Die kleine Tanzschule am Meer - Ria Hellichten - E-Book
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Die kleine Tanzschule am Meer E-Book

Ria Hellichten

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Beschreibung

Ein Tanz ins Glück

Als Natalies Traum von einer Tanzkarriere in New York platzt, kehrt sie in ihre Heimat Travemünde zurück. Dort angekommen muss sie sich nicht nur mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, die sie eigentlich weit hinter sich lassen wollte, sondern möchte sich auch endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: eine eigene Tanzschule. Doch das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur fehlt Nati jegliches Budget für eine Renovierung, ihr erster Schüler ist noch dazu ausgerechnet ihr ehemals bester Freund. Nic, der eigentlich schon immer mehr war als das. Kurz entschlossen schließen sie einen Pakt: Nic hilft ihr bei der Renovierung des "Wellentänzers", und im Gegenzug bringt Nati ihm das Tanzen bei. Dabei kommen sie sich jedoch näher als geplant - gar keine gute Idee, denn Nic soll in vier Wochen heiraten.

Eine Freundschaft aus Kindertagen, die schon immer so viel mehr war, eine kleine Tanzschule und die traumhafte Ostsee. Ein warmherziger Feel-good-Roman für alle Fans von Barbara Erlenkamp und Kerstin Garde.

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Widmung

Playlist

Prolog – Blue October – I Hope You're Happy (Discofox)

1. Gotye – Somebody That I Used to Know (Cha Cha Cha)

2. Marlon Roudette – New Age (Rumba)

3. Silbermond – Für dich schlägt mein Herz (Discofox)

4. Meghan Trainor – Dear Future Husband (Jive)

5. Norah Jones – Come Away with Me (Langsamer Walzer)

6. Fiction Factory – Heaven (Rumba)

7. Debra Messing – They Can't Take That Away from Me (Slowfox)

8. U2 – Love Rescue Me (Langsamer Walzer)

9. Leona Lewis – Bleeding Love (Rumba)

10. Michael Schulte – Back to the Start (Discofox)

11. Sam Smith: Stay with Me (Rumba)

12. Rag'n'Bone Man – Human (West Coast Swing)

13. Rea Garvey – Kiss Me (Discofox)

14. Kodaline – Autopilot (Salsa)

15. Elaiza – Is It Right (Tango)

16. David Guetta – I'll Keep Loving You (Discofox)

17. Passenger – Beautiful Birds (Rumba)

18. Slimane – Coeur de Pierre (Blues)

19. Mrs. Greenbird – Shooting Stars & Fairy Tales (Quickstep)

20. Philip Guyler – Through a Looking Glass (Wiener Walzer)

21. Coldplay – Warning Sign (Rumba)

22. Imagine Dragons – Believer (Discofox)

23. Sam Smith – Writing's on the Wall (Langsamer Walzer)

24. Coldplay – Fix You (Rumba)

25. The Fray – How to Save a Life (Cha Cha Cha)

26. James Blunt – When I Find Love Again (Quickstep)

27. Disturbed – The Sound of Silence (Rumba)

28. Bruno Mars – Count on Me (Jive)

29. Dido – Thank You (Rumba)

30. Bruno Mars – Just the Way You Are (Cha Cha Cha)

31. Ed Sheeran – Perfect (Wiener Walzer)

Dank

Impressum

Über dieses Buch

Als Natalies Traum von einer Tanzkarriere in New York platzt, kehrt sie in ihre Heimat Travemünde zurück. Dort angekommen muss sie sich nicht nur mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, die sie eigentlich weit hinter sich lassen wollte, sondern möchte sich auch endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllen: eine eigene Tanzschule. Doch das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur fehlt Nati jegliches Budget für eine Renovierung, ihr erster Schüler ist noch dazu ausgerechnet ihr ehemals bester Freund. Nic, der eigentlich schon immer mehr war als das. Kurz entschlossen schließen sie einen Pakt: Nic hilft ihr bei der Renovierung des „Wellentänzers“, und im Gegenzug bringt Nati ihm das Tanzen bei. Dabei kommen sie sich jedoch näher als geplant – gar keine gute Idee, denn Nic soll in vier Wochen heiraten.

Über die Autorin

Ria Hellichten, Jahrgang 1990, hat Germanistik und Anglistik in Freiburg und Oxford studiert. In jungen Jahren packte sie das Tanzfieber, das sie seither nicht mehr losgelassen hat. Sie lebt als Autorin und Übersetzerin in der Nähe von Lübeck und engagiert sich in den Autorenverbänden DeLiA und BVjA. Wenn sie nicht tanzt, schreibt oder liest, geht sie mit ihrem Mops Edgar Allan Pug am Meer spazieren.

Ria Hellichten

Die kleineTanzschule am Meer

FÜR VERENA UND IHRE FAMILIE – UNVERGESSEN.

Playlist

Blue October – I Hope You’re Happy (Discofox)

Gotye – Somebody That I Used to Know (Cha Cha Cha)

Marlon Roudette – New Age (Rumba)

Silbermond – Für dich schlägt mein Herz (Discofox)

Meghan Trainor – Dear Future Husband (Jive)

Norah Jones – Come Away with Me (Langsamer Walzer)

Fiction Factory – Heaven (Rumba)

Debra Messing – They Can’t Take That Away from Me (Slowfox)

U2 – Love Rescue Me (Langsamer Walzer)

Leona Lewis – Bleeding Love (Rumba)

Michael Schulte – Back to the Start (Discofox)

Sam Smith: Stay With Me (Rumba)

Rag’n’Bone Man – Human (West Coast Swing)

Rea Garvey – Kiss Me (Discofox)

Kodaline – Autopilot (Salsa)

Elaiza – Is It Right (Tango)

David Guetta – I’ll Keep Loving You (Discofox)

Passenger – Beautiful Birds (Rumba)

Slimane – Coeur de Pierre (Blues)

Mrs. Greenbird – Shooting Stars & Fairy Tales (Quickstep)

Philip Guyler – Through a Looking Glass (Wiener Walzer)

Coldplay – Warning Sign (Rumba)

Imagine Dragons – Believer (Discofox)

Sam Smith – Writing’s on the Wall (Langsamer Walzer)

Coldplay – Fix You (Rumba)

The Fray – How to Save a Life (Cha Cha Cha)

James Blunt – When I Find Love Again (Quickstep)

Disturbed – The Sound of Silence (Rumba)

Bruno Mars – Count on Me (Jive)

Dido – Thank You (Rumba)

Bruno Mars – Just the Way You Are (Cha Cha Cha)

Ed Sheeran – Perfect (Wiener Walzer)

Prolog – Blue October – I Hope You're Happy (Discofox)

Vier Jahre zuvor

Nati spürte den klopfenden Rhythmus an ihrem eigenen Brustkorb, so heftig schlug Nics Herz. Im selben Takt rauschte auch das Blut in ihren Ohren. Direkt unter der Wange kitzelten sie seine Bartstoppeln – ihr Kopf passte genau in die Kuhle zwischen Nics Hals und der Schulter. Sie atmete tief ein.

Die Sommernacht war kühl, der Himmel wolkenverhangen und ihre Wangen nass – ob vom Regen oder vom Weinen, wusste sie nicht. Mit dem Schauer wehten die Gerüche nach Meer und Seetang zur Mole herüber. Unterhalb der Brüstung krachten die Wellen gleichmäßig an die Kaimauer, und irgendwo segelte eine Möwe kreischend mit dem Wind. Wie oft hatten sie sich schon umarmt, zur Begrüßung und zum Abschied? Und trotzdem fühlte sie sich jetzt, als wäre es das erste Mal.

Nics Hände wanderten von ihren Schultern an ihre Taille und hielten sie fest. Fester als sonst - so, als wollte er ein für alle Mal deutlich machen, dass er sie nicht gehen lassen würde. Vielleicht nie wieder.

Sein Atem strich warm über ihren Nacken, und Nati bekam eine Gänsehaut. Beide hatten sie getrunken – erst am Nachmittag auf der Trauerfeier und dann in der kleinen Küche ihrer Eltern. Dabei war es immer später geworden, bis alle anderen gegangen waren. Es hatte sich merkwürdig angefühlt, zusammen allein zu sein. So standen sie zeitgleich auf, tauschten einen Blick, zogen in stiller Übereinkunft die Friesennerze vom Haken und drängten aus dem Haus, hinaus in den Regen. Und dann waren sie hierhergekommen, auf die Mole, ihren Zufluchtsort.

Nati starrte in die Ferne, über das nachtschwarze Meer bis zum wolkigen, sternenlosen Horizont. Sie spürte, wie Nic ein Stück von ihr wegrückte. Er legte eine Hand an ihre Wange, hob sanft ihren Kopf und strich ein paar nasse Haarsträhnen beiseite. Sie schluckte und sah in sein blasses Gesicht, obwohl sie den Anblick kaum ertrug. Die Kapuze rutschte ihm vom Kopf, und die Regentropfen perlten fein über seine Nase. Nics Lippen waren aufgesprungen und die Augen tränennass, obwohl sie wusste, dass er niemals vor ihr weinen würde.

Aber es lag noch ein anderer Ausdruck in seinem Blick – etwas, das der Trauer und der Fassungslosigkeit, die auch ihr die Luft zum Atmen nahmen, zu widersprechen schien. War das etwa Trotz in seinem Blick? Entschlossenheit?

Eine zweite Hand wanderte an ihre Wange, und plötzlich wurde Nics Griff fester, ohne etwas von seiner Zärtlichkeit einzubüßen. Er sah sie an, und Nati spürte, dass dieser Moment keine Worte brauchte. Sie zitterte so sehr, dass sie es kaum fertigbrachte, die Augen geschlossen zu halten. Erst, als Nics warmer Mund auf ihren traf, wich die Kälte aus ihren Knochen.

Es fühlte sich an wie nach Hause kommen. Ihr bester Freund schmeckte nach den Wellen, die bei Sturm an das Brodtener Ufer klatschten. Nach dem Wind, der einem kleine Salz- und Sandkörnchen hinterhertrug, wohin man auch ging. Und nach Ehrlichkeit.

Sie erwiderte den Kuss, zog Nic an sich und vergrub die Finger in seinem nassen Haar. Dabei umarmte er sie so stürmisch, dass das harte Metall des Leuchtturms in ihren Rücken drückte, und seine Hände schoben sich unter ihre Jacke und den Pullover, bis Haut auf Haut traf.

Nati hielt die Luft an. Ihr war, als sähe sie sich selbst von oben: Für die Schiffe, die vorbeifuhren, mussten sie aussehen wie eine einzige Person – ein einsamer Spaziergänger, der sich bei Regen in den Schutz des grün-weißen Leuchtfeuers geduckt hatte, das in die See ragte.

Warum musste sie an das Meer denken, wenn sie Nic küsste? Und warum, verdammt, machte sie so etwas überhaupt – betrunken und am bisher schlimmsten Tag ihres Lebens? Bittersüß schwoll das Glück in ihr, es schien an ihrem Herzen zu ziehen und zu zupfen. Unzählige Schmetterlinge schlugen in ihrem Bauch mit wartenden Flügeln gegen straffe Kokons und wollten sich endlich erheben. Der Moment dehnte sich aus und brannte sich in ihr Gedächtnis. Aber Nati wusste, dass er enden würde, noch bevor es geschah; sie öffnete die Augen und bemerkte, dass Nic sie sprachlos anstarrte.

Die Zerrissenheit in seinem Blick traf sie. Ob sein trauriges Lächeln hieß, dass er dasselbe dachte wie sie? Dass er voneinem anderen Leben träumte, in dem dieser Kuss etwas bedeutet hätte?

In einer letzten zärtlichen Geste fuhr Nic schwer atmend mit dem Daumen über ihre Unterlippe, dann strich er schuldbewusst ihre Jacke glatt und wandte den Kopf ab.

Eilig ließ sie die Hände fallen. Egal, was die Zukunft bringen mochte, ihr würde immer die Erinnerung an diesen kostbaren Moment bleiben.

Diese Lüge sagte sich Nati so lange vor, bis sie ihre eigenen Worte fast glaubte.

***

Nächste Haltestelle: Lübeck-Travemünde Strand.

Nati schreckte hoch und sah sich um. Die Regionalbahn war spärlich besetzt – ein älteres Ehepaar stritt über die Pläne für das Mittagessen, ein Jugendlicher hörte so laut Musik, dass Kool Savas durch den ganzen Waggon dröhnte, und weiter vorne, in der Nähe der Türen, bellte ein Dackel. Sie ließ ihren Blick noch einmal über den Laptop mit dem noch geöffneten E-Mail-Postfach schweifen.

Liebe Nati,

wie schön, dass du nach Hause zurückkehrst.

Vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann noch einmal. Ich wünsche dir einen guten Flug (mit einem genießbaren Bordmenü!) und nur das Beste für die Zukunft.

Deine Annie

Nati schmunzelte und starrte die kleinen schwarzen Buchstaben auf dem Bildschirm an. Nach Hause. Plötzlich war es so still im Zug, dass sie glaubte, ihren eigenen Herzschlag hören zu können. Ihr Blick fiel auf ihre Finger, die noch immer auf der Tastatur lagen. Dabei hatte sie nicht die geringste Ahnung, was sie auf dieses knappe Schreiben antworten sollte.

Es wäre ohnehin ein schwieriges Gespräch gewesen – selbst von Angesicht zu Angesicht. Und noch viel mehr, weil sie nur eine E-Mail an ihre Großtante schicken konnte, die schon in frühester Jugend nach Australien ausgewandert war, und die sie nicht ein einziges Mal persönlich getroffen hatte. Dabei verdankte Nati Annie so viel: Sie hatte ihr ermöglicht, an der weltberühmten New Yorker Juilliard School Tanz zu studieren – und ihr damit die schönsten, aufregendsten und anstrengendsten Jahre ihres Lebens geschenkt.

Nati schluckte. Jetzt wusste Annie, dass sie alles hingeschmissen hatte. Zwar brachte sie einen Abschluss mit nach Hause, aber außerhalb der Musical- und Theaterbühnen dieser Welt war das nicht viel Wert – erst recht nicht in Travemünde, dem bezaubernden, aber durchaus verschlafenen Küstennest in der Lübecker Bucht.

Nati seufzte leise, klappte den Laptop zu und verstaute ihn eilig in ihrem Rucksack. Manchmal war es fast unheimlich, wie gut Annie sie verstand. Und nicht einmal jetzt hatte sie ihr Vorwürfe gemacht. Für einen flüchtigen Moment ertappte sich Nati bei dem Wunsch, ihre Tante irgendwann einmal persönlich zu treffen. Aber dann brandeten Schuldgefühle und Enttäuschung so überwältigend in ihr auf, dass sie den Gedanken eilig verscheuchte, aufstand und wartete, bis der Zug immer langsamer wurde und endlich am Strandbahnhof hielt.

Hinter dem schmutzigen Glas der Türen erspähte sie den stillgelegten Bahnsteig, der großzügig von Unkraut überwuchert war und unter dem trübgrauen Himmel noch trostloser wirkte als sonst. Sie stand auf der falschen Seite! Wie eine Urlauberin, die zum ersten Mal nach Travemünde kam.

Nati schüttelte fassungslos den Kopf, drehte sich um und entdeckte augenblicklich die freudig-aufgeregten, suchenden Gesichter ihrer Eltern vor dem Bahnhofsgebäude aus rotem Backstein. Mit einem Mal stieg das Adrenalin in ihr auf – so brutal, als hätte jemand einen Eimer kaltes Wasser über ihren Kopf geleert. Ihre Augen wurden wässrig. Vielleicht hätte sie doch zustimmen sollen, sich am Frankfurter Flughafen abholen zu lassen. Dann wären die Begrüßungstränen im Gewimmel der belebten Ankunftshalle untergegangen – jetzt war ihr, als sähe ganz Travemünde zu, wie Natalie Petersen, die verloren geglaubte Tochter, zurückkehrte und aus dem Zug stieg.

Nati holte tief Luft und drückte auf den Knopf, der die Türen öffnete. Sie war da – nach vier Jahren war sie zum ersten Mal wieder zu Hause. Warum fühlte sich bloß alles so fremd an?

1. Gotye – Somebody That I Used to Know (Cha Cha Cha)

Zwei Wochen später

Als es an der Tür klingelte, trug Nati ein Ungetüm von einem Ballkleid, bei dem selbst Cinderella vor Neid erblasst wäre – natürlich bodenlang. Vielleicht hatte man deshalb den Stoff so sparsam kalkuliert: Unten war der lilafarbene Tüll üppig gerüscht und mit Federn bestückt, aber das Oberteil bestand nur aus einem purpurnen Samtbody, der in einen hautfarbenen Hauch von Nichts überging. Das strassbesetzte Nylon erinnerte Nati entfernt an die 60-DEN-Strumpfhosen, die ihre Oma immer getragen hatte.

Bei diesem Gedanken riss sie sich von ihrem Spiegelbild los und warf ihrer Freundin einen skeptischen Blick zu. »Das werde ich auf keinen Fall zur Eröffnungsgala anziehen.«

Mara schob die Unterlippe vor. »Du hast gesagt, dass ich das Kleid aussuchen darf. Und du vertraust doch meinem Geschmack, oder nicht?« Sie grinste unverhohlen. »Du siehst aus wie im Märchen – fehlt nur noch der Prinz.«

Nati gab ein nicht sehr prinzessinnenhaftes Schnauben von sich. »Danke, ich nehme lieber den Frosch. Der kann auch gleich die verdammten Mücken in meinem Zimmer fressen.« Bei dem Gedanken an ihr Kindheitsrefugium im Dachgeschoss, in dem die Temperatur an einem sonnigen Tag wie heute auf geradezu subtropische Höhen schnellte, brach ihr der Schweiß auf der Stirn aus. Als ob es in dem Nylon-Tüll-Strass-Albtraum nicht schon heiß genug wäre.

Wieder läutete es. Erst einmal, dann zweimal. Der unbekannte Tanzwütige wollte wohl Sturm klingeln? Dabei hing an der Tür ein Zettel, der verkündete, dass sie erst in knapp vier Wochen eröffnen würden – auf blankem Estrich tanzte es sich nicht so gut.

Mara räusperte sich. »Vielleicht solltest du mal aufmachen.«

»Warum? Geschlossen heißt geschlossen. Und so möchte ich bestimmt niemandem unter die Augen treten –«

Wieder schellte die Türglocke.

Nati holte tief Luft. »Ich sehe aus wie ein geplatztes Knallbonbon!«

»Undank ist der Welten Lohn.«

»Wie bitte?« Nati drehte sich zu ihrer Freundin um.

»Ich finde, die Farbe betont deine Augen.« Es gelang Mara anscheinend nicht, ihr verräterisches Schmunzeln zu unterdrücken. »Machst du jetzt endlich auf?«

»Na schön. Ist wahrscheinlich bloß jemand, der sich in der Hausnummer geirrt hat und zur Physiotherapiepraxis nebenan möchte ...«

Nati drückte auf den Summer zu ihrer Rechten. »Aber du gehst vor.« Sie deutete auf die Empfangstheke im Foyer, das sich direkt an das kleine Hinterzimmer anschloss. Nur ein Durchbruch in der Wand – die Tür fehlte noch – trennte sie von ihrer zukünftigen Kundschaft. »Ich muss mich erst hier rausschälen.«

Eilig drückte sich Nati in eine Ecke des Zimmers und lauschte den Schritten auf der Treppe. Sie konnte zwar in dieser Montur den Besucher nicht selbst begrüßen, aber sich jetzt auszuziehen, in einem Nebenzimmer, das nicht einmal über eine Tür verfügte, war wohl erst recht keine gute Idee.

»Guten Tag und willkommen im Wellentänzer. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?« Mara klang souverän, ohne aufgesetzt zu wirken. Es wunderte Nati nicht, dass sie mit gerade einmal siebenundzwanzig Jahren schon die Marketingabteilung einer großen Kosmetikfirma leitete. Aber nach der Eröffnung würde sie ohne die Hilfe ihrer beredsamen Freundin auskommen müssen.

»Hallo. Ich möchte Tanzstunden nehmen.« Die Männerstimme klang verdammt vertraut.

Für einen Augenblick setzte Natis Herz aus. Mit einem Mal war sie wieder Anfang zwanzig und kurz davor, sich in einen Flieger nach New York zu setzen, ohne zurückzuschauen. Die vier Jahre zwischen dem Tag, an dem sie diese Stimme das letzte Mal gehört hatte, und heute, kamen ihr jetzt vor wie nicht einmal vier Tage. Konnte es sein, dass sie sich überhaupt nicht verändert hatte? An der Wand über ihrem Bett hing ein Zertifikat der renommiertesten Tanzschule der Welt, aber gerade fühlte sie sich wieder wie ein Kind. Bei dieser Erkenntnis zog sich ihr Brustkorb schmerzhaft zusammen, und die Plastiksteinchen auf dem Netzstoff kratzten unerträglich. Aber auch ohne die Signale ihres Körpers hätte sie gewusst, dass es nur eine zumutbare Antwort auf diesen unvorhergesehenen Zwischenfall gab: Flucht.

Aber wohin? Einen Moment lang überlegte Nati, sich in dem deckenhohen, etwas schiefen Spiegelschrank zu verstecken, den sie vorhin mit Mara aufgebaut hatte. Mit schwitzigen Händen öffnete Nati die Tür. Ihr Vorhaben, sich in das Möbelstück zu quetschen, wäre auch ohne das Kleid ambitioniert gewesen – mit dem Tüllmonstrum war es ein Ding der Unmöglichkeit.

Beruhige dich, sagte sie sich. Es ist nur Nic. Nic, dein ehemals bester Freund. Nic mit den schönsten grünen Augen der Welt – Gott, wie schwülstig. Sicher hatte er im Gegensatz zu ihr keinen einzigen Gedanken mehr an diesen Abend vor vier Jahren verschwendet, an dem sich alles verändert hatte – und gleichzeitig gar nichts.

Nati schluckte schwer und atmete tief durch, bis sich ihr rasender Herzschlag beruhigte. Na also, das war schon besser. Sie war schließlich kein Kind mehr, sondern inzwischen ihre eigene Chefin.

Im Foyer räusperte sich Mara. »Ähm, ich fürchte, wir machen erst im August auf. Wenn Sie vielleicht in ein paar Wochen noch einmal wiederkommen möchten?«

»So lange kann ich leider nicht warten«, kam es selbstsicher zurück. »Könnten Sie mir nicht vorher ein paar Privatstunden geben?«

»Ich? Ach so. Nein, ich helfe hier nur aus. Die Inhaberin ist gerade nicht –«

Nicht da. Wunderbar. Nati konzentrierte sich darauf, möglichst flach zu atmen, aber in diesem Augenblick passierte etwas, gegen das sie auch mit flacher Atmung nicht ankam: Die verspiegelte Schranktür glitt durch ihre feuchten Finger und schwang langsam von ihr weg. Hektisch machte Nati einen Ausfallschritt nach vorn und stolperte dabei über den Saum ihres Kleides, das ihr wegen der flachen Jazz-Tanzschuhe viel zu lang war. Mit einem dumpfen Geräusch prallte sie gegen den Spiegel. Der Tüll verhinderte, dass sie sich das Schienbein anschlug, aber dafür prangte ein unansehnlicher Handabdruck auf der Scheibe und Mara, die gerade dabei gewesen war, die Situation zu retten, stammelte: »Frau Petersen ist im Moment nicht verfügbar. Soll ich ihr etwas ausrichten?«

»Petersen? Doch nicht etwa Natalie Petersen?« Die Stimme klang plötzlich nicht mehr so gelassen. Nati bildete sich ein, stattdessen einen Anflug von Panik aus den Worten herauszuhören.

»Doch, genau die. Kennen Sie sie?«

Seine Antwort auf diese Frage hätte Nati allerdings auch gern gewusst. Ob er wohl sagen würde, dass sie alte Freunde waren? Stimmte das denn noch? Besagte nicht irgendein Sprichwort, dass Freundschaft wie eine Blume sei? Dann müsste selbst das zäheste Exemplar eingehen, wenn es zu lange nicht gepflegt und gegossen wurde. Aber immerhin blieb ihr noch die Hoffnung, dass Nic vielleicht ein Kaktus war.

Nati versuchte, sich ein Stück von dem Spiegelschrank zu entfernen, um nicht länger in ihr eigenes, kreidebleiches Gesicht starren zu müssen. Dabei raschelte der Tüllsaum des Kleides lautstark über die Kartons mit Flyern, die sich auf dem Boden der Kammer stapelten.

Wieder ertönte Nics Stimme: »Warum bitten Sie Nati nicht einfach, mal da hinten rauszukommen? Dann kann ich das mit ihr persönlich besprechen.«

Aufgeregt schnappte Nati nach Luft und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen: Durch das Fenster Reißaus zu nehmen war ausgeschlossen – sollte sie stürzen, würde eine Tanzlehrerin mit Halskrause wohl ziemlich abschreckend auf ihre zukünftigen Schülerinnen und Schüler wirken. Also blieb ihr nur die Flucht nach vorn. Sie straffte die Schultern, zog den Bauch ein und strich die wirren Strähnen, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, hinter ein Ohr. Sie brauchte sich nicht zu verstecken; sie war immerhin Natalie Petersen, Absolventin der Juilliard School und ADTV-geprüfte Lehrerin für Gesellschaftstanz.

Nati holte noch einmal tief Luft, verließ in ihrem Cinderella-Outfit das Zimmer und wünschte sich, sie wäre wenigstens wie Aschenputtel gekleidet gewesen – mit Lumpen, aber dafür weniger offenherzig. Andererseits: Warum war ihr überhaupt wichtig, was Nic von ihr dachte?

Sie sah auf und zuckte zusammen. Er hatte sich kaum verändert. Auch nach all der Zeit waren ihr seine Gesichtszüge noch so vertraut, dass ihr Körper darauf reagierte, egal, wie sehr sie es zu unterdrücken versuchte. Nics wache Augen waren von demselben dunklen Grün, das sie schon damals fasziniert hatte. Nur um die Augenwinkel und die Mundpartie zeichneten sich ein paar feine Linien ab, die bewiesen, dass er älter geworden war. Am liebsten wäre Nati hinter der Theke hervorgestürmt, um ihn in die Arme zu schließen. Gott, es gab eine Zeit, da hätte sie alles für eine solche Umarmung gegeben.

Er fand zuerst die Sprache wieder. »Du bist zurück«, stellte er fest und hatte dabei dieses jungenhafte Lächeln auf den Lippen, das ihre Wangen unwillkürlich zum Glühen brachte. »Wie ... wie geht es dir?«

Eine knappe Begrüßung für Freunde, die sich vier Jahre lang nicht gesehen hatten – und völlig unverfänglich. Aber seine Augen sagten etwas anderes. Darin lag ein Glanz, den sie schon einmal wahrgenommen hatte. Vor langer Zeit und doch neulich erst.

Nati wollte nicht auf seine Frage antworten, denn dann müsste sie entweder lügen oder ein Gespräch beginnen, das viel zu intim für diesen Moment war, also zuckte sie nur mit den Schultern und lächelte verlegen. Schon im nächsten Augenblick war die Vertrautheit, die sie eben noch verspürt hatte, wieder verflogen.

»Störe ich dich vielleicht bei irgendwas?«, fragte er und warf einen verstohlenen Blick auf ihr Kleid.

Natis Zunge klebte schwerfällig an ihrem Gaumen. Es vergingen ein paar verräterische Sekunden, bevor sie sich dazu bringen konnte, zu antworten. »Nein, du störst nicht. Fragst du wegen meines Outfits?« Sie strich unter dem schmalen Holztresen, der sie voneinander trennte, ihren Rock glatt. »Das trägt man so.«

Mara warf ihr einen irritierten Blick zu, bevor sie sich schulterzuckend in den Tanzsaal verzog, wahrscheinlich, weil ihr sechster Sinn ihr verraten hatte, dass etwas in der Luft lag.

»Beim Tanzen meine ich«, fügte Nati hinzu.

Nic ließ seinen Blick noch einmal über den lilafarbenen Samtstoff gleiten, bevor er ihr eilig wieder ins Gesicht sah. Bildete sie sich das ein, oder war auch er ein wenig rot geworden?

Nati stieß einen leisen Seufzer aus und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich wenigstens ein bisschen bekleideter zu fühlen. »Du möchtest also Tanzen lernen?«

Er nickte. Sein Lächeln schien dabei etwas zu verblassen.

»Warum?« Toll gemacht, Natalie. So vergrault man seinen ersten Schüler direkt wieder.

Nati schluckte und zwang sich, Nics Antwort abzuwarten. Früher waren sie manchmal mit ein paar gemeinsamen Freunden im Nightlife oder dem Beach Club tanzen gewesen, aber das war etwas ganz anderes als Standard und Latein. Seit wann interessierte sich Nic für Gesellschaftstanz?

Er hob eine Schulter, drehte den Kopf und ließ den Blick über das Durcheinander im Empfangszimmer schweifen. »Warum denn nicht?«

Da wurde Nati klar, dass etwas nicht stimmte. Verrückt, dass sie Nic anscheinend immer noch lesen konnte wie ein Buch. Er brauchte also ihre Hilfe – aber nicht, weil er tanzen lernen wollte. In seinen Augen fehlte das Funkeln, das sie während der Ausbildung so oft bei ihren Tanzschülern gesehen hatte; der Zauber des Anfangs. Und wenn sie genau hinsah, konnte sie sich sogar einbilden, dass Nic müde und abgespannt wirkte. Wie es ihm wohl in den letzten Jahren ergangen war?

»Ich werde in vier Wochen heiraten.«

Nati schreckte aus ihren Gedanken hoch. Nur langsam begriff sie, was er gesagt hatte, aber dann trafen die Worte sie mit ungeahnter Wucht. Ihr Magen krampfte sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen, und Übelkeit stieg in ihr auf. Die Welt schien sich plötzlich schneller zu drehen. Sie grub die Finger in ihre eigenen Schultern und blickte starr an Nic vorbei aus dem Fenster. Zum Horizont, wo in ein paar hundert Metern Entfernung die Möwen über der Trave kreisten.

»Nati?«

Sie zuckte zusammen. »Ja?«

»Hilfst du mir, mich beim Eröffnungstanz nicht zu blamieren?«

Nachdenklich fuhr Nati mit dem Zeigefinger über ihre Unterlippe. »Ich würde dir ja helfen, Nic ...« Sie musste sich zwingen, seinen Namen einigermaßen gleichgültig über die Lippen zu bringen, denn plötzlich fühlte sie sich hundeelend. »Aber hier ist noch gar nichts fertig. Hast du es mal bei Möller und Hansen versucht?« Super, jetzt machte sie schon Werbung für die Konkurrenz.

»Ich war bei fast jeder Tanzschule in der Gegend, aber so kurzfristig hat leider niemand Zeit.«

»Keiner hat Zeit, um dir ein paar Schritte Walzer beizubringen?«

Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, damit ist es nicht getan – meine Verlobte wünscht sich das volle Programm, nicht bloß Walzer. Was fehlt denn hier noch? Der Boden, ein bisschen Farbe?« Er spähte zur halb geöffneten Flügeltür, die in den Tanzsaal führte.

Nati biss sich auf die Zunge und nickte stumm, obwohl sie am liebsten gesagt hätte: Der Boden, die Tapete, etliche Dutzend (!) Liter Farbe, Sitzmöbel, Vitrinen, Beleuchtung, Vorhänge und Dekoration. Genaugenommen hatte sie bis auf die Musikanlage, einen schiefen Schrank, die Spiegel und den Tresen noch gar nichts.

»Vielleicht könnte ich dir helfen. Das sollten wir in ein paar Tagen hinbekommen.«

Nati folgte seinem Blick durch den Altbau mit den hohen Decken und der Siebziger-Jahre-Tapete und ertappte sich dabei, Nics Hilfsangebot tatsächlich für ein Moment ernsthaft in Betracht zu ziehen. Die letzten zweieinhalb Stunden, in denen sie mit Mara versucht hatte, den Ikea-Schrank aufzubauen, bevor sie das Tanzkleid ausgepackt hatten, waren so anstrengend gewesen wie ein Marathon. Genaugenommen war sie zwar nie einen Marathon gelaufen, aber auf jeden Fall hatte sie der Schrank mehr Nerven gekostet als alle Tanzturniere, bei denen sie je angetreten war. Mit ihren zwei linken Händen könnte sie definitiv Hilfe gebrauchen. »Danke für das Angebot. Ich weiß nur nicht, ob –«

Schon wieder klingelte es. Nati unterdrückte ein Seufzen. Scheinbar wollte sie die Kundschaft noch vor der Eröffnung überrennen.

»Ich muss los«, warf Nic ein, als sie sich zum Hinterzimmer umdrehte, um auf den Summer zu drücken. »Das ist Alessia; sie holt mich ab.«

»Alessia?«, wiederholte Nati verständnislos, bevor ihr auffiel, dass sie die Antwort auf diese Frage vielleicht gar nicht wissen wollte.

»Alessia Möllenbrink. Meine Verlobte.«

Nati schluckte. Mit einem Mal hatte sie Bilder aus der achten Klasse vor Augen, als sich Alessia noch Lessie rufen ließ, eine Zahnspange trug und beteuerte, später mal einen reichen Rockstar heiraten zu wollen. Aber man könnte wohl argumentieren, dass sie mit einem gut aussehenden Bauingenieur, der irgendwann das einträgliche Unternehmen seiner Eltern erben würde, ihr Ziel nur knapp verfehlt hatte. Langsam kehrte die Übelkeit zurück.

Nic trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf den Tresen. »Mein Angebot steht, Nati. Überleg es dir.«

Bei diesen Worten schenkte er ihr noch ein Lächeln, das seine Augen nicht ganz erreichte, und wandte sich zum Gehen.

Nati sah ihm hinterher, als er durch den Vorraum auf die Flügeltür zusteuerte, die ins Treppenhaus führte. Sie war zwar erleichtert, Lessie – äh, Alessia – nicht persönlich gegenübertreten zu müssen, aber trotzdem wurde ihr Herz sonderbar schwer, während sie beobachtete, wie Nic sich von ihr entfernte. Ihr Wiedersehen hatte sie sich anders vorgestellt. Wie naiv von ihr, zu glauben, dass sich hier in all den Jahren nichts verändert hätte. Natürlich war die Zeit nicht einfach stehengeblieben. Nicht nur der Ort, der einst ihr Zuhause gewesen war, kam ihr jetzt fremd vor, sondern auch die Menschen. Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl hinter der Theke fallen und blieb reglos sitzen, bis Nics Schritte auf der Treppe verhallt waren und sich im Erdgeschoss die Haustür schloss. Erst dann fiel ihr auf, dass sie ihm gar nicht gratuliert hatte.

***

»Was war denn das?« Mara streckte den Kopf ins Foyer, warf hastig einen Blick durch den Raum und musterte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Ist Mister So-lange-kann-ich-nicht-warten schon wieder gegangen?«

Nati ließ die Schultern fallen. »Sag bloß, du hast von unserer Unterhaltung nichts mitbekommen.«

»Ich würde niemals lauschen, und das weißt du.« Mara zog eine leere Getränkekiste von der Wand, drehte sie um und setzte sich. »Außerdem habe ich derweil ein bisschen Ordnung im Saal gemacht. Also, wer war der schnuckelige Fremde?«

So gern Nati sich zu ihr gesellt hätte, ihr Tanzkleid war nicht für das Sitzen geschneidert worden. Sie kam hinter dem Tresen hervor und lehnte sich dagegen. »Niemand«, sagte sie und starrte zu Boden, um zu verbergen, dass ihr schon wieder das Blut in die Wangen schoss. Trotzdem sah sie Mara aus dem Augenwinkel grinsen.

»Na, komm – ich kenne dich. Raus mit der Sprache.«

Nati seufzte leise. Sie und Mara hatten sich während des Studiums in New York kennengelernt, wo die Marketingassistentin ein Praktikum absolviert hatte. Gemeinsam hatten sie gegen das Heimweh gekämpft und versucht, sich im Big Apple, der Millionenstadt, zurechtzufinden. So etwas schweißte einen zusammen wie Pech und Schwefel. »Ich habe dir doch von meinem alten Freund Niclas erzählt, ich bin mit ihm zur Schule gegangen.«

Mara riss die Augen auf. »Ist das etwa der Niclas, mit dem du damals fast –«

»Genau der.« Nati hatte die Hoffnung, dass ihre Freundin das Thema möglichst schnell wieder fallen lassen würde, wenn sie nur bereitwillig ihre Fragen beantwortete.

»Unter anderen Umständen wärt ihr sicher ein Paar geworden – oder habe ich das falsch in Erinnerung?«

Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, schob sich Natis Unterlippe ein Stück vor. Mara sprach aus, was ihr selbst schon so oft durch den Kopf gegangen war. Natürlich hatte es in ihrem Leben ein paar andere Männer gegeben – genau wie andere Frauen in seinem Leben –, aber irgendwie hatte sie trotzdem geglaubt, dass beides nur vorübergehend wäre. Und jetzt war Nic verlobt ... das sah gar nicht mehr vorübergehend aus! Sie stieß ein unverständliches Grummeln aus. »Wer weiß. Damals war es einfach der falsche Zeitpunkt –«

»Und nun?«

Nati schüttelte den Kopf und ging ein paar Schritte im Raum auf und ab. Plötzlich hatte sie das Bedürfnis, sich zu bewegen – zu tanzen, am besten. Widersprüchliche Gefühle, die sie nicht wollte, und die sich nicht erklären ließen, wallten in ihr auf. Wenn sie die nicht bald rauslassen konnte, würde sie platzen. »Jetzt ist der Zeitpunkt sogar noch viel ungünstiger.«

»Weil er verlobt ist?«

Sie warf ihrer Freundin einen mürrischen Blick zu. »Ich dachte, du hast nicht gelauscht.«

Mara zog in einer gleichgültigen Geste die Schultern hoch.

»Verdammt, er wird in ein paar Wochen heiraten!« Nati sah sie erwartungsvoll an, in der Hoffnung auf ein Zeichen der Zustimmung, ein Nicken oder ein paar bekräftigende Worte: Ja, Natalie, da hast du völlig recht, halte dich lieber von ihm fern.

Aber stattdessen lächelte Mara nur wissend. »Wenn du es nicht versuchst, wirst du es nie herausfinden.«

Geistesabwesend zupfte Nati eine Feder aus ihrem Tüllrock. »Er hat sich die ganzen vier Jahre lang nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet.«

»Hast du dich denn bei ihm gemeldet?«

Nati schwieg, aber das Blut schloss heiß und verräterisch in ihren Kopf, und sie musste gegen den Drang ankämpfen, sich den kratzigen Tüllfetzen an Ort und Stelle vom Körper zu zerren. »Ich bin nach Hause gekommen, um neu anzufangen. Und um mir meinen alten Traum zu erfüllen.«

Mara zog einen Mundwinkel hoch. »Dann hast du doch alles richtig gemacht.« Sie stand auf und deutete mit einer Hand in Richtung des Tanzsaals. »Wie fühlt es sich an, wenn der Traum so kurz davor ist, wahr zu werden?«

Eine knappe Stunde später hatte Nati sich wieder umgezogen und betrat zusammen mit Mara das Café Niederegger. Es war das erste Mal seit vier Jahren, dass sie das Lokal an der Strandpromenade besuchte, in dem es meist vor Touristen wimmelte.

Maras Augen strahlten regelrecht bei der Auswahl an Marzipanröllchen, Pralinen und Torten, aber vielleicht war es trotzdem keine gute Idee gewesen, herzukommen. Sie hätten schließlich auch in das Lili Marleen gehen können, das kleine Café im Erdgeschoss des Mietshauses, in dem sich auch ihre Tanzschule befand.

Als die Tür zufiel, drehte sich der Kellner, der hinter der Theke stand, zu ihnen um. Also arbeitete Pascal, der ehemalige Kollege ihrer Schwester Vanessa, immer noch hier. Er starrte Nati an, als hätte er einen Geist gesehen. Genaugenommen hatte er das wohl auch – sie war sicher, dass er nicht sie sah, sondern in das Gesicht eines Menschen blickte, der ihm einmal viel bedeutet hatte, aber der jetzt nicht mehr unter ihnen weilte.

Auch nach der Begrüßung und ein bisschen Small Talk mit dem jungen Kellner wich das merkwürdige Gefühl nicht: Nati kam sich vor wie ein Eindringling. Wie eine Fremde in ihrer eigenen Heimatstadt.

Pascal brachte die Getränke, und Nati versuchte, ihm nicht ins Gesicht zu sehen, bis er sich wieder entfernte. Lustlos türmte sie die Sahne auf ihrem Cappuccino zu fantasievollen Mustern auf. Ihre Knochen waren plötzlich bleischwer, und sie wünschte sich nur in ihr Bett. Mara musterte sie mit skeptischem Blick, aber es war Nati egal, dass sie wahrscheinlich ein offenes Buch für ihre Freundin war. Mara hatte sie in New York tanzen sehen – und beim Tanzen konnte man nicht lügen. Der Körper verriet, was die Worte verschwiegen.

»Bist du dir sicher, dass es die richtige Entscheidung war?« Maras Stimme klang sanft und merkwürdig ernst – von dem sonst so neckischen Unterton war nichts zu hören.

Nati seufzte und nahm einen Schluck Cappuccino. In ihrem Kopf redeten ein Dutzend Stimmen kreuz und quer durcheinander: Was denn? Nach Deutschland zurückzukommen? Ein heruntergekommenes Studio in einem bröckelnden Altbau zu mieten, obwohl meine spärlichen Finanzen gerade einmal ausreichen, um mich zwei oder drei Monate über Wasser zu halten? Nic wiederzusehen – gut, dafür konnte sie genaugenommen nichts – oder Nic wegzuschicken? Den Cappuccino mit Sahne statt mit Milchschaum zu bestellen?

Sie nickte knapp und sagte: »Egal, was passiert ist: Ich bin hier immer noch zu Hause.« Das hoffe ich zumindest, meldete sich wieder eine Stimme, aber Nati befahl den Zweifeln, zu schweigen.

Mit einem Mal kehrte Maras Lächeln zurück. »Ach, wie ich dich darum beneide! Travemünde ist traumhaft – ich möchte gar nicht mehr nach Stuttgart zurück. Es ist so schön, an der Travepromenade entlangzuspazieren, die Schiffe anzugucken und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen ...«

Sie zog die Stirn kraus, was sie nur selten tat – um Falten vorzubeugen, wie sie Nati einmal verraten hatte –, und sah ihr direkt in die Augen. »Aber du weißt, was ich meine: Ob du sicher bist, dass es die richtige Entscheidung war, das professionelle Tanzen aufzugeben. Ich habe dich selten so glücklich gesehen wie auf der Bühne. Vielleicht brauchst du nur eine Pause?«

Nati schluckte. Zuletzt war sie auf der Bühne alles andere als glücklich gewesen, und ihre Freundin wusste das. Mara war eine unverbesserliche Idealistin – aber manchmal brachte Idealismus einen nicht weiter. Seit gerade einmal zwei Wochen war Nati jetzt wieder zu Hause und die Sehnsucht nach New York schien bereits zu verebben. Auch, wenn sie unschlüssig war, ob die Verbundenheit zu ihrer Heimat vielleicht bloß auf andere Weise schmerzte. Aber weil sie zu müde war, um ihre wirren Gedanken in Worte zu fassen, sagte Nati nur: »Ich bin sicher. Ich möchte meine Leidenschaft weitergeben und Menschen helfen, etwas Neues zu lernen und ... zu sich selbst zu finden.«

Mara lächelte und ihre braunen Augen ruhten voller Zuversicht auf ihr. Der Blick ihrer Freundin verriet Nati, dass sie sich für sie dasselbe wünschte. »Du wirst eine ganz fantastische Wellentänzerin sein«, sagte sie leise und nahm einen Schluck aus ihrer Cappuccinotasse.

Plötzlich schreckte Mara hoch. »Mist!«

»Was ist denn?«

Mara schürzte die Lippen. »Ich muss gleich noch mal in die Zoohandlung und ein paar Küken für Wusel kaufen.«

Nati zog die Augenbrauen hoch. Weil eines von Maras zwei Frettchen vor Kurzem verstorben war, hatte sie nur noch Wusel, den wildfarbenen Senior. Und da Nati ihrer besten Freundin keinen Wunsch abschlagen konnte, hatte sie eingewilligt, auch deren vierbeinigen Mitbewohner für die nächsten Wochen zu beherbergen. Dass sie jetzt gefrorene Futtertiere im Eisfach hatte, war wohl einer der Nachteile von Maras Liebe zu den quirligen Tieren.

»Eigentlich wollte ich dich auch noch fragen, ob ich ihn vielleicht mitbringen kann.«

Verständnislos starrte Nati ihre Freundin an. »Hierher?« Beim Gedanken daran, wie das Frettchen sich auf die Pralinenauslage des Café Niederegger stürzen und die älteren Damen am Tisch in der Ecke in Panik versetzen würde, musste Nati unwillkürlich schmunzeln.

»In den Wellentänzer, natürlich – damit er nicht so allein ist.«

Warum nicht, dachte Nati. Dort sah es ohnehin aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen – was machte da schon ein Frettchen mehr oder weniger.

Sie verdrehte die Augen, schaffte es aber nicht, ihr Lächeln zu verbergen. »Tu, was du nicht lassen kannst – ich hoffe, er vertreibt wenigstens ungebetenen Besuch.«

Auf dem Weg nach Hause holte Nati ein schnelles Abendessen beim China-Imbiss. Es war nicht zu übersehen, dass ihr Vater abgenommen hatte, seit sie aus Travemünde weggegangen war, und der Gedanke, dass auch sie Schuld daran trug, versetzte ihr einen Stich – er könnte die zusätzlichen Kalorien also gut gebrauchen. Mara hingegen aß nach siebzehn Uhr nur noch Salat. Aber Nati wollte es auskosten, dass sie jetzt niemandem mehr Rechenschaft über ihre Körpermaße schuldig war, und sich ihrer alten Leidenschaft für Fast Food wieder hingeben konnte.

Als sie zu Hause ankamen, machte sich Mara, die für die Zeit ihres Besuchs das alte Zimmer ihrer Schwester Vanessa bezogen hatte, daran, den Tisch zu decken. Der Abend war schwül, und Nati fand ihren Vater im Garten, wo er auf dem Steg seines kleinen Goldfischteichs in T-Shirt und kurzen Hosen saß. Nati erinnerte sich, dass er früher nur Hemden getragen hatte, aber wahrscheinlich hatte ihre Mutter das Bügeln inzwischen aufgegeben. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten sein dünnes, weißes Haar in warmes Licht, sodass es fast wirkte, als wäre er wieder blond. Im Schneidersitz hockte Claus Petersen vornübergebeugt da und fütterte die handzahmen Fische mit bunten Pellets aus einem Plastikeimer.

Schmunzelnd setzte sie sich hinter ihn.

»Hallo, Papa.«

Er drehte sich um und schenkte ihr ein halbherziges Lächeln – die aufrichtigen waren inzwischen rar geworden, aber vielleicht würde sich das ändern, wenn er wirklich verstanden hatte, dass sein kleines Mädchen wieder zu Hause war.

»Hallo, mein Schatz.« In seinen Augen leuchtete etwas auf, als er den Blick über ihr Gesicht gleiten ließ.

»Mama ist noch bei ihrer Rommé-Runde?«, fragte sie.

»Ja. Kann spät werden.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Wie kommt ihr mit der Renovierung voran? Weißt du, ich dachte, ich komme morgen mit und helfe euch. Ich könnte doch streichen, und auch das bisschen Parkett werde ich noch verlegt bekommen -«

Nati drückte die faltige Hand ihres Vaters, die ihr plötzlich sehr zerbrechlich vorkam. Mit seinen knapp siebzig Jahren und der Arthrose war eine Baustelle nicht der richtige Ort für ihn. »Danke, Papa, aber wir sind noch nicht so weit. Ich sage dir Bescheid, wenn wir Hilfe brauchen.«

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Diese Jugend ... will immer alles alleine schaffen. Dabei weißt du doch, dass ich damals das ganze Haus renoviert habe, bevor wir eingezogen sind.«

Nati seufzte. Sie wollte jetzt nicht mit ihrem Vater diskutieren, aber leider hatte sie ihren Dickkopf von ihm geerbt. Ihre Gedanken wanderten zu dem unverhofften Besucher am Nachmittag zurück, und sie schluckte. Wahrscheinlich würde ihr keine andere Wahl bleiben, als Nics Angebot anzunehmen. Zumindest könnte sie es darauf ankommen lassen und ihm eine Probestunde anbieten, oder?

»Weißt du, eigentlich wollte Nic mir helfen –«

Das Gesicht ihres Vaters erhellte sich. »Niclas? Wunderbar! Der Junge ist ja vom Fach. Und es wird auch langsam Zeit für einen Mann an deiner Seite!«

Nati lachte, um ihre Verlegenheit zu überspielen, und stand auf. Genaugenommen hatte ihr Vater zwar recht – ihr Liebesleben lag, abgesehen von ein paar kurzen Fehltritten in New York, schon seit Jahren brach –, aber das musste er nicht wissen.

»Wir haben was zum Abendessen mitgebracht, kommst du rein?«

Er stieß ein Schnauben aus und klopfte sich ein paar Krümel Fischfutter vom Bauchansatz. »Pah, etwa wieder chinesisch?« Seine Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst, aber die Augen ihres Vaters lachten.

~

Nati: Zuhause – was heißt das überhaupt? Ich bin wieder hier, aber ich habe das Gefühl, nicht mehr dazuzugehören. Alles hat sich verändert. Alle haben sich verändert. Zurück kann ich nicht mehr, aber ich weiß auch nicht, ob ich bleiben kann.

Annie: Gib dir Zeit. Wenn man einen Baum umsetzt, müssen die Wurzeln sich auch erst mühsam in die neue Erde graben und mit ihr verwachsen. Dafür braucht er nicht nur Sonne, sondern auch Geduld, Fürsorge und ein bisschen Regen.

~

2. Marlon Roudette – New Age (Rumba)

Der Wind wehte eine frische Brise vom Meer herüber, als Nic sich an diesem Vormittag seinen Weg über die Promenade bahnte, vorbei an einem Grüppchen staunender Passanten, die mitten auf der Straße stehengeblieben waren. Er kannte den Hafen zu gut, um die Hochseekutter und kleinen Fischerboote, die dort vertäut waren, zu bewundern. Weil er hier aufgewachsen war, schlug sein Herz im Takt der Wellen. Trotzdem stieg heute bei jedem Atemzug, der seine Lungen mit salziger Luft und dem Geruch nach frischem Backfisch füllte, eine sonderbare Sehnsucht in ihm auf. Wie konnte man Heimweh haben, wenn man doch zu Hause war?

Nic schüttelte sich, um die Gedanken zu vertreiben, und beschleunigte seine Schritte, sodass eine dicke Möwe, die gerade in das gut besuchte Eiscafé zu seiner Rechten stolzieren wollte, eilig beiseitesprang. Manchmal kam es ihm vor, als wäre das Travemünde der Touristen ein anderes als seine Heimat. Zum Glück kannte er Orte auf diesem schönen Fleckchen Erde, die sonst selten jemand aufsuchte. Wo er allein sein konnte. Und in letzter Zeit brauchte er das mehr denn je.

Noch zweimal bog er ab, dann hatte er die schmale Straße erreicht, die parallel zur Promenade verlief, und das dreistöckige Gebäude tauchte vor ihm auf: ein Altbau mit charmanten Sprossenfenstern, gestrichen in einem frischen Lindgrün, das beinahe darüber hinwegtäuschte, dass die Wände mehr als nur ein wenig windschief in die Höhe ragten. Aber gerade, weil die Häuser hier, in der ältesten Straße Travemündes, alle schief und krumm waren, passten sie so gut zusammen. Wenn Nic als Kind hier entlangspaziert war, hatte er sich oft vorgestellt, wie es wohl wäre, in so einem kleinen Hexenhäuschen zu wohnen, das ganz anders war als der pompöse Betonklotz, den seine Eltern gebaut hatten.

Aber obwohl in dieser Straße für gewöhnlich die Zeit stehenzubleiben schien, hatte sich hier kürzlich etwas verändert: Auf der Fassade des schmalen Reihenhauses prangte jetzt in geschwungenen blauen Lettern der Schriftzug Wellentänzer - direkt über dem Schild des Cafés Lili Marleen.

Nic schluckte. Natürlich war ihm klar gewesen, dass er Nati, wenn sie nach Travemünde zurückkehrte, irgendwann über den Weg laufen würde. Trotzdem hatte er gehofft, diesen Augenblick noch ein wenig hinauszögern zu können, denn im Moment hatte er andere Dinge um die Ohren. Er rief sich Natis WhatsApp-Nachricht vom Vorabend in Erinnerung, die seltsam distanziert geklungen hatte: Hey. Kannst du morgen vorbeikommen? Ich bin ab acht Uhr in der Tanzschule.

Hieß das, dass sie es sich anders überlegt hatte und ihm doch helfen würde?

Auch wenn Nic es sich nicht gern eingestand, hatten ihm die knappen Worte ohne Verabschiedung einen Stich versetzt. Aber was hatte er denn erwartet, nach all der Zeit? Waren sie überhaupt noch Freunde, entfernte Bekannte wenigstens, oder bloß zwei Menschen, zwischen denen so viel Ungesagtes stand, dass sie sich auf der Straße nur grüßen würden, wenn der andere zufällig in dieselbe Richtung sah, um dann verlegen und möglichst schnell den Blick abzuwenden?

Und warum dachte er überhaupt darüber nach, anstatt sich auf das Wichtigste zu konzentrieren? Seine Mutter und die Brauteltern kümmerten sich fast allein um die Hochzeitsvorbereitungen – das Buffet, den Blumenschmuck, den DJ und das Programm. Sogar einen Termin beim Herrenausstatter hatten sie für ihn vereinbart. Seine einzige Aufgabe war es, in vier Wochen eine passable Sohle aufs Parkett zu legen, um Alessia nicht zu enttäuschen. Seiner Verlobten war das wichtig.

Gott, dieses Wort war so spießig, dass sich jedes Mal etwas in ihm dagegen wehrte, es auch nur zu denken. Und da er außer Natalie niemanden kannte, der geduldig genug wäre, um ihm das Tanzen beizubringen, sollte er vielleicht dem Zufall danken, der ihn zu ihr geführt hatte.