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CAROL MARINELLI - EIN BRÄUTIGAM ZUM KÜSSEN Schöner Schein - oder tatsächlich Liebe? Als Sophie ihren Jugendfreund Luka Cavaliere bittet, sich als ihr Bräutigam auszugeben, hat sie nur eins im Sinn: den letzten Wunsch ihres Vaters zu erfüllen. Bis Luka sie in Rom mit einem ungeahnt leidenschaftlichen Kuss überrascht … CAROL MARINELLI - DIE RÜCKKEHR DES SIZILIANISCHEN MILLIONÄRS Warum ist Matteo ausgerechnet in dem Hotel abgestiegen, in dem sie als Zimmermädchen arbeitet? Bella fühlt sich schwach vor Scham, denn sie weiß, dass der sizilianische Millionär sie für käuflich hält. Und vor Liebe - die sie nur einmal in ihrem Leben erlebt hat: mit Matteo … REBECCA WINTERS - GEHEIME LEIDENSCHAFT AM MITTELMEER Er ist gut aussehend, mächtig und unerreichbar! Seit Abby denken kann, schwärmt sie für Prinz Vincenzo – heimlich, denn mehr als ein Freund darf er nicht für sie sein. Als sie sich entscheidet, sein Baby auszutragen, hat das Folgen, von denen sie nie zu träumen wagte … REBECCA WINTERS - SIZILIANISCHES SPIEL MIT DEM FEUER Heiß knistert es zwischen Carolena und Kronprinz Valentino, als sie sich zum ersten Mal am Pool des Palastes begegnen. Und in einer lauen sizilianischen Nacht zieht der Prinz sie in seine Arme und küsst sie leidenschaftlich. Dabei ist er doch mit einer anderen verlobt …
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Seitenzahl: 698
Carol Marinelli, Rebecca Winters
Die Playboys von Sizilien - Leidenschaft am Mittelmeer (2 Miniserien)
IMPRESSUM
Ein Bräutigam zum Küssen erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2015 by Carol Marinelli Originaltitel: „Sicilian’s Shock Proposal“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 417 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Trixi de Vries
Umschlagsmotive: WDnet / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2022.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751515146
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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„Unten am Empfang steht eine Frau, die behauptet, mit dir verlobt zu sein. Sie will dich sprechen.“
Luka Cavaliere sah von seinem Rechner auf.
Seine Assistentin Tara lachte höhnisch. „Öfter mal was Neues, würde ich sagen.“ Frauen taten einfach alles, um von Luka empfangen zu werden. Sich als seine Verlobte auszugeben war allerdings neu. Leider wusste Tara nur zu gut, dass die Frau log. Luka dachte nicht im Traum daran, sich an irgendjemanden zu binden. Er war mit seiner Arbeit verheiratet.
Doch seine Antwort verblüffte sie. „Sie soll heraufkommen“, sagte Luka.
„Wie bitte?“
Er konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit am Rechner. Tara hatte ihn ja wohl verstanden.
„Luka?“ Tara irritierte, dass Luka nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, als sie den Besuch seiner Verlobten angekündigt hatte.
Er sah unwillig auf. „Soll ich unhöflich werden? Oder warum fragst du nach, obwohl du mich genau verstanden hast?“
„Du willst mich also tatsächlich loswerden.“ Tara ließ den Kopf hängen.
Allerdings wollte er das.
„Nur weil wir uns geliebt haben“, murmelte sie traurig.
Dazu sagte er besser nichts. Von lieben konnte nicht die Rede sein, sie hatten lediglich Sex miteinander gehabt. Die Frauen flogen ihm schon allein wegen seines Reichtums nur so zu. Dagegen war nichts einzuwenden, solange es bei flüchtigen Abenteuern blieb. Doch Luka sah leider auch blendend aus und er war ein ausgezeichneter Liebhaber, deshalb wurde er die Frauen nur schwer wieder los. Sie wollten mehr von ihm, als er zu geben bereit war.
Es war ein großer Fehler gewesen, mit Tara ins Bett zu gehen. Nicht zuletzt deshalb, weil es ihn viel Zeit und Mühe gekostet hatte, sie zu einer halbwegs brauchbaren persönlichen Assistentin auszubilden.
„Ich habe jetzt keine Zeit für Diskussionen. Sag am Empfang Bescheid, dass meine Verlobte heraufkommen soll!“
„Aber du hast nie auch nur ein Wort über deine Verlobung verloren“, jammerte Tara.
Wie lästig, dachte Luka. „Du kannst in die Mittagspause gehen, wenn du willst.“ Tara sollte endlich verschwinden! „Oder weißt du was? Nimm dir besser den ganzen Nachmittag frei.“
Tara schluchzte auf. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ türenknallend das Büro.
Luka schloss kurz die Augen. Nicht etwa wegen Tara, sie war für ihn schon Vergangenheit, nein, er musste sich auf das bevorstehende Gespräch vorbereiten. Nachdenklich schlenderte er zum Fenster und ließ seinen Blick über die Skyline des hochsommerlichen Londons gleiten. Normalerweise achtete er nicht auf die Jahreszeiten. In seinem klimatisierten Büro herrschte immer die gleiche Temperatur, deshalb trug Luka auch das ganze Jahr über die gleichen dunklen Anzüge.
Seltsam, dass er Sophie nach all den Jahren ausgerechnet in London wiedertreffen musste. London, von dieser sagenhaften Metropole hatten sie in ihrer Jugend geträumt. Wenn überhaupt, dann hätte er damit gerechnet, ihr in Rom rein zufällig über den Weg zu laufen. Oder in Bordo del Cielo, der kleinen Stadt an der Westküste Siziliens, wo Sophie und er aufgewachsen waren. Dorthin war er seither nur zur Beerdigung seines Vaters im vergangenen Jahr zurückgekehrt. Einen letzten Besuch muss ich wohl noch machen, dachte Luka. Falls auch Sophies Vater in der Küstenstadt seine letzte Ruhe finden sollte. Noch war Luka sich allerdings nicht darüber im Klaren, ob er dem Mann überhaupt die letzte Ehre erweisen wollte. Wie es aussah, musste er sich wohl bald entscheiden. Oder warum suchte ihn Sophie sonst so plötzlich hier auf?
Luka zog eine dünne Goldkette aus seiner Jacketttasche und betrachtete den kleinen Kreuzanhänger daran. Er erinnerte ihn daran, warum eine Ehe mit Sophie undenkbar war. Ja, er würde zur Beerdigung gehen, und zwar, um die Kette auf den Sarg von Sophies Vater zu werfen, denn dort gehörte sie hin.
Ein vertrautes Klopfzeichen schreckte ihn aus seinen Gedanken. Sophie! Hätte er ihr damals doch bloß nicht die Tür geöffnet! Dann wäre sein Leben jetzt um einiges einfacher. Vielleicht sollte ich sie nicht empfangen, dachte Luka. Aber das war natürlich Unsinn. Er steckte die Kette wieder in die Tasche und räusperte sich. „Herein!“ Er sah noch immer aus dem Fenster.
Sophie betrat das geräumige Büro. „Ich soll dir von deiner Assistentin ausrichten, dass sie fristlos gekündigt hat. Sie sagte, ich sei der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“
Luka liebte den melodischen Klang ihrer Stimme. Verunsichert von seinen Gefühlen wagte er nicht, sich umzudrehen. Er hoffte inständig, Sophie habe sich in den vergangenen Jahren sehr zu ihrem Nachteil verändert. Vielleicht nahm sie Drogen und war um Jahrzehnte gealtert. Oder sie erwartete Drillinge, es war ihm alles egal, solange ihre Anziehungskraft auf ihn verflogen war.
Er drehte sich langsam um und stöhnte innerlich. Die Zeit spielte ihm grausam mit, denn sein Blick fiel auf eine wunderschöne Frau, Sophie Durante. Sie trug ein schlichtes elfenbeinfarbenes Kleid, das ihre Kurven ausgezeichnet zur Geltung brachte, und hatte ihr schimmerndes schwarzes Haar zu einem eleganten Chignon gesteckt. Luka erinnerte sich, wie es einst duftig über Sophies nackte Schultern gefallen war.
Die farblich zum Kleid passenden High Heels ließen Sophies sonnengebräunte Beine noch länger erscheinen. Schnell ließ er den Blick wieder aufwärts gleiten und blieb an Sophies hübsch geschwungenen Lippen hängen. Sophie hatte sie zusammengepresst, doch Luka wusste noch genau, wie es sich angefühlt hatte, als Sophie ihn mit diesen Lippen …
Hastig verdrängte er diese allzu realistischen Bilder und sah in Sophies dunkelbraune Augen. Genau wie damals, bei ihrer Trennung, las er darin abgrundtiefen Hass. Dieser Hass musste sich auch in seinen eigenen Augen widerspiegeln.
„Hallo Sophie.“ Er nickte ihr kühl zu. Er wusste, wie er sie sonst begrüßen sollte, mit einem Händeschütteln oder einem Wangenkuss? Lieber blieb er auf Distanz und bedeutete Sophie mit einer Geste, sich zu setzen.
Sie kam seiner Aufforderung wortlos nach, stellte die Handtasche neben dem Stuhl ab und kreuzte die Beine.
„Du siehst gut aus“, sagte Luka. Ihm wehte eine Wolke des verführerischen Parfüms entgegen, das Sophie offenbar noch immer benutzte. Sofort kehrten die erotischen Bilder vor sein inneres Auge zurück.
„Mir geht es auch gut.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Natürlich habe ich sehr viel zu tun.“
„Ja? Arbeitest du auf den Schiffen?“
„Nein. Ich bin unter die Eventmanagerinnen gegangen.“
„Wirklich?“ Er musterte sie überrascht. „Das wundert mich. Du bist doch früher immer zu spät gekommen.“ Unwillkürlich fiel sein Blick auf den in italienisches Gold gefassten Rubinring an ihrem Finger. Es war ein sehr altmodisches Schmuckstück, das so gar nicht seinem Geschmack entsprach.
Sophie bemerkte seinen Blick. „Schweig. Du wirst mich nicht mehr beleidigen!“
Luka sah in die Augen der einzigen Frau, die er wirklich geliebt hatte.
„Willst du nicht wissen, warum ich hier bin?“
„Du wirst es mir sicher gleich erzählen“, antwortete Luka betont gleichgültig. Natürlich konnte er sich den Grund denken, aber er wollte ihn aus Sophies Mund hören.
„Mein Vater wird voraussichtlich am Freitag aus humanitären Gründen aus der Haft entlassen.“
„Ich weiß.“
„Woher?“
„Gelegentlich sehe sogar ich Nachrichten“, antwortete er sarkastisch. „Und wie geht es ihm?“, fragte er etwas freundlicher.
„Das interessiert dich doch gar nicht.“
„Woher willst du das wissen?“ Langsam gewann Luka die Oberhand zurück. Der erste Blick auf die wunderschöne Sophie hatte ihm die Sprache verschlagen. „Aber du weißt ja immer alles besser. Also, wie geht es deinem Vater?“
„Seine Kräfte schwinden, und manchmal ist er etwas verwirrt.“
„Das tut mir leid.“
„Das passiert, wenn man unschuldig hinter Gittern sitzt.“
Luka ließ es besser unkommentiert, doch eins war klar, Paolo war ganz sicher nicht unschuldig.
„Aber was weiß ein Cavaliere schon von Gefängnissen“, fügte sie hinzu.
„Ich saß selbst sechs Monate im Untersuchungsgefängnis, und zwar in Einzelhaft. Hast du das etwa vergessen?“, erwiderte er bitter. „Oder spielst du auf den Freispruch meines Vaters an?“
„Erwähne diesen Mann nicht in meiner Gegenwart“, zischte sie.
Luka fiel auf, dass sie den Namen seines Vaters nicht aussprach. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhr? Die Halskette in seiner Tasche fühlte sich plötzlich heiß an. So heiß, dass er sie Sophie am liebsten entgegengeschleudert hätte. Dann wäre es wohl endgültig aus zwischen ihnen. „Was willst du, Sophie? Wir haben uns doch vor einer gefühlten Ewigkeit entlobt.“
„Und ich bin bestimmt nicht hier, um an alte Zeiten anzuknüpfen.“
„Freut mich zu hören. Den Trip hättest du dir nämlich auch sparen können.“
„Allerdings glaubt mein Vater, dass wir immer noch verlobt sind und zusammen in Rom leben.“
„Wie kommt er denn auf diese Idee?“, fragte Luka erstaunt.
„Ich habe ihn in dem Glauben gelassen, weil er die Wahrheit nicht ertragen hätte. Ich bin davon ausgegangen, dass er das Gefängnis nicht mehr lebend verlässt, und jetzt muss ich ihm die Geschichte eben weiterhin vorspielen. Ich habe ihm erklärt, dass du vor Gericht nur deshalb so schreckliche Dinge über mich erzählt hast, um ihn zu schützen.“
„Das stimmt ja auch. Ich wollte euch beide schützen, Sophie. Du wolltest es nur nicht einsehen.“ Er sah sie durchdringend an. Er konnte es kaum ertragen, im selben Raum mit ihr zu sein. „Das klappt niemals.“
„Muss es aber. Das bist du mir schuldig, Luka.“
„Ach, wirklich?“ Luka sah das ganz anders. „Abgesehen davon, dass ich deine Nähe kaum ertrage, ist es mir auch nicht möglich, hier alles stehen und liegen zu lassen, Sophie. Was ist, wenn ich eine feste Freundin habe?“
„Das ist mir vollkommen egal. Du musst mitkommen, Luka. Okay, du bist reich und du führst ein Jetset-Leben, aber du wirst mir diesen Gefallen tun. Wir beide stammen aus Bordo del Cielo. Dieser Tatsache kannst du nicht entfliehen. Ich weiß, dass du die Frauen wie die Hemden wechselst. Wir zwei sind einander schon als Kinder versprochen worden, und du weißt, was das bedeutet.“
Luka stöhnte leise auf, als Sophie fortfuhr: „Spielst du mit, damit mein Vater in Frieden sterben kann?“
Er musterte sie entsetzt. „Du willst doch nicht etwa, dass ich zu dir ziehe und mit dir das glückliche Paar mime?“
„Nein, ich ziehe zu dir. Du besitzt ja eine großzügige Wohnung in Rom.“
„Und wieso wohnen wir nicht bei dir?“, fragte er misstrauisch.
„Weil Bella bei mir wohnt. Du erinnerst dich doch noch an sie?“
Luka verbiss sich eine sarkastische Bemerkung. Er war überzeugt, dass sich noch viel mehr Männer an Bella erinnerten.
„Sie organisiert unsere Agentur von zu Hause aus.“ Sophie überging sein höhnisches Lächeln. Sie wusste genau, worauf er anspielte. „Es wäre unfair, sie zu stören. Außerdem sieht es etwas merkwürdig aus, wenn wir als Pärchen die Wohnung mit ihr teilen.“
„Das Bett teilen wir beide aber schon, oder?“ Luka wartete gespannt auf ihre Reaktion.
„Wenn wir kein Misstrauen erregen wollen …“
„Was ist mit Sex?“
Sophie blieb cool. „Nichts“, antwortete sie. „Seit jenem verheerenden Abend bin ich traumatisiert.“
Sollte das heißen, dass sie seitdem mit keinem Mann mehr geschlafen hatte? fragte sich Luka verwundert und kämpfte die sofort aufkeimende Hoffnung nieder.
„Aber wenn du darauf bestehst …“
„Ich dachte, Bella wäre die Hure.“
„Wenn es sein muss, verkauft jeder seine Seele“, schleuderte Sophie ihm verächtlich entgegen. „Wenn du also Sex willst, kannst du ihn haben.“
„Nein danke“, sagte er kühl. Wenn sie wütend ist, ist sie noch schöner, dachte Luka. Er hatte Sophie damals die Unschuld genommen, der Sex mit ihr war einfach fantastisch gewesen, doch was sie ihm jetzt anbot … nein, kein Bedarf! Damals hatte sie ihn förmlich angebettelt, mit ihr zu schlafen. Es törnte ihn an, wenn eine Frau die Initiative übernahm.
„Auch gut. Also sag schon, Luka, tust du mir den Gefallen?“
„Das muss ich mir in Ruhe überlegen.“
„Aber bitte nicht zu lange. Meinem Vater bleibt nicht mehr viel Zeit.“
„Lass deine Visitenkarte hier, Sophie. Ich melde mich bei dir, sobald ich einen Entschluss getroffen habe.“
Zitternd suchte sie in ihrer Handtasche nach einer Karte. „Ich habe keine bei mir“, stellte sie schließlich fest.
„Dann gib mir deine Telefonnummer!“
„Ich melde mich bei dir, Luka.“ Sophie stand auf und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Du bist mir was schuldig, Luka. Schließlich hast du mir die Unschuld genommen.“
Er kam nicht umhin, ihre Gelassenheit zu bewundern. Andere Frauen hätten eine Staatsaffäre daraus gemacht, Sophie hingegen schien die Angelegenheit nüchtern zu betrachten.
„Du hast eine interessante Art, es auszudrücken“, sagte er. „Soweit ich mich erinnere …“
Nun wurde sie doch verlegen.
Luka ging auf sie zu und musterte sie. „Soll ich dich gleich hier nehmen, Sophie? Oder willst du lieber warten, bis wir in der Küche sind?“
Sophie rang um Fassung.
„Warum habe ich dich wohl nicht geheiratet, wo du doch so ein braves sizilianisches Mädchen bist?“, fragte er sarkastisch.
„Ich habe meinem Vater erzählt, dass es mein größter Traum sei, von ihm zum Altar geführt zu werden.“
„Hör auf! Ich muss überlegen, ob ich mich darauf einlasse“, zischte Luka wütend. „Aber eines kann ich dir jetzt schon sagen, ich werde dich niemals heiraten.“
„Das werden wir ja sehen.“ Sophie funkelte ihn wütend an.
Hinter der kühlen, gelassenen Fassade versteckte sich immer noch das feurige, unberechenbare Temperament einer Sizilianerin, und Luka freute sich diebisch, es geweckt zu haben. Ja, das war die Sophie, die er kannte.
„Nach allem, was du vor Gericht über mich behauptet hast, Luka …“
„Mach jetzt kein Drama draus, Sophie! Ich weiß, wozu ich dir moralisch verpflichtet bin. Ich werde gern den Verlobten spielen, aber keinesfalls den Ehemann! Damit das ganz klar ist.“ Er hoffte inständig, Sophie würde nun endgültig aus seinem Leben und aus seinem Herzen verschwinden. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht, denn Sophie ging einmal um ihn herum und setzte sich wieder. Offenbar war sie bereit, seine Bedingungen zu akzeptieren.
Okay, dachte Luka ergeben. Dann waren sie also gezwungen, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Sie hatten beide Fehler gemacht.
„Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag morgen.“
Sophie lächelte fröhlich, als Bella ein hübsch eingewickeltes Geschenk aus ihrer Handtasche zog. „Darf ich es gleich aufmachen?“ Sie wusste, was es war: ein Kleid für ihre Verlobungsfeier in der kommenden Woche.
Die beiden Freundinnen arbeiteten als Zimmermädchen, aber Bella war auch eine talentierte Schneiderin und hatte in den zurückliegenden Wochen immer wieder neue Entwürfe an Sophie ausprobiert.
Sophie war sehr gespannt, welchen Entwurf Bella ausgewählt hatte. Die Freundin machte ein großes Geheimnis daraus und verriet nicht einmal die Farbe.
„Nein, nicht hier, Sophie. Warte, bis du zu Hause bist! Sonst ist überall Sand im Stoff.“
Wie jeden Tag waren sie erschöpft von ihrer Schicht im Brezza Oceana Hotel zu ihrer geheimen Bucht spaziert, um zu entspannen. Die Bucht lag versteckt hinter Klippen und war vom Hotel aus nicht zu sehen, deshalb verirrte sich auch kein Tourist hierher. Den schmalen Pfad zum Strand hinunter kannten nur die Bewohner von Bordo del Cielo. Sophie und Bella trafen sich seit ihrer Schulzeit regelmäßig in der romantischen Bucht. Und natürlich waren sie wie der Rest der Einwohner der Stadt entsetzt, als ganz in der Nähe der neue Hotelkomplex hochgezogen wurde.
Aber jetzt arbeiteten sie in genau diesem Hotel und erholten sich nach Feierabend in der kleinen Bucht. Sie kühlten die Beine im azurblauen Meer und tauschten ihre geheimsten Gedanken aus, allerdings nicht alle, denn Bordo del Cielo war eine Stadt voller Geheimnisse, die man besser für sich behielt, wollte man sich nicht in Gefahr begeben.
„Jetzt muss ich nur noch mein eigenes Kleid für deine Verlobungsfeier nähen“, sagte Bella fröhlich.
„Hast du schon eine Vorstellung, wie es aussehen soll?“, fragte Sophie neugierig.
„Grau, schlicht, elegant. Vielleicht nimmt mich Matteo in dem Outfit endlich mal wahr.“
Sophie lachte. Matteo war Lukas bester Freund und Bella war seit Jahren in ihn verknallt, nur leider würdigte er sie keines Blickes.
„Du bist bestimmt schon sehr aufgeregt“, sagte Bella und Sophie nickte schnell.
Ja, das war sie.
„Allerdings.“ Doch ihr Lächeln gefror und Tränen traten in ihre Augen.
Bella sah besorgt auf. „Was ist denn los mit dir, Sophie?“
„Darüber kann ich nicht sprechen.“
„Hast du etwa Angst, mit Luka zu schlafen? Nach der Verlobung erwartet er es vermutlich von dir, aber wenn du nicht willst, dann sag ihm doch einfach, dass du ein anständiges Mädchen bist und bis zur Hochzeitsnacht warten willst.“
Sophie lachte verhalten. „Nein, darum geht es gar nicht.“ Sie hatte Luka zwar schon seit Jahren nicht mehr gesehen, aber verliebt war sie noch immer in ihn. Sein Vater war reich und verwitwet, ihm gehörte nicht nur das Hotel, sondern fast alle Geschäfte in der Stadt. Von den anderen Geschäftsinhabern verlangte Malvolio Schutzgeld. Nach dem Tod seiner Frau hätte sich jeder andere Vater in der Stadt um seinen einzigen Sohn gekümmert, doch Malvolio schickte Luka sofort auf ein Internat auf dem Festland. Nur die Sommerferien verbrachte Luka auf Sizilien, und Sophie verliebte sich jedes Jahr ein bisschen mehr in den gutaussehenden Jungen. Inzwischen war er erwachsen und lebte in London, doch er war bestimmt noch attraktiver geworden. „Ich freue mich darauf, Luka wiederzusehen.“
„Du hast so geweint, als er wegging“, sagte Bella.
„Damals war ich vierzehn. Morgen werde ich neunzehn.“
„Du hast versucht, ihn zu küssen.“ Bella lachte, als Sophie beschämt das Gesicht in den Händen vergrub.
„Er sagte, ich sei zu jung. Damals muss er zwanzig gewesen sein.“ Luka hatte sie von sich geschoben. „Er bat mich, auf ihn zu warten.“
„Genau das hast du getan, Sophie.“
„Aber er nicht.“ Sophie ließ frustriert den Kopf hängen. Lukas Frauenverschleiß war legendär.
„Und das verletzt dich?“, fragte Bella behutsam.
„Ja, das auch.“ Wenn sie sich Luka in den Armen einer anderen Frau vorstellte, sah Sophie vor Eifersucht rot. „Aber ich möchte auch meine eigenen Erfahrungen sammeln.“
Bella musterte sie erstaunt. „Du willst was mit anderen Männern anfangen?“
„Das nicht, aber ich will meine Freiheit genießen und mir meine eigenen Träume erfüllen“, erklärte sie leise. „Seit ich denken kann, kümmere ich mich um meinen Vater. Für mich selbst bleibt kaum Zeit. Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt schon binden möchte. Ich würde so gern einmal auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten.“ Sophie blickte sehnsüchtig aufs Meer. Seit ihrer Kindheit träumte sie davon, auf den sieben Weltmeeren unterwegs zu sein. „Betten kann ich auch auf einem Schiff machen. Du träumst von einer Karriere als Designerin, ich von der Arbeit auf dem Wasser.“
„Das ist nur ein Traum“, mahnte Bella.
„Vielleicht ist deine Bewerbung aber auch erfolgreich! Dann arbeitest du bald in Mailand.“
„Nein, ich habe schon eine Absage bekommen. Meine Modezeichnungen reichen nicht aus“, antwortete Bella geknickt. „Aber ich kann mir leider weder Models noch Fotografen leisten.“ Bella versuchte sich die große Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Ihr Traum vom Studium an der Mailänder Modeakademie war geplatzt. „Ich hätte mir das Studium sowieso nicht leisten können.“
„Malvolio würde meiner Mutter die Hölle heißmachen, wenn ich …“ Sie verstummte abrupt. Einige Dinge sprach man besser nicht aus.
Sophie wusste das, doch die bevorstehende Verlobungsfeier ängstigte sie. Deshalb brach Sophie das ungeschriebene Gesetz. „Ich will nicht, dass sich Malvolio noch mehr in mein Leben einmischt. Luka ist ganz anders als sein Vater, trotzdem …“
„Pst!“ Bella legte warnend einen Finger auf ihre Lippen und sah sich unauffällig um. Waren sie hier auch wirklich allein? Oder wurden sie belauscht? „Du solltest nicht darüber reden.“
„Wieso nicht?“ Sophie begehrte auf. „Ich werde mich doch wohl meiner besten Freundin anvertrauen dürfen.“
Bella schwieg.
„Ich will nicht heiraten, Bella.“ So, nun war es heraus! „Ich fühle mich noch viel zu jung für die Ehe. Es gibt so viele Dinge, die ich noch erleben will, bevor ich mich binde. Ich weiß nicht, ob ich …“
Bella sah ihre Freundin entgeistert an. „Du weißt nicht, ob du mit Luka in einer wunderschönen Villa wohnen und dich rund um die Uhr bedienen lassen willst?“ Bella wurde laut. „Du weißt gar nicht, wie glücklich du dich schätzen kannst. Ich würde sofort Ja sagen. Übrigens hat mir Malvolio zu verstehen gegeben, dass ich nach deiner Verlobungsfeier noch dableiben soll. Ich bin für die Bar eingeteilt. Heute in einer Woche mache ich keine Betten mehr, sondern …“ Bella versagte die Stimme.
Auch Sophie kämpfte mit den Tränen.
„Wie die Mutter, so die Tochter.“ Bella schluchzte. „Ich schäme mich nicht für sie. Sie hat es nur getan, um zu überleben, aber ich will nicht in ihre Fußstapfen treten.“
„Dann lass es!“ Sophie schüttelte wütend den Kopf. „Du musst ihn abweisen!“
„Glaubst du wirklich, er lässt sich von mir abweisen?“
„Du musst nicht nach seiner Pfeife tanzen. Er hat dir gar nichts zu sagen.“ Sophie war empört, dass Malvolio schalten und walten konnte, wie er wollte. Alle Leute gaben sofort klein bei. Selbst ihr Vater … „Wenn du nicht Nein sagen kannst, werde ich das für dich tun“, versprach sie entschlossen.
„Halte dich bitte da raus“, flehte Bella.
„Nein, das werde ich nicht. Sobald Luka am Mittwoch hier eintrifft, rede ich mit ihm.“
„Das hat doch keinen Sinn.“ Bella stand auf. „Ich muss zurück.“
Gemeinsam gingen sie den steilen Pfad zurück in den Ort. Bella entschuldigte sich für ihren Wutausbruch. „Tut mir leid, Sophie, ich wollte dich nicht anschreien. Es ist ganz allein deine Entscheidung, ob du heiratest oder nicht.“
„Wir sollten beide die Wahl haben“, sagte Sophie fest. Dabei wusste sie ganz genau, dass das Gegenteil zutraf.
In den Augen der Leute war sie ein Glückspilz, weil ihr Vater gute Verbindungen zu Malvolio pflegte und Sophie deshalb seinen Sohn heiraten durfte. Die Entscheidung hatte man über ihren Kopf hinweg getroffen. Niemand fragte, ob Sophie Luka überhaupt heiraten wollte.
Die jungen Frauen hatten die hügelige Straße erreicht und gingen am Brazza Oceana vorbei, wo die Verlobungsfeier stattfinden sollte.
„Nimmst du inzwischen eigentlich die Pille?“, fragte Bella. Vor zwei Wochen waren sie und Sophie in die Nachbarstadt gefahren, damit Sophie die Pille bekam, ohne dass der Frauenarzt in Bordo del Cielo davon erfuhr.
„Ja, jeden Tag.“
„Ich sollte sie mir auch verschreiben lassen“, sagte Bella resigniert.
„Ach, Bella.“ Sophie nahm ihre Freundin mitfühlend in den Arm. „Tut mir leid, aber ich muss los. Sehen wir uns heute Abend in der Kirche?“
„Klar.“ Bella rang sich ein Lächeln ab. „Ich muss doch wissen, ob dir das Kleid gefällt.“
Sophie war schon fast zu Hause angekommen, als ihr wieder einfiel, dass sie ja Brot mitbringen wollte, also machte sie auf dem Absatz kehrt und lief zurück zum Bäcker.
Sobald sie den Laden betrat, verstummten alle Gespräche. Das passierte ihr in letzter Zeit häufiger. Sophie ignorierte die angespannte Atmosphäre so gut es ging und wartete geduldig, bis sie an der Reihe war. Teresa, die Besitzerin der Bäckerei, reichte ihr das traditionelle sizilianische Brot über die Ladentheke.
Sophie zog ihre Geldbörse hervor.
„Nein, nein, das geht aufs Haus“, wehrte Teresa resolut ab.
Sophie sah erstaunt auf. „Wie bitte?“ Dann senkte sie beschämt den Blick. Ihr wurde das Brot geschenkt, weil sie Malvolios Sohn heiraten würde! So weit kommt es noch, dachte sie aufgebracht und legte einige Münzen auf den Tresen, bevor sie wortlos den Laden verließ.
„Wo bleibst du denn so lange?“, murrte Paolo, als sie schließlich zu Hause ankam und in die Küche ging. Dort saß ihr Vater am Tisch und las die Zeitung. „Am Ende kommst du sogar noch zu deiner eigenen Beerdigung zu spät“, grummelte er.
„Bella und ich haben uns verquatscht“, sagte Sophie.
„Was hast du da?“, fragte Paolo.
„Nur Brot und Oliven.“ Dann bemerkte sie, dass ihr Vater auf das Päckchen unter ihrem Arm starrte. Bevor sie ihm erklärte, was darin war, stellte sie eine Gegenfrage.
„Teresa wollte vorhin kein Geld von mir annehmen. Weißt du, warum nicht?“
„Keine Ahnung. Vielleicht wollte sie nett zu dir sein. Immerhin kaufst du ja jeden Tag bei ihr.“
„Das glaube ich nicht. Es war ganz seltsam, als ich die Bäckerei betrat, verstummten alle Gespräche. Meinst du, es hat etwas mit meiner Verlobung mit Luka zu tun?“
„Was ist in dem Päckchen?“ Paolo überging ihre Frage einfach.
Sophie wandte sich frustriert ab und deckte den Tisch. „Mein Geburtstagsgeschenk von Bella. Sie hat mir ein Kleid zur Verlobung genäht. Ich werde es nachher anprobieren. Ach, Vater?“ Sie schnitt das Brot und gab sich betont gelassen. „Hattest du mir nicht zur Verlobung Mutters Schmuck versprochen?“
„Nein, zur Hochzeit.“
„Das habe ich aber anders in Erinnerung“, widersprach Sophie. „Du hast mir vor Jahren gesagt, ich würde den Schmuck bekommen, sobald ich mich mit Luka verlobe. Ich möchte ihn jetzt haben, um zu sehen, wie er zu dem Kleid passt.“
„Ich habe mich gerade erst gesetzt, Sophie.“
„Okay, dann hole ich ihn selbst. Wo ist er?“
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Paolo atmete erleichtert auf, erhob sich mühelos und ging zum Telefon, um den Hörer abzunehmen.
Ständig weicht er mir aus, dachte Sophie genervt. Seit Jahren bat sie ihn nun schon, ihr die Halskette mit den passenden Ohrringen zu geben, und jedes Mal erfand er eine andere Ausrede, warum sie den Schmuck noch nicht bekommen konnte.
„Vater?“
„Jetzt nicht, Sophie. Malvolio will mich sprechen.“
„Am Sonntag?“
„Es scheint dringend zu sein.“
„Das hat ja wohl bis morgen Zeit, oder?“
„Hör auf, Sophie! Wenn Malvolio sagt, dass er mich sofort sprechen will, dann will er mich sofort sprechen. Das weißt du ganz genau!“
„Ich fasse es nicht“, murrte sie. Malvolio kommandierte ihren Vater herum wie einen dummen Schuljungen. „Worum geht es denn? Oder sucht er nur wieder eine Ausrede, um mit dir an der Bar zu versacken?“
Paolo lachte amüsiert. „Jetzt klingst du schon wie deine Mutter.“
Rosa soll sehr temperamentvoll gewesen sein, nur leider erinnerte sich Sophie nicht daran, denn sie war gerade erst zwei gewesen, als ihre Mutter starb.
Paolo verließ die Küche, kehrte aber gleich darauf mit einem kleinen Päckchen zurück, das er Sophie feierlich übergab. „Hier ist ihr Schmuck, Kind.“
Sophie sah überrascht auf. Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Und wieso schwitzte ihr Vater und war plötzlich aschfahl im Gesicht?
„Das bedeutet mir unendlich viel“, sagte sie leise.
„Ich weiß“, sagte Paolo mit brüchiger Stimme. „Es sind aber nur die Ohrringe.“
„Keine Halskette?“ Auf allen Fotos, die sie von ihrer Mutter kannte, trug Rosa eine goldene Kette mit einem goldenen Kreuzanhänger. Was war damit passiert?
„Nein, sie war sehr fein und muss bei dem Unfall damals verlorengegangen sein“, flüsterte Paolo leise. „Bis zum heutigen Tag suche ich danach, wenn ich an der Unfallstelle vorbeigehe. Ich hätte sie dir so sehr gegönnt. Tut mir sehr leid, Sophie.“
„War das der Grund, warum du mich immer wieder vertröstet hast? Du hast gehofft, die Kette noch zu finden?“ Tränen der Rührung schimmerten in Sophies Augen. „Ich wollte doch nur eine Erinnerung an meine Mutter, ganz egal, was es ist.“ Gerührt betrachtete sie die Ohrringe, die mit je einem Brillanten besetzt waren.
Dann sah sie auf. „Vielen, vielen Dank, Vater. Du machst mir damit eine große Freude.“
Paolo versuchte, seine Rührung zu verbergen. „Ich muss jetzt los“, sagte er.
Sophie biss die Zähne zusammen. Sie wollte nicht mit ihm streiten, schon gar nicht jetzt, nachdem er ihr endlich den Schmuck ihrer Mutter gegeben hatte. Für Sophie war er das kostbarste Geschenk der Welt. Aber ihr Vater sah furchtbar aus und sollte sich besser ausruhen, statt Malvolio zu treffen.
„Ich versuche, zum Abendessen zurück zu sein“, rief Paolo, bevor er das Haus verließ.
„Wenn Malvolio dich lässt“, erwiderte sie. Paolo schloss kurz die Augen und wandte sich zur Tür.
Vielleicht hätte sie es dabei belassen sollen, doch ihr gefiel nicht, dass ihr Vater so oft mit Malvolio zusammensteckte. Außerdem musste sie unbedingt noch loswerden, was sie auf dem Herzen hatte.
„Ich bin nicht sicher, ob ich mich schon verloben möchte, Vater.“ Ihr stockte der Atem, als Paolo zusammenzuckte, sein Gesicht jedoch vor ihr verbarg.
„Es ist ganz normal, dass du kalte Füße bekommst. Das legt sich wieder. Ich muss mich jetzt wirklich beeilen.“
„Kannst du nicht einen Moment mit mir reden, Vater?“
Ihre Bitte ging ins Leere, denn Paolo zog die Tür bereits hinter sich zu.
Enttäuscht ging Sophie ins Wohnzimmer, nahm ein gerahmtes Foto ihrer Mutter von der Anrichte und betrachtete es nachdenklich. Sie hatte das gleiche schwarze Haar, die gleichen dunkelbraunen Augen und die sinnlichen Lippen, wie Rosa. Sophie sehnte sich so sehr nach ihrer Mutter. Gerade jetzt brauchte sie ihren Rat so dringend.
„Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll“, sagte sie zu dem Foto. Einerseits wollte sie noch nicht heiraten, andererseits konnte sie das Wiedersehen mit Luka kaum erwarten. Er war doch ihr Traummann. Sie bewunderte ihn und war in ihn verliebt, seit sie denken konnte. Er sollte ihr den ersten Kuss geben und sie lieben. Aber was wollte Luka? Konnte er sich vorstellen, sie zu heiraten? Vermutlich graute ihm ebenso wie ihr vor dem kommenden Wochenende. Aber er sah sich wohl gezwungen, das Versprechen seines Vaters einzulösen und die arme kleine Sophie Durante zu heiraten.
Sophie zerbrach sich den Kopf, was Malvolio wohl gegen ihren Vater in der Hand haben konnte, dass Paolo sofort spurte, wenn Malvolio rief. Sie musste unbedingt mit ihrem Vater reden und ihm klar und deutlich zu verstehen zu geben, dass sie nicht aus Mitleid geheiratet werden wollte.
Sie stellte den Fotorahmen zurück auf die Anrichte, holte das Päckchen von Bella und öffnete es oben in ihrem Schlafzimmer. Das Kleid war ein Traum! Bella hatte es aus einem leichten korallenroten Chiffonstoff genäht. Sophie konnte es kaum erwarten, es anzuprobieren. Sie duschte schnell, wusch sich das Haar und kämmte es. Erst dann zog sie das Kleid über und betrachtete sich im Spiegel. Ihr stockte der Atem. Die vielen Anproben bei Bella hatten sich ausgezahlt. Das Kleid saß perfekt. Der tiefe Ausschnitt brachte das Dekolleté wunderbar zur Geltung, allerdings musste sie dazu einen BH tragen. Doch auch ohne wirkte es elegant und sexy. Das Kleid war eng tailliert und umschmeichelte die Hüften.
Sophie konnte der Versuchung nicht widerstehen und legte die Ohrringe ihrer Mutter an, bevor sie Lipgloss auftrug. Im Hotel begegnete Sophie ständig bildhübschen Frauen, und heute Nachmittag fühlte sie sich ihnen zum ersten Mal ebenbürtig. Was würde Luka wohl sagen, wenn er sie in diesem Kleid sah? Wenn er registrierte, dass sie kein Teenager mehr, sondern eine erwachsene Frau war? Sie stellte sich gerade vor, wie er sie küsste, als es laut an der Haustür klopfte.
Nach einer Schrecksekunde lief Sophie hinunter, um zu sehen, wer da so energisch klopfte. Sie lächelte, als Pino ihr mit seinem Fahrrad gegenüberstand. Er war gerade zwölf Jahre alt und der Botenjunge der Stadt.
„Malvolio will dich sehen“, richtete der Junge wichtigtuerisch aus.
„Malvolio? Wieso?“, fragte Sophie erstaunt. Sie hatte sein Haus noch nie betreten.
„Keine Ahnung. Ich soll dir nur ausrichten, dass du sofort hinkommen sollst.“ Pino stieg wieder aufs Fahrrad.
Sophie drückte Pino einige Münzen in die Hand und schloss die Haustür. Nervös lief sie hinauf ins Schlafzimmer. Was wollte Malvolio von ihr? Sie war davon ausgegangen, dass sich ihr Vater mit ihm an der Hotelbar treffen sollte. Erst jetzt erinnerte sie sich an das aschfahle Gesicht ihres Vaters, als er gegangen war. Hoffentlich war ihm nichts passiert!
Hastig schlüpfte sie in Sandaletten und lief zu Malvolios exklusivem Anwesen hoch oben über dem Meer. Außer Atem klopfte sie an die Tür.
„Bitte doch Sophie herein.“
Luka war wenig begeistert von dem Vorschlag seines Vaters. Er war gegen Malvolios Willen vor sechs Jahren nach London gegangen. Er hatte dort studiert, sein Examen gemacht und arbeitete inzwischen sehr erfolgreich als Unternehmensberater einer Hotelkette. Anstelle eines Gehalts hatte er sich Anteile an der Kette überschreiben lassen und war damit ein Risiko eingegangen. Im ersten Jahr brachte es ihm keinen Penny ein, Luka musste sich seinen Lebensunterhalt abends in einer Bar verdienen, doch inzwischen schrieb die Kette schwarze Zahlen und Luka strich jedes Jahr zehn Prozent vom Gewinn ein. Er war auf dem besten Weg, ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann zu werden.
Sein Vater war einer der reichsten Männer Siziliens und wollte das Geschäftsimperium an seinen Sohn übergeben, doch Luka hatte andere Pläne. Die Zeit im Ausland hatte ihm die Augen geöffnet. Mit Malvolios korrupten Machenschaften wollte er nichts zu tun haben. Deshalb hatte er sich in den vergangenen sechs Jahren nur sehr selten zu Hause blicken lassen und keinen Kontakt mehr zu Sophie gehabt. In dieser Zeit hatte sich einiges verändert.
„Es wäre doch schön, wenn ihr vor eurer Verlobungsfeier noch etwas Zeit miteinander verbringen könntet“, sagte Malvolio. Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. „Angela ist den ganzen Tag über in der Kirche. Heute Abend geht sie zum Bibeltreffen.“ Angela war Malvolios Haushälterin. „Ihr habt das Haus für euch allein, ich muss zu einem Termin.“
„Es wird keine Verlobung geben, Vater.“ Luka sah seinen Vater unerschrocken an. Dieser Mann war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. „Ich werde Sophie Durante nicht heiraten.“
„Aber ihr seid einander seit eurer Kindheit versprochen“, protestierte Malvolio.
„Du hast es versprochen, Vater, nicht ich. Du hast meine zukünftige Ehefrau ausgesucht und entschieden, dass ich dein Imperium übernehmen soll. Ich bin nur hier, um dir mitzuteilen, dass ich mich diesem Willen nicht beugen werde. Mein Platz ist in London. Ich kehre nicht nach Sizilien zurück.“
„Das kannst du Paolo und Sophie nicht antun!“
„Jetzt tu doch nicht so, als ob dir ihr Schicksal am Herzen liegen würde“, sagte Luka kühl und beobachtete seinen Vater.
Dieser reagierte unwirsch. „Das tust du mir nicht an, Luka! Du wirst unseren guten Namen nicht beschmutzen. Wir Cavalieres haben einen Ruf zu verlieren.“
Luka biss die Zähne zusammen. Sein Vater war einfach schamlos. Er nahm von den Armen und Kranken und herrschte mit eiserner Hand über den Ort. Er sollte sich schämen!
„Ich werde mit Sophies Vater reden und ihm in aller Ruhe erklären, dass ich mir meine Braut selbst aussuchen werde“, beharrte Luka. „Das gilt übrigens auch für meine Karriere und meinen Wohnort.“
„Damit ruinierst du Sophies Ruf.“
„Darüber diskutiere ich nicht mit dir, Vater. Wie ich bereits sagte, werde ich Paolo meinen Entschluss mitteilen und auch mit Sophie reden, sofern Paolo damit einverstanden ist.“
„Du wirst nicht nach London zurückkehren, sondern hier mit mir zusammenarbeiten! Das bist du mir schuldig.“
„Du willst doch nicht etwa behaupten, du hättest das alles nur für mich getan! Ich habe dich nie darum gebeten, Vater.“
„Und hast du nicht immer bereitwillig angenommen, was ich dir gegeben habe?“, fragte Malvolio. „Hast du etwa nicht im Luxus gelebt? Habe ich dir keine exzellente Ausbildung finanziert? Du wirst dieses Unternehmen übernehmen! Und wehe, wenn nicht.“
„Was dann?“ Luka sah seinen Vater herausfordernd an. „Ich bestimme selbst über mein Leben und lasse mir von dir nichts diktieren.“ Luka war im Begriff, das Zimmer zu verlassen, was sein Vater zielstrebig verhinderte.
Mit einer gezielten Rechten streckte er seinen einzigen Sohn nieder. Blut schoss aus dessen Nase. Doch Malvolio war noch nicht fertig mit ihm. Er hatte sich sein ganzes Leben lang für seinen Sohn abgerackert, und zum Dank kehrte ihm dieser den Rücken!
Luka wusste, was ihn erwartete. Malvolio hatte ihn Zeit seines Lebens immer wieder verprügelt. Offensichtlich fehlten ihm auch seinem inzwischen vierundzwanzigjährigen Sohn gegenüber andere Argumente.
Gerade als sich Luka aufrappelte, schlug Malvolio abermals zu, diesmal direkt in den Magen und in die Rippen. Die Prügel bestärkten Luka nur in seinem Entschluss, in London zu bleiben.
Mit schmerzverzogenem Gesicht stand er auf. „Intelligente Menschen argumentieren mit Worten“, stieß er hervor, bevor Malvolio erneut zuschlagen konnte. „Du hingegen verbreitest nur Furcht, aber mir machst du keine Angst mehr. Solltest du noch einmal die Hand gegen mich erheben, setzte ich mich zur Wehr.“
„Du wirst sie heiraten!“
Luka spürte, wie er immer wütender wurde. Er warf seinem Vater an den Kopf, was er von ihm hielt, und fügte lautstark hinzu: „Mein Lebensmittelpunkt ist in London. Ich date bildhübsche, gebildete Models. Was soll ich da mit einem Mädchen vom Land?“
„Ich habe einen Termin“, raunzte Malvolio. „Wir reden, sobald ich wieder zurück bin.“
Luka beobachtete schweigend, wie sein Vater nach dem Autoschlüssel griff und hinausstürmte. Seine Nase blutete immer noch, und sein Herz raste.
Im Schlafzimmer zog er das blutverschmierte Hemd aus, dann ging er ins Bad, um seine Verletzungen zu begutachten. Das Nasenbluten hörte auf, aber der Riss über der Augenbraue musste wahrscheinlich genäht werden. Das musste warten. Erst einmal würde er die Verletzungen notdürftig versorgen und sich dann auf den Weg zum Flughafen machen. Dort könnte er sich auf einen Drink mit Matteo treffen. Jedenfalls nicht in Bordo del Cielo! Er hatte endgültig genug von seiner Heimatstadt.
Als er sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, dachte er an Sophie. Sein Entschluss würde sie ins Mark treffen. Luka presste die Lippen zusammen. Er kam wohl nicht darum herum, vor seinem Abflug mit Paolo und Sophie zu reden. Frustriert kehrte er in sein Zimmer zurück und zog ein frisches Hemd aus seinem noch nicht ausgepackten Koffer. Luka war erst knapp eine Stunde hier, und er hatte nicht vor, noch viel länger zu bleiben.
Jemand klopfte an die Haustür. Luka ignorierte es, sollte Angela doch die Tür öffnen. Ach nein, sie war ja in der Kirche. Es klopfte erneut, und Luka ergab sich frustriert stöhnend seinem Schicksal. Er musste wohl oder übel selbst nachsehen, wer da so energisch Einlass begehrte.
„Sophie!“ Mit ihr hatte er am allerwenigsten gerechnet. Er wagte kaum, ihr in die Augen zu schauen. Ein Mädchen vom Lande hatte er sie genannt. Dabei war die junge Frau, die vor ihm stand, bildschön. Sophie Durante war nie ein hässliches Entlein gewesen, doch ihre Verwandlung vom schlaksigen Teenager in einen atemberaubenden Schwan war unglaublich! Und dieser Schönheit musste er nun das Herz brechen.
„Luka!“ Sophie schaute überrascht auf. „Ich dachte, du triffst erst Mittwoch ein.“
„Meine Pläne haben sich kurzfristig geändert“, erklärte er kühl.
„Was ist passiert?“
„Ich habe beschlossen, früher herzufliegen.“
„Ich meinte eher, was mit deinem Gesicht passiert ist?“
„Ach, nur eine alte Verletzung, die wieder aufgegangen ist“, behauptete Luka.
„Unsinn!“ Sophie glaubte ihm kein Wort.
Luka lächelte gequält. „Na gut, mein Vater hat mal wieder zugeschlagen.“
Was sollte sie dazu sagen? Es war wohl besser, das Thema zu wechseln. „Pino hat mir eine Nachricht überbracht“, erzählte sie. „Dein Vater hat mich hierher beordert.“
„Ich kann mir schon denken, warum.“ Luka verzog das Gesicht. Offenbar ging Malvolio davon aus, dass Luka seine Meinung änderte, wenn er mit eigenen Augen sah, zu was für einer Schönheit Sophie herangewachsen war. Für wie oberflächlich hält der mich eigentlich, dachte Luka ärgerlich.
Er sah auf. „Ich glaube, mein Vater wollte, dass wir beide ungestört sind.“
„Aha.“
„Du weißt, wie er die Menschen manipuliert.“
Sophie schwieg besser. Jeder kannte Malvolio, doch niemand wagte es, ein schlechtes Wort über ihn zu verlieren.
„Komm doch rein, Sophie!“ Luka hielt ihr die Tür weit auf.
Sophie folgte seiner Einladung nur zögernd.
„Wir müssen reden.“
Als sie ihm in die Küche folgte, bemerkte sie seine breiten Schultern. Sie fühlte sich so unbedeutend und klein neben ihm, so ungebildet. Er war ein Mann von Welt und sie nur ein Mauerblümchen. Er würde sie niemals wollen, und in der Art, wie er jeden Blickkontakt zu ihr mied, ahnte Sophie, dass er es ihr auch gleich sagen würde. Sie hielt ja selbst nichts von dieser Verlobung und erst recht nichts von einer Ehe, allerdings wollte sie von Luka auch nicht hören, dass er sie nicht begehrte.
„Setz dich bitte, Sophie. Ich brauche zuerst ein frisches Pflaster.“
Sie zog es vor, stehenzubleiben.
„Wo bewahrt Angela nur das Verbandszeug auf?“ Luka riss eine Schublade nach der anderen auf. „Ach, da ist es ja.“
Sophie sah, wie Luka einen kleinen Verbandkasten herausnahm und versuchte, ein Pflaster aus der Verpackung zu ziehen, während er mit der anderen Hand ein Taschentuch auf die blutende Wunde presste. „Mit einem Pflaster ist es nicht getan“, sagte Sophie. „Die Wunde muss genäht werden.“
„Das muss bis morgen warten, wenn ich zurück in London bin.“
„Lass mich mal!“ Sie trat näher. Die Wunde sah wirklich nicht gut aus. Sophie nahm Luka das Pflaster ab, holte eine Schere aus dem Verbandkasten, setzte sich auf die Küchenbank und schnitt das Pflaster in schmale Streifen.
„Dir scheint es gut zu gehen“, meinte Luka und fing ein kleines Lächeln auf.
Wenigstens sieht er, was ihm entgeht, dachte Sophie. Sie war froh, das rote Kleid anbehalten zu haben. Luka sollte ruhig denken, dass sie sich jeden Sonntag so sorgfältig stylte, und keine Dessous trug! Das war ihr erst bewusst geworden, als sie sich auf die Bank gesetzt hatte.
„Komm her!“, bat Sophie. Sie stand auf, um Luka zu verarzten.
„Lieber nicht. Sonst tropft noch Blut auf dein Kleid.“
Das war doch jetzt egal, wo es keine Verlobung mehr gab. In diesem Kleid würde Luka sie nie wieder sehen. „Ach, um das alte Ding ist es nicht schade.“
„Also gut.“ Luka setzte sich und biss die Zähne zusammen, als Sophie mit den Pflasterstreifen die Wunde geschickt klammerte.
„Worüber habt ihr gestritten?“, fragte sie schließlich.
„Ich würde es nicht gerade einen Streit nennen. Mein Vater hat sich wieder mal an mir abreagiert, und ich habe nicht zurückgeschlagen.“
„Es ist schlimm, wie er dich behandelt.“ Behutsam klebte sie einen weiteren Streifen über die klaffende Wunde. „Und all die anderen Leute.“ Bella beispielsweise. Sophie wollte ihrer Freundin so gerne helfen. „Bellas Mutter ist krank und kann nicht arbeiten. Jetzt will Malvolio, dass Bella für sie einspringt.“
Da Luka es vermied, sie anzusehen, wusste er vermutlich, was das bedeutete. „Kannst du nicht mal mit deinem Vater sprechen?“
„Ja, aber zuerst muss ich mit dir sprechen, Sophie“, entgegnete er.
„Ich weiß, aber können wir zuvor Bella helfen?“, fragte Sophie. Sie fürchtete, das Gespräch mit Luka könnte sie so erzürnen, dass ihr keine Kraft mehr blieb, sich für ihre Freundin einzusetzen. Sophie wollte zwar keinesfalls zur Ehe gezwungen werden, aber auch nicht als verlassene Braut auf Sizilien enden! Ihre Liebe zu Luka flammte wieder auf. Nachdem er vor sechs Jahren fortgegangen war, hatte sie sich nächtelang in den Schlaf geweint. Damals war sie noch so jung und unschuldig gewesen und zum ersten Mal verliebt. Jetzt stand er wieder vor ihr, und ihr Herz pochte so aufgeregt wie einst. Sie sehnte sich danach, in Lukas starken Armen zu liegen. Sie wünschte sich, dass die Träume ihrer schlaflosen Nächte endlich wahr würden.
Natürlich war es unrealistisch, dennoch musste sie mit Luka reden, bevor ihr heißes sizilianisches Temperament mit ihr durchging. Unwillkürlich bleckte sie über ihre trockenen Lippen.
„Bella möchte nicht in der Bar arbeiten.“
Ein Schatten huschte über Lukas Gesicht. „Okay, ich rede mit meinem Vater, aber jetzt muss ich mit dir reden. Eigentlich wollte ich zuerst mit Paolo sprechen, aber da du nun schon einmal hier bist, kann ich es dir auch selbst erzählen.“
„Luka!“ Behutsam strich sie über seine Wange. Am liebsten hätte Sophie seine Lippen mit Küssen verschlossen und ihn an Ort und Stelle geliebt, dann würde sich alles andere schon finden …
„Ich weiß, wie schwer das alles für dich sein muss, Luka, aber …“
Sie hat recht, dachte er. Dieses Gespräch fiel ihm wirklich nicht leicht. Wie sollte er Sophie von seinen Plänen überzeugen, ohne dass sie ihren Glauben an ihren Vater verlor? Und das war nicht sein einziges Problem. Ja, Malvolio manipulierte Menschen. Er hatte es gerade wieder bei seinem Sohn versucht, in der Hoffnung, Luka würde seine Meinung ändern, sobald er die wahrhaft schöne Sophie vor sich sah.
Aber so oberflächlich war Luka nicht, auch wenn es ihm schwerfiel, angesichts dieser verführerischen jungen Frau cool zu bleiben. Ihre Haut war so warm und zart, und Sophie sah ihn so an, als wisse sie ganz genau, was in ihm vorging. Vielleicht hatten Malvolio und Paolo doch genau die richtige Wahl getroffen, denn Lukas Körper reagierte sofort auf Sophies Reize. Luka schob seinen Plan, die Verlobung platzen zu lassen, erst einmal aufs Eis. Vorläufig!
Ich darf mich nicht von ihr einwickeln lassen, dachte er entschlossen. Natürlich fiel es ihm schwer, solange sie ihn so begehrlich anschaute. Wie sollte er mit einer Frau Schluss machen, die er so heftig begehrte und von der er wusste, dass er ein leichtes Spiel mit ihr haben würde? Sie konnte es offenbar kaum erwarten, dass er sie nahm!
Er musste ihr jetzt sofort sagen, dass Schluss war! Sobald sie einander küssten, würde es zu spät sein.
Luka riss sich zusammen und sagte schnell: „Mein Vater war außer sich, weil ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich nicht nach Bordo del Cielo zurückkehren werde. Mein Lebensmittelpunkt ist in London. Ich will mit Malvolios Machenschaften nichts zu tun haben. Ich habe ihm gesagt, dass ich entscheide, wo ich leben und arbeiten werde.“
„Und ich werde nicht gefragt?“ Sophie dachte gar nicht daran, es Luka leicht zu machen. Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Sie wollte ihn, und gleichzeitig wollte sie ihre Freiheit und auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten. Sie begehrte Luka, mit dem sie früher im Fluss geschwommen und herumgetollt war und auf dessen Kuss sie so sehnsüchtig wartete. Luka hatte ihn ihr vor sechs Jahren verweigert, weil sie damals angeblich noch zu jung gewesen war.
Jetzt war die Zeit des Wartens vorbei, beschloss sie. Doch zunächst klebte sie ein großes Pflaster über die getapte Wunde und sah auf. „Mein Vater wird bestimmt enttäuscht sein. Er hat sich so gewünscht, dass ich in seiner Nähe bleibe und dass seine Enkel in Bordo del Cielo aufwachsen.“
Luka atmete tief durch. „In London hatte ich genug Abstand, um mir alles reiflich zu überlegen.“ Er versuchte, sein Anliegen so zu formulieren, dass kein Schatten auf Paolo fiel. „Ich will mich nicht in die fragwürdigen Geschäfte meines Vaters hineinziehen lassen. Meine Mutter hat darüber immer hinweggesehen, ich kann das nicht.“
Diese Worte bestätigten Sophies Verdacht, dass Malvolio ein brutaler Gangster war!
„Meinen Vater hat er auch in der Hand“, sagte Sophie leise. „Ich weiß allerdings nicht, ob er selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt ist.“
„Das ist seine Angelegenheit“, erwiderte Luka knapp. „Ich will jedenfalls nichts damit zu tun haben. Das bedeutet aber auch, dass ich mich nicht an die Abmachung gebunden fühle, die unsere Väter über unsere Köpfe hinweg getroffen haben. Wir sind beide frei in unseren Entscheidungen und können uns unsere Partner selbst aussuchen.“
„Hast du denn schon eine Partnerin gefunden?“, fragte Sophie.
Luka schwieg.
„Das wäre ziemlich unfair, Luka. Schließlich habe ich all die Jahre auf dich gewartet. Ich habe keinen anderen Mann angesehen, geschweige denn geküsst, auch wenn ich mich manchmal danach gesehnt habe.“ Das war natürlich gelogen, denn Sophie begehrte nur den einen: Luka!
Lukas beharrliches Schweigen säte Zweifel. Er hatte eine feste Freundin!
„Besteht deine Freundin darauf, dass du das Versprechen unserer Väter brichst?“ Sophies Augen glitzerten eifersüchtig.
„Ich habe keine feste Freundin, aber …“
„Aber du hast Affären gehabt, oder?“
„Ja.“
Sie hatte es ja geahnt! „Wie konntest du nur? Du warst mir versprochen!“ Wütend wollte sie ihm eine Ohrfeige verpassen.
Doch Luka reagierte geistesgegenwärtig und hielt ihre Hand fest.
„Deine Reflexe sind noch immer dieselben.“ Sophie rang sich ein Lächeln ab. Wie oft hatte Luka sie vor Verletzungen bewahrt und sie unter anderem aufgefangen, wenn sie stolperte?
Luka stutzte. Das war wieder typisch Sophie: Entweder ging sie ihm auf die Nerven oder sie brachte ihn zum Lachen. Bei ihr wusste er nie, woran er war.
„Was ist los? Dachtest du, ich würde in Tränen ausbrechen? Nein, das wäre zu einfach, Luka. Morgen ist mein neunzehnter Geburtstag. Ich will endlich leben und Spaß haben. Und zwar mehr Spaß, als ich als deine Ehefrau haben würde.“
„Wann wolltest du es mir sagen?“, fragte Luka mit wachsendem Unmut.
„Nachdem ich mit dir geschlafen habe.“ Sophie lachte. „Ich habe mir extra die Pille besorgt.“
„Was? Soll mich das jetzt etwa anmachen?“ Er funkelte sie wütend an.
„Wieso nicht?“ Sophie lächelte aufreizend.
„Bist du sicher?“ Sophie überraschte ihn.
„Klar.“ Sie sah ihm tief in die Augen. „Du schuldest mir einen Kuss, Luka. Du hast ihn mir versprochen.“
„Willst du unsere Trennung etwa mit einem Kuss besiegeln?“
„Ja, ich möchte, dass du der erste Mann bist, der mich küsst.“
„Sophie …“
„Ich bestehe darauf, Luka.“ Sie setzte sich zu ihm auf die Küchenbank und schlang ihm locker die Arme um den Nacken. „Erinnerst du dich noch an die Party vor deinem Abflug nach London?“
„Sicher.“
„Wolltest du mich damals küssen?“
„Nein.“ Damals war sie noch viel zu jung gewesen. Jetzt jedoch saß eine Frau neben ihm, die ganz genau wusste, was sie wollte.
„Willst du mich jetzt küssen?“
Anstelle einer Antwort presse er sanft seine Lippen an Sophies Mund.
Sie spürte den zarten Druck und war ganz hingerissen. Auch wenn sie Luka nicht heiraten wollte, so fand sie ihn doch unglaublich attraktiv. Dieser einzigartige Kuss entschädigte sie für die lange Zeit des Wartens. Sehnsüchtig schmiegte sie sich an Luka und genoss das Flattern in ihrem Bauch. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie so leidenschaftlich, dass es Sophies kühnste Erwartungen übertraf.
Sie streichelte sanft über seine muskulöse Brust und reizte seine harten tiefroten Brustwarzen. Luka stöhnte erregt auf und zog Sophie noch enger an sich.
Als er im Begriff war, seine Lippen von ihren zu lösen, drehte sie den Spieß um und ließ ihre Zunge feurig um seine tanzen, um ihn richtig heiß zu machen. Sie hatte sich so lange nach Lukas Küssen gesehnt, jetzt wollte sie diese auch auskosten. Überrascht ließ er sich auf das Spiel ein. Er streichelte ihre Brüste, bis sich die Knospen vor Erregung zusammenzogen, dann schob er eine Hand zwischen Sophies leicht gespreizte Schenkel und hielt verblüfft inne. Es erstaunte ihn, dass sie kein Höschen trug.
„Läufst du immer halb nackt durch die Gegend?“, raunte er an ihr Ohr.
„Wer weiß.“ Sie lächelte anzüglich und wandte ihm wieder ihre Lippen zu, doch Luka rückte von ihr ab. „Küss mich, Luka! Bitte!“, flehte sie sehnsüchtig.
„Du hast deinen Kuss bereits bekommen.“
„Ich will aber mehr! Und du auch.“
„Schon, aber es geht nicht. Ich kann dir wohl kaum die Unschuld rauben und mich anschließend von dir trennen! Ich habe dir schon jetzt genug Argumente geliefert, um mich zu verteufeln.“
Sophie sah ihm tief in die Augen. „Dann liefere mir kein weiteres mehr dazu! Als du damals gegangen bist, habe ich mir vier Wochen lang die Augen ausgeweint. Das passiert mir kein zweites Mal. Ich will dich, Luka, und du willst mich auch.“ Sie strich seine Brust hinab über seinen Bauch zu seinen Schenkeln. Und umfasste ihn dort hart und fordernd.
Luka stöhnte abermals auf, und Sophie presste sich erregt an ihn. Sie begehrte diesen Mann schon so lange, er sollte ihr erster Mann werden, und das heute Nacht. Luka und kein anderer. Und das flüsterte sie ihm auch ins Ohr.
Das Mädchen, das er einst energisch von seinem Schoß geschubst hatte, war einer leidenschaftlichen und verführerischen jungen Frau gewichen.
Sophie lockerte ihren Griff und löste ihre Zunge von Lukas Ohr, um ihm tief in die Augen zu schauen. Dann zog sie ganz langsam ihr Kleid über den Kopf. Sie sah Luka herausfordernd an.
Sein heißer Blick prickelte auf ihrem nackten Körper.
„Gefalle ich dir?“, fragte sie leise. Sie schob sich näher zu Luka herab, öffnete seine Hose und befreite beinahe andächtig das Objekt ihrer Begierde. Es war so samtig, so dunkel …
Lange hielt Luka den erregenden Liebkosungen nicht stand. Mit Sophies Hilfe glitt er mit seiner Spitze ins Paradies. Sophie keuchte auf, heiße Wellen der Lust schwappten über sie. „Nein, warte! Nicht hier“, keuchte Luka und zog sich zurück.
„Doch! Hier und jetzt.“ Sophie stöhnte leise. Luka begehrte sie so sehr, doch er musste stark bleiben. Er führte zwei Finger zwischen ihre Schenkel. Bordo del Cielo, Himmelsrand hieß dieser Ort, und er wurde zum siebten Himmel für Luka und Sophie, als Luka begann, seine Finger in ihr zu bewegen.
„Nicht hier“, flüsterte er erneut. „Ich trage dich hinauf in mein Bett.“ Er zog sich zurück, wollte den Reißverschluss hochziehen, doch Sophie verhinderte es geschickt. Schließlich gab Luka nach und zog seine Hose aus. Er küsste seine Sophie inbrünstig, hob sie in seine Arme und trug sie die Treppe hinauf, ohne den Kuss zu unterbrechen.
„Dann eben hier“, flüsterte sie an seinem Mund. Luka war so heiß auf Sophie, dass er kurz davor gewesen war, ihrem Wunsch nachzugeben, doch er musste mit ihr ins Schlafzimmer.
„Nein, warte! Die Kondome sind in meinem Koffer.“
„Du brauchst keins. Das habe ich dir doch gesagt.“
Mit heißen Küssen brachte er sie zum Schweigen. Er ließ Sophie auf sein Bett gleiten, bevor er hastig den Koffer öffnete.
„Lass das doch“, bat Sophie ungeduldig. „Ich nehme die Pille.“
„Wir müssen uns schützen“, beharrte er.
„Ich musste mich noch nie vor dir schützen“, flüsterte Sophie und starrte begehrlich auf Lukas beeindruckende Erektion.
Sie ist so arglos, dachte Luka, und so unglaublich begehrenswert. Jede andere Frau hätte er längst im Sturm genommen, doch keine war wie Sophie. Es war ihr erstes Mal, und sie sollte es in wunderbarer Erinnerung behalten. Später würde er mit ihr schimpfen, weil sie bereit gewesen war, ohne Schutz mit ihm zu schlafen. Er musste sie ermahnen, dieses Risiko bei keinem anderen Mann mehr einzugehen. Vor ihm musste sie sich nicht schützen.
„Ich weiß genau, was ich will, Luka.“
Er legte sich neben sie.
Niemals würde sie sein unwiderstehliches Lächeln vergessen. „Wir reden später“, raunte er.
„Ja, nachdem wir uns geliebt haben“, wisperte sie und küsste ihn leidenschaftlich.
Schließlich löste er die Lippen von ihren und rutschte langsam tiefer. Er küsste die zarte Haut an ihrem langen Hals entlang über das Schlüsselbein bis hinunter zu ihren aufreizenden Brustknospen, die er geschickt stimulierte. Sophie seufzte lustvoll auf und schob ihm ihre Hüften entgegen. Luka entfesselte in ihr ungeahnte Gefühle. Er schien ihren Körper zu neuem Leben zu erwecken und sie konnte es kaum erwarten, ihn wieder richtig in sich zu spüren.
Natürlich bemerkte Luka, wie nahe sie dem Höhepunkt kam, doch er zögerte ihn hinaus. Er kniete sich vor ihr hin und ließ den Blick über ihren wunderschönen Körper gleiten. Er betrachtete ihre vom Küssen geschwollenen Lippen, ihre harten Brustspitzen, ihren vor Verlangen bebenden Bauch. Er stöhnte leise. Sophie war bereit für ihn.
Wie zärtlich, wie hingerissen er mich ansieht, dachte sie. Gleichzeitig wartete sie ungeduldig, dass er ihr heißes Verlangen endlich befriedigte.
Luka streichelte ihre feuchte, warme Mitte, dann glitt er behutsam in sie hinein. „Es kann ein bisschen weh tun“, sagte er warnend.
„Wenn nicht, habe ich wohl ein Problem.“ Sophie lächelte frech.
Luka stutzte. Dann verstand er, was sie meinte, und lachte amüsiert, bevor er tiefer in sie eindrang. Sophie liebte das Gefühl, ihn in sich zu spüren. Sie vergaß alles um sich herum und konzentrierte sich nur auf diesen überaus erregenden Mann, mit dem sie eins wurde.
Er war hin- und hergerissen. Er wollte Sophie nur zu gern mit seiner Zunge liebkosen, ihren ganz eigenen Duft einatmen und sie schmecken, doch er sah ein, dass sie nicht länger warten wollte. Er konnte die Spannung ja selbst kaum ertragen. Später, dachte er. Später werde ich sie überall küssen. Überall … Dabei hatte er sich doch geschworen, es bei diesem einen Mal zu belassen. Er wollte Sophie nur einmal lieben und sich dann für immer von ihr trennen. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es ein zweites Mal geben würde.
Nur jetzt musste er handeln. Sophie wurde immer ungeduldiger. Sie küsste ihn immer fordernder und wilder, umklammerte seine Hüften mit beiden Beinen und drängte sich ihm immer weiter entgegen.
„Bitte, Luka!“, keuchte sie.
„Jetzt“, stieß er hervor und drang tief in sie ein. Gleichzeitig küsste er sie, um den kleinen Schmerzensschrei zu ersticken.
Der stechende Schmerz ließ schnell nach. Heiße Lust durchströmte Sophies Körper. Ihr Herz flatterte vor Glück. Es war ein so unbeschreibliches Gefühl, Luka in sich zu spüren. Sie passte sich seinem Rhythmus an, bewegte sich schneller, sobald er schneller in sie eindrang, und genoss es, Luka zu gehören, ihm ganz und gar zu gehören, dem Mann, der sie beschützte und so wunderbar liebte.
Verzweifelt versuchte Sophie, ihren Orgasmus hinauszuzögern. Je eher sie den Höhepunkt erreichte, desto eher würde Luka sie verlassen. Diesen Gedanken konnte sie kaum ertragen.
„Luka!“, schrie Sophie auf, als feurige Wellen der Lust durch ihren Körper zuckten. Sie vergaß alles um sich herum, selbst das Atmen.
„Lass dich fallen!“, bat Luka leise und stöhnte, als auch er den Punkt höchster Lust überschritt. Er wusste instinktiv, dass er ihn nie wieder so intensiv empfinden würde wie in diesem einen Augenblick, den er mit Sophie teilte.
Sophie fiel und fiel und fiel selig, bis sie schließlich aus ihrer Trance erwachte und unsanft landete. Sie wollte sich am liebsten auf die Seite drehen und zusammenkrümmen, aber Luka hielt sie fest in seinen starken Armen. Er küsste sie und bewegte sich erneut in ihr, bis er sich zuckend in das Kondom ergoss.
„So fühlt es sich also an“, staunte Sophie.
„Eher seltener“, nuschelte Luka.
Sie lagen eng aneinandergeschmiegt in seinem Bett und beobachteten, wie die Sonne im Meer versank. Sophies Kopf lag auf Lukas Brust. Am Horizont entdeckte sie ein Kreuzfahrtschiff.
„Wie meinst du das, Luka?“
„Willst du es wirklich hören?“
Sie nickte erwartungsvoll.
„Sonst bleibt hier oft ein seltsamer Knoten zurück.“ Behutsam zog er Sophies Hand in Richtung seines Herzens.
„Warum?“
„Ich weiß es nicht!“
Er streichelte über ihre rechte Brust in Richtung ihres Herzens. „Hast du es auch gespürt?“
„Nein.“ Doch sie konnte sich gut vorstellen, was er meinte. Das Gefühl entstand gewiss, wenn man das Bett mit dem falschen Partner teilte. Die Gefahr bestand für sie nicht, denn für sie gab es nur Luka.
Er registrierte, wie sehnsüchtig sie das am Horizont verschwindende Kreuzfahrtschiff beobachtete. „Willst du wirklich auf so einem Ozeanriesen arbeiten?“
„Noch lieber wäre ich dort Passagier.“ Sie lächelte verträumt. „Aber es wäre schon toll, auf so einem Schiff zu arbeiten.“
„Was sagt dein Vater dazu?“
„Er weiß es noch nicht.“
Luka strich ihr zärtlich übers Haar.
„Aber ich denke, die Leute hier werden Verständnis dafür haben, dass ich fort will, nachdem du mich verlassen hast.“ Sie lachte, wurde gleich darauf aber wieder ernst. „Ich habe keine Ahnung, wie mein Vater reagieren wird, aber es ist mir eigentlich auch egal. Ich will nur weg hier.“
Luka sah es ähnlich.
„Ich habe das ungute Gefühl, dass sich mein Vater auf irgendetwas Illegales eingelassen hat“, sagte Sophie schließlich besorgt. „Natürlich habe ich ihn gern, er ist schließlich mein Vater, aber ich kann nicht bei ihm bleiben. Ich will mit seinen dubiosen Machenschaften nichts zu tun haben.“
Luka hatte schon zu Schulzeiten daran gezweifelt, dass auf Sizilien alles mit rechten Dingen zuging. Damals hatte er nur fort gewollt und hart dafür gekämpft, in England studieren zu dürfen. Erst durch die Distanz begriff er, wie sein Vater tickte, und beschloss, nie wieder zurückzukehren. Sophie war auch ohne diese Distanz hellhörig geworden und wollte weg.
„Mein Vater arbeitet nicht, er hängt nur beinahe rund um die Uhr in der Bar herum. Was sind das eigentlich für Treffen, zu denen er erscheinen muss?“, fragte sie.
„Komm mit mir nach London“, bat Luka unvermutet.
„Mit dir?“
„Du kannst dich auch dort um einen Job auf einem Luxusliner bewerben“, schlug er vor. „Ich kann dir helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. Mir gehören Anteile an einer Hotelkette. Wenn du möchtest, kannst du erst mal in dem Londoner Hotel arbeiten, bis du deinen Traumjob gefunden hast.“
Das Angebot klang verlockend. Luka war also Miteigentümer einer Hotelkette. Es überraschte sie nicht, denn Luka war clever und es war klar, dass er seinen Weg gehen würde. Gewiss hatte auch Malvolio seine Finger im Spiel.