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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Antike, Note: sehr gut, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Aristoteles - Politik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die „Politik“ des Aristoteles wird, nebst der Nikomachischen Ethik, als sein Hauptwerk gesehen – und das mit gutem Grund–, legt der Philosoph doch in diesem Werk seine Staatsphilosophie da. Diese politische Philosophie beinhaltet Gedanken, die dem heutigen Leser befremdlich, wenn nicht sogar skandalös erscheinen. Aristoteles’ Weltbild kann zwar nach wie vor beeindrucken, scheint allerdings, betrachtet vor dem Hintergrund der modernen Kultur und Wissenschaft, hoffnungslos veraltert und gestrig zu sein. Bei ihm sind ethisch hochgesteckte Ansprüche an den Menschen und die Gesellschaft eng verwoben mit der Legitimierung von Zusammenhängen, deren Anliegen sich aus heutiger Sicht nicht verteidigen lässt, wie er etwa seine Auffassungen zur Glückseligkeit mit der Verteidigung der Sklavenhaltergesellschaft zusammen sieht. Daher ist besonders Aristoteles’ Menschenbild im Hinblick auf die Sklaverei und darauf, welche Rolle die Frau in der Polis zu spielen hat, oftmals diskutiert worden. Zwar ist es durchaus möglich, die anstößig klingenden Teile des Werkes beiseite zu lassen, eine in der Forschung durchaus nicht unübliche Praxis (bspw. zu sehen in Charpa: Aristoteles), doch ignoriert man damit die Tatsache, dass Aristoteles’ politische Philosophie auf tiefen Unterschieden, Eingrenzungen der griechischen Bürgerschaften und Ausgrenzungen bestimmter Gruppen fußt. Es ist richtig, dass Aristoteles nicht dem System der Sklaverei seiner Zeit die philosophischen Weihen erteilt, da es sich um eine ganz andere Form der Abhängigkeit handelt, die er „natürlich“ findet, dennoch handelt es sich um eine tatsächliche Form der Sklaverei, bei der die Wortwahl „Sklave“ (doulos) und „Sklaverei“ (douleia) völlig zutreffend ist. Diese Arbeit möchte einen Überblick über die Funktionen, Rechte und Stellung des Sklaven in der von Aristoteles konstruierten idealen Polis geben. Sie will sich mit der Frage befassen, ob der Sklave, der nicht als rein wirtschaftliches Objekt, sondern als Teil eines Systems von Abhängigkeiten im präpolitischen Raum gesehen wird, bei Aristoteles überhaupt als vollwertiger Mensch angesehen werden kann, die Rolle des Sklaven im Oikos und damit das Herrschaftsverhältnis zwischen Herr und Sklaven genauer analysieren und den Unterschied zwischen Sklaverei, die auf der Natur und solcher, die auf Gesetzen basiert, betrachten. Auch Aristoteles’ Kritiker sollen exemplarisch zu Wort kommen.
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„Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört.“
0. Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Rolle des Sklaven
2. 1. Die Stellung der Sklaven in der Hausgemeinschaft
2.2. Sklaverei von Natur aus vs. Sklaverei aufgrund von Gesetz und Gewalt
2.3. Rechtfertigung der Sklaverei
2.4. Barbaren
2.5. Oikos und Polis
3. Kritische Anmerkungen
4. Abschließende Bemerkungen
5. Literaturverzeichnis
Die „Politik“ des Aristoteles wird – nebst der Nikomachischen Ethik – als sein Hauptwerk gesehen – und das nicht ohne Grund, legt der Philosoph doch in diesem Werk seine Staatsphilosophie da. Er analysiert den
„Aufbau der menschlichen Gemeinschaft und der Techniken der Staatsführung im Hinblick auf eine Staatsform, die ein Maximum von Stabilität mit einem Maximum von Zweckmäßigkeit und Gerechtigkeit verbindet.“[1]
Diese politische Philosophie beinhaltet Gedanken, die dem heutigen Leser befremdlich, wenn nicht sogar skandalös erscheinen. Aristoteles’ Weltbild kann zwar nach wie vor beeindrucken, scheint allerdings, betrachtet vor dem Hintergrund der modernen Kultur und Wissenschaft, hoffnungslos veraltert und gestrig zu sein.
Bei ihm sind ethisch hochgesteckte Ansprüche an den Menschen und die Gesellschaft eng verwoben mit der Legitimierung von Zusammenhängen, deren Anliegen sich aus heutiger Sicht nicht verteidigen lässt, wie er etwa seine Auffassungen zur Glückseligkeit mit der Verteidigung der Sklavenhaltergesellschaft zusammen sieht.[2] Daher ist besonders Aristoteles’ Menschenbild im Hinblick auf die Sklaverei[3] und darauf, welche Rolle die Frau in der Polis zu spielen hat, oftmals diskutiert worden.
Aber auch im Hinblick darauf, dass nicht nur Sklaven, sondern auch Metöken[4], Handwerker, Kaufleute und gewöhnliche Bauern aus der Teilhabe an der Bürgerschaft der Polis ausgeschlossen sind, liefert die Politik des Aristoteles Stoff zur gründlichen Untersuchung, wobei die Sklaverei Aristoteles immerhin legitimierungsbedürftig schien, während nirgends die Tatsache in Frage gestellt wird, dass fremde Einwanderer oftmals über Generationen nicht die Chance erhalten, Bürger zu werden.[5]
Zwar ist es durchaus möglich, die anstößig klingenden Teile des Werkes beiseite zu lassen oder als unwichtig abzutun, was in der Forschung durchaus eine nicht unübliche Praxis ist[6], doch ignoriert man hiermit die Tatsache, dass Aristoteles’ politische Philosophie auf tiefen Unterschieden, Eingrenzungen der griechischen Bürgerschaften und Ausgrenzungen bestimmter Gruppen fußt.[7] Es ist zwar richtig, dass Aristoteles nicht dem System der Sklaverei seiner Zeit „die philosophischen Weihen erteilt, da es sich um eine ganz andere Form der Abhängigkeit handelt, die er „natürlich“ findet“[8], dennoch handelt es sich um eine tatsächliche Form der Sklaverei, bei der die Wortwahl „Sklave“ (doulos) und „Sklaverei“ (douleia) völlig zutreffend ist.
Diese Hausarbeit möchte einen Überblick über die Funktionen, Rechte und Stellung des Sklaven in der von Aristoteles konstruierten idealen Polis geben, denn die Herausarbeitung der Struktur der Relation zwischen Herr und Sklave ist in ihrer Bedeutung nicht allein auf die Sklaverei als Bedingung des Hauses beschränkt, „sondern ist auch auf den weiten Rahmen der Herrschaftsformen in der Polis bezogen“[9]. Sie will sich mit der Frage befassen, ob der Sklave, der nicht als rein wirtschaftliches Objekt, sondern vielmehr als Teil eines Systems von Abhängigkeiten im präpolitischen Raum gesehen wird, bei Aristoteles überhaupt als vollwertiger Mensch angesehen werden kann, die Rolle des Sklaven im Oikos und damit das Herrschaftsverhältnis zwischen Herr und Sklaven genauer analysieren und den Unterschied zwischen Sklaverei, die auf der Natur und solcher, die auf Gesetzen basiert, betrachten. Auch Aristoteles’ Kritiker sollen exemplarisch zu Wort kommen.
Besonderen Wert legt Aristoteles auch bei seinen Staatstheorien auf die so genannte analytische Methode: Um den Staat als Ganzes zu verstehen, ist es wichtig, zunächst seine einzelnen Glieder zu betrachten:
„Wie man nämlich auch anderswo das Zusammengesetzte bis zu den nicht mehr zusammengesetzten Teilen zerlegen muß (denn diese sind die kleinsten Teile des Ganzen), so müssen wir auch beim Staate erkennen, woraus er zusammengesetzt ist.“[10]