Die Planeten der Präsidenten - Christoph Däppen - E-Book

Die Planeten der Präsidenten E-Book

Christoph Däppen

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Beschreibung

Charakter und Astrologie gehen hier eine neue Verbindung ein. Die Big-5 der Psychologie werden mit den neu postulierten Big-7 der Astrologie in Korrelation gebracht. Die Befunde geben Einblicke in bisher nicht beachtete Aspekte astrologischer Wirkungszusammenhänge.

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Inhaltsverzeichnics

Einleitung

Big Five

Charakterkunde

Charakter und Astrologie

Amerikanische Präsidenten

Korrelationen

Amerikanische Präsidenten im Detail

Bewertung der Befunde

Fragen und Hypothesen

Zeitgenössische US-Präsidenten

Zufall und Wahrscheinlichkeit

Deutsche Kanzler

Frau Merkel und die Geschlechterfrage

Deutsche Bundespräsidenten

Charaktervergleiche

Deutsche Minister

Politische Prominenz

Sportler

Unternehmer

Kleriker

Kollektive und Kohorten

Zyklen und Antizyklen

Schlussbetrachtung

Anhang A. Korrelationstabellen

Neurotizismus

Anhang B. Planetenprofile

Einleitung

Das Thema dieses Buches ist eine astrologische Theorie, die neu und ungewohnt und alt und vertraut zugleich ist. Aufgrund der Stellung von sieben Himmelskörpern zueinander bei der Geburt eines Menschen soll auf den Charakter dieser Person geschlossen werden können. Das klingt für die einen absonderlich und für die anderen vielleicht zu schön, um wahr zu sein. Aber es ist eine Astrologie, wie man sie sich nur wünschen kann: in der Konstruktion einfach zu verstehen und in der Aussage leicht zu überprüfen. Und doch wäre diese Theorie, falls sie sich als wahr und verifizierbar erweisen sollte, sehr schwer zu begreifen – aber diese Eigenschaft teilt sie mit allen astrologischen Theorien, denn die Astrologie ist eine gänzlich undurchschaubare Wissenschaft, auch wenn ihre Grundaussage simpel ist: dass nämlich aus kosmischen Konstellationen auf Charakter und Schicksal von Menschen geschlossen werden kann. Die Astrologie ist vermutlich die älteste Wissenschaft der Welt; seit Anbeginn der menschlichen Zivilisation wird sie von fast allen Völkern der Welt praktiziert; und das ist eigentlich nur möglich, wenn sie einen wahren Kern enthält, der durch alle die im Lauf der Zeit entstandenen komplizierten und sich oft widersprechenden Regeln und Methoden noch immer wahrnehmbar durchschimmert.

Bevor wir über die Astrologie reden, müssen wir uns mit dem menschlichen Charakter auseinandersetzen. Dass sich die Menschen in ihrem Charakter unterscheiden, ist nun gewiss eine Binsenweisheit, die jedem Menschen mit ein bisschen Lebenserfahrung sofort einsichtig ist. Aber was meinen wir, wenn wir vom „Charakter“ sprechen? Wir bewundern etwa einen eindrücklichen „Charakterkopf“, aber wodurch kam er zustande? War es Prädestination, Vererbung, Lebenserfahrung oder der Einfluss der Sterne, oder eine Kombination von allem? Die Volksweisheit kennt nur das Phänomen, aber nicht dessen Ursache. Was in der folgenden Untersuchung als „Charakter“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit etwas sehr Subtiles, das man vielleicht besser mit dem Begriff „Gemüt“ umschreiben würde. Es ist so subtil wie der ihm zugrunde liegende Einfluss der Planeten, sozusagen. Es ist so etwas wie die „Grundstimmung“ des Menschen - etwas, was immer dann zum Zuge kommt, wenn die angelernten oder auch nur imitierten kulturellen Techniken nicht mehr greifen bzw. bevor sie greifen können. Was wir als individuelle Person zu sein scheinen, sind oft nicht wirklich wir selbst, sondern spiegelt das Charaktermodell der Kulturen, von denen wir geprägt wurden.

Anmerkungen zu dieser überarbeiteten Ausgabe

Es war leider unumgänglich, kurz nach der Veröffentlichung dieses Buches rasch eine Neufassung in Angriff zu nehmen und möglichst bald zu publizieren. Aufgrund eines zeitgedrängten und von technischen Problemen begleiteten Abschlusses des „Gut zum Druck“ Ende letzten Jahres schlichen sich in die erste Fassung zahlreiche Fehler ein – vor allem solche, welche das Layout betreffen, aber auch einige inhaltliche Altlasten, welche leider in der Schlussredaktion nicht eliminiert wurden. Die gröbsten Patzer entstanden bei der Erstellung der Druckvorlage, wo Kompatibilitätsprobleme zu fehleranfälligen Umformatierungen führten.

Inhaltlich wurden nur wenige Änderungen vorgenommen, vor allem nicht solche, die an der wesentlichen Aussage des Buches etwas ändern würden; allenfalls wurden unklare bzw. irreführende Stellen entfernt oder dann aber weiterführende, nützliche Hinweise und Erklärungen neu eingebunden. Die Diagramme und Daten sind unverändert.

Big Five

Die moderne Psychologie geht heute davon aus, dass sich jeder geistig gesunde Mensch in einem Schema von fünf grundlegenden charakterlichen Eigenschaften einordnen lässt: den sogenannten „Big Five“ der Psychologie. Da dieses psychologische Schema – auch Fünf-Faktoren-Modell und im folgenden kurz „Big-5“ genannt - aufgrund von lexikalisch- semantischen Untersuchungen und Kategorisierungen und darauf aufbauenden psychologischen Tests erarbeitet wurde, kann es als Vergleichsbasis für jegliche astrologisch fundierte Psychologie dienen. Eine astrologische Charakterisierung sollte daher diesen experimentell gewonnenen Erkenntnissen nicht grundlegend widersprechen, da sie sonst Gefahr liefe, unglaubwürdig zu werden.

Dass der Big-5-Test heute in der Anwendung oft nichts mehr taugt, ist eine andere Geschichte. Die Fragestellungen sind für gewitzte Menschen nämlich zu leicht durchschaubar, und daher kann das Testresultat mit den „passenden“ Antworten beliebig manipuliert werden – etwa wenn es in sogenannten Assessments darum geht, die charakterliche Eignung eines Kandidaten für eine bestimmte berufliche Position zu eruieren. Als jedoch der Test vor Jahrzehnten erstmals den nichtsahnenden Probanden vorgelegt wurde, erhellten die ersten Resultate wohl tatsächlich eine psychologische Grundverfassung zumindest der nordamerikanischen Bevölkerung.

Was nun also beinhaltet dieses psychologische Modell? Folgende fünf Charaktereigenschaften spielen dabei die tragende Rolle:

Neurotizismus

Extraversion

Offenheit (für Erfahrungen)

Verträglichkeit

Rigidität

Es handelt sich bei diesen Charaktereigenschaften eigentlich um Sammelbegriffe für verschiedene Facetten des menschlichen Charakters, die unter einem der Oberbegriffe subsummiert sind. Das ist nicht unproblematisch, wie wir noch sehen werden. Aber zuerst muss ich noch einige Anmerkungen zu den Begriffen selbst machen.

Neurotizismus. Menschen mit Hang zum Neurotizismus sind nicht zwangsläufig „neurotisch“, aber die Begriffe sind natürlich eng verwandt. Der zentrale Begriff in der englischen Fachliteratur, der dieses psychologische Phänomen umschreibt, ist anxiety. Darunter verbergen sich Gefühlszustände wie Ängstlichkeit, Besorgnis und Unbehagen. Man könnte vielleicht den Neurotizismus als chronische Form des neurotischen Verhaltens bezeichnen, bedingt durch Veranlagung oder frühkindliche Prägungen oder sonstige, langfristig wirkende Einflüsse.

Extraversion. Hier fungiert der Begriff Introversion als gegensätzlicher Pol. Im allgemeinen bereitet es uns keine Mühe, die Charakterausprägungen entlang dieses Gegensatzpaares zu erkennen.

Offenheit. Man spricht in diesem Zusammenhang immer von der „Offenheit für Erfahrungen“, aber es ist mir nicht klar, weshalb es diese Einschränkung bzw. Ergänzung überhaupt braucht. Wer im weitesten Sinne „offen“ ist, macht unweigerlich die eine oder andere Erfahrung, positiv oder negativ - aber das ist wohl nicht gemeint. Mein Verdacht geht eher darin, dass diese Offenheit so gemeint ist, dass Erfahrungen jedwelcher Art immer auch „positiv“ gesehen oder umgedeutet werden (Glas ist halb voll und nicht halb leer).

Verträglichkeit. Verträgliche Menschen suchen und finden leicht soziale Kontakte; hier gibt es wahrscheinlich keine Probleme bei der Interpretation.

Rigidität. Im deutschen Sprachraum wird anstelle von „Rigidität“ oft auch der Begriff „Gewissenhaftigkeit“ verwendet, was aber unweigerlich falsche bzw. tendenziöse Assoziationen hervorruft. Der amerikanische Fachbegriff conscientiousness beinhaltet nämlich Facetten, die über unsere Vorstellung von Gewissen und Gewissenhaftigkeit hinausgehen, weshalb man in der deutschsprachigen Psychologie dazu übergegangen ist, vom Begriff Gewissenhaftigkeit abzukommen und stattdessen diese Eigenschaft als Rigidität zu bezeichnen, was leider wiederum zu Konfusionen führt, da im englischen Fachjargon der Begriff rigidity anders verwendet wird (nämlich im Sinne einer soziopathischen Verhaltensauffälligkeit). Es handelt sich hier um ein klassisches Übersetzungsproblem, für das ich im Rahmen dieser Arbeit auch keine Lösung anbieten kann.

Es folgt eine Übersicht von möglichen Zuordnungen der verschiedenen Charakterfacetten zu den Big-5:

Neurotizismus:

Angst

Ärger

Verstimmung

Unsicherheit

Impulsivität

Verletzlichkeit

Extraversion:

Wärme

Geselligkeit

Bestimmtheit

Aktivität

Vergnügen

Freude

Offenheit:

Fantasie

Ästhetik

Gefühle

Aktionen

Ideen

Werte

Verträglichkeit:

Vertrauen

Direktheit

Altruismus

Nachgiebigkeit

Bescheidenheit

Herzlichkeit

Rigidität:

Kompetenz

Ordnung

Pflichtbewusstsein

Ambition

Disziplin

Überlegtheit

Es handelt sich hierbei um eine grobe, nicht abschliessende Liste von Stichwörtern, die man durch Synonyme und verwandte Begriffe ergänzen könnte. Sie entstammen der sogenannten „R&F-Studie“, auf die wir später noch ausführlich eingehen werden. Zu beachten ist auch, dass die entsprechenden englischen Bezeichnungen teilweise leicht andere Konnotationen haben können. Die Übersetzung von einem zum anderen Sprach- und Kulturraum kann gerade bezüglich psychologischer Begriffe nie wertneutral sein. Es werden sich bei muttersprachlichen Lesern unweigerlich jeweils andere Assoziationen einstellen.

Neurotizismus wird auch als „emotionale Labilität“ bezeichnet, und das Gegenteil davon, wenn also die entsprechenden Facetten nur schwach ausgeprägt sind, wäre dann „emotionale Stabilität“. Das Gegenteil von Extraversion ist natürlich die Introversion, und das Gegenteil von Offenheit wäre vielleicht Verstocktheit. Das Gegenteil eines sozial verträglichen Menschen wäre dann wohl ein Misanthrop, und als eine gegenteilige Eigenschaft von „rigide“ könnte man etwa „liederlich“ nennen.

Hier folgt eine Zusammenstellung aus der deutschen Wikipedia, in der für jeden Aspekt die entsprechenden Pole der Ausprägung (tief-hoch) aufgelistet sind:

Aspekt

tief

hoch

Neurotizismus

selbstsicher, ruhig

emotional, verletzlich

Extraversion

zurückhaltend, reserviert

gesellig

Offenheit

konsistent, vorsichtig

erfinderisch, neugierig

Verträglichkeit

kompetitiv, misstrauisch

kooperativ, freundlich, mitfühlend

Gewissenhaftigkeit

unbekümmert, nachlässig

effektiv, organisiert

Solche knappen Zusammenstellungen sind natürlich immer mit Vorsicht zu geniessen, denn je nach Charakterprofil der jeweiligen Autoren (und diese werden gewiss Selbsttests gemacht haben) wird die Auswahl der charakterisierenden Begriffe leicht tendenziös zugunsten der Autoren ausfallen. Man hätte hier für jeden Pol, hoch oder tief, ganz andere Charakterisierungen auswählen können, die dann fallweise nicht mehr so positiv oder zumindest neutral ausgefallen wären.

Das jeweilige Gegenteil der Big-5 ist nicht wirklich definiert und demzufolge auch nicht eigentlich benennbar. Es bleibt dann unserer Wertung überlassen, ob wir als das Gegenteil von „offen“ lieber „verstockt“ oder eher „eigensinnig“ oder vielleicht gar „prinzipientreu“ gelten lassen wollen – oder eben „konsistent, vorsichtig“, wie oben gezeigt. Man sieht sogleich, dass mit Bezeichnungen immer auch Wertungen verbunden sind. Im Fall des Neurotizismus hat dies auch schon zu Irritationen geführt, weil man nämlich neuerdings gemerkt hat, dass dies die einzige Eigenschaft ist, deren positive Ausprägung eigentlich „negativ“ zu werten ist. Der heutige Zeitgeist will es nämlich, dass der „vorbildliche Mensch“ emotional stabil ist, und zudem natürlich extravertiert, offen für Neues, sozial verträglich und selbstverständlich zuverlässig: die perfekte Arbeitsbiene für das Grossraumbüro sozusagen! Den Erfindern des Big-5-Schemas ist daher insofern ein Lapsus unterlaufen, als eine der fünf Eigenschaften quasi eine falsche Polarität aufweist. Oder aber es galten damals andere Präferenzen: tiefe Werte für Neurotizismus zeichnen vielleicht weniger die heute so modische „Coolness“ aus, sondern charakterisieren eher einen unsensiblen Trampel, den man für höhere Tätigkeiten nicht brauchen kann. Es hat halt jede Epoche ihre Vor- und Leitbilder …

Die Skalierung der Big-5 läuft streng genommen nicht über eine Gegensatzbildung, sondern entlang eines Kontinuums der jeweiligen Eigenschaft. Man ist also nicht extravertiert oder introvertiert, sondern mehr oder weniger extravertiert – von „sehr“ bis „fast gar nicht“, und dies immer im Vergleich zu sehr vielen anderen Menschen, die auf dieser Charakterskala schon eingeordnet sind. Jene Menschen, die „fast gar nicht“ extravertiert sind, wird man dann konventionell auch „introvertiert“ nennen. Aber schon bei der Offenheit fehlt uns der eindeutige Begriff des Gegenteils, wie wir gesehen haben: verstockt, eigensinnig oder prinzipientreu habe ich vorgeschlagen, und vielleicht könnte man den Charakterzug Offenheit auch unter dem Gegensatzpaar „liberal vs. konservativ“ abhandeln, was bei oberflächlicher Betrachtung leicht passieren und dann zu ziemlich schiefen Einschätzungen führen kann, vor allem dann, wenn sie politisch motiviert sind. Rein instinktiv wollen wir nämlich nicht, dass unsere politischen oder weltanschaulichen Gegner dieselben Charakterzüge aufweisen wie wir selbst. Aber oft genug ist natürlich genau dies der Fall: dass nämlich die grössten Feinde sich charakterlich am ähnlichsten sind.

Wie wir uns selbst bewerten oder Leute, die wir zu kennen glauben, ist immer relativ. Unser beschränktes Wissen über die mögliche Bandbreite der Charakterausprägungen lässt uns auf der Bewertungsskala hin und her schwimmen. Deshalb sind die so beliebten Charaktertests nicht wirklich aussagekräftig, egal ob ich mich selbst oder eine mir vertraute Person bewerte: mir fehlt einfach der absolute Massstab, um eine hinreichend zutreffende und allgemein akzeptierte Charakterisierung vornehmen zu können. Ich kenne zum fairen Vergleich zu wenig Leute und auch diese nicht gut genug. Und man sieht hier sogleich ein weiteres Problem, und man sollte sich dies immer wieder vergegenwärtigen: So müssen bei einem extravertierten Menschen nicht zwingend alle sechs relevanten Facetten positiv besetzt sein, um ihn als extravertiert zu charakterisieren; es reicht wahrscheinlich, wenn nur eine knappe Mehrheit oder einzelne Facetten hinreichend stark ihr Gewicht einbringen. Vielleicht bin ich ja ein freudiger, vergnügungssüchtiger Mensch, aber es fehlt mir am überzeugenden Auftreten: was zählt dann mehr zur Bestimmung meiner Extraversion? Und bei welcher Gelegenheit zählt es? Wenn das Schwergewicht auf den falschen Facetten liegt, so kann dies bei oberflächlicher Betrachtung zu irreführenden Schlüssen führen. Hohe Werte bei Vergnügungssucht und Geselligkeit machen mich vielleicht

zu einem extravertierten Menschen, sind aber nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um als Verkäufer von Versicherungspolicen Erfolg zu haben; da wäre dann eher die Aktivität und das überzeugende Auftreten angesagt!

Man sieht also, dass die Big-5 nur ein sehr grobes Raster zur Bestimmung der Persönlichkeit anbieten. Die Psychologie geht allerdings davon aus, dass die jeweiligen Facetten untereinander ziemlich gut korreliert sind, so dass ein extravertierter Mensch in den meisten Fällen nicht völlig auseinander driftende Facetten der Extraversion hat. Man darf sich allerdings auf diese Annahme, die vielleicht mehr eine Hoffnung über die Gültigkeit des Modells ausdrückt, nicht allzu sehr verlassen: einzelne Facetten innerhalb eines Big-5-Aspekts können in der Tat völlig vom Soll abweichen, und dies hat einen einfachen Grund: die Wirklichkeit ist immer vielfältiger als ein abstraktes Modell.

Ein weiteres Problem der Big-5 - und eigentlich einer der Hauptkritikpunkte an diesem Modell - ist der Zweifel, ob die fünf Merkmale wirklich unabhängig voneinander sind, ob also alle Kombinationen gleichermassen vorkommen. Und dieser Einwand ist berechtigt: Kann ein Mensch gleich hohe Werte beim Neurotizismus wie auch bei der Extraversion aufweisen, oder schliessen sich diese beiden Aspekte nicht irgendwie aus? Gibt es vielleicht eine versteckte Korrelation zwischen Extraversion und Offenheit, oder zwischen Offenheit und Verträglichkeit? Sind rigide Menschen nicht immer auch irgendwie neurotisch? Im Verlauf dieser Untersuchung werden wir sehen, dass es diese Abhängigkeiten vermutlich gibt, dass sie aber nicht hinderlich sind, um ein Gesamtbild der Persönlichkeit zu entwerfen, im Gegenteil: sie sind vielleicht der Schlüssel zu einer besseren Typisierung.

Charakterkunde

Ganz allgemein ist die Charakterkunde mit vielfältigen Problemen konfrontiert, welche ihre Aussagekraft und Treffsicherheit schwer beeinträchtigen können: der menschliche Charakter ist ja nicht etwas Statisches, das unbeeinflusst von den vielfältigen Fährnissen des Lebens immer zuverlässig festgestellt werden könnte. Charaktereigenschaften sind oft nur subtil angelegt und werden leicht von verschiedensten Einflüssen überdeckt: angefangen bei der genetischen Veranlagung, über Kindheitserlebnisse und die Erziehung durch Eltern und Lehrer bis zur Sozialisation in „Peer-Groups“ und zu gesellschaftlichen Normen, die gewisse Äusserungen des Charakters belohnen oder bestrafen.

Ein extravertierter Japaner würde in Amerika vielleicht immer noch als introvertiert wahrgenommen, und in der Schweiz erkennt man Deutsche an ihrem bestimmten, unbescheidenen Auftreten, das Schweizer im Vergleich automatisch als schüchtern erscheinen lässt. Die Unterschiede in der kulturellen Prägung können daher viel stärker wirken als die individuellen charakterlichen Ausprägungen. So gesehen müsste eigentlich die Big-5-Skala für jedes Land, für jeden Kulturraum neu kalibriert werden, da sonst Äpfel mit Birnen verglichen würden.

Auch die Biologie spielt mit: Junge ticken anders als Alte, und über die charakterlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern lässt sich trefflich streiten. Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass sich der Charakter eines Menschen ab etwa dem 40. Altersjahr stabilisiert und konkretisiert. Manch heissblütiger Jungspund wird allmählich zur reifen Persönlichkeit, der man seine Jugendsünden nicht mehr ansieht. Nicht umsonst gilt das Bonmot: „Wer mit 20 kein Revolutionär ist, hat kein Herz; wer es mit 40 immer noch ist, hat keinen Verstand!“

Zu den geschlechtsbedingten Charakterunterschieden wüsste der Volksmund wohl einiges zu sagen, jedoch handelt es sich bekanntlich um ein politisches Unthema, das wir im Rahmen dieser Untersuchung glücklicherweise elegant umschiffen können. Und wir sind mit einem weiteren Problem konfrontiert, nämlich mit der menschlichen Fähigkeit, seinen Charakter zu verstellen, sich mit Disziplin und aus Gründen der Opportunität eine andere Persönlichkeit anzutrainieren, als sie eigentlich in einem stecken würde. Nicht nur jede Kultur, sondern auch jede Zeit hat ihre charakterlichen Vor- und Leitbilder. Wenn also, so wie gerade jetzt, die extravertierte Persönlichkeit sehr in Mode ist, dann sollte ich, um meine Karrierechancen nicht zu beeinträchtigen, meine introvertierten Neigungen etwas verstecken und zu diesem Zweck ein extravertiertes Mäntelchen umhängen. Das ist auch bei mittelmässiger schauspielerischer Begabung nicht allzu schwer, wenn man sich denn dazu hergeben will. Noch einfacher ist das Bestehen der gängigen Psychotests: die Fragen sind meist so leicht durchschaubar, dass man mit einiger Übung ziemlich treffsicher das gewünschte Charakterbild „erantworten“ kann.

Wie so vieles in der Psychologie ist somit auch das Big- 5-Modell nicht gänzlich hieb- und stichfest: so etwa sind allzu viele Charaktermerkmale offensichtlich nicht berücksichtigt, ja geradezu ausgeblendet. Der Big-5-Ansatz ist gewiss gut geeignet für sogenannte Assessments, also für den Prozess, mit dem die richtige Person für eine berufliche Stellung evaluiert werden soll. Es ist aber offensichtlich, dass auch die Big-5 erhebliche Defizite aufweisen, wenn es darum geht, den Charakter des Menschen ganzheitlich zu beschreiben. Das Problem beginnt damit, dass es keine verlässliche Definition gibt, welche persönlichen Eigenschaften als charaktertypisch klassifiziert werden können.

Nur schon der Begriff „Charakter“ ist problematisch. Ist es etwas, was von „innen“ kommt oder etwas, das von „aussen“ aufgeprägt wurde? Wie soll ich zum Beispiel den Charakter eines Menschen einschätzen, der einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hatte? Was für einen Charakter soll ich einem kranken oder einem unter chronischen Schmerzen leidenden Menschen bescheinigen? Erleben auch depressiv veranlagte Menschen Momente des Glücks, und wie äussert sich das? Der wahre Charakter zeigt sich ja meistens erst in kritischen Ausnahmesituationen, wo der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen ist. Und das ist wohl einerseits wahr und anderseits zugleich ein grosses Problem für die Psychologen, denn dieser elementar geforderte und dadurch mit seinen grundlegendsten Eigenschaften konfrontierte Mensch entzieht sich jedem Psychotest. Im „Normalbetrieb“ nämlich ist fast jeder Mensch charakterlich wandelbar und anpassungsfähig; der wahre Charakter des Menschen verschwindet hinter Konventionen, sozialer Anpassung und Stimulanzien, die in die gewünschte Richtung wirken. Natürlich wird sich etwa ein stark Introvertierter nicht auf Dauer so stark verbiegen können, dass er gegen aussen wie ein Extravertierter wirkt – oder dann nur unter Inkaufnahme vor Verhaltensauffälligkeiten. Wer etwa seine verträgliche Seite unterdrücken will, muss damit rechnen, dass die Hand, die streicheln will, nun plötzlich schlägt. Und falls viele Merkmale stark vom Durchschnitt abweichen, dann wird es kaum gelingen, alle so zu kontrollieren, dass man quasi wie als sein Gegenteil wirkt. Irgendein Merkmal entzieht sich immer der Kontrolle, und zwar dummerweise meistens dann, wenn es in einer kritischen oder unvorhersehbaren Situation spontan aus der Tiefe wirkt.

Leichter haben es da die „Durchschnittsmenschen“ mit entsprechendem Charakter; sie werden ihre Merkmale leichter auf die eine oder andere Seite modulieren können, bei entsprechendem Temperament gelten sie charakterlich vielleicht sogar als unstet: heute so, morgen anders! Es steht ihnen quasi ein grösseres Spektrum an charakterlichen Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung, während anderseits die Menschen mit klarer Prägung in die eine oder andere Richtung unverkennbar ihren „Charakter“ haben.

Man muss auch tunlichst darauf achten, dass man Talente, Fähigkeiten und Aussehen nicht mit Charakter gleichsetzt. Der Charakter wirkt unabhängig von all den verschiedenen Begabungen und Fertigkeiten, er kann sie allenfalls im Ausdruck modifizieren. Gerade bei Persönlichkeiten mit besonderen Fähigkeiten (Künstler, Wissenschaftler usw.) verstellt manchmal der Blick auf das imposante Werk den Zugang zum Charakter des schaffenden Menschen. Serienmörder und Wohltäter, Genies und Dilettanten können aber dasselbe Charakterprofil haben. Was wir somit unter den Big-5 messen, ist (theoretisch) frei von jeder moralischen Wertung. Es gibt unter den Big-5 keinen „guten“ oder „schlechten“ Charakter, es gibt nur die „Art und Weise“ jene Dinge zu tun, zu denen man sich berufen oder getrieben fühlt oder die einem befohlen werden, und dies besonders auch im Umgang mit Menschen. Es dürfte aber auch klar sein, dass sich gewisse Charakterprofile mit gewissen Tätigkeiten und Anforderungsprofilen mehr oder weniger gut vertragen, Verstellung und Anpassung hin oder her.

Unter dem Strich ist Charakter das, was übrigbleibt, wenn man einen Menschen seiner Privilegien beraubt und ihn mitten in eine Menge fremder Leute setzt: Die Art und Weise, wie sich ein Mensch in einer solchen Situation benimmt, bestimmt seinen Charakter nach dem Big-5-Modell. Insofern könnten wahrscheinlich Gefängniswärter die treffendsten Aussagen über den menschlichen Charakter machen …

Charakter und Astrologie

In der folgenden Untersuchung über den Zusammenhang zwischen Charakter und astrologischer Geburtskonstellation werden die psychologischen „Big Five“ an den astrologischen „Big Seven“ gemessen: Sonne, Mond, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun …

Der geneigte Leser wird in dieser Aufzählung einiges vermissen, nämlich mindestens Merkur und Venus und allenfalls auch Pluto. Der unglückliche Pluto, seit einigen Jahren offiziell seines Status als eigenständiger Planet beraubt, ist rasch erledigt: er ist einer der vielen Kleinplaneten aus der Familie der Plutoniden und ihrer wahrscheinlich nicht mal der grösste. Seine Entdeckung (und die damalige Nichtentdeckung der anderen Plutoniden) war zufällig und wurde vorschnell gedeutet: ein neuer Planet in gewaltiger Entfernung zur Sonne! Pluto wurde dadurch zur Falle für die moderne Astrologie: seine rasche Rezeption ins astrologische Schema war dem nach Sensationen dürstenden Zeitgeist geschuldet und seine psychologische Einordnung den neu aufkommenden politischen Kräften der zwanziger und dreissiger Jahre: Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus. Der Mensch schien einer neuartigen astro-psychologischen Qualität ausgesetzt zu sein: der überpersönlichen Vermassung. Aber es waren nur politische Gespenster! Und jetzt, wo sie (hoffentlich) überwunden sind, ist auch Pluto „weg vom Fenster“ - merkwürdig genug! Pluto hat astrologisch gesehen keine eigenständige Qualität mehr - ob er sie je hatte, lasse ich einmal dahingestellt.