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Eine der ältesten Liebesgeschichten der Antike ist eine Lüge.Vor 3.000 Jahren verliebt sich die Mondgöttin Selene unsterblich in den Hirten Endymion. Statt ewiger Jugend schenkt Zeus dem Menschen ewigen Schlaf. Selene tobt und holt die Sterne vom Himmel, die sie bei ihrer Rache unterstützen sollen.Konstantin ist die Reinkarnation des Sternzeichens Skorpion. Zusammen mit seinem Begleitstern Antares streift er auf der Suche nach seinen verschollenen oder ausgerissenen Gefährten durch Frankfurt.Nur wenn alle zwölf Zeichen vereint sind, kann sich Selenes Wunsch erfüllen und Endymion erwachen.Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und ausgerechnet Arianna, das verhasste Zeichen des Stiers, unterstützt Konstantin und wird gleichzeitig zu seiner größten Versuchung und Gefahr.
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Seitenzahl: 502
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Copyright © 2020 by
Lektorat: Stephan R. Bellem
Korrektorat: Michaela Retetzki
Layout: Michelle N. Weber
Umschlagdesign: Alexander Kopainski
Bildmaterial: Shutterstock
ISBN 978-3-95991-699-8
Alle Rechte vorbehalten
Für Donatha,
weil wir uns rund um die Uhr zutexten können
und du mich verstehst,
auch wenn du manchmal so tust,
als wäre es nicht so.
Register der Namen
Playlist
Vor dreitausend Jahren
Prolog
1. Vom Skorpion, der auszog, einen Stier zu finden
2. Vertraue niemandem – schon gar nicht den eigenen Gefühlen
3. Du brauchst einen Plan
4. Du spielst zu viel GTA!
5. Eine unfreiwillige WG
6. Warum suchst du mich nicht?
7. Bei gebrochenen Knochen sparen Sie sich den Gang zum Apotheker und suchen Hilfe bei Ihrem Stern
8. Und wo geht’s hier nach Hause?
9. Typisch Stier
10. Wenn dein Gegenstück sich sorgt, mach dir Gedanken
11. Komm mir nicht zu nahe, du verrücktes Glühwürmchen!
12. Erwachen oder auch: Der Sprung ins Eiswasser
13. Eine geschafft, fehlen noch drei
14. Willkommen daheim
15. Merze aus, was dir Schmerzen bereitet
16. Vergangenes Leid ist heutiges Leid
17. Damals in Costa Rica
18. Spiel mit dem Feuer
19. Sieh mich an!
20. Auftragsmord für Anfänger
21. Die Waagschale kippt
22. Klappe halten, Herz, du bist nicht dran!
23. Ach, wärst du doch Mein
24. Wenn die Welt kopfsteht
25. Ja, ich will dich wirklich
26. Sobald du deinem Herz das Ruder überlässt, geht alles den Bach runter
27. Neu erwachende Gefühle
28. Wenn der Zweifel an dir nagt
29. Von verlorener Liebe
30. Wenn wir uns verlieren
31. Wasser, verdammt viel Wasser
32. Der Raserei verfallen
33. Ausgeliefert in mehrfacher Hinsicht
34. An deiner Seite
35. Freier Fall
36. Wohin des Weges?
37. Ich hab dich!
38. Wenn du nicht weißt wohin, halte dich an deine Freunde – vielleicht kennt einer von ihnen den Weg
39. Wer bist du für mich?
40. Das Orakel – muss man es vorher abfüllen?
41. Unbequeme Wahrheiten
42. Es war einmal
43. Und wenn wir fallen, dann gemeinsam
44. Ja, ich hab dich lieb und jetzt hau ab!
45. Alles auf eine Karte
46. Du hast zehn Minuten
47. Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen
48. Deine Entscheidung
49. Frei, endlich frei
Epilog
Anmerkungen zum Buch
Danksagung
Sternzeichen und Sterne
Götter
Menschen aus Konstantins bisherigem Leben
Demons – Imagine Dragons Cover Version von KHS, MAX
und Sam Tsui (DER Song zu diesem Buch)
Bang Bang – Cover Version von KHS, MAX und Sam Tsui
Rewrite The Stars – Zac Efron & Zendaya
(The Greatest Showman OST)
Sweet But Psycho – Ava Max
Natural – Imagine Dragons
Look What You Made Me Do – Taylor Swift
Power Over Me – Dermot Kennedy
Be Alright – Dean Lewis
Without Me – Halsey
Ich bin bereit – Debby van Dooren (Vaiana OST)
Monster – Caissie Levy (Frozen The Broadway Musical)
Hold My Girl – George Ezra
Forgive Me Friend – Smith & Thell
Donner und Blitze – Vincent Malin
Willkommen Zuversicht – Kroner
Hurricane – Fleurie
A Million Pieces – Sam Tsui
Someone You Loved – Lewis Capaldi
Nacht für Nacht zog Selenes Wagen über den Himmel. Mit ihr kamen die Dunkelheit, der Mond und die Sterne. Eifrig erfüllte die Göttin ihre Pflicht, bis sie eines Nachts über den Berg Latmos wanderte. Dort traf sie auf den Hirten Endymion und die beiden verliebten sich unsterblich ineinander. Von da an verbrachten sie die Nächte gemeinsam, umgeben von größtem Glück.
Doch war Endymion nur ein einfacher Mensch und somit sterblich. Von Angst erfüllt, den Geliebten zu verlieren, wandte die Mondgöttin sich an Zeus, damit er ihr in seiner Allmacht den Wunsch nach ewiger Jugend für Endymion gewährte. Der Göttervater erhörte ihr Flehen, doch verdrehte er das Ansinnen auf gar grausame Art.
Zwar segnete er den Hirten mit ewiger Jugend, doch die verbrachte er nicht an Selenes Seite, sondern in ewigem Schlaf. Betrogen und ihrer Liebe beraubt, verfluchte sie die Götter und schwor Rache. Selene holte die verbannten Sterne vom Himmel, auf dass diese ihr die Treue hielten, sie im Kampf unterstützten und zum Siege führten.
Frankfurt am Main, Goethe Universität
12. März 2018 etwa 23:40 Uhr
Konstantin
Die Musik dröhnte aus den Boxen in den Ecken und die kleine Lichtorgel ließ fast so etwas wie Discoatmosphäre aufkommen. Gut, nicht wirklich, die sinkende Luftqualität sorgte eher für dieses Gefühl. In dem Kellerraum wurde es immer voller und stickiger.
Konstantin nippte an seinem Bier und beobachtete die Gäste. Heute war Montag, woran sich niemand störte. Die meisten von ihnen schwänzten morgen früh einfach die erste Vorlesung und schliefen aus. Die Leute ließen sich kaum noch zählen und sie alle waren wegen seiner Party gekommen. Nur mit Ellbogeneinsatz bahnte man sich einen Weg durch den Raum. Garantiert verstieß das gegen irgendwelche Brandschutzvorschriften. Andererseits hatte Konstantin beim Hausmeister des Studentenwohnheims einen Stein im Brett, sonst hätte er den Raum gar nicht erst nutzen dürfen.
Dieses Privileg gestattete Herr Schulz, der mit Argusaugen über den ihm zugewiesenen Gebäudekomplex wachte, nur wenigen. Konstantin wusste, wie man sich Freunde machte, und hatte direkt am Tag des Einzugs ins Wohnheim damit begonnen. Das Ergebnis der fast zweijährigen Bemühungen fand sich heute geballt auf knapp fünfzig Quadratmetern.
Von der Seite wurde er umschlungen und Julia drückte ihm einen Kuss auf den Hals. »Hallo, Geburtstagskind«, säuselte sie ihm beschwipst ins Ohr. »Genießt du die Party?«
Konstantin wollte sich zu seiner Freundin umdrehen, doch wurde er durch den Klammergriff daran gehindert. Daher rief er über die Schulter: »Noch habe ich nicht Geburtstag, aber ja, es ist nicht schlecht geworden.«
»Diese fünfzehn Minuten zählen doch nicht.« Julia verdrehte übertrieben die Augen. »Freust du dich auch schon aufs Geschenkeauspacken?« Sie drückte sich fester an ihn und presste die Brüste gegen seinen Arm. Dadurch gewährte sie Konstantin einen ausgezeichneten Blick in ihr Dekolleté. Unter dem tief ausgeschnittenen Top lugte ein roter Spitzen-BH hervor, den er ganz sicher noch nicht kannte. Anlässlich seines Geburtstags hatte sie sich in Schale geschmissen.
Sie waren seit dem Abi ein Paar, folglich kannte er sich mit Julias Unterwäsche bestens aus. »Auf dieses Geschenk freue ich mich ganz besonders«, beantwortete er die Frage grinsend. Konstantin, der einen Kopf größer war, beugte sich zu ihr und küsste sie.
Daraufhin lockerte Julia den Griff und gab ihm die Möglichkeit, sich in ihren Armen zu drehen. Kichernd öffnete sie die Lippen und neckte ihn mit der Zunge, dasselbe zu tun. Julia wusste, welche Wirkung sie auf ihn hatte, und nutzte das oftmals schamlos aus.
»Nehmt euch ein Zimmer!«, rief einer seiner Kumpel.
Jemand haute ihm kräftig auf die Schulter und beendete abrupt den Kuss. Sie schlugen mit den Zähnen aneinander und Konstantin drehte sich fluchend um.
»Das ist Erregung öffentlichen Ärgernisses!« Lukas sah ihn mit leuchtenden Augen an. Ganz offensichtlich hatte sein bester Freund schon tief ins Glas geschaut – oder eher in den Pappbecher.
»Sag mal, geht’s noch?!«, echauffierte sich Julia, wobei sie sich eine Hand auf den Mund drückte.
Lukas ignorierte sie komplett. Das Grinsen wurde immer breiter. »Kon, dafür könnte ich dich anzeigen.«
»Als ob, und selbst wenn, hättest du keine Chance. Meine Kreuzverhöre sind besser als deine. Das weißt du ganz genau.«
Bevor sein Kumpel etwas hätte erwidern können, kam Julia ihm zuvor: »Wenn das wieder ausartet, haue ich ab! Die Einzigen, die es lustig finden, sich Paragrafen und Gesetzestexte um die Ohren zu hauen, seid ihr selbst.« Ihr Schnauben war durch den Lärm nicht zu hören. Konstantin erkannte es daran, wie sich Julias Nasenflügel blähten.
»Lass dich nicht ärgern, Schatz. Lukas ist einfach neidisch und erträgt den Zustand als Dauersingle mit steigendem Pegel immer schlechter.« Er griff seine Freundin um die Taille und zog sie an sich. Ein kleiner Kuss auf die Wange würde die Wogen ausreichend glätten.
Julia wurde wieder locker und ließ die verschränkten Arme sinken. Jedoch ließ sie es sich nicht nehmen, Lukas einen finsteren Blick zuzuwerfen. Nüchtern waren sie ein Herz und eine Seele, besoffen gingen sie einander regelmäßig auf den Geist. Lukas wurde nervig und Julia zickig. Dann war es an Konstantin, zu vermitteln und zu verhindern, dass einer von beiden etwas sagte, was ihm mit klarem Kopf leidtäte.
Schlagartig verstummte die Musik und jemand rief laut: »Zehn!« Weitere Gäste stimmten ein. Bei »Acht!« hatte es auch der letzte begriffen und zählte den Countdown mit. Sobald sie bei null ankamen, wurden alle möglichen Glückwünsche durcheinandergebrüllt.
»Happy birthday!« Julia umfasste sein Gesicht und küsste ihn.
Konstantin war davon etwas überrumpelt und erwiderte den Kuss mit offenen Augen. Julia löste sich schnell von ihm. Offenbar wollte sie den anderen auch die Chance geben, ihm persönlich zu gratulieren. Seine Freunde hatten ihn umringt und warteten darauf, an die Reihe zu kommen.
»Alles Gute zur zweiten Null, Alter!«, rief Lukas hinter ihm und war der Meinung, ihm schon wieder auf die Schulter hauen zu müssen.
In ihrer Mitte leuchtete ein orangenes Licht auf und blendete ihn. Schützend hob er die Hand und schirmte die Augen ab. Konstantin befürchtete, etwas hätte Feuer gefangen. Das Licht wurde blasser und schrumpfte in sich zusammen, bis es einen Radius von etwa zehn Zentimetern hatte. Trudelnd schwebte es in der Luft.
»Hast du einen Geist gesehen?«, fragte Julia irritiert.
Konstantin konnte kaum den Blick abwenden. Trotzdem zwang er sich, seiner Freundin ins Gesicht zu sehen. »Woher soll ich denn wissen, ob das ein Geist oder was auch immer ist?« Nervös fuchtelte er in Richtung des Lichts, das gar nicht einsah, wieder zu verschwinden.
Julias Blick huschte in die Richtung, in die er deutete. Ihr Stirnrunzeln verstärkte sich. »Was siehst du denn da? Ist mit dir alles in Ordnung, Kon? Hast du zu viel getrunken?«
Gerade wollte Konstantin sie fragen, wie man diese Beinaheexplosion hätte übersehen können. Er klappte den Mund wieder zu. Stattdessen starrte er in die Gesichter seiner Freunde. Keiner von ihnen sah zum Licht. Sie alle blickten ihn an. Und die Blicke sprachen Bände. Von spöttisch über zweifelnd bis mitleidig war alles dabei.
Erlaubten sie sich einen Scherz mit ihm? War es ein Test? Nein, dann hätte spätestens jetzt einer von ihnen gelacht oder zu dem Licht gesehen, doch das tat niemand. Sie wollten ihn weder verarschen noch hielt irgendjemand das Handy hoch für eines dieser dämlichen Prank-Videos.
Außer ihm selbst sah niemand den fliegenden Lichtball. Aus dem erklang ein leises Kichern und Konstantin gingen fast die Augen über. Das Licht setzte sich in Bewegung und schwebte auf ihn zu. Er wich einen Schritt zurück und rempelte jemanden an.
»Kon, jetzt lass den Scheiß! Langsam machst du mir Angst.« Julias Stimmung schwankte zwischen wütend und besorgt.
Unbeeindruckt hielt das Licht auf ihn zu. Am liebsten wäre Konstantin weiter zurückgewichen. Spätestens dann hätten seine Freunde ihn für komplett irre erklärt. Jetzt schwebte es direkt vor seinem Gesicht. Es strahlte eine leichte Wärme aus. Konstantins Augen tränten, weil er den Blick nicht von dem Leuchten abwenden konnte. Das Licht stupste gegen seine Stirn. Wo es ihn berührte, prickelte die Haut.
Und dann geschah es.
»Antares«, hauchte Konstantin fassungslos.
Alle sahen ihn verwirrt an, aber das bekam er gar nicht mit. Bilder durchfluteten seinen Kopf in einem Tempo, das ihn schwindeln ließ. Konstantin fasste sich an die Stirn und stöhnte. Es war zu schnell, zu viel. Er vergaß, wo und wer er war. Was ging hier vor sich?
Als es vorbei war, wusste er nicht mehr, wie lange es gedauert hatte. Seine Gäste standen alle noch am selben Fleck. Es waren höchstens Minuten vergangen, falls überhaupt. Doch es hatte ausgereicht, ihn maßgeblich zu verändern.
Konstantin war nicht länger der Jurastudent aus gutem Haus, Bester seines Jahrgangs, in einer festen Beziehung mit dem hübschesten Mädchen der Sozialwissenschaftsstudenten. Alles, was er während der letzten zwanzig Jahre gewesen war oder hatte sein wollen, war nicht mehr wichtig. Dafür wog die Last der Erinnerungen von Jahrtausenden zu schwer.
»Immer wieder lustig zu sehen, was für ein blödes Gesicht du in diesem Moment machst, Scorpio«, begrüßte ihn das Licht spöttisch.
Sein Begleitstern hatte ihn pünktlich zum zwanzigsten Geburtstag geweckt. Konstantin zählte nicht mehr, wie oft sie sich schon in dieser Situation befunden hatten. Die Menschen, die ihn umringten, verloren jegliche Bedeutung. Er spürte nur einen schwachen Widerhall seiner Gefühle für sie, und auch dieser würde allzu bald verblassen.
»Es ist lange her. Lass uns gehen.« Mit einem letzten Blick in die Runde setzte Konstantin sich in Bewegung. Antares schwebte über seiner Schulter und begleitete ihn.
Weit kamen sie nicht. Jemand hielt ihn am Arm fest. Es war Julia. »Mit wem redest du?« Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
Konstantin seufzte. Wenigstens ein paar letzte Worte schuldete er ihr. »Es tut mir leid, ich kann nicht länger mit dir zusammen sein. Ich mach Schluss.«
Ihre Hand zitterte auf seiner Haut. Sie käme über ihn hinweg und fände schon bald einen anderen. Verehrer hatte Julia mehr als genug. Konstantin löste sich von ihr und steuerte die Tür an.
»Was soll das denn jetzt?!«, rief Lukas ihm hinterher.
»Am besten ihr vergesst alle, dass es mich jemals gegeben hat«, sagte Konstantin, ohne sich umzudrehen. Er verließ den stickigen Kellerraum und ging zur Treppe.
»Kon? Hey, Kon, ich rede mit dir!« Lukas steckte den Kopf durch den Türrahmen.
Konstantin ignorierte ihn und setzte seinen Weg fort.
Endlich war er aus dem Wohnheim draußen. Die kühle Nachtluft tat ihm gut. Er atmete tief ein und ordnete die endlosen Erinnerungen im Kopf.
»Das Dream-Team ist wieder vereint«, summte Antares fröhlich und das orangene Leuchten pulsierte leicht. Wie immer, wenn der Stern besonders guter Laune war.
Konstantin lächelte schief. »Das sind wir. Bring mich zu den anderen.« Das Bedürfnis, zu Selene zu eilen, wurde mit jeder Minute drängender. Nur wenn der Pakt erneuert wurde, ließ das Ziehen in der Brust nach. Die Magie der Mondgöttin band ihn schon jetzt. Gemeinsam verschwanden sie in der Nacht.
Scorpio war erwacht und mit ihm zehn weitere seiner Gefährten. Doch was war mit dem zwölften geschehen?
Zur selben Zeit in einer Höhle auf dem Berg Latmos
Selene
Die abnehmende Mondsichel war noch nicht aufgegangen, doch das war nicht von Belang. Sobald die Nacht anbrach, übernahm Selene die Herrschaft über den Himmel. Nur dann war es ihr möglich, hier zu sein. Sie saß am Lager ihres geliebten Endymion und betrachtete das vom Sternenlicht erleuchtete Antlitz. Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über die schwarzen Locken.
Er hatte die Augen geschlossen und es fiel Selene schwer, sich an deren Farbe zu erinnern. Viel zu lange schon hatten sich diese wunderschönen Augen nicht mehr geöffnet. Nur das leichte Heben und Senken der Brust und der sanfte Herzschlag zeugten von Leben.
Mit bebenden Lippen küsste Selene ihn. Es war ein kurzer und einseitiger Kuss, der nicht erwidert wurde – noch nicht.
»Dieses Mal gelingt es. Das muss es einfach. Ich werde endlich den Bann brechen.« Langsam erhob sich Selene und verließ die Höhle. Sie sah über die Schulter und prägte sich das Bild ihres Geliebten gut ein. Bis zum Sommer bliebe sie diesem Ort fern. Man würde sie erwarten und ihr auflauern, nun, da ihre Getreuen erwacht waren.
Zeit für Besuche hatte sie ohnehin nicht. Es gab jede Menge zu tun und die Frist betrug lediglich vier Monate.
Frankfurt am Main, Sachsenhausen
29. März 2018
Konstantin
Mit dem Smartphone vor der Nase lief Konstantin am Mainufer entlang. Noch ein paar Hundert Meter und er erreichte die nächste Adresse. Die App führte ihn direkt in die verwinkelten Gassen von Sachsenhausen. Hoffentlich hatte er dieses Mal mehr Glück. Es war die siebte Frau, die er überprüfte. Die vorherigen hatten sich nicht als die gesuchte erwiesen. Die Wochen zogen ins Land, ohne dass er vorankam. Es war nervtötend.
Bei ihrem Zusammentreffen waren nur acht der Zeichen erschienen. So wenige wie nie zuvor. Mit Pisces und Aquarius rechnete ohnehin niemand mehr, die mussten zu ihrem Glück gezwungen werden. Bei Libra war es ein Glücksspiel, mal war sie motiviert, mal nicht. Doch es war zum ersten Mal passiert, dass es von Taurus’ Wiedergeburt kein Lebenszeichen gab.
Deshalb hatte Scorpio – oder Konstantin, wie er in diesem Leben hieß – beschlossen, Taurus als Erstes zu suchen. Wären sie in ländlicher Gegend geboren worden, würde es ihn vor keine große Herausforderung stellen. In einer Metropole wie Frankfurt und dem dicht besiedelten Umland wurde es ungleich schwieriger. Hier gab es zu viele Menschen, die am selben Tag Geburtstag hatten. Am effektivsten war das Ausschlussverfahren. Konstantin klapperte eine Adresse nach der anderen ab und hoffte aufs Beste.
Dabei nahm er sich zuerst diejenigen Zeichen vor, die in der Nähe geblieben waren. Zwar war es schon mal vorgekommen, dass eines der Zeichen in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens nicht nur die Gegend, sondern das Land verlassen hatte. Zum Glück passierte das eher selten. Instinktiv blieben sie in der Nähe ihres Geburtsortes. Dieser war nicht zufällig. Schon überall auf der Welt waren sie wiedergeboren worden. Es geschah fast in jedem Jahrhundert. Immer in der Nacht einer Mondfinsternis, sofern dort zwanzig Jahre später eine totale Finsternis stattfände.
In ganz seltenen Fällen hatte eines der Zeichen den zwanzigsten Geburtstag gar nicht erst erlebt. Schon dreimal war einer von ihnen vorher durch Krankheit oder Unfall verstorben. Das war der beschissenste Fall von allen. In diesen Zyklen hatten sie von Anfang an verloren.
Die Navi-App führte Konstantin in die Paradiesgasse, was er irgendwie passend fand. Bisher war er nur nachts zum Feiern in diesem Viertel gewesen. Bei strahlendem Sonnenschein sah alles ungewohnt aus. Sein bisheriges Leben hatte sich größtenteils auf der anderen Seite des Mains abgespielt.
Die Karte auf dem Smartphone verschwand. Stattdessen lachte ihm ein Foto von Julia entgegen. Sie versuchte schon wieder, ihn anzurufen. Konstantin drückte sie weg und die Karte erschien erneut. Seit seinem Erwachen ignorierte er die Nachrichten und Anrufe von Freunden und Familie konsequent. Irgendwann würden sie aufgeben. Alle unerwünschten Nummern sollte er einfach blockieren. Dann hätte er seine Ruhe. Ein Rest Nostalgie für die Menschen aus seinem bisher unbeschwerten Leben hielt ihn noch davon ab.
Von sich selbst genervt sah Konstantin sich um und suchte nach der richtigen Hausnummer. Sobald er sie entdeckte, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Es handelte sich um einen kleinen Blumenladen mit hübsch dekoriertem Eingangsbereich. Der Altbau war wie die meisten anderen Häuser der Straße mit Schiefer verkleidet. Das war vielversprechend!
Sollte es sich bei der Frau, die hier wohnte, tatsächlich um Taurus handeln, war Konstantin schon auf ihre Ausrede gespannt. Ihre Reaktion dürfte ebenfalls interessant werden, wenn man bedachte, wie sie beide zueinanderstanden. Astrologen sagten der Kombination von Stier und Skorpion feurige Leidenschaft voraus. Darüber konnte Konstantin nur müde lächeln, feurige Verachtung traf es besser.
Dabei konnte Taurus sich doch denken, dass es Scorpio wäre, der sie heimsuchte, wenn sie sich Selenes Ruf verweigerte. Seit Jahrtausenden war er die rechte Hand der Göttin.
Zielstrebig betrat Konstantin das kleine Geschäft. Ein Glöckchen klingelte, sobald es von der Tür angestoßen wurde. Hinter dem Tresen stand eine Frau mit welligen dunkelbraunen Haaren und band einen Blumenstrauß. Die Haarfarbe passte schon mal. Ganz egal, wie oft sie auch wiedergeboren wurden, sie sahen in jedem ihrer Leben ähnlich aus. Sie hob den Kopf und ihre Blicke trafen sich.
Volltreffer! Sein Gefühl bestätigte ihm augenblicklich, dass sie die Richtige war. Die Zeichen erkannten einander auf Anhieb. Dieses Mal hatte sie eindeutig Vorfahren aus dem Mittelmeerraum. Ihre Haut war gebräunt, was die Haare gut zur Geltung brachte.
Taurus lächelte ihn freundlich an. »Guten Tag! Kann ich dir helfen?«
Wie jetzt? Eigentlich müsste sie bei seinem Anblick genervt das Gesicht verziehen. Das machten sie immer so! Konstantin konnte es gar nicht leiden, wenn man jahrhundertealte Gewohnheiten ohne Vorankündigung einfach ablegte.
»Ich bin auf der Suche nach einem Blumenstrauß«, sagte er langsam und wartete darauf, Taurus aus der Reserve zu locken.
Sie lachte fröhlich. »Stell dir vor, ich habe so viele Blumen, dass ich sie sogar verkaufe.«
Okay … Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Taurus und er scherzten nicht. Nein. Niemals. »Kannst du mir etwas empfehlen?«
»Sicher, für wen sollen die Blumen denn sein? Deine Freundin?« Ihre braunen Augen leuchteten neckisch.
Flirtete sie ernsthaft mit ihm? Konstantin musterte sie noch einmal von Kopf bis Fuß. Sie war es. Daran bestand kein Zweifel. Die einzige Erklärung, die jetzt blieb, war diejenige, die ihm am wenigsten schmeckte. Taurus erkannte ihn nicht.
Vorsichtig sah er sich im ganzen Laden um. Es waren nur sie beide zusammen mit unzähligen bunten Blumen im Verkaufsraum. Das hieß jedoch nichts. Eines war sicher, er hatte sie zu spät gefunden. Jetzt wurde die Sache kompliziert.
»Nein, ich bin Single«, beantwortete Konstantin die indirekte Frage. »Sie sind für meine Mutter.«
Das Lächeln in ihrem Gesicht wurde breiter. »Hat sie Geburtstag?«
Klar, warum nicht? »Ja.«
»Kennst du zufällig ihre Lieblingsblumen?«
»Nicht wirklich.« Es war vollkommen egal, wie dieser blöde Strauß letztendlich aussah. So oder so würde er im nächsten Mülleimer landen.
»Okay, dann sag mir einfach, wie viel du ausgeben möchtest. Ich stelle dir etwas Schönes zusammen.« Während sie miteinander sprachen, hatte sie den Strauß, mit dem sie bisher zugange war, fertig gebunden.
»Dreißig Euro.« War das genug, um ihn wie einen liebenden Sohn aussehen zu lassen? Andererseits fragte Konstantin sich, ob er überhaupt so viel Geld im Portemonnaie hatte. Noch funktionierten seine Kreditkarten. Die Ungewissheit, wie lange das so blieb, verfolgte ihn seit ein paar Tagen. Gern hätte er einen größeren Betrag als Polster abgehoben. Bisher hatte er das nicht gewagt. Damit würde er eine Sperrung durch seinen Vater nur unnötig provozieren. Dieser hatte auf Konstantins Sinneswandel alles andere als positiv reagiert. Um vor Julia und den Studenten Ruhe zu haben, war er bisher nur ein Mal mitten in der Nacht ins Wohnheim zurückgekehrt. Dort hatte er die meisten seiner Klamotten in eine Reisetasche gestopft und war gleich wieder verschwunden. Stattdessen hatte er ein Zimmer in einem der zahlreichen Hostels angemietet.
Taurus kam hinter dem Tresen hervor und inspizierte die Ware. »Gerbera und Rosen gehen für Mütter immer.« Sie zupfte Blumen aus den Vasen und sammelte sie in der linken Hand.
Aus dem Hinterzimmer kam eine weitere Frau. Bei ihrem Anblick gefror das Blut in Konstantins Adern. Sie war hochgewachsen und hatte die langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Seine Anwesenheit ließ sie innehalten. Allerdings brachte er sie nur kurz aus der Fassung. Stattdessen schenkte sie ihm ein freches Grinsen. Ausgerechnet Nike hatte sich an Taurus geheftet. Die Göttin des Sieges zählte zu seinen vier persönlichen Plagegeistern.
Konstantin schluckte den Frust runter und lächelte zurück. Die vier tauchten immer auf, um den Zeichen das Leben schwer zu machen. In diesem Zyklus waren sie einfach früher dran als sonst. Es war ihnen verboten, einander zu töten. Das war die einzige Regel in diesem Spiel. Von schwerer Körperverletzung bis Gedächtnismanipulation – wie ganz offensichtlich bei Taurus geschehen – war alles erlaubt.
»Wie heißt du?«, fragte er sie, die Göttin ignorierend. Der einzige Weg, sein Ziel zu erreichen, war, ihr Vertrauen zu gewinnen. Konstantin hatte nicht damit gerechnet, ihr schmeicheln zu müssen. Zur Not bekäme er auch das hin. Es stand zu viel auf dem Spiel. Damit Taurus ihren Teil beitragen konnte, musste er sie aus den Fängen von Nike bekommen.
»Arianna, und du?«
Entschlossen machte er einen Schritt auf sie zu und hielt ihr die Hand hin. Die Göttin würde es nicht wagen, ihn anzugreifen, wenn sie die Täuschung aufrechterhalten wollte. »Konstantin Rauch, freut mich, dich kennenzulernen.«
Arianna ergriff seine Hand und schüttelte sie kurz und kräftig. Er spürte einen Ring an ihrem Finger. »Mich auch. Allerdings muss ich dich warnen, du brauchst dir keine Hoffnungen zu machen. Ich bin frisch verlobt.« Sie grinste liebestrunken.
Es könnte ein Zufall sein. Nikes siegessichere Lächeln, das er aus dem Augenwinkel sah, verhieß nichts Gutes. Hatte die Göttin Arianna verführt? Warum nicht? Wenn man nur nach dem Äußerlichen ging und außer Acht ließ, dass sie erklärte Todfeinde waren, wäre es ein echtes Schauspiel.
Um sich die Gedanken zu diesem Thema nicht anmerken zu lassen, strahlte Konstantin sie an. »Dann wären wohl Glückwünsche angebracht! Wann ist es so weit?«
»Danke, der Termin ist im August.«
War ja klar! Schließlich mussten die Götter Arianna nur bis Juli von ihren Gefährten fernhalten, damit sie diese Runde gewannen. Das Türglöckchen klingelte.
Das Leuchten in Ariannas Augen nahm zu. Ein junger Mann mit blonden Haaren schob sich an Konstantin vorbei, umfasste ihre Taille und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. »Hallo, Schatz!«
Ach. Du. Scheiße!
Nicht auch noch diese Pest von einem Gott! War Nike allein nicht schon schlimm genug? Musste sie wirklich ihren Bruder Zelos im Schlepptau haben?
Konstantin zwang sich, nicht das Gesicht zu verziehen, sondern höflich distanziert zu bleiben.
»Du bist heute aber früh«, wunderte Arianna sich.
Tja, wie das nur kam? Garantiert hatte Nike bei seinem Anblick einen Notruf abgesetzt. Immerhin wusste Konstantin nun, wer der zukünftige Bräutigam war.
»Du hast mir gefehlt. Da dachte ich, ich bummle ein paar Überstunden ab und komme früher nach Hause.« Zelos knabberte an ihrem Hals, wobei er Konstantin beobachtete. Seine Augen blitzten spöttisch.
Ja, danke! Auch ohne diese Vorstellung hatte er längst begriffen, wie sehr er am Arsch war.
Arianna kicherte und schob den Gott von sich. »Zac, ich habe Kundschaft. Das siehst du doch.«
»Tatsächlich? Ist mir nicht aufgefallen. Ich habe nur Augen für dich.«
Okay, jetzt wurde ihm so richtig schlecht. Ging es noch schwülstiger?
»Du bist unmöglich!«, rief sie aufgebracht. Doch Ariannas Blick sprach Bände. Sie genoss diese Zuwendung – zumindest glaubte sie das. »Entschuldige bitte, dass du warten musstest«, sagte sie an Konstantin gewandt und machte sich endgültig frei. »Ich binde den Strauß gleich fertig.«
»Alles gut, so ist das mit der jungen Liebe eben.« Er würde einen Teufel tun, mit nur einem Muskel zucken. Diese Befriedigung bliebe den Göttern verwehrt.
Arianna ging wieder hinter den Tresen und drapierte Blume für Blume mit großer Sorgfalt.
Wohingegen Zelos keine Anstalten machte, ihn vorbeizulassen. Selbst wenn, wäre Konstantin nicht so leichtsinnig, ihm den Rücken zuzukehren. Der Gott war der gefährlichste unter den Geschwistern.
Schon merkte er, wie sein Gegenüber versuchte, in seinen Kopf zu kommen. Während der letzten Jahrhunderte war dem Gott kein neuer Trick eingefallen. Die beste Verteidigungsmaßnahme gegen Zelos’ Beeinflussung war Ablenkung. Im Geiste sagte Konstantin Paragraf 203 aus dem Strafgesetzbuch auf. Die Verletzung von Privatgeheimnissen kam ihm passend vor. Etwa ab der Mitte verlor der Gott die Lust und brach die Attacke ab.
Wer hätte das gedacht? Ein Jurastudium eignete sich glatt als Schutzmaßnahme vor einem Gott. So schnell war Konstantin ihm noch nie vom Haken gekommen.
»Ich wäre fast eingeschlafen«, flüsterte Zelos. »Womit hast du in diesem Leben bisher deine Zeit verschwendet, Scorpio?«
»Versuch das noch mal und du bekommst eine weitere Kostprobe.« Sein Blick huschte zu Arianna. Sie hatte nichts bemerkt. Zelos ließ sie mental auf rosa Wolken schweben.
Kurz darauf war sie fertig und stutzte einen Augenblick, als sie die beiden Männer immer noch mitten im Verkaufsraum stehen sah. Konstantin warf Zelos einen drohenden Blick zu und der Gott trat beiseite. Auf dem Weg zum Tresen zog er zwei Geldscheine aus dem Portemonnaie.
Arianna hielt ihm den Strauß entgegen. »Gefällt er dir?«
»Ja, der ist echt klasse. Vielen Dank!«
Beschwingt drehte sie sich um und riss einen großen Papierbogen von der Rolle an der Wand. »Ich packe ihn dir noch ein, damit er den Transport überlebt.«
»Das ist nett.« Konnte sie sich nicht ein bisschen beeilen? Mit jeder Minute, die er auf winzigem Raum mit gleich zwei seiner Widersacher verbrachte, wurden Konstantins Nerven dünner.
Nike streckte die Hand aus. »Lass mich doch schon mal abrechnen«, sagte sie zuckersüß.
Er holte tief Luft und wappnete sich. Im Gegensatz zu Zelos nahm die Göttin den direkten Weg, daher wusste er, was auf ihn zukam. Langsam schob er die Scheine über den Tresen. Sie packte seine Hand.
Nike verbrannte die Haut, wo sie ihn berührte. Konstantin zuckte nicht mal. Damit hatte er gerechnet. Stattdessen benutzte er seine eigene Fähigkeit und vergiftete sie. Scorpios Gift tötete nur Menschen, keine Götter. Allerdings würde sie die ganze Nacht lang kotzen. Was war Nike auch so blöd, ihn freiwillig anzufassen, nur für ein paar Brandblasen?
Lächelnd nahm er den Strauß entgegen, verabschiedete sich und verließ das kleine Geschäft. Zu gern hätte er Zelos beim Gehen ebenfalls gestreift und vergiftet, doch leider funktionierte diese Fähigkeit nicht mehrmals hintereinander. Es dauerte einige Stunden, bis die Kraft sich regenerierte und ihm wieder zur Verfügung stand.
Sobald die Tür zugefallen war, kamen seine wahren Gefühle zum Vorschein. Gern hätte er Zelos eine verpasst. Das würde Arianna übernehmen, wenn sie wieder bei Sinnen war. Er wollte gar nicht daran denken, wozu der Gott Konstantins Gefährtin in ihrem Liebeswahn brachte und was er womöglich alles mit ihr anstellte. Sonst müsste er die ganze Nacht lang kotzen.
Apropos Nacht, wann ging endlich die Sonne unter? Er musste sich dringend mit Antares beraten. Sein Blick fiel zur Seite auf die Klingelschilder. Auf einem von ihnen stand: A. Gallo.
Konstantin zog das Smartphone aus der Tasche und prüfte die Uhrzeit. Bis Sonnenuntergang dauerte es noch fast zwei Stunden. Was konnte er in der Zwischenzeit machen? Direkt vor dem Laden herumlungern fiel aus. Arianna sollte Vertrauen zu ihm fassen und ihn nicht für ihren neuen Stalker halten.
Die Straße runter war ein Biergarten, an dem Konstantin auf dem Hinweg vorbeigekommen war. Dort würde er etwas essen und sich somit die Zeit vertreiben. Antares fand ihn überall. Seitdem sie ihre Verbindung neu belebt hatten, stand ihm sein Hilfsstern in jeder Nacht bei.
Konstantin nippte an der Cola und schmiegte sich fester in seine Jacke.
Vor einer Weile war die Sonne hinter den Häusern verschwunden und hatte die zarte Frühlingswärme gleich mitgenommen. Es dauerte nur noch Minuten, bis sie vollständig unterging. Auf dem Tisch vor ihm lag der Blumenstrauß. Er hatte seine Meinung geändert und ihn behalten. In dieser Nacht würde er einer Frau einen Besuch abstatten. Dafür konnte er ihn gebrauchen.
Neben ihm flackerte ein orangenes Licht auf und Konstantin lächelte.
»Was gibt’s Neues?«, fragte Antares gut gelaunt. »Du guckst, als wäre dein Haustier gestorben. Hast du Taurus immer noch nicht gefunden?«
In weiser Voraussicht hatte er sich in die hinterste Ecke gesetzt. Hier bekam man seine Selbstgespräche weniger mit. »Ich habe sie gefunden, und genau da liegt das Problem.«
»Sollte ihr Fund nicht dein vorhandenes Problem lösen, statt ein neues zu schaffen?«
Seufzend erzählte Konstantin von den Erlebnissen des Nachmittags. Antares schwirrte in der Zwischenzeit um ihn herum und lauschte. Sobald er fertig war, sagte der Stern: »Du steckst echt in der Scheiße!«
Konstantin knurrte genervt. Ein paar Tische weiter drehte sich ein Pärchen in seine Richtung und er zwang sich zur Beherrschung. »Was du nicht sagst, Captain Obvious!«, zischte er leise.
»Was hast du jetzt vor?«
»Wir gehen gemeinsam noch mal hin und spähen die Lage aus. Taurus wohnt über dem Laden. Vielleicht ist sie jetzt allein. Danach statten wir Selene einen Besuch ab. Hoffentlich hat sie eine Lösung. Immerhin ist es ihr Wille, Taurus zurückzubekommen.«
»Glaubst du wirklich, die Göttin wird uns helfen?«, Antares klang skeptisch.
»Nicht mit ihren eigenen Händen. Du weißt, dass sie den gewählten Zufluchtsort nach Möglichkeit nicht verlässt. Und wer kann es ihr verdenken?«
»Stimmt schon. Also hoffen wir auf einen Tipp. Immerhin besser als nichts.« Heute war Antares ganz besonders spitzfindig, erst recht für ein Wesen, das aus Sternenlicht bestand.
»Du solltest schwarz leuchten statt orange«, gab Konstantin augenrollend zurück.
»Schwarz? Das steht mir nicht. Ich bleibe bei meinem gesunden Teint.«
»Dann lass die Schwarzmalerei. Für Pessimismus bin ich zuständig.«
Der Stern kicherte und hüpfte auf und ab. »Können wir los?«
»Ich habe nur auf dich gewartet.« Konstantin winkte einer Kellnerin zu, zog einen kleinen Schein hervor und platzierte ihn auf dem Tisch.
Ariannas Laden war nicht weit entfernt. Nach wenigen Minuten waren sie da. Schon von Weitem entdeckten sie das rote Leuchten, das vor den Fenstern des ersten Stocks auf und ab schwebte.
Die beiden zogen sich in eine dunkle Straßenecke zurück. Konstantin stieß einen leisen Pfiff aus. Abrupt hielt das rubinfarbene Licht inne und sank zu ihnen herab.
»Was ihr hier macht, muss ich wohl nicht fragen«, sagte Taurus’ Schutzstern mit hoher Stimme.
»Die Frage sollte eher lauten: Was machst du hier, Aldebaran?«, erwiderte Konstantin kalt. »Deinen Job schon mal nicht.«
»Sei nett zu ihr«, warf Antares ein. Im Gegensatz zu den beiden Zeichen selbst, kamen ihre Sterne gut miteinander aus.
Aldebaran ignorierte ihn. Ihr Licht pulsierte wütend und sie sah aus wie ein Glühwürmchen im Blutrausch. »Ich kam zu spät. Als die Zeit gekommen war, hatte dieser widerliche … dieser ekelhafte …« Sie war so wütend, ihr fehlten die Worte.
»Dreckskerl, Schleimer, Lackaffe, Sohn eines Titanen und der Totenfluss-Göttin?«, half Konstantin weiter.
»Dieser … Mistkerl und seine vermaledeite Schwester lassen mich nicht an Arianna ran. Einer von beiden klebt immerzu an ihr. Ein Mal ist es mir gelungen. Sie hat mich noch nicht mal angesehen. Was ich auch mache, es wirkt nicht.« Sie schnaubte frustriert.
Konstantin traute seinen Ohren nicht. »Soll das heißen, du schwirrst jede Nacht vorm Fenster rum und bist nicht mal auf die Idee gekommen, dich bei Selene oder mir zu melden? Hast du eine Vorstellung davon, wie wir die letzten Wochen verbracht haben?« Er beantwortete die Frage selbst. »Wir haben nichts anderes getan, als auf der Suche nach Taurus junge Frauen zu suchen, zu finden und zu überprüfen. Hättest du dich gleich gemeldet, nachdem du sie nicht wecken konntest, hätten wir beide deutlich weniger unserer Zeit verschwenden müssen!«
Die Stimmung eines Sterns ließ sich nur am Leuchten und seinem Tonfall erkennen. Sie besaßen keine Gestalt, die zu Gesten oder gar Mimik fähig gewesen wäre. Aldebarans Licht wurde grell. Damit zeigte sie ihm quasi den Mittelfinger. »Und hast du eine Vorstellung davon, was dieser Gott«, sie ließ es wie eine wüste Beschimpfung klingen, »meine Taurus glauben lässt? Sie denkt doch tatsächlich, er wäre ihre große Liebe!«
»Erspare mir die Details, mir ist schon schlecht. Ich bin sicher, Taurus genießt es. Zumindest solange sie unter diesem Bann steht. Anstatt ihr Hilfe zu besorgen, damit sie sich irgendwann mal selbst helfen könnte, schwirrst du sinnlos vorm Fenster rum. Ich bin wirklich froh, dass du nicht mein Stern bist. Mit dir an meiner Seite wäre ich so was von aufgeschmissen.« Konstantin schnaubte verächtlich.
Schlagartig ließ Aldebarans Leuchten nach. »Ich kann sie unmöglich allein lassen. Ich muss doch an ihrer Seite bleiben.«
»Und dafür lässt du sie so lange in Zelos’ Fängen? Glaubst du, sie wird dir das danken?«
»Warum nur bist du immer so giftig?«, jammerte Aldebaran.
Konstantin wollte ihr gerade sagen, dass das in seiner Natur lag, doch so weit kam er nicht.
Antares schwebte an die Seite seiner Artgenossin. »Das reicht jetzt. Wir müssen eine Lösung finden, statt uns Vorwürfe zu machen.«
Missmutig verkniff Konstantin sich einen weiteren blöden Spruch. »Die Götter weichen nicht von Taurus’ Seite, sagst du?«
Das rote Leuchten nahm wieder zu. »Sie sind bei ihr eingezogen. Nachts sind Zelos und Nike bei ihr. Tagsüber meist nur Nike, wie ich herausgehört habe. Sie hält sich im Hintergrund. Sobald ich mich endlich nähern kann, kommt mir einer von ihnen in die Quere. Kaum ist die Sonne untergegangen, sind sie sehr vorsichtig.«
Das war zu erwarten gewesen. Am Tag konnten die Zeichen nur auf ihre jeweilige Fähigkeit zurückgreifen und waren nicht mehr als ein verfluchter Mensch – das war wortwörtlich zu verstehen und nicht beleidigend. Wenn der Mond den Himmel übernahm und die Sterne an ihre Seite traten, hatten sie gemeinsam ein paar Asse im Ärmel.
Versöhnlicher erwiderte Konstantin: »So war es heute auch. Zuerst war nur Nike da. Sobald sie mich entdeckte, dauerte es etwa fünf Minuten und Zelos stand auf der Matte. Es dürfte schwierig werden, an Taurus heranzukommen.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Aldebaran trostlos.
»Wir suchen Selene auf. Sie wird eher wissen, wie wir gegen diese Gedächtnismanipulation ankommen, wenn selbst deine Berührung nicht hilft.« Konstantin vergrub seine geballte Faust in der Jackentasche und stapfte die dunkle Straße entlang. Die beiden Sterne folgten ihm dichtauf. Ihr pulsierendes Leuchten in Orange und Rot täuschte das Auge. Aus dem Augenwinkel wirkte es, als stünden die Häuser hinter ihnen in Flammen.
Es war ein passendes Bild. Konstantin hatte das dumpfe Gefühl, dass die Sache mit Taurus ihm noch viele schlaflose Nächte bereiten würde. Warum hatten sich die Götter ausgerechnet sie schnappen müssen? Jedem anderen Zeichen wäre er lieber nachgejagt.
Frankfurt am Main, Sachsenhausen
29. März 2018
Arianna
Arianna hatte sich auf einen schönen Nachmittag mit Zac gefreut. Es kam nicht oft vor, dass ihr Verlobter früher Feierabend machte. Stattdessen saß sie allein auf dem Sofa und zappte durch die Fernsehkanäle, weil er sich um seine Schwester kümmerte.
Schon nachmittags hatte Nicky sich schlecht gefühlt. Inzwischen blockierte sie seit Stunden das Badezimmer. Arianna erhöhte seufzend die Lautstärke. Beim lauten Würgen und Fluchen ihrer Schwägerin in spe wurde ihr ganz anders. Es war unbegreiflich, wie Zac es mit seiner Schwester so lange im selben Raum aushielt.
Sie liebte ihn für diese Art der Fürsorge, aber manchmal war die Schwesterliebe etwas übertrieben. Nicky lebte seit ein paar Wochen bei ihnen, während sie in Frankfurt auf Jobsuche war. Wie sie den finden wollte, wenn sie tagsüber nur in Ariannas kleinem Blumenladen rumhing, war ihr ein Rätsel. Zac zuliebe sagte sie nichts, denn Nicky war nicht allzu motiviert, von ihrer Seite zu weichen.
Arianna vermisste die Zweisamkeit. Auch wenn sie seit Jahren ein Paar waren, hatte sie von ihrem Freund noch lange nicht genug. Sie stutzte bei diesem Gedanken. Wann hatte sie Zac noch mal kennengelernt? Und vor allem wo? Es fiel ihr nicht ein. Ihre Gedanken fühlten sich verknotet an. Sie kannte Zac schon ihr halbes Leben lang. Wieso erinnerte sie sich dann nicht daran, wie er als Kind ausgesehen hatte oder ob sie zusammen zur Schule gegangen waren?
Beunruhigt setzte sie sich auf und schnappte sich ein Sofakissen. Wenn sie unruhig wurde, brauchten ihre Hände etwas zu tun. Nervös knetete sie das Kissen und dachte nach. Etwas stimmte nicht mit ihr, sonst hätte sie gewusst, wie lange sie und Zac schon ein Paar waren. Sie planten doch gerade ihre Hochzeit!
Unschlüssig betrachtete Arianna ihr Wohnzimmer. Es war genau so eingerichtet, wie sie es mochte, mit gedeckten Farben sowie vielen Pflanzen und Fotos. Zac hatte ihr beim Einzug vollkommen freie Hand gelassen. Nirgends war sein Einfluss zu sehen.
An den Kauf der Couch, auf der sie saß, erinnerte sich Arianna noch bestens. Eigentlich war das gute Stück zu groß für die Altbauwohnung. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatte ein paar Freunde aus der Berufsschule engagiert und die hatten fluchend und schwitzend die Garnitur nach oben geschleppt. Im Anschluss hatte Arianna allen Pizza und Bier spendiert. Es wurde eine der besten Partys, die diese Wohnung je gesehen hatte.
Etwas störte Arianna an der Erinnerung, auch wenn sie nicht benennen konnte, was. Inzwischen war der Stoff leicht abgewetzt und die letzte Party in ihren vier Wänden eine Weile her. Die Bilderrahmen, die auf der Wohnwand drapiert waren, zogen sie magisch an. Von der Sofa-Aktion war auch eines dabei und es zählte zu ihren liebsten Bildern.
Sie ließ das Kissen los und stand auf. Einem Impuls folgend, betrachtete sie besagtes Bild. Es zeigte Arianna umringt von ihren Schulfreunden bei einem Selfie in der neuen Wohnung. Eine Person fehlte, und zwar die wichtigste in ihrem Leben. Von Zac war auf diesem Schnappschuss nichts zu sehen. Warum hatte er ihr damals eigentlich nicht geholfen? Immerhin war er Ariannas Jugendliebe. So lange, wie sie sich kannten, wäre die Bezeichnung Sandkastenfreunde fast angebracht.
Ihr Blick schweifte zu den anderen Fotos. Auf fast allen war Arianna zu sehen, entweder mit Freunden oder ihrer Familie. Eine komische Ahnung stieg in ihr auf und sie betrachtete eingehend jedes Bild. Von Zac gab es genau ein einziges und das hatten sie vor ein paar Wochen beim Ausflug in den Vergnügungspark geschossen. Auf dieses Date hatte Arianna sich im Vorfeld lange gefreut, da Zac wegen der Arbeit monatelang kaum Zeit für so was gehabt hatte.
Warum gab es keine anderen Fotos von ihrem Verlobten oder seiner Familie? So nahe, wie er und Nicky sich standen, sodass er sogar ihre Haare hielt, wenn sie sich stundenlang übergab, sollte man doch meinen, es gäbe in seiner Wohnung ein Foto von ihr.
Seine Wohnung … nein, das stimmte nicht. Das hier war ihre Wohnung.
Wo war dieser Gedanke denn jetzt hergekommen? Arianna freute sich doch schon auf den gemeinsamen Nestbau. Warum schloss sie Zac aus? Beunruhigt nahm sie das Bild aus dem Vergnügungspark zur Hand. Mit dem Daumen strich sie über das Glas. Seit Jahren waren sie ein glückliches Paar. Wo waren die Fotos, die diese Liebe dokumentierten?
Im Flur klappte eine Tür. Nicky stöhnte gequält und rang sich ein paar Worte ab: »Wenn mir dieser Mistkerl das nächste Mal über den Weg läuft, lasse ich ihn dafür büßen.«
Zac schnaubte. »Du bist selbst schuld. Was lässt du ihn auch so nah an dich ran? Du solltest doch wissen, dass Scorpio gerissen ist und uns gefährlich werden kann.«
Verdutzt horchte Arianna auf. Worüber sprachen die beiden da nur? Ein Bild blitzte in ihrem Geist auf. Es war der junge Mann von heute Nachmittag, der einen Blumenstrauß für seine Mutter gekauft hatte. Er war ihr sofort bekannt vorgekommen, dabei war er ihr vollkommen fremd. Sie musste zugeben, dass er attraktiv war. Wäre sie mit Zac nicht so glücklich, hätte sie glatt schwach werden können bei diesen leuchtend grünen Augen und den schwarzen Haaren. Sie standen ihm gut. Wie war sein Name gewesen?
Konrad? Nein, Konstantin. Arianna kannte niemanden, der so hieß. Dieses Gefühl von Vertrautheit musste sie sich eingebildet haben.
Missmutig schüttelte sie den Kopf und betrachtete wieder das Bild in der Hand. In letzter Zeit schweiften ihre Gedanken öfter ab. Sie hatte den Geschwistern nebenan gar nicht mehr zugehört, so sehr war sie versunken.
»Du wirst deine Chance noch bekommen. Jetzt, wo er sie gefunden hat, kommt er garantiert wieder.«
Nicky gab ein unbestimmtes Brummen von sich, das in ein Röcheln überging und schlagartig nur noch halb so laut war. Die Dielen knarrten und Zac erschien im Türrahmen.
»Wovon sprecht ihr?«, fragte Arianna verwundert.
Ihr Freund sah sie mit großen Augen an. »Was machst du da? Ich dachte, du guckst fern.«
»Habe ich auch, dann wollte ich mir die Fotos ansehen. Warum gibt es nur das eine von uns? Wo sind all die anderen?«
Zacs Mundwinkel zuckte. Mit ausgreifenden Schritten durchquerte er das Wohnzimmer und nahm ihr das Bild ab. »Das ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
Trotzdem war sie beunruhigt. Irgendetwas stimmte hier nicht. »Aber …«
»Sch …«, unterbrach Zac sie, »du liebst mich doch und vertraust mir? Es ist egal, wie viele Fotos wir haben.«
War es das wirklich?
»Sieh mir in die Augen«, forderte Zac und Arianna kam der Aufforderung bereitwillig nach.
Sie liebte diese Augen.
»Wir brauchen keine Fotos.« Seine Stimme war süß wie Honig. »Auf unserer Hochzeit werden wir ganz viele aufnehmen lassen.«
Ja, die Hochzeit. Warum hatte Arianna sich gesorgt? Es war doch alles gut!
Zac fuhr fort. »Du liebst mich und ich liebe dich, mehr musst du nicht wissen.«
Er hatte recht. Die Liebe zu ihm war das Wichtigste in ihrem Leben. Alles andere war zweitrangig.
Zärtlich ergriff Zac ihre Hand und zog sie mit sich. »Es ist spät, wir sollten ins Bett gehen.«
Bei seinem Blick über die Schulter wurde ihr ganz warm und Arianna ging mit Freuden mit. Zac liebte und respektierte sie so sehr, dass er – vom Küssen mal abgesehen – keinen Finger an sie legte, weil er bis zur Eheschließung damit warten wollte. Wie konnte sie da an ihm zweifeln? Mit jedem Schritt, den sie mit ihm ging, fühlte sie sich leichter. Hier wurde sie geliebt. Es war alles gut. Die Zweifel waren vergessen.
Frankfurt am Main, Innenstadt
29. März 2018
Konstantin
Eine Straßenbahnfahrt später stand Konstantin vor dem prunkvollen Hotel, in dem Selene sich dieses Mal einquartiert hatte. Nicht dass sie dafür bezahlte. Sie benutzte den gleichen Trick wie Zelos. Somit erfüllte ihr der Inhaber mit Freuden jeden Wunsch – egal wie exzentrisch oder teuer er war. So war es immer. Nicht dass es Konstantin störte. An einem solchen Ort waren seine Gefährten bis zur kommenden Mondfinsternis gut aufgehoben und beschützten einander.
Der Portier sah ihn inzwischen nicht mehr schief von der Seite an. Stattdessen nickte er zum Gruß. Während der ersten Tage hatte Konstantin mit der schwarzen Schlüsselkarte winken müssen, um überhaupt eingelassen zu werden. Man konnte es dem Mann nicht verdenken. Die Gäste, die das Luxushotel für gewöhnlich besuchten, trugen feine Anzüge oder schicke Kleider und kamen nicht in Jeans und Hemd, während sie ein Gesicht zogen, als stünde ihnen eine Darmspiegelung bevor.
Mit dem Blumenstrauß in der Hand und zwei Sternen im Rücken, die außer ihm niemand sah, durchquerte Konstantin zügig die Lobby. Ihre Pracht beeindruckte ihn nicht. Mit seinem Vater war er schon öfter in solchen Hotels abgestiegen. Alles glänzte, überall war Marmor, es gab einen Springbrunnen, einige ausgewählte exotische Pflanzen und die Mitarbeiter lächelten so breit, als hätte der Joker persönlich ihnen mit dem Messer die Mundwinkel erweitert. Das Einzige, was sich unterschied, war die jeweilige Anordnung.
Mit der Schlüsselkarte entriegelte Konstantin den Privatfahrstuhl. Die Türen öffneten sich mit einem melodiösen Ping. Antares und Aldebaran folgten ihm in die großzügige Kabine. Durch die Schlüsselkarte steuerten sie automatisch das richtige Stockwerk an. Sie verbrachten die Fahrt schweigend.
Als sich die Türen öffneten, schwebte Taurus’ Stern neugierig in den offen gestalteten Raum. Die Präsidentensuite, die Selene für sich und ihre Getreuen beanspruchte, war riesig. Sie bestand aus mehreren Zimmern und bot ausreichend Platz für allerlei Gäste. Die meisten seiner Gefährten lümmelten in den Sesseln, aßen, betranken sich oder sahen fern. Konstantins Erscheinen folgte interessiertes Gemurmel.
Er selbst gesellte sich eher selten zu den anderen. Dafür fehlte ihm schlichtweg die Zeit. Seine Aufgabe war zu wichtig, um unnötig zu trödeln. Darum wohnte er auch nie im Unterschlupf der Göttin. Die Gefährten hätten ihn abgelenkt. Klar wäre Konstantins Leben hier angenehmer gewesen, doch genau davor hatte er Angst. Wenn er sich dem Müßiggang hingäbe, würde er keine Ergebnisse mehr erzielen. Sobald alle Zeichen vereint waren, konnte er über einen Umzug nachdenken. Meist schaffte er es erst kurz vor der Mondfinsternis, sie alle zu Selene zu bringen – wenn überhaupt.
So blieb er der ungesellige Einzelgänger, der es tunlichst vermied, der Mondgöttin auf der Tasche zu liegen. Für ihn fühlte es sich falsch an, mehr von ihr zu nehmen, als unbedingt nötig war.
Beim Anblick des roten Sterns drehte sich Virgo, die dem Fahrstuhl am nächsten saß, zu ihnen um. Die schwarzen Korkenzieherlocken hüpften durch die schwungvolle Bewegung auf und ab. »Hast du sie endlich gefunden … Konstantin?« Sie gewöhnten sich erst an ihre neuen Namen.
»Ja…«
Aldebaran fuhr ihm über den Mund, schoss zur Verkörperung der Jungfrau und klagte ihr Leid. Spica, Virgos hellblauer Stern, stimmte augenblicklich in die Empörung ihrer Artgenossin ein. Warum nicht gleich so? Was Konstantin sich alles hätte sparen können, wäre dieser dämliche Stern früher aufgetaucht …
Das Geschnatter nervte ihn. Suchend sah er sich um, doch Selene war nirgends zu sehen. Aldebaran würde dafür sorgen, dass die Gefährten auf den neuesten Stand kamen. Es war Konstantins Pflicht, die Göttin auf dem Laufenden zu halten.
Leo bemerkte seinen Blick und deutete mit einem Kopfnicken zu einer der drei Schlafzimmertüren. »Sie ist da drin.«
»Warte hier auf mich«, sagte er an Antares gewandt.
Der Stern trudelte zu den anderen.
Bedächtig ging Konstantin in die ihm gewiesene Richtung. Wenn Selene sich trotz des kürzlichen Einbruchs der Nacht zurückgezogen hatte, wollte er sie eigentlich nicht stören. Nur war seine heutige Entdeckung zu wichtig.
Er klopfte an. »Hier ist Scorpio. Ich würde gern etwas mit dir besprechen.«
Nach wenigen Sekunden erhielt er eine Antwort. »Komm herein.«
Konstantin drückte die Klinke herunter und trat ein. Das Zimmer war nur spärlich beleuchtet. Die Mondgöttin lag lediglich mit einem Bademantel bekleidet auf dem Bett. Das schwarze Haar breitete sich in feuchten Wellen über den Kissen aus. Sie las in einer Zeitschrift, während sie mit Schokolade überzogene Erdbeeren aß.
Konstantin legte die rechte Faust auf die Brust und verneigte sich tief. »Ich grüße dich, Selene. Ich habe dir etwas mitgebracht.« Aus dem Augenwinkel behielt er sie im Blick und wartete darauf, sich wieder aufrichten zu dürfen, während er ihr den Blumenstrauß entgegenstreckte.
Ungeduldig wedelte sie mit der Hand. »Du brauchst doch nicht so förmlich zu sein.«
»Du kennst mich«, sagte er schmeichelnd und schenkte ihr ein Lächeln.
»Leg die Blumen auf den Tisch.« Selene nahm eine weitere Erdbeere und stand anmutig auf.
»Ich habe Taurus gefunden«, verkündete Konstantin, während er ihrer Aufforderung nachkam.
Nur kurz hielt sie inne. »Hat sie mich verraten?« Zorn flackerte in ihrem Gesicht auf.
Zwar war das Verhältnis beider Zeichen nicht herzlich, trotzdem wollte er Arianna nicht unnötig Ärger bereiten. »Sie ist nicht erwacht, von ihrer Bestimmung weiß sie nichts.«
Langsam kam Selene auf ihn zu und setzte sich in einen der beiden Sessel. »Wie kann das sein? Was ist mit dem Stern?« Die Göttin machte eine einladende Geste zu dem anderen Sessel.
Konstantin schnaubte, während er sich setzte. »Der kommt nicht an sie ran und beschwert sich gerade nebenan darüber. Nike und Zelos haben sich an Taurus’ Fersen geheftet. Zelos beeinflusst sie und Taurus glaubt, er würde sie bald heiraten.«
Selene verzog das Gesicht. »Das arme Ding! Was hast du jetzt vor?«
»Ich muss mir etwas einfallen lassen, wie ich an Taurus herankomme. Ich hatte gehofft, du könntest mir dabei helfen.«
»Erzähl mir, was du herausgefunden hast.«
Konstantin erstattete Bericht und erwähnte auch die Dinge, die Aldebaran ihm erzählt hatte. »Ich muss sie aus diesem Bann befreien, damit sie dir dienen kann.«
»Das kannst du nicht«, erwiderte die Göttin schlicht.
Konstantin, der sich in der Hoffnung auf göttlichen Beistand gerade entspannt hatte, fuhr erschrocken hoch. »Was soll das heißen? Ist sie in diesem Zyklus für uns verloren?«
»Du kannst den Bann nicht auflösen. Er könnte jedoch verblassen, wenn du Zelos die Gelegenheit nimmst, ihn zu erneuern. Eine solch große Beeinflussung des eigenen Wesens bedarf regelmäßiger Kontrolle und Verstärkung«, erklärte sie.
»Wenn nicht mal Aldebaran an den Göttern vorbeikommt, wie soll mir das gelingen? Ich kann nicht gegen beide gleichzeitig kämpfen.«
»Nein, das wäre selbst für dich zu viel.«
»Kann ich ihr nicht einfach die Wahrheit sagen? Besteht die Chance, den Bann damit lösen zu können?«
Selene legte den Kopf schief. »Das würde ich lassen. Womöglich sträubt sie sich gegen die Wahrheit und ihr vernebelter Verstand sperrt sich erst recht dagegen, zu erkennen.«
»Wie lange muss sie von Zelos getrennt sein, damit der Bann verblasst?«, wollte Konstantin wissen.
»Ein paar Tage dürften reichen.«
»Tage? Heute hatte ich vielleicht zwei Minuten mit ihr allein.«
»Es wird dir gelingen. Ich habe vollstes Vertrauen in deine Fähigkeiten. Bisher hast du mich noch nie enttäuscht. Denk in aller Ruhe darüber nach, dann wirst du eine Lösung finden.« Selene lächelte zärtlich.
Konstantin spürte die uralte Verbindung, die sie untereinander hatten. »Hab Dank, dass du mich angehört hast. Ich werde dich nicht länger stören.« Konstantin erhob und verneigte sich schnell. Zum stillen Sitzenbleiben und die Hände in den Schoß legen war er nicht der Typ. Untätigkeit machte ihn unruhig. Wenn er nervös war, kam sein Naturell besonders schnell zum Vorschein. Nur selten hatten sein schwarzer Humor und die bissigen Kommentare ihm gute Dienste geleistet. Was weitere Gründe dafür waren, sich besser von den meisten seiner Gefährten fernzuhalten. Manche von ihnen waren etwas … empfindlich.
»Scorpio!« An der Tür angekommen, rief Selene ihn zurück.
Lächelnd drehte er sich um. »Kann ich noch etwas für dich tun?«
»Leo kann dir helfen«, teilte sie ihm mit.
Das war doch etwas. Normalerweise erlaubte Selene es den Zeichen nur ungern, den Rückzugsort zu verlassen. Die Gefahr, den Feinden in die Hände zu fallen, war zu groß. Was dann mit ihnen passieren konnte, sah man gerade am Beispiel von Taurus. Konstantin war der Einzige, dem es gestattet war, nach Belieben zu kommen und zu gehen, weil er Selenes Botengänge erledigte. Er neigte den Kopf. »Danke, er wird mir eine große Hilfe sein.«
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schwirrte Antares zu ihm. »Was sagt sie?«
»Wir sind für heute noch nicht fertig.«
Antares’ Licht wurde ein bisschen schwächer. »Du bleibst dir also treu und weigerst dich nach wie vor zu lernen, was das Wort Feierabend bedeutet.«
»Komm mit.« Gemeinsam gingen sie zu Leo, dem Zeichen des Löwen. Mit ihm verstand Konstantin sich am besten. Sie waren sich ähnlich und eine lange Freundschaft verband sie.
Leo hatte sich neben Virgo auf eines der Sofas gesetzt. Im Fernseher lief eine Krimiserie. Ganz offensichtlich gehörte ein Netflix-Account zu den Annehmlichkeiten der Suite. Schlafmöglichkeiten, bester Zimmerservice rund um die Uhr und alle Blockbuster und Serien, die man sich nur wünschen konnte – bis zum Sommer wäre die Hälfte der Zeichen fett und man bräuchte ein Stemmeisen, um ihre Hintern vom Ledersofa zu lösen.
Selene wusste, wie sie es ihren Getreuen bequem machte. Alle zogen nach ihrem Erwachen kurzfristig zu ihr. Die einzige Ausnahme bildeten für gewöhnlich Scorpio, gelegentlich Libra und die Fahnenflüchtigen Aquarius und Pisces.
Gemeinsam lebten sie bis zu ihrem Einsatz sorgenfrei und sicher. Zelos und seine Geschwister wagten es nicht, den Stützpunkt der Mondgöttin offen anzugreifen. Das war verlockend. So müsste Konstantin sich keine Sorgen über die drohenden Geldprobleme machen. Doch kam es für ihn einfach nicht infrage. Er hatte das dringende Bedürfnis, nicht auf Selenes Gunst angewiesen zu sein, sondern sie sich zu verdienen. Das konnte ihm nur gelingen, wenn er alle Zeichen für sie versammelte.
»Hey«, begrüßte er Leo knapp.
»Na, was gibt’s?« Sein Kumpel grinste fröhlich und ließ die strahlend weißen Zähne sehen. Mit der blonden Lockenmähne und den goldbraunen Augen sah er wirklich wie ein Löwe aus. Hallo, Klischee! Trotzdem mochte Konstantin ihn, sein Herz war am rechten Fleck – ebenfalls ein Klischee. Was man von seiner großen Klappe nicht behaupten konnte. Oder doch? Immerhin waren Löwen für ihr Gebrüll bekannt.
»Du darfst mir helfen, Taurus zurückzubekommen.«
»Bin dabei. Aldebaran ist wirklich außer sich. Wenn ich nur dran denke.« Leo machte würgende Geräusche. Virgo streckte angewidert die Zunge raus.
»Wo ist der Stern?«, fragte Konstantin, dem erst jetzt das Fehlen des roten Lichtes bewusst wurde.
»Sie ist zurück zu Taurus«, erklärte Virgo. »Wie willst du ihr helfen?«
Mit dem Zeichen der Jungfrau hatte Konstantin kein Problem. Deshalb weihte er beide in den Plan ein. Zumindest in den Teil, der während der vergangenen zehn Minuten in seinem Kopf bereits Gestalt angenommen hatte.
Von da an beschattete Konstantin täglich den Blumenladen und kaufte einen Blumenstrauß. Dummerweise kamen ihm die Osterfeiertage dazwischen und er verlor wertvolle Zeit. Die Tage, an denen Ariannas Laden geschlossen hatte, waren für ihn nur schwer zu ertragen gewesen. Er musste herausfinden, wie lange es dauerte, bis die Götter ihn bemerkten. Es vergingen nur Minuten, bis Nike auf ihn aufmerksam wurde. Von diesem Zeitpunkt an waren es exakt fünf weitere, bis auch Zelos dazukam. Das Zeitfenster war winzig, obwohl Konstantin verschiedene Uhrzeiten ausprobierte. Arianna störte sich nicht an seinen täglichen Besuchen.
Nike hingegen erdolchte Konstantin mit Blicken, tat davon abgesehen jedoch nichts Verräterisches. Auch wahrte sie einen gewissen Abstand, um weiteren Magenbeschwerden vorzubeugen. Es war ihm nur recht. Bis Antares die Brandblasen nachts geheilt hatte, waren sie ziemlich schmerzhaft gewesen.
In der Zwischenzeit traf Leo die nötigen Vorkehrungen. Diese waren fast abgeschlossen und morgen Nachmittag würden sie zuschlagen. Wäre er gläubig gewesen, hätte er dafür gebetet, dass alles nach Plan verlaufen würde. Doch da er wusste, bei welchen Göttern ein solches Gebet im Zweifelsfall ankäme, sparte er es sich.
Die Tür fiel klappernd ins Schloss und Konstantin entfernte sich ein paar Schritte vom Laden. Er blieb in der Fußgängerzone stehen, schloss die Augen und genoss die Sonne. Sollte er Selene gleich Bericht erstatten oder erst später am Abend?
»Hey, Kon«, grüßte ihn jemand.
Wie vom Blitz getroffen riss er die Augen auf. »Julia!« Überrascht drehte er sich zu seiner Ex um.
Sie sah nicht gut aus. Ihr fehlte das übliche Strahlen und sie war blass. Außerdem wirkten ihre Haare strähnig, und das, obwohl sie immer auf ihr Äußeres und besonders ihre Frisur achtete.
»Was machst du hier?«, fragte er.
»Die Frage ist wohl eher, was machst du hier eigentlich jeden Tag? Stalkst du diese Blumenverkäuferin oder ist sie deine neue Freundin? Stehst du jetzt auf den einfachen Typ?«
Konstantin war perplex. Wieso wusste Julia von den täglichen Besuchen? »Davon abgesehen, dass dich das nichts mehr angeht, woher willst du das wissen?«
»Ich hab dein Handy geortet, Einstein. Seit Tagen pendelst du von einem Hostel in Bornheim zu einem Luxushotel oder diesem Laden und wieder zurück. Bitte komm wieder nach Hause. Ich vermisse dich und Lukas auch.«
Innerlich stöhnte er. In den Zeiten vor GPS und Smartphones war es definitiv leichter gewesen, in einer großen Stadt unterzutauchen und dem bisherigen Leben aus dem Weg zu gehen. »Ich komme nicht mehr zurück. Vergesst mich einfach.«
»Machst du irgendeine Krise durch? Ist dir das Studium vielleicht zu viel geworden? Kon, ich will dir beistehen, nur musst du mich auch lassen. Ich bin nicht die Einzige, die sich um dich sorgt. Deiner Familie geht es ebenso.«
Konstantin riskierte einen Blick zum Blumenladen. Im Schaufenster stand Zelos und beobachtete sie beide. Zu ihrem eigenen Schutz musste er Julia schnellstmöglich loswerden. Es war zu gefährlich, wenn sich der Gott für sie interessierte. Womöglich käme Zelos auf die Idee, über sie an Konstantin ranzukommen. Er musste improvisieren, damit sie in Sicherheit war. »Ich schlafe mit einer anderen, okay? Schreib mich lieber ab. Ich habe dich längst vergessen.«
Julia sah ihn an, als hätte er sie geschlagen. »Du lügst.« Ihre Stimme zitterte. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
»Was glaubst du denn, für wen ich jeden Tag Blumen kaufe?« Konstantin gab sich bewusst gehässig. Julia tat ihm leid, doch es war sicherer für sie, nicht mit ihm gesehen zu werden.
Dicke Tränen liefen ihre Wangen hinab. »Du bist so ein Arsch!«, rief sie mit bebenden Lippen. Dann drehte sie sich um und lief davon.
Konstantin seufzte, das war nicht nett, aber nötig gewesen. Er zog sein Smartphone aus der Tasche und suchte nach einem Handyladen in der Nähe. Er brauchte dringend eine Prepaidkarte, deren Nummer niemand aus seinem alten Leben kannte.
Frankfurt am Main, Sachsenhausen
10. April 2018
Arianna
Die letzten Tage waren seltsam gewesen. Zac war viel öfter zu Hause. Entweder machte er früher Feierabend oder hatte etwas vergessen, ohne das er nicht durch den Tag kam. Nicky war seit der Magen-Darm-Grippe zickig. Sie war wohl noch nicht wieder auf dem Damm und es lag daran.
Arianna fragte sich, ob ihr neuer Stammkunde auch heute vorbeikäme. Seit seinem ersten Besuch war Konstantin jeden Tag hier gewesen und hatte Blumen gekauft. Da wurde sie glatt neidisch. Sie selbst hatte schon länger keine mehr bekommen. Niemand hielt es für nötig, dem Blumenmädchen welche zu schenken. Immerhin war Arianna den ganzen Tag von ihnen umgeben. Gedankenverloren drapierte sie ein paar Töpfe im Schaufenster.