Die Jesusgeschichte - Tim Lohrmann - E-Book

Die Jesusgeschichte E-Book

Tim Lohrmann

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Beschreibung

Die Bibel enthält vier Evangelien, aber diese vier Evangelien sind eigentlich nur eine Geschichte, die Geschichte von Jesu Christus. Diese Geschichte ist spannend, besonders wenn sie zusammengeflochten wird zu einem Ganzen. Jesus hat die einfachen, jüdischen Menschen geliebt und sie vehement gegen die scheinheilige und gesetzliche Bevormundung der Pharisäer verteidigt. Er heilte viele Kranke, befreite Menschen, die von Dämonen geplagt waren und weckte drei Tote auf. Schließlich starb er stellvertretend für alle, die von ihren Sünden befreit werden wollen, ist auferstanden und wieder zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt. Ein solches Leben ist unvergleichlich und das Lesen in dieser Geschichte von Jesus ein Segen für jeden, der sich darin vertieft.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 Gott bereitet alles vor

Kapitel 2 Maria bekommt einen Auftrag

Kapitel 3 Maria zu Besuch bei Elisabeth

Kapitel 4 Josefs Traum und die Reise nach Bethlehem

Kapitel 5 Jesus, der Messias, wird geboren

Kapitel 6 Jesus wird als Baby gesegnet

Kapitel 7 Die Sterndeuter aus dem Osten

Kapitel 8 Jesus, ein Flüchtling

Kapitel 9 Jesus von Nazareth

Kapitel 10 Johannes der Täufer

Kapitel 11 Jesus wird getauft

Kapitel 12 Die ersten Jünger von Jesus

Kapitel 13 Der Teufel versucht Jesus

Kapitel 14 Jesus kommt nach Galiläa

Kapitel 15 Jesus macht den besten Wein

Kapitel 16 Jesus als Wanderprediger und Arzt

Kapitel 17 Bergpredigt 1 Die Abrechnung

Kapitel 18 Bergpredigt 2 Die Strahlkraft der Thora

Kapitel 19 Bergpredigt 3 Entgegnungen zu Rabbineraussprüchen

Kapitel 20 Bergpredigt 4 Die Heuchelei der Pharisäer

Kapitel 21 Bergpredigt 5 Geistliches Leben ohne Pharisäertum

Kapitel 22 Heilung eines Aussätzigen nach der Bergpredigt

Kapitel 23 Der Tempel soll sauber bleiben

Kapitel 24 Geheime Privataudienz für Nikodemus

Kapitel 25 Was Johannes über Jesus sagt

Kapitel 26 Jesus bei den Samaritanern

Kapitel 27 Die Fernheilung

Kapitel 28 Der Diener des römischen Hauptmannes

Kapitel 29 Ein Junge von Nain wird wieder lebendig

Kapitel 30 Ein Dämon in der Synagoge

Kapitel 31 Simons Schwiegermutter

Kapitel 32 Jesus heilt in der Nacht

Kapitel 33 Richtige Nachfolge und Totenklage

Kapitel 34 Jesus heilt zwei Gadarener

Kapitel 35 Der grösste Fischfang von Simon

Kapitel 36 Heilung eines Gelähmten

Kapitel 37 Berufung von Matthäus Levi

Kapitel 38 Die Frage nach dem Fasten

Kapitel 39 Ährenpflücken am Schabbat?

Kapitel 40 Der Krüppel in der Synagoge

Kapitel 41 Krankenheilungen am See

Kapitel 42 Benennung der Jünger

Kapitel 43 Die Verwandten verstehen nichts

Kapitel 44 Schriftgelehrte und Beelzebul

Kapitel 45 Zeichen Jonas und zurückkehrende Dämonen

Kapitel 46 Frauen und Verwandte

Kapitel 47 Die Saat geht nicht überall auf

Kapitel 48 Warum einen Lampenständer

Kapitel 49 Natürliches Wachstum

Kapitel 50 Das Unkraut im Acker

Kapitel 51 Senfkorn und Sauerteig

Kapitel 52 Der Schatz im Acker, die Perle und das Netz

Kapitel 53 Die Stillung des Sturmes

Kapitel 54 Die Heilung des Geraseners

Kapitel 55 Jairus und die kranke Frau

Kapitel 56 Heilung von zwei Blinden

Kapitel 57 Jesus wird in Nazareth abgelehnt

Kapitel 58 Heilung am Teich Bethesda

Kapitel 59 Klarstellung: Vater und Sohn

Kapitel 60 Aussendung der zwölf Jünger

Kapitel 61 Johannes der Täufer lässt fragen

Kapitel 62 Chorazin, Betsaida und Kapernaum

Kapitel 63 Das verborgene Königreich

Kapitel 64 Eine Sünderin im Haus eines Pharisäers

Kapitel 65 Johannes der Täufer wird ermordet

Kapitel 66 Die Jünger geben ihren Bericht

Kapitel 67 Jesus gibt 5000 Mann zu essen

Kapitel 68 Auf dem Wasser gehen?!

Kapitel 69 Jesus, das Brot des Lebens

Kapitel 70 Heilungen in der Ebene Genezareth

Kapitel 71 Speisegebote und innere Unreinheit

Kapitel 72 Jesus in Tyrus

Kapitel 73 Heilungen im Zehnstädtegebiet

Kapitel 74 Nochmal 4000 hungrige Münder

Kapitel 75 Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer

Kapitel 76 Heilung eines Blinden

Kapitel 77 Simon Petrus steht zu Jesus

Kapitel 78 Erste Leidensankündigung

Kapitel 79 Jesus in leuchtender Gestalt

Kapitel 80 Der geplagte Junge

Kapitel 81 Zweite Leidensankündigung

Kapitel 82 Jesus bezahlt auch Tempelsteuer

Kapitel 83 Wer ist der Größte?

Kapitel 84 Fremde Dämonenaustreibungen

Kapitel 85 Über Verführungen

Kapitel 86 Seelsorge an sündigen Brüdern

Kapitel 87 Der unbarmherzige Diener

Kapitel 88 Jesu schwerer Gang nach Jerusalem

Kapitel 89 Aussendung der 70 Jünger

Kapitel 90 Der barmherzige Samariter

Kapitel 91 Marta und Maria

Kapitel 92 Auseinandersetzungen beim Laubhüttenfest

Kapitel 93 Jesus vergibt der Ehebrecherin

Kapitel 94 Die Schatzkammer-Rede

Kapitel 95 Der Blindgeborene und seine Eltern

Kapitel 96 Der gute Hirte

Kapitel 97 Wundertaten oder Gotteslästerung?

Kapitel 98 Jesus wird als Arzt gerufen

Kapitel 99 Lazarus kommt vom Tod zurück

Kapitel 100 Die Entscheidung des Hohen Rats

Kapitel 101 Das Vaterunser

Kapitel 102 Freigiebigkeit oder Geiz

Kapitel 103 Mittagessen bei einem Pharisäer

Kapitel 104 Es wird einmal alles herauskommen

Kapitel 105 Habt keine Angst

Kapitel 106 Der erfolgreiche Narr

Kapitel 107 Warnung vor Sorgen

Kapitel 108 Wachsamkeit und Treue

Kapitel 109 Familienstreit wegen Jesus

Kapitel 110 Wetterbeobachtungen

Kapitel 111 Vergleich bevor es zum Gericht geht

Kapitel 112 Geduld mit dem Feigenbaum

Kapitel 113 Heilung einer Frau am Schabbat

Kapitel 114 Das Königreich Jesu durchdringt alles

Kapitel 115 Der enge Durchgang in den Himmel

Kapitel 116 Jesus klagt über Jerusalem

Kapitel 117 Heilung eines Wassersüchtigen am Schabbat

Kapitel 118 Warnung vor Ehrsucht

Kapitel 119 Nicht alle wollen in den Himmel

Kapitel 120 Bedingungen der Nachfolge

Kapitel 121 Das verlorene Schaf

Kapitel 122 Die verlorene Münze

Kapitel 123 Der verlorene Sohn und der Musterknabe

Kapitel 124 Der vorsorgliche Verwalter

Kapitel 125 Der reiche Mann und der arme Lazarus

Kapitel 126 Mühlstein, Glauben und Dienen

Kapitel 127 Heilung von 10 Aussätzigen

Kapitel 128 Das Königreich und die Wiederkunft Jesu

Kapitel 129 Der Richter, dem alle egal waren

Kapitel 130 Der Pharisäer und der Zöllner auf dem Tempelvorplatz

Kapitel 131 Ehescheidung und Eheverzicht

Kapitel 132 Jesus segnet Kleinkinder

Kapitel 133 Reiche Menschen

Kapitel 134 Gleicher Lohn für alle

Kapitel 135 Dritte Leidensankündigung

Kapitel 136 Die wahre Grösse im Königreich Gottes

Kapitel 137 Zachäus, der Oberzöllner

Kapitel 138 Blindenheilung in Jericho

Kapitel 139 Kommt Jesus nicht zum Fest?

Kapitel 140 Marias Parfüm

Kapitel 141 Auflauf wegen Lazarus

Kapitel 142 Der König wird zurückkommen

Kapitel 143 Einzug in Jerusalem

Kapitel 144 Der unfruchtbare Feigenbaum

Kapitel 145 Die zweite Tempelreinigung

Kapitel 146 Der Baum ist verdorrt

Kapitel 147 Die Vollmacht Jesu

Kapitel 148 Die ungleichen Söhne

Kapitel 149 Die bösen Weinpächter

Kapitel 150 Der König gibt ein Hochzeitsmahl

Kapitel 151 Die Frage nach den Steuern

Kapitel 152 Gibt es Ehen im Himmel?

Kapitel 153 Das wichtigste Gebot

Kapitel 154 David und der Messias

Kapitel 155 Warnung vor Hochmut

Kapitel 156 Abrechnung mit den Heuchlern

Kapitel 157 Eine Witwe gibt alles, was sie hat

Kapitel 158 Seid wachsam

Kapitel 159 Die 10 Jungfrauen

Kapitel 160 Der faule Diener

Kapitel 161 Das Nationengericht

Kapitel 162 Erste Nichtjuden kommen zu Jesus

Kapitel 163 Die Stimme aus dem Himmel

Kapitel 164 Unglaube und Glaube bei den Juden

Kapitel 165 Letzte Leidensankündigung

Kapitel 166 Erneute Anschlagspläne

Kapitel 167 Vorbereitungen zum Passahfest

Kapitel 168 Die Fusswaschung

Kapitel 169 Beginn des Passahmahls

Kapitel 170 Der Verräter

Kapitel 171 Das neue Gebot der Liebe

Kapitel 172 Jesus bereitet alles im Himmel für uns vor

Kapitel 173 Prophezeiung, dass der Heilige Geist kommt

Kapitel 174 Der wahre Weinstock

Kapitel 175 Jesus nennt uns Freunde

Kapitel 176 Ankündigung von Verfolgungen

Kapitel 177 Wirksamkeit des Heiligen Geistes

Kapitel 178 Trost und Freude

Kapitel 179 Das Hohepriesterliche Gebet

Kapitel 180 Das Abendmahl

Kapitel 181 Richtung Gethsemane

Kapitel 182 Gebet im Garten Gethsemane

Kapitel 183 Die Verhaftung

Kapitel 184 Jesus vor dem Hohen Rat / Die Verleugnung

Kapitel 185 Der Selbstmord von Judas Ischkariot

Kapitel 186 Jesus vor Pilatus

Kapitel 187 Jesus vor Herodes Antipas

Kapitel 188 Barabbas

Kapitel 189 Das Todesurteil

Kapitel 190 Der Gang nach Golgatha

Kapitel 191 Die Kreuzigung

Kapitel 192 Die Grablegung

Kapitel 193 Bewachung des Grabes

Kapitel 194 Die Auferstehung

Kapitel 195 Bestechung der Grabwächter

Kapitel 196 Die Emmausjünger

Kapitel 197 Jesus bei den Jüngern

Kapitel 198 Weide meine Lämmer

Kapitel 199 Die Himmelfahrt

Kapitel 200 Abschliessende Worte

Anhang

1. Einleitung

Im Neuen Testament der Bibel gibt es am Anfang vier Evangelien. Matthäus, Markus, Lukas und Johannes berichten darin über das Leben Jesu. Matthäus war dabei der Jünger, der auch Levi hieß und von Jesus aus dem Zollhaus geholt wurde. Markus hat Jesus als Teenager kennengelernt. Er war wahrscheinlich der „Jüngling“, der bei der Verhaftung Jesu ohne Hemd floh. Lukas war ein Arzt, der viele Jahre später Christ wurde und dann Berichte über Jesus sammelte. Johannes war vielleicht der jüngste von den zwölf Jüngern. Er nahm beim Essen den rechten Platz neben Jesus ein und durfte später für die Mutter von Jesus, für Maria sorgen.

Jeder dieser Männer berichtet vom Leben Jesu. Es sind vier Berichte. Aber eigentlich ist es nur eine Geschichte, eine Geschichte, die zusammengehört. Hier soll der Versuch unternommen werden, diese Geschichte als Ganzes zu erzählen. Bei manchen Passagen hält sich der Text möglichst genau an den Grundtext, vor allem dort, wo es sich um geistliche Aussagen handelt. An vielen anderen Stellen holt der Text aus und erklärt, wie es bei einer lebendigen Erzählung üblich ist (bei längeren Texten in kursiver Schrift). Fußnoten stellen Zusammenhänge zum Alten Testament her und erklären Sitten und Gebräuche der jüdischen Kultur und Religion. Dabei wird deutlich, wie umfangreich die Auseinandersetzung Jesu mit den Schriftgelehrten und Pharisäern war.

Als Vorarbeit für die Jesusgeschichte mussten die Ereignisse um Jesus in eine Reihenfolge gebracht werden. Dazu wurde eine Liste erstellt, die am Ende angehängt ist. Sie zeigt eine Zusammenschau (Synopse) der vier Evangelien. Das Ordnen in eine solche Reihenfolge konnte allerdings erst gelingen, als ähnliche Ereignisse nicht als eines, sondern als zwei Ereignisse bewertet wurden. So geschehen zum Beispiel bei der sogenannten Tempelreinigung. Die beiden Berichte sind nicht nur unterschiedlich, sondern stehen auch in einem jeweils anderen Kontext. Nachdem diese zwei Ereignisse getrennt wurden, ergab das für andere Ereignisse im Kontext auch einen Sinn. Jesus war drei Jahre unterwegs, warum sollte er nicht zweimal über den unheiligen Kommerz im Tempelareal erbost gewesen sein?

Bei der Festsetzung der Reihenfolge halfen auch jüdische Feste und Lesungen, die seit Jahrtausenden immer in den gleichen Wochen gelesen werden. Ebenso halfen kleine Hinweise auf die Jahreszeiten, wie z.B. dass es bei der Speisung der 5000 grünes Gras gab, um sich niederzusetzen. Das gibt es in Israel tatsächlich nur Ende Februar / Anfang März. Davor ist der Boden von der Regenzeit her noch zu feucht, danach verwelkt das Gras bereits wieder und ist nicht mehr grün.

Einige Ereignisse können nur einmal vorgekommen sein. Sie sind die Schlüsselereignisse der Synopse. Viele spezielle Heilungs-Geschichten sind solche Ereignisse. Dagegen sind die Gleichnisse (Beispielgeschichten) und Teile der Bergpredigt sicher öfters von Jesus in seinen Ansprachen benutzt worden.

Die Vers-Zahlen stehen, wo immer dies möglich ist, vor den entsprechenden Sätzen, farblich wie beim Evangelienzopf auf dem Cover: Rot für Matthäus, Grün für Markus, Schwarz für Lukas und Blau für Johannes.1

Insgesamt soll die Jesusgeschichte mit möglichst einfachen Worten erzählt werden.

Viel Freude und Segen beim Lesen!

1 Rot: In Matthäus wird uns Jesus als König dargestellt (1,1; 1,20; 2,2; 19,28; 27,11; 27,37).Rot bzw. Purpur war die Farbe der Könige.

Grün: In Markus wird uns Jesus als Knecht Gottes dargestellt (sogleich, sogleich, sogleich, wie ein Knecht von einer Arbeit zur nächsten hetzt; 3,2-5; 4,26-29; 10,45). Vielleicht war er auch ein Knecht und hatte daher viel mit Landwirtschaft zu tun. Nur er berichtet davon, dass Jesus den 5000 Mann gebot, sich zum Essen ins grüne Gras zu lagern.

Schwarz: Bei Lukas wird uns Jesus als Menschensohn dargestellt (1,26-38; 2,7; 7,34; 9,22+58; 22,48). Während der Charakter des Markusevangeliums einer Erzählung gleich kommt, gleicht der Charakter des Lukasevangeliums einem Bericht, der um maximale Seriosität bemüht ist. Berichte schrieb man immer mit schwarzer Tinte.

Blau: In Johannes wird uns Jesus als der vom Himmel kommende Gottessohn dargestellt (1,1-14; 3,13+16+17; 14,2+3; 17; 19,7-11). Blau steht für Himmel.

KAPITEL 1 GOTT BEREITET ALLES VOR

(Joh 1,1-18; Luk 1,1-25)

Jesus ist der Sohn von Gott2. Bevor er auf die Erde kam, war er schon da, nämlich im Himmel bei seinem Vater3. Dort half er bei der Schöpfung mit. Sein Vater sagte ihm, was er erschaffen sollte, und er tat es dann4. Die Schöpfung mit den Sternen, der Erde und den Pflanzen, den Tieren und Menschen war am Anfang sehr gut5. Aber dann wollten die Menschen so sein wie Gott6und die Schöpfung wurde verdorben7. Deshalb beschloss Gott eine Rettungsaktion8. Die Strafe, die eigentlich wir Menschen verdient hätten, sollte sein Sohn bekommen. Dazu musste Jesus auf die Erde kommen. Er verließ also den wunderschönen Himmel und kam zu uns9. Das wurde schon von den Propheten im Alten Testament der Bibel angekündigt10.

Kurz bevor Jesus in der Öffentlichkeit auftrat, gab es einen Mann, der ihn ankündigte. Er hieß Johannes der Täufer. Der Vater von Johannes hieß Zacharias. 1Als Johannes geboren wurde, waren Zacharias und seine Frau Elisabeth schon sehr alt. Wie oft hatten sie Gott um ein Kind gebeten, aber es kam keines. 5Zacharias war Priester im Tempel von Jerusalem. Seine Priesterfamilie Abija11 verrichtete im Juni den Tempeldienst.

11Als er im Tempel allein war, sah er einen Engel. 12Zacharias erschrak. Er hatte noch nie einen Engel gesehen. 13Der Engel sprach zu ihm: „Hab keine Angst Zacharias, deine Bitte hat Gott erhört. Deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären. Du sollst das Kind Johannes nennen. 14Er wird dir viel Freude bereiten und viele Menschen werden sich über die Geburt freuen. 15Johannes wird für Gott etwas Besonderes sein. 16Er wird bewirken, dass viele Israeliten wieder an Gott glauben. 17So wird er den Weg für Jesus, den Retter, vorbereiten.“ 18Zacharias sprach zu dem Engel: „Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin schon alt, genau wie meine Frau“. 19Der Engel antwortete: „Ich bin Gabriel, einer der Engel, die direkt bei Gott stehen. Ich bin zu dir gesandt worden, um dir diese gute Botschaft zu sagen. 20Als Zeichen, dass diese Botschaft wahr ist, sollst du nicht mehr reden können, bis Johannes geboren wird, weil du meiner Botschaft nicht vertraut hast.“ 21Während dessen warteten die Leute draußen und wunderten sich, warum Zacharias so lange im Tempel blieb. 22Als Zacharias aus dem Tempel kam und die Menschen segnen wollte, konnte er nicht mehr reden. Er segnete sie nur mit der Hand. Da erkannten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt haben musste. 23Nachdem sein Dienst zu Ende war, ging er nach Hause. 24Und bald darauf wurde Elisabeth schwanger. Aber 5 Monate lang sagte sie niemandem etwas davon. 25Sie dankte Gott nur dafür, dass sie nun endlich auch Mutter werden konnte.

2 Ps 2,12: Küss den Sohn, damit er nicht zürne; Luk 3,22: …und eine Stimme aus dem Himmel kam: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

3 Joh 1,1+2: Am Anfang war das Wort. (Mit „Wort“ ist Jesus gemeint. Das wird aus dem 14. Vers deutlich: Und das Wort wurde Fleisch (ein Mensch) und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, wie eines einzigen Geborenen (erster Sohn) vom Vater voll Gnade und Wahrheit,) und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.

4 Joh 1,3-5: Alles wurde durch dasselbe (geschaffen), und ohne dasselbe wurde auch nicht Eines (geschaffen), das geworden ist. „Dasselbe“ bezeichnet hier „das Wort“. Auch hier ist mit dem „Wort“ Jesus gemeint (siehe auch Kol 1,16).

5 1.Mose 1,31 Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und es war sehr gut.

6 1.Mose 3,5: (Die Schlange sagte:) Gott weiß, dass an dem Tag, an dem ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden, und ihr sein werdet wie Gott und ihr Gutes und Böses erkennen werdet.

7 1.Mose 6,11: Die Erde war verdorben in Gottes Augen…

8 Joh 3,16: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn (her)-gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.

9 In dem frühchristlichen Lied von Phil 2,5-11 wird der drastische Unterschied deutlich.

10 1.Mose 3,15; Jes 53; Ps 22; Dan 9,26

11 Die Priester dienten jeweils zwei Wochen. Abija war die achte Priesterfamilie. Gezählt wurde ab dem Monat Nisan, dem Frühlingsanfang, in dem auch das Passahfest gefeiert wurde (siehe Anhang).

KAPITEL 2 MARIA BEKOMMT EINEN AUFTRAG

(Luk 1,26-38)

26Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war – es war inzwischen Dezember geworden - geschah noch etwas Besonderes: Eine Verwandte von Elisabeth, wahrscheinlich eine Nichte oder Großnichte von ihr, bekam auch Besuch vom Engel Gabriel. 27Diese Verwandte hieß Maria. Aber im Gegensatz zu Elisabeth, die sehr alt war, war Maria sehr jung, so jung, dass sie noch nicht heiraten konnte. Sie war aber bereits verlobt, mit einem Mann, der Josef hieß. 26Maria lebte in Nazareth, das war 170 km von Jerusalem entfernt, in einem Gebiet, das Galiläa hieß. 28Der Engel Gabriel sagte zu Maria: „Sei gegrüßt, du hast Gnade bei Gott gefunden. Gott ist mit dir!“ 29Maria erschrak. Sie hatte genau wie Zacharias, noch nie einen Engel gesehen. 30Der Engel sprach: „Hab keine Angst, 31schau, du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen. Den sollst du Jesus12 nennen. 32Er wird Sohn des Höchsten13 genannt werden. Gott wird ihm den Thron seines Urvaters David geben 33und er wird bis in alle Ewigkeit herrschen. Sein Königtum wird kein Ende haben14.“ 34„Wie soll das geschehen, da ich doch noch nie mit einem Mann zusammen war?“ sagte Maria. 35Gabriel antwortete: „Die Kraft Gottes, der Heilige Geist wird bewirken, dass du schwanger wirst. 36Schau, deine Verwandte Elisabeth erwartet auch einen Sohn, obwohl sie schon so alt ist. Sie ist schon im sechsten Monat. 37Bei Gott ist kein Wort kraftlos.“ 38Da sagte Maria: „Ich bin bereit, Gott zu dienen. Es soll so sein, wie du es gesagt hast.“ Daraufhin verschwand der Engel wieder.

12 Der Name Jesus (hebr. Jeschuah) bedeutet Retter oder Helfer.

13 „Sohn des Höchsten“ ist eine Umschreibung für „Sohn Gottes“.

14 In 2.Samuel 7,16 verspricht Gott David, dass sein Königtum immer bestehen wird. Damit ist Jesus der letzte König auf dem Thron Davids. Da Jesus auferstanden ist und ewig lebt, ist dieses Versprechen wahr geworden.

KAPITEL 3 MARIA ZU BESUCH BEI ELISABETH

(Luk 1,39-80)

39Maria hielt es nicht lange aus. Sie musste mit jemand über diesen wunderbaren Auftrag reden. So reiste sie schon in den nächsten Tagen in die Berge Judas, wo Elisabeth und Zacharias lebten, in die Nähe von Jerusalem. 40Als sie nach der langen Reise Elisabeth begrüßte, hüpfte das ungeborene Kind in Elisabeths Bauch. 41Elisabeth wurde mit dem Heiligen Geist erfüllt und rief: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist das Kind in dir. 43Wie kommt es, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt15?“ 46Als Maria das hörte, lobte sie Gott: „Meine Seele erhebt Jahwe16 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Heiland. 48Denn er hat auf seine einfache Dienerin geschaut. Von nun an werden mich alle Generationen glücklich preisen. 49Großes hat der Mächtige an mir getan, heilig ist sein Name. 50Er ist barmherzig mit allen Generationen, wenn sie ihm mit Ehrfurcht begegnen. 51Er hat Macht mit seinem Arm ausgeübt.17 Er hat die zerstreut, die in ihren Herzen hochmütig sind. 52Er stürzt Könige von ihren Thronen und erhöht die kleinen Leute. 53Hungrige Menschen macht er satt und reiche Menschen schickt er leer fort. 54Er denkt an seine Barmherzigkeit. Jetzt kümmert Gott sich um sein Volk Israel, 55so wie er es zu unseren Vorfahren gesagt hat, zu Abraham und seinen Nachkommen in alle Ewigkeit.“

56Maria blieb drei Monate bei Elisabeth. Das war gut so, denn in diesen drei Monaten stürmte und regnete es. Die Straßen waren in der Regenzeit matschig und man konnte nicht gut reisen. Dann war es Februar und die Zeit, in der Johannes geboren wurde. Wahrscheinlich war sie bei dessen Geburt dabei. Sie konnte hier einiges lernen, was sie ein halbes Jahr später gut gebrauchen konnte. 57Elisabeth gebar einen Sohn. 58Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass Gottes Barmherzigkeit an ihr groß war und freuten sich mit ihr.

59Acht Tage nachdem Elisabeth den Jungen geboren hatte, kamen die Verwandten zur Beschneidung und Namensgebung. Sie wollten das Kind Zacharias nennen, wie den Vater. 60Aber Elisabeth sagte: „Nein, er soll Johannes heißen.“ 61Das war ein völlig neuer Name in dieser Familie, was der Familientradition widersprach. Sie sagten: „Niemand in deiner Verwandtschaft trägt diesen Namen!“ 62Daraufhin winkten sie Zacharias, den Vater des Jungens her, und fragten ihn, wie er seinen Sohn nennen möchte. Zacharias konnte aber noch nichts sagen, er war immer noch stumm. 63Er bat um eine Schreibtafel und schrieb darauf: „Johannes ist sein Name.“18 Die Verwandten wunderten sich sehr darüber. 64Da konnte Zacharias plötzlich wieder sprechen und lobte Gott.

65Die Nachbarn staunten über dieses Wunder, dass Zacharias plötzlich wieder reden konnte. 66Die Geburt und die eigenartige Namensgebung wurde zum Alltagsgespräch auf dem ganzen Gebirge von Judäa. Jeder, der es hörte, beschäftigte sich damit und man sprach: „Was wird bloß aus diesem Kind werden?“ Denn man sah, dass das Kind von Gott gesegnet wurde. 67Zacharias, sein Vater, wurde mit Heiligem Geist erfüllt und weissagte19 und sprach: 68„Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dass er sein Volk wahrgenommen20 und ihm Erlösung geschaffen hat. 69Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause Davids, seines Knechtes, 70wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Ewigkeit her: 71Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen21, 72um Barmherzigkeit zu üben an unseren Vätern und seines heiligen Bundes zu erinnern, 73des Eides, den er Abraham, unserem Vater, geschworen hat22 und uns zu geben, 74dass wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ihm ohne Furcht dienen sollen 75in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle unsere Tage. 76Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden. Denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen und seine Wege vorbereiten23, 77um seinem Volk Kenntnis über die Rettung und die Vergebung ihrer Sünden zu vermitteln. 78Unser Gott ist von Herzen barmherzig, so dass er uns von oben aus der Höhe besuchen wird24, 79um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen25 und unsere Füße auf den Weg des Friedens ausrichtet.“

80Johannes wuchs zu einem verständigen und klugen Mann heran. Bis zu seinem öffentlichen Auftreten vor dem Volk Israel wohnte er allerdings nicht im Trubel der Städte, sondern abgesondert in der Wüste Juda.26– Doch zurück ins Jahr 2 v.Chr.

15 Mit „Herr“ meinte sie Jesus, Gottes Sohn, den sie als ungeborenes Kind schon in dieser Funktion wahrnahm.

16 Jahwe ist der Eigenname Gottes

17 Wenn ein Herrscher den rechten Arm waagrecht ausstreckte, war das das Zeichen, dass der Heerführer unverzüglich kommen und Befehle erhalten sollte.

18 Bild: Antike Schreibtafel aus Holz mit Wachs gefüllt und ein Griffel (beides Repliken). Solche Griffel wurden benutzt, um schnell etwas aufzuschreiben. Hinten hat der Griffel eine breite Fläche, mit der – über einer Kerzenflamme heiß gemacht – die Buchstaben wieder gelöscht werden konnten. Auf der rechten Seite ist der Schriftzug „Schmo Jochanan“ „Sein Name (ist) Johannes“ in den weichen Wachs eingegraben (von rechts nach links). Die althebräischen Buchstaben sind auf dem Bild graphisch nachträglich noch etwas hervorgehoben. Es ist zu lesen: SCH M O J CH N N. Die drei Vokale in Jochanan werden im Hebräischen nicht mitgeschrieben.

19 Weissagen ist ein anderes Wort für prophezeien.

20 400 Jahre, seit dem Propheten Maleachi, hatte Gott nicht mehr zu seinem Volk Israel geredet.

21 Jesaja 35,4; Jeremia 30,10

22 1.Mose 22,18; Micha 7,18-20

23 Jesaja 40,3

24 Damit meint Zacharias den Messias, der vom Himmel herunterkommt und uns auf der Erde besucht.

25 Psalm 107,9+10

26 Die Einöde östlich der jüdischen Orte war die Wüste Juda. Dort gab es auch die Klöster der Essener wie z. B. Qumran am Toten Meer. Gut möglich, dass Johannes dort lebte.

KAPITEL 4 JOSEFS TRAUM UND DIE REISE NACH BETHLEHEM

(Mat 1,18-25; Luk 2,1-5)

Als Maria nach Nazareth zurückkam, war sie im vierten Monat schwanger. Das konnte sie nicht mehr verbergen. 19Josef dachte, dass ihm Maria untreu geworden wäre. Auf Untreue standen damals nach dem Gesetz Mose schwere Strafen. Josef wollte die Gesetze einhalten, weil er ein frommer Mann war. Auf der anderen Seite wollte er Maria auch nicht öffentlich bloßstellen. Er überlegte, wie er die Verlobung stillschweigend auflösen konnte. 20Da erschien ihm im Traum ein Engel Gottes. Der sagte zu ihm: „Josef, du Nachkomme Davids, zögere nicht, Maria zu heiraten. Denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 21Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, den sollst du Jesus nennen. Denn er wird sein Volk von ihren Sünden befreien. 22Das soll geschehen, damit erfüllt wird, was der Prophet vorausgesagt hat: 23Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, den wird man Immanuel nennen.“ Immanuel bedeutet: Gott mit uns27. 24Als Josef aufwachte, tat er, was der Engel Gottes gesagt hatte und heiratete Maria. 25Er schlief aber getrennt von ihr bis nach der Geburt ihres Sohnes28.

Im Sommer – Maria war schon im achten Monat – 1+2erließ der römische Kaiser Augustus eine neue Anordnung29: 3Jeder hatte sich in Steuerlisten einzutragen, und zwar genau in der Stadt, aus der seine Vorfahren stammten. 4Josef stammte von König David ab und David war in Bethlehem geboren worden. 5Also mussten Josef und Maria sich dort eintragen lassen. Bethlehem30 lag in den Bergen Judas bei Jerusalem. Das bedeutete, dass Maria wieder die 170 km gehen musste. Dazu brauchte sie diesmal wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft sicher mehr als zwei Wochen.

Bethlehem zur Zeit Jesu; Rekonstruktion Ostseite

27 In Jesaja 9,5 werden noch mehr Namen des Messias genannt: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.

28 Matthäus 1,18-25

29 Als Quirinius Statthalter von Syrien war (Frühjahr bis Herbst 2 v.Chr.; siehe Werner Papke „Das Zeichen des Messias“ CLV 1995, Seite 99.

30 Bethlehem liegt auf einer Kalksteinschicht von ca. 3m Dicke. Darunter ist eine weiche Schicht, in die von Osten her der Schafs-Grotte eingemeißelt war, eine Aushöhlung von 4 m Tiefe und ca. 40m Breite. Weiter rechts auf dem Bild ist eine Grab- und eine Toilettenhöhle eingezeichnet. Im Vordergrund ein abgeerntetes Getreidefeld.

KAPITEL 5 JESUS, DER MESSIAS, WIRD GEBOREN

(Luk 2,6-20)

7Als Josef und Maria schließlich in Bethlehem ankamen, fanden sie keinen, der sie aufnehmen wollte. Das war kein Wunder, denn es gab sehr viele Nachkommen von König David. Bethlehem war völlig überfüllt mit Menschen. Viele schliefen draußen. Das war nicht schlimm. Es war August und nachts war es noch recht warm. Aber Maria brauchte ein Dach über dem Kopf, denn die Geburt konnte jederzeit beginnen. So gingen Josef und Maria in die Schafs-Grotte, die im Winter an der Ostseite von Bethlehem für die Opferlämmer genutzt wurde. Dort wurde Gottes Sohn als kleines Baby geboren.

Maria besaß leider kein großes, weiches Tuch, wie es damals für Babys üblich war (siehe Bild oben). In der Grabhöhle31nebenan gab es aber lange, schmale Stoffstreifen. Man brauchte sie, um die Toten darin einzuwickeln.7Maria nahm sie und wickelte Jesus damit ein32. Aber es gab noch ein anderes Problem. Wohin sollte sie ihr Baby legen? Eine Wiege hatten sie nicht. An der Rückseite der Grotte war am Boden eine lange Rinne von ca. 30 cm Breite eingemeißelt. Das war der Trog, aus dem die Lämmer im Winter ihr Futter fraßen.7Dort hinein legten sie Jesus.

Ja, dieser „Schafsstall“ wurde zum Glück nur in der Regenzeit gebraucht, wenn es eisig kalt und stürmisch war. Dann durfte kein Lamm auf die Felder, denn der Boden war zu matschig. Aber jetzt war noch Sommer und die Lämmer waren mit den Hirten auf den abgeernteten Getreidefeldern, die es rings um Bethlehem gab.

8In der Nacht, als Jesus geboren wurde, hatten sich die Hirten ein Lagerfeuer gemacht, um wilde Tiere von der Herde abzuhalten. Sie mussten auch aufpassen, dass kein Dieb die wertvollen Opfertiere stahl. 9Aber plötzlich war da doch ein fremder Mann. Und er war schon ganz nah bei ihnen. Sie erschraken sehr. Dieser Mann war sehr fremd. Er war kein Mensch, er war ein Engel Gottes. Er und die Luft um sie herum leuchteten wegen der Gegenwart Gottes. Sie bekamen richtig Angst. 10Aber der Engel sprach zu ihnen: „Habt keine Angst, denn schaut, ich verkündige euch große Freude für das ganze Volk! 11Euch ist heute der Retter in Bethlehem geboren, er ist der Messias. 12Und daran sollt ihr ihn erkennen: Ihr werdet ein in Stoffstreifen33 gewickeltes Kind finden, das in einem Futtertrog liegt.“ 13Nachdem der Engel das gesagt hatte, standen plötzlich ganz viele Engel um sie herum. Die lobten Gott und sagten im Sprechchor: 14„Herrlichkeit Gott in der Höhe und Frieden auf der Erde in den Menschen, die Gott gefallen.“ 15Als die Engel wieder in den Himmel flogen, sagten die Hirten zueinander: „Kommt, lasst uns nach Bethlehem gehen. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist.“ 16Und sie rannten los und fanden Maria und Josef und das Kind, das lag tatsächlich in dem Futtertrog. Sie erzählten Josef und Maria, was die Engel gesagt hatten. 19Und Maria merkte sich die Worte und dachte noch lange darüber nach. 17Die Hirten gingen anschließend in das überfüllte Bethlehem und verkündeten in dieser Nacht, dass der Retter, der Messias im Schafsstall geboren worden ist. 20Sie lobten Gott und gingen dann zu ihrer Herde zurück.

Ob jemand aus Bethlehem in den Stall hinuntergegangen war, um das große Ereignis zu sehen, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich lag das daran, dass keiner der Menschen den Hirten geglaubt hatte. Denn die Hirten erzählten oft Geschichten, die sie selbst ausgedacht hatten. Sie waren alles andere als glaubwürdig. Gott hatte dafür gesorgt, dass die Geburt seines Sohnes zwar bekannt wurde, aber auch gleichzeitig, dass es niemand ernst nahm. Alles andere wäre viel zu gefährlich für das kleine Baby gewesen, wie wir noch sehen werden.

31 Überall in Israel, wo weiches Gestein unter hartem hervorschaut, sind Grabhöhlen eingemeißelt.

32 Gleich zu Beginn seines Erdenlebens bekam Jesus Kontakt mit dem Zuhause von Opferlämmern und Kontakt zu solchen Stoffstreifen, die man um ihn bei seiner Beerdigung wickeln würde. Gottes Sohn wurde geboren, um für uns als „Opferlamm“ zu sterben (Jesaja 53,7) (siehe auch Fußnoten zu den Kapiteln 99 und 195).

33 Das griechische Wort bedeutet nicht Windeln, wie es meistens übersetzt wird, sondern schmale Stoffstreifen (siehe Erklärung in der Elberfelder Studienbibel unter Wortnummer 4517). Windeln wären auch kein Erkennungszeichen gewesen, weil alle Babys waren in Windeln gewickelt. Aber in Stoffstreifen war kein Baby in Bethlehem gewickelt, außer diesem einen im Schafsstall.

KAPITEL 6 JESUS WIRD ALS BABY GESEGNET

(Luk 2,21-39)

21Acht Tage nach der Geburt war ein großer Tag für das kleine Baby. Der Junge wurde beschnitten34, wie alle jüdischen Jungen mit acht Tagen, und er bekam offiziell seinen Namen: „Jesus“. Diesen Namen hatte der Engel genannt, bevor Maria schwanger geworden war.

22Vierzig Tage nach der Geburt35 war die Zeit der Reinigung für Maria beendet. 23Danach gingen Josef und Maria mit Jesus in den Tempel36 nach Jerusalem. Das waren 12 km Fußweg . 24Dort wollten sie zwei Tauben als Opfer darbringen. Damit sollte Jesus für Gott geheiligt werden, weil er Marias Erstgeborener war37. So sahen es die Vorschriften von Mose vor. 25Als sie zum Tempelvorplatz hereinkamen, stand dort ein alter Mann mit Namen Simeon38. 26Ihm hatte Gott versprochen, dass er nicht sterben würde, bis er den Messias gesehen hat. 28Er nahm Jesus auf den Arm und lobte Gott mit den Worten: 29„Jetzt kann ich in Frieden sterben, 30denn meine Augen haben deinen Retter gesehen, 31den du für alle Völker vorbereitet hast, 32ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.“ 33Josef und Maria wunderten sich über das, was er über Jesus redete. 34Simeon segnete sie und sprach zu Maria: „Schau, dieses Kind ist dazu bestimmt, dass viele in Israel fallen bzw. hochkommen. Ihm werden viele Menschen widersprechen und es wird sich zeigen, was in ihren Herzen vor sich geht. 35Auch dich werden Schmerzen wegen ihm durchbohren.“

36Es gab in Jerusalem auch eine Prophetin mit Namen Hanna39, eine Tochter von Fanuel, aus dem Stamm Asser. 37Sie war schon 84 Jahre alt und nur 7 Jahre verheiratet gewesen. Hanna war ständig auf dem Tempelvorplatz und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Gebeten.

38In derselben Stunde, als Simeon Jesus segnete, kam sie auch zu Josef und Maria und lobte Gott. Allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten, prophezeite sie, dass Jesus der Messias ist.

Josef und Maria kauften zwei Tauben und opferten sie Gott für ihren Sohn Jesus. 39Nach diesem aufregenden Tag ging die kleine Familie wieder nach Bethlehem40 zurück.

Bethlehem, das wegen der Eintragung in Steuerlisten völlig überfüllt gewesen war, kam auch langsam zur Ruhe. Die Leute gingen wieder in ihre Ortschaften zurück, von denen sie gekommen waren. Aber Josef und Maria gingen nicht nach Nazareth zurück. Josef war Zimmermann, und einen tüchtigen Handwerker konnte man in Bethlehem auch gebrauchen. Die junge Familie konnte sogar in ein Haus41umziehen. So blieben sie zunächst in Bethlehem wohnen.

34 1.Mose 17,11+12

35 3.Mose 12,2-4 Auslösung der Söhne: 7+33 Tage nach der Geburt.

36 Gemeint ist der Tempelvorplatz (siehe auch Bild und Erklärung in Kapitel 130)

37 2.Mose 13,2

38 Lukas 2,25-35

39 Lukas 2,36-38

40 In Lukas 2,39 steht hier nicht Bethlehem sondern Nazareth. Aber aus Matthäus 2 geht klar hervor, dass die Familie erst noch in Ägypten war und diese Reise von Bethlehem ausging (siehe nächstes Kapitel).

41 Die Sterndeuter besuchten die Familie laut Matthäus 2,11 in einem Haus, nicht mehr in dem Schafsstall.

KAPITEL 7 DIE STERNDEUTER AUS DEM OSTEN

(Mat 2,1-12)

1Als Jesus geboren wurde, regierte Herodes der Große in Jerusalem. Er war Halbjude und von den Römern als König eingesetzt worden. Eines Tages kamen Sterndeuter aus dem Osten42 in Jerusalem an. Diese fragten: 2„Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Wir haben seinen Stern gesehen und sind gekommen, um ihn zu verehren.“ 3Als das Herodes und die Menschen in Jerusalem hörten, bekamen sie einen riesen Schreck, denn alle wussten, dass in der Familie von Herodes gerade kein Kind geboren worden war. Der grausame König hatte sogar alle seine Söhne umbringen lassen, so sehr klebte er an seinem Thron. Sollte es trotzdem einen Konkurrenten geben? Herodes überlegte, ob es vielleicht sogar einen außergewöhnlichen Konkurrenten geben konnte, nämlich den Messias! Nur, wo sollte er dieses Baby finden? Das konnte er herausbekommen. Dazu gab es Spezialisten, die sich in den alten jüdischen Schriften auskannten.

4Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten kommen und erkundigte sich, wo der Messias geboren werden sollte. 5Sie wussten es tatsächlich und verrieten Herodes eine Prophezeiung Michas (5,1), 6in der von einem ewigen Herrscher die Rede ist, der in Bethlehem geboren werden soll. 7Nachdem die Schriftgelehrten den Thronsaal wieder verlassen hatten, ließ der König die Sterndeuter heimlich zu sich holen. Er fragte sie, wann sie den Stern gesehen hatten. 8Dann sandte er sie nach Bethlehem und sprach: „Geht nach Bethlehem und bekommt heraus, wo genau das Kind zu finden ist. Wenn ihr es gefunden habt, kommt zurück und berichtet es mir, damit ich auch dorthin ge- hen und den Messias verehren kann.“ In Wirklichkeit hatte er aber vor, das Kind zu töten.

Abbildung aus"Das Zeichen des Messias" von Werner Papke, CLV,Seite 102, mit freundlicher Genehmigung; um den Breitengrad von 31,70° ergänzt

9+10Die Sterndeuter gingen nach Bethlehem und waren erstaunt und freuten sich sehr, dass der Stern genau über dem Haus stand43, wo das Kind war. 11Sie gingen in das Haus und sahen Jesus und Maria, die Mutter von Jesus. Sie fielen vor Jesus nieder und verehrten ihn.

Dann packten sie ihre Geschenke aus, Geschenke, die man einem König gab: Gold, Weihrauch und Myrrhe44.

12Sie übernachteten in Bethlehem und hatten in dieser Nacht einen besonderen Traum: Gott befahl ihnen, nicht wieder nach Jerusalem zu König Herodes zurückzukehren. So zogen sie auf einem anderen Weg zurück in ihr Heimatland.

42 Wahrscheinlich aus dem heutigen Irak. Dort in Babylon war traditionell ein Zentrum für Astronomie und Astrologie. Die Astrologie, die Sterndeutung, also das Anfertigen von Horoskopen, war im Judentum verboten. In 1.Mose 20,4 steht, dass man sich auch kein Abbild von dem, was oben im Himmel ist, machen soll. Damit ist die Sterndeutung gemeint. Unter den Zeichen auf der Erde verstand man Glücksbringer und unter den Zeichen im Wasser und unter der Erde verstand man Totenbeschwörung, also Okkultismus.

43 Die Position des Sternes war anscheinend genau 31,70° nördlicher Breite in den Himmels-Koordinaten. Bethlehem liegt auf 31,70° während Jerusalem auf 31,77° nördlicher Breite liegt. Nur unter dieser Annahme ist die überaus große Freude bei den Sterndeutern zu verstehen. Die Erwähnung, dass der Stern „stand“, deutet darauf hin, dass er diese Position, d.h. diese nördliche Breite innehatte (s. auch Fußnote zu Kapitel 8).

44 Dass drei Geschenke ausgepackt wurden, bedeutet nicht, dass es drei Sterndeuter waren. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass jeder der Sterndeuter diese drei Geschenke auspackte, weil es diejenigen Geschenke waren, die man traditionell Königen bei Huldigungen überbrachte: Gold als Zeichen des Reichtums, Weihrauch, weil der König in den damaligen Völkern oft auch die Funktion des oberen Priesters innehatte und Myrrhe war eine Zutat für die Einbalsamierung als Zeichen für die Unvergänglichkeit des königlichen Lebens.

KAPITEL 8 JESUS, EIN FLÜCHTLING

(Mat 2,13-23)

13In der nächsten Nacht hatte auch Josef einen besonderen Traum. Ein Engel sagte zu ihm: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten und bleibe dort, bis ich es dir sage! Denn Herodes wird das Kind suchen, um es umzubringen.“ 14Da wachte Josef auf und weckte Maria. Sie nahmen Jesus und was sie zur Flucht brauchten und machten sich noch in der Nacht auf den Weg. Von Bethlehem bis nach Ägypten sind es über 300 km. Die Wegstrecke kann normalerweise zu Fuß in drei Wochen zurückgelegt werden. Aber sie werden schneller gegangen sein, denn sie hatten vor Herodes und seinen Soldaten große Angst. In Ägypten waren sie schließlich in Sicherheit.15Sie blieben solange dort, bis Herodes gestorben war. So traf ein, was der Prophet Hosea vorhergesagt hatte45. Dort sprach Gott zu dem Propheten: „Ich habe meinen Sohn aus Ägypten gerufen.“

16Unterdessen wartete König Herodes auf die Sterndeuter. Aber die kamen nicht. Da merkte er, dass er von ihnen betrogen worden war und schickte seine Soldaten nach Bethlehem. Dort töteten sie alle Jungen bis zum Alter von zwei Jahren. Diesen Zeitraum hatten ihm die Sterndeuter für das mögliche Alter des Sterns46 genannt, dem sie gefolgt waren.

17So wurde erfüllt, was der Prophet Jeremia vorhergesagt hatte: 18„Eine Stimme ist in Rama47 gehört worden, Weinen und viel Klagen. Rahel48 weint um ihre Kinder, sie will sich nicht trösten lassen, weil die Kinder verschwunden sind.“

19Eines Tages hatte Josef in Ägypten wieder einen besonderen Traum. 20Diesmal sagte der Engel zu ihm, dass er ins Land Israel zurückgehen könnte, denn derjenige, der Jesus umbringen wollte, sei gestorben. 21So gingen sie wieder zurück, 22aber Josef wollte nicht mehr in Bethlehem wohnen, denn er hatte gehört, dass Archelaus, der Sohn49 von Herodes, König geworden war und Bethlehem lag zu nahe bei Jerusalem. In einem neuen Traum bekam Josef die Anweisung, dass er nach Galiläa in 23die Stadt Nazareth ziehen sollte. So wurde erfüllt, was ein Prophet vorausgesagt hatte: „Er, der Messias wird Nazarener50 genannt werden.“

45 Hosea 11,1

46 Die Erwähnung eines Zeitraums für einen Stern bedeutet, dass der Stern ein „neuer Stern“, eine „Stella Nova“, heute sagen wir eine „Supernova“, war. Planetenkonstellationen kommen hier nicht in Frage, da sie immer allmählich kommenund gehen. Eine Supernova auf dem nördlichen Breitengrad von 31,7° bedeutet, dass sie im Schoß der „Jungfrau mit den 12 Sternen auf dem Haupt“ (Offenbarung 12,1+2) gesichtet worden sein könnte. Ende August war ein Zeitraum, in der das Sternbild noch teilweise von der Sonne überstrahlt wurde (mit der Sonne bekleidet wurde) und im Jahr 2 v. Chr. stand der Mond am 30. August unter den Füßen dieser „Jungfrau mit den 12 Sternen auf dem Haupt“. Der Ausdruck „Jungfrau mit den 12 Sternen auf dem Haupt“ ist dabei das alte Sternbild der Jungfrau (siehe Bild vorvorige Seite) aus der Zeit der Babylonier. Zur Zeit Jesu musste es namentlich getrennt werden vom Sternbild der Jungfrau, die die Griechen und Römer einführten, und das heute noch das Sternbild der Jungfrau darstellt. (Werner Papke, „Das Zeichen des Messias“,CLV, Seite 100-105).

47 Rama ist der Name für den Großraum um Bethlehem (1.Sam.19,23)

48 Rahels Grab liegt nahe bei Bethlehem (siehe Karte in Kapitel 6).

49 Es war eigentlich sein Enkel. Herodes ließ nur Töchter aufwachsen, Söhne tötete er alle (siehe auch Kapitel 65).

50 Man kann diese Prophezeiung aus Jesaja 11,1-5 ableiten. Dort steht, dass der Messias ein Sprössling aus der Familie Isais sein wird. Isai war der Vater von König David. Sprössling heißt auf Hebräisch „Nezer“. Die gleichen Wurzelbuchstaben (hier blau und fett hervorgehoben) hat der Ortsname Nozeret, auf Deutsch Nazareth.

KAPITEL 9 JESUS VON NAZARETH

(Luk 2,40-52)

In Nazareth ging Jesus wie alle Jungen51 ab 4 Jahren zum Rabbi52 in die Synagoge53. Dort lernte er die hebräische Schrift und Sprache und wie man aus den alten Schriftrollen vorliest. 40Er wuchs heran und war gut in der Schule, weil er sich sehr für die alten Schriften interessierte. Und so wusste er viel mehr als die anderen. Man merkte, dass Gott ihn besonders beschenkte.

Josef und Maria wurden in dieser Zeit einige Kinder geboren: Jakobus, Joses, Judas, Simon und noch einige Mädchen54. 41+42Jedes Jahr ging die Familie am Passahfest55 nach Jerusalem. Als Jesus zwölf Jahre alt war, fand dort die Abschlussprüfung seiner Schulausbildung statt. Er musste den Rabbis in Jerusalem zeigen, dass er die Gebetsriemen richtig um Stirn und Arm binden konnte, dass er seinen Gebetsmantel richtig überstülpen konnte und dass er mit einem silbernen Zeigestab aus einer Thorarolle vorlesen konnte. Das musste er alles ohne fremde Hilfe können. Es gab noch mehr Jungen in seinem Alter aus ganz Israel, die an diesem Tag ihre Bar-Mizwa-Prüfung ablegten. Es herrschte große Freude unter den Familien, denn ab jetzt durften ihre Jungen wie jeder Erwachsene beim Gottesdienst in ihrer Heimatsynagoge aus den Schriftrollen vorlesen. An jedem Schabbat kam ein anderer Mann mit Vorlesen dran. Das war eine große Ehre.

43Nach dem Fest verließen die Menschen wieder Jerusalem und zogen heim. Alle Familien, die nach Galiläa wollten, bildeten eine große Wandergruppe. 44Sie waren schon einen Tag unterwegs, als Josef und Maria merkten, dass Jesus nicht bei ihnen war. Zuerst dachten sie, dass er irgendwo in der Reisegruppe untergetaucht sei. Als sie ihn auch unter den Verwandten und Bekannten nicht fanden, 45verließen sie die Wandergruppe und kehrten nach Jerusalem zurück. 46Dort suchten sie Jesus und fanden ihn schließlich nach drei Tagen. Er war auf dem Tempelvorplatz und saß mitten zwischen den Rabbis. 47Er hörte ihnen zu und stellte Fragen. Und wenn Jesus etwas zu dem Gespräch beitrug, wunderten sich alle über seine klugen und gesegneten Worte. 48Als Josef und Maria das sahen, waren sie schockiert und Maria sagte zu Jesus: „Kind, warum hast du uns das angetan?! Schau, dein Vater und ich haben dich verzweifelt gesucht!“ 49Da sagte Jesus zu ihnen: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Mit diesem Haus meinte er den Tempel, denn Gott war ja eigentlich sein richtiger Vater. 50Aber Maria und Josef verstanden das nicht. 51Nach dieser Aufregung stand Jesus auf und ging brav mit seinen Eltern nach Nazareth. Doch Maria merkte sich die Worte Jesu.

In den nächsten Jahren gab es kein solches, ungewöhnliches Ereignis mehr.52Aber die Menschen merkten, wie die Weisheit Jesu immer mehr zunahm. Und das gefiel den Menschen und auch Gott. Beruflich erlernte Jesus von Josef das Handwerk des Zimmermanns56. Das bedeutet, dass Jesus sehr gut mit Holz umgehen konnte. Er sägte zum Beispiel Balken für die Flachdächer von Nazareth zu. Ein Zimmermann baute damals auch die Türen der Häuser. Der Schließmechanismus aus Holz war dabei eine besondere Herausforderung und erforderte von den Handwerkern großes Geschick.

51 Leider keine Mädchen. Erst vor ca. 250 Jahren konnten die ersten Mädchen in der Synagoge Hebräisch lernen, und leider nur in einer von ca. 40 Synagogenrichtungen: In der reformierten Synagoge.

52 Rabbi, so nennt man die Lehrer.

53 Die Synagoge ist das Versammlungshaus einer jüdischen Gemeinde. Aber dort finden nicht nur Gottesdienste statt, sondern auch der Unterricht.

54 Mark 6,3

55 Am Passahfest erinnern sich die Israeliten an den Auszug aus Ägypten.

56 Mat 13,55 + Mark 6,3

KAPITEL 10 JOHANNES DER TÄUFER

(Mat 3,1-12; Mark 1,1-9; Luk 3,1-20; Joh 1,19-28)

1+2Im Jahr 29 n. Chr.57 sprach Gott zu Johannes, dem Sohn von Zacharias. 1+32+34+5Er sollte jetzt beginnen, das zu predigen, was die Propheten Maleachi (3,1) und Jesaja (40,3) gesagt hatten: „Merkt auf! Ich sende meinen Boten vor mir her, damit er mir den Weg vorbereitet.“ „Eine Stimme ruft in der Wüste: Bahnt dem Herrn einen Weg! Ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!“ 46Johannes lebte damals in der Wüste. Er hatte keine normale Kleidung an, sondern einen Mantel aus Kamelhaaren mit einem Ledergürtel und er aß Heuschrecken und wilden Honig. 243Johannes ging an den Jordan58 bei Betania und forderte die Menschen auf, ganz bewusst59 Gott um Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Wenn sie das taten, taufte er sie, indem er sie kurz im Wasser untertauchte. So bereitete er das Volk auf Jesus vor. 6Es kamen haufenweise Menschen aus Jerusalem, aus ganz Judäa und aus der Umgebung des Jordans. Sie bekannten ihre Sünden und ließen sich von Johannes taufen.

19-22Die Bewegung wurde so groß, dass die geistlichen Führer Israels neugierig wurden. Die Priester und Leviten in Jerusalem wollten wissen, ob Johannes der lang ersehnte Messias wäre und schickten Pharisäer und Sadduzäer zu ihm, aber der sagte ihnen: „Nein, ich bin nicht der Messias.“ Da fragten sie ihn: „Wer dann? Bist du Elia60?“ Johannes sagte:

„Nein, der bin ich nicht.“ Da fragten sie weiter: „Bist du der Prophet61?“ Und er antwortete: „Nein“.

„Wer bist du dann? Wir müssen denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?“ 23Johannes sprach: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn, wie es Jesaja gesagt hat.“ 24+25Die Abgesandten wurden ärgerlich und riefen: „Wer berechtigt dich eigentlich zu taufen, wenn du weder der Messias bist, noch Elia, noch der Prophet?!“ 117+826+27Johannes antwortete: „Ich taufe euch mit Wasser, aber einer, der nach mir kommt, wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. Mitten unter euch steht bereits der, dessen Art euch völlig fremd ist. 7Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch gesagt, dass ihr dem kommenden Zorn Gottes entfliehen könnt! 88Zeigt mit eurem Leben, dass ihr euch eure Sünden habt vergeben lassen. 9Und meint ja nicht, dass Abraham euch vor der Hölle bewahren kann62! Ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken kann. 109Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. 7Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich. 27Ich bin nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Er ist schon bereit, den Weizen in die Scheune zu sammeln, aber die Spreu wird er mit ewigem Feuer verbrennen.“

57 In Lukas 3,1 wird das Jahr des Auftretens von Johannes dem Täufer und damit auch von Jesus sehr genau angegeben: Es war im 15. Regierungsjahr von Kaiser Tiberius, Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes (-Antipas) Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und Trachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene. Außerdem gab es zwei Hohepriester: Hannas und Kaiphas.

58 Er taufte die Leute nicht im Fluss, sondern wie es bis heute im Judentum üblich ist, in einem Grundwasserbecken (Mikwe). Man hat südlich von Jericho 50m östlich des Jordans ein solches kreuzförmiges Taufbecken ausgegraben. Mit Sonnenschutz aus Palmzweigen und Ein- und Ausstiegstreppen war es für mehr als 100 Täuflinge pro Stunde ausgelegt (auch um Jerusalem herum muss es solche Massen-Taufbecken gegeben haben, siehe Apg. 2,41)

59 Es gab im Judentum seit der babylonischen Gefangenschaft das 18-er-Gebet (siehe Anhang), in dem auch die Bitte um Vergebung vorkommt. Aber man betete es auswendig so schnell herunter, dass keiner mehr die Bitte um Vergebung bewusst aussprach. Dabei ist genau dies das Wichtigste in unserer Beziehung zu Gott. Nur so bekommen wir ein reines Herz. Die Bitte um Vergebung ist sozusagen die Eintrittskarte in den Himmel.

60 Es gibt in Maleachi 3,23 den Hinweis, dass Elia noch einmal kommen wird.

61 Im Judentum wird auch noch ein großer Prophet erwartet.

62 Im Judentum gibt es eine Legende, die besagt, dass Abraham vor der Tür der Hölle steht und alle, die Juden sind, in Richtung Himmel umdirigiert.

KAPITEL 11 JESUS WIRD GETAUFT

(Mat 1,1-17+3,13-17; Mark 1,9-11; Luk 3,21-38; Joh 1,29-34)

Johannes der Täufer war von Gott vorbereitet worden, dass er den Messias an einer bestimmten Sache erkennen sollte. 33Gott hatte ihm gesagt: „Der mit Heiligem Geist tauft, ist der, auf den der Heilige Geist selbst kommt und bleibt.“ 34Und Johannes bezeugte, dass Jesus der Sohn Gottes ist.

1329-31In dieser Zeit kam Jesus von Nazareth nach Betania, wo Johannes die Volksmassen taufte. Johannes sah ihn kommen und sprach: „Schaut, er ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt hatte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht, aber damit sein öffentliches Auftreten für Israel vorbereitet wird, deshalb bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen.“

14+15Als Johannes merkte, dass Jesus gekommen war, um sich auch von ihm taufen zu lassen, sträubte sich Johannes zunächst dagegen und sagte zu Jesus: „Ich hätte es nötig, von dir getauft zu werden. Und du kommst zu mir?“ Jesus antwortete ihm: „Lass es ruhig so geschehen. Denn es ist für uns angemessen, zu erfüllen, was bei Gott in Ordnung ist.“ Da gab Johannes nach und taufte ihn.

Als Jesus wieder aus dem Wasser stieg, geschah etwas ganz Unerwartetes und Einmaliges: 16102232Der Himmel öffnete sich und der Geist Gottes kam wie eine Taube auf Jesus herunter. 1711Dazu sprach eine Stimme vom Himmel, die sagte: „Du63 bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Diese Stimme war die Stimme Gottes.64

1-1723-37Jesus war ungefähr 30 Jahre alt. Gott war sein eigentlicher Vater. Aber sein rechtlicher Vater auf der Erde war Josef. Über die Vorfahren von Josef gibt es zwei Versionen65von Namenslisten, weil man damals gerne junge, tüchtige Männer adoptiert hatte66. Auch Jesus war ja von Josef adoptiert worden. Interessanterweise kommen aber beide Versionen bei König David wieder zusammen.

63 Im Matthäusevangelium steht dieser Satz abweichend in der dritten Person.

64 Ähnlich spricht Gott in Mat 17,5 und Luk 9,35 auf dem Berg der Verklärung (Kapitel 79) und in Joh 12,28 (Kapitel 163)

65 Eine Version am Anfang vom Matthäusevangelium und eine in Lukas

66 Man nahm gerne eine Adoption an, wenn man dadurch mehr Könige in seiner Ahnenliste sein Eigen nennen konnte. So gesehen ist die Ahnenliste in Matthäus die höhere, Jakob damit Josefs Adoptivvater, Eli sein leiblicher Vater. Dass eine der beiden Ahnenlisten die von Maria ist, kann ausgeschlossen werden. Frauen führten keine Ahnenlisten. Dass in der Ahnenliste von Matthäus auch Frauen vorkamen, ist sehr ungewöhnlich und eine Ausschmückung zum besseren Verständnis. Die Ahnenliste bei Matthäus ist viel kürzer als bei Lukas. Das liegt daran, dass solche Ahnenlisten wegen Kriegswirren oft verloren gingen und dann mit Hilfe von weitläufigen Verwandten meist nur noch unvollständig wieder vervollständigt werden konnten. Gleichwohl sind sie im Judentum bis heute sehr wichtig. Die Ahnenforschung nimmt im Volk Israel einen großen Stellenwert ein. Paulus war das anscheinend manchmal zu viel, wenn er an Titus (3,9) schreibt, dass Titus törichte Streitfragen, Geschlechtsregister, Zänkereien und Streitfragen des jüdischen Gesetzes (Talmud) meiden soll.

KAPITEL 12 DIE ERSTEN JÜNGER67 VON JESUS

(Joh 1,35-51)

35+36Am folgenden Tag68 zeigte Johannes der Täufer auf Jesus, der in seiner Nähe umherlief und sagte: „Schaut, das Lamm Gottes“. 37Das hörten zwei seiner Jünger und liefen Jesus hinterher. 38Jesus drehte sich um und sah sie hinter sich herlaufen, und fragte sie: „Was sucht ihr?“ Sie fragten Ihn: „Rabbi, wo hältst du dich auf?“ 39Da antwortete Jesus: „Kommt, und ihr werdet sehen!“ So lernten sie Jesus kennen. Das war ungefähr um 16 Uhr. 40Andreas, der Bruder von Simon Petrus, war einer von den beiden, die Jesus ab da nachfolgten. 41Andreas sagte zu seinem Bruder Simon: „Wir haben den Messias gefunden“. 42Er führte Simon zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du wirst Kephas69 genannt werden – was übersetzt „Fels“ heißt.

43Am folgenden Tag wollte70 Jesus nach Galiläa aufbrechen. Er fand Philippus und sprach zu ihm: „Folge mir nach.“ 44Philippus war übrigens aus Betsaida, aus der Stadt, aus der auch die Brüder Andreas und Simon kamen. 45Philippus traf dann Nathanael und sagte zu ihm: „Wir haben den gefunden, von dem Mose und die Propheten geschrieben haben: Jesus, Sohn des Josef von Nazareth.“ 46„Was kann aus Nazareth Gutes kommen“, erwiderte Nathanael. Philippus machte ihm aber Mut und sagte: „Komm und seh` selbst.“

47Als Jesus Nathanael kommen sah, sagte er zu ihm: „Schaut, ein richtiger Israelit, der keinem was vormacht.“ 48„Woher kennst du mich?“ fragte Nathanael. Da sprach Jesus zu ihm: „Bevor dich Philippus rief, sah ich dich unter dem Feigenbaum71.“ 49Da sprach Nathanael erstaunt: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.“ 50Daraufhin sagte Jesus zu ihm: „Weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum gesehen habe, glaubst du an mich. Du wirst noch Größeres als das sehen. 51Echt, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und heruntersteigen zum Sohn des Menschen72“.

67 Hebr. Talmid, was eigentlich Schüler bedeutet.

68 Im Markus-Evangelium folgt auf die Taufe die Versuchung Jesu. Das verbindende Wort „sogleich“ kommt allerdings sehr oft in diesem Evangelium vor. Falls Jesus die Versuchung tatsächlich allein erlebt hätte, dann hat er die Einzelheiten darin sicher nicht seinen Jüngern erzählt. Warum auch? Nein, es war jemand bei ihm und hat wie alles, was uns berichtet ist, für die Nachwelt aufgeschrieben. Er muss zu diesem Zeitpunkt also schon die ersten Jünger gehabt haben. Im Johannesevangelium folgt der Taufe die Berufung der ersten Jünger, und zwar sehr detailliert, so dass anzunehmen ist, dass Johannes sogar selbst der zweite Jünger sein könnte.

69 Hebräisch Kephas bedeutet auf Latein Petrus.

70 Er „wollte“. Dass er tatsächlich sofort nach Galiläa ging, ist hier nicht gesagt. Dazwischen wird noch die Versuchung in der Wüste stattgefunden haben (Kapitel 13), die auf dem Weg nach Galiläa lag.

71 Der Feigenbaum steht symbolisch für das Volk Israel. Die Reaktion Nathanaels deutet jedoch darauf hin, dass Jesus hier keine bloße Zugehörigkeit zum israelischen Volk meinte. Wahrscheinlich hatte Nathanael unter einem Feigenbaum ein ganz privates Erlebnis mit Gott gehabt, vielleicht eine Art Übergabegebet oder ein anderer Vertrauensschritt.

72 „Sohn des Menschen“ ist ein Ausdruck, mit dem die Propheten des Alten Testament den Messias bezeichneten. - Dass Engel Jesus dienten, steht am Ende von Jesu Versuchung (nächstes Kapitel). Auch wegen dieser Vorhersage fand die Versuchung wahrscheinlich nach der Berufung der ersten Jünger statt.

KAPITEL 13 DER TEUFEL VERSUCHT JESUS

(Mat 4,1-11; Mark 1,12+13; Luk 4,1-13)

1121Danach wurde Jesus durch den Heiligen Geist in die Wüste geführt. 2+313a2Dort aß er 40 Tage nichts und wurde vom Satan versucht. 3Als er hungrig war, sprach der Versucher zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ 44Jesus antwortete ihm: „Es steht geschrieben: Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von dem Wort, das von Gott kommt73.“

5-79-12Darauf nahm der Satan ihn in die heilige Stadt Jerusalem mit und stellte ihn oben auf den Tempelturm und sprach zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinunter. Denn in der Bibel steht: „Gott wird seinen Engeln befehlen, dich auf Händen zu tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt74.“ Jesus antwortete: „Es steht auch geschrieben: Du sollst Jahwe, deinen Gott, nicht versuchen75.“

8-105-8Schließlich nahm ihn der Satan auf einen sehr hohen Berg76 und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Er sprach zu Jesus: Dies will ich dir alles geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“ Da sprach Jesus zu ihm: „Geh weg, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst Jahwe, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen77.“111313Da verließ ihn der Satan und Engel Gottes kamen und dienten Jesus.

73 Aus 5.Mose 8,3

74 Aus Psalm 91,11+12