Die Magie der Verbindung - Thommy Ten - E-Book

Die Magie der Verbindung E-Book

Thommy Ten

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Beschreibung

Die Zaubershow von Amélie und Thommy baut auf der besonderen Verbindung zwischen den beiden Künstlern auf. Diese macht es ihnen (scheinbar) möglich, die Gedanken des anderen zu lesen, sich quasi blind zu verständigen, Verhaltensweisen des anderen vorauszuahnen. Ist ein solch «übersinnliches» Verhältnis zueinander einzigartig? Oder kann man es lernen? Ja, man kann. Wie man sich mit anderen Menschen verbindet und so seine Beziehungen intensiviert, bringen Amélie und Thommy den Lesern auf charmante und informative Art und Weise näher – nicht nur anhand von Hintergrundinformationen und eigenen Erfahrungen, sondern auch mit Übungen. «Das Magischste, was ich je gesehen habe.» Moby «Ich bin sprachlos, Respekt! Die Show ist genial!» Thomas Gottschalk «Absolut unglaublich!» Heidi Klum «Einfach toll!» Ellen DeGeneres

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Seitenzahl: 287

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Thommy Ten • Amélie van Tass

Die Magie der Verbindung

Wie man Menschen verzaubert und für sich begeistert

Über dieses Buch

Die Zaubershow von Amélie und Thommy baut auf der besonderen Verbindung zwischen den beiden Künstlern auf. Diese macht es ihnen (scheinbar) möglich, die Gedanken des anderen zu lesen, sich quasi blind zu verständigen, Verhaltensweisen des anderen vorauszuahnen. Ist ein solch «übersinnliches» Verhältnis zueinander einzigartig? Oder kann man es lernen? Ja, man kann. Wie man sich mit anderen Menschen verbindet und so seine Beziehungen intensiviert, bringen Amélie und Thommy den Lesern auf charmante und informative Art und Weise näher – nicht nur anhand von Hintergrundinformationen und eigenen Erfahrungen, sondern auch mit Übungen.

 

«Das Magischste, was ich je gesehen habe.» Moby

«Ich bin sprachlos, Respekt! Die Show ist genial!» Thomas Gottschalk

«Absolut unglaublich!» Heidi Klum

«Einfach toll!» Ellen DeGeneres

Vita

Thommy Ten, Jahrgang 1987, ist in Niederösterreich geboren. Seit seiner Ausbildung als Kommunikationsprofi tritt er international als Profizauberkünstler auf. Gemeinsam mit seiner Partnerin Amélie wurden die beiden in Amerika als «The Clairvoyants» zu Superstars. Vom Opera House in Sydney bis zum Broadway in New York gastieren sie mit ihrer Show.

 

Amélie van Tass, Jahrgang 1986, absolvierte eine Ausbildung für zeitgenössischen Bühnentanz und ist diplomierte Sozialpädagogin. Seit 2011 ist sie die Bühnenpartnerin von Thommy Ten. Zusammen sind sie nicht nur die Weltmeister der Mentalmagie, sondern seit 2014 auch privat ein Paar.

Wir danken:

Pete, David, Sebastian, Sara, Russell, Koni, Ute,

Maria, Gerlinde, Gonzales, Julia, René

und Johannes.

Vorwort

»Vielleicht kennen Sie uns bereits von unseren Auftritten als Thommy Ten und Amélie van Tass oder unter unserem Namen «The Clairvoyants». Clairvoyant bedeutet übersetzt «Hellseher», aber es kann auch ausdrücken, dass diese Person etwas aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, etwas von einer anderen Seite sieht. Genau darum geht es in unseren Shows und in diesem Buch: Wir wollen Ihnen einen neuen Blick auf den Alltag schenken, Sie zum Staunen bringen, aber auch zeigen, wozu wir Menschen fähig sind, wenn wir uns auf die Magie der Verbindung einlassen. Dank der außergewöhnlich starken mentalen Verbindung, die zwischen uns beiden besteht, können wir auf der Bühne Gedanken lesen, «hellsehen» und verschiedene andere «Wunder» vollbringen.

Unsere Arbeit hat uns um die ganze Welt geführt, und wir haben dabei viele wunderbare, ganz unterschiedliche Menschen kennengelernt. In diesem Buch erklären wir, wie man starke Verbindungen zu anderen Menschen herstellen kann: zum Partner, zur Partnerin, zu Freunden, Familie und Kollegen, aber auch zu Fremden, denen man zufällig begegnet. Jeder Mensch erlebt die Welt auf seine ganz persönliche Weise, aber trotz aller Unterschiede gibt es doch erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Natürlich stellt man nicht zu jedem Menschen, den man trifft, eine dauerhafte Verbindung her – aber schon eine kurze kann in vielerlei Hinsicht hilfreich sein.

Uns beiden hat diese Fähigkeit im Leben sehr geholfen, und wir sind überzeugt, dass sie auch Ihnen nützlich sein kann, und zwar nicht nur im Privatleben, sondern auch im Beruf, beim Sport – in einfach jedem Lebensbereich.

Wir werden Ihnen Spiele und Tests vorstellen, die Ihnen helfen werden, Verbindungen zu anderen zu knüpfen, sie zu stärken oder zu festigen. Probieren Sie sie aus, und erleben Sie so die Magie der Verbindung!

 

Ihre

Amélie van Tass & Thommy Ten

Kapitel 1Die Magie der Verbindung

In diesem Buch erzählen wir von der besonderen Verbindung zwischen uns beiden, an der wir viele Jahre gearbeitet haben und noch immer jeden Tag arbeiten. Wir haben uns eingehend mit der Frage beschäftigt, was es eigentlich bedeutet, eine Verbindung zu einem anderen Menschen aufzubauen.

Als wir unseren Zuschauern erzählten, dass wir ein Buch darüber schreiben wollten, waren die Reaktionen sehr positiv, bemerkten allerdings bald, dass die Leute ganz eigene Erwartungen an dieses Buch hatten. In unseren Shows zeigen wir Kunststücke, die übermenschlich erscheinen und den Anschein erwecken, als könnten wir Gedanken lesen oder in die Zukunft blicken, als hätten wir hellseherische oder andere übernatürliche Fähigkeiten oder würden uns außersinnlicher Wahrnehmungen (extrasensory perceptions, kurz ESP) bedienen. Dennoch soll es in diesem Buch nicht darum gehen, die magischen Techniken offenzulegen, die wir bei unseren Auftritten anwenden, oder zu zeigen, wie man die «übernatürlichen» Kräfte, die wir auf der Bühne präsentieren, im wirklichen Leben einsetzt.

Die «Geheimnisse», die wir mit Ihnen teilen werden, sind nicht tricktechnischer Natur. Keine der geheimen Trickmethoden, die wir in unseren Shows anwenden, hätten im echten Leben irgendeinen Nutzen. Sie würden niemandem helfen, seine persönlichen, geschäftlichen oder freundschaftlichen Beziehungen zu verbessern. Die Techniken, die wir hier beschreiben, sind im Gegenteil alles andere als geheim. Das dürften sie auch gar nicht sein, wenn sie erfolgreich sein sollen. Denn die Chance, dass eine neue Verbindung geknüpft wird, ist wesentlich höher, wenn beide Seiten daran arbeiten. Das ist entscheidend für den gesamten Prozess.

Wir werden Ihnen daher keine Zaubertricks beibringen. Einige der verborgenen Aspekte unserer Methoden können wir dennoch offenlegen, um Ihnen zu zeigen, wie magisch Verbindungen sein können. Und viel besser als jeder Zaubertrick.

Außersinnliche Wahrnehmung

Unsere Sinne helfen uns durchs Leben. Unsere Fähigkeiten zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu schmecken und zu riechen haben einen enormen Einfluss auf uns und unseren Alltag. Tatsächlich sind unsere Sinne die einzige Möglichkeit für uns, etwas über die Welt, wie sie ist, zu erfahren.

Seine Sinne gut nutzen zu können verleiht Macht. Wir merken das, wenn wir andere Lebewesen sehen, deren Sinnesorgane den unseren weit überlegen sind. Hunde haben einen wesentlich besseren Geruchssinn als wir Menschen. Sie können nicht nur vermisste Personen, Päckchen mit Drogen oder Bomben erschnüffeln, sondern auch Falschgeld oder versteckte Datenträger – und sogar Krebszellen oder bevorstehende epileptische Anfälle ihrer Halter.

Falken sehen so gut, dass sie eine winzige Maus aus großer Entfernung erspähen können. Fledermäuse orientieren sich bei ihren nächtlichen Flügen allein am Echo ihrer eigenen Schreie. Wer hat nicht schon von solchen Supersinnen geträumt? Welchen Supersinn wollten Sie als Kind besitzen?

Thommy

Mein größter Wunsch als Kind war es, wie Superman durch die Luft fliegen zu können. Diese Vorstellung war so inspirierend, dass ich auch später daran festhielt, als ich kein kleiner Junge mehr war. Vor einigen Jahren ging dieser Traum dann auf der Bühne in Erfüllung. In einer unserer Nummern schwebe ich gemeinsam mit Amélie über der Bühne – ein unbeschreibliches Gefühl.

Thommy lässt Amélie schweben, kurz bevor er selbst zu fliegen beginnt.

Gleichzeitig machen die meisten Menschen mindestens einmal im Leben Bekanntschaft mit etwas, das über unsere fünf Grundsinne hinausgeht. Manche Menschen spüren, was ein anderer fühlt. Oder sie haben eine «Antenne» dafür, wenn jemand versucht, sie hinters Licht zu führen. Und wie oft haben Sie selbst schon z.B. an jemanden gedacht, und genau in diesem Moment klingelte das Telefon, und diese Person rief an? Manchmal erkennt man, wenn jemand lügt, kann aber nicht sagen, woran. Man empfindet es einfach. Das ist Intuition, Bauchgefühl.

Thommy

Amélie spürt, wenn etwas bei ihrer Schwester passiert. Das verblüfft mich immer wieder. Ich glaube an Wissenschaft und Fakten, aber Amélie hat schon so oft plötzlich innegehalten bei dem, was sie gerade tat, und sich geschüttelt. Wenn ich sie dann fragte, was los sei, sagte sie nur: «Meine Schwester.» Wenig später erfuhr sie dann zum Beispiel, dass bei ihrer Schwester genau in diesem Moment die Wehen eingesetzt hatten, dass sie einen wichtigen Job bekommen oder ihr Freund ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Es ist unfassbar! Das Interessante: Es funktioniert auch andersherum, und Amélies Schwester spürt, wenn etwas Besonderes mit Amélie geschieht. Es ist keine Zauberei – sondern die Magie der Verbindung zwischen zwei Schwestern!

Natürlich fängt man bei solchen Erlebnissen an, sich zu fragen, ob es nicht doch mehr als nur fünf Sinne gibt. Und tatsächlich: Seit Menschengedenken behaupten immer wieder Leute, sie verfügten über eine erweiterte Wahrnehmung, die über unsere angeborenen fünf Sinne hinausgeht. Aber auch die «Normalsterblichen» wünschen sich manchmal den sprichwörtlichen sechsten Sinn herbei. Oder sie dichten ihn Kunstfiguren an – denken Sie nur an die übernatürlichen Fähigkeiten der Cartoonfigur Spiderman. Sein «Spinnensinn» warnt ihn zuverlässig vor Gefahren. Man muss kein Superheld sein, um zu erkennen, wie wertvoll ein solcher Sinn wäre. Aber auch ganz schön unheimlich für alle anderen, wenn es ihn wirklich gäbe – oder?

Der Spuk mit dem Spiritismus

Apropos unheimlich: Die Grenzen zwischen Intuition, Spiritualität und Spuk sind fließend und oft genug schwer zu erkennen. Werfen wir deshalb erst einmal einen Blick auf die Geschichte des modernen Spiritismus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand die spiritistische Bewegung auch in Europa Anhänger. Ihren Ursprung hatte sie im Jahr 1848 in den USA, in einer Kleinstadt im US-Staat New York, wo die Familie Fox behauptete, dass es in ihrem Haus spukte. Gerüchte darüber hatte es schon gegeben, bevor die Familie das Gebäude erworben hatte, aber das hatte sie als dummen Aberglauben abgetan.

Bis zu jenem Abend, als die Bewohner in ihren vier Wänden Geister poltern hörten. Eine der beiden Töchter des Hauses, die junge Kate Fox, ließ sich jedoch nicht verunsichern und forderte die Geister heraus. Sie schnippte mit den Fingern, und die Geister antworteten ihr: Sie klopften im selben Rhythmus, in dem Kate schnippte. Die Geister wussten sogar, wie alt die beiden Töchter der Familie waren – Kate war damals zwölf Jahre und Margaret fünfzehn.

Die Eltern luden zunächst Nachbarn als Zeugen ein und wiederholten die Séance in ihrer Gegenwart, woraufhin sich die Kunde von den Ereignissen rasch verbreitete. Aus Angst, die Klopfgeister könnten den beiden Mädchen gefährlich werden, schickten die Eltern ihre Kinder zu Freunden und Verwandten, aber die Geister folgten den Mädchen. Sie suchten jetzt nicht mehr nur das Haus heim, sondern auch die Mädchen, die offenbar eine Verbindung zur Geisterwelt hergestellt hatten. Unerschrocken, wie die beiden waren, begannen sie, Kapital aus ihrer vermeintlichen Fähigkeit, mit der Geisterwelt zu kommunizieren, zu schlagen und sie vor zahlendem Publikum zu demonstrieren: So kam es zu den ersten spiritistischen Vorführungen. Es sollten nicht die letzten bleiben.

Tatsächlich stieß der Spiritismus von da an über mehrere Jahrzehnte hinweg auf ein breites Interesse der Öffentlichkeit. Zahlreiche Menschen, die sich «Medien» nannten, behaupteten, sie könnten Kontakt mit den Seelen Verstorbener aufnehmen. Sie traten vor Publikum auf, natürlich gegen Bezahlung. Der Spiritismus fand so viel Zuspruch, dass viele Magier, denen er ein Dorn im Auge war – darunter Berühmtheiten wie Harry Houdini –, spiritistische Elemente in ihr Programm aufnahmen, und zwar mit dem erklärten Ziel, falsche Medien zu entlarven. Da derlei Scharlatane bei ihren Vorführungen größtenteils Taschenspielertricks anwendeten, war es nur logisch, dass sie auch von Taschenspielern enttarnt wurden.

Amélie

Wir haben uns von diesem Thema inspirieren lassen und nach jahrelanger Recherche eine Version eines solchen «Geisterkabinetts» in unsere Show aufgenommen, um live auf der Bühne zu demonstrieren, was Millionen von Menschen vor 200 Jahren begeistert hat.

Dass solche Möchtegernmedien Betrüger waren, bewies natürlich noch nicht, dass die Fox-Schwestern es auch waren. Aber ein Beweis erübrigte sich von selbst: Im Jahr 1888 gab Margaret Fox, von Schuldgefühlen geplagt, öffentlich zu, dass sie und ihre Schwester alles nur vorgetäuscht hatten. Aufgrund einer anatomischen Abnormität konnte sie mit den Zehen «schnippen», wie es die meisten Menschen nur mit den Fingern vermögen. Das war das ganze Geheimnis. Margaret konnte jederzeit und unbemerkt das Geräusch eines «klopfenden Geistes» erzeugen, in jedem beliebigen Rhythmus. Vierzig Jahre lang war sie damit aufgetreten, ohne entlarvt zu werden.

Geben Sie es zu: Sie haben gerade selbst probiert, mit den Zehen zu schnippen, so wie wir, als wir die erstaunliche Geschichte der Fox-Schwestern zum ersten Mal hörten. Wir haben es beide nicht geschafft. Schade – es hätte sehr nützlich sein können. Denn groteskerweise weigerten sich viele Menschen, Margarets Geständnis zu glauben. Diese Leute waren weiterhin überzeugt davon, die Fox-Schwestern besäßen eine echte mediale Begabung, selbst nachdem sie gezeigt hatten, wie der Trick funktionierte. Der Glaube an das Übernatürliche ist eben sehr hartnäckig.

Wissenschaftliche Erklärungsversuche

Die Fox-Schwestern waren also Betrügerinnen, aber das beweist noch nicht, dass außersinnliche Wahrnehmungen unmöglich sind. Daher wird das Phänomen immer wieder wissenschaftlich untersucht.

Auch in Deutschland beschäftigt man sich nach wie vor mit dem Thema der Parapsychologie. Walter von Lucadou ist Psychologe und Physiker und Deutschlands bekanntester Spuk-Detektiv. Er betreibt seit über 30 Jahren die einzige Parapsychologische Beratungsstelle in unseren Breitengraden. Jährlich erhält er etwa 3000 Anrufe von Menschen, die meinen, parapsychologische Erfahrungen gemacht zu haben. Viele der Anrufer berichten von Erlebnissen mit Geistern. Lucadou ist der Auffassung, dass diese Menschen Geister als Konstrukt verwenden, um Erlebnisse, die er selbst nicht versteht, beschreiben zu können.

Eine Frau zum Beispiel berichtete von ihrem toten Ehemann, der plötzlich in ihrem Wohnzimmer erschienen sei. Sie hatte Angst, verrückt geworden zu sein, doch Lucadou konnte sie beruhigen: 80 Prozent der Paare, bei denen ein Partner verstirbt, können von einem solchen Erlebnis berichten. Die Erklärung ist laut Lucadou ganz einfach: Unser Gehirn neigt dazu, Fehlendes zu kompensieren, um wieder Vertrautheit herzustellen. So wird nachvollziehbarer, warum wir eine Person, mit der wir mitunter Jahrzehnte zusammengelebt haben, für den Bruchteil einer Sekunde plötzlich im Raum stehen sehen.

Die ersten wissenschaftlichen Studien zu außersinnlichen Wahrnehmungen führte der Amerikaner Joseph Banks Rhine ab dem Jahr 1930 durch. Er war Professor an der Duke University in Durham, North Carolina. Rhine konzipierte eine streng wissenschaftliche Versuchsanordnung und sammelte akribisch Daten, die er statistisch analysierte, damit alles, was wie ESP aussah, gemessen werden konnte und die Experimente wiederholbar waren – so, wie es die Grundsätze der Wissenschaftlichkeit verlangen.

Um die Plausibilität des Gedankenlesens zu beweisen oder zu widerlegen, verwendete Rhine zunächst sogenannte Zenerkarten, die Rhines Kollege und Landsmann Karl Zener entworfen hatte. Jede dieser Karten zeigt jeweils eines von folgenden fünf Symbolen: Kreis, Pluszeichen, drei Wellenlinien, Quadrat oder Stern. Dank dieser Symbolkarten konnten die beiden Forscher auch fremdsprachige Studenten testen. Denn es brachte ja nichts, die Gedanken von jemandem lesen zu können, wenn man dessen Sprache nicht verstand.

Zenerkarten sind noch heute in der Psychologie und Parapsychologie im Gebrauch.

Die Probanden, überwiegend Studenten der Duke University, saßen dem Tester gegenüber. Nur der Tester bekam eine der fünf Karten gezeigt, der Proband sollte in den Gedanken des Testers lesen, um welche Karte es sich handelte. Der Versuch wurde mit jedem Probanden viele Male wiederholt, zum Teil sogar tausendfach.

Wer mag, kann das selbst mit einem Satz klassischer Spielkarten ausprobieren. Man braucht dazu nur die Karten von Ass bis Fünf einer beliebigen Farbe – und einen Freund. Der Freund mischt die Karten und wählt dann eine davon aus. Sie versuchen nun zu erraten, welche es ist. Ihre Vermutung und der tatsächliche Kartenwert werden bei jedem Versuch schriftlich festgehalten. Wenn man insgesamt zehn Versuche durchführt, ergibt die Anzahl der korrekten Vermutungen multipliziert mit zehn die Trefferquote in Prozent.

Zu Rhines Zeit glaubten viele Menschen, dass jemand, der wirklich Gedanken lesen konnte, bei diesem Test jedes Mal richtigliegen musste – und dass man daher nur wenige Versuche brauchen würde, um das festzustellen. Aber Rhine sah das anders, weil er zwei Dinge wusste. Zum einen war ihm bekannt, dass man auch einfach richtig raten kann. Und genau das nutzten Scharlatane aus. Sie trafen eine große Anzahl von Vorhersagen und hofften, dass sich mit etwas Glück eine oder zwei davon als richtig erweisen würden. Dann drehten sie die Wahrheit einfach um und behaupteten, sie hätten es bei den Glückstreffern tatsächlich gewusst, und die falschen Versuche seien nur unglückliche Zufälle gewesen.

Das ist übrigens heute noch die unter selbsternannten Medien am weitesten verbreitete Methode. Dazu muss man wissen, dass unser Gedächtnis selektiv arbeitet, das heißt, wir erinnern uns an besonders interessante Ereignisse (eine korrekte Vorhersage) besser als an weniger interessante (eine falsche Vorhersage). Scharlatane müssen sich also gar nicht besonders anstrengen, damit wir die falschen Vorhersagen vergessen. Wir selbst erledigen das für sie.

Die zweite Tatsache, die Rhine bekannt war, lautete: Echte ESP – so sie denn existiert – wirkt sich höchstwahrscheinlich nicht so deutlich aus, wie man es erwarten würde. Bei jedem von zehn Versuchen mit den Zenerkarten steht die Chance bei eins zu fünf, dass man richtigliegt. Mit Glück allein darf man also rein rechnerisch auf zwei Treffer hoffen. Jede Trefferquote über 20 Prozent wäre hingegen ein Hinweis – nur: worauf?

Fragen wir andersherum: Wie gut haben Sie selbst abgeschnitten? Sagen wir mal, Sie hätten dreimal richtiggelegen, dann hätten Sie eine Quote von 30 Prozent. Beweist das irgendetwas? Noch nicht, weil man bei nur zehn Versuchen ohne weiteres rein zufällig dreimal richtigliegen kann. Aber für 30 Treffer bei 100 Versuchen bräuchte man schon sehr viel Glück – sehr viel mehr als bei drei von zehn jedenfalls. Das wäre ein aussagekräftiger Hinweis, dass außer Glück noch etwas anderes im Spiel ist. Es beweist zwar immer noch nicht, dass das ESP sein muss, doch wenn man bei 30 von 100 Versuchen oder gar bei 300 von 1000 Versuchen richtigliegt, dann kann man getrost davon ausgehen, dass man nicht nur Glück hatte. Irgendetwas ist geschehen. Aber was?

In all den Jahren, in denen Rhine seine Versuche durchführte, verblüfften zwei Probanden. Der erste, Adam Linzmeyer, war Student an der Duke University. In einer sechsmonatigen Testreihe riet er insgesamt 1563 Mal. Durch Glück allein hätte er rein rechnerisch nur 313 Treffer landen können, Linzmeyer lag aber 558 Mal richtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Treffer alle rein zufällig waren, liegt bei eins zu einer Billion.

Noch erstaunlicher waren die Ergebnisse von Hubert Pearce, ebenfalls Student der Duke University. Er nahm an 1850 Versuchen teil und traf 658 Mal ins Schwarze, also 288 Mal öfter, als sich durch reinen Zufall erklären ließ. Die Wahrscheinlichkeit lag hier bei eins zu einer Billiarde, war also unfassbar gering. Was auch immer da am Wirken war, es war nicht nur Glück. Aber was dann?

Rhine war kein Experte für Täuschungsmanöver, das erschwert die Einschätzung seiner Ergebnisse. Er war Wissenschaftler und arbeitete sehr präzise. Er eliminierte die statistischen Fehler, die frühere ESP-Studien wertlos gemacht hatten. Er war bewandert in Mathematik und beherrschte die Verfahren zur Datenerhebung, und diese wandte er korrekt an. Er stellte sicher, dass seine Ergebnisse nicht durch Zufälle beeinträchtigt wurden. Und so glaubte Rhine, wie viele andere auch, dass Linzmeyer und Pearce zu wie auch immer gearteten außersinnlichen Wahrnehmungen fähig sein mussten, um diese Ergebnisse zu erzielen.

Doch viele Menschen sehen das völlig anders. Für sie haben Pearce und Linzmeyer gezielt betrogen. Niemand unterstellt Rhine, er habe seine Ergebnisse gefälscht. Doch Linzmeyer und Pearce waren Studenten, die Spaß daran gehabt haben könnten, einen Wissenschaftler hinters Licht zu führen. Wahrscheinlich kannte Rhine keine der verschiedenen Möglichkeiten, bei einem solchen Test zu schummeln, und merkte nichts. Als der Aufbau des Experiments überprüft wurde, stellte man allerdings fest, dass ein Betrug ganz einfach gewesen wäre.

Stichhaltige Beweise, dass Linzmeyer oder Pearce tatsächlich geschummelt haben, gibt es nicht, und wenn, dann kann man das Rhine nicht vorwerfen. Als er mit seiner Arbeit begann, waren wissenschaftliche Studien darauf ausgelegt, den Zufall zu eliminieren. Bis dahin war es kaum vorgekommen, dass Probanden bei einer Studie tricksten. Vermutlich kam Rhine nicht einmal darauf, dass es diese Möglichkeit überhaupt gab.

Fast fünfzig Jahre nach Rhine, im Jahr 1979, stellten Forscher an der Universität von Washington eine Versuchsreihe an, mit der gleichfalls die Existenz parapsychologischer Phänomene wissenschaftlich untersucht werden sollte: Projekt Alpha. Wie bei Rhines Studie zeigten wieder zwei Studenten ungewöhnliche Fähigkeiten mit hohen Trefferquoten: Steve Shaw und Michael Edwards.

Doch bei der Pressekonferenz im Jahr 1983, bei der der Öffentlichkeit der erste wissenschaftliche Nachweis für außersinnliche Kräfte präsentiert werden sollte, überrumpelten die beiden Probanden Edwards und Shaw die Forscher mit dem schockierenden Bekenntnis: «Wir haben betrogen.» Die beiden waren Magier und hatten die Wissenschaftler mit ihren Zaubermethoden getäuscht. Dahinter steckte der berühmte Zauberkünstler und Gegner von Pseudowissenschaften James Randi, der damit zeigen wollte, wie gefährlich falsche Vorstellungen und Erwartungen sein können. Kurz nach diesem Skandal wurde das Forschungslabor geschlossen.

Der Kluge Hans

Derlei Geschichten sind leider typisch für die Erforschung der außersinnlichen Wahrnehmung. Manche Menschen tun etwas, das schwer, aber nicht unmöglich zu erklären ist. Und meist stellt sich im Nachhinein heraus, dass sie getrickst haben.

Uns ist bewusst, dass das, was wir als Clairvoyants auf der Bühne tun, übernatürlich wirkt. Wir arbeiten hart daran, das Unmögliche möglich zu machen. Trotzdem können auch wir Ihnen in diesem Buch nicht beibringen, wie man ein Einhorn fängt. Aber wenn wir Ihnen keine Techniken für außersinnliche Wahrnehmung vermitteln wollen, was dann? Am einfachsten lässt sich das wohl mit der Geschichte von einem Gedanken lesenden Pferd erklären.

Um das Jahr 1900 bis zum Ersten Weltkrieg ließ der deutsche Mathematiklehrer Wilhelm von Osten sein Pferd Hans bei öffentlichen Auftritten alle möglichen mathematischen Fragen beantworten. Wenn jemand «vier plus neun» rief, dann trat Hans 13-mal mit dem Huf auf den Boden. Wenn jemand «2 × 5» auf eine Tafel schrieb, dann stampfte Hans zehnmal auf. Er konnte addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Außerdem konnte er die Uhr lesen, gehörte Töne und Akkorde richtig benennen sowie lesen und buchstabieren. Die Antworten stampfte er mit dem Huf.

Der Hengst wurde von einer Kommission untersucht, zu der ein Tierarzt, mehrere Lehrer sowie ein Zoo- und ein Zirkusdirektor gehörten. Sie alle kamen zu dem Schluss, dass hier nicht getrickst wurde. Und sie hatten recht: Was da geschah, war nicht Lug und Trug. Es war real. Nur war Hans eben kein rechnendes Pferd, sondern hier wirkte die Magie der Verbindung zwischen Pferd und Besitzer.

Unter einer solchen «magischen Verbindung» verstehen wir etwas Erklärbares, das ein Ergebnis hervorbringt, das unmöglich und nicht erklärbar erscheint. In diesem Fall funktionierte es, weil Pferd und Besitzer ein starkes Band einte. Deshalb sah es so aus, als könnte Hans rechnen: Jemand aus dem Publikum schrieb eine einfache Rechenaufgabe auf eine Tafel, sagen wir «2 + 3». Dann fing Hans den erwartungsvollen Blick seines Besitzers von Osten auf. Der Hengst wusste nicht, was diese Zahlen bedeuteten; er wusste noch nicht einmal, dass es Zahlen waren und keine Buchstaben oder etwas ganz anderes. Was Hans dagegen wusste, war, dass er mit dem Huf stampfen musste, wenn von Osten ihn so ansah. Dabei ließ der Hengst seinen Besitzer nicht aus den Augen. Von Osten beobachtete seinerseits das Pferd. Beim fünften Hufschlag hoffte von Osten dann, dass das Pferd aufhören würde, und das las das Tier von seinem Gesicht ab. Dem Publikum fiel das nicht auf, denn dessen Aufmerksamkeit war ja auf Hans gerichtet.

Aber Hans bemerkte es und hörte prompt auf, mit dem Huf zu stampfen. Er hatte gelernt, zwei verschiedene Gesichtsausdrücke seines Besitzers zu interpretieren: einen, der «Mach weiter» bedeutete, und einen anderen, der «Hör auf» hieß. Er war ein wirklich kluges Pferd!

Doch der Kluge Hans konnte auch dann rechnen, wenn von Osten gar nicht im selben Raum war. Wie war das möglich? Ganz einfach: Hans las stattdessen am Gesichtsausdruck der Zuschauer ab, wann er aufhören musste zu zählen. Das funktionierte nicht ganz so gut wie bei von Osten, aber gut genug, um eine überzeugende Illusion zu erzeugen. Doch ein cleverer Forscher bemerkte, dass Hans’ Rechenkünste versagten, wenn auch im Publikum niemand die Lösung der Aufgabe kannte. Der Hengst begann dann, mit dem Huf aufzustampfen – aber ohne jeden Hinweis darauf, wann er aufhören musste, stampfte er einfach weiter, weit über die richtige Antwort hinaus.

Die Verbindung, die der Kluge Hans zu seinem Besitzer hatte, erlaubte es dem Pferd, Dinge zu tun, die magisch wirkten. Tatsächlich waren sie das auch: magisch. Nur vielleicht auf eine andere Weise, als man erwarten würde. Denn dass Hans unglaublich feine Unterschiede in den Gesichtsausdrücken der Menschen um ihn herum erkennen und auf sie reagieren konnte, ist wirklich unfassbar. Der Kluge Hans war so berühmt, dass seine Geschichte 1904 sogar in der New York Times veröffentlicht wurde: BERLIN’S WONDERFUL HORSE; He Can Do Almost Everything but Talk-How He Was Taught.

Was würden Sie tun, wenn Sie eine derartige Verbindung zu einem anderen Menschen aufbauen könnten?

Amélie

Wir haben einen kleinen Hund namens Mr. Koni Hundini. Er begleitet uns zu all unseren Shows und verbringt abseits der Bühne jeden Moment mit uns. Auch er weiß oft genau, was als Nächstes passiert oder was wir ihm, oft auch nonverbal, vermitteln wollen. Dadurch, dass er uns beobachtet, seitdem er ein Welpe war, weiß er, wann wir auch nur darüber nachdenken, mit ihm Gassi zu gehen, ihn füttern oder mit ihm spielen wollen. Jedem Tierhalter ist bekannt, was für ein besonderes Feingefühl unsere Schützlinge haben, wie gut sie in uns hineinsehen und wie präzise sie uns lesen können. Das ist die Magie der Verbindung zwischen einem Tier und seinem Besitzer!

Thommy und Amélie zusammen mit Mr. Koni Hundini.

Unser Geheimnis, das keines ist

Für das, was wir tun, sind zwei Menschen erforderlich, die in Echtzeit gemeinsam beim Publikum eine Illusion erschaffen. Einer allein bewirkt nichts, niemand kann es allein machen. Jeder von uns beiden muss wissen, was der oder die andere denkt, sonst funktioniert gar nichts. Das ist unser eigentliches Geheimnis – unsere Methoden basieren auf einer starken mentalen Verbindung. Und es kostet uns große Mühe, es auf der Bühne so einfach aussehen zu lassen.

Diese Art von Verbindung kann jeder entwickeln, ohne dazu «Wunder» auf einer Bühne vollführen zu müssen. Man kann diese Verbindung nutzen, um die Familie glücklicher zu machen und persönliche Beziehungen zu stärken, erfolgreicher im Beruf zu werden und Freundschaften zu festigen. Bereits bestehende Verbindungen lassen sich mit ganz einfachen Mitteln und ohne große Mühe vertiefen. Und je besser Sie diese Fähigkeiten beherrschen, umso mehr werden Sie von ihnen profitieren – jeden Tag etwas mehr.

Thommy, der sich im Zuschauerraum befindet, ist mit Amélie, die mit verbundenen Augen auf der Bühne steht, auf magische Weise verknüpft.

Uns geht es hier also weniger um außersinnliche als vielmehr um außergewöhnliche Wahrnehmung. Und das Beste daran: Sie lässt sich erlernen. Denn wir können unsere angeborene Wahrnehmungsfähigkeit weiterentwickeln – so weit, bis sie zur größten mentalen Kraft wird, die wir bewusst gebrauchen und einsetzen können. Wenn Sie das tun, werden Sie in gewisser Hinsicht ein Mensch werden, der sein Umfeld intensiver wahrnimmt, sich mit anderen schneller vernetzt und sich auf Verbindungen noch mehr einlässt. Wir versprechen Ihnen eine wundervolle Erfahrung. Denn auch wenn außersinnliche Wahrnehmung mehr Aufsehen erregen mag: Die außergewöhnliche Wahrnehmung ist real – und für Sie persönlich von viel größerem Nutzen.

Was Sie von diesem Buch erwarten können

In diesem Buch weihen wir Sie in die Magie der Verbindungen ein. Wir werden Ihnen helfen, dauerhafte Verbindungen zu den Menschen in Ihrem Leben aufzubauen, zu Ihren Freunden, Ihrer Familie, den Menschen, die Sie lieben. Diese Verbindungen werden Ihre Freundschaften stärken, Ihr Familienleben erfüllender und Ihre Liebesbeziehungen befriedigender und stabiler machen.

Sie werden außerdem lernen, wie Sie eine kurzfristige Verbindung zu Menschen eingehen können, die Sie eher flüchtig kennen. Diese Verbindungen werden weniger stark sein, aber auch sehr viel zahlreicher. Denn die meisten Menschen, mit denen man täglich zu tun hat, sind keine Freunde, Verwandte oder Angehörige. Verbindungen zu diesen Menschen haben weniger offensichtliche oder tiefgreifende Auswirkungen, aber auch hier können sich viele kleine Verbesserungen im Lauf der Zeit zu einem großen Nutzen summieren.

Wir werden Ihnen zeigen, wie Sie in nahezu jedem Bereich Ihres Lebens Verbesserungen herbeiführen können: in Ihrem Privatleben, Ihrer Karriere und auch in Hinblick auf Gesundheit, Liebesleben, Hobbys, Hoffnungen und Träume. Und wir werden Ihnen beibringen, wie Sie all das mit den Sinnen bewerkstelligen können, über die Sie von Geburt an bereits verfügen. Sie werden sie «nur» weiterentwickeln. Das Wissen, das wir hier mit Ihnen teilen, verstößt gegen kein physikalisches Gesetz. Ganz im Gegenteil: In diesem Buch werden wir uns nicht nur auf unsere Erfahrungen, sondern auch auf aktuelle wissenschaftliche Forschungen beziehen.

Wir hatten das große Glück, unsere eigenen Fähigkeiten entdecken und entwickeln zu können. Das ist ein stetiger Lernprozess. Wie es überhaupt so weit kam, erzählen wir Ihnen im folgenden Kapitel. Aber seitdem wir uns ernsthaft mit der Verbindung, die wir zueinander haben, zu beschäftigen begannen, wollten wir auch so viel wie möglich darüber erfahren, wie Menschen ganz allgemein miteinander in Verbindung treten. Dazu gibt es glücklicherweise jede Menge Informationen, auf die wir eingehen werden.

Unsere Fähigkeit, Verbindungen herzustellen, hat uns beide persönlich und beruflich geprägt. Alles, was wir haben, auch uns gegenseitig, verdanken wir dieser Fähigkeit. Dieselbe Wirkung kann sie auch auf Ihr Leben haben.

Wir werden Ihnen sagen, wie es funktioniert, zeigen, wie man es macht, und Ihnen helfen, es selbst zu erlernen.

Kapitel 2Wie alles begann

Wenn wir die Bühne betreten, vollbringen wir scheinbar Unmögliches – zumindest wirkt es auf Außenstehende so, als wären wir keine normalen Menschen. Aber das, was wir Ihnen vermitteln möchten, können auch Sie umsetzen, denn in Wahrheit unterscheidet uns nichts von anderen Menschen. Viele Leserinnen und Leser werden sich in unseren Geschichten wiedererkennen. Diese Gemeinsamkeiten sind wichtig, wenn man eine Verbindung aufbauen will – in diesem Fall eine Verbindung zwischen uns, den Autoren, zu Ihnen, unserer Leserschaft.

Auf den folgenden Seiten werden wir unsere eigenen Lebensgeschichten erzählen. Denn wie sollen Sie einschätzen, was unsere Ratschläge wert sind, wenn Sie nicht wissen, auf welchen Erfahrungen sie beruhen?

Thommy über Amélie

Amélie wurde im österreichischen St. Pölten als Christina geboren, nahm aber gleich zu Beginn ihrer Karriere einen Künstlernamen an. Sie war schon immer ein Fan des Films Die fabelhafte Welt der Amélie von Jean-Pierre Jeunet aus dem Jahr 2001. In der Titelrolle spielt Audrey Tautou die junge Frau Amélie Poulain, die ein besonderes Feingefühl besitzt und die Sinnlichkeit der sie umgebenden Dinge liebt. Christina konnte sehr viele Ähnlichkeiten zu ihrer Person auf der Bühne entdecken, in unserer jetzigen Show geht es sogar darum, dass sie auf der Bühne Gegenstände erfühlt, die ich in meinen Händen halte. Van Tass leitet sich von dem Wort phantastisch ab, und somit war der Name Amélie van Tass geboren. Doch im Gegensatz zu anderen Künstlern, die sich mit dem Künstlernamen als Kunstfigur völlig neu erfinden, ist Amélie auf der Bühne derselbe Mensch wie privat. Ich glaube, sie hat sich diesen Namen nur deshalb zugelegt, um ihre Schüchternheit zu überwinden. Amélie ist eine kontaktfreudigere Christina. Tatsächlich hilft Amélie Christina dabei, in Gegenwart von Fremden sie selbst zu sein.

Christina wurde in eine warmherzige Familie hineingeboren und hat einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Manche «Sandwichkinder», wie Amélie eines ist, mögen sich oft übergangen oder ausgeschlossen fühlen, doch auf sie trifft das nicht zu. Ihr älterer Bruder kümmerte sich um sie und beschützte sie. Für ihn war sie immer die kleine Schwester – während sie für die jüngere Schwester, mit der sie vieles gemeinsam hat, die große Schwester war.

Beide Seiten merkt man ihrer Persönlichkeit an. Manchmal lässt sie sich gern beschützen und führen. Ein anderes Mal hat sie das Sagen und nimmt den anderen an die Hand. Ich mag beide Seiten, aber die Anführerin gefällt mir am besten. Die Welt braucht mehr Frauen wie sie, die führen können und wollen. Ich jedenfalls bin ihrer Familie dankbar, dass sie sie nie in die traditionelle Frauenrolle gezwungen hat.

Amélie entdeckte schon früh ihre Liebe zum Tanz und zur Bühne, mit sieben Jahren absolvierte sie ihre ersten Auftritte in Österreich. Ich würde viel dafür geben, ein Video von einem dieser Auftritte zu sehen! Oft erkennt man die «Handschrift» des späteren berühmten Schauspielers, Musikers oder Comedians schon in Filmaufzeichnungen aus jungen Jahren. Sie blieb mehrere Jahre lang in derselben Tanzschule und arbeitete sich dort in der Rangordnung nach oben.

Mir gefallen am Bühnentanz die Schönheit und Anmut, und wenn ich zwei Tänzer auftreten sehe, erkenne ich, wer von beiden «besser» ist. Allerdings kann ich meist nicht sagen, warum, weil ich mich mit den technischen Details nicht auskenne. Bühnentanz erfordert jedenfalls enorme Disziplin, körperlich wie mental und emotional – vor allem, wenn man erst sieben Jahre alt ist. Amélies Lehrer waren streng und hatten hohe Ansprüche, vor allem an die Technik, doch sie trainierte trotzdem gern. Noch lieber war es ihr allerdings, sich frei und kreativ bewegen zu können. Ich denke, das ist wie bei einem Musiker, der Fingerübungen auf seinem Instrument machen muss. Wenn jemand Gitarre spielt, um sich damit auszudrücken, dann sind Fingerübungen ziemlich langweilig.

Dai Vernon, einer der großen Magier des vergangenen Jahrhunderts, sagte einmal zu jemandem, der gern ebenfalls Zauberer geworden wäre, die vielen Übungsstunden aber lästig fand: «Wenn Ihnen das Üben nicht gefällt, dann sammeln Sie Briefmarken.» In der Tanzschule lernte meine Partnerin genau das: dass kein Meister vom Himmel fällt. Dass man als Künstler, wenn man Erfolg haben will, zwar Spaß an dem haben soll, was man tut, aber dass man zuvor auch hart an sich arbeiten muss. Und so übte sie stundenlang die kleinen Details, bevor sie sie überhaupt zu schätzen wusste. Sie lernte, ihre Fortschritte zu erkennen, wie klein sie auch sein mochten. Und sie zog Befriedigung und Selbstbestätigung aus der Arbeit an sich selbst.

Nach ein paar Jahren stellte Amélie fest, dass sie sich trotz aller Fortschritte im Tanz nicht so ausdrücken konnte, wie sie es sich wünschte. Sie wollte auf die Bühne, das war klar, aber sosehr sie das Tanzen auch liebte, war sie doch trotzdem davon überzeugt, dass dadraußen noch etwas anderes auf sie wartete. Ein wichtiger Mensch in ihrem Leben war zu dieser Zeit ihr Mathelehrer aus der weiterführenden Schule. Er war ein guter Lehrer, aber was viel wichtiger war: Er trat nebenbei als Magier auf und brauchte Hilfe bei der Choreographie seiner Show. Man kann sich seine Freude vorstellen, als er merkte, dass eine Schülerin in seiner Klasse eine Tanzausbildung hatte und leidenschaftlich gern auf der Bühne stand.

Amélie hatte damals noch kaum Interesse an Magie, aber sie nahm die Herausforderung an. Immerhin war es eine gute Gelegenheit, um ihren Horizont zu erweitern und neue Fähigkeiten zu erlernen. Und die Bühnenmagie zog sie sofort in ihren Bann, zumal dabei bewegungsbasierte Fertigkeiten gefragt waren, die sie schon vom Bühnentanz kannte. Bei der Magie hatte sie allerdings noch mehr Ausdrucksfreiheit.

Ein Kuriosum am Rande: Bevor Amélie einwilligte, ihrem Mathelehrer zu assistieren, sah sie sich eine Zaubershow an. Erst viel später entdeckten Amélie und ich, dass sich unsere Wege schon vor unserem Kennenlernen immer wieder gekreuzt hatten – zum Beispiel auch bei dieser Show. Sie saß staunend im Publikum und dachte darüber nach, was wohl alles gerade hinter der Bühne passierte. Ich hingegen befand mich im Backstagebereich, da ich Regie bei dieser Show führte, und überlegte, wie sich wohl die Zuschauer im Saal gerade fühlten.

Neben der Bühnenkarriere erlernte Amélie aber auch einen Brotberuf. Sie war schon immer sehr gut im Umgang mit Menschen gewesen und studierte deshalb Sozialpädagogik. Mehrere Jahre lang arbeitete sie mit Menschen mit Behinderung, darunter auch vielen, die nicht sprechen konnten. Es war eine prägende Zeit für Amélie, und Jahre später konnte sie die nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten, die sie dabei erworben hatte, bei unseren Shows einsetzen und perfektionieren.

Während dieser Zeit stand sie immer wieder auf der Bühne: Ihre natürliche Anmut und ihre Tanzausbildung verschafften ihr häufiger Auftritte als Bühnenassistentin – sie war also diejenige, die sich von dem jeweiligen Magier auf der Bühne zersägen lassen musste. Bei diesen Shows lernte sie viel und bekam wertvolle Bühnenerfahrung. Und sie entwickelte allmählich ihre heutige Bühnenfigur Amélie van Tass.