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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Didaktik für das Fach Englisch - Literatur, Werke, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die gegenwärtige Entwicklung des englischsprachigen Romans wird entscheidend von Autorinnen/Autoren mit Migrationshintergrund geprägt. Innerhalb dieser Gruppierung kann die Anzahl und der Einfluss von Schriftstellern mit islamischen Wurzeln als sehr groß, wenn nicht als zentral angesehen werden. Namen wie Rushdie, Kureishi, Ali, Aslam Anam, Faqir, Perera, Shamsil oder Hosseini sind aus der gegenwärtigen Debatte und der Entwicklung des Romans als wichtigstem literarischen Genre der Gegenwart nicht mehr wegzudenken und verweisen zu Recht auf die Bedeutung und den Stellenwert dieser Gruppierung. Von ihrer Position herkommend haben sie -logischerweise- ihren kulturellen und religiösen Hintergrund in Aufbau und Struktur ihrer Werke implantiert. Islam und islamischer Fundamentalismus wurden und werden von ihnen u.a. dazu benutzt um plot und characterization zu gestalten. Die vorliegende Untersuchung vergleicht in diesem Rahmen zwei (auf den ersten Blick) unterschiedliche Werke, die eine literarische Umsetzung (Updike) und eine autobiografische Analyse des radikalen Islams (Husain) zum Gegenstand haben. Das verbindende Element beider Bücher liegt genau in der Präsentation und Analyse von Islamismus und Fundamentalismus und ihrem Einfluss auf die Charakteranalyse. Die unterschiedliche geografische Ansiedlung (hier die USA, dort Großbritannien) verweist nicht nur auf den Einfluss des radikalen Islams an unterschiedlichen Orten, sondern muss als Indiz dafür genommen werden, dass sich die radikal islamische Form von Religiosität perfekt und vielfach in den gegenwärtigen englischsprachigen Roman einbauen lässt, auch wenn die Romanentwicklung hier zwei konträre Wege vorschlägt (bei Updike Einstieg in terroristische Aktivitäten eines US Amerikaners, bei Husain Einstieg und Ausstieg aus der Radikalität). Ein weiterer zentraler Ansatz, beide Werke zu vergleichen, liegt sicherlich im Hintergrund der Autoren, die einen westlichen resp. einen islamischen Hintergrund haben. Das ermöglicht nicht nur einen Vergleich in der literarischen Umsetzung, sondern betont die Wichtigkeit der Thematik für westliche Autoren, die sich bis jetzt nur zögernd mit dieser Problematik auseinandergesetzt haben.
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Gliederung
I. Vorbemerkung
II. Der moderne Fundamentalismus in Ed Husains The Islamist
III. Die Konzeption des britischen Fundamentalismus in Ed Husains The Islamist (2007)
IV. Ausblick
V. Der Terrorismus des 21. Jahrhunderts
VI. Die Darstellung des islamischen Fundamentalismus nach 9/11 – John Updikes Terrorist (2006)
VII. Schlussbemerkung
VIII. Literatur
Die gängige Meinung, dass der islamische Fundamentalismus ein Phänomen der Moderne ist muss als schlichtweg falsch angesehen werden. Der Islam als jüngste der drei großen Offenbarungsreligionen wurde wie das Juden- und Christentum immer wieder von fundamentalistischen Strömungen begleitet oder geprägt.[1] Gemeinsam war und ist allen religiösen Ansätzen der Versuch, Glauben radikal, eben fundamental zu leben. Als ein Nebenprodukt dieser radikalen Lebensführung entwickelt sich ein dualistisches Weltbild, das Andersgläubige ausgrenzt und die eigenen Anhänger im Sinne einer Elite markiert und dabei
sozial wie religiös ausgrenzt. Das Phänomen eines radikalen Islam lässt sich in europäischen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien nicht nur als innerislamische Strömung festmachen, sondern wird hier von zwei weiteren Kräften beeinflusst. Die eine Ursache der massiven Zunahme radikaler Strömungen muss im Phänomen der Globalisierung gesehen werden, das Identitäten und Nationen auflöst und Religionen mit Migrationsbewegungen exportiert. Das Ergebnis ist neben einer Identitätsverunsicherung die Schaffung einer Diaspora- oder Exodus-Situation, beides ideale Nährböden für radikale Strömungen. Eine zweite Ursache für die Faszination eines radikalen Islam liegt im Verhältnis WestenIIslam, das seit Jahrhunderten unter enormen Spannungen leidet und seitens des Islam durch viele traumatische Einschnitte geprägt war. Darunter fallen die Kreuzzüge, der europäische Kolonialismus und die gegenwärtige militärische und wirtschaftliche Überlegenheit des Westens, die sich durch die rasante Dynamik der Globalisierung noch verstärkt hat. Der Fundamentalismus britischer Prägung erweist sich heute als Produkt von vielen Teilaspekten, wobei vier historische Begriffe immer wieder genannt werden. Diese sind Conquest, Commerce, Civilization und Christianity, die - betrachtet man sie neutral - allesamt heute noch aktiv sind. Es ist diese Mischung von historischen wie aktuellen Elementen, unter denen man Ed Husains Werk The Islamist (2007) und John Updikes Terrorist (2006) lesen muss. Durch den autobiografischen Hintergrund wirkt besonders The Islamist nicht nur sehr überzeugend, sondern dem Leser gelingt auch der (seltene ) Einblick in die islamische Seele vieler junger Moslems in England, die ihr Leben in der Spannung der Entscheidungsfrage positionieren müssen, die da lautet: Are we Muslims in Britain or British Muslims? John Updikes Roman Terrorist ( 2006) und Ed Husains Erstlingswerk The Islamist (2007) trennen und verbinden viele Elemente. Unterschiede lassen sich zunächst im Handlungsort (hier Amerika, da England) und den sich dort vorfindenden sozialen und politischen Rahmenbedingungen festmachen. Verbindendes findet sich im Grundansatz beider Werke, die die Entwicklung junger Männer zum militanten Islam und zum Terrorismus in den Fokus stellt.
Diese Entwicklung steht im zeitlichen Rahmen nach den Terroranschlagen des 11. September 2001 und wird bei Husain als Ein- und Ausstieg beschrieben, wahrend Updike die Entwicklung zum Fundamentalismus in den Mittelpunkt seiner Charakteranalyse stellt und die Option des Ausstiegs immer nur vage bleibt. Beide Werke überzeugen aber in der Darstellung dieser Entwicklung, da sie autobiografisch (The Islamist) und literarisch (Terrorist) packend geschrieben sind. Beiden Autoren gelingt so nicht nur ein Charakterprofil junger radikaler Moslems, sondern auch eine gesellschaftliche Reflexion des islamischen Fundamentalismus im Westen und besonders für Amerika und Großbritannien. Die Gefahr des radikalen Islam wird in diese beiden Nationen eingearbeitet und bleibt stringent vorhanden und als 'clash of civilizations' skizziert, was angesichts der weltpolitischen Entwicklung der letzten zehn bis zwölf Jahre als durchaus realistisch angesehen werden muss.
Die Darstellung des modernen britischen Fundamentalismus wird in Husains Werk an die Frage islamischer Identität in Großbritannien gekoppelt und fungiert im Roman als literarisches Leitmotiv.
Diese zentrale Frage wurde durch die Terroranschläge im Jahr 2001 national wie global neu definiert.
Die Ereignisse des 11. September 2001 und die sich daraus ergebenden politischen
Entwicklungen können durchaus als (vorläufig negativ anzusehende) Wendepunkte im Verhältnis Islam-Westen angesehen werden, da sie die gesamtpolitische Weltlage beeinflusst