Die Kinder des Lichts - Silke Renken - E-Book

Die Kinder des Lichts E-Book

Silke Renken

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Beschreibung

Die Geschichte vom Flug NN1114 ist natürlich frei von mir erfunden, wurde allerdings angeregt durch das tragische, sehr rätselhafte Verschwinden des Flugs MH370 – Malaysian Airlines am 8. März 2014. Bis heute konnte das Geheimnis um den Flug nicht geklärt werden. Die Tatsache, dass so etwas in unserer heutigen, modernen, von Technik bestimmten Zeit, passieren kann, hat mich sehr beschäftigt. Allen Hinterbliebenen möchte ich mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Und wer weiß, vielleicht gibt es doch eines Tages ein großes Wunder?

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Die Geschichte vom Flug NN1114 ist natürlich frei von mir erfunden, wurde allerdings angeregt durch das tragische, sehr rätselhafte Verschwinden des Flugs MH370 – Malaysian Airlines am 8. März 2014. Bis heute konnte das Geheimnis um den Flug nicht geklärt werden. Die Tatsache, dass so etwas in unserer heutigen, modernen, von Technik bestimmten Zeit, passieren kann, hat mich sehr beschäftigt. Allen Hinterbliebenen möchte ich mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Und wer weiß, vielleicht gibt es doch eines Tages ein großes Wunder?

Inhaltsverzeichnis

Wenn ein Stern stirbt...

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Etwas später im Cockpit von NN1114

Etwas später in der Kabine von NN1114

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Am Flughafen

Zur gleichen Zeit in der Kabine von NN1114

Währenddessen im Cockpit

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Etwas später im Cockpit

Zwei Stunden später im Cockpit

Etwas später im Cockpit vom Flug NN1114

In einer anderen Dimension

Nach einem Monat auf der Erde

Nach einem Monat in der Kabine von Flug NN1114

Im Cockpit vom Flug NN1114

Zur gleichen Zeit in der Kabine vom Flug NN1114

Etwas später auf der Erde

In einer anderen Dimension

Im Cockpit von Flug NN1114

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Währenddessen in der Kabine vom Flug NN1114

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Nach neun Monaten in der Kabine von Flug NN1114

Auf der Erde

In der Kabine vom Flug NN1114

Nachrichten aus der großen Ferne

Auf der Erde

Zur gleichen Zeit in der Kabine vom Flug NN1114

Auf der Erde

In der Kabine vom Flug NN1114

In der Kabine vom Flug NN1114

Die Stimme

Zu dieser Zeit auf der Erde

In der Kabine des Flugs NN1114

Eine große Reise

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Zur gleichen Zeit an Bord vom Flug NN1114

Auf der Erde zur gleichen Zeit

Unterdessen an Bord vom Flug NN1114

Im Universum

Uriel

Im Cockpit vom Flug NN1114

Die Heimkehr

Die Überlebenden

Die Kinder des Lichts

Tag 777 nach der neuen irdischen Zeitrechnung – der große Tag

Die 5 Regeln des Lebens lauten

Elisabeths Familie und ihr Kind des Lichts

Vierzig Jahre nach der Rückkehr vom Flug NN1114 (nach der neuen Zeitrechnung)

1699 Jahre später

Wenn ein Stern stirbt...

Egal, wo auf der Welt wir uns gerade befinden, wenn wir zum Himmel schauen, sehen wir Sterne. Manche sind klein, manche groß, einige funkeln sehr hell, ab und zu sehen wir auch eine Sternschnuppe. Dann sollte man sich schnell etwas wünschen, darf es aber nicht verraten. Schon seit Millionen von Jahren sehen Menschen Sterne am Himmel, sogar als es noch keine Menschen gab, waren schon Sterne am Himmel zu sehen. Die Sterne wurden dann später von Astronomen in Sternbilder und verschiedene Galaxien eingeordnet. Seit Jahrtausenden gibt es auch schon Sternzeichen, die von Astrologen gedeutet werden.

Was aber passiert, wenn ein Stern stirbt? Irgendwann, nach so vielen Jahrtausenden muss jeder Stern sterben…Sehr viele Wissenschaftler haben sich diese Frage schon gestellt. Einige von ihnen haben herausgefunden, dass, wenn ein Stern stirbt, im Universum ein schwarzes Loch entsteht. Das hört sich ja schon mal sehr gruselig an … ein Stern kann sterben … und ein schwarzes Loch entsteht. Aber, was genau ist denn wohl so ein schwarzes Loch. Ganz genau können auch die klugen Wissenschaftler das nicht sagen. Fest steht aber, dass so ein schwarzes Loch alles, aber auch wirklich alles, einsaugt, was sich in seiner Nähe befindet. Egal, ob es andere Himmelskörper, Meteoriten, Weltraumschrott, Gesteinsbrocken oder einfach lose herum fliegendes Irgendetwas ist, das schwarze Loch saugt es an und egal wie groß das gewisse Etwas auch war, es verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Da gibt es kein Entkommen. Ein schwarzes Loch funktioniert wie ein überdimensionaler Staubsauger, alles, aber auch wirklich alles wird aufgesaugt.

Was aber passiert, wenn Himmelskörper oder all die anderen herumfliegende Dinge von einem schwarzen Loch aufgesaugt wurden? Entstehen viele neue kleine Sterne? Verschwindet das schwarze Loch einfach, wenn es satt geworden ist? Zerplatzt es vielleicht? Darauf haben auch die Wissenschaftler noch keine Antwort gefunden. Wir werden jetzt mit unserer kleinen Elisabeth eine Reise machen und finden vielleicht eine Antwort.

Bevor unsere Elisabeth nun in die Schule kommen sollte, hatten ihre Eltern mit ihr eine wunderschöne Reise in ein sehr fernes, warmes Land gemacht. Jeden Tag schien dort die Sonne, sie hatten im blauen Meer gebadet und viele schöne Tage am Strand verbracht. An manchen Tagen hatten sie Ausflüge ins Land gemacht und dabei die wunderschöne Natur bewundert.

In dem feuchtwarmen Tropen-Klima gediehen Pflanzen, die Elisabeth und ihre Eltern noch nie gesehen hatten. Riesengroße Palmen säumten die Straßen, es war ein sehr schöner Urlaub gewesen. Durch die vielen neuen Eindrücke hatte Elisabeth den Verlust ihrer gerade gewonnenen Omi nicht vergessen, sie wusste ja, Mariechen schaute vom Himmel auf sie herab und freute sich mit ihnen. Es waren wirklich schöne Ferien gewesen, sie hatten alle drei eine schöne Zeit gehabt. Aber, wie es nun mal so ist, jede schöne Zeit nimmt auch mal ein Ende und sie mussten die Heimreise antreten. Elisabeth freute sich schon darauf, nun auch endlich in die Schule gehen zu dürfen.

„Mami, wenn ich erst einmal richtig schreiben kann, schreibe ich alles auf, was ich von Mariechen und dem großen, weisen, alten Vogel gelernt habe. Alle Menschen sollen das wissen.“ „Ja, das ist eine sehr schöne Idee, mein Kind. Du wirst sehen, die Schule wird Dir sehr viel Spaß machen“, gab ihr die Mutter zur Antwort.

Ein letztes Mal fuhren sie nun durch die schönen Straßen die von bunten Häusern und den schönen Palmen umrahmt wurde, mit dem Taxi vom Hotel zum Flughafen. Alle waren müde, aber auch rundum glücklich und zufrieden. Nach etwa einer Stunde erreichte das Taxi den Flughafen. Ja, diese Reise hatte unsere kleine Elisabeth mit dem Flugzeug angetreten, so wie es alle Menschen taten, die ein weit entferntes Ziel erreichen wollten. Das Fläschchen mit den Seifen-Blasen, mit denen sie gemeinsam mit ihren Freunden, gereist war und ihre aufregenden Abenteuer erlebt hatte, war leer. Sie brauchte aber auch keine Seifen-Blasen mehr, mit der letzten großen Seifen-Blase hatte sie ja unsere schöne Erde umhüllt, um sie für immer zu schützen. Unsere Elisabeth hatte keine Angst vorm Fliegen, sie fand es spannend, in das große Flugzeug zu steigen, in dem so viele Menschen Platz hatten. Das Flugzeug sah aus wie ein silberner, großer Vogel. Es erinnerte sie ein wenig an den großen, weisen, alten Vogel mit dem sie so viele spannende Abenteuer erlebt hatte. Der Flug würde einige Stunden dauern, aber das machte ihr nichts aus. Immerzu kamen die netten Stewardessen und brachten etwas zum Trinken oder eine kleine Mahlzeit. Elisabeth konnte lustige Zeichentrickfilme während des Flugs gucken, das fand sie besonders spaßig. „Mami, wie kann es denn sein, dass ich hier in der Luft, so weit oben, Filme gucken kann?“ „Die moderne Technik macht so einiges möglich, mein Kind. Da staunst Du, nicht wahr?“ Vor dem Abflug hatten die Stewardessen erklärt, was zu tun sei, falls es einen Notfall geben würde. „Mami, kann denn das Flugzeug abstürzen? Fällt es dann einfach nach unten? Und was passiert denn dann?“ „Nein, Elisabeth, in der heutigen Zeit ist Fliegen eine sehr sichere Art zu reisen. Es ist sicherer, als mit dem Auto zu fahren, glaube mir. Natürlich kann es auch einmal einen Unfall geben, aber das geschieht sehr selten. Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen.“ So war Elisabeth beruhigt, die Mami wusste doch immer alles. Schon kam wieder eine der netten Stewardessen und fragte, ob sie nicht ein paar Bonbons essen wollte. Natürlich wollte sie das. Welches Kind kann da schon nein sagen? So waren sie nun schon einige Stunden in der Luft, der Flugkapitän erklärte gerade über den Bord-Lautsprecher, wo sie sich zur Zeit befänden, er erwähnte auch die Flughöhe und wie lange es noch dauern würde, bis sie ihr Ziel erreicht hätten. Das alles interessierte unsere Elisabeth aber nicht, sie schaute aufgeregt aus dem kleinen Fenster. Dort, über den Wolken gab es so viel zu sehen. Die Sonne war hier besonders hell. Alles war so spannend, sie hatte ja schon, bevor sie auf die Erde gekommen war, hoch oben über den Wolken bei den Engeln gelebt. Nun fragte sie sich, wie hoch sie wohl noch fliegen mussten, um dort bei den Weisen einmal Hallo zu sagen. Ob ein normales Flugzeug, wie es Menschen gebaut hatten, das überhaupt schaffen konnte? Wer wusste das schon?

Gerade wollte sie ihre Mami danach fragen, als es einen kleinen Ruck gab. „Mami, was war das“? wollte sie direkt wissen. Schon ruckte das Flugzeug wieder. Es gab nochmal einen starken Ruck, dann leuchteten alle Lampen im Flugzeug auf und die Stewardessen baten die Passagiere, sich anzuschnallen. „Wir haben Turbulenzen, bitte bleiben Sie auf Ihren Sitzen und bleiben Sie angeschnallt“, ertönte es über den Lautsprecher.

„Was sind denn Turbulenzen, Mami“? „Turbulenzen sind nichts Aufregendes, es ruckt nur ab und zu ein bisschen. Du weißt doch, wie es ist, wenn in unserer Straße einmal ein kleines Loch ist, dann ruckt es auch, wenn wir mit dem Auto darüber fahren. Genauso ist es, wenn Du mit Deinem Fahrrad oder Deinen Rollschuhen durch so ein Loch fährst, es gibt einen kleinen Ruck und alles ist vorbei. Die Strecke, die ein Flugzeug fliegt, ist wie eine Straße im Himmel und auch da gibt es durch die Wolken oder den Wind auch mal so etwas wie ein kleines Loch.“ „Mmmmh, komisch, im Himmel gibt es Straßen?

Flugzeuge fliegen doch, sie fahren doch nicht“. Aber wie gut, dass die Mami immer Bescheid wusste, dachte Elisabeth bei sich und schon gab es wieder einen sehr heftigen Ruck. Im gleichen Moment gingen alle Lichter im Flugzeug aus und kurz danach wieder an. „Wir haben sehr heftige Turbulenzen, bitte bleiben Sie angeschnallt und nehmen Sie die Schutzhaltung ein“, ertönte es über den Bordlautsprecher. Die Schutzhaltung bedeutete, dass man sich nach vorne beugen und die Arme über dem Kopf verschränken sollte. Das taten alle Passagiere, einige schrien leise auf, andere begannen zu weinen. Auch Elisabeth fühlte sich jetzt nicht mehr wohl, das hier war nicht mehr spannend.

Ihr war sogar schon etwas schlecht geworden, am liebsten wollte sie sich jetzt schnell in den Armen ihrer Mami verstecken. Auf jeden Fall wollte sie jetzt ganz schnell nach Hause, das war ihr alles zu unheimlich geworden. Es gab noch einen heftigen Ruck, so dass die Klappen der Gepäckfächer sich von allein öffneten und alle Gepäckstücke herausfielen. Einige trafen die Passagiere am Kopf, einige Passagiere bluteten bereits an ihren Köpfen. Das hier war alles nicht richtig, so viel war klar. Der Flugkapitän mahnte über den Lautsprecher zur Ruhe, es seien einige sehr heftige Turbulenzen, gleich sei aber alles vorbei. Nun gingen endgültig alle Lichter an Bord aus. Die Passagiere schrien, die Stewardessen versuchten alles, um sie zu beruhigen. Es gab noch einen sehr starken Ruck und dann war es ruhig. Alles war ruhig, die Maschine schien ruhig vor sich hin zu gleiten, scheinbar war nie etwas passiert.

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Im Kontrollturm eines Flughafens saß Herr M., wie jeden Tag, an seinem Monitor und überwachte alle Flugzeuge auf seinem Radarschirm. Es war seine Aufgabe, alle Maschinen, die sich im Luftraum des Flughafens bewegten, zu überwachen. Schließlich muss ja alles seine Ordnung haben und in der heutigen Zeit bewegen sich sehr viele Maschinen am Himmel, so dass der Luftraum wie ein Straßensystem aufgebaut hat. Jede Maschine hat ihre Route, die An- und Abflugzeiten sind genau festgelegt.

Auch an diesem Tag lief alles nach Plan. Herr M. freute sich schon, in einer halben Stunde war Zeit für seine Kaffeepause, in der er immer sehr gerne mit seinen Kollegen traf. Dann tranken sie Kaffee, erzählten von ihren Familien, unterhielten sich über Sport oder Politik. Manchmal lasen sie die Zeitung und diskutierten über das Gelesene. Ja, Herr M. liebte seine Arbeit im Kontrollturm, das war seine Welt, er hatte eine sehr große Verantwortung, durfte niemals eine falsche Anweisung geben. Er war zu einem großen Teil für die Sicherheit im Luftraum mit verantwortlich und darauf war er sehr stolz.

Plötzlich traute er seinen Augen nicht! Das konnte doch nicht sein! Schnell nahm er die Brille ab und wischte sich verwirrt über die Augen. Wo war denn nur die Maschine, die in etwa einer halben Stunde landen sollte? Gerade hatte er sie doch noch auf seinem Radarschirm gesehen! Nun war da nichts mehr, das konnte doch nicht sein! Schnell prüfte er, ob die technischen Geräte einen Fehler hatten, aber alles war so weit in Ordnung. Herr M. rief nach seinem Kollegen, aufgeregt schilderte er, was passiert war. Er hatte eine Maschine von seinem Radarschirm verloren, das war noch niemals da gewesen. Nichts! Vor einigen wenigen Minuten war noch alles in Ordnung gewesen … und jetzt. Schnell prüften die zwei nochmal alle Geräte, aber sie fanden keinen Defekt. Nein, die Geräte waren alle, wirklich alle, in Ordnung. Aber was stimmte hier nicht? „Wo ist denn der Flug NN1114, wo ist die Maschine?“ Sein Kollege, Herr P., wusste auch keine Antwort.

„Das kann ich mir nicht erklären, so etwas ist noch nie passiert.

Wo ist NN1114, wo?“ Herr M. war nun sehr blass geworden, er war so weiß wie eine Wand. „NN1114 kann nicht abgestürzt sein, wir hätten es auf dem Radarschirm gesehen. So etwas dürfen wir nicht denken.“ „NN1114, bitte kommen! NN1114, bitte kommen“, rief Herr M. immer wieder in sein Mikrofon, über das er mit der Maschine verbunden war. Keine Antwort.

Nichts. „NN1114, bitte kommen! NN1114, bitte kommen!“ Und wieder keine Reaktion! Keine Antwort, keine Reaktion, keine Maschine mehr auf dem Radarschirm, kein Absturz war angezeigt worden. Die Besatzung der NN1114 hatte über Funk nicht einmal etwas von Problemen erwähnt. Und jetzt meldeten sie sich nicht mehr. In der Vergangenheit waren schon Flugzeuge entführt worden, aber man hatte sie immer noch auf dem Radarschirm sehen können und so ihre Flugroute weiter verfolgen können, aber NN1114 blieb spurlos verschwunden. Schnell informierten die Beiden ihre Vorgesetzten, damit diese mysteriöse Angelegenheit aufgeklärt werden konnte. Ein Flugzeug verschwindet in unserer heutigen, hochmodernen Zeit nicht so einfach. Das ist unmöglich.

Sofort wurde eine große Suchaktion eingeleitet, Flugzeuge, die mit speziellen Instrumenten ausgestattet waren, flogen auf der Route der NN1114, auch auf dem Wasser wurde mit vielen Schiffen gesucht. Man musste auch in Erwägung ziehen, dass NN1114 ins offene Meer gestürzt war, so kamen auch U-Boote zum Einsatz, um unter Wasser zu suchen. So traurig wie es auch war, mussten alle schlimmen Möglichkeiten in Betracht gezogen und auch mit dem Allerschlimmsten, nämlich, dass NN1114 mit all seinen Passagieren abgestürzt war, musste gerechnet werden. Die Frage aber blieb, warum war NN1114 so plötzlich und so unauffindbar von dieser Welt verschwunden. Und wo waren die Passagiere jetzt, waren sie überhaupt noch am Leben? Und wenn ja, wo? Wo würde man sie finden? Schlimmer noch, was würde man überhaupt finden?

Es gab ein wenig, ein ganz kleines wenig Hoffnung. Jedes Flugzeug ist heute mit einer Black-Box ausgestattet, diese Black-Box sendet dreißig Tage lang ein starkes Funksignal, wenn das Flugzeug verunglückt ist. Die Suchmannschaften, egal ob zu Wasser oder in der Luft, brauchen nur dieses Funksignal irgendwo zu empfangen und schon kann die Suche los gehen.

Darauf bauten alle, das Flughafenpersonal und die Suchmannschaften….

Etwas später im Cockpit von NN1114

Der Flug NN1114 mit all seinen Passagieren schwebte dahin, der Pilot merkte zuerst, dass sie ihr Tempo verlangsamt hatten.

Die Maschine flog nicht mehr, nein, sie schwebte. Alles war gut. Auch sein Co-Pilot war sehr zufrieden, diese Turbulenzen hatten sie sicher durchquert, ohne dass sie einen bemerkenswert großen Schaden an der Maschine genommen hatten. Alles war gut, dachte er. Aber er war so merkwürdig zufrieden und entspannt, ja fast ein wenig glücklich. „Wir können das Zeichen zum Gurte-Lösen geben. Dann können die Stewardessen schauen, wie es den Passagieren geht und die Wunden der Leute versorgen. Auf jeden Fall sollten sie Wasser an die Passagiere ausgeben. Das war ja ein Riesen-Schreck, so eine heftige Turbulenz habe ich während all meiner Flüge noch nicht erlebt. Für einen Moment habe ich gedacht, unser letztes Stündlein schlägt. Aber nun ist ja alles wieder gut. Ich freue mich, meine Frau hat für heute Freunde zum Abendessen eingeladen. Das wird ein schöner Abend.“ So drückte er auf die Taste, die das Signal zur Entwarnung, zum Gurte lösen, gab. Im gleichen Augenblick ging auch das Licht in der Maschine wieder an. Die Stewardessen erhoben sich zuerst von ihren Sitzen, um nach den Passagieren zu schauen. Gerade waren sie aufgestanden, da bemerkten sie, dass etwas sehr merkwürdig, sehr befremdlich war. Die Maschine schien nicht mehr zu fliegen, nein, sie schien zu schweben. Aber auf wundersame Weise machten sie sich darüber gar keine Sorgen, alles war gut.

Selten hatten sie sich so ausgeruht und zufrieden gefühlt. Und das nach so vielen Stunden, die sie schon in der Luft gewesen waren. Zu allem Überfluss auch noch diese heftigen Turbulenzen, durch die sie geflogen waren. Aber jetzt war wirklich alles gut.

Etwas später in der Kabine von NN1114

„Mami, schau, das Licht ist wieder an. Und…da leuchtet die Lampe, die sagt, dass wir die Sicherheitsgurte wieder öffnen dürfen. Was war das nur? Ich hatte solch eine Angst! Ich habe gedacht, wir sterben alle.“ Elisabeth hatte noch Tränen in den Augen, noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt, obwohl sie doch schon so Einiges erlebt hatte. Aber so furchtbare Angst hatte sie noch gehabt. Schnell öffnete die Mami ihren Gurt und drückte unsere kleine Elisabeth fest an sich. „Oh, Gott, Elisabeth, geht es Dir gut?“ „Ja, aber was war das gerade eben?“ Alle Passagiere des Flugs NN1114 erholten sich langsam, sie begannen die Gurte zu lösen und sahen sich um. In der Kabine herrschte ein unglaubliches Chaos. Viele hatten blutende Wunden am Kopf, weil sie von den herunter fallenden Gepäckstücken getroffen worden waren.

Gepäckstücke lagen im Gang, aber auch zwischen den Sitzen, herum. Die Klappen der Fächer für das Handgepäck hatten sich alle geöffnet und hingen nun nach unten. Ein furchtbarer Anblick! Die ersten Fluggäste erhoben sich nun von den Sitzen, sie sahen sich um und konnten kaum glauben, dass es, nach nur so kurzer Zeit, so chaotisch in der Kabine aussah. Das schienen aber sehr heftige Turbulenzen gewesen zu sein. Trotz des riesigen Durcheinanders, der Angst, die sie ausgestanden hatten, der vielen blutenden Mitreisenden, fühlten sie sich wunderbar wohl. In der Kabine begann sich ein angenehmes Gefühl auszubreiten, ein sehr entspanntes Gefühl, ein Wohlsein, dass sie noch nie gekannt hatten. Alles war gut. Ja, so fühlte sich das an, alles war einfach nur gut. So begannen die Passagiere sich zu entspannen, es war ja alles irgendwie gut.

Ein paar Augenblicke später öffnete sich der Vorhang, der die Stewardessen von den Passagieren trennt. Die Stewardessen sahen das Ausmaß der Katastrophe, die Kabine war wirklich in einem sehr chaotischen Zustand. Sofort begannen zwei der Stewardessen damit, die Verwundeten zu versorgen, sehr viele Pflaster wurden geklebt, Verbände angelegt. Die dritte Stewardess hatte fix begonnen, alle Gepäckstücke wieder in die Fächer über den Sitzen einzuräumen, so dass der Gang wieder frei war. Sie waren alle drei etwas verwundert, selbst hatten sie zwar immer noch sehr wackelige Knie, aber ihnen fiel auf, dass keiner der verwundeten Passagiere auch nur irgendwie über Schmerzen am Kopf oder an seinen Wunden klagte. Nein, alle schienen keine Schmerzen zu verspüren. Alles war auf eine merkwürdige, wundersame Weise, gut.

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Flug NN1114 wurde verzweifelt gesucht, speziell ausgebildete Suchmannschaften überflogen mit ihren Maschinen das Meer, über das die Route des Flugs NN1114 geführt hatte, vielleicht konnte man aus der Luft etwas erkennen. Trümmerteile, Gepäckstücke, schlimmstenfalls im Meer treibende Leichen.

Zur gleichen Zeit überfuhren Schiffe, die ebenfalls mit speziellen Suchgeräten ausgerüstet waren, das Meer. Nichts, aber auch gar nichts, war zu sehen. Die U-Boote, die unter dem Meeresspiegel auf der Suche waren, fanden auch nicht nur den kleinsten Hinweis darauf, dass Flug NN1114 hier abgestürzt war. So etwas hatte es in der gesamten Geschichte des Flugverkehrs noch nie gegeben, ein Flugzeug, das mit seinen über 300 Passagieren spurlos verschwunden war. Für die Fachleute war es einfach unmöglich, so etwas zu glauben. Sie gaben nicht auf, der Umkreis der Suche wurde großräumig erweitert, vielleicht war Flug NN1114 doch von der Route abgekommen. Sehr unwahrscheinlich zwar, das hätte auf dem Radarschirm zu sehen sein müssen. Aber wer wusste schon, was hier noch wahrscheinlich war. Und die Hoffnung gab man so schnell nicht auf, schließlich suchte man hier nach über 300 Menschenleben.

Am Flughafen

Jede Fluggesellschaft hat einen Sprecher, die Aufgabe so eines Sprechers ist, die Presse und die Öffentlichkeit zu informieren, wenn es irgendetwas Besonderes gibt. Dazu gehört aber auch die bedauernswerte Aufgabe, die Angehörigen und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wenn es ein Unglück gegeben hat. Und, bei Flug NN1114 hatte es ein Unglück gegeben, man wusste zwar nicht, in welchem Ausmaß und in welcher Form, aber hier gab es Unglück, so viel war klar. Die Angehörigen, die ihre Freunde oder Familienmitglieder, Kinder, Väter, Mütter, Tanten, Onkel, Großeltern, am Flughafen abholen wollten, hatten gewartet. Sie waren zuerst etwas stutzig gewesen, als Flug NN1114 nicht planmäßig landete. Aber so etwas kommt vor, manchmal verspätet sich ein Flug, manchmal bekommt der Pilot nicht sofort eine Landeerlaubnis. Das gehört zum Luftverkehr dazu, es ist völlig normal und nicht besorgniserregend. So vertrieben sich die Abholer noch ein wenig die Zeit, sie gingen Kaffee trinken, lasen noch ein wenig oder sie unterhielten sich. Einige waren auch ein wenig verärgert, weil sie noch einen Zug erreichen mussten, oder einfach, weil sie warten mussten. Aber Sorgen machten sie sich noch nicht. Nach einigen Stunden gab es immer noch keine Auskunft, es war nur einmal kurz über die Ansage des Flughafens ausgerufen worden, der Flug NN1114 hätte leichte technische Probleme und man müsse auch weiterhin mit einer Verspätung rechnen. Nun aber musste der Sprecher der Fluggesellschaft vor die Angehörigen treten und erklären, das man zur Zeit nicht wisse, wo Flug NN1114 sei und was genau passiert sei. Tränen standen ihm bei seiner kurzen Rede in den Augen. Einige der Wartenden brachen in Tränen aus, das war doch nicht zu glauben, das konnten sie nicht verstehen. Schon waren auch die ersten Fernsehreporter eingetroffen und berichteten über das unglaubliche Ereignis.

Ein Flug, Flug NN1114 war spurlos von unserer Welt verschwunden. Diese Nachricht verbreitete sich sehr schnell im Land, so dass auch die Angehörigen die zuhause auf ihre Lieben gewartet hatten, sich auf den Weg zum Flughafen machten. Sie wollten direkt vor Ort sein, falls Flug NN1114 mit ihren Lieben an Bord doch noch unversehrt eintraf. Nachdem noch einige Stunden vergangen waren und sich fast alle Angehörigen der an Bord gewesenen Passagiere eingefunden hatten, trat der Sprecher noch einmal vor die Kameras. Sein Gesicht war in der kurzen Zeit um Jahre gealtert und man sah, wie schwer ihm das, was er nun erklären musste, fiel. Er bat kurz um Ruhe und begann. Flug NN1114 blieb auch weiterhin vermisst, man hatte bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht eine Spur, nicht das kleinste Zeichen, keinen Hinweis, einfach nichts, um das Verschwinden des Flugs aufklären zu können. Nach so langer Zeit, gab er zu verstehen, müsse man damit rechnen, dass Flug NN1114 mit seinen über 300 Passagieren nicht wohlbehalten zum Flughafen zurück kehren würde. Die Suche würde auf jeden Fall fortgeführt werden, man hoffte auch immer noch auf die besagte Blackbox, man hoffte, die Signale dieser Box bald zu orten und dann die Maschine, wo auch immer sie sich gerade befand, zu finden. Aber diese Hoffnung war eben sehr gering, nur, dieses kleine Fünkchen Hoffnung gab es noch. Die Angehörigen, die sich am Flughafen versammelt hatten, brachen in Tränen aus, sie schrien vor Verzweiflung, einige brachen zusammen. Ein furchtbarer Tag. Sie mussten noch weiter warten, warten und hoffen, dass doch noch alles gut werden würde. Eine unendlich lange Zeit des Wartens, eine Zeit der Verzweiflung war nun angebrochen.

Zur gleichen Zeit in der Kabine von NN1114

Auf eine seltsame Art und Weise hatte sich unter allen Passagieren ein wunderbares Gefühl verbreitet. Sie waren zufrieden, sie fühlten sich gut. Alles war gut. „Mami, ich hab Dich lieb“, flüsterte Elisabeth ihrer Mami ins Ohr. „Ja, mein Schatz, ich auch. Schau, der Papi schläft. Lass uns auch ein wenig schlafen. Bald sind wir zuhause.“ So kuschelte sich Elisabeth schnell bei ihrer Mami in die Arme und schon war sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. Die große Aufregung war ja doch etwas zu viel für die Kleine gewesen.

Während Elisabeth so schön vor sich schlief, begann sich ihre Mami zu fragen, was nun werden würde. Wann würden sie wohl landen? Und…was war passiert? Warum fühlten sich alle so gut? Sie hatte auch bemerkt, dass keiner der verletzten Passagiere über Schmerzen geklagt hatte, das war doch sehr merkwürdig. Aber sicher standen sie auch noch unter Schock, diese heftigen Turbulenzen, jeder hatte gedacht, jetzt ginge es zu Ende, das Flugzeug würde abstürzen. Und plötzlich war alles gut gewesen, das Flugzeug schien förmlich zu schweben. Ja, auch sie hatte furchtbar große Angst gehabt, aber nun fühlte sie sich auch auf eine wunderbare Weise wohl, sicher und geborgen. Alles war gut. Mit dem Gedanken war sie auch schon, wie fast alle Passagiere, in einen tiefen traumlosen Schlaf gefallen.

Währenddessen im Cockpit

„Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen! Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen!“ rief der Pilot in sein Mikrofon, über das er ja eigentlich mit dem Tower, dem Flugüberwachungsturm auf der Erde, verbunden war. „Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen! Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen!“ Keine Rückmeldung, keine Antwort, nichts. Nicht eine Reaktion von der Erde. Das war schon ein wenig ungewöhnlich, normalerweise lief der Funkverkehr mit der Erde reibungslos. „Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen!“ Er musste doch schließlich dem Bodenpersonal mitteilen, dass die Maschine nun wieder regulär im Anflug war und um Landeerlaubnis bitten. „Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen!“ Keine Antwort, das Funkgerät blieb still…Der Pilot konnte nicht wissen, dass auf der Erde schon einige Tage vergangen waren und seine Maschine, Flug NN1114, bereits seit einigen Tagen verzweifelt gesucht wurde. „Merkwürdig, ich bekomme keine Verbindung zum Tower. Versuch Du es weiter“, gab er seinem Co-Piloten den Auftrag. Immer wieder hörte man die verzweifelten Rufe aus der Kabine, „Tower, hier Flug NN1114, bitte kommen!“ Unterdessen hatten sich auch die Stewardessen, nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass alle Fluggäste ruhig schliefen, ein wenig zur Ruhe begeben.

Die unerwartete Aufregung hatte sie müde gemacht, aber nun war ja alles gut. Bald würden sie wieder zuhause bei ihren Lieben sein. Schnell noch ein kleines Schläfchen und dann musste der Landeanflug vorbereitet werden. Alles war gut. Sie ahnten nicht, dass ihre Lieben schon seit einigen Tagen verzweifelt am Flughafen auf eine Nachricht warteten. Sie ahnten nicht, dass sie schon seit einigen Tagen gesucht wurden.

Nein, alles war gut. Sie hatten durch die Turbulenzen ein wenig Zeit verloren, sicher würden sie eine neue Anflugzeit und eine Landeerlaubnis bekommen. Alles war gut. Kein Grund zur Sorge.

Zur gleichen Zeit auf der Erde

Es waren nun schon zehn Tage vergangen, zehn Tage, die an den Nerven aller Beteiligten gezehrt hatten. Trauer hatte sich unter den Angehörigen der Fluggäste vom Flug NN1114 breit gemacht. Hilflose Trauer, die begann, sich in Wut umzuwandeln. In Wut und hilflose Verzweiflung. Von den Suchmannschaften hatte es auch noch keine gute Nachricht gegeben. Es waren immer die gleichen Meldungen, die herein kamen. Man hatte trotz modernster Technik noch nicht einmal die Blackbox des Flugzeugs gefunden. Nichts, nicht eine einzige Spur. Das war für alle Menschen schwer zu verstehen, einfach unbegreiflich. Der Sprecher der Fluggesellschaft musste jeden Tag die gleichen traurigen Nachrichten verkünden, nämlich, dass es nichts Neues gab, keine Spur, kein Hinweis. Die Hoffnung, die Lieben noch einmal wieder zu sehen, schwand mit jedem Tag mehr. Die Nachricht, dass ein ganzes Flugzeug mit samt seinen über 300 Passagieren spurlos verschwunden war, beschäftigte die Menschen mittlerweile auf der ganzen Welt. Man spekulierte, ob die Maschine abgestürzt war, vielleicht war sie aber auch entführt worden? Wer wusste das schon? Oder hatte vielleicht sogar der Pilot der Maschine seine Hände im Spiel und vielleicht ein anderes, fremdes Ziel angeflogen? Man hatte in seinem Haus einen Flugsimulator gefunden, auf dem er einige Strecken, die nicht vorgesehen waren, einstudiert hatte. Aber Tatsache blieb, bei allen Möglichkeiten, die erwogen und durchdacht wurden, das Verschwinden vom Flug NN1114 hätte auf dem Radarschirm zu sehen sein müssen. Und es war nichts, aber auch gar nichts zu sehen gewesen. Man hatte die Aufzeichnungen vom Radar mehrfach gesichtet und kontrolliert, aber, wie auch Herr M.

schon von vornherein gesagt hatte, war die Maschine plötzlich nicht mehr auf dem Schirm gewesen. Als hätte eine große, geheimnisvolle Hand sie einfach weg gewischt, einfach ausradiert.

Etwas später im Cockpit