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Die menschlichen Fähigkeiten sind gewissermaßen in Schichten gelagert. Der Lehrer in der Schule entdeckt vielleicht eine Schicht und lässt uns einen flüchtigen Blick in uns selbst tun. Ein Freund, der uns vertraut, wenn andere uns missverstehen, bringt vielleicht eine neue Schicht an den Tag und eröffnet uns einen weiteren Blick auf unsere verborgenen Hilfsquellen, und so geht es weiter, das ganze Leben hindurch. Menschen, die versuchen, das Beste aus sich herauszuholen, hören nie auf, neue Schichten von Fähigkeiten in sich zu Tage zu fördern. Immer sind sie auf dem Weg zu weiterer Selbstentdeckung, denn ihr Ziel weicht immer mehr zurück, im Verhältnis wie sie wachsen und leistungsfähiger werden. Dieses Zutagefördern von einer Schicht von Fähigkeiten nach der andern stärkt ihren Mut, ihr Selbstvertrauen und ihre Kraft, in das unerforschte Land ihres innersten Innern immer tiefer einzudringen. Warum steht nicht uns allen das wunderbare Belebungsmittel zu Gebote, das den großen Staatsmann, den berühmten Arzt, Künstler, Sänger, Schauspieler unaufhörlich antreibt, sich in seinem besonderen Fach weiter zu üben und auszubilden? Weil die meisten von uns keine Lust haben, so streng zu arbeiten, dass sie den Anfangserfolg erringen, der dann der Sporn ist zu weiteren Anstrengungen; oder wir verlangen, des Erfolges unbedingt sicher zu sein, ehe wir uns überhaupt herbeilassen, uns darum zu bemühen. Niemand kann gewiss wissen, wessen er fähig ist, ehe er den Versuch gemacht hat. Wenn all die vielen großen Männer der Weltgeschichte nicht den ersten Schritt getan hätten, der anfing, ihre verborgenen Kräfte zu enthüllen, so hätten sie niemals den großen Erfolg errungen. Wenn jedes menschliche Wesen zur Kenntnis seiner Möglichkeiten, der Mächte, die in ihm ruhen, erweckt werden könnte, und dann sein Bestes täte, sie zu nutzen, dann wäre der Fortschritt der Menschheit so gewaltig, der Unterschied so wunderbar, dass wir unsere alte Welt nach nur einem Jahr gar nicht wiedererkennen würden. Wer war der Autor? O. S Marden († 1924) studierte Medizin und Jura u. a. an der Harvard-University, bevor er zum erfolgreichen Hotelbesitzer aufstieg. Mit seinem 800-seitigen Werk "Pushing to the Front" und der Zeitschrift "Success" erreichte er zu seiner Zeit hunderttausende Leser und legte die Grundlagen der Erfolgsliteratur. Erstveröffentlichung: 1923, Autor: Orison Swett Marden Originaltitel: Success Fundamentals 2. E-Book-Auflage 2018: ISBN 978-3-944432-20-5 Umfang: ca. 190 Buchseiten, 6 Abschnitte, 42 Kapitel
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Seitenzahl: 238
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Die Grundlagen
des Erfolgs
von
Orison Swett Marden
Einzig berechtigte Übersetzung aus dem
Englischen von Gertrud Bauer
Erstveröffentlichung: Stuttgart, Verlag von W. Kohlhammer, 1923
Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de, 2018
Vor Jahren meinte ein Kaufmann, Geld sparen zu können, indem er ein neues Gelände auf die alten Grundmauern errichten ließ, aber als er eben in das neue Gebäude einziehen wollte, fiel es in sich zusammen. Die alten Grundmauern waren nicht fest genug gewesen und hatten nachgegeben. Wie viele Tausende von Leuten sind zu Schaden gekommen, weil sie den Versuch gemacht haben, das Gebäude ihres Lebens auf unsicherer körperlicher Grundlage zu errichten.
Je größer Fähigkeiten und Ehrgeiz eines Menschen sind, desto fester sollte auch seine körperliche Gesundheit sein. Die Sicherheit des ganzen Lebensgebäudes beruht auf der körperlichen Grundlage, und doch, wie oft ist diese schwach!
Die meisten Menschen scheinen der Ansicht zu sein, die Gesundheit sei eine vom Schicksal bestimmte Sache, die hauptsächlich von Vererbung und körperlicher Veranlagung abhänge und nicht wesentlich geändert werden könne.
Wenn wir meinen, dass sich das so verhält, warum nehmen wir nicht an, es verhalte sich mit unserem Glück, unserem Beruf ebenso? Wir geben uns unendliche Mühe und verwenden viele Jahre darauf, uns auf unsern Lebensberuf vorzubereiten. Wir wissen, dass man zu einer erfolgreichen Laufbahn nach geordneten wissenschaftlichen Grundsätzen herangebildet sein und jeder Schritt mit Überlegung getan werden muss. Wir wissen, dass es jahrelanger angestrengter Arbeit bedarf, uns in einem wohlgegründeten Lebensberuf festzusetzen; aber unsere Gesundheit fest zu gründen, von der alles andere abhängt – unbedingt abhängt – geben wir uns herzlich wenig Mühe.
Auch unsere Gesundheit sollen wir auf einer festen Grundlage aufbauen, indem wir die sichersten und erprobtesten Lehren der Wissenschaft kennen zu lernen trachten und sie anwenden.
Nur wenige junge Leute machen sich klar, welch großes Hindernis im Wettrennen des Lebens eine schwache Gesundheit, eine geringe Lebenskraft ist. Sie verstehen nicht, in welch hohem Maße ihre Zukunft von ihrer Gesundheit abhängt. Sie sehen nicht ein, wie notwendig es ist, für sich selber zu sorgen und die Gesundheit auf dem höchsten Stand zu erhalten. Allein außer wahrer Sittlichkeit gibt es nichts, was für die Gestaltung der Zukunft von so großer Bedeutung wäre, als gute Gesundheit. Sie hält den Menschen frei von den Tausenden von körperlichen und sittlichen Feinden, die durch das leichte Bollwerk einer schwachen Lebenskraft fast ungehindert einzudringen vermögen. Gesundheit bedeutet Vertrauen und Zuversicht; sie bedeutet Hoffnung; sie bedeutet Selbstvertrauen und Vertrauen auf andere; Gesundheit bedeutet Männlichkeit, Kraft, Herrentum; sie bedeutet bessere Gelegenheiten, größere Möglichkeiten; Gesundheit bedeutet Entschlussfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Erfolg, Glück; kurz, alles, was wir erstreben, hängt so sehr von guter Gesundheit ab, dass es unsere erste Pflicht ist, uns im allerbesten körperlichen Zustand zu erhalten.
Sich körperlich im Stande zu halten und stets das Beste zu leisten, dessen er überhaupt fähig ist, das ist das erste große Gebot für den, der Erfolg haben will.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem die körperlich Tüchtigen einen ungeheuren Vorteil haben. Bei guter Gesundheit und guter Veranlagung gibt es in unserer Zeit der großen Möglichkeiten kaum eine Grenze dessen, was ein strebsamer junger Mann erreichen könnte.
Wie viel Unglück und wie viele Niederlagen und Trauerspiele des Lebens haben ihren Grund in schlechter Gesundheit. Die meisten Menschen treten ins Leben hinaus, ohne von den Gesetzen der Gesundheitslehre eine Ahnung zu haben. Und nicht nur das, in vielen Fällen haben sie sich schon früh Gewohnheiten angeeignet, die ständig an der Arbeit waren, ihre Gesundheit zu untergraben. Die Folge davon ist, dass viele Menschen mit körperlichen Leiden durchs Leben gehen, die leicht behoben werden könnten, die aber, vernachlässigt, ihre Leistungsfähigkeit herabsetzen oder gar ihr ganzes Lebensglück vernichten.
Vor einiger Zeit kam ein strebsamer junger Mann zu mir und fragte mich, wie er seine Leistungsfähigkeit vermehren und leichter Erfolge erringen könnte. Er sah blass und abgezehrt aus, und sein Gesicht zeigte Spuren von Ausschweifung. Der junge Mann schien sehr darauf aus zu sein, in der Welt weiterzukommen, aber augenscheinlich hatte er dazu nicht den richtigen Weg eingeschlagen. Wenige Fragen brachten an den Tag, dass er zwar nicht ausschweifend lebte im gewöhnlichen Sinn des Wortes, aber wie er es trieb, war für seine Gesundheit nicht weniger schädlich. Er war bis zwei oder drei Uhr in der Nacht wach und las und lernte, nachdem er den Tag über hart gearbeitet hatte, und um seine erschöpften Kräfte aufzupeitschen, trank er nicht nur Tee und Kaffee im Übermaß, sondern auch Whisky und nahm sogar Arzneimittel. Er schien nicht zu wissen, dass diese künstlichen Anregungsmittel auf sein Gehirn wirkten wie ein Peitschenschlag auf ein übermüdetes Pferd, und dass es nur eine Frage der Zeit war, wann er eine geistige und körperliche Ruine sein würde.
Es ist erstaunlich, wie unwissend viele sonst gescheite Leute sind, wenn es sich um die Frage der Gesundheit des Körpers handelt.
Wenn du den Sieg gewinnen willst, so musst du die Kampfbahn des Lebens betreten gewappnet mit aller Kraft, die du aufzubringen vermagst, in vollkommenster Gesundheit, fähig, den härtesten Kampf zu bestehen. Du wirst ihn bestehen und mit fliegenden Fahnen zurückkehren, wenn du auf dich selbst siehst und dich fähig erhältst. Aber wenn du deine Tatkraft, deine Denkkraft, deine Willenskraft im Kleinen versickern lässt, dann wirst du nicht in der Verfassung sein, den Kampf des Lebens auszufechten.
Es ist ein erbärmlicher Anblick, auf allen Seiten so viele Menschen erfolglos den heute so schweren Kampf ums Dasein kämpfen zu sehen, weil sie körperlich ungenügend dafür ausgerüstet sind. All ihre Willenskraft vermag sie nicht zum Herrn der Lage zu machen, und häufig sind sie arbeitsunfähig, weil sie krank sind. Jedes Jahr werden Tausende dieser körperlichen Schwächlinge an die Wand gedrückt, obgleich sie einen guten Kopf haben und auch sonst für ihren Beruf wohl ausgerüstet sind. Wieder andere Tausende arbeiten um die Hälfte des Lohnes, den sie verdienen könnten, wenn sie beizeiten darum besorgt gewesen wären, ihre Gesundheit zu befestigen. Aber benachteiligt, wie sie sind, können sie nicht viel aushalten und sind eine leichte Beute des scharfen Wettbewerbs, eine leichte Beute der täglichen Anforderungen ihres Berufes, eine leichte Beute der Krankheit.
Wie oft beseufzen solche Leute ihr Schicksal, das ihnen feindlich gesinnt sei, während sie sich nur selbst im Licht stehen. Sie haben nicht Sorge für sich selbst getragen, ihr Körper ist schwach.
Gesundheit ist der höchste Preis im Leben, und wie gleichgültig, wie achtlos gehen die meisten damit um! Wie wenig Aufmerksamkeit schenken wir ihr, wie wenig Zeit verwenden wir darauf, uns im Stand zu erhalten, das Beste zu leisten, dessen wir fähig sind.
Wenn junge Leute nur einmal darauf hingewiesen würden, welch ungeheuren Anteil ein gesunder, kräftiger Körper daran hat, ob wir Glück und Erfolg erringen, wenn ihnen eindrücklich klargemacht würde, von welch unermesslicher Wichtigkeit das Erringen und Erhalten guter Gesundheit ist, würden sie nicht, wie so viele es tun, ihr köstlichstes Gut durch ein unordentliches Leben wegwerfen. Sie würden nicht die Kräfte ihres Körpers schwächen und ihre Tatkraft vergeuden, nicht nur mit unnützem Tun, sondern auch, indem sie sich Vergnügungen hingeben, durch die sie innerlich herunterkommen und ihr Charakter entsittlicht und verdirbt.
Kürzlich hörte ich im Bahnzug zwei junge Mädchen sich über ihre Vergnügungen unterhalten. Die eine sagte, sie sei nun schon lange Zeit nie mehr vor zwei oder drei Uhr morgens zu Bett gegangen, zuweilen sogar erst um vier Uhr. Die andere gab ihrem Erstaunen Ausdruck, dass sie dann nicht längst ganz fertig sei. „Man muss nur daran gewöhnt sein“, erwiderte die Erste; „dann macht es einem gar nichts mehr aus.“ Diese Mädchen waren noch keine zwanzig Jahre alt; sie waren gut gekleidet und schienen den gebildeten Ständen anzugehören.
Mit Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass solche junge Mädchen in den dreißiger Jahren mit gebrochener Gesundheit herumliegen und sich wundern, wohin ihre frühere Kraft und Gesundheit gekommen ist.
Die meisten jungen Leute sind Verschwender ihrer geistigen und körperlichen Kräfte und wissen deren Wert nicht zu schätzen. Überall sehen wir junge Leute ihre Lebenskraft vergeuden, als ob diese ihnen stets in unerschöpflicher Fülle neu zuströmen müsse und die Quelle der Jugend niemals versiegen könne. Aber wenn die Mittagshöhe der Jugend überschritten ist, wenn sie die Dürre des Alters zu fühlen beginnen, dann werden sie einsehen, wie köstlich das Gut gewesen ist, das sie so achtlos verschleudert haben.
Was gibt es Herrlicheres, als auf der Schwelle des Lebens zu stehen, frisch, jung, hoffnungsfreudig, im Bewusstsein seiner Kraft, jede Lage zu meistern! Der Stolz eines jungen Mannes ist seine Kraft.
Oh, stark zu sein, die Lebenskraft in jedem Nerv, jeder Ader beben zu fühlen noch in der Mitte des Lebens und im Alter genau wie in der Jugend; sich der Tatsache des Lebens an sich schon freuen zu können, wie es die Knaben tun, wenn sie in der frischen, kräftigen Winterluft über die Eisdecke hingleiten!
Diese überquellende Lebenskraft, zuerst anscheinend in reicherer Fülle vorhanden, als du je aufbrauchen zu können meinst, ist ein Vorrat, der dir achtzig oder hundert Jahre reichen soll; aber wenn du fünfzig oder sechzig Jahre alt geworden bist und den Höhepunkt deines Lebens, deiner Nützlichkeit und Tätigkeit erreicht hast, dann wirst du nicht meinen, wie mäßig du auch gelebt haben magst, du habest ein Gramm zu viel Geistes- oder Körperkraft übrig für das, was noch vor dir liegt, das zu erreichen deine ganze Seele sich sehnt.
Wie oft, lieber Geschäftsmann, bist du müde, erschöpft, fertig gewesen nach schlaflosen Nächten und Tagen nutzloser Sorgen und Quälerei, gerade dann, wenn du am allernotwendigsten einen klaren Kopf, höchste geistige Leistungsfähigkeit hättest haben müssen, um ernsten Fragen, die an dich herantraten, gewachsen zu sein. Du bist an deine Arbeit gegangen, erschöpft durch das Denken an Dinge, die du außerhalb deiner Geschäftsräume gar nicht erledigen konntest und die du dort hättest lassen sollen, – statt die Gedanken daran mit nach Hause zu tragen und dir von ihnen dein Daheimsein trüben, deinen Schlaf rauben zu lassen.
Wir sind dazu da, Schwierigkeiten zu überwinden, und sollen nicht davor verzagen und uns von ihnen überwinden lassen. Gott hat uns nicht dazu geschaffen, die Sklaven unserer Sorgen, die hilflosen Opfer unserer Ängste zu sein.
Viele Menschen erheben sich morgens von ihrem Lager noch ebenso erschöpft, wie sie sich abends niedergelegt haben, und statt strahlend glücklich, mit geschwellter Lebenskraft, die danach drängt, sich in angestrengter Arbeit zu betätigen, an ihr Tagewerk zu gehen, sehen sie aus, als ob sie sich eben von einem Krankenlager erhoben hätten. Viele von ihnen greifen zu Reizmitteln, starkem Tee oder Kaffee, Branntwein, Tabak, selbst zu Pillen und Tropfen, und suchen durch solch künstliche Mittel so viel Tatkraft aufzubringen, als sie für die vor ihnen liegende Arbeit nötig haben. Allein durch all diese Anstrengungen werden sie doch nicht vollkommen leistungsfähig; sie vermögen nur eine mäßige Tagesarbeit zu vollbringen, und zuhause quälen sie sich wieder innerlich ab – und die Erfahrung der letzten Nacht wiederholt sich.
Wenn sich die Menschen nur klarmachen wollten, dass jeder ängstliche, furchtbeladene Gedanke ein Gift ist, das die Gesundheit schädigt und die Leistungsfähigkeit hemmt, würden sie sich vor solchen Gedanken hüten wie vor wirklichem Gift.
Nichts erschöpft die geistige und körperliche Kraft so sehr als Furcht und Sorge. Tatsächliche Arbeit, die wir leisten im Einklang der Verhältnisse, schadet niemals; im Gegenteil, Gehirn und Muskeln gedeihen bei fröhlicher, kräftiger Tätigkeit. Wäre nicht die entsetzliche Kraftverschwendung, das Mühen und Sorgen, das sich Ärgern und Schelten, dann wären wir abends frisch und heiter, statt müde und matt wie die meisten von uns, wenn die Tagesarbeit vorbei ist.
Angst und Sorgen haben mehr Menschenleben zerstört, als alles andere zusammengenommen. Es ist gar nicht abzuschätzen, welche Verheerung diese Mörder von Glück und Gesundheit, diese Vernichter jeder Leistungsfähigkeit in unser aller Leben anrichten. Sie erkälten das Herz, bleichen das Haar und machen das Gesicht runzlich; sie rauben den Appetit, machen den Schritt müde und matt, ersticken den Ehrgeiz und töten den Mut; sie erdrosseln die Hoffnung und machen uns zu einer Ruine unseres früheren Selbsts.
Wenn du Schicksalsschläge, Verluste, Niederlagen, Enttäuschungen erlitten hast, warum willst du dein Unglück noch vermehren, indem du Gesundheit, Tatkraft, Lebensfreudigkeit wegwirfst, gerade die Dinge, die du am notwendigsten brauchst, um wieder auf die Füße zu kommen? Höre doch auf, dich zu quälen und abzusorgen, und nütze deine Kraft, dein Leben wieder aufzubauen, statt es noch weiter einzureißen und deine Lage noch schlimmer zu machen. Wer sich mit Sorgen abquält, macht sich selbst unfähig, sein Bestes zu leisten.
Als Adelina Patti gefragt wurde, wie sie es anstelle, ihr Gesicht so jung und frei von Runzeln zu erhalten, sagte sie, sie lache jede Runzel weg, sobald sie eine kommen fühle. „Jedem, der jung bleiben möchte, rate ich: „Sei glücklich, mach dir keine Sorgen – aber geh spazieren“, sagte sie.
Sich Sorgen machen, lässt nicht nur älter erscheinen, sondern macht auch älter und verkürzt das Leben.
Viel vermag zu geschehen, um eine der Grundursachen des sich Kümmerns und Abquälens hinanzuhalten, dadurch, dass man dafür sorgt, sich stets in bestem Gesundheitszustand zu befinden. Eine gute Verdauung, ein reines Gewissen und ein fester Schlaf verscheuchen eine Menge Kummer und Sorgen. Diese gedeihen am besten unter unnormalen Bedingungen und können einem Menschen mit kräftigem Körper, einem Menschen, der ein reines, gesundes Leben führt, nichts anhaben.
Willst du einen vollkommen gesunden Körper bekommen, so pflege in dir eine heitere, gesunde, hoffnungsvolle Gemütsstimmung. Liebe, Friede, Freude, Vertrauen, Menschenliebe, Selbstlosigkeit, Zufriedenheit, Heiterkeit, das sind die geistigen Eigenschaften, die vollkommene Gesundheit ergeben, indem sie alle Tätigkeiten des Körpers in Einklang bringen. Und wer nur will, kann diese Eigenschaften in sich hervorbringen.
Wer das Gegenmittel kennt, vermag die Gram- und Sorgengedanken leicht zu verscheuchen, und dieses Gegenmittel steht stets zur Verfügung. Es ist nicht nötig, darum lange in die Apotheke oder zum Arzt zu laufen. Du hast es immer bei dir – fertig und bereit. Du hast nichts anderes zu tun, als Mut, Hoffnung, Frohsinn und Heiterkeit an die Stelle von Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Trübsinn und Kummer zu setzen. Gegenteilige Gedanken schließen einander aus. Gib keinem Feinde deines Glücks, deiner Gesundheit, deines Erfolges Raum in deinem Herzen. Treib all diese Vampire aus deinem Bewusstsein aus, ehe sie dir dein Leben zerstören.
Wir alle kennen Leute, die sich angewöhnt haben, sich nie ganz wohl zu fühlen. Wenn sie auch noch so herrlich schlafen, den besten Appetit haben und ganz gesund aussehen, jede Frage nach ihrem Befinden erhält im Jammerton dieselbe niederschlagende Antwort: „Oh, es geht mir heute gar nicht gut“; „mir ist sehr elend“; „ich bin recht schwach“; „ich fühle mich krank“; oder: „mein Essen ist mir nicht gut bekommen“; „ich bin mit entsetzlichem Kopfweh aufgewacht und werde heute den ganzen Tag nichts leisten können.“ Das sind die Leute, die sich einer schlechten Gesundheit „erfreuen“. Der einzige ihnen wichtige Gegenstand der Unterhaltung ist ihr eigenes Befinden, und nie werden sie müde, andern all ihre Anzeichen von Krankheit mitzuteilen. Stundenlang reden sie von ihren Verdauungsstörungen und von ihren eigentümlichen Gefühlen in Kopf, Magen oder Rücken und von ihren Stichen irgendwo in ihrem Körper.
Wie wenige Menschen machen sich klar, dass sie sich ihre Leiden größtenteils selbst zugezogen haben; sie haben sich angewöhnt, sich nicht recht wohl zu fühlen. Statt den Versuch zu machen, ein leichtes Unwohlsein zu überwinden, ist es ihnen geradezu ein Genuss, jedem, der nur zuhören will, ihre Gefühle zu schildern. Statt die Neigung zu leichtem Unwohlsein dadurch zu überwinden, dass sie ihre Lungen mit frischer Luft füllen, behandeln sie sich mit Kopfwehtabletten oder sonst einem „unfehlbaren“ Mittel gegen das Übel, an dem sie zu leiden meinen. Erst bemitleiden sie sich selbst und suchen dann auch von andern Mitleid und Teilnahme zu erlangen. Indem sie ständig auf diesen Anzeichen von Krankheit verharren, stärken und kräftigen sie unbewusst diese ersten Spuren durch ein ganzes Heer von Gedanken und Befürchtungen und von Krankheitsbildern, die sie sich ausmalen, bis sie unfähig sind zu jeder Arbeit.
Es gibt Menschen, die Krankheit geradezu an sich ziehen, indem sie immer daran denken und davon reden. Sie sind fest überzeugt, dass sie Grippe oder Lungenentzündung bekommen, wenn einmal ihre Füße nass werden. Trifft sie einmal einige Augenblicke ein Zugwind, so sehen sie die schlimmsten Folgen voraus, jedenfalls einen Schnupfen und rauhen Hals. Husten sie einmal, so sehen sie schon die Schwindsucht herannahen. Sie ist doch in der Familie! Sie halten diese Krankheitsbilder in ihrem Innern fest und vermindern damit alle Widerstandskraft gegen Krankheit und machen ihren Körper nur empfänglicher gegen die Übel, die sie fürchten.
Solche Menschen sehen sich selbst niemals als das vollkommene Geschöpf, das Gott gewollt hat, das sie seien. Was sie in ihrem Innern vor sich sehen, ist das Abbild eines kranken, schwachen, fehlerhaften Geschöpfes. Sie stellen sich ihren Magen, ihre Leber, ihre Nieren, ihr Herz als krank und in schlechter Verfassung befindlich vor. „Oh! Oh, mein Magen ist ganz schlecht!“ rufen sie. „Ich kann gar nichts mehr vertragen. Alles bekommt mir nicht.“ „Mein Herz macht gar nichts mehr mit, es hämmert und klopft. Ich kann meines Herzens wegen kaum mehr gehen und fast nichts mehr tun.“ „Meine Leber ist einfach fertig, und ich bin durchaus in schlechter Verfassung.“ „Meine Nieren sind angegriffen, mein Rücken tut mir weh, ich wollte, ich wäre tot!“
Dieses entsetzliche sich Vergegenwärtigen und Herabsetzen der hart arbeitenden Organe des Körpers könnte die Gesundheit des bestgeschulten Preisringers untergraben. Willst du dein eigener Freund sein, so musst du auch der Freund der Organe deines Körpers sein, die so eng mit deinem denkenden und wollenden Gehirn, der Hauptstation deines Körpers, zusammenhängen. Du musst an ihre Vollkommenheit, ihre richtige Tätigkeit glauben. Du musst Freunde in ihnen sehen, nicht Feinde, die sich jedem Erfolg hindernd in den Weg stellen. Ersetze diese Bilder von erkrankten Organen mit ihrem Gegenteil, male sie dir gesund und kräftig, und du wirst bald selbst gesund und kräftig sein.
Eine gute Gesundheit ist eines der wichtigsten und wesentlichsten Hilfsmittel, um das zu erlangen, was sich jeder normale Mensch wünscht – Friede, Macht, Reichtum, Glück und Erfolg.
Das Wesentliche, um eine gute Gesundheit zu erlangen, ist, fest davon überzeugt zu sein, gleich wie du von deinem Erfolg im Leben und von deiner Fähigkeit, alles zu besiegen, was sich diesem hindernd in den Weg stellen könnte, fest überzeugt sein musst. Du darfst Zweifel über dein körperliches Wohlbefinden so wenig aufkommen lassen als über deine Fähigkeit, Erfolge zu erringen.
Viele Menschen fangen sofort an zu klagen und sich zu verzärteln, wenn sie nur das geringste Unwohlsein verspüren. Den ganzen Tag über liegen sie auf dem Sofa oder im Lehnstuhl und geben ihrem Leiden die beste Gelegenheit, sich auszubreiten. Das Innere setzt sich in Einklang mit der Körperhaltung; solches Herumliegen macht sich sofort auch in geistiger Beziehung geltend, und der ganze Mensch lässt die Flügel hängen.
Niemand fühlt sich jederzeit auf seiner höchsten Höhe, und es ist notwendig, sich dazu zu erziehen, auch dann in Trab zu bleiben, wenn es einmal nicht ganz angenehm ist.
Hast du eine Arbeit außer Haus, so verfalle nicht in die Gewohnheit, daheim zu bleiben, sobald du nicht recht aufgelegt bist zu gehen. Fasse den Entschluss, dich geistig, sittlich und körperlich stets auf der Höhe zu erhalten und stets bereit zu sein, mit Kraft und Festigkeit die nächstliegende Pflicht zu erfüllen.
Es gehört gar nicht viel Übung dazu, sich zu befähigen, ein leichtes Übelbefinden zu unterdrücken, indem man die entgegengesetzten Gedanken – solche der Gesundheit und des Frohsinns – festhält. Nimm dir fest vor, dir nicht nachzugeben und deine Tagesarbeit – daheim oder auswärts – nach bestem Können zu erfüllen; es ist sehr wahrscheinlich, dass du dich besser fühlen wirst, noch ehe der Tag halb vorbei ist. Dies ist keine leere Behauptung; dies ist eine wissenschaftliche Tatsache.
Der Verfasser kennt die Frau eines Arztes, eine sehr ehrenwerte Dame, die seit Jahren schweren Anfällen von Kopfweh unterworfen ist, die mehrere Tage zu dauern pflegen und sie immer ganz ans Bett fesseln. Sie sagt jedoch, sie könne in ganz wichtigen Fällen, wo es unbedingt notwendig sei, dass sie die Pflichten ihrer Stellung erfülle, jederzeit einen solchen Anfall hinausschieben, zuweilen selbst für mehrere Tage.
Wenn es nun möglich ist, einen Anfall von Kopfweh oder von einem andern Leiden zu einem bestimmten Zweck tagelang hinauszuschieben, ist es dann ein ungereimter Gedanke, vorauszusetzen, solche Anfälle könnten auch auf immer hinausgeschoben werden?
Wie oft erlebt man es, dass junge Mädchen sofort „genesen“, wenn irgendetwas vorfällt, das ihnen wichtig ist oder sie erregt. Eine Einladung zu einem Ball oder einer Gesellschaft oder sonst einem Vergnügen wirkt wie ein Belebungsmittel; für diesmal sind sie vollständig geheilt und so gesund wie alle andern, bis das Vergnügen vorbei ist.
Allzu nachsichtige Mütter sind für diese geistige und körperliche Schwäche ihrer Töchter zu tadeln – denn dies ist nichts anderes. In vielen Häusern ist ein Sofa oder ein Langstuhl ein wahrer Fluch, denn sie sind eine Versuchung sich hinzulegen und jedem kleinsten Übelbefinden nachzugeben.
Sobald du dich von deinen Stimmungen und Einbildungen beherrschen lässt, öffnest du allen Feinden deines Glücks, deines Erfolgs und deiner Gesundheit Tür und Tor. Gib unter gar keinen Umständen Gedanken der Krankheit, der Trägheit Raum; ehe du dich’s versiehst, bist du sonst ihr Sklave.
Der beste Schutzwall, den du um dich errichten kannst, ist der feste Entschluss, Herr deiner selbst zu bleiben – dich von Launen, Stimmungen und Einbildungen irgendwelcher Art nicht beeinflussen zu lassen. Du wirst finden, wenn du Großes von dir selbst erwartest, immer die höchsten Anforderungen an dich selbst stellst und keine Entschuldigungen gelten lässt, die dein Körper vorbringen möchte, dass dann deine Gesundheit besser ist und du unendlich viel mehr fertig bringst, als wenn du deine Empfindungen Herr über dich sein lässt.
Vergiss nicht, dass deine angeborene innere Widerstandskraft dein Schutz nicht nur gegen geistige, sondern auch gegen körperliche Übel ist.
Sobald ein kämpfendes Heer sich selbst aufgibt, ist es auch geschlagen. Sobald dein Wille unterliegt, sobald du dir selbst sagst, dass dich der Feind ergreifen werde, so ist es schon so gut, als hättest du die Waffen weggeworfen und dich dem Feind ergeben.
Treue gegen andere ist ein sehr schöner Zug, allein Treue gegen dich selbst ist eine ebenso wünschenswerte Eigenschaft. Es ist tatsächlich eine ebenso große Sünde, nicht gut gegen sich selbst, als nicht gut gegen andere zu sein. Es ist jedermanns heilige Pflicht, sich selbst körperlich und geistig im besten Zustand zu erhalten, sonst kann niemand die göttliche Sendung, die zu erfüllen er in die Welt gestellt ist, wirklich durchführen.
Es ist jedermanns heilige Pflicht, sich in einem Zustand zu erhalten, der ihm das Höchste, wozu er fähig ist, möglich macht. Es ist entschieden eine Sünde, sich in einem matten, herabgekommenen, erschöpften Zustand geraten zu lassen, so dass man seinem Lebensberuf oder sonst einer großen Anforderung, die das Leben an einen stellt, nicht gewachsen ist.
Es gibt viele Leute, die zwar gut gegen andere sind, aber nicht gut gegen sich selbst. Sie geben nicht acht auf ihre Gesundheit, ihren Körper, suchen nicht ihre Kraft zu erhalten und ihre Hilfsmittel zu sparen. Sie sind die Sklaven anderer und Tyrannen gegen sich selbst.
Wo wir nur hinsehen, erblicken wir Männer und Frauen mit glänzenden natürlichen Gaben, gescheiten Köpfen, die untergeordnete Arbeit tun, wegen herabgesetzter Lebenskraft und schlechter Gesundheit. Ihr erstklassiger Verstand bringt es nur zu einem halben Erfolg, weil er nicht gestützt wird durch eine gute Gesundheit, einen kräftigen Körper. Es ist nicht immer das beste Gehirn, sondern das bestgenährte Gehirn, das am meisten leistet.
Man muss ein Riese sein, um eine Riesenarbeit zu leisten. Einerlei wie gut dein Gehirn sein mag, wenn du nicht den Magen, die Lungen und die andern Organe des Körpers zu seinen Verbündeten machst und dein Gehirn nicht in jeder Weise unterstützt, wirst du niemals die Erfolge erzielen, die du erstrebst.
Was nützen alle Fähigkeiten, wenn du sie nicht zu brauchen vermagst, was nützen Kräfte, die gehemmt, geschwächt sind durch kleinliche, falsche Sparsamkeit. Was nützt dir ein guter Kopf, was nützt dir selbst Geist, wenn du körperlich schwach bist, wenn deine Lebenskraft entweder durch unsittlichen Lebenswandel oder durch Mangel an der nötigen Körperpflege so herabgesetzt ist, dass deine Tatkraft schon durch die kleinste Anstrengung erschöpft wird.
Lebenskraft ist so notwendig, hat so viel zu bedeuten für den Erfolg im Leben, dass jedermann sie für ein viel zu kostbares Gut achten sollte, als dass er es sich antasten ließe oder es vergeuden möchte.
Viele Menschen machen sich gar nicht klar, wie weitgehend ihr Fortkommen in der Welt von einem kräftigen Körper abhängig ist. Jede geistige Eigenschaft, jede einzelne Fähigkeit, jede Tätigkeit wird ganz wunderbar gekräftigt, die ganze Leistungsfähigkeit des Menschen überhaupt vervielfacht durch eine gute Gesundheit.
Alles, was die Körperkraft herabsetzt oder die Gesundheit schädigt, schwächt früher oder später auch den Geist und vermindert die Leistungsfähigkeit. Dass so viel Arbeit in der Welt schlecht getan wird, rührt zum großen Teil daher, weil sich die Leute nicht in einem Zustand erhalten, ihre Arbeit gut zu verrichten. Niemand kann das Beste leisten, dessen er fähig ist, wenn er sich nicht ganz auf der Höhe fühlt, und seine Lebensweise hat einen gewaltigen Einfluss auf seine Gesundheit und auf seine Arbeit.
Wie viele Studenten, die für gute Prüfungszeugnisse büffeln, lassen ihren Körper aushungern, während sie ihren Geist vollstopfen. Es ist oft ergreifend zu sehen, wie sie sich anstrengen und dabei alle körperlichen Übungen vernachlässigen, nur um mehr Zeit für ihr Studium zu haben. Sie gehen nicht genügend an die frische Luft. Sie haben wenig Genuss und Vergnügen von ihren Studentenjahren, und schlimmer noch, sie essen nicht genug, und was sie essen, ist oftmals nicht von der richtigen Beschaffenheit. Der Erfolg davon ist häufig ein körperlicher Zusammenbruch.
Ein Gehirn, das mit wenig oder gar keiner Abwechslung immer mit der gleichen Arbeit beschäftigt ist, entwickelt nicht die kräftige, natürliche Tätigkeit des Gehirns, dem häufig Abwechslung und Erholung zuteil wird. Der Mann, der immer in seiner Tretmühle bleibt, der wenig Spaß und Vergnügen in seinem Leben hat, wird meistens schon früh in seiner Laufbahn auf irgendein Nebengleis geschoben, schrumpft ein und vertrocknet aus Mangel an Abwechslung in seiner geistigen Nahrung. Nichts ist für körperliche und geistige Arbeit förderlicher als Abwechslung darin – als ein neuer Gesichtspunkt.
Die meisten unter uns führen Krieg mit sich selbst und sind ihre eigenen schlimmsten Feinde. Wir erwarten Großes von uns, aber wir versetzen uns nicht in einen Zustand, dieses Große auch zu erreichen. Wir sind entweder zu nachsichtig gegen unseren Körper oder nicht nachsichtig genug. Wir verzärteln oder vernachlässigen ihn, und es ist schwer zu sagen, welche von diesen beiden Behandlungsweisen sich am schlimmsten rächt. Wie wenige unter uns behandeln ihren Körper mit derselben weisen Sorgfalt und Überlegung, die sie einer teuren Maschine angedeihen lassen, die sich gut verzinsen soll.