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Wenn Sie sich nach einem Schauer der Angst sehnen, dann lesen Sie die Horrorkurzgeschichte "Die Stadt ohne Namen" von Howard Phillips Lovecraft. In dieser Geschichte folgen wir einem namenlosen Entdecker, der in der Wüste Arabiens auf eine uralte und verfluchte Stadt stößt, die von grauenhaften Kreaturen bewohnt wird. Die Stadt ohne Namen ist ein Meisterwerk der Schreckensliteratur, das Sie bis zur letzten Seite fesseln wird. Tauchen Sie ein in die dunkle und unheimliche Welt von Lovecraft und lassen Sie sich von seiner genialen Erzählkunst verzaubern. Dieses E-Book enthält neben der Geschichte "Die Stadt ohne Namen" auch den Link zum offiziellen Hörbuch dieser Ausgabe.
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Howard Phillips Lovecraft
Als ich mich der Stadt ohne Namen näherte, wusste ich, dass sie verflucht war. Ich war in einem vertrockneten und schrecklichen Tal im Schein des Mondes unterwegs, und in der Ferne sah ich sie unheimlich aus dem Sand herausragen, wie Teile einer Leiche aus einem schlecht ausgehobenen Grab. Furcht sprach aus den altersschwachen Steinen dieses uralten Überlebenden der Sintflut, dieser Urgroßmutter der ältesten Pyramide, und eine unsichtbare Aura stieß mich ab und ließ mich vor uralten und unheimlichen Geheimnissen zurückschrecken, die kein Mensch je wieder sehen sollte und die kein Mensch je zu sehen wagte.
Abgelegen in der Wüste von Arabien liegt die Stadt ohne Namen, zerfallen und stumm und ihre niedrigen Mauern sind fast vollständig vom Sand ungezählter Zeitalter bedeckt. So muss es schon gewesen sein, bevor der Grundstein von Memphis gelegt wurde und die Ziegel von Babylon noch nicht gebrannt waren. Es gibt keine Legende, die so alt ist, dass sie ihr einen Namen geben oder daran erinnern würde, dass es sie jemals gegeben hat; aber verstohlen flüstert man an den Lagerfeuern und die Großmütter in den Zelten der Scheichs murmeln ängstlich über sie, so dass alle Stämme sie meiden, ohne zu wissen, warum. Von diesem Ort träumte Abdul Alhazred, der wahnsinnige Dichter, in der Nacht, bevor er sein rätselhaftes Lied sang:
Das ist nicht tot, was ewig liegt,
Bis das die Zeit den Tod besiegt.
Ich hätte wissen müssen, dass die Araber aus gutem Grund die Stadt ohne Namen mieden, die Stadt, von der seltsame Geschichten erzählt werden, die aber kein lebender Mensch je gesehen hat, doch ihnen zum Trotz wanderte ich mit meinem Kamel in die unbewohnte Wüste hinaus. Nur ich habe sie gesehen, und deshalb trägt kein anderes Gesicht so hässliche Falten wie das meine, und kein anderer Mensch zittert so entsetzlich, wenn der Nachtwind an den Fenstern rüttelt. Als ich sie in der grauenhaften Stille des unendlichen Schlafs entdeckte, starrte sie mich an, schaudernd von den Strahlen eines kalten Mondes inmitten der Hitze der Wüste. Und als ich ihren Blick erwiderte, war der Triumph ihrer Entdeckung schnell vergessen und ich blieb mit meinem Kamel stehen, um auf den Sonnenaufgang zu warten.
Stundenlang wartete ich, bis der Osten grau wurde, die Sterne verblassten und das Grau in ein rosiges, goldfarbenes Licht überging. Ich hörte ein leises Stöhnen und sah, obwohl der Himmel klar und die Weite der Wüste still war, wie sich ein Sandsturm durch die uralten Steinen bewegte. Plötzlich tauchte über dem äußersten Rand der Wüste die glühende Scheibe der Sonne auf, die durch den winzigen Sandsturm hindurch zu sehen war, und in meinem fiebrigen Zustand bildete ich mir ein, dass aus einer fernen Tiefe das Schlagen tönenden Metalls zu hören war, als grüße es die feurige Scheibe, wie Memnon sie von den Ufern des Nils begrüßt. Meine Ohren sausten und meine Fantasie brodelte, als ich mein Kamel langsam über den Sand zu dem stummen steinernen Ort führte, der zu alt war, als dass sich Ägypten und Meroë noch daran erinnern könnten, und den nur ich, als einziger von allen lebenden Menschen gesehen hatte.