Die Sonette - The Sonnets - William Shakespeare - E-Book

Die Sonette - The Sonnets E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Shakespeares sämtliche Sonette zweisprachig - jetzt endlich wieder lieferbar Shakespeares Sonette sind eines der größten Rätsel und Wunder der Weltliteratur: ein Zyklus aus Liebesgedichten, dessen Adressaten wir nicht kennen, Worte von Glut und Leidenschaft, deren Faszination so unergründlich wie fesselnd ist. Klaus Reichert, einer der besten Kenner der angelsächsischen Literatur und gelehrter Übersetzer, hat erstmals den gesamten Zyklus in Prosa übertragen.

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William Shakespeare

Die Sonette The Sonnets

Aus dem Englischen übersetzt,kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Klaus Reichert

FISCHER E-Books

Inhalt

Widmung123456789101112131415161718192021222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130132132133134135136137138139140141142143144145146147148149150151152153154KommentarDie WidmungDie Sonette»Immer anders, immer das«

TO.THE.ONLY.BEGETTER.OF.

THESE.ENSUING.SONNETS.

MR.W.H.ALL.HAPPINESS.

AND.THAT.ETERNITY.

PROMISED.

BY.

OUR.EVER-LIVING.POET.

WISHETH.

THE.WELL-WISHING.

ADVENTURER.IN.

SETTING.

FORTH.

T. T.

Dem einzigen Erzeuger dieser

nachfolgenden Sonette

Mr. W.H. alles Glück

und diese Ewigkeit

verheißen

von

unserem immer lebenden Dichter

wünscht

der Gutes wünschende

Unternehmer der

Veröffentlichung

T. T.

1

From fairest creatures we desire increase,

That thereby beauty’s rose might never die,

But as the riper should by time decease,

His tender heir might bear his memory:

But thou, contracted to thine own bright eyes,

Feed’st thy light’s flame with self-substantial fuel,

Making a famine where abundance lies,

Thyself thy foe, to thy sweet self too cruel.

Thou that art now the world’s fresh ornament,

And only herald to the gaudy spring,

Within thine own bud buriest thy content,

And, tender churl, mak’st waste in niggarding.

Pity the world, or else this glutton be,

To eat the world’s due, by the grave and thee.

Von schönsten Wesen wünschen wir ein Mehr, damit die Rose Schönheit niemals sterbe, denn da sie, reifer, abstirbt mit der Zeit, könnte ein zarter Erbe das Gedächtnis weitertragen.

Doch du, verfallen deinen eignen Strahlenaugen, nährst deines Lichtes Flamme mit Feuer aus dir selbst, machst Hungersnot aus einer Überfülle, Feind dir selbst, zu grausam zu dem süßen Selbst.

Du, der du jetzt die frische Zier der Welt bist, einziger Herold des verschwenderischen Frühlings, begräbst in deiner eignen Knospe, was da glücklich sprießt, vergeudest, zarter Knicker, wüst durch Geiz.

Erbarme dich der Welt, sonst bist du ihr Verprasser: es verschlingen, was der Welt gebührt, das Grab und du.

2

When forty winters shall besiege thy brow,

And dig deep trenches in thy beauty’s field,

Thy youth’s proud livery, so gazed on now,

Will be a tattered weed of small worth held:

Then being asked, where all thy beauty lies,

Where all the treasure of thy lusty days,

To say, within thine own deep-sunken eyes,

Were an all-eating shame and thriftless praise.

How much more praise deserved thy beauty’s use

If thou couldst answer, »This fair child of mine

Shall sum my count, and make my old excuse«,

Proving his beauty by succession thine:

This were to be new made when thou art old,

And see thy blood warm when thou feel’st it cold.

Wenn vierzig Winter deine Stirn belagern und tiefe Gräben ziehn in dieses schöne Feld, wird all die jugendstolze Pracht, die jetzt die Blicke auf sich zieht, zerrißner Lumpen sein und wenig wert geachtet.

Wenn man dich fragte, dann, wo liegt jetzt alle deine Schönheit, wo aller Schatz aus deinen heitren Tagen, und sagtest du, in deinen tiefgesunknen Augen, so wär’s nagende Scham und leerer Preis.

Um wieviel größern Preis verdiente deiner Schönheit Wuchern, könntest du sagen, »Dies, mein schönes Kind, ist die Bilanz des, was ich zählte, und schreibt gut, was ich einstmals hatte«, daß durch das Erbe seine Schönheit ist die deine.

So wärst du neu geschaffen, wenn du alt, und sähst dein Blut warm, wenn du spürst: ’s ist kalt.

3

Look in thy glass and tell the face thou viewest

Now is the time that face should form another,

Whose fresh repair if now thou not renewest

Thou dost beguile the world, unbless some mother.

For where is she so fair whose uneared womb

Disdains the tillage of thy husbandry?

Or who is he so fond will be the tomb

Of his self-love, to stop posterity?

Thou art thy mother’s glass, and she in thee

Calls back the lovely April of her prime:

So thou through windows of thine age shalt see,

Despite of wrinkles, this thy golden time.

But if thou live remembered not to be,

Die single, and thine image dies with thee.

Schau in deinen Spiegel und sage dem Gesicht, das du da siehst, jetzt ist die Zeit, daß dies Gesicht ein andres bilden müßte, denn wenn du jetzt die Frische nicht erneust, wirst du die Welt betrügen, unsegnen eine Mutter.

Wo wäre eine Schönste, deren unbesäter Schoß die Pflugschar deines Ackerns schmähte? Wer wäre ein so Törichter, das Grab zu werden seiner Eigenliebe, Nachwelt zu unterbinden?

Du bist der Spiegel deiner Mutter, denn in dir ruft sie den lieblichen April der eignen Blüte sich zurück. So wirst auch du durch Fenster deines Alters, trotz der Runzeln, dies hier sehen: deine goldene Zeit.

Doch lebst du, daß man deiner nicht gedenke, dann stirb allein, und mit dir stirbt dein Bild.

4

Unthrifty loveliness, why dost thou spend

Upon thyself thy beauty’s legacy?

Nature’s bequest gives nothing, but doth lend,

And being frank, she lends to those are free:

Then, beauteous niggard, why dost thou abuse

The bounteous largesse given thee to give?

Profitless usurer, why dost thou use

So great a sum of sums, yet canst not live?

For having traffic with thyself alone,

Thou of thyself thy sweet self dost deceive;

Then how, when nature calls thee to be gone,

What acceptable audit canst thou leave?

Thy unused beauty must be tombed with thee,

Which used, lives th’ executor to be.

Verschwenderische Lieblichkeit, warum vergeudest du an dich nur deiner Schönheit Lehen? Die Gabe der Natur gibt nichts, sie leiht, und da sie generös ist, leiht sie Generösen.

Was, schöner Geizhals, mißbrauchst du dann das üppige Geschenk, das dir gegeben ist zu geben? Zinslos wuchernd – was verbrauchst du so großer Summen Summe und kannst dennoch nicht leben?

Denn da du nur mit dir allein verkehrst, betrügst dein süßes Selbst du um dich selbst. Und wie, wenn die Natur dich ruft zu gehn, welch ausgeglichene Bilanz kannst du dann hinterlassen?

Ungenutzt geht deine Schönheit mit dir zu Grab, genutzt ist sie dein lebend Testament.

5

Those hours that with gentle work did frame

The lovely gaze where every eye doth dwell

Will play the tyrants to the very same,

And that unfair which fairly doth excel.

For never-resting time leads summer on

To hideous winter, and confounds him there,

Sap checked with frost and lusty leaves quite gone,

Beauty o’er-snowed and bareness everywhere;

Then were not summer’s distillation left,

A liquid prisoner pent in walls of glass,

Beauty’s effect with beauty were bereft,

Nor it, nor no remembrance what it was.

But flowers distilled, though they with winter meet,

Leese but their show; their substance still lives sweet.

Die Stunden, die in sanftem Werk den Anblick, diesen lieblichen, geformt, an dem ein jedes Auge hängt, sie werden ihm einst den Tyrannen spielen und das entschönen, was das Schöne übertrifft.

Denn nimmerruhende Zeit zieht fort den Sommer in den grausen Winter und zerstört ihn da – der Saft erstarrt vom Frost, das Flatterlaub verschwunden, die Schönheit überschneit und Öde überall.

Wär da nicht die Essenz des Sommers übrig, ein flüssiger Gefangner in Glaswände eingesperrt, dann wäre mit der Schönheit auch der Schönheit Frucht verflogen – nicht sie mehr, nicht Erinnerung, was sie gewesen.

Doch die Essenz der Blumen! Im Winter verlieren Blumen ja nur ihre Pracht: ihr Wesen lebt – süß und für immer.

6

Then let not winter’s ragged hand deface

In thee thy summer, ere thou be distilled:

Make sweet some vial, treasure thou some place

With beauty’s treasure, ere it be self-killed.

That use is not forbidden usury

Which happies those that pay the willing loan;

That’s for thyself to breed another thee,

Or ten times happier, be it ten for one:

Ten times thyself were happier than thou art,

If ten of thine ten times refigured thee;

Then what could death do if thou shouldst depart,

Leaving thee living in posterity?

Be not self-willed, for thou art much too fair

To be death’s conquest and make worms thine heir.

Dann laß des Winters Reißhand in dir den Sommer nicht entstellen, eh die Essenz nicht abgezogen ist: füll süß ein Fläschchen, mach reich einen Ort durch Reichtümer der Schönheit, eh sie sich selbst ermordet.

Die Art des Wucherns ist ja nicht verboten, die die beglückt, die üppig Zinsen zahlen. Es heißt für dich, ein andres Du zu hecken, nein zehnmal glücklicher, wenn’s zehn für eins ergibt.

Zehnmal du selbst wär mehr Glück, als du bist, wenn zehn von dir dich zehnmal wiedergäben: Was täte dann der Tod, wenn du dahingehst? Er muß dich leben lassen im eignen Fleisch und Blut.

Sei nicht dir selbst genug, denn du bist viel zu schön für Todesbeute, Würmer nur als Erben.

7

Lo, in the Orient when the gracious light

Lifts up his burning head, each under eye

Doth homage to his new appearing sight,

Serving with looks his sacred majesty;

And having climbed the steep-up heavenly hill,

Resembling strong youth in his middle age,

Yet mortal looks adore his beauty still,

Attending on his golden pilgrimage:

But when from high-most pitch with weary car,

Like feeble age he reeleth from the day,

The eyes, fore-duteous, now converted are

From his low tract, and look another way:

So thou, thyself out-going in thy noon,

Unlooked on diest, unless thou get a son.

Schau, wenn im Osten das gnadenreiche Licht den Flammenkopf erhebt, dann huldigt jedes Auge unten dem neu erscheinenden Gesicht, mit Blicken der Verehrung für die heilige Majestät.

Und wenn es den steilen Himmelsberg erstiegen, der starken Jugend gleich in ihrem mittlern Alter, bewundern Menschenblicke seine Schönheit immer noch und warten auf der goldnen Pilgerschaft.

Doch wenn’s vom höchsten Punkt mit müdem Wagen kraftlos wie das Alter wankt dahin vom Tag, gleich sind die eben noch verehrungsvollen Augen abgelenkt von seiner niedern Bahn und schaun woanders hin.

So wirst du, über deine Mittagszeit hinaus, unangeblickt ersterben, zeugst du nicht eine neue Sonne, einen Sohn.

8

Music to hear, why hear’st thou music sadly?

Sweets with sweets war not, joy delights in joy;

Why lov’st thou that which thou receiv’st not gladly,

Or else receiv’st with pleasure thine annoy?

If the true concord of well-tuned sounds

By unions married, do offend thine ear,

They do but sweetly chide thee, who confounds

In singleness the parts that thou shouldst bear:

Mark how one string, sweet husband to another,

Strikes each in each by mutual ordering,

Resembling sire, and child, and happy mother,

Who all in one, one pleasing note do sing:

Whose speechless song being many, seeming one,

Sings this to thee: »Thou single wilt prove none.«

Dich hören ist Musik – was hörst du trist Musik? Sanftes bekriegt nicht Sanftes, Lust freut sich an Lust: was liebst du fröhlich nicht, was du empfängst, empfängst mit Freude dafür den Verdruß?

Wenn der Zusammenklang der wohlgestimmten Töne, vereint in Harmonie, dein Ohr verletzt – sie schelten dich ja doch nur sanft, daß du, für dich allein, die Stimmen störst, die du hättst tragen sollen.

Horch – eine Saite, der andern sanft vermählt, wie jede schlägt in jede in wechselseitiger Ordnung, und Vater, Kind und froher Mutter gleichen, die, alle eins, in einem Freudenton da singen:

Ihr sprachlos Lied, aus vielen, eines scheinend, singt dir dies zu: »Nur einer, bist du keiner.«

9

Is it for fear to wet a widow’s eye

That thou consum’st thyself in single life?

Ah, if thou issueless shalt hap to die,

The world will wail thee like a makeless wife;

The world will be thy widow, and still weep

That thou no form of thee hast left behind,

When every private widow well may keep,

By children’s eyes, her husband’s shape in mind:

Look what an unthrift in the world doth spend,

Shifts but his place, for still the world enjoys it;

But beauty’s waste hath in the world an end,

And kept unused the user so destroys it:

No love toward others in that bosom sits

That on himself such murd’rous shame commits.

Ist es aus Angst, ein Witwenaug zu netzen, daß du dich da verbrauchst, alleine lebend? Ach, wenn du folgenlos einst solltest sterben, bejammert dich die Welt wie eine gefährtenlose Frau.

Die Welt wär deine Witwe, weint und weint, weil du kein Bild von dir zurückgelassen, wo jede Witwe sonst in Kinderaugen die Gestalt des Gatten vor sich sieht.

Schau, was ein Verschwender in der Welt vergeudet – es wechselt bloß den Ort, denn alle Welt genießt es. Doch brachgelegte Schönheit hat ein Ende in der Welt und ungenutzt gehabt, zerstört sie, wer sie hat.

Keine Liebe zu andern ist in einem Herzen, das da sich selbst so schändlich mordet.

10

For shame deny that thou bear’st love to any,

Who for thyself art so unprovident;

Grant, if thou wilt, thou art beloved of many,

But that thou none lov’st is most evident:

For thou art so possessed with murd’rous hate

That ’gainst thyself thou stick’st not to conspire,

Seeking that beauteous roof to ruinate

Which to repair should be thy chief desire:

O change thy thought, that I may change my mind;

Shall hate be fairer lodged than gentle love?

Be as thy presence is, gracious and kind;

Or to thyself at least kind-hearted prove,

Make thee another self for love of me,

That beauty still may live in thine or thee.

Wie schändlich! Streite ab, irgendwen zu lieben, bist du dir selber ja so einerlei. Gib zu, wenn du magst, daß du geliebt von vielen, doch daß du niemand liebst, ist deutlich.

Denn dich besitzt so mörderischer Haß, daß du dich gegen dich verschwörst, ohne zu zögern, das feine Haus zerrütten möchtest, das zu erhalten dein höchster Wunsch hätt’ sollen sein.

O ändre deinen Sinn – ich ändere mein Sinnen. Soll Haß denn schöner wohnen als die zarte Liebe? Sei, wie du erscheinst, so anmutig und mild – mindestens mildherzig gegen dich.

Mach dir ein zweites Selbst aus Liebe zu mir, daß Schönheit lebe in dem Deinen oder dir.

11

As fast as thou shalt wane, so fast thou grow’st

In one of thine, from that which thou departest;

And that fresh blood which youngly thou bestow’st

Thou mayst call thine, when thou from youth convertest;

Herein lives wisdom, beauty, and increase;

Without this, folly, age and cold decay.

If all were minded so, the times should cease,

And threescore year would make the world away:

Let those whom nature hath not made for store,

Harsh, featureless and rude, barrenly perish;

Look whom she best endowed, she gave the more,

Which bounteous gift thou shouldst in bounty cherish:

She carved thee for her seal, and meant thereby

Thou shouldst print more, not let that copy die.

So schnell, wie du vergehn wirst, so schnell wächst du heran in einem Deinen, in dem, was von dir kommt. Und dieses frische Blut, das jung du gibst, das nennst du dein, wenn du dich abkehrst von der Jugend.

Darin lebt Weisheit, Schönheit und ein Mehr, und ohne diese: Torheit, Alter, Kälte und Verfall. Wärn alle so gesinnt, hörten die Zeiten auf, nach sechzig Jahren wär die Welt dahin.

Wen die Natur zur Mehrung nicht gemacht – roh, grob, gesichtslos –, der gehe unfruchtbar zu Grunde. Doch sieh, wen sie begabte mit dem Besten, dem gab sie um so mehr, und diese Fürstengabe mußt du fürstlich nutzen.

Sie schnitt sich dich zum Siegel, und das hieß, du solltest weiter siegeln, nicht das Muster sterben lassen.

12

When I do count the clock that tells the time,

And see the brave day sunk in hideous night;

When I behold the violet past prime,

And sable curls all silvered o’er with white:

When lofty trees I see barren of leaves,

Which erst from heat did canopy the herd,

And summer’s green all girded up in sheaves

Borne on the bier with white and bristly beard:

Then of thy beauty do I question make,

That thou among the wastes of time must go,

Since sweets and beauties do themselves forsake,

And die as fast as they see others grow,

And nothing ’gainst Time’s scythe can make defence

Save breed to brave him, when he takes thee hence.

Wenn ich die Schläge zähle, die die Zeit ansagen, und seh den lichten Tag in Schauernacht versinken, wenn ich das Veilchen nach der Blüte schaue und schwarze Locken übersilbert weiß:

Wenn ich die stolzen Bäume blattlos sehe, die jüngst die Herde vor der Glut beschirmten, und Sommergrün zu Garben aufgebunden, aufgebahrt mit weißem Stoppelbart:

Dann stelle ich in Frage deine Schönheit, auch du gehst hin in die Verwüstungen der Zeit, denn alles Liebliche und Schöne gibt sich selbst ja auf und stirbt, so schnell wie andres es erwachsen sieht:

Gegen die Sichel Zeit hat gar nichts einen Sinn – nur zeugend sie zu stellen, wenn sie dich nimmt dahin.

13

O that you were your self! But, love, you are

No longer yours, than you yourself here live;

Against this coming end you should prepare,

And your sweet semblance to some other give:

So should that beauty which you hold in lease

Find no determination; then you were

Yourself again, after yourself’s decease,

When your sweet issue your sweet form should bear.

Who lets so fair a house fall to decay,

Which husbandry in honour might uphold

Against the stormy gusts of winter’s day

And barren rage of death’s eternal cold?

O none but unthrifts, dear my love you know:

You had a father; let your son say so.

O wärest du du selbst! Ach, Lieber, du bist nicht länger dein als du, du selbst, hier lebst. Bereite dich aufs Ende vor, das kommt, und gib dein süßes Bild an einen andern weiter.

So wäre dieser Schönheit, die du nur geliehen, keine Frist gesetzt; dann wärst du wieder du, wenn du verschieden – wenn deine süße Frucht trüg deine süße Form.

Wer gäb ein solches stolzes Haus preis dem Verfall, wenn Umsicht es in Ehren sichern könnte gegen das Sturmgebraus des Wintertags, das leere Rasen ewiger Todeskälte?

Ach, nur Verschwender. Darum, Lieber, denk daran: du hattest einen Vater, mach, daß dein Sohn das gleiche sagen kann.

14

Not from the stars do I my judgement pluck;

And yet, methinks, I have astronomy,

But not to tell of good or evil luck,

Of plagues, of dearths, or seasons’ quality;

Nor can I fortune to brief minutes tell,

Pointing to each his thunder, rain and wind;

Or say with princes if it shall go well

By aught predict that I in heaven find;

But from thine eyes my knowledge I derive,

And, constant stars, in them I read such art

As truth and beauty shall together thrive

If from thyself, to store thou wouldst convert:

Or else of thee this I prognosticate,

Thy end is truth’s and beauty’s doom and date.

Nicht von den Sternen leite ich mein Urteil her. Und trotzdem bin ich, glaub ich, sternenkundig, doch nicht, um Unheil oder Glück vorherzusagen, nicht Seuchen, Hungersnöte, Jahreszeiten.

Noch kann ich prophezeien die Minute, in der es donnert, regnet oder stürmt, nicht sagen, ob bei Fürsten etwas günstig steht, aus Zeichen, die am Himmel hoch ich finde.

Doch leite ich von deinen Augen her mein Wissen und les in ihnen, den beständigen Sternen, solche Kunst, daß Wahr und Schön zusammenwirken werden, wenn du nur selbst umdächtest, sie zu mehren.

Wenn nicht, dann sage ich dir dies voraus: dein Ende ist des Wahren, Schönen Schluß und Aus.

15

When I consider everything that grows

Holds in perfection but a little moment;

That this huge stage presenteth naught but shows

Whereon the stars in secret influence comment;

When I perceive that men as plants increase,

Cheered and checked even by the self-same sky,

Vaunt in their youthful sap, at height decrease,

And wear their brave state out of memory:

Then the conceit of this inconstant stay

Sets you, most rich in youth, before my sight,

Where wasteful time debateth with decay

To change your day of youth to sullied night:

And all in war with time for love of you

As he takes from you, I engraft you new.

Wenn ich bedenke – alles, was da wächst, kommt zur Erfüllung nur in einem kleinen Augenblick; daß diese Riesenbühne hier nichts spielt als Stücke, von Sternen kommentiert, in dem, was sie verschwiegen sagen;

wenn ich sehe, wie Mensch und Pflanze sich entwickeln, befördert und behindert unter gleichem Himmel, im jugendlichen Saft frohlocken, abnehmen auf dem Höhepunkt und ihren Glanz abtragen, bis sie vergessen sind:

Dann stellt der vorgestellte flüchtige Aufenthalt mir dich, du jugendreicher, vor das Auge, wo die Vergeuderin, die Zeit, im Wettstreit liegt mit dem Verfall, um deinen Jugendtag in ekle Nacht zu wandeln:

Und mit der Zeit im Krieg, da ich dich liebe, schreib ich, im Maß, wie sie dir nimmt, dich neu.

16

But wherefore do not you a mightier way

Make war upon this bloody tyrant, time,

And fortify yourself in your decay

With means more blessed than my barren rhyme?

Now stand you on the top of happy hours,

And many maiden gardens, yet unset,

With virtuous wish would bear your living flowers,

Much liker than your painted counterfeit:

So should the lines of life that life repair,

Which this, time’s pencil or my pupil pen,

Neither in inward worth nor outward fair,

Can make you live yourself in eyes of men:

To give away yourself keeps yourself still,

And you must live drawn by your own sweet skill.

Doch was bekriegst du nicht mit stärkerer Macht die blutige Tyrannin Zeit und wappnest dich in deinem Niedergang mit Mitteln, gesegneter als mein unfruchtbarer Vers?

Jetzt stehst du auf dem Gipfel froher Stunden, und viele Mädchengärten, unbesät, sie trügen gern dir manche quicklebendige Blume, die mehr dir gliche als gemalte Bilder:

So würden Lebenszeichen dieses Leben ganz erneuern, das das hier – die Schrift der Zeit, mein stümperhafter Stift – in innerm Wert nicht, nicht in äußerer Schönheit, dich läßt lebendig sein in Menschenaugen.

Denn gibst du dich dahin, dann bleibst du ganz bei dir und lebst doch fort, von deiner eignen Kunst gezeichnet.

17

Who will believe my verse in time to come,

If it were filled with your most high deserts?

Though yet, heaven knows, it is but as a tomb,

Which hides your life, and shows not half your parts:

If I could write the beauty of your eyes,

And in fresh numbers number all your graces,

The age to come would say, »This poet lies;

Such heavenly touches ne’er touch’d earthly faces.«

So should my papers (yellowed with their age)

Be scorned, like old men of less truth than tongue,

And your true rights be termed a poet’s rage,

And stretched metre of an antique song;

But were some child of yours alive that time,

You should live twice: in it, and in my rhyme.

Wer wird in künftigen Zeiten meinen Versen glauben, wären sie auch voll von deinen reichsten Schätzen? Obwohl der Himmel weiß, sie sind nichts als ein Grab, das dein Leben verbirgt und nicht die Hälfte deiner Gaben zeigt.

Könnt ich die Schönheit deiner Augen schreiben und zählen auf in neuen Zeilen deine Reize, das künftige Äon spräch nur: »Der Dichter lügt – solch Himmelsbild hat nie ein irdisches Gesicht gebildet.«

So würde mein Geschreib, vom Alter gelb geworden, verlacht, wie Greise, reicher an Wörtern als an Worten. Und was dir wahrhaft zugehörte, gält als Dichterwahn, gemeßnes Zählwerk antiquierten Tons.

Doch lebte noch ein Kind von dir in jener Zeit, Du lebtest zweifach – in ihm und meinem Vers.

18

Shall I compare thee to a summer’s day?

Thou art more lovely and more temperate: