Die Leitplanken meines Lebens - Martin Friedrich - E-Book

Die Leitplanken meines Lebens E-Book

Martin Friedrich

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Beschreibung

Dieses Buch richtet sich an Menschen, die Schwierigkeiten im Verständnis und im Umgang mit Gott, dem Nächsten und mit sich selbst haben und dadurch häufig mit Konflikten leben. Es möchte ermutigen, die eigene Perspektive zu überdenken und mit einem veränderten „blickwinkel“ die Dinge in einem liebevollen Licht zu sehen. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Nächsten sollst du so lieben wie dich selbst.“ (Markus 10:27). Darauf begründet sich die Idee zum Buch. Es werden Bibelstellen angeführt, Gleichnisse ausgelegt und Berichte präsentiert, die dem Leser einen liebenden, fürsorglichen und großmütigen göttlichen Vater im Himmel vor Augen führen, um ihn in besonderer Weise dem Leser lieb zu machen. Ziel des Buches ist, die Leser zum Nachdenken über die eigene Liebesfähigkeit einzuladen, unterschwellige Gefühle bewusstzumachen und zum Austausch mit anderen Menschen zu motivieren. Der Inhalt des Buches beschreibt zunächst den persönlichen Erfahrungsraum und die Suche nach dem, was letztendlich trägt. Weiterhin wird das universelle Gebot der Liebe im säkularen Kontext betrachtet sowie die Schwierigkeiten erläutert, wenn versucht wird, es ohne göttliche Hilfe auszuüben. Als Leitplanken werden anschließend kapitelweise die einzelnen Aufforderungen dargestellt: Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben.

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Martin Friedrich & Herbert Kramer

DIE LEITPLANKENMEINES LEBENS

Engelsdorfer Verlag Leipzig 2022

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Copyright (2022) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte bei den Autoren

Copyright Titelbild: IMAGO/blickwinkel

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

Gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier

www.engelsdorfer-verlag.de

In Liebe gewidmet unseren beiden Ehefrauen Skaida und Hildegard.

Stellvertretend für die vielen Anregungen, die dem Austausch mit Freunden, Bekannten und anderen Impulsgebern entstammen, möchten wir uns besonderes bei John Clyde aus Toronto für dessen wertvolle Vorschläge zu diesem Buchkonzept bedanken.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Andreas Veit aus Stade für die wertvolle und äußerst kurzweilige Besprechung von Verbesserungsvorschlägen hinsichtlich der Orthographie, Grammatik, Interpunktion und semantischer als auch syntaktischer Strukturen.

Ein ganz besonderer Dank gilt auch Frau Dr. Hannelore Sommer für Ihre einfühlsame Begleitung und Unterstützung in den schwierigsten Zeiten meines Lebens (Herbert Kramer).

Inhaltsverzeichnis

Unser individueller Erfahrungsraum

Das universelle Gebot

Leitplanke Nr. 1 - liebe Gott

Der Wissende, der Erfahrende und der Seiende dreieinige Gott

Die wissende Erscheinungsform Gottes

Die efahrende Erscheinungsform Gottes

Die seiende Erscheinungsform Gottes

Die persönliche Liebesbeziehung zu Gott

Leitplanke Nr. 2 - liebe deinen Nächsten

Leitplanke Nr. 3 – liebe dich selbst

Als ich mich selbst zu lieben begann

Schlussbemerkungen

Autoren

Das Gute, Wahre und Schöne mit dem ich lebe, ist die Liebe Jesu

Christi, des Himmlischen Vaters und des Heiligen Geistes

Das Gute, Wahre und Schöne von dem ich lebe, ist die Liebe Jesu

Christi, des Himmlischen Vaters und des Heiligen Geistes

Das Gute, Wahre und Schöne auf das ich mein Leben gründe, ist

die Liebe Jesu Christi, des Himmlischen Vaters und des Heiligen

Geistes

(Eine in die christliche Sichtweise übertragene Inspiration des US-amerikanischen, visionären Wissenschaftlers und spirituellen Autors Gregg Branden basierend auf der einstmaligen Wahrnehmung der Navajo First Nation im Südwesten der USA)

UNSER INDIVIDUELLER ERFAHRUNGSRAUM

Was macht unser Leben aus, Ihres und meines? Was ist der Sinn unseres Daseins? Wie erreiche ich meine Ziele? Sind meine Ziele auch wirklich das, was ich will? Höre ich auf meine innere Stimme bei der Formulierung meiner Ziele oder vertraue ich auf die Stimmen im Außen und lasse mich davon steuern? Das Außen ist mein vertrautes, hin und wieder aber auch „ungeliebtes“ eigenes Umfeld. Es gründet sich auf die Umstände meines Heranwachsens und wird gespeist durch frühkindliche Erfahrungen und Erlebnisse sowie allem voran die Erziehung durch unsere Eltern. Mein Umfeld ist auch das Abbild meiner Erwartungen an das Leben und konfrontiert mich durch meine Mitmenschen mit meinen Licht- und Schattenseiten.

Das Außen suggeriert mir, wie die Dinge zu sein haben. Ich habe gelernt, mich an Aussagen, Normen und Umstände zu gewöhnen, diese als wahr zu erachten und danach zu leben. Man könnte dieses Umfeld als eine Art Raum betrachten, der eine gewisse Ausdehnung hat, in der ich mich bewege. Aber wie bewege ich mich in diesem Raum? Nehme ich seine Grenzen wahr? Habe ich den Mut, diese auszudehnen? Habe ich das Bewusstsein, dass dieser Raum sicher ist, mich trägt, mir gut tut oder macht er mir in irgendeiner Form Angst, lässt mich in gewisser Weise im Dunkeln tappen, verbirgt oder enthält mir Wesentliches vor?

Im Allgemeinen leben wir nach den Spielregeln, die uns dieser Raum bietet. Menschen haben von der Pike auf gelernt, sie zu akzeptieren und sich danach zu richten. Auch wenn im Inneren bereits eine leise Stimme sanft zu rebellieren beginnt, halten wir oftmals daran fest. Denn diese Spielregeln bilden nach unserem Gefühl die stabilen Leitplanken unseres Lebens. Die Regeln des Raumes helfen uns gewöhnlich, uns im Leben zurecht zu finden, unsere Überlebensstrategien als Heranwachsende zu definieren und danach zu handeln und zu bewerten. Jedoch isoliert uns dieser Raum aber auch, da sich in seinem Inneren nur der Erfahrende selbst zu 100 Prozent zurechtfindet. Schnittmengen zu den Räumen anderer Menschen existieren. Diese können aber niemals vollständig sein, denn jeder Erfahrungsraum mit seinen Bewertungsmustern ist individuell und am Ende steuert Angst um die eigene Existenz die Abgrenzung zu den anderen. Die Bewertungsmuster Einzelner prallen unweigerlich aufeinander und sorgen für Konflikte. Aber wie begegne ich dem anderen in einer Konfliktsituation? Bin ich mitfühlend bzw. offen oder ich-bezogen bzw. geschlossen? Was tun, wenn Konfliktmanagement als bedrohlich empfunden wird?

Unser Erfahrungsraum wird, vom eigenen Verstand gesteuert, als die unweigerliche eigene Wahrheit angenommen. Dadurch konstruieren wir uns menschgemachte Leitplanken, die uns als ursprünglich unvoreingenommene, neugeborene Wesen im Laufe der Zeit konditionieren. Die Frage, die sich viele Menschen mit einer gewissen Lebenserfahrung zu einer bestimmten Zeit stellen: trägt dieses Wahrheitskonzept wirklich oder stellt es mir Barrieren in den Weg? Ist das, was damals eine Leitplanke meiner Überlebensstrategie war, auch heute noch für mein Leben und meine Beziehungen dienlich oder eher hinderlich?

Das Charakteristikum einer Leitplanke, die eine Autostraße flankiert, ist es, eine passive Schutzeinrichtung zu sein, die in der Regel aus stabilem Stahl besteht. Im Grunde dient eine Leitplanke dazu, das Ausscheren von Fahrzeugen zu verhindern und bietet gleichzeitig einen Aufprallschutz für die Bereiche außerhalb der Fahrbahn.

Auf das Leben übertragen, suchte ich als Verstand gesteuerter Mensch nach den wahren Leitplanken für persönliche Führung. Bei meiner Suche bin ich natürlich auf viele Regelwerke und Gebote-Kataloge gestoßen, die mich nach reiflicher Prüfung aber stets nicht zufrieden stellen konnten. Etwas im tiefen Inneren in mir konnte durch die menschgemachten Leitplanken, die unsere Gesellschaft widerspiegeln, nicht überzeugt werden. Ich war auf der Suche nach einem universellen Hinweis, der mir eine Richtschnur sein und als wahrhafte Leitplanke dienen würde. Diesen Wunsch verfolgend, wurde ich Gott sei Dank schließlich fündig.

DAS UNIVERSELLE GEBOT

Würden all die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze einer aufgeklärten säkularen Gesellschaft auf eine universelle Kernaussage reduziert, deren Fokus eine absolut harmonische und liebevolle Koexistenz aller Menschen, Tiere und der Natur zugrunde läge, dann stieße man unweigerlich auf den kategorischen Imperativ von Immanuel Kant. Dessen für die Volksseele übersetzte Version „was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem andern zu" erinnert wiederum an ein Zeugnis, das Jesus Christus 1.700 Jahre zuvor wie folgt formulierte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukasevangelium Kapitel 10, Vers 27; Matthäusevangelium Kapitel 22; Vers 39 und Markusevangelium Kapitel 12, Vers 31).

Die Botschaft beider Aussagen ist eindeutig: meine eigenen Interessen sind zu denen der anderen gleichwertig und daher gilt es folglich abzuwägen, was für die Gemeinschaft das Beste ist. Sein eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen dient der Gemeinschaft ebenso wenig, wie andere auszubeuten oder zu unterdrücken. Sich selbst anzunehmen, ist die Grundvoraussetzung, andere in ihrer eigenen Einzigartigkeit zu akzeptieren, ohne sie zu verurteilen.

Kants Formulierung stellt in seiner Aussage das aktive Tun heraus. Die Menschheit könne das friedliche Miteinander aus eigener Kraft erreichen, sie müsse nur tun bzw. lassen. Wenn es so einfach wäre, warum tut sie es dann nicht? Eine berechtigte Frage, wie mir scheint, denn leider zeigt eine Reise durch die Epochen der Weltgeschichte, dass es lediglich ein frommer Wunsch ist. Krieg und Unterdrückung, Macht und Ohnmacht begleiten die Töchter und Söhne Adams seit Anbeginn der Zeit und hängen hartnäckig an ihnen wie der berühmte Kaugummi an der Schuhsohle.

Die nüchterne Erkenntnis lautet wohl eher, dass kaum ein Mensch aus sich heraus diese universelle Regel befolgen kann. Dazu sind Verführungen zu mannigfaltig und die Selbstverwirklichung auf Kosten anderer ein zu unwiderstehliches Blendwerk. Jedes Individuum läuft ständig Gefahr, der Versuchung zu erliegen. Allein der Geist ist willig, nur das Fleisch ist schwach (Matthäus Evangelium Kapitel 26, Vers 41) oder wie es der Apostel Paulus sinngemäß formulierte, das was ich nicht will, tue ich dennoch (Römerbrief Kapitel 7, Vers 19). Wäre dem so, dass die Menschheit es wirklich selbst in der Hand hätte, aus Liebe und Mitgefühl allen Versuchungen zu trotzen, dann sähe die Weltordnung deutlich anders aus. Dann würden sich Religionsgemeinschaften, deren Credo sich auf Liebe und Mitgefühl stützt, gegenseitig respektieren und nicht gegenseitig verfolgen, bekämpfen und unterdrücken.

Den vielfältig genährten Versuchungen zu erliegen, liegt im Streben nach Einzigartigkeit, Macht und Geld. Unsere Seelen sind leider durch die Erziehung und Konditionierung im Kindesalter nachhaltig verletzt worden. Nach Meinung der Therapeuten gibt es wohl dabei keine Ausnahme. Das bedeutet, jeder nimmt seine verletzte Kinderseele mit ins Erwachsenenalter und damit auch die gefassten und erlernten Überlebensstrategien, Glaubenssätze und Schwüre. Diese suggerieren, sich gegenüber dem anderen durchsetzen und behaupten zu müssen oder alternativ sich zu unterwerfen, wenn es gemäß der eigenen Ansicht das Überleben sichert.

Die Welt ist voll von Beispielen, wie im Streit zwischen Erwachsenen sich lediglich die inneren verletzten Kinder an die Gurgel gehen. Vernünftige und erwachsengerechte Konfliktbewältigung ist eben gar nicht mal so leicht. Eine vom Ver- bzw. Beurteilen befreite Gemeinschaft, deren Mitglieder nicht durch unbewusste Existenzängste gesteuert werden, die in bestimmten Situationen eruptionsartig hervorbrechen, gibt es eben auf dieser Welt nicht.

Es braucht jemanden der schlichten kann, jemanden der versöhnt statt spaltet. Im Vergleich zu Kant stellt Jesus Christus der Eigen- und Nächstenliebe die Liebe und Hingabe zu Gott voran: „Du sollst den Herrn, deinen Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deiner ganzen Kraft und all deinen Gedanken lieben“ (Lukasevangelium Kapitel 10, Vers 27; Matthäusevangelium Kapitel 22, Vers 37 und Markusevangelium Kapitel 12, Verse 29 und 30).

Diese Aufforderung kann zugegeben einen gewissen Druck bei denjenigen auslösen, die sich selbst in die Pflicht nehmen, aus dem eigenen Vermögen heraus diesem Gebot bestmöglich nachzukommen. Das Modalverb „sollst“ und das Adjektiv „ganz“ könnten von einem nach Perfektion strebenden Menschen als derart absolut aufgefasst werden, dass es für ihn nur akzeptabel wäre, wenn es auch so ist. Es darf aber berücksichtigt werden, dass die Erfüllung dieses Gebots am Ende eines Prozesses steht, in dem uns Gott Stück für Stück befähigt, diesem auch wirklich gerecht zu werden. Wenn Gott allwissend ist, dann weiß ER um unsere Schwäche, dieses Gebot auch nur annähernd selbst erfüllen zu können. Am Anfang steht immer die Sehnsucht, es schaffen zu wollen. In dieser Sehnsucht begegnet ER uns und führt uns behutsam an der Hand bis zum Gelingen.

Das Leben zeigt, dass in diesem Prozess unaufhörlich die Gefahr lauert, sich selbst immer wieder durch Zweifeln und Abkehr auszubremsen. Menschen neigen u. U. dazu, sich als Versager zu verurteilen, sobald das Gefühl der Reue aufkeimt. Das Versagen ist aber ein automatischer Begleiter dieser Entwicklung und deshalb weicht uns Jesus bzw. Gott auch nicht von der Seite, insbesondere dann nicht, wenn es uns außerordentlich schwer erscheint. ER steht uns bereits helfend zur Seite, wenn wir uns nur nach der Sehnsucht, dieses Gebot erfüllen zu wollen, ausstrecken.

Wenn ich mir die Hingabe zu Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all meinen Gedanken und mit all meiner Kraft wünsche und mir vorstelle, wie ER das als liebevolles Beziehungswesen in mir initiiert, dann versuche ich in erster Linie nicht einer Aufforderung gerecht zu werden, sondern ich beginne, mich auf eine persönliche Beziehung mit Gott einzulassen. Eine Beziehung, auf die ich mich immer verlassen kann, die Bestand hat und nie vergeht, egal was passiert. Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen, versichert uns der Verfasser des Römerbriefes (Kapitel 8, Vers 39). Gottes Liebe zu mir war schon immer da. ER hat mich zuerst geliebt und befähigt mich dadurch, falls ich mich darauf einlassen möchte, diese Liebe in SEINEM Namen zu erwidern. SEINE Liebe fließt von IHM zu mir und durch mich hindurch wieder zu IHM zurück.

In diesem Kreislauf der Liebe erschließt sich in mir die Gelegenheit, IHN besser kennenzulernen, da ich im Hier und Jetzt abseits von einer vielleicht mit Schuldgefühlen geprägten Vergangenheit und einer mit Ängsten gespickten Zukunftsperspektive mit IHM kommunizieren möchte. Dem Hier und Jetzt werde ich gewahr durch Gebet, Meditation, Bibellese oder Lobpreis. Ich erfreue mich SEINER Zuwendung und Fürsorge, nur weil ich es mir wünsche und mich danach sehne. Falls ich die Herausforderungen des Lebens annehmen will, wird ER mir beistehen und auch wenn ich dabei versagen sollte, mich nie verurteilen. Auch wenn ich mich aus Sorge, Angst und Mutlosigkeit von IHM abwende, da mein konditioniertes Ego die eigene Existenz gefährdet ansieht und Gefühle, genährt durch frühere, bedrohliche Erfahrungen abgespeichert im Unterbewusstsein wieder die Oberhand gewinnen. ER hält das aus.

„Ich habe Sehnsucht nach einer persönlichen Beziehung mit Gott“ ist für mich die entscheidende Haltung und der Schlüssel für das Heilwerden meiner Seele, das Abwaschen aller Tränen (Offenbarung des Johannes Kapitel 21, Vers 4) und die Entwicklung eines vergebenden Bewusstseins. Die Antreiber „ich muss machen“ oder „ich muss mir verdienen“ schaffen in mir ein Gottesbild, dass mit Liebe und Mitgefühl eher weniger zu tun hat.

Bei allem was ich tue, was ich bin, welche Rolle ich in meinem Leben auch ausfülle, als Sohn, Ehepartner, Verwandter, Freund, Nachbar, Kollege, Gemeindemitglied oder helfende Hand möchte ich stets SEIN Werk in mir erkennen, IHN durch meine Dankbarkeit verherrlichen und mit SEINEM Mitgefühl erfüllt sein.

LEITPLANKE NR. 1 - LIEBE GOTT

Tue dies von ganzem Herzen, von ganzer Seele mit all deiner ganzen Kraft und all deinen Gedanken (Matthäusevangelium Kapitel 22, Vers 37). Wie bereits erwähnt, ist dieses Vorhaben nur mit Gottes Unterstützung möglich. Ich sprach bereits von der Sehnsucht, dieser Aufforderung genügen zu wollen. Es bleibt schlichtweg ein frommer Wunsch, aus eigenen Kräften lieben zu wollen. Wir Menschen sind allen Erfahrungen gemäß nicht dazu in der Lage. Liebe im weltlichen Sinne vermischt sich immer mit einer gewissen Erwartungshaltung an den anderen oder wird als Belohnung missbraucht. Unsere Fähigkeit bedingungslos zu lieben, ist sehr beschränkt und wir versagen sehr schnell, wenn Schmerz und Enttäuschung in unsere Gedankenwelt eindringen, wenn das Gegenüber unbequem wird und die Spiegelung unseres Selbst in dem Verhalten und in den Marotten des anderen unerträglich zu werden scheint.

Wenn unsere persönliche Belastungsgrenze erreicht wird und uns das Gefühl beschleicht, ohne den anderen besser dran zu sein, dann bekommt bedingungslose Liebe ein Verfallsdatum. Sollte unser Augenmerk nur auf der menschgemachten Liebe ruhen, dann ist Leid ein ständiger Begleiter, dann sind wir in der selbstlosen Liebe, nach dem sich ein jedes Individuum in Wahrheit sehnt, nicht stark genug verwurzelt. Der größte Antagonist der bedingungslosen Liebe ist unser Ego. Es ist in der Lage, die Liebe erheblich in Schach zu halten. Denn das Ego möchte immer etwas Besonderes sein, ob gut oder schlecht ist unerheblich. Es möchte nur besonders sein. Es spaltet sich ab. Daher kann die Liebe, die das selbst und den anderen als gleichwertig ansieht, bedrohlich für das Ego werden.

Von wem also bedingungslose Liebe lernen, die Frieden, Glück und Seligkeit verheißt? Die im Hier und Jetzt verweilen lässt und damit Licht ins finstere Tal des Schuld- und Schamgefühls der Vergangenheit bringt und eine Leuchte in der Schlucht der Zukunftsangst darstellt. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus und von dem, was sich als sicher und tröstend anfühlt, kommt für mich nur einer in Frage, nämlich der Erfinder der bedingungslose Liebe selbst, der sie ganz und gar und durch und durch selbst ist: Gott.

Wie bereits zuvor erwähnt, ist die erste Voraussetzung, um wahrhaftig zu lieben, die reine Liebe Gottes zu empfangen und nachfolgend mit dieser beispiellosen Kraft selbst zu lieben. Sich von dieser erfüllenden und tragenden Kraft durchdringen zu lassen und sich dem bedingungslosen Angenommensein zu stellen.

Wie gelingt mir das? Einfach dadurch, dass ich mich danach sehne, dass Gott es in mir bewirkt. Ich bin bereit für SEINE Anleitung, ohne mich in eine ungesunde Abhängigkeit zu begeben. Bei menschlicher Hilfestellung ist es nicht unüblich, wenn ein Gegenwert eingefordert wird, auch wenn dieser nicht explizit ausgesprochen wird. Die helfende Hand des himmlischen Vaters will uns in die Freiheit und nicht in die Knechtschaft führen. Missbrauchte Religion ist eine Erfindung der Menschen, die in der Abhängigkeit der Gunst zu einer höheren Macht bzw. Gottheit detailliert vorschreibt, was zu tun und zu lassen ist. Die das Recht vertritt und die verurteilt. Diese Art von Religion ist meiner Ansicht nach ein Spiegel des weltlichen Machtgehabes, das fälschlicherweise auf das Göttliche projiziert wird. Aber Gott ist anders. Gott ist Liebe, die nicht vorschreibt, aufrechnet, zwingt, bewertet oder jemals verdammt, sondern sie ist geduldig, hofft, duldet und hört niemals auf (frei nach dem Hohelied der Liebe des 1. Korintherbriefs Kapitel 13). Noch einmal, nichts kann uns jemals von der Liebe Gottes trennen (Römerbrief Kapitel 8, Vers 39) und damit ist schlussendlich alles gesagt.

In Liebe wartet Gott auf unsere Zuwendung bzw. Rückkehr (Umkehr) zu IHM, so wie es der Vater des verlorenen Sohnes im gleichnamigen Gleichnis tut (Lukasevangelium Kapitel 15, Verse 11 bis 32). Dort zeigt sich Gottes wahres Gesicht und seine unendliche Geduld und Hoffnung. Er ist weder nachtragend, noch trachtet er danach, den Gescheiterten zu erniedrigen. Hohn und Spott sind nicht Teil seines Gedankenguts und kommen ihm demzufolge auch niemals über die Lippen. Er sieht immer nur das Hier und Jetzt. Mein Kind war verloren und JETZT ist es zurückgekehrt. Mein Kind IST wieder da und das IST alles, was wirklich zählt. Niemals wird Gott eines seiner Geschöpfe aufgeben und er wird ihm solange nachgehen und immer wieder einladen, bis er es endlich in die Arme schließen kann. Anders ist für mich das Gleichnis vom verlorenen Schaf nicht zu verstehen. Der Hirte, der die übrigen 99 Schafe in der Wüste zurücklässt, um nach dem einen verlorenen Schaf zu suchen, ruht nicht eher, bis dass er es denn gefunden hat (Lukasevangelium Kapitel 15, Verse 4 bis 7 und Matthäusevangelium Kapitel 18, Verse 12 bis 14). Das entscheidende Wort in diesem Zusammenhang ist das Wörtchen „bis“. Jesus setzt den göttlichen Bemühungen bei der Suche nach der oder dem verloren Gegangenen kein Zeitlimit. Sondern ER nimmt alle Zeit in Kauf, die nötig ist, um sie oder ihn zurück zu gewinnen.

Die Vorstellung, nichts für Zuwendung leisten zu müssen, wird den meisten Menschen in frühester Kindheit schon erfolgreich abtrainiert. Das Kind lernt schnell und eindrücklich, wie es Gunst und Liebe erhält und welchen Gegenwert es dafür zu liefern hat: sei angepasst, ruhig, brav, fleißig, ordentlich, aufmerksam. Die Liste dieser „Tugenden“ ließe sich beliebig erweitern.