Die Posthalter-Christl - Hans Ernst - E-Book

Die Posthalter-Christl E-Book

Hans Ernst

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Beschreibung

Christl, Tochter des Posthalters von Erlbach, will allein auf der Hornsteinalm Ruhe und Entspannung finden, der liebevollen, aber strengen Gängelei ihrer Mutter entfliehen, das innere Gleichgewicht wiederfinden. Aber gerade das Gegenteil tritt ein: Sie begegnet dem Medizinstudenten Thomas von Lafret, einem Sohn des gefürchteten "Bauerngrafen". Betäubt vom Glück der ersten Liebe, erkennen beide nicht die Bedrohung durch die Ereignisse, die ihre Eltern in Gang setzen. Christl vertraut - bis sie eines Tages erfahren muss, dass sich Thomas mit der Fabrikantentochter Anita verloben wird.

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LESEPROBE zuVollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2011

© 2015 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheimwww.rosenheimer.com

Bearbeitung, Lektorat und Satz:Pro libris Verlagsdienstleistungen, Villingen-SchwenningenTitelfotos: Bernd Römmelt, München (oben)und Stephan Reichenberger, München (unten)

eISBN 978-3-475-54386-9 (epub)

Worum geht es im Buch?

Hans Ernst

Die Posthalter-Christl

Christl, Tochter des Posthalters von Erlbach, will allein auf der Hornsteinalm Ruhe und Entspannung finden, der liebevollen, aber strengen Gängelei ihrer Mutter entfliehen, das innere Gleichgewicht wiederfinden. Aber gerade das Gegenteil tritt ein: Sie begegnet dem Medizinstudenten Thomas von Lafret, einem Sohn des gefürchteten »Bauerngrafen«. Betäubt vom Glück der ersten Liebe, erkennen beide nicht die Bedrohung durch die Ereignisse, die ihre Eltern in Gang setzen. Christl vertraut – bis sie eines Tages erfahren muss, dass sich Thomas mit der Fabrikantentochter Anita verloben wird.

1

Am Jakobstag wurde Christine Gruber achtzehn Jahre alt. Nach alt hergebrachter Tradition hätte sie deshalb eigentlich Jakobine getauft werden müssen. Aber dem Vater gefiel der Name überhaupt nicht, denn er war ihm zu altmodisch. Am nächsten Tag wäre Anna die Namenspatronin gewesen, aber Annas gab es in Erlbach wie Sand am Meer. Also wurde der Kalender einen Tag zurückgeblättert, und da stand »Christine«. Die Mutter war sofort damit einverstanden. Dem Vater fiel ein, dass man die Tochter später wohl Christl rufen würde wie in dem Lied aus dem Vogelhändler: »Ich bin die Christl von der Post«. Noch schöner könnten eigentlich die Dinge gar nicht ineinander spielen, denn Sebastian Gruber war außer Bauer und Gastwirt auch noch Posthalter von Erlbach.

Wie Relikte aus vergangenen Tagen im Zeitalter der motorisierten Kraftfahrzeuge fuhren jeden Morgen um sechs Uhr zwei Postkutschen aus dem geräumigen Hofe des »Gasthofes zur Post«, eine in Richtung Kufstein, die andere nach Rosenheim, und trotzten der noch in den Kinderschuhen steckenden Technik der Automobile, die inzwischen überall das Landschaftsbild prägten. Sebastian Gruber legte Wert darauf, dass seine Postillione jeden Morgen, wenn sie über den grob gepflasterten Marktplatz von Erlbach fuhren, auf ihrem Horn das Lied »Nun lobet alle Gott, den Herrn« spielten.

Sebastian Gruber war ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Bauch, der den Gern-Esser verriet. Sein rotes, rundes Gesicht strahlte Ruhe und Gelassenheit aus.

Charlotte stammte aus einer ganz anderen Welt. Aber sie hatte sich überraschend schnell in das bäuerliche Milieu eingelebt. Kein Mensch wusste, wie der äußerlich so unscheinbare Posthalter zu dieser schönen Frau gekommen war. Zwar munkelte man einmal, sie hätten sich durch die Zeitung kennen gelernt. Aber das stellten sie beide entschieden in Abrede, obwohl es die Wahrheit war. Charlotte litt sehr unter dieser Lüge, aber sie nahm sie tapfer auf sich, weil sie ihrem Mann ersparen wollte, dass man glaubte, er könne sich eine solche Frau nicht erobern.

Auf ihre Art war sie ihm wirklich von Herzen zugetan. Auch dass es vorher einmal in ihrem Leben eine große Liebe gegeben hatte, trug Charlotte als ihr tiefstes Geheimnis mit sich herum. Vielleicht aber wäre sie mit einem anderen Mann gar nicht so glücklich geworden. Denn Sebastian Gruber war anlehnungsbedürftig und in manchen Dingen sogar recht hilflos, sodass sie ihn leiten und lenken musste. Das kam ihrem Wesen jedoch entgegen, und so ergänzten sich die beiden auf eine gute Weise.

Die gemeinsame Tochter dagegen kam nicht so gut zurecht mit der dominanten Art der Mutter. Christine war das einzige Kind dieses so ungleichen Paares, ein hübsches Mädchen. Sie war so schön, wie die Mutter früher gewesen sein musste, und hatte vom Vater das herrliche Blondhaar, die blauen Augen und auch das schelmische Grübchen am Kinn. Manches Burschen Auge ruhte wohlgefällig auf ihr, aber sie beachtete es nicht, sondern ging ganz auf in den Pflichten, die sie übernommen hatte, als sie aus dem Institut auf Frauenwörth zurückgekommen war.

Nein, sie spielte keineswegs die reiche Tochter des Posthalters, die nur faul herumsaß oder sich in sinnlose, teure Vergnügungen stürzte und den Eltern auf der Tasche lag. Sondern sie machte sich nützlich, indem sie die Schreibarbeiten im Büro übernahm, wie sie es in der Klosterschule gelernt hatte. Anfangs hatte ihr der alte Buchhalter dabei geholfen, aber dann war er in den Ruhestand getreten. Er sollte einen Nachfolger bekommen, aber das ließ Christines Ehrgeiz nicht zu. Sie war jung und tatenfroh, wollte Verantwortung übernehmen und mit allen ihren Kräften ausgefüllt sein, denn man hatte sie auf Frauenwörth auch gelehrt, dass Untätigkeit die Wurzel für Unzufriedenheit und Launenhaftigkeit ist. Nur ein Mensch, der seinen Tag ehrlich und pflichtbewusst erfüllt hat, kann am Abend zufrieden und froh sein.

Als nun ihr achtzehnter Geburtstag herankam, äußerte sie einen merkwürdigen Wunsch. Jedenfalls erschien er der Mutter so, die wohl vergessen haben mochte, dass auch sie einmal achtzehn Jahre alt gewesen war. Christine wünschte sich, einige Tage ganz allein auf die fünf Wegstunden entfernte Hornsteinalm gehen zu dürfen, die dem Vater gehörte, und auf der der alte Tobias das Jungvieh und die Schafe hütete, die der Posthalter in den Sommermonaten wegen des guten Futters dort hinauftreiben ließ.

Als Christine die Bitte aussprach, erschrak die Mutter zunächst. Dann sah diese das Mädchen nachdenklich und auch ein wenig misstrauisch an. »Ein merkwürdiger Wunsch«, sagte sie schließlich. »Weshalb willst du dort hinauf? Und noch dazu so ganz allein? Warte noch acht oder vierzehn Tage, dann muss der Vater sowieso wieder einmal nach dem Rechten sehen. Da könnt ihr zusammen gehen.«

Christine schüttelte den Kopf. »Wer weiß, wie bis dahin das Wetter ist.«

Die Mutter wollte nun noch eine große Rede halten über die Gefahren, die mit so einer Bergtour verbunden sind, aber sie schwieg, als sie das eigenwillige Lächeln um Christines Mund sah. So ging sie schnell hinaus und sagte nur noch unter der Tür: »Wir sprechen am Abend noch darüber.«

Am Abend hatte Christine ihre Meinung nicht geändert. Sie wolle allein auf die Hornsteinalm, wolle einmal ein paar Tage aus der Tretmühle des Alltags herauskommen und Ferien machen. – Warum es sie dabei mit solcher Gewalt auf die Alm zog, das hätte sie sich allerdings selber nicht beantworten können. –

»Also gut«, gab die Mutter endlich nach. »Ich verstehe, dass du ein paar Tage ausspannen willst. Aber ich kann dich jetzt unmöglich begleiten. Warte doch noch bis zum Herbst, dann gehn wir wieder wie im Vorjahr auf ein paar Wochen nach Bad Ischl. Jetzt aber kann ich hier schlecht weg.«

Christine hatte sich das alles ganz gelassen angehört. Der Vater saß daneben und las die Zeitung.

»Darf ich dazu etwas sagen, Mutter?«, fragte das Mädchen nach einer Weile.

»Ich weiß zwar nicht, was es noch zu sagen gäbe. Aber immerhin, sprich dich aus.«

»Ich möchte einmal allein sein, möchte das Gefühl haben, ganz frei zu sein und tun und lassen zu können, was ich will. Und dann möchte ich wirklich gerne wieder einmal auf die Hornsteinalm. Das letzte Mal war ich mit Vater vor drei Jahren oben.«

»Willst du damit sagen, dass dir meine Begleitung sozusagen lästig wäre?«, fragte die Mutter, und ihre Stimme klang ganz hell vor Aufregung. Dann aber blieb ihr vor Schreck beinahe der Atem weg, als Christine mit aller Offenheit antwortete: »Ja, Mutter, so ähnlich meine ich es.«

»Wie bitte? – Sebastian, hast du das gehört? Und was sagst du dazu?«

Gewöhnlich sagte Sebastian Gruber in solchen Dingen nicht viel. Aber die Haltung der Tochter machte solchen Eindruck auf ihn, dass er sagen musste: »Eigentlich hat sie Recht.«

»Wie bitte? Es ist recht, wenn ein Kind die Begleitung der Mutter lästig findet? Wer weiß, was dahintersteckt! Vielleicht gehst du gar nicht allein. Möchte wissen, was sich hinter meinem Rücken bereits alles angesponnen hat.«

Christine hob den Kopf und sah die Mutter an. »Aber Mutter! Ich habe doch gesagt, dass ich allein gehen will.«

»Also gut, dann geh meinetwegen. Gib aber wenigstens zu, dass es in Bad Ischl schön war.«

»Schön? Ja und nein. Eigentlich war es so, dass du mich mit siebzehn Jahren behandelt hast, als sei ich noch ein Kind. Ich durfte ohne deine Begleitung nicht schwimmen gehen, durfte auf keinen Berg steigen. Mutter, begreifst du das denn nicht? Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Morgen werde ich achtzehn Jahre alt.«

»Wie bloß die Zeit vergangen ist«, sagte der Vater und gähnte hinter der Zeitung. Im Grunde genommen freute es ihn, dass die Tochter ihren Willen so unnachgiebig durchzusetzen versuchte.

»Und du bildest dir ein, mit achtzehn wärst du kein Kind mehr?«, fragte Charlotte und wusste genau, wie sinnlos diese Frage war, hinter der die Angst saß, die törichte, sinnlose Angst aller Mütter, plötzlich niemanden mehr zum Bemuttern zu haben. Und dabei braucht ein Mädchen die Mutter nie so sehr als in der Zeit, in der es die Kinderträume ablegt.

Charlotte bedachte dies alles in diesem Augenblick nicht. Sie war der Meinung, Christine hätte immer die größtmögliche Freiheit gehabt, und war nun gekränkt, zu hören, dass sie sich unfrei gefühlt habe. Und nicht aus Nachgiebigkeit, sondern mehr aus verletztem Stolz sagte sie darum: »Gut, dann tu meinetwegen, was du nicht lassen kannst.«

Später aber kam sie dann doch noch in die Stube, um ihrer Tochter zum Geburtstag zu gratulieren, weil sie ja am nächsten Morgen so früh noch nicht auf sein würde. Sie setzte sich auf die Kante des Bettes, strich mit der Hand über Christines Stirn und legte dann, wie Mütter es so gerne tun, das Deckbett liebevoll zurecht, sodass Christine bis zum Kinn zugedeckt war. »Ja, dann also alles Gute, von Herzen alles Gute zu deinem Geburtstag, mein Kind. Du wirst mein Geschenk morgen früh in der Wohnstube vorfinden.«

Und weil es doch irgendwie überwältigend war, plötzlich zu wissen, dass ihre Tochter achtzehn Jahre alt wurde und kein Kind mehr sein wollte, weinte Charlotte ein paar Tränen. Die Erinnerung hatte sie gepackt, und sie dachte an den Augenblick, als sie vor achtzehn Jahren dieses Geschöpf zum ersten Mal an ihr Herz gedrückt hatte.

»Lass nur gut sein, Mutter«, tröstete Christine. »Sag einfach mit deinem Herzen ja zu meinem Wunsch. Das wäre meine schönste Geburtstagsfreude.«

»Weiß ich denn, was du dir wirklich wünschst?«

»Nichts anderes, Mutter, als einmal das Gefühl zu haben, erwachsen zu sein. Und du sollst dir doch gar keine Gedanken machen, Mutter. Was soll mir denn schon zustoßen da oben! Ich verspreche dir, dass ich nicht auf den Hornstein gehen werde. Ich werde hinter der Hütte in der Sonne liegen oder nur in Sichtweite wandern, wenn es kühler ist.«

»Ist schon gut, Christine.« Charlotte strich abermals das Deckbett glatt und erhob sich. Die Hand schon am Lichtschalter, drehte sie sich nochmals um. In ihren Augen war wieder Misstrauen. »Steckt da auch wirklich kein Mann dahinter, Christl?«

»Meinst du, Mutter, dass ich lüge? Bis jetzt hat mir doch noch keiner gefallen.«

Das wirkte wie Balsam auf Charlottes ängstliche Seele. Sie drehte nun das Licht aus und schloss die Tür hinter sich.

Es war ein schöner, sonniger Morgen. Kurz vor sechs trat Christine reisefertig aus dem Haus. In ihren Rucksack hatte sie Proviant und Kleidung für ein paar Tage gepackt. Sie setzte sich auf die Holzbank vor dem Haus und schnürte sich die Wanderschuhe.

Im Hof hielt gerade eine der beiden gelben Postkutschen, mit der sie ein Stück weit fahren wollte. Sebastian Gruber achtete streng darauf, dass die beiden Gefährte jeden Tag gewaschen wurden und der Lederschurz auf dem Bock glänzend poliert war. Wie mit Lack angestrichen, so mussten die hohen Schaftstiefel seiner Postillione aussehen, und das Horn musste schimmern, als ob es aus Gold wäre.

Der Fürst von Thurn und Taxis hätte seine helle Freude daran gehabt, wäre er aus seinem Grab gestiegen, um nachzusehen.

Die Hosen der Postillione waren makellos weiß, die Fräcke von himmlischem Blau, und der Federbusch war weich wie Flaum.

Sebastian Gruber trat aus der hinteren Haustür. Er hatte die Filzpantoffeln und den verschnürten Hausrock noch an. Ein wenig struppig hing ihm der graue Schnauzbart über die Mundwinkel. »Ach, Christl«, lächelte er und schlurfte auf sie zu. »Du bist schon startbereit?« Er gab ihr die Hand und schaute sie mit zärtlichen Augen an. »Meine große Tochter«, sagte er. »Ich wünsche dir halt alles Schöne zu deinem Geburtstag, Christl, und alles Glück der Welt.«

Christine lachte. »Das weiß ich, Vater. Aber alles Glück der Welt, das wäre wohl zu viel für mich. Andere wollen ja auch noch ein bisschen davon haben.«

»Andere? Ganz richtig, Christl. Es sind bloß recht wenig, die wirklich glücklich sind.«

»Aber du bist es doch, Vater?«

»Doch, das will ich wohl meinen.« Er wischte sich den Bart aus den Mundwinkeln und lächelte lausbübisch. »Aber gefreut hat es mich doch, als du gestern der Mutter sagtest, dass du endlich ein wenig frei sein möchtest. Woher hast du denn bloß den Mut dazu? – Natürlich von mir. Das muss Vererbung sein.«

Jochen, der Postillion, führte den langbeinigen schwarzen Wallach Mylord aus dem Stall. Des Posthalters fachkundiger Blick ging zu den Hufen des Pferdes, ob sie geschmiert waren. Dann musterte er das Zaumzeug. Aber er hatte nichts daran auszusetzen.

Christine fasste ihren Rucksack und stieg auf den Bock. Von dort herunter reichte sie dem Vater die Hand noch einmal zum Abschied.

»Behüt dich Gott, Vater. In drei Tagen bin ich wieder da.«

»Komm gesund wieder. Und sag dem Tobias, ich käme im nächsten Monat hinauf. Die beiden scheckigen Kalbinnen soll er am Samstag zur Kreuzalm herunterbringen. Die habe ich verkauft, der Wegertseder holt sie dort ab.«

Inzwischen hatte Jochen sich neben Christl gesetzt. Ein kurzer Zügelruck, und Mylord trabte aus dem Hof. Jochen setzte das Horn an die Lippen und blies sein »Nun lobet alle Gott, den Herrn«, dass das Echo aus den schmalen Seitengassen des Marktplatzes zurücksprang. Christine sah nochmals zurück, und in diesem Augenblick fuhr auch die zweite Postkutsche aus dem Hof.

Herrlich schön war dieser Morgen. Der Himmel spannte sich seidig über dem Land, und auf den Zacken des Wilden Kaisers lag das Licht der Morgensonne wie ein goldener Mantel hingebreitet.

Jochen war nicht besonders gesprächig. Er fuhr die Strecke schon seit vierzig Jahren und war darüber alt geworden. Nur der Glanz der Uniform gab ihm noch etwas Gestrafftes, Jugendliches. Manchmal, wenn die Kutsche über einen Stein holperte, dann klirrten im Gepäckraum leise die leeren Weinflaschen, die Jochen neben den Postsachen heute mitführte, um sie beim Weinhändler gegen volle umzutauschen.

Nach einer halben Stunde stieg Christine ab, nahm den Rucksack und steckte den Mantel zwischen die Riemen. Eine Weile blieb sie auf der Straße stehen. Eine Staubwolke stieg hinter der Postkutsche auf und hüllte sie ein. Nur der weißblaue Federbusch auf Jochens Zylinder leuchtete in der Sonne und wiegte sich im Wind.

Christine wandte sich ab und bog in einen Feldweg ein. Trunken vor Lebenslust gaukelten Schmetterlinge über die blühenden Wiesen hin. Die Sonne stand jetzt bereits hoch über dem Gebirge und erwärmte die Luft.

Das Mädchen schritt schneller aus, um rasch den schattigen Wald zu erreichen. Je höher sie kam, desto freier wurde ihr ums Herz.

Wie schön kühl es im Wald war! Sonnenbänder huschten durch die Zweige und zeichneten helle Streifen auf das Moos zwischen den Stämmen. Die Bäume standen so dicht, dass Christine sich von ihnen irgendwie beschützt vorkam und sich geborgen fühlte.

Christine kam es in den Sinn, dass sie darunter litt, sich nie an einen Menschen anschmiegen zu können. Der Vater ließ es wohl zu, wenn sie ihre Wange ein wenig an seinen ewigen Dreitagebart lehnte. Aber die Mutter war bei all ihren mütterlichen Handreichungen doch sehr zurückhaltend bei Gesten der Liebe und Zuneigung. Sie erwiderte keinen Druck während der seltenen Umarmungen, und ihr Kuss ging nur flüchtig über Stirn oder Wange hinweg.

Der Wald lichtete sich jetzt und der Weg führte Christine über saftige Almwiesen. Aber sie noch lange nicht am Ziel. Tobias hauste viel weiter oben, wo die Vegetation karger wurde und schon die Felsen begannen. Hinter einem Gebüsch raschelte es. Christine fuhr erschrocken herum. Es war nur ein Hase, der herausgesprungen war und den Hang hinunterhoppelte.

Sie sah in die Tiefe. Wie unendlich weit lagen die Dörfer da unten. Dort drüben, ja, das war Erlbach. Christine erkannte den hohen, spitzen Kirchturm. Breit hingelagert standen die hellen Gebäude der Posthalterei. Rechts davon das Sägewerk Mühlbacher mit den großen Wirtschaftsgebäuden. Man munkelte, dass es nicht gut stünde um den Mühlbacher. Aber Christine kümmerte sich nicht viel darum.

Herdengebimmel von allen Seiten her. Almhütten lagen verstreut in der Runde. In einer kehrte Christine ein und ließ sich ein Glas Milch geben. Um den Weiterweg befragt, erklärte sie, dass sie zum Tobias auf die Hornsteinalm wolle.

»Was? Zu dem?«, fragte die Sennerin in grenzenlosem Staunen. »Na, recht viel Vergnügen. Ich wüsste mir was Besseres, als zu dem komischen Kauz hinaufzusteigen. Der redet ja nichts.«

Christine lächelte und dachte an die Dämmerstunden, in denen sie als Kind bei Tobias im Schafstall gesessen und atemlos seine wunderlichen Geschichten angehört hatte. Tobias, gewiss, er lebte in einer anderen Welt. Aber Christine hatte sich in ihr wohlgefühlt. Und sie freute sich jetzt auf den Alten.

Gestärkt und ausgerastet machte sie sich wieder auf den Weg. Die Almhütten blieben unter ihr liegen. Zwischen einem Almrosen- und Latschenfeld stieg sie bergwärts. Auf einmal hörte der Pflanzenwuchs fast ganz auf. Felsbrocken lagen umher, Geröllhalden ringsum. Dann aber, als sie über das Joch in einen Hochtalkessel hinabstieg, in dem sich auch die Hütte befand, kam wieder Almboden mit zwar spärlichem, kurzem Gras, dafür aber jeder Menge würziger Kräuter.

Als Christine schließlich an einer großen Felsnase vorbeischritt, erblickte sie plötzlich die Hütte des Tobias Resch, die Hornsteinalm.

2

Blinzelnd öffnete Christine die Augen. Ein Sonnenstreifen lag schräg über dem blank gescheuerten Bretterboden der Hütte. Aber er hatte schon rötlichen Glanz.

›Habe ich denn so lange geschlafen?‹, dachte sie.Sie lag auf einer breiten Bank, die mit Schaffellen bedeckt war. In der Hütte war es ruhig und kühl. Die Türe stand weit offen, und man hörte das Wasser im Brunnentrog plätschern. Zuweilen bimmelte auch irgendwo eine Kälberglocke.

Christine reckte und streckte sich wohlig auf den weichen Fellen. Dann stand sie auf und schlüpfte in ihre Schuhe. Als sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf die Uhr an der Wand. Es war eine wunderlich geschnitzte Uhr mit einem Spielwerk, das jede Stunde einsetzte.

Die Uhr zeigte drei viertel sieben. ›Dann habe ich jetzt fünf Stunden geschlafen‹, dachte Christine weiter. Und was für einen eigenartigen Traum sie gehabt hatte! Wasser war da gewesen, viel Wasser, ein See vielleicht, oder ein Meer. Sie saß ganz still in einem Boot, das die Mutter ruderte. Hinter ihr war Dunkelheit. Aber plötzlich stieg eine neue Gestalt hinzu, ein schlanker, junger Mensch, der mit ruhiger Sicherheit Charlotte die Ruder aus der Hand nahm und dabei sagte: »Nun lass mich der Fährmann ihres Schicksals sein ...« Die Mutter wich ins Dunkel zurück, um den jungen Fährmann aber wurde es hell, und Christine fühlte eine solch tiefe, aufglühende Liebe zu ihm, dass sie ihm die Arme entgegenstreckte und ihm einen Namen zurufen wollte, ohne den rechten zu finden. Da hob er seine Stirn, wandte sich mit einem unvergesslichen Blick von ihr ab und verschwand so lautlos, wie er gekommen war. An seiner Stelle saß wieder die Mutter, hatte ein überlegenes Lächeln um den Mund und sagte: »Ich bin, wenn du es genau nimmst, doch der bessere Fährmann für dich ...«

Ach, es war ein sonderbarer Traum gewesen. Christine stand jetzt draußen vor der Hütte und dachte mit einem leisen Gefühl der Traurigkeit, dass sie wohl immer im Banne der Mutter leben würde. Dabei war es gar nicht so, dass Charlotte ihr oder anderen ihren Willen gewaltsam aufdrängen wollte. Nein, nur ihre starke Persönlichkeit bewirkte, dass andere sich in ihrer Nähe nicht entfalteten und dass die Menschen um sie herum sich unterordneten.

Christine reckte sich in den Schultern. Warum jetzt daran denken? Alles lag doch so weit unter ihr: Erlbach, die Posthalterei, die Mutter und der Kleinkram des Alltags. Sie hatte sich losgerissen und wollte die Freiheit für ein paar Tage genießen.

Es wurde Abend und die Sonne verschwand rotglühend hinter den Bergen, die sich nun scharf gegen den leuchtenden Himmel abhoben. Auf dem Hang stand hoch und schmal Tobias. Um ihn herum die Schafe und Kälber.

Der Hirte kam jetzt den Steilhang herunter. Tobias’ Alter war wirklich sehr schwer zu schätzen. War er sechzig oder schon siebzig? Auf alle Fälle war er für sein Alter schlank, sehnig und voller Kraft. Sein Gesicht war schmal und von Wind und Wetter gegerbt, sein Kinnbart war sauber gestutzt und so schneeweiß wie sein Haar.

»Tobias«, rief Christine ihm zu, »ich habe herrlich geschlafen.«

Sie standen nebeneinander, wie Abend und Morgen des Lebens. Der Alte war um einen Kopf größer als das Mädchen. Sah man jetzt genau in sein Gesicht, konnte man feststellen, dass seine Augen tief blau waren und dass das linke Lid wie lahm herunterhing. Das gab seinem Blick etwas Verschleiertes, manchmal bedrückend Schwermütiges. Nur wenn er sein seltenes Lachen zeigte, ging es wie in Leuchten über seine verwitterten Züge. Jetzt aber tat er es und fasste dabei nach der Hand des Mädchens.»Das macht die Luft hier oben«, sagte er. »Hast du auch geträumt?«

Christine erzählte ihm ihren seltsamen Traum.»Aber Träume sind ja bekanntlich Schäume«, lachte sie hinterher.

»Nicht immer«, meinte der Alte. »Die Inder zum Beispiel behaupten, Träume wären Gedanken der Seele.«

»Nein, Gedanken des Herzens«, verbesserte Christine, die den Ausspruch schon irgendwo einmal gehört hatte.

Um Tobias’ Mund spielte ein Lächeln. Dann nickte er. »Wie gescheit du bist, Christl. Es heißt tatsächlich: Gedanken des Herzens. Aber ich habe absichtlich Seele gesagt, weil alles Tiefe in unserem Leben von ihr herkommt. Weißt du, Christl«, er bohrte mit seinem Bergstecken ein wenig in dem spärlichen Rasen, »das Herz ist so ein törichtes Ding. Es gaukelt uns oft etwas vor, das sich dann als ein Trugbild erweist.«

Christine sah ihn mit ihren hellen Augen forschend an. Dann legte sie ihre Hand auf seine Stirn.»Wissen möchte ich nur, Tobias, was hinter deiner Stirne manchmal vorgeht. Nicht ich bin gescheit, sondern du. Ich habe mein Wissen von der Schule her, du aber vom Leben. Und das ist ein ganz gewaltiger Unterschied.«

»Mag sein«, antwortete er. »Auf alle Fälle freut es mich, dass du zu mir gekommen bist.«

Der Abend war nun vollends da. Alles Leuchten war erloschen. Im Tal glimmten schon vereinzelt Lichter auf.

Wieder sah Tobias rückwärts zu den Bergen hoch. »Heute Mittag sind ein paar Studenten auf den Hornsteingipfel«, sagte er.

»Hast du Angst um sie?«

»Nicht gerade Angst, aber sie müssten längst zurück sein. Komm, du wirst Hunger haben. Ich werd dir was zum Essen kochen.«

»Ich habe genügend bei mir, Tobias. Rauchfleisch und Wurst.«

»Morgen greifen wir deine Vorräte an. Heute will ich dich bewirten.«

Tobias zündete in der Hütte die Petroleumlampe an. Dann stieg er in den Keller hinunter und kam mit einer riesigen Hammelkeule zurück. Christine sah ihm zu, wie er ungefähr ein Dutzend kleine Stücke abschnitt. Er rieb die Fleischstücke mit Knoblauch, Salz und Pfeffer ein. Jetzt nahm er zwei lange, eiserne, dreikantige Stäbe her und steckte ein Stück nach dem anderen darauf.

Draußen entzündete er ein Feuer aus trockenem Fichtenholz, ließ es ganz niederbrennen, bis es nur mehr Glut war. Dann legte er die Eisenstäbe auf die Felsbrocken und begann, sie langsam, ganz langsam zu drehen.

Christine richtete ihm nun den Gruß von ihren Eltern aus und überbrachte Tobias vom Vater die Bitte, dass er die beiden scheckigen Kalbinnen am Samstag zur Kreuzalm herunterbringen möge, damit der Wegertseder, der sie gekauft habe, sie dort abholen könne.

Nach einer Viertelstunde war das Fleisch gar gebraten.

Tobias reichte ihr ein gespitztes Holzstäbchen hin, und Christine sagte unter genüsslichem Kauen, dass ihr noch niemals im Leben etwas so gut geschmeckt hätte. Mit angezogenen Knien saß sie vor der Glut und biss herzhaft in das wundervoll geschmorte Fleisch. Auf einmal lachte sie hellauf.

»Was hast du, Christl?«, fragte der Alte.

»Nichts, Tobias. Ich habe nur an die Mutter gedacht, was sie jetzt sagen würde.«

»Und was meinst du, dass sie sagen würde?«

»›Aber, Christl, wie sitzt du denn bloß wieder da.‹« Christine biss wieder ein Stück ab. »Weißt du, Tobias, manchmal frage ich mich, ob Mutter in ihrer Jugend auch schon so gewesen ist wie heute.«

Tobias gab keine Antwort. Er beugte sich vor, blies in die Glut und legte ein paar Holzstücke nach. Dann lehnte er sich zurück. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war irgendwie verändert. Wie ein schlafender Wolf sah er aus. Christine sah zum ersten Mal bewusst auf seine Hände. Tobias hatte wunderschöne lange, schmale Hände. Ganz zart liefen die Adern über die Handrücken hin. Es waren Hände wie die einer Frau. Die Äbtissin von Frauenwörth hatte solche Hände gehabt.

»Tobias«, fragte Christine unvermittelt. »Was warst du denn eigentlich früher?«

Er schlug die Augen auf und sah sie überrascht an. »Einmal meinte ich etwas zu sein, dann war ich plötzlich nichts mehr.« Er lächelte hinter seiner seltsamen Antwort her. »Warum fragst du?«

»Weil ich deine Hände so betrachtete. Künstler haben solche Hände. Tobias, du bist doch nicht immer Schafhirt gewesen?«

»Schafhirt? Nein. Aber dazu tauge ich scheinbar etwas. Früher habe ich einmal ein Herz hüten wollen. Da habe ich glänzend versagt. Es ist mir einfach aus den Händen geglitten, verstehst du das? Nein, das kannst du noch nicht.«

»Ich weiß nicht, wovon du redest, Tobias. Man nennt dich in Erlbach den Schweiger.«

»Ja, den Schweiger aus Hochmut, ich weiß es. Aber es ist kein Hochmut, sondern nur die Erkenntnis, dass man schweigend besser mit den Menschen zurechtkommt, als redend. Es ist viel zu viel geredet worden unter den Menschen, immer schon. Auch manches Glück ist schon zerredet worden. – Aber du isst ja gar nichts, Christl.«

»Danke, ich bin satt. Aber es hat ausgezeichnet geschmeckt, Tobias.«

Mit einem Schlag war die Nacht nun vollends da, und ein Gitterwerk von Sternen spannte sich über den nachtdunklen Himmel. Die Luft war warm. Ein zärtlicher Wind strich den Hang herab. Bald nah, bald fern klang das Bimmeln der Kälberglocken. Tobias hatte wieder ein paar Holzklötzchen in das Feuer geworfen. Manchmal flackerte es hell auf.

In diesem Augenblick hörte man Schritte vom Berg herunterkommen. Immer, wenn ein genagelter Schuh über einen Stein glitt, gab es ein klirrendes Geräusch. Wenig später traten die beiden Studenten in den schmalen Lichtkreis des Feuers.

»Na, endlich«, sagte Tobias. »Ich dachte schon, ihr wäret auf der anderen Seite hinunter.«

»Wir haben doch unsere Rucksäcke bei dir«, antwortete der Größere. »Aber es war –«, plötzlich verstummte er und sah auf das Mädchen nieder. »Du hast Besuch bekommen?«

»Setzt euch, es ist noch Fleisch da«, erwiderte Tobias, ohne auf die Frage einzugehen.

»Rauschenberg«, stellte der Kleinere sich vor und machte eine tadellose Verbeugung. Der andere murmelte einen Namen, den Christine nicht recht verstand. Sie setzten sich ans Feuer, und Tobias hielt die restlichen Fleischstücke nochmals ein wenig über die Glut. Der Große blieb schweigsam. Manchmal ging sein Blick kurz und forschend über Christines Gesicht hin. Dafür redete der andere umso mehr. Er sagte, dass er Egon heiße, Egon Rauschenberg aus München. Dass er seinen Freund hier besuche, und dass es unvergesslich schön gewesen sei, mit ihm auf den Hornsteingipfel zu steigen. Und wie wunderbar nun dieser Abschluss des Tages wäre. Sie kämen zurück, und da säße nun ein wunderschönes Mädchen.

Christine lachte hellauf. Aber dann wandte sie sich an den Großen. »Verzeihung, ich habe vorhin Ihren Namen nicht ganz verstanden.«

»Thomas Lafret«, antwortete der und griff nach einem Stück Fleisch, das ihm Tobias herüberreichte.

»Thomas von Lafret«, sagte Tobias trocken.

»Quatsch«, sagte der Mann unwirsch. Es war ihm sichtlich peinlich.

Christine betrachtete ihn jetzt genau. Er hatte ein dunkel gebräuntes, schmales Gesicht. Seine Augen waren tiefschwarz, sein Mund von einer wundersamen Weichheit.

»Seid ihr über die Silberscharte hinauf?«, fragte Tobias.

»Zur Hälfte, dann sind wir in den Burteskamin eingestiegen«, antwortete Thomas. »Ich bin die Route im Vorjahr schon einmal gegangen.«

»Es war herrlich«, schwärmte Egon Rauschenberg wieder, und an Christine gewandt sagte er: »Da hätten Sie dabei sein müssen.« Er sah sie dabei so verträumt an, dass Christine mit Gewalt ein Lächeln unterdrücken musste.

Thomas von Lafret riss ein Grasbüschel aus und wischte sich die Hände damit ab. »Du mutest einem Mädchen zu, was du selbst nur mit deiner letzten Kraft bezwungen hast«, sagte er nicht ohne Spott. Dann zog er eine kurze Pfeife aus der Hosentasche und entzündete sie. Über das aufglimmende Zündholz hinweg trafen sich seine Augen mit denen Christines.

Sein Blick hakte sich an dem ihren fest. Christine wollte wegschauen und konnte es nicht. Er stieß den Rauch aus, nahm die Pfeife aus dem Mund und lächelte zum ersten Mal. »Und wie darf man dich nennen?«, fragte er.

»Ich heiße Christl«, sagte sie leise.

»Ich bin die Christl von der Post«, trällerte Egon Rauschenberg in glückseliger Stimmung.

»Stimmt zufällig sogar«, antwortete Tobias. »Die Posthalter-Christl von Erlbach.« Dann stand er auf und griff nach seinem Bergstecken. »Ich glaub, es ist Zeit, schlafen zu gehen.«

Die Studenten sollten im Heu schlafen, Tobias wollte sich auf die Bank legen, und für Christine war ja in dem Kammerl, das so klein war, dass außer für Bett und Stuhl nicht mehr recht viel Platz war, eine Schlafstelle gerichtet.

Egon Rauschenberg gab Christine die Hand und versicherte, dass es ihn ungemein freue, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Dann stieg er die Leiter hinauf zum Heuboden, hielt aber nochmals inne, weil die Uhr nach dem zehnten Stundenschlag mit ihrem Lied einsetzte:

»Sei zufrieden, sei zufrieden,

lass den Tag zu Ende gehn,

denn auf Erden hier hienieden

ist es nur zufrieden schön.«

Thomas trat auf Christine zu, legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie meinte, unter dieser Berührung erstarren zu müssen. Irgendetwas berührte ihr Herz. Es war schwer und doch so unendlich schön.

»Schlaf recht gut, Christl«, sagte er. Dann wandte er sich ab und stieg die Leiter hinauf.

3

Um diese Zeit schritt Charlotte Gruber wie allabendlich durch das geräumige Gastzimmer. Die Einheimischen begrüßte sie zuerst. Sie saßen an dem runden Tisch neben dem Ofen. Dann kamen die anderen Gäste dran. Es war unnachahmlich, wie sie das machte. Niemand konnte den Kopf so schön neigen wie sie. Und wenn das Lächeln, das sie dabei zeigte, im Laufe der vielen Jahre auch Maske geworden war, es war doch immerhin ein Lächeln, das jeden irgendwie berührte oder auch beglückte. Der Gemeindesekretär Hanfstingl zum Beispiel bezog das Lächeln ausschließlich auf seine Person. Er war Junggeselle und verehrte die schöne Posthalterin seit Jahren. In seinem Tagebuch standen darüber viele Sätze. Dabei hatte Charlotte ihm nie Veranlassung gegeben, sich irgendetwas einbilden zu können. Mochte man ihr Hochmut, Geiz und Stolz nachsagen, niemand hätte ihr vorwerfen können, dass sie ihre Augen einem anderen Mann zugeworfen hätte als ihrem Sebastian.

Nach dem Rundgang setzte Charlotte sich wieder neben ihren Mann an den runden Tisch. Sie kannte die Gesichter ringsum seit Jahren. An dem Gespräch der Gäste beteiligte sie sich nie. Aber sie gab genau Acht darauf und hatte daraus schon so manchen Nutzen gezogen.

»Resi, meinen Kaffee!«, rief sie der Bedienung zu. Sie trank ihn jeden Abend vor dem Schlafengehen, tauchte ein Kipferl hinein und biss in kleinen Stücken davon ab.

Als sie ihren Kaffee getrunken hatte, stand sie auf, wünschte allen eine gute Nacht und schritt hinaus. Ihr Weg führte wie jeden Abend noch über den Hof zu den anderen Gebäuden, wo sie nachsah, ob sie abgeschlossen waren. Als sie heute davon zurückkam, stand der Sägewerksbesitzer Mühlbacher im halbdunklen Flur. Vorhin war er noch in der Gaststube gesessen. Sein Heimweg hätte ihn vorne bei der Tür hinausgeführt. ›Also will er etwas von mir‹, schoss es Charlotte sofort in den Kopf. Und sie täuschte sich auch nicht. Der grobe, ungeschlachte Mensch stand ein wenig hilflos da und sah ihr aus rot geränderten Augen entgegen. »Ich habe mit dir zu reden, Posthalterin«, sagte er schließlich.

Charlotte zog die Augenbrauen hoch. »Muss das unbedingt um zehn Uhr nachts sein? Hat das denn nicht bis morgen Zeit?«

Der Mühlbacher ließ den Kopf sinken. Sein ganzer Mut, den er sich mit vier Schoppen Wein angetrunken hatte, war wieder beim Teufel. »Na ja, dann komm ich halt morgen gleich in aller Frühe. Wann kann ich dich frühestens sprechen?«

Da begriff Charlotte, dass der andere in höchster Not sein musste. »Komm«, sagte sie und schritt ihm voran bis zur letzten Tür, zu der sie den Schlüssel bei sich trug.

Es war eine Art Büro, auf den ersten Blick von etwas verblichenem Glanz. Als aber dann das Licht aufleuchtete, sah man, dass herrliche Mahagonimöbel mit wunderbar geschnitzten Ornamenten darin standen. Charlotte hatte sie mit in die Ehe gebracht und fühlte sich am wohlsten in diesem Raum.

Sie nahm am Schreibtisch Platz und deutete mit der Hand auf den Stuhl gegenüber.

»Nimm Platz, Mühlbacher.«

Er saß nun so, dass ihm das Licht ins Gesicht fiel. Zunächst drehte er seinen Hut eine Weile zwischen den Händen. Dann hob er ruckartig den Kopf.

»Du musst mir helfen, Posthalterin.«

»Ich bin nicht die Posthalterin, Mühlbacher. Du solltest schon wissen, wie man mich nennt.«

»Na dann, Gruberin –, du musst mir helfen.«

Charlotte runzelte die Brauen. Dieser Ton war ihr bis in die Seele hinein zuwider. Zu bitten hatte man, wenn man etwas wollte, nicht zu befehlen. Das sollte der Mann nur ruhig wissen, der einmal mit seinem Geld so großspurig umeinander geworfen hatte und jetzt am Rande des Abgrundes stand. »Müssen tu ich gar nichts, Mühlbacher.«

»Ja, aber wer soll mir denn sonst noch helfen? Ich bitte dich, Gruberin. Morgen ist ein Wechsel fällig, und ich weiß mir keinen anderen Weg mehr.«

Charlotte spielte mit einem Bleistift. »Wie viel brauchst du?«

»Wenn du mir – wenn du mir – sagen wir, auf ein halbes Jahr zehntausend Mark leihen könntest ...«

»Leihen?« Charlotte warf den Bleistift zurück, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. »Du bist verrückt, Mühlbacher, oder du hältst mich dafür.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ohne Sicherheit denke ich gar nicht daran. Glaubst du denn wirklich, dass du es in einem halben Jahr zurückzahlen könntest?«

»Ja, ja, ja«, stammelte der Mühlbacher und geriet in Eifer. »Die beiden neuen Sägegatter müssen sich bald rentieren.«

»Müssten sich, ja, wenn du was zu schneiden hättest. Aber du hast nichts zu schneiden. Dein Holzplatz liegt leer, und morgen kommt der Kuckuck auf deine Maschinen, wenn du den Wechsel nicht einlösen kannst. Entschuldige, die Wahrheit ist hart, aber mit Lügen ist dir nicht geholfen.«

Die Schultern des Mannes sanken nach vorne.

»Oder meinst du«, fuhr Charlotte unbarmherzig fort, »meinst du, dass du zu mir gekommen wärst, wenn nicht alle anderen Möglichkeiten schon erschöpft wären? Die Bank gibt dir nichts mehr. Der Toblacher schreit es ganz offen in der Gaststube herum, dass er seit einem Jahr auf seine Zinsen wartet.« Charlotte erhob sich und zog die Vorhänge am Fenster fester zu. Dann ging sie, die Arme über der Brust verschränkt, auf und ab. »Wenn du mir nur Leid tätest, Mühlbacher. Aber du kannst einem ja nicht einmal Leid tun, denn du hast zum größten Teil alles selber verschuldet.«

»Fürs Unglück kann man nichts«, versuchte der Sägewerkbesitzer sich zu verteidigen.

»Fürs Unglück nicht. Aber die letzte Maul- und Klauenseuche hat so ziemlich alle gleich hart getroffen. Da warst du nicht allein. Die andern haben sich nur wieder hochgerissen.«

»Das allein war es auch nicht«, meinte der Mühlbacher. »Bei mir war noch ganz was anderes, wovon niemand eine Ahnung hat.«

»Meinst du?«, fragte Charlotte und blieb vor ihm stehen. »Ich will dir was sagen, Mühlbacher. Es geht mich zwar nichts an, aber wenn du meinst, dass ich nicht hinter die Dinge sehe, dann täuschst du dich. Ich gebe nicht einmal dir allein die Schuld, ja, ich verstehe sogar, dass du so manchen Ärger und Verdruss in den letzten Jahren hast hinuntertrinken müssen. Aber wer einmal zu trinken anfängt, rafft sich nur mehr schwer auf zu einer entschlossenen Tat, zumal wenn er im eigenen Hause kein Verständnis und keine Hilfe findet.«

»Du meinst –?«

»Ich meine deine Frau und deine drei Töchter«, sprach Charlotte weiter. »Die haben dich ruiniert. Sie haben das Geld mit vollen Händen hinausgeworfen. Dreißigtausend hast du deiner Ältesten vor drei Jahren mitgegeben, als sie geheiratet hat. Dreitausend wären höchstens tragbar gewesen. Du musst fremde Leute bezahlen, während deine Töchter spazieren gehen. Die Wahrheit ist bitter, aber sie muss dir einmal gesagt werden.«

Eine ganze Weile blieb es jetzt still. Der Mühlbacher saß schwer atmend da und meinte dann resigniert: »Na ja, ich hätte mir’s ja denken können, dass ich von dir eine Moralpredigt bekommen würde, anstatt Geld. Kurz und bündig, du hilfst mir also nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich gehe nur auf keine Unsicherheit ein. Du musst mir etwas dafür geben.«

»Was denn? Die neuen Sägegatter vielleicht?«

»Mit denen wäre mir nicht geholfen.«

»Sonst habe ich nichts.«

»Doch. Gib mir die Kreuzwiese und das Schinderhölzl. Das mag vielleicht nicht ganz Zehntausend wert sein –«

»Das Schinderhölzl? Das sind 4000 Quadratmeter Wald!«

»Jungwald«, verbesserte ihn Charlotte, »erst in sechzig oder siebzig Jahren schlagbar. Ich glaube, Mühlbacher, mein Angebot ist nicht so schlecht, wie es dir zunächst zu sein scheint. Aber ich will dich nicht drängen. Überlege es dir bis morgen.«

»Morgen ist es zu spät. Morgen ist der Wechsel bereits fällig.«

»Lass ihn verlängern.«

»Geht nicht mehr. Das ist bereits zweimal geschehen.«

»Ja, dann kann ich dir auch nicht helfen, Mühlbacher. Die Kreuzwiese mit dem Schinderhölzl, dann kannst du die zehntausend Mark haben.«

Der Mühlbacher fuhr sich mit dem Taschentuch über die schweißtriefende Stirn. »Das ist hart, wenn einem das Wasser bis zum Hals steht wie mir. Also dann, in Gottes Namen, sollst es haben. Aber du musst mir das Geld gleich geben, bis morgen könntest du es dir wieder anders überlegen.«

»Ich nicht. Ich weiß, was ich will. Nur habe auch ich eine Bedingung zu stellen. Gleich morgen fahren wir zum Notar und lassen alles verbriefen. Vorher aber musst du mir einen Schuldschein unterschreiben.«

Der Mühlbacher wurde rot bis in die Stirn hinein. So wenig traute man ihm mehr. Und früher war er doch ein ehrenwerter Mensch gewesen, der überall Kredit und Ansehen gehabt hatte. Aber durfte er es der Posthalterin verübeln, wenn sie Sicherheit haben wollte? »Gut, ich bin einverstanden«, würgte er heraus. Was er sonst noch dachte, blieb wirklich besser unausgesprochen. Er nannte sie insgeheim Betschwester und Blutsaugerin. Aber weder das eine noch das andere war richtig, weil Charlottes Leben wirklich auf einer echten und tiefen Frömmigkeit aufgebaut war und weil die Kreuzwiese einschließlich des kleinen Jungwaldes wirklich nicht mehr wert war, als sie ihm dafür geboten hatte. Bei Licht betrachtet, waren die beiden Grundstücke eigentlich sogar gut bezahlt.

Charlotte sperrte eine Truhe auf und entnahm ihr eine schwere eiserne Kassette. Mit dem Rücken zu ihm gewandt, zählte sie Scheine ab. Man hörte das Knistern in ihren Händen. Ganz unbeweglich saß der Mühlbacher und fasste jetzt den festen Vorsatz, sein Leben wieder ganz neu aufzubauen und daheim mit einem eisernen Besen Ordnung zu machen. Zur Höhe wollte er wieder hinauf. So selbstsicher und überlegen wollte er wieder werden, wie er einmal war, bevor der Teufel Alkohol und das lockere Leben ihn in die Krallen bekamen. Er schaute auf die gemusterten Vorhänge hin und wunderte sich, dass es dahinter so sonderbar hell war. Wollte es denn schon Tag werden? War die Zeit mit ihm fortgelaufen? Er dachte, dass es doch noch nicht einmal Mitternacht sein konnte.

Charlotte kam nun mit den Scheinen zum Schreibtisch her und zählte sie ihm hin. Die Summe stimmte genau, und der Mühlbacher steckte sie in seine Brieftasche. Plötzlich hob er lauschend den Kopf. Was waren denn das für sonderbare Geräusche da draußen?

Charlotte stellte den Schuldschein aus, der Mühlbacher sollte nur noch unterschreiben. In diesem Augenblick zerriss das Feuerhorn die nächtliche Stille, und vom Kirchturm begann die Feuerglocke zu läuten.

Mit einem Sprung war der Mühlbacher beim Fenster und riss es auf. Dann stieß er einen Schrei aus und taumelte hinaus. Es war sein eigener Hof, der lichterloh in Flammen stand.

Der Schuldschein in Charlottes Händen war noch nicht trocken. Er war aber auch noch nicht unterschrieben. Im ersten Augenblick wurde sie sich dessen gar nicht bewusst. Zu sehr war auch ihr der Schreck des Feueralarms in die Glieder gefahren. Nun stand sie am Fenster und sah die Funken da drüben kirchturmhoch emporwirbeln. Die Feuerwehr rasselte über das Kopfsteinpflaster, ganz Erlbach war mit einem Schlag lebendig.

Vorerst brannten nur der Stadel und der Stall. Weitere Feuerwehren kamen herbei. Es war zu hoffen, dass das Feuer auf die beiden Wirtschaftsgebäude beschränkt bliebe und sich nicht noch auf das Wohnhaus ausbreitete.

Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass sie auf dem Unglückshof nichts helfen konnte, stieg Charlotte ein wenig unruhig in das Schlafzimmer hinauf. Nein, es war doch nichts versäumt. Der Mühlbacher war im Grunde ein Ehrenmann und würde den Schuldschein eben morgen unterschreiben. Und das mit der Kreuzwiese und dem kleinen Wald, das ging ja in Ordnung.

Es wäre vielleicht in Ordnung gegangen, wenn der Mühlbacher in dieser Nacht nicht noch tödlich verunglückt wäre. Bei der Rettung der letzten drei Stück Vieh waren plötzlich brennende Balken von der Tenne durchgebrochen und hatten ihn unter sich begraben. Bis man ihn herauszog, war es bereits zu spät.

Dies hätte Charlotte um zwei Uhr früh noch erfahren können, als ihr Mann, der bei den Lösch- und Rettungsarbeiten geholfen hatte, von der Brandstätte heimkam. Aber sie schlief schon so tief, dass er sie nicht mehr wecken wollte, denn er wusste, wie schwer sie wieder einschlief.

Charlotte erfuhr das alles erst am nächsten Morgen, als sie nach der Frühmesse an der Kirchentür den Zettel angeschlagen sah, der über das Ableben des Sägewerkbesitzers informierte. Ein heißer Schrecken durchfuhr sie. Aber sie ließ sich nichts anmerken und zuckte nur leicht zusammen, als jemand neben ihr sagte: »Der hat es hinter sich. In einem Monat wäre er sowieso versteigert worden. Jetzt hat er es überstanden.«

Eine scharfe, nachdenkliche Falte stand plötzlich auf ihrer Stirn. Doch aufrecht wie immer ging sie über den Marktplatz und bückte sich nur nieder, wenn sie ein Holzstück liegen sah. Niemand lachte mehr über diese Gewohnheit. Aber der Kaufmann Eitermoser hatte einmal ausgerechnet, dass die Posthalterin in den zwanzig Jahren ihres Hierseins auf diese Weise mindestens einen Klafter Kleinholz heimgetragen haben müsse. Ja, von diesen Leuten konnte man das Sparen lernen, hieß es allgemein. Diese Sparsamkeit aber wurde Charlotte als Geiz ausgelegt.

Zu Hause nahm sie den schönen Bänderhut ab, legte ihn auf ein Tischchen und sah eine Weile besinnlich vor sich hin. Ihr Mann saß bereits am gedeckten Frühstückstisch. Endlich drehte sie sich um. »Sebastian, ich glaube, ich habe gestern eine Dummheit gemacht.«

Es rührte ihn nicht, denn seine Frau machte grundsätzlich keine Dummheiten. Immer, wenn sie etwas meinte, hatte es sich hinterher als recht gescheit erwiesen. »Wann machst du schon einmal eine Dummheit?«, fragte er gutmütig.

»Ich habe heute Nacht dem Mühlbacher zehntausend Mark gegeben für die Kreuzwiese mit dem Schinderhölzl.«

»Na also, was soll denn das für eine Dummheit sein? Das Grundstück hast du schon lange haben wollen. Jetzt hast du es.«

»Du weißt doch, dass er tot ist.«

»Ja, ich hätte es dir schon heute Nacht sagen können, aber ich habe dich nicht mehr aufwecken wollen.«

»Das war gut. Trotzdem – der Schuldschein ist noch nicht unterschrieben.«

Nun kam Sebastian Gruber doch ein wenig aus der Ruhe und legte die Buttersemmel weg. »Ja aber – Charlotte, das verstehe ich nicht.«

»Das Feuer brach aus, und der Mühlbacher rannte davon.«

Sebastian rieb sich das Kinn. »Saudumme Sache.Aber du wirst es schon wieder hinbiegen. Muss halt die Mühlbacherin unterschreiben, oder du holst dir das Geld wieder. Mach dir keine Sorgen jetzt, und lass dir den Kaffee gut schmecken. Heute fangen wir mit der Kornmahd an. Ich glaube, dass es eine gute Ernte gibt.«

Damit war für ihn die Angelegenheit erledigt, und Charlotte sah ihn nach einer Weile vom Fenster aus über den Hof aufs Feld gehen.

Sie zog sich um, rügte das Zimmermädchen, das auf dem Gang beim Treppenaufwischen so viel Lärm machte, obwohl die meisten Sommerfrischler doch noch schliefen. Dann sah sie in der Küche nach dem Rechten, begutachtete die Kalbsschnitzel, die es mittags geben sollte, und machte sich endlich auf den Weg zur Sägemühle.

Charlotte sah, dass dort Stall und Stadel bis auf die Grundmauern niedergebrannt waren. Brandgeruch erfüllte die Luft, im Hof lagen noch einige tote Kühe, die nicht mehr gerettet werden konnten. Sie waren mit alten Laken und Decken zugedeckt worden und sollten demnächst abgeholt werden.

Im Hausflur stieß Charlotte auf einige Herren von der Brandfahndung. Sie wollten der Mühlbacherin einreden, dass weder Kurzschluss noch Selbstentzündung durch Heu als Ursache in Frage kommen könne. Der Brand müsse also gelegt worden sein. Es sei erwiesen, dass der bedauerlicherweise tödlich verunglückte Besitzer Emanuel Mühlbacher sehr verschuldet gewesen sei, und es liege nun die Frage nahe, ob er die Gebäude nicht selber angezündet habe, um in den Besitz der Versicherungssumme zu kommen.

Da mischte Charlotte sich ins Gespräch: »Das glaube ich nicht. Als das Feuer ausbrach, war der Sägmüller bei mir im Büro.«

»So? Wann? Um welche Zeit?«, fragte einer der Herren ungläubig.

»Um zehn Uhr war er bei mir. Vorher war er seit acht Uhr in der Gaststube gesessen.« Charlotte trat einen Schritt auf die Sägmüllerin zu. »Du musst doch wissen, dass ich ihm zehntausend Mark gegeben habe.«

»Das ist interessant«, sagte der Fahnder und notierte es.

Die Sägmüllerin aber tat unwissend. »Davon weiß ich nichts.«

»Er hat eine grüne Trachtenjoppe angehabt. In die Innentaschen steckte er die Brieftasche mit dem Geld.«

»Das kann schon sein. Aber ich weiß nichts von dem Geld. Ich habe auch keine Joppe gesehen. Wahrscheinlich ist sie verbrannt.«

Nun erst wechselte Charlotte die Farbe. Der Schuldschein ohne Unterschrift fiel ihr ein. Einen Augenblick wurde ihr leicht schwindlig. Dann hatte sie sich gefasst. Sie sah der Nachbarin fest in die Augen. Lange hielt die Sägmüllerin dem Blick stand, dann wich sie ihm aus. Ihre Fäuste verkrampften sich, und plötzlich schrie sie unbeherrscht heraus:»Was soll denn das überhaupt alles! Die einen haben einen Verdacht auf Brandstiftung, und du, du willst ihm Geld gegeben haben! Das könnte ja jeder sagen!«

»Ja, das könnte jeder«, antwortete Charlotte.»Aber wenn ich es sage, dann ist es die Wahrheit. Ich habe ihm die Kreuzwiese mit dem Schinderhölzl abgekauft. Und dass ich sie bekomme, darauf kannst du dich verlassen.«

»Das ist eine Sache, die uns nichts angeht«, meinte einer der Herren. »Sie werden dem Verstorbenen das Geld doch nicht ohne Quittung gegeben haben.«

Darauf konnte Charlotte nun keine Antwort geben. Langsam drehte sie sich um und ging hinaus.

Ihr Weg führte ins Leichenhaus. In einem schwarzen Anzug lag er aufgebahrt, der Sägmüller Emanuel Mühlbacher. Seine Stirn war mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Wahrscheinlich hatte ihn dort der Balken getroffen. Sonst aber sah sein Gesicht friedlich aus. Er schien zu lächeln. War es Schmerz oder versteckter Spott darüber, dass er nun allem ein Schnippchen geschlagen hatte, seinem verpfuschten Leben und der Posthalterin Charlotte Gruber? Der Tod hatte ihn fortgerufen und die Unterschrift unter den Schuldschein nicht mehr leisten lassen.

Charlotte drehte sich um und ging hinaus. Im Vogelbeerbaum hinter dem Grabmal der Posthalter- Familie pfiff eine Amsel. Die Posthalterin ging hin und spritzte Weihwasser auf den Grabhügel ihrer verstorbenen Schwiegereltern. Dann sah sie zum blauen Himmel hinauf. Eine kleine weiße Wolke zog dort oben dahin wie ein einsamer Segler auf einem See.

Aufrecht ging sie über den Marktplatz zurück.Nur zweimal bückte sie sich nach einer leeren Zigarettenschachtel und nach einem Stückchen Holz.

4

Der Morgen leuchtete in allen Farben, als Christine aus der Hütte trat. Die Sonne war schon ziemlich hoch heraufgekommen, und das Mädel stellte fest, dass es recht lange geschlafen hatte. Am Vorabend hatte sie lange wach gelegen, an Thomas von Lafret gedacht und endlich sein Lächeln mit in den Schlaf hinübergenommen.

So stand sie nun unter der Tür und hob die Hand über die Augen. Hoch droben am Grat sah sie den Tobias ganz langsam dahinwandern.

Der Hang war von Sonne überflutet, und weiter drüben, dort, wo die Quelle talwärts schoss, blitzte es manchmal silberhell auf.

Das Wasser im Brunnentrog plätscherte. Und plötzlich hörte Christine hinter sich ein Geräusch. Hastig drehte sie sich um, und ihr Herz tat ein paar heftige Schläge. Thomas von Lafret stieg soeben die Leiter herunter. In seinen Augen leuchtete es kurz auf, als er sie sah. Einen Augenblick schien es, als wolle er noch mal umkehren, denn er hatte außer der kurzen Lederhose nichts am Leibe. Nur ein Handtuch hatte er um den Hals geschlungen. Doch dann lachte er, ging auf sie zu und gab ihr die Hand.»Entschuldige meinen Aufzug, Mädel. Aber wenn es dich geniert, dann schau einfach weg. Gut geschlafen?«

»Ja, danke«, flüsterte Christine. Sie war wie benommen.

Thomas ging zum Brunnen und streckte seinen Körper unter den eiskalten Wasserstrahl. Christine konnte keinen Blick von ihm lassen. Wie gut er aussah! Da durchfuhr es sie wie ein Schreck: Er sah aus wie jener Fährmann, der in ihrem Traum im Boot gewesen war und die Ruder ergriffen hatte.

Thomas trocknete sich den Oberkörper und die nassen Haare. »Schon gefrühstückt, Mädel?«

»Ich bin selber erst aufgestanden.«

»Herrlich, dann machen wir es zusammen.« Er trat auf sie zu, ganz nahe.

Christine schlug die Augen nieder vor seinem nachtdunklen Blick. »Darf ich sagen, was mir geträumt hat?«, flüsterte er nahe ihrem Ohr.

»Ja, bitte«, verlangte sie in brennender Neugier und gab sich doch alle Mühe, sich zu beherrschen.

Er hob ihr ganz sacht das Kinn empor. »Ich habe deinen Mund geküsst. Es war wunderschön.« Dann wandte er sich ab und fuhr leichthin fort: »Aber Träume sind Schäume.«

»Oder Gedanken des Herzens«, sagte sie schnell.

Mit einem Ruck wandte er sich um. »Donnerwetter, du bist klug. Von wem stammt denn diese Weisheit?«

»Aus Indien.«

»Sehr richtig. Aber von wem?«

Christine senkte den Kopf und wurde flammend rot.

»Kannst du natürlich nicht wissen, genau weiß ich es selber nicht. Ist auch nicht so wichtig. – Bist du nun so nett, Mädel, und bereitest dem zukünftigen Dr. med. Thomas von Lafret ein Frühstück?«

»Ja«, sagte sie hilflos. »Und wo bleibt Ihr Freund?«

»Er schläft noch wie ein Murmeltier. Die Wanderung gestern ging ihm zu stark in die Knochen.«

Erst als Christine wieder allein war, überkam sie auf einmal Trotz und Zorn. Sein Ton empörte sie plötzlich. Wie kam er dazu, sie so arrogant und abfällig zu behandeln? Und doch, und doch. Sie spürte, dass er eine zauberhafte Gewalt auf sie ausübte. Es war alles recht sonderbar. Nur diesen anmaßenden, forschen Ton brauchte sie sich nicht gefallen zu lassen. Am besten war es wohl, sie ließ ihn jetzt ein wenig auf das Frühstück warten. Er soll nur sehen, was er von seinem Benehmen hatte. – Im gleichen Augenblick aber sah sie sich um, womit sie das Frühstück bereiten konnte. Aber Tobias hatte schon für alles vorgesorgt! Das Holz war im offenen Herd eingerichtet. Es brauchte nur mehr angezündet zu werden. Die Streichhölzer lagen auch bereit und im kupfernen Kessel war Wasser. Milch stand in einer großen Schale, köstliche Schafmilch. Daneben fand sie Brot, Butter, Käse und in einer Tasse gemahlenen Kaffee. Christine zündete das Feuer an und deckte draußen vor der Hütte den kleinen Tisch.

Nach einer Weile kam Thomas fertig angekleidet, die kurze Pfeife mit Meerschaumspitze im Mundwinkel. Er trug jetzt zu der kurzen Lederhose ein weißes Leinenhemd und eine dunkelgraue Lodenjoppe, dazu graue Strümpfe und genagelte Schuhe. Er stieß den Rauch aus dem linken Mundwinkel. Dann schnupperte er in die Luft. »Donnerwetter, das riecht gut. Wie im Cafe Fürstenhof. Guter Bohnenkaffee. Was kostet das Pfund?«

Wieder stieg Zorn in ihr auf über seinen Ton. Und härter, als sie es beabsichtigte, sagte sie: »Ich bin kein studierter Mensch und nicht allwissend.«

Er nahm die Pfeife aus dem Mund und starrte sie verdutzt an. Dann spielte wieder das eigenartige Lächeln um seinen Mund. »Nein, bist du nicht. Aber dafür einer der schönsten Engel, die Gott auf die Erde geschickt hat, um einem gewissen Thomas etwas Freude zu machen.« Er ging an ihr vorbei ins Freie, atmete tief die frische Luft ein und setzte sich an den gedeckten Tisch.

Nach einer Weile kam Christine mit dem Kaffee und schenkte ein.

»Weißt du, Christl«, sagte Thomas und biss herzhaft in ein frisches Butterbrot, »ich komme mir vor wie beschenkt. Ahnungslos gehe ich gestern von zu Hause fort und treffe hier in der Einsamkeit ein bildhübsches Mädchen! Du brauchst gar nicht rot zu werden. Ich habe selten etwas so Schönes gesehen wie dich.«

Christine lauschte gierig seinen Worten, sie trank jedes in sich hinein wie ein köstliches Labsal. »Ist das wirklich wahr?«, fragte sie. Und von plötzlichen Zweifeln befallen: »Zu wie vielen haben Sie schon das Gleiche gesagt?«

Erstaunt schaute er sie an. »Verdammt noch mal, du hast Recht. Wie kommst du bloß darauf, du süßer Fratz?«

Christine richtete sich kerzengerade auf. Es war ihr auf einmal klar, dass dieser junge Mensch auf Abenteuer aus war. »Wie ich daraufkomme?«, fragte sie und hatte einen spröden Klang in der Stimme.»Hören Sie einmal gut zu: Erstens sollen Sie mich nicht duzen, und zweitens bin ich kein süßer Fratz, sondern die Posthalter-Christl von Erlbach.«

Ihm war, als hätte er einen Schlag ins Gesicht bekommen. »Ach, so ist das«, sagte er gedehnt nach einer Weile, indessen sich sein Gesicht ganz rot färbte. »Bitte, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen.«

»Sie haben mich nicht beleidigt, aber mir scheint, dass Sie mich für etwas halten, was ich nicht bin.«

»Ich halte Sie –« Er verstummte plötzlich, weil Egon unter der Tür erschien, ebenfalls nur mit einer Lederhose bekleidet.

»Schämst du dich nicht, in solchem Aufzug vor einer Dame zu erscheinen?«, fuhr Thomas ihn an. Sofort verschwand Egon wieder in der Hütte.

»Aber Sie sind doch selbst vorhin ...«, lachte Christine.

»Ich und Egon sind zweierlei«, antwortete er und zündete seine Pfeife wieder an. »So hat mir schon lange kein Frühstück mehr geschmeckt«, sagte er dann in satter Zufriedenheit.

»Wirklich?«, fragte Christine erfreut.

»Ja, das macht sicher diese Luft hier heroben«, dämpfte er ihre Freude und schaute angestrengt zu einem Geier hinauf, der fast regungslos in der Luft stand. Sein Gefieder glänzte in der Sonne wie Silber. Plötzlich schoss er mit einem scharfen Stoß herunter.

Thomas wandte den Kopf und beugte sich ein wenig vor. »Warum glauben Sie mir nicht?«

»Das habe ich nicht gesagt.«

»Nein, aber ich fühle das genau.«

»Mögen Sie doch bedenken, dass wir uns gestern um diese Zeit noch gar nicht kannten. Wie soll ich Ihnen da schon alles glauben können.«

»Ich bedauere, dass wir uns nicht schon länger kennen.«

›Ich auch‹, hätte sie beinahe gesagt, verschluckte es aber gerade noch rechtzeitig und schwieg.

»Wer weiß, ob wir uns überhaupt nochmals wiedersehen.«

Christine erschrak und schluckte ein paar Mal.

»Ihnen macht das ja weiter nichts aus«, sprach er weiter. »Aber wenn Sie die Wahrheit von mir hören wollen, ich werde, wenn ich wieder in der Stadt bin, sehr gerne an diese Stunde zurückdenken.«

»Und wann gehen Sie dorthin zurück?«

»Das hat noch Zeit bis zum ersten September. Aber ins Tal werden wir in einer Stunde schon aufbrechen. Hoffentlich dient das zu Ihrer Beruhigung.«

Christine stellte fest, dass ihr dieser Ton gar nicht gefiel. Sie dachte krampfhaft über eine richtige Antwort nach, aber da kam Egon wieder, diesmal halb angekleidet, und ging zum Brunnen. Hernach nahm er am Tisch Platz, und sie bewirtete auch ihn.

Eine Stunde später waren die beiden Studenten aufbruchbereit. Sie mussten wieder zurück, weil Egon Rauschenberg am ändern Tag bereits abreisen musste.

Er hatte in der letzten halben Stunde noch viel auf Christine eingeredet, und Thomas war mit finsterem Gesicht dabeigesessen. Es war offensichtlich, dass Egon Rauschenberg sich Hals über Kopf in Christine verliebt hatte, und Thomas empfand in seinem Herzen ein nagendes, bohrendes Gefühl. Er konnte es sich selber nicht recht erklären. Schließlich war er es, der ungestüm zum Gehen drängte. »Es war sehr schön bei Ihnen«, sagte er und gab Christine die Hand. »Herzlichen Dank für alle Mühe und – den Ärger, den Sie mit mir hatten.«

»Ich hatte doch keinen Ärger«, stammelte sie verwirrt und kämpfte gewaltsam mit den Tränen.

»Doch, doch. Nur immer ehrlich sein, Christl.« Er wandte sich ab und stieg den Hang hinauf. Am Kamm des Hochtales, bevor es auf der anderen Seite dann steil bergab ins Tal hinunter ging, blieb er stehen und schaute zurück. Wieder spürte er dieses brennende Gefühl in sich. War das vielleicht Eifersucht? Er steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen scharfen Pfiff hören. Nach einer Weile kam Egon schwitzend bei ihm an.

»Du konntest wohl gar kein Ende finden«, sagte Thomas giftig.

Egon ging auf diesen Ton nicht ein und schwärmte: »Sie ist das herrlichste Geschöpf, das ich je sah.«

»Ja, aber furchtbar empfindlich.«

»Finde ich nicht. Deinen Ton verträgt nur nicht jede.«

»Ach so, meinst du?«

Sie gingen ein Stückchen schweigend durch das Latschenfeld.

Plötzlich griff Thomas nach seiner Joppentasche.»Jetzt habe ich meine Pfeife oben liegen lassen!«

»Ich hole sie dir«, beeilte Egon sich zu sagen.

»Nein, ich hole sie mir schon selber. Warte hier.« Er warf seinen Rucksack zu Boden und rannte zurück. In Wahrheit hatte er die Pfeife gar nicht vergessen, sie lag wohl verwahrt in seiner Joppentasche.

Christine lehnte noch unter der Tür. Unerklärlicherweise war ihr dieser Abschied sehr schwer gefallen. Sie verstand selbst nicht ganz, wie sie ihren Gemütszustand deuten sollte. Wieso trauerte sie ihm denn nach, er hatte sie doch herablassend und kalt behandelt?

Plötzlich aber sah sie ihn auf die Hütte zukommen, und sie wusste später nie mehr, weshalb dieser Augenblick so beglückend für sie war.

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16