen. Die gesetzesfeindlichen Elemente hatten sich unter der Führung eines Wesens oder Symbols organisiert, das als Boskone bekannt war, und erzielten derartige Erfolge, dass die Existenz der Patrouille selbst in Frage gestellt schien. Die Piraten waren den Wissenschaftlern der Patrouille auf einem entscheidenden Gebiet weit voraus; sie verfügten über eine neue Energiequelle, die Boskones Schiffe allen Patrouilleneinheiten überlegen machte. Sogar Schiffe, die unter Geleitschutz standen, waren nicht mehr vor den Piraten sicher. Die boskonischen Raumer waren schneller und besser bewaffnet, so dass die Piraten mit der Zeit eine fast unbeschränkte Raumherrschaft ausübten.

Natürlich gedachte die Patrouille nicht tatenlos zu bleiben. Ihre Wissenschaftler bauten die BRITTANIA, ein überaus schnelles Schiff, das mit einer sogenannten X-Kanone als einziger Offensiv-Waffe ausgerüstet war. Kimball Kinnison wurde zum Kommandanten dieses Spezialraumers ernannt und erhielt den Befehl, ein modernes boskonisches Kriegsschiff zu kapern, sich mit seinen technischen Geheimnissen vertraut zu machen und die gewonnenen Informationen dem Flottenhauptquartier zu übermitteln.

Es dauerte nicht lange, bis er ein geeignetes Piratenschilf gefunden und unschädlich gemacht hatte. Unter der Führung von Peter van Buskirk ging sodann eine valerianische Sturmabteilung an Bord des manövrierunfähigen Raumschiffes und schaltete die überlebenden Piraten aus.

Die Wissenschaftler der BRITTANIA beschafften sich nun die gewünschten Informationen, die jedoch nicht zum Hauptquartier gefunkt werden konnten, da die Piraten auf allen Frequenzen Störimpulse ausstrahlten. Bald nahmen die ersten boskonischen Kriegsschiffe die Suche auf, und das beschädigte Patrouillenschiff konnte weder fliehen noch kämpfen. Um die

wertvollen Informationen ans Ziel gelangen zu lassen, wurde jedem Mannschaftsmitglied ein Ton- und Bildband mit allen wichtigen Angaben ausgehändigt, und paarweise machten sich die Männer in den Rettungsbooten auf den Weg. Ehe Kinnison die BRITTANIA verließ, aktivierte er noch sieben Sprengtorpedos, die bei der ersten Berührung durch einen Spionstrahl explodieren würden. Der große Raumkreuzer flog nun ohne Mannschaft weiter - von einem Gerät gesteuert, das seinen Kurs den Zufälligkeiten einer hin und her rollenden Kugel überließ.

Dieser Zufall wollte es, dass sich das große Schiff gerade wieder in der Nähe des von Kinnison und van Buskirk gesteuerten Rettungsbootes befand, als es von den Piraten eingefangen wurde. Die Explosion war so heftig, dass durch den Aufprall der Wrackteile praktisch die gesamte Mannschaft des Piratenschiffes getötet wurde, das offenbar nicht mehr rechtzeitig in den freien Flug übergehen konnte. Die beiden Männer begaben sich vorsichtig an Bord des boskonischen Kreuzers und nahmen Kurs auf die Erde. Sie erreichten das velantische Sonnensystem, ehe die Boskonier auf sie aufmerksam wurden, und landeten in ihrem Rettungsboot auf dem Planeten Delgon. Hier wurden sie in letzter Minute vor einer Horde Catlats gerettet - von einem gewissen Worsel, einem sehr intelligenten geflügelten Reptilwesen, das später zu einem sehr berühmten Lens-Träger werden sollte.

Nach einer entscheidenden Verbesserung der velantischen Gedankenschirme gelang Kinnison und van Buskirk die Vernichtung einer Gruppe von Overlords - einer sadistischen Rasse, die sich die anderen Völker des Sonnensystems untertan gemacht hatte. Anschließend begleitete Worsel die beiden Männer nach Velantia, wo sich alle Anstrengungen auf den Bau einer gigantischen Verteidigungsanlage konzentrierten, die dem erwarteten boskonischen Angriff gewachsen sein musste. Unter Worsels Anleitung, der Kinnisons Lens zu ungeahntem Leben erweckte, suchten noch andere Rettungsboote der BRITTANIA auf Velantia Schutz.

Zur gleichen Zeit fing Kinnison eine Funkmeldung Helmuths auf - eines Mannes, der »im Namen von Boskone« Befehle erteilte - und peilte dessen Funkstrahl an. Mit dieser Peillinie erhielt er einen ersten Hinweis auf die Lage des geheimnisvollen boskonischen Hauptquartiers. Die Piraten griffen Velantia an und verloren sechs Kriegsschiffe, die von den Velantiern und den Angehörigen der Patrouille neu bemannt und schließlich mit Kurs auf die Erde wieder gestartet wurden.

Schon kurz darauf trat an Kinnisons Bergenholm, dem Generator, der für den trägheitslosen Flug eines Schiffes sorgt, ein ernster Defekt auf, so dass man auf Trenco Zuflucht suchen musste; auf Trenco, jenem stürmischen, kahlen Planeten, auf dem es jede Nacht mehr als zwölftausend Millimeter regnet und auf dem der Sturm eine Geschwindigkeit von über zwölfhundert Stundenkilometern erreichen kann; auf Trenco, dem Ursprungsort des tödlichen Rauschgiftes Thionit; auf Trenco, dessen seltsam verformte Atmosphäre jeden Impuls derart verzerrt, dass sich dort nur die Rigellianer, die einen besonderen Wahrnehmungssinn besitzen, orientieren können.

Lens-Träger Tregonsee von Rigel IV, der gerade das Kommando über die wandernde Station der Patrouille führte, versorgte Kinnison mit einem neuen Bergenholm, und bald konnte die Reise weitergehen.

In der Zwischenzeit hatten Helmuths Überlegungen zu dem Ergebnis geführt, dass die plötzlichen Schwierigkeiten und Rückschläge Boskones auf einen einzigen Lens-Träger zurückzuführen waren und dass die Lens, ein für die Boskonier unerreichbares Objekt, irgendwie mit dem geheimnisvollen Planeten Arisia zusammenhing - mit einem Planeten, der von allen Raumfahrern wie die Pest gefürchtet wurde.

Unter dem Schutz eines Gedankenschirms, den ihm ein Wesen von einem in der eddorischen Hierarchie übergeordneten Planeten namens Ploor zur Verfügung gestellt hatte, begab sich Helmuth allein nach Arisia, um das Geheimnis der Lens zu ergründen. Doch er stieß hier auf ein Wesen, das ihm absolut überlegen war und ihn einer derartigen geistigen Tortur unterwarf, dass er minutenlang am Rand des Wahnsinns schwebte. Doch schließlich wurde ihm die Rückkehr in sein Hauptquartier gestattet. »Wir glauben, dass Ihre Vernichtung der jungen Zivilisation, deren Feind Sie sind, wenig nützen würde«, sagte der Arisier zum Abschied.

Kinnison lieferte die wertvollen Informationen im Flottenhauptquartier ab, und durch den Bau von überschweren Schlachtschiffen, sogenannten Zerstörern, erlangte die Patrouille einen vorübergehenden Vorsprung vor Boskone, der jedoch bald wieder zusammenschrumpfte. Währenddessen entwickelte Kinnison einen Aktionsplan, mit dessen Hilfe er Helmuths Hauptquartier ausfindig zu machen hoffte. Doch anstatt seinem Untergebenen die Durchführung des Planes zu gestatten, teilte ihm Admiral Haynes mit, dass er - Kinnison - seine Entlassung bekommen habe und dass er sich künftig als Freier Lens-Träger betrachten könne. Die Entlassung ist die größte Auszeichnung, die die Patrouille zu vergeben hat, denn ein Grauer Lens-Träger - wie die Freien Lens-Träger wegen ihrer schlichten grauen Lederuniform allgemein genannt werden - ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Er ist kein Angehöriger der Erde oder des Sonnensystems mehr, sondern ein freier Vertreter der gesamten Zivilisation. Er ist kein Zahnrädchen mehr in der gewaltigen Maschinerie der Patrouille, sondern er ist die Patrouille - wo er sich auch befindet.

Auf der Suche nach einer zweiten Peillinie zum Piratenhauptquartier spürte Kinnison eine Piratenstation auf Aldebaran I auf, deren Besatzung der Gruppe der Radwesen angehörte. Diese runden Wesen mit einem besonderen Wahrnehmungssinn entdeckten den Eindringling, ehe Kinnison etwas unternehmen konnte. Er vermochte sich schwer verletzt zu retten und wurde im Hospital des Hauptquartiers von Dr. Lacy und Schwester Clarissa MacDougall versorgt, mit der er sich während seines langen Krankenhausaufenthaltes nicht recht vertrug. Trotzdem setzten Lacy und Haynes gewisse Hoffnungen auf die beiden jungen Menschen.

Als er das Krankenhaus verlassen konnte, begab sich Kinnison sofort nach Arisia, um sich dort einer fortgeschrittenen Ausbildung zu unterziehen, sofern das möglich sein sollte. Zu seiner Überraschung wurde ihm mitgeteilt, dass die Arisier seine Rückkehr bereits erwartet hatten. Das fortgeschrittene geistige Training kostete ihn fast das Leben, doch als er es schließlich überstanden hatte, überstiegen seine geistigen Fähigkeiten die jedes anderen Menschen vor ihm - außerdem besaß er einen völlig neuen Wahrnehmungssinn, jenen Wahrnehmungssinn, den er bei den Rigellianern stets bewundert hatte - eine Art Sehvermögen, das nicht vom Licht abhängig war.

Nachdem er sich mit seinen neuen Fähigkeiten vertraut gemacht hatte, drang er in eine Piratenstation auf Boyssia II ein, übernahm dort den Geist eines Ortungsoffiziers und wartete auf eine Chance, die wichtige zweite Peillinie zum boskonischen Hauptquartier zu erhalten. Einige Tage vergingen. Schließlich brachte ein Piratenschiff ein gekapertes Hospitalschiff der Patrouille ein. Leitende Krankenschwester dieses fliegenden Krankenhauses war Clarissa MacDougall, die unter Kinnisons Anleitung die Piraten aufwiegelte, so dass schließlich eine Meuterei ausbrach. Helmuth interessierte sich natürlich für den plötzlichen Aufruhr, und so kam Kinnison endlich zu seiner zweiten Peillinie.

Das Hospitalschiff, durch einen Ortungsneutralisator unaufspürbar gemacht, startete ungeschoren von Boyssia II und nahm Kurs auf die Erde. Kinnison, der davon überzeugt war, dass sich hinter Boskone niemand anders als Hellmuth verbarg, zeichnete die beiden Peillinien in eine Sternenkarte ein und bestimmte den Sternenhaufen AC 257-4736 als Position des Piraten-Hauptquartiers - ein Sternenhaufen weit außerhalb der Ersten Galaxis. Nachdem er den Stützpunkt der Radwesen auf Aldebaran I vernichtet hatte, wandte er sich Helmuths Hauptquartier zu, das sich als eine fast uneinnehmbare Festung erwies. Zu allem Übel war jeder Pirat mit einem Gedankenschirm ausgerüstet. Kinnison machte sich schnell klar, dass er hier nur etwas erreichen konnte, wenn er von innen heraus arbeitete.

Der Lens-Träger kehrte daraufhin zum Flottenhauptquartier zurück und vereinbarte mit Admiral Haynes einen Angriff der gesamten Patrouillenflotte auf Helmuths Stützpunkt. Seinem Plan folgend, reiste er dann nach Trenco, wo er mit Hilfe der Patrouillensoldaten fünfzig Kilogramm Thionit herstellte - jene tödliche Droge, die jedes sauerstoffatmende Wesen in höchste Ekstase versetzt und die schließlich zur Lähmung und zum Tod führen kann. Von Trenco aus ging die Reise zum Piraten-Hauptquartier, zu dem er sich mit Hilfe eines Hundes Zugang verschaffte. Kurz vor dem abgesprochenen Angriff schüttete er das mitgebrachte Thionit in die Klimaanlage der gigantischen Station und schaltete auf diese Weise sämtliche Piraten aus. Nur Helmuth in seiner geschützten Kommandozentrale erreichte er nicht.

Wenig später begann die Patrouille mit ihrem Angriff, doch Helmuth verließ sein Heiligtum nicht. Kinnison musste etwas unternehmen, wobei seine Hauptsorge einem geheimnisvollen schimmernden Energieball galt, der in Helmuths Nähe schwebte und den sich der Lens-Träger nicht erklären konnte.

Aber Kinnison war mit einem neuen und starken Schutzpanzer ausgerüstet, der für eine solche Situation wie geschaffen war - und so ging er ohne zu zögern zum Angriff über.

  1.

 

 

 

Auf einem Planeten, der sehr weit von dem Sternenhaufen AC 257-4736 entfernt war, erhob sich eine düstere Festung, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Helmuths Stützpunkt hatte. In mancher Hinsicht war sie der Station des Mannes, der seine Befehle im Namen von Boskone erteilte, sogar überlegen. Vor allen Dingen war sie größer und besser befestigt und bestand nicht nur aus einer, sondern einer Vielzahl von Kuppeln. Ihre Besatzung setzte sich aus Wesen zusammen, die, abgesehen von ihrer hohen Intelligenz, wenig mit der menschlichen Rasse gemein hatten.

In einer der Kuppeln leuchteten mehrere der strahlenden Energiekugeln, über deren Gegenstück sich Kinnison so viele Gedanken gemacht hatte, und ganz in der Nähe hatte sich ein mit zahlreichen Tentakeln bewehrtes Wesen niedergelassen, das für menschliche Begriffe einfach unbeschreiblich war. Es ähnelte weder einem Tintenfisch noch einer Seegurke, weder einer Eidechse noch einer Seeschlange oder einem Geier - obwohl es Schuppen, spitze Zähne und Flügel besaß, obwohl es Elemente all dieser Wesen auf sich vereinigte. Eine negative Beschreibung dieser Art wird dem Wesen natürlich nicht gerecht, aber anders lässt sich seine äußere Erscheinung nicht in Worte fassen.

Die Aufmerksamkeit des Wesens konzentrierte sich auf das Innere einer Energieglocke, die ihm ein klares Bild von dem  vermittelte, was sich im boskonischen Hauptquartier ereignete. Es sah deutlich das mit leblosen Körpern übersäte Innere der Kuppel, es wusste, dass die Patrouillenflotte zum tödlichen Schlag ausholte, und es wusste, dass der allgegenwärtige Lens-Träger, der die Festung bereits wehrlos gemacht hatte, jetzt von innen heraus angreifen wollte.

»Sie haben einen schwerwiegenden Fehler gemacht, Helmuth«, dachte das Wesen kalt. »Sie haben versagt. Sie haben zu spät gemerkt, dass der Lens-Träger mit einem Ortungsneutralisator arbeitet, und Ihre Bemerkung, dass ich diesen Tatbestand ebenfalls übersehen hätte, ist in diesem Zusammenhang fehl am Platze. Die Angelegenheit war Ihr Problem - ich habe andere Dinge, um die ich mich kümmern muss. Ihr Stützpunkt ist natürlich verloren - ob Sie selbst mit dem Leben davonkommen, hängt nun einzig und allein von der Stärke Ihrer Verteidigungsanlagen ab.«

»Aber Eichlan - Sie selbst haben sie als ausreichend bezeichnet!«

»Oh, nein. Ich habe nur geäußert, dass sie ausreichend zu sein schienen!«

»Wenn ich überlebe, wenn ich diesen Lens-Träger vernichte - welche Befehle haben Sie dann für mich?«

»Setzen Sie sich ans nächste Funkgerät und rufen Sie unsere Streitkräfte zusammen - Angriffsziele sind die Patrouillenflotte und Sol III. Auf diesem Planeten ist alles Leben auszulöschen. Ich habe von dem Versuch abgesehen, diese Befehle direkt zu erteilen, da meine Sender auf Ihren Stützpunkt eingestellt sind und außerdem niemand weiß, dass ich im Namen von Boskone handle. Ich erwarte Ihre Vollzugsmeldung, verstanden?«

»Befehle erhalten und verstanden. Ende.«

»Neutralisieren Sie Ihre Kontrollen. Ich werde am Gerät bleiben. Ende.«

In diesem Augenblick ging der Lens-Träger zum Angriff über. Noch ehe er die Stellung des Piraten erreichte, glühten seine Verteidigungsschirme im Ansturm mehrerer großer Projektoren auf. Gleichzeitig brachte Helmuth ein schweres Maschinengewehr zum Einsatz. Doch die Schirme des Lens-Trägers hielten den Energien stand, während die Panzerung seines Spezialanzuges den Geschosshagel unwirksam abprallen ließ. Aus diesem Grunde vermochte sich Kinnison mit seinem neuen Wahrnehmungssinn voll und ganz auf den durch einen Gedankenschirm und einen schweren Panzer geschützten Kopf hinter dem ratternden Gewehr und den flammenden Projektoren zu konzentrieren, während er langsam einen Fuß vor den anderen setzte.

Als Helmuth seinen Schirm abschwächte, um einen Gedanken an die geheimnisvolle Energiekugel zu richten, war Kinnison zur Stelle und ging mit einem derart heftigen Gedankenimpuls gegen den Piratenführer vor, dass dieser sich sofort in den Schutz seines Schirmes zurückziehen musste, wenn er nicht auf der Stelle sterben wollte.

Kinnison wusste jetzt, was es mit der geheimnisvollen Energiekugel auf sich hatte. Sie wurde durch Gedankenimpulse aktiviert und konnte ihm also nicht mehr gefährlich werden, wenn er Helmuth unter Kontrolle behielt.

Immer weiter drang Kinnison vor, bis plötzlich die magnetischen Klammern seines Panzeranzuges zuschnappten und die beiden stählernen Figuren in den Feuerstrahl der ratternden Maschinengewehre rollen ließen. Doch während Kinnisons Panzerung dem Geschosshagel standhielt, wurde Helmuth von den Stahlkugeln durchbohrt und starb eines schnellen Todes.

Der Lens-Träger richtete sich auf und eilte an die Kontrollen, nur um verblüfft innezuhalten. Er hatte nicht daran gedacht, dass er nicht an die Kontrollhebel für die Verteidigungsschirme der Kuppel herankam! Sein schwerer Panzeranzug war für feine Arbeiten dieser Art nicht ausgerüstet. Den Anzug schnell zu verlassen, kam in dieser Situation nicht in Frage. Aber die Zeit wurde knapp. Es blieben ihm kaum fünfzehn Sekunden, bis die Patrouille den Angriff auf die Verteidigungsschirme der Kuppel beginnen würde - und die Schirme danach noch abzuschalten, hätte den sofortigen Tod bedeutet.

Aber er hatte noch seinen Projektor. Kurz ließ er einen breitgefächerten Energiestrahl über die Kontrolltafeln gleiten. Isolierungen brannten aus, Röhren explodierten, Kupfer und Silberleitungen verschmolzen zu schimmernden Strömen oder verpufften in funkensprühenden Explosionen. Hochspannungsleitungen fielen knisternd auseinander, Stromkreise öffneten sich, und die Verteidigungsschirme erloschen. Jetzt erst konnte sich Kinnison mit seinen Freunden in Verbindung setzen.

»Haynes!«, rief er durch seine Lens. »Kinnison spricht!«

»Hier Haynes!«, kam die Antwort. »Meine besten Glück...«

»Moment! Wir sind hier noch lange nicht fertig. Sämtliche Schiffe der Flotte müssen sofort in den freien Flug übergehen und ihre Schirme voll ausfahren, so dass ein gedanklicher Kontakt mit dem Stützpunkt nicht mehr möglich ist.«

Nach einer kurzen Pause sagte Haynes: »Erledigt.«

»Gut. Halten Sie Ihre augenblickliche Position. Es widerstrebt mir zwar, einem Befehlshabenden Admiral Anordnungen zu erteilen, aber es wäre vielleicht empfehlenswert, wenn Sie sich mit Ihren Gedanken auf mich konzentrieren und eine Zeitlang an nichts anderes denken würden - QX?«

»Gut. Es macht mir nichts aus, Befehle von Ihnen entgegenzunehmen.«

»Mehr können wir dann im Augenblick nicht tun«, sagte Kinnison. Er hatte zunächst dafür gesorgt, dass niemand seine Gedanken durch die besiegte Piratenfestung schweifen lassen konnte; niemand außer ihm - und er selbst wollte erst an die rätselhafte Energiekugel denken, wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen waren.

»Wie viele Gamma-Zeta-Spürstrahlprojektoren haben wir zur Verfügung?«, fragte Kinnison.

»Für den normalen Einsatz zehn Geräte. Wenn wir sämtliche Reserven heranziehen, bringen wir es etwa auf sechzig«, erwiderte Haynes nach kurzer Beratung.

»Im Abstand von zwei Planetendurchmessern reichen achtundvierzig Spürstrahl-Felder aus, um diese Welt mit hundertprozentiger Überlagerung zu umschließen. Bitte veranlassen Sie das Nötige. Weitere drei Schiffe sollen in einer Entfernung von etwa vier Planetendurchmessern Position beziehen, und zwar auf der Linie zum Lundmarknebel. Die übrigen neun Schiffe konzentrieren sich ebenfalls auf diese Linie, und zwar in etwa einem halben Detet, wobei sich die Werte in dieser Entfernung noch auf eine Dezimalstelle genau bestimmen lassen müssten. Diese Felder sind nur zur Kontrolle da und brauchen sich nicht zu überlagern - ein einfacher Kontakt genügt. Den Einsatzbefehl werde ich geben. Übrigens könnten Sie jetzt in den trägen Flug übergehen, damit ich meine Ursprungsgeschwindigkeit anpassen kann. Ich komme gleich an Bord.«

Nach Abschluss der umständlichen Manöver, die bei der Annäherung von zwei trägen Körpern im Raum erforderlich sind, wurde Kinnisons gewaltiger Stahlpanzer in die Luftschleuse gehievt. Das Außenschott schwang zu, und der Lens-Träger betrat das Flaggschiff der Patrouillenflotte.

Sein erster Weg führte ihn in die Waffenkammer, wo er langsam aus seinem Kampf tank kletterte und sich erst einmal richtig streckte und dehnte, denn er war sehr lange in dem unbequemen Anzug eingeschlossen gewesen. Er sehnte sich nach einem erfrischenden Bad, doch der Dienst ging vor.

Von den Männern im Kontrollraum kannte Kinnison nur zwei persönlich, doch auch die anderen hatten schon von ihm gehört. So wurde er bei seinem Eintritt lebhaft begrüßt.

»Hallo, Leute!«, gab Kinnison zurück und salutierte vor Admiral Haynes und Kommandant von Hohendorff, als ob er sie erst vor einer Stunde und nicht vor zehn Wochen zum letzten Mal gesehen hätte, als ob die letzten Tage für ihn eine Zeit der Erholung gewesen und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen wären.

Der alte von Hohendorff begrüßte seinen ehemaligen Schüler recht freundlich, während Haynes nicht an sich halten konnte.

»Heraus damit! Wie haben Sie das geschafft? Was haben Ihre Anordnungen wegen der Spürstrahlen zu bedeuten? Berichten Sie - ich meine, soweit Sie es für richtig halten!«, fügte er hastig hinzu.

»Es besteht kein Grund zur Geheimniskrämerei«, erwiderte der Lens-Träger und berichtete den beiden Männern über die kürzlichen Ereignisse.

»Sie sehen also selbst«, schloss er, »dass ich praktisch überhaupt nichts weiß, sondern dass meine Schlussfolgerungen auf reinen Vermutungen beruhen. Vielleicht passiert tatsächlich nichts - dann haben unsere Vorsichtsmaßnahmen zwar etwas Schweiß gekostet, aber sie haben uns nicht geschadet. Wenn sich dagegen doch etwas ereignet - und ich möchte meinen Kopf dafür verwetten -, dann sind wir wenigstens vorbereitet.«

»Aber wenn Ihre Vermutungen zutreffen, müsste ja Boskone einen weitaus größeren Einflussbereich haben, als wir bisher angenommen hatten. Dann wäre er ja einflussreicher als die Patrouille, die die Grenzen dieser Galaxis noch nicht gesprengt hat!«

»Vielleicht - vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise hat Boskone nur einige unbedeutende Stützpunkte dort draußen. Und Sie dürfen nicht vergessen, dass mein Beweismaterial noch sehr lückenhaft ist. Jedenfalls vermochte ich kaum in die Energiekugel einzudringen, und an den Richtstrahl - sofern es einen gegeben hat - bin ich überhaupt nicht herangekommen. Ich habe nur ab und zu einen Gedankenfetzen auffangen können - und darin war unter anderem von jener Galaxis die Rede. Nicht nur von der Galaxis oder dieser Galaxis. Ich frage mich nun, warum sich der Bursche so ausdrücken sollte, wenn er sich schon in unserer Galaxis befand?«

»Aber niemand hat sich bisher mit... Darüber können wir uns später noch unterhalten. Es ist alles bereit. Sie können das Kommando übernehmen.«

»QX! Zuerst schalten wir wieder in den freien Flug um. Alle Gamma-Zeta-Beobachter gehen mit ihren Schirmen auf Höchstleistung - und wenn eine Reaktion eintritt, sofort die Position feststellen - und vor allen Dingen am Ball bleiben. Sind die Aufnahmegeräte schussbereit? Auf maximale Weite stellen. Alles in Ordnung?«

»QX!«, kam die fast einstimmige Rückmeldung. Der Lens-Träger ließ sich vor einem großen Bildschirm nieder.

Jetzt konnte er es seinem Geist endlich gestatten, in die Bereiche vorzudringen, die bisher tabu gewesen waren, und vorsichtig tasteten sich seine Gedanken in die Kuppel und schließlich in die geheimnisvolle Energiekugel, die noch immer frei in der Luft schwebte.

Die Reaktion erfolgte so schnell, dass jeder gewöhnliche Geist davon überrascht gewesen wäre. Auch Kinnison erhielt nur einen seltsam verwischten Eindruck. Für den Bruchteil einer Sekunde war er mit einer überwältigenden, bösartigen Geisteskraft konfrontiert, doch der Kontakt war sofort wieder unterbrochen.

Wie Kinnison vermutet hatte, stellte der Energieball nicht nur einen einfachen Kommunikator dar, sondern besaß darüber hinaus andere gefährliche Eigenschaften.

Als die Gedanken des Lens-Trägers in die schimmernde Kugel eindrangen, explodierte sie daher sofort und setzte die unvorstellbaren Energien frei, mit denen sie geladen war. Gleichzeitig zündeten ihre Impulse andere Duodec-Sprengladungen, die an strategischen Punkten überall in der Piratenstation angebracht waren.

»Hölle!«, knurrte Admiral Haynes verblüfft und starrte mit weitaufgerissenen Augen auf seinen Bildschirm - Kuppel, Festung und Planet waren in einem gewaltigen lodernden Flammenball verschwunden.

Die Beobachter der Patrouille verließen sich allerdings nicht nur auf ihre Augen; ihre Aufzeichnungsgeräte liefen mit hoher Geschwindigkeit, und als sich Kinnison davon überzeugt hatte, dass kein Patrouillenschiff bei der Explosion Schaden erlitten hatte, ließ er sich einige der Aufnahmen vorführen.

Durch die Zeitlupe wurde das Ereignis auf eine Geschwindigkeit reduziert, bei der das bloße Auge Einzelheiten der Explosion registrieren konnte. Die drei Lens-Träger sahen, wie die Energiekugel abrupt anschwoll, dichtauf gefolgt von den anderen Explosionen, die sich blitzschnell zu tödlichen Feuerbällen ausweiteten. Die feste Materie, die sich dem Expansionsdrude in den Weg stellte, verharrte zunächst unbeweglich - ihre Trägheit war zu groß - und zerflammte dann im Feuersturm der Detonation zu purer Energie, die die Explosion noch weiter verstärkte.

Mit zunehmender Ausbreitung ließen die Feuerkugeln an Druck und Temperatur nach, so dass sich die Materie nicht mehr nur einfach auflöste. Stattdessen wurden Panzerplatten und Stahlträger auf groteske Weise verbogen und verdreht, ganze Wände wirbelten davon, und gewaltige Metall- und Steinbrocken wurden in alle Richtungen geschleudert.

Die Wirkung der Explosion beschränkte sich jedoch nicht nur auf die Planetenoberfläche, sondern richtete sich mit gleicher Kraft auch nach unten, wo sie unübersehbaren Schaden hervorrief. Denn ihr Kampf mit der Planetenmasse hatte viel gemein mit der oft zitierten Begegnung zwischen der »unwiderstehlichen Kraft< und dem »unbeweglichen Objekt«, wobei der Planet das unbewegliche Objekt und das explodierende Duodec die unwiderstehliche Kraft darstellte. In der Folge wurde der ganze Planet in seinen Grundfesten erschüttert.

Tiefe Schluchten taten sich auf, die bis in das Innere des Himmelskörpers reichten, und die Schwerkraft schien vorübergehend aufgehoben, als sich weitere Risse zu bilden begannen, durch die das geschmolzene Planeteninnere hervordrang. Schließlich gewann die Gravitation wieder die Oberhand, und die Risse schlossen sich, nachdem sie ungezählte Kubikmeter kochender Lava und flüssigen Metalls ausgeströmt hatten. Die ganze Welt schien im Griff einer überirdischen Faust zu erzittern.

Schließlich begann die Explosion abzuklingen. Die heißen Gase kühlten ab, die Dämpfe schlugen sich nieder, und der vulkanische Staub gab den Blick frei auf einen Planeten, der sich auf entsetzliche Weise verändert hatte. Nichts zeugte mehr von der Existenz des unüberwindlichen Piratenstützpunktes - ganze Gebirge waren eingeebnet, Täler waren verschwunden, Kontinente und Ozeane hatten sich verändert und veränderten sich noch immer. Beben, Vulkanausbrüche und zahlreiche andere seismische Störungen nahmen von Minute zu Minute an Stärke zu.

Helmuths Planet war zu einer öden und unbewohnbaren Welt geworden.

»Na dann!«, sagte Haynes, der unbewusst den Atem angehalten hatte. »Das Kapitel hätten wir abgeschlossen - ein für alle Mal. Ich hatte eigentlich die Absicht, den Stützpunkt für unsere Zwecke noch zu benutzen, aber es sieht fast so aus, als müssten wir ohne ihn fertig werden.«

Kommentarlos wandte sich Kinnison an die Beobachter an den Gamma-Zeta-Geräten. »Irgendwelche Kontakte?«, fragte er.

Es stellte sich heraus, dass drei Spürstrahl-Felder angesprochen hatten, und zwar nicht auf einen unbestimmbaren Impuls, sondern auf einen festen Funkstrahl. Die drei Ortungen legten auch die Richtung des Impulses fest - er war eindeutig in die Leere des intergalaktischen Raumes gerichtet.

Kinnison überprüfte die Koordinaten dieser Linie, steckte die Hände in die Taschen und dachte nach.

»Ich hätte drei Fragen an Sie zu richten«, unterbrach der alte Kommandant der Kadetten schließlich seine Überlegungen. »War Helmuth nun mit Boskone identisch oder nicht? Sind wir also mit den Boskoniern endgültig fertig? Und drittens - was schlagen Sie als nächste Maßnahme vor, wenn wir mit den achtzehn Beobachtungsschiffen aufgeräumt haben?«

»Auf keine dieser Fragen weiß ich im Augenblick eine Antwort«, erwiderte Kinnison ernst. »Ich habe Ihnen alles berichtet - auch meine Vermutungen. Sie wissen daher genauso viel über die Angelegenheit wie ich. Ich habe nicht behauptet, dass sich hinter Boskone unbedingt nur Helmuth verbergen müsste, doch bisher hatte das jeder, der sich einigermaßen ein Urteil darüber erlauben konnte, als selbstverständlich angenommen. Der geheimnisvolle Kommunikator und die anderen Feststellungen, die ich getroffen habe, lassen mich nun vermuten, dass doch mehr dahinterstecken könnte. Trotzdem wissen wir das nicht bestimmt. Was Ihre zweite Frage betrifft, so hat sie ebenso wie die dritte unmittelbar mit der ersten zu tun, und... Ah, ich sehe, dass es weitergeht.«

Während sich von Hohendorff und Kinnison unterhielten, hatte Haynes neue Befehle erteilt und die Patrouillenflotte in achtzehn Abteilungen gegliedert, die sich jeweils um eine der boskonischen Beobachtungsstationen kümmern mussten. Zur Überraschung der Streitkräfte sollte sich die Vernichtung dieser riesigen Schiffe als keine leichte Aufgabe erweisen.

Die Boskonier waren natürlich Zeuge der Vernichtung ihres Hauptquartiers geworden. Ihre Hauptschirme waren erloschen, und sie hatten den Kontakt mit ihren Vorgesetzten, von denen sie Hilfe oder Befehle erbitten konnten, verloren. Auch vermochten sie nicht zu fliehen, denn auch der langsamste Patrouillenzerstörer hätte sie sofort eingeholt.

Trotzdem war an ein Aufgeben nicht zu denken. Sie hielten es für besser, in den Energiestürmen eines Raumkampfes zu sterben, als sich den Todeskammern der Patrouille auszuliefern. Es handelte sich hier um einen galaktischen Krieg zwischen zwei unvereinbaren Kulturen - ein Todesduell, bei dem es auf beiden Seiten keinen Pardon geben konnte.

Obwohl sie einer für unsere Begriffe verdammenswerten Organisation angehörten, waren die Piraten keineswegs Feiglinge, die sich wie die Ratten mit dem letzten Mut der Verzweiflung wehrten. Vielmehr kämpften sie als mutige Männer, die sich einer hoffnungslosen Übermacht gegenübersehen, vor der sie nicht fliehen und deren Kampftaktik sie nicht bestimmen konnten. Sie waren fest entschlossen, sich ihren Tod teuer bezahlen zu lassen - mit dem Leben möglichst vieler Anhänger der verachteten Galaktischen Zivilisation. In selbstmörderischer Verbissenheit verstärkten sie ihre Projektoren zu gewaltigen Angriffswaffen, errichteten ihre Verteidigungsschirme und warteten in aller Ruhe auf den Angriff.