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Viertel, Berthold

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The Project Gutenberg EBook of Die Spur, by Berthold ViertelThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Die SpurAuthor: Berthold ViertelRelease Date: July 23, 2012 [EBook #40304]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE SPUR ***Produced by Jens Sadowski

Berthold ViertelDie Spur

1913Kurt Wolff Verlag • Leipzig

Dies Buch wurde gedruckt im Oktober 1913 als dreizehnter Band der Bücherei „Der jüngste Tag“ bei Poeschel & Trepte in Leipzig

Copyright 1913 by Kurt Wolff Verlag, Leipzig

Meiner Frau

Widmung

Nachts gestern von dir heimgegangen.

Wie Schnee ists unterm Mond gelegen.

Da fühlt ich wiederum den Segen

Der weißen Nacht mit heißen Wangen.

Das tief Vertraute hat gesprochen,

Es lindert sich die starre Kehle.

Da war mit einemmal der Seele

Der arg verjährte Star gestochen.

O Gott, wie ists? Darf ich denn wieder

Mein längst verbotnes Herz auskramen?

Du Freundliche, in deinem Namen!

Ich lege Wehr und Würde nieder.

Darf ich die keusche Kindersage

In dein geneigtes Ohr dir flüstern?

Ich rette Gold aus dem Verdüstern.

Da nimm die Lilien früher Tage!

Der Ort

Einst — Kindheit, Fieber oder Traum,

Ich wachte kaum, ich dachte kaum —

Lag eine Wiese da.

Der Wald wuchs dunkel hinter ihr,

Ein unbeschreitbares Revier,

Wo Angst und Tod geschah.

Die Wiese hielt mich eingefaßt,

Sie, Eiland, Wiese, Wiege, Rast,

Wie ruhig schlug mein Blut.

Auch nicht in meiner Mutter Schoß

Hab ich so groß, so grenzenlos,

So ungekränkt geruht.

Der Himmel flog, ein blauer Rauch,

Von Licht durchatmet, jeder Strauch

Vom Atem eingewiegt,

Der schön und selig, ein Gefühl,

Leicht wie ein Spiel, wie Höhe kühl

Zu Gottes Gipfel stieg.

Ich war ein Schein in allem Schein,

Der widerschien — ich strahlte rein

Und freute mich darin.

Ich, Himmel, Sonne hingen wir

Und flogen wir und gingen wir

Herüber und dahin.

Man muß nicht Wege suchen, sie

Verführen und sie führen nie

Zu dem entzückten Ort.

Ich weiß, ich war — und weiß jetzt kaum,

Ob Kindheitswunsch, ob Fiebertraum —

Einmal geladen dort.

Der kranke Knabe

Ich trag den Schmerz nicht,

Weil ich nicht kann.

Was willst du, Mutter?

Sieh mich nicht an!

Ich mag dich nicht, Mutter,

Weil du nichts weißt,

Nicht wegstreicheln kannst,

Was den Kopf mir zerreißt.

Nicht wegnehmen kannst

Mit der großen Hand

Von der Stirn das Feuer —

Sie ist innen verbrannt!

Wie arg es ist, Mutter!

Sieh mir nicht zu

Und hab mich nicht lieb —

Nein, Mutter, gib Ruh!

Der Gut-Wetter-Wind

Der Gut-Wetter-Wind hat manches zu tun,

Was er lieben müßte, wenn ers verstünde.

Er jagt vielleicht nur, um dann zu ruhn,

Aber dennoch hilft er so manchem Kinde.

Farbige Schleifen hat er zu drehn

Um Holzstäbe, welche die Kinder halten.

Kein braver Wind sollte weiter wehn,

Ohne gern dieses bunten Amtes zu walten.

Papierdrachen aber müssen den Wind

Überlisten, bekämpfen — Triumph des Schwebens!

Da freilich erleidet so manches Kind

Die Niederlage himmlischen Strebens.

Ob das auch kümmert jeden Wind?

Er weht vielleicht nur, um Wellen zu machen,

Um Wolken zu treiben, welche sind

Sein Spiel, sein Sport, sein Triumph, seine Drachen.

Schulstunde

Wenn so an einem Wintermorgen

Im Schulzimmer die Lampen brannten,

Die Seele dämmerte geborgen,

Das Lineal legte Sekanten

Durch meines Zirkels gute Kreise,

Und man bewies etwas an ihnen,

Der Herr Professor schien sehr weise,

Die Schüler machten brave Mienen:

Dann war es so weltabgewandt,

Das Paradies des Objektiven.

Sogar der Lehrer saß gebannt,

Vielleicht, daß auch die Bücher schliefen.

Das war ein freies Nichtstun — wie

Ewig dem Katalog entronnen.

Der Lampen milde Apathie

Nährte der Faulheit süße Wonnen,

Indes die Träume, die sonst gerne

Schmerzhaft im Herzen suchen gingen,

Jetzt schwach nur brausend, wie von ferne,

Verschmolzen mit der Lampen Singen.

Vanitas

Geweint hat schon das Kind,

Verlassen in der Leere

Der Tage, die unfruchtbar sind.

Bald trug ich diese Schwere!

Nachts schrie ich nach dem Traum,

In wacher Not verloren,

Im wüstenweiten Raum.

Und jede Stunde totgeboren!

Ich biß ins Bett, die Finsternis

Mit Fäusten schlagend,

Tobender Neuling — ich zerriß

Mein Knabenhemd, nach Leben, Leben klagend.

Wer hat uns Leben aufgedrungen,

Es ewig zu begehren?

Wenn nur nicht diese Dämmerungen,

Die hoffnungslosen Morgenröten wären!

Heilige Gruppe

Der Gärtner, der den Graukopf zu den Beeten neigt —

Wie sanft kann seine harte Hand betreuen —,

Das Enkelkind, das blonde Locken neigt,

Und knabenhaft bestrebt ist, Sand zu streuen.

Beide versunken in ein schlichtes Dienen,

Beide vor Eifer fromm und zag,

Indes ein schöner Wochentag

Verklärend spielt auf ihren Mienen.

Seit jener Eine wuchs aus solchem Kreis,

Kann jeder blonde Knabe Wunder sein.

Bei hellem Tag zittert ein Heiligenschein

Über dem Kind und seinem Gärtnerfleiß.

Der schlafende Knabe