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“Die Presbyterianer” ist ein Roman von Sir Walter Scott, veröffentlicht 1816 und ein Meisterwerk des Genres der historischen Romantik. Die Geschichte spielt 1679 in Schottland, in einer Zeit politischer Unruhen, als die abweichenden Presbyterianer gegen den englischen König Charles II. aufbegehrten. Die Hauptfigur, Henry Morton, ist ein Gemäßigter, der sich gezwungen sieht, die Presbyterianer zu unterstützen, als er erfährt, dass einige seiner Verwandten zu den Dissidenten gehören… Dies ist der dritte von insgesamt drei illustrierten Bänden.
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Seitenzahl: 254
Walter Scott
DIE PRESBYTERIANER
Ein historischer Roman
in drei Bänden
BAND DREI
Neu übersetzt von Benno Tschischwitz (1828-1890)
Das englische Originalerschien 1816 unter dem TitelTales of My Landlord. Vol. II–IV: Old Mortality.
Mit Illustrationen von Josef Watter,in Holz geschnitten vonH. Kaeseberg und C. Herm. Schulze.
DIE PRESBYTERIANER wurde im englischen Original (Old Mortality)) zuerst veröffentlicht von William Blackwood, Edinburgh 1816.
Diese Ausgabe in drei Bänden wurde aufbereitet und herausgegeben von
© apebook Verlag, Essen (Germany)
www.apebook.de
1. Auflage 2023
V 1.0
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.
Band Drei
ISBN 978-3-96130-551-3
Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de
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Walter Scott
Die Presbyterianer
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Inhaltsverzeichnis
DIE PRESBYTERIANER. Band Drei
Impressum
BUCH DREI
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel VI
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Eine kleine Bitte
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Zu guter Letzt
BUCH DREI
Der Spaltungen und der Parteien Fluch Stört Euern Rat noch immer.
Das gerettete Venedig.
orton war vollauf beschäftigt, die Wut der Hadernden zu mildern, als er zwei Tage nach seiner Rückkehr nach Hamilton von seinem Freund und Collegen, dem ehrwürdigen Herrn Pfundtext, einen Besuch empfing, welcher, wie Morton sogleich erfuhr, vor dem Angesichte Balfours von Burley geflohen war, den wir nicht wenig erzürnt über den Anteil des Pfarrers an Lord Evandales Befreiung verließen. Als der ehrwürdige Geistliche sich von der eiligen und beschwerlichen Reise ein wenig erholt hatte, gab er Morton Bericht von dem, was seit dem denkwürdigen Morgen seiner Abreise in der Nähe von Tillietudlem vorgefallen war.
Mortons nächtlicher Zug war mit so viel Geschicklichkeit ausgeführt worden, und seine Leute hatten so pünktlich ihrer Aufgabe genügt, daß Burley von dem Vorgefallenen erst spät am Morgen Nachricht erhielt. Seine erste Frage war, ob Macbriar und Pauker angekommen seien, der Aufforderung zu Folge, welche er um Mitternacht an sie erlassen. Macbriar war gekommen, und Pauker, obgleich schwerfällig auf Reisen, konnte, wie man erfuhr, jeden Augenblick erwartet werden. Burley schickte hierauf einen Boten in Mortons Quartier und ließ diesen sogleich zur Ratsversammlung berufen. Der Bote kehrte mit der Nachricht zurück, daß jener das Dorf verlassen habe. Jetzt wurde Pfundtext entboten, der aber war der Meinung, daß mit zänkischen Leuten schlecht verkehren sei, und hatte sich in sein stilles Wohnhaus zurückbegeben, denn obwohl er den ganzen vorhergehenden Tag zu Pferde gewesen, hatte er doch einen nächtlichen Ritt der Erneuerung eines Streites mit Burley vorgezogen, dessen Wildheit ihn erschreckte, wenn ihn Mortons Festigkeit nicht unterstützte. Jetzt erkundigte sich Burley nach Lord Evandale, und schrecklich war seine Wut, als er erfuhr, er sei in der Nacht von einer Abteilung Milnwooder Schützen unter Heinrich Mortons unmittelbarem Befehle hinweggeführt worden.
»Der Elende!« rief er, gegen Macbriar sich wendend, »der gemeine, feigherzige Verräter! Um sich bei der Regierung wieder in Gunst zu setzen, hat er dem Gefangenen die Freiheit geschenkt, den ich mit meiner eigenen Hand gewonnen, und durch den die starke Veste, die uns schon so viel Mühe verursacht, gewiß in unsere Hände gekommen wäre.«
»Aber ist sie denn nicht in unsern Händen?« fragte Macbriar, nach den Zinnen des Schlosses blickend, »sind das nicht die Fahnen des Covenants, die auf den Mauern wehen?«
»Eine Kriegslist, ein bloßer Kniff!« schrie Burley, »ein Schimpf über unser Mißgeschick, um uns noch mehr zu kränken und unser Herz noch mehr zu beleidigen.«
Er ward durch die Ankunft eines Mannes aus Mortons Gefolge unterbrochen, der gesandt war, ihm die Räumung des Platzes und dessen Besetzung durch die Insurgenten zu berichten. Durch diese Nachricht ward Burley nur noch erregter.
»Ich habe gewacht,« sagte er, »ich habe gefochten, ich habe Pläne entworfen, ich habe mich angestrengt, den Platz zu gewinnen, ich habe es unterlassen, Unternehmungen zu leiten, die mehr Ansehen und Ehre einbrachten, ich habe ihre Ausgänge versperrt, ihnen die Quellen abgeschnitten und den Stab des Brodes zerbrochen an ihren Mauern, und als die Männer im Begriff waren, sich zu beugen unter mir, auf daß ihre Söhne Sklaven und ihre Töchter ein Spott würden für unser ganzes Lager, da kommt dieser unbärtige Knabe und nimmt es auf sich, seine Sichel an die Ernte zu legen und dem Verderber die Beute zu entreißen! Gewiß, der Arbeiter ist seines Lohnes wert, und der Ort sammt den Gefangenen sollte dem übergeben werden, der sie gewinnt.«
»Nun,« sagte Macbriar, überrascht von Burleys Heftigkeit, »erzürne Dich nicht über die Gottlosen. Der Himmel gebraucht seine eigenen Werkzeuge, und wer weiß, ob nicht dieser Jüngling – –«
»Still, still!« rief Burley. »Bewahre Deine eigene bessere Überzeugung. Du warst es, der mich zuerst vor diesem übertünchten Grabe warnte, vor diesem gleißenden Stück Kupfer, das ich für Gold hielt. Es steht schlimm selbst um die Auserwählten, wenn sie die Führung solcher gottseligen Hirten, wie Du bist, vernachlässigen. Aber unsere fleischlichen Begierden verführen uns, der Vater dieses undankbaren Knaben war mein alter Freund. Der muß so eifrig sein im Kampf, wie Du, Ephraim Macbriar, der die Ketten und Banden des Fleisches ganz von sich abschütteln will.«
Dieses Compliment berührte die schwache Seite des Predigers, und Burley glaubte daher, es werde nicht schwer sein, diesen Mann für seine Absichten zu gewinnen, besonders da sie beide in ihren hochgespannten Meinungen über das Kirchenregiment genau übereinstimmten.
»Gehn wir sogleich hinauf in die Burg!« sagte Burley. »Unter den Akten daselbst befindet sich etwas, das, so gebraucht, wie ich es brauchen kann, uns so viel wert sein soll wie ein tapferer Führer nebst hundert Reitern.«
»Aber wird dieses auch für die Kinder des Covenants passend sein?« fragte der Prediger. »Wir haben schon zu viele unter uns, die nach Gütern, nach Gold und Silber mehr schmachten, als nach dem Wort, durch solche kann unsere Befreiung nicht erwirkt werden.«
»Du irrst!« sagte Burley. »Wir bedürfen der Mittel, und diese weltlichen Menschen sollen unsere Werkzeuge sein. Auf jeden Fall soll dies moabitische Weib ihres Erbes beraubt werden, und weder der bösgesinnte Evandale noch der Erastinianer Morton soll jenes Schloß und Gut besitzen, obwohl sie beide die Tochter zur Ehe begehren.«
Mit diesen Worten schlug er den Weg nach Tillietudlem ein, wo er sich des Silberzeugs und anderer kostbarer Sachen zum Besten des Heeres bemächtigte, das Archiv nach gerichtlichen und andern Familiendokumenten durchstöberte und die Vorstellungen derer in den Wind schlug, die ihn daran erinnerten, daß die der Besatzung zugesicherten Bedingungen Achtung für das Privateigentum forderten.
Nachdem Burley und Macbriar sich in ihrem neuen Besitz festgesetzt, gesellten sich im Laufe des Tages Pauker und der Laird von Langcale zu ihnen, den dieser tätige Geistliche, nach Pfundtexts Ausdrücken, von dem reinen Lichte, in welchem er erzogen worden, abgelockt hatte. So verbunden, schickten sie an Pfundtext eine Einladung oder vielmehr eine Aufforderung, einer Ratsversammlung zu Tillietudlem beizuwohnen. Dieser erinnerte sich aber, daß das Tor des Schlosses ein eisernes Gitter und der Turm ein Burgverlies habe, und beschloß also, seine Person den erzürnten Collegen nicht anzuvertrauen. Demnach eilte oder floh er vielmehr nach Hamilton mit der Nachricht, daß Burley, Macbriar und Pauker nach Hamilton kommen würden, sobald sie genug Cameronianer zusammengebracht, um die übrige Armee einzuschüchtern.
»Ihr seht,« schloß Pfundtext mit einem tiefen Seufzer, »sie werden sodann die Majorität im Rate besitzen, denn Langcale, obgleich er bis jetzt immer für einen Mann der redlichen, vernünftigen Partei gegolten, ist weder Fisch noch Fleisch zu nennen. Wer die Macht besitzt, besitzt Langcale.«
Dies war das Ende eines langen Berichts, den der ehrliche Pfundtext gab, und er seufzte schwer auf, als er die Gefahr erwog, in welcher er selbst zwischen unvernünftigen Gegnern im Heere und dem gemeinsamen Feinde von außen schwebte.
Morton ermahnte ihn zur Geduld, Mäßigung und Ruhe, teilte ihm seine Hoffnung mit, durch Lord Evandale Frieden und Amnestie zu erlangen, und zeigte ihm eine sehr schöne Aussicht, daß er bald wieder zu seinem schweinsledernen Calvin, zu seinem Abendpfeifchen und seinem Kruge begeisternden Biers zurückkehren werde, wenn er stets die Maßregeln tatkräftig unterstützen wolle, die Morton, um überall Frieden zu stiften, entworfen. So geschützt und getröstet, beschloß Pfundtext, die Ankunft der Cameronianer zur Versammlung großherzig abzuwarten.
Burley und seine Gefährten hatten eine beträchtliche Menge dieser Sektierer zusammengezogen, die sich ungefähr auf hundert Reiter und fünfzehnhundert Mann Fußvolk beliefen, finster und streng von Ansehen, mürrisch und eigensinnig in ihrer Unterredung waren, und obendrein hochmütig und zuversichtlich, daß nur für sie allein der Weg zum Heile geöffnet sei, und daß alle andern Christen, so wenig auch deren Lehre von der ihrigen abweiche, doch nicht viel besser denn als Verworfene oder Ausgestoßene betrachtet werden müßten. Diese Männer kamen ins Presbyterianische Lager eher als verdächtige Bundesgenossen oder gar als Gegner wie als Freunde; keineswegs aber als Menschen, welche, derselben Sache geweiht, sich denselben Gefahren aussetzten wie ihre gemäßigteren Waffenbrüder. Burley machte seinen Gefährten keinen persönlichen Besuch, besprach sich auch nicht anders mit ihnen über die öffentlichen Angelegenheiten, als daß er ihnen eine trockene Einladung zuschickte, sich diesen Abend bei dem allgemeinen Kriegsrate einzufinden.
Als Morton und Pfundtext in die Ratsversammlung kamen, waren ihre Collegen bereits anwesend. Eine kühle Begrüßung fand statt, und es war leicht zu sehen, daß diejenigen, welche den Rat zusammenberufen, keine freundschaftlichen Unterredungen beabsichtigten. Die erste Frage stellte Macbriar, den sein Eifer bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund drängte. Er wünschte zu wissen, durch welche Autorität der Übelgesinnte, genannt Lord Evandale, von dem Todesurteil befreit worden, das gerechter Weise über ihn verhängt gewesen sei.
»Auf meine und Herrn Mortons Autorität hin!« rief Pfundtext, der seinem Gesinnungsgenossen eine gute Meinung von seinem Mute geben wollte, sich ferner auf den Beistand desselben verließ und überdies sich auch weit weniger fürchtete, einem Manne von seinem eigenen Stande gegenüber zu treten, der sich nur auf die Waffen der Theologie beschränkte, worin es Pfundtext mit jedem aufnahm, als sich mit dem finstern Mörder Burley einzulassen.
»Und wer, Bruder,« sagte Pauker, »hat Euch beauftragt, Euch in eine so höchst wichtige Sache zu mischen?«
»Der Inhalt unseres Auftrags,« antwortete Pfundtext, »gibt uns das Recht, zu binden und zu lösen. Wenn Lord Evandale durch die Stimme eines Einzigen gerechter Weise zum Tode verurteilt wurde, so wurde er auch gewiß rechtmäßiger Weise vom Tode befreit durch den Ausspruch von Zweien.«
»Geht, geht!« rief Burley, »wir kennen Eure Gründe. Ihr habt diesen Seidenwurm, dieses vergoldete Spielzeug, diesen betreßten Lappen von Lord fortgeschickt, um dem Tyrannen Friedensvorschläge überbringen zu lassen.«
»Allerdings,« sagte Morton, als er sah, daß sein Verbündeter vor Burleys wildem Blick zu wanken anfing, »allerdings, und warum nicht? – Sollen wir die Nation in einen endlosen Krieg stürzen, bloß um Ziele zu erstreben, die ebenso wahnsinnig und gottlos wie unerreichbar sind?«
»Hört Ihr?« rief Balfour, »er lästert Gott!«
»Das ist gelogen,« sagte Morton, »die nur lästern Gott, welche Wunder von ihm fordern und die Anwendung menschlicher Mittel verschmähen, mit denen die Vorsehung sie gesegnet hat. Ich wiederhole es – unser Hauptzweck ist die Wiederherstellung des Friedens auf redliche, ehrenvolle Bedingungen hin, welche unsere Religion und Freiheit sichern. Wir erklären, daß wir uns keineswegs in diesen Punkten tyrannisieren lassen wollen.«
Der Streit würde lauter als je entbrannt sein, wenn er nicht durch die Nachricht unterbrochen worden wäre, daß der Herzog von Monmouth seinen Marsch gegen Westen begonnen und bereits den halben Weg nach Edinburg zurückgelegt habe. Diese Nachricht beschwichtigte für den Augenblick allen Zwist, und es wurde beschlossen, daß der folgende Tag als ein allgemeiner Bußtag für die Sünden des Landes gefeiert werden solle, daß der ehrwürdige Herr Pfundtext Morgens und Pauker Abends predigen, daß keiner von beiden einen Gegenstand des Zwiespalts und Streites berühren, sondern jeder die Soldaten ermuntern solle, wie Brüder für eine Sache bis auf den Tod zu kämpfen. Nachdem dieser begütigende Vorschlag allgemein Billigung gefunden, wagte die gemäßigte Partei noch einen andern, in der Hoffnung, daß Langcale ihn unterstützen werde, der bei der eben empfangenen Nachricht sehr bleich geworden war und jetzt vermutlich zu gemäßigten Maßregeln bekehrt sein mochte. Man könne annehmen, sagten sie, daß, da der König diesmal den Befehl seines Heeres keinem ihrer eifrigen Verfolger, sondern im Gegenteil einem Manne übertragen habe, der mild gesinnt und ihrer Sache günstig sei, daß man bessere Absichten gegen sie hege als bisher. Sie behaupteten, daß es klug, ja sogar notwendig sei, durch eine Unterhandlung mit dem Herzog von Monmouth zu erfahren, ob er nicht mit einem geheimen Auftrage zu ihren Gunsten versehen sei. Dies aber könnte man nur in Erfahrung bringen, wenn man einen Abgesandten in das Lager desselben schickte.
»Und wer will dies unternehmen?« sagte Burley, einem Vorschlage ausweichend, der zu vernünftig war, um sich ihm offen zu widersetzen. »Wer wird in das Lager gehen, da Graham von Claverhouse geschworen hat, aus Rache für den Tod seines Neffen jeden hängen zu lassen, den wir ihm senden?«
»Das soll kein Hindernis sein,« sagte Morton, »ich will mit Vergnügen jede Gefahr auf mich nehmen, die dem Überbringer Eurer Botschaft bevorsteht.«
»Laßt ihn gehen!« flüsterte Balfour Macbriar zu; »es ist gut, wenn wir ihn aus unserer Versammlung los werden.«
Der Vorschlag fand daher auch bei denen keinen Widerstand, von welchen die meiste Opposition zu erwarten war, und man kam überein, daß Heinrich Morton sich in das Lager des Herzogs von Monmouth begeben sollte, um zu erfahren, unter welchen Bedingungen man die Insurgenten zu Unterhandlungen zulassen würde. Sobald sein Auftrag bekannt wurde, baten ihn mehrere von der gemäßigten Partei, einen Vergleich auf der Grundlage der dem Lord Evandale überreichten Bittschrift vorzuschlagen, denn die Annäherung der königlichen Armee verbreitete eine allgemeine Angst, trotz des hohen Tones, den die Cameronianer annahmen, die außer ihrem blinden Eifer nichts besaßen, um ihm Nachdruck zu geben.
Mit diesen Vorschriften und von seinem Diener Cuddie begleitet, machte sich Morton auf den Weg nach dem Lager der Königlichen, trotz all der Gefahren, die demjenigen drohen, der mitten in der Wut eines Bürgerkrieges den Vermittler spielt.
Morton war kaum einige Meilen geritten, als er bemerkte, daß er sich dem Vortrabe der Königlichen nähere, und wie er eine Höhe erreichte, sah er alle Wege in der Nachbarschaft mit Bewaffneten bedeckt, die in großer Ordnung gegen Bothwell-Moor zogen, einer offenen Gemeindewiese, wo sie übernachten wollten, nicht weit vom Clyde entfernt, an dessen entgegengesetztem Ufer das Insurgentenheer lagerte. Er überlieferte sich dem ersten vorgeschobenen Piket, auf das er stieß, und gab seinen Wunsch zu erkennen, den Herzog von Monmouth zu sprechen. Der Unteroffizier, der den Posten kommandierte, berichtete es seinem Vorgesetzten, dieser einem noch höheren Offizier, und beide ritten dann an den Ort, wo Morton hielt.
»Ihr verliert nur Eure Zeit, mein Freund, und wagt Euer Leben,« sagte der eine von ihnen zu Morton. »Der Herzog von Monmouth wird sich in keine Unterhandlungen mit Verrätern einlassen, die noch unter Waffen stehen, und eure Grausamkeiten waren so groß, daß sie jede Wiedervergeltung rechtfertigen.«
»Ich kann unmöglich denken,« sagte Morton, »daß der Herzog von Monmouth, selbst wenn er uns als Verbrecher betrachten sollte, eine so große Anzahl seiner Mituntertanen verdammen werde, ohne auch nur zu hören, was sie zu ihrer Verteidigung etwa zu sagen haben. Für mein Teil fürchte ich nichts. Ich bin mir bewußt, weder eine Grausamkeit veranlaßt noch gebilligt zu haben, und die Furcht, unschuldig für die Verbrechen anderer zu leiden, soll mich nicht abhalten, meinen Auftrag auszurichten.«
Die beiden Offiziere sahen einander an.
»Ich glaube gar,« sagte der jüngere, »dies ist der junge Mann, von dem Lord Evandale sprach.«
»Ist Mylord Evandale bei dem Heere?« fragte Morton.
»Nein!« antwortete der Offizier. »Wir ließen ihn in Edinburg zurück, er war noch zu schwach, um mit ins Feld zu rücken. – Euer Name ist vermutlich Heinrich Morton?«
»Ja wohl, mein Herr!«
»Wir wollen Euch nicht hindern, den Herzog zu sprechen, Herr Morton,« sagte der Offizier mit mehr Höflichkeit als zuvor, »aber seid versichert, es führt zu nichts. Denn wenn auch Seine Gnaden gewillt wäre, sich für Eure Leute günstig zu entscheiden, so sind doch andere ihm zur Seite, die schwerlich zustimmen werden, wenn er so handelt.«
»Es sollte mir leid tun, wenn dem so wäre,« sagte Morton, »aber meine Pflicht fordert, daß ich auf meinem Wunsch beharre.«
»Lumley,« sagte der höhere Offizier, »berichtet dem Herzog Herrn Mortons Ankunft und erinnert Seine Gnaden daran, daß es derselbe Herr sei, von dem Lord Evandale so vortheilhaft gesprochen.«
Der Offizier kehrte bald mit der Nachricht zurück, der Feldherr könne diesen Abend Herrn Morton nicht sehen, wolle ihn aber am folgenden Morgen vorlassen. Er wurde über Nacht in einer benachbarten Hütte bewacht aber höflich behandelt und mit jeder Bequemlichkeit versorgt. Am frühen Morgen kam der Offizier, den er zuerst gesehen, um ihn zur Audienz abzuholen.
Das Heer war aufgestellt in Kolonnen, die zum Marsch oder zum Angriff bereit waren. Der Herzog befand sich im Centrum, fast eine halbe Stunde von dem Orte, wo Morton die Nacht zugebracht hatte. Als dieser durch die Truppen hinritt, hatte er Gelegenheit, die Streitkräfte zu schätzen, die zur Unterdrückung des übereilten und schlecht organisierten Aufstandes versammelt waren. Es waren drei oder vier englische Regimenter, die Blüte von König Karls Armee, dann die schottischen Leibgarden, die vor Begierde brannten, ihre letzte Niederlage zu rächen; dazu waren noch andere schottische Regimenter und eine beträchtliche Cavalleriemasse zusammengezogen, die teils aus freiwilligen Edelleuten, teils aus Kronvasallen bestanden, welche die Lehnspflicht zum Kriegsdienst verpflichtete. Morton bemerkte auch mehrere starke Schaaren Hochländer, die aus den dem Tieflande zunächst gelegenen Gegenden ausgehoben waren. Diese waren den westlichen Whigs wegen ihrer Feindseligkeit besonders verhaßt und widerwärtig. Sie standen unter ihren Häuptlingen und bildeten einen Teil dieser furchtbaren Kriegsmacht. Ein vollständiger Artilleriepark begleitete das Heer, und das Ganze hatte ein so imposantes Ansehen, daß nur ein wahres Wunder die schlecht ausgerüstete, schlecht geordnete und uneinige Insurgentenschaar vor gänzlicher Vernichtung retten zu können schien. Der Offizier, welcher Morton begleitete, suchte in dessen Blicken die Empfindungen zu lesen, welche diese herrliche und furchtbare Truppenmacht in ihm erweckte. Aber treu der Sache, die er ergriffen, bestrebte er sich, seine Besorgnis zu unterdrücken, und betrachtete das kriegerische Gepränge um ihn wie etwas Selbstverständliches und durchaus Gleichgültiges.
»Ihr seht, welche Bewirtung man Euch bereitet,« sagte der Offizier.
»Hätte ich keinen Appetit dazu, so würde ich Euch in diesem Augenblicke nicht begleiten. Aber um beider Parteien willen würde ich eine friedlichere Bewirtung wünschen.«
Inzwischen näherten sie sich dem Oberbefehlshaber, welcher, von vielen Offizieren umgeben, auf einer Anhöhe hielt, die eine weite Aussicht gewährte, und von der man die Windungen des majestätischen Clyde und das ferne Insurgentenlager am jenseitigen Ufer erblicken konnte. Die Offiziere der königlichen Armee schienen das Terrain in der Absicht zu überschauen, sogleich einen Angriff anzuordnen. Als Hauptmann Lumley, der Offizier, welcher Morton begleitete, dessen Namen und Botschaft dem Herzog ins Ohr flüsterte, gab dieser seiner Umgebung, außer zwei höheren Offizieren, ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Sie sprachen einige Minuten leise mit einander, ehe Morton die Erlaubnis erhielt, näher zu treten, und so konnte er genau die Personen betrachten, mit denen er unterhandeln sollte. Es war unmöglich, den Herzog von Monmouth anzusehen, ohne von der Anmut und Schönheit seiner Gestalt eingenommen zu werden, so daß ein berühmter Dichter später von ihm sagte:
Was er auch tat, geschah gewandt und leicht, Denn zu gefallen war Natur bei ihm, Und Anmut lag in jeglicher Bewegung, Ein Paradies auf seinem Antlitz.
Dem aufmerksamen Beobachter jedoch entging es nicht, daß Monmouths männliche Schönheit manchmal minder einnehmend wurde durch einen Zug von Wankelmut und Unschlüssigkeit, der Zweifel und Unsicherheit selbst in solchen Momenten andeutete, wo kräftige Entscheidung am nötigsten war.
Neben ihm stand Claverhouse und ein anderer hoher Offizier, dessen Äußeres besonders auffallend war. Seine Kleidung war nach dem alten Schnitt aus Karls I. Zeit und bestand aus einem Koller von Gemsleder, seltsam aufgeschlitzt und mit altmodischen Spitzen und Tressen verziert. Seine Stiefeln und Sporen schienen ebenfalls jener fernen Periode anzugehören. Er trug einen Brustharnisch, über welchen ein grauer Bart von ehrwürdiger Länge herabfloß, den er zum Zeichen seiner Trauer um Karl I. trug, denn er hatte sich seit dem Tode dieses Fürsten auf dem Schaffot nicht rasieren lassen. Sein Haupt war unbedeckt und fast ganz kahl. Seine hohe gefurchte Stirn, seine grauen durchdringenden Augen und scharfen Züge bewiesen, daß sein Alter nicht durch Schwäche gebeugt und seine finstere Entschlossenheit durch Menschenliebe nicht gemildert ward.
Dieses sind, obwohl nur schwach gezeichnet, die äußeren Umrisse des berühmten Generals Thomas Dalzell, eines Mannes, der von den Whigs noch mehr gefürchtet und gehaßt war als Claverhouse selbst, und der aus Haß gegen sie, oder vielleicht aus angeborener Strenge, dieselben Gewalttätigkeiten ausübte, zu denen Claverhouse nur aus politischen Gründen seine Zuflucht nahm, als den besten Mitteln, die Presbyterianer einzuschüchtern und ihre Sekte zu vernichten.
Die Gegenwart dieser beiden Generale, von denen Morton den einen persönlich und den andern aus der Beschreibung kannte, schien ihm für das Schicksal seiner Botschaft entscheidend. Aber trotz seiner Jugend und Unerfahrenheit, und trotz des ungünstigen Empfanges, der seine Vorschläge zu erwarten schien, näherte er sich mutig, als man ihm das Zeichen dazu gab, fest entschlossen, daß die Sache seines Vaterlandes und derer, welche die Waffen ergriffen, nicht darunter leiden solle, daß man sie ihm vertraut hatte.
Monmouth empfing ihn mit der anmutigen Feinheit, die sich selbst in seinen geringsten Handlungen zeigte, Dalzell betrachtete ihn mit düsterm, ernstem und etwas ungeduldigem Stirnrunzeln, und Claverhouse schien mit einem spöttischen Lächeln und durch Kopfnicken ihn wie einen alten Bekannten zu begrüßen.
»Ihr kommt von diesen unglücklichen Leuten, die jetzt in Waffen stehen,« sagte der Herzog, »und Euer Name, glaub ich, ist Morton. Wollt Ihr uns gefälligst den Inhalt Eurer Botschaft mitteilen?«
»Mylord,« sagte Morton, »sie ist in der Vorstellung und Bittschrift enthalten, welche, wie ich vermute, Lord Evandale Eurer Gnaden übergeben hat.«
»Das hat er,« antwortete der Herzog, »und ich höre von Lord Evandale, daß sich Herr Morton in dieser unglücklichen Sache mit großer Mäßigung und Großmut benommen, wofür ich ihn bitte, meinen Dank anzunehmen.«
Morton bemerkte, daß Dalzell unwillig den Kopf schüttelte und Claverhouse etwas zuflüsterte, der mit einem Lächeln antwortete und kaum merklich die Augenbrauen emporzog.
Als der Herzog die Bittschrift aus der Tasche zog, kämpfte offenbar in ihm seine angeborene Milde und seine Überzeugung, daß die Bittsteller nur ihr Recht verlangten, mit dem Wunsche, des Königs Ansehen zu behaupten und sich den strengen Ansichten seiner Collegen anzubequemen, die ihm ebensowohl als Beobachter wie als Ratgeber beigegeben worden waren.
»In dieser Schrift, Herr Morton, stehen Vorschläge, über deren Angemessenheit ich vorläufig noch meine Meinung zurückhalten muß. Einige davon scheinen mir recht und billig, und obgleich ich darüber keine besonderen Instructionen von Sr. Majestät habe, so versichere ich Euch doch auf mein Ehrenwort, Herr Morton, daß ich mich für Eure Sache verwenden und meinen ganzen Einfluß bei Sr. Majestät gebrauchen werde, um Euch zufrieden zu stellen. Aber Ihr werdet einsehen, daß ich nur mit Bittenden, nicht mit Rebellen unterhandeln kann und als vorläufige Bedingung jedes Schrittes, der zu Euren Gunsten von meiner Seite geschieht, darauf bestehen muß, daß Eure Anhänger die Waffen niederlegen und auseinander gehen.«
»Dadurch, Herr Herzog,« erwiderte Morton unerschrocken, »würden wir uns selbst als das bekennen, wozu unsere Feinde uns stempeln wollen. Wir haben unsere Schwerter gezogen, um ein angeborenes Recht wieder zu erringen, das man uns entrissen. Eurer Gnaden Billigkeit und Einsicht haben schon im allgemeinen die Gerechtigkeit unserer Bitte zugestanden, einer Bitte, auf die man nimmer gehört haben würde, wäre sie nicht vom Schmettern der Trompete begleitet gewesen. Wir können und dürfen daher, selbst wenn Euer Gnaden uns Verzeihung zum voraus ankündigt, die Waffen nicht niederlegen, wenn wir nicht eine feste Aussicht auf Abhilfe der Beschwerden haben, über die wir uns beklagen.«
»Herr Morton,« erwiderte der Herzog, »Ihr seid jung, aber Ihr müßt genug von der Welt gesehen haben, um zu wissen, daß Gesuche, die an und für sich weder gefährlich noch vernünftig sind, es werden können durch die Art und Weise, in der man sie betreibt und aufrecht erhält.«
»Wir könnten antworten, Mylord,« entgegnete Morton, »daß wir zu diesem unangenehmen Mittel erst gegriffen, als alle andern fehlgeschlagen.«
»Herr Morton,« sagte der Herzog, »ich muß diese Unterredung abbrechen. Wir sind zum Angriffe bereit, ich will ihn eine Stunde aufschieben, damit Ihr meine Antwort den Insurgenten mitteilen könnt. Wollen sie auseinander gehen, die Waffen niederlegen und mir eine friedliche Botschaft zuschicken, so will ich auf mein Ehrenwort zur Abhilfe ihrer Beschwerden alles, was ich im Stande bin zu tun, anwenden; wo nicht, so mögen sie sich in Acht nehmen und der Folgen gewärtig sein. – Ich glaube, meine Herren,« fügte er, zu seinen zwei Collegen gewendet, hinzu, »weiter kann ich meine Instructionen zu Gunsten dieser mißleiteten Menschen nicht ausdehnen.«
»Auf meine Ehre,« erwiderte Dalzell rasch, »ich, nach meiner geringen Einsicht, würde sie schon so weit nicht ausgedehnt haben, wenn ich vor Sr. Majestät und meinem Gewissen meine Handlungen verantworten will. Aber ohne Zweifel wissen Euer Gnaden mehr von Sr. Majestät Privatmeinung als wir, die wir uns bloß nach dem Buchstaben unserer Instruktionen zu richten haben.«
Monmouth errötete. »Ihr hört,« sagte er, sich zu Morton wendend, »General Dalzell tadelt mich, daß ich in Eurem Interesse zu weit gegangen bin.«
»General Dalzells Gesinnungen, Mylord, sind so, wie wir sie von ihm erwartet haben,« erwiderte Morton, »Eure Gnaden hegen Gesinnungen, wie wir sie zu finden hofften. Ich kann wirklich nicht umhin, hinzuzufügen, daß im Falle einer völligen Unterwerfung, wie Ihr sie durchaus begehrt, es mehr als zweifelhaft bleibt, wie weit selbst Eurer Gnaden Vermittelung sich wirksam erweist, um uns Abhilfe für unsere Beschwerden zu verschaffen, da dem Könige solche Ratgeber zur Seite stehen. Übrigens will ich unsern Anführern Eurer Gnaden Antwort auf meine Bitte mitteilen, und wenn wir keinen Frieden erlangen können, müssen wir den Krieg willkommen heißen, mag es gehen wie es will.«
»Guten Morgen, Herr Morton,« sagte der Herzog, »ich schiebe den Angriff eine Stunde hinaus, nicht länger. Habt Ihr binnen dieser Zeit eine Antwort zu überbringen, so will ich sie hier empfangen, und ich bitte Euch ernstlich, richtet sie so ein, daß ferneres Blutvergießen verhindert wird.«
In diesem Augenblick warfen sich Dalzell und Claverhouse verständnisinnige Blicke zu. Der Herzog bemerkte sie und wiederholte seine Worte mit großer Würde:
»Ja, meine Herren, ich wünsche, die Antwort möchte so ausfallen, daß durch sie ferneres Blutvergießen verhindert würde. Ich hoffe, diese Gesinnung verdient weder Ihren Spott, noch kann Ihr Mißfallen sie treffen.«
Dalzell erwiderte des Herzogs Stirnfalten mit einem finstern Blick, gab aber keine Antwort. Claverhouse dagegen, auf dessen Lippen ein ironisches Lächeln schwebte, verbeugte sich und sagte: »Es käme ihm nicht zu, die Gesinnungen Seiner Gnaden zu beurteilen.«
Der Herzog winkte Morton, sich zu entfernen. Er gehorchte und ritt mit seinem früheren Begleiter langsam durch das Heer, um nach dem Lager der Nonconformisten zurückzukehren. Als er an dem schönen Corps der Leibgarden vorbeikam, sah er, daß Claverhouse bereits an ihrer Spitze hielt. Kaum hatte dieser Morton erblickt, als er auf ihn zuritt und ihn aufs höflichste anredete:
»Ich glaube, es ist nicht zum ersten Male, daß ich Herrn Morton von Milnwood sehe?«
»Es ist nicht des Obersten Graham Schuld,« erwiderte Morton mit bitterem Lächeln, »daß er oder sonst jemand jetzt durch meine Gegenwart belästigt wird.«
»Erlaubt mir wenigstens zu sagen,« antwortete Claverhouse, »daß Herrn Mortons gegenwärtige Stellung die Meinung rechtfertigt, die ich von ihm gehegt, daß mein Verfahren bei unserem letzten Zusammensein nur meiner Pflicht angemessen war.«
»Eure Handlungen mit Eurer Pflicht und Eure Pflicht mit Eurem Gewissen zu versöhnen, ist Eure Sache, Oberst Graham, nicht die meine,« sagte Morton, mit Recht beleidigt, daß er gleichsam das Urteil gutheißen sollte, welches beinahe an ihm vollzogen worden wäre.
»Wartet einen Augenblick,« sagte Claverhouse; »Evandale behauptet, ich hätte ein Unrecht an Euch wieder gut zu machen. Ich werde immer einen Unterschied machen zwischen einem hochgesinnten Edelmann, welcher, obgleich irre geleitet, nach edlen Grundsätzen handelt, und dem tollen, fanatischen Pöbel dort mit den blutdürstigen Mördern, die ihn anführen. Wenn sie sich nicht nach Eurer Rückkunft zerstreuen, so bitte ich Euch inständigst, kommt sogleich zu unserer Armee und ergebt Euch, denn seid versichert, sie halten unsern Angriff keine Stunde aus. Wollt Ihr Euch raten lassen und dies tun, so fragt nur nach mir. Monmouth, so seltsam dies klingt, kann Euch nicht schützen, Dalzell will nicht – ich aber kann und will, und ich habe Evandale versprochen, es zu tun, wenn Ihr mir Gelegenheit dazu bietet.«
»Ich würde dem Lord Claverhouse sehr verbunden sein,« antwortete Morton kalt, »wenn seine Absicht nicht die Meinung bärge, daß ich die Sache derer verlassen solle, mit denen ich mich verbunden habe. Was Euch betrifft, Herr Oberst, wenn Ihr mir die Ehre erzeigen wollt, mir auf eine andere Weise Genugtuung zu geben, so werdet Ihr mich in einer Stunde am westlichen Ende der Bothwellbrücke mit dem Schwerte in der Hand finden.«
»Es wird mich freuen, Euch dort zu treffen,« sagte Claverhouse, »noch mehr aber, wenn Ihr meinen ersten Vorschlag erwägt.«
Sie grüßten und trennten sich.
»Das ist ein prächtiger Junge, Lumley,« sagte Claverhouse zu dem andern Offizier; »aber er ist verloren, sein Blut komme über ihn selbst!«