Die Tricks der Trickser - Suzanne Grieger-Langer - E-Book

Die Tricks der Trickser E-Book

Suzanne Grieger-Langer

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Beschreibung

Sie werden an die Wand gespielt? Frech umdribbelt oder gar gefoult? In der Vergangenheit haben Sie erlebt, wie es ist, wenn man die Spielregeln des kleinen und großen Machtpokers nicht kennt. Sie wollen Fair Play? Nun, mit netten Bitten und gutem Zureden kommen Sie nicht weiter. Und jetzt ist guter Rat teuer? Keineswegs! Machtspiele folgen einfachen Regeln, und klaren Strukturen. Je nach Spieltyp reduzieren sich die Spielzüge zu einem übersichtlichen Set an Varianten. In diesem Buch erhalten Sie Übersicht über: die gängigen Machtspiele, deren Spielregeln, Spiel(er)-Typen, Machtspiel-Stopper, Joker zum Bluffen, galante Paraden und Kooperationsvarianten. Kurz: Nach der Lektüre dieses Buches sind Sie fit für die Arena, denn Sie können jetzt nicht nur mithalten, sondern selbst das Spiel fair bestimmen.

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Seitenzahl: 193

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Titel

Suzanne Grieger-Langer

Die Tricks der Trickser

Immunität gegen Machenschaften, Manipulationen und Machtspiele

Copyright © Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2011

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2011

Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-785-6 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-818-1

Danke

Ich danke alle den lieben Menschen, die mich ,durchbrachten‘, mir Mut machten, den Rücken stärkten, den Weg frei räumten, zur Seite standen, guten Rat gaben, sich vor mich stellten, im Schulterschluss mit mir gingen, mich zur Seite nahmen, den rechten Schubs gaben, mit mir durchhielten, anfeuerten, zur Ruhe mahnten, für mich da waren ... und vieles mehr. Ich danke sehr!

Persönliche Widmung

Einleitung

Trickser verändern die Welt – Ihre Welt. Mit Manipulationen und Manövern regulieren Trickser Nähe und Distanz, Oben und Unten, Wahrheit und Gewissheit. Der Trickser führt Sie in eine Illusion, lässt Sie glauben, die Wahrheit zu kennen, und doch ist es nur Gewissheit – der Glaube an die Wahrheit, doch nicht die Wahrheit selbst. Und im treuen Glauben an diese Gewissheit lassen Sie sich immer weiter führen, weiter und weiter fort von der Wahrheit. Erst wenn Sie aus der Illusion erwachen, sehen Sie wieder klarer. Doch das kann Jahre dauern. Für Ihre Freunde ist es, als würden Sie unter einer Käseglocke sitzen – unerreichbar für ihren guten Einfluss. Wenn Sie es dann in die Realität zurückgeschafft haben, dann ist Ihre Welt verändert, brüchig geworden, auch all das, was einst schön war.

Laut aktueller Forschung sind93 % aller Menschen schon einmal Opfer eines Machtspielsgeworden. Bei der offiziell angegebenen Bevölkerung Deutschlands von ca. 82 Millionen Personenbetrifftdieses Buch alleinin Deutschland 76.260.000 Personen (in Worten sechsundsiebzig komma zwei sechs Millionen Menschen in Deutschland)!

Damit kann Ihnen dieses Buch nichts Neues bieten – Sie kennen Trickser aus Ihrem Privatleben, aus Ihrer Arbeitswelt. Tricks sind an der Tagesordnung. Sie sind normal – normal im Sinne von häufig, nicht im Sinne von tolerierbar. Kleine perverse Handlungen sind so alltäglich, dass sie die Regel zu sein scheinen. Es beginnt mit einem Mangel an Respekt, geht weiter über Lügen und Manipulation bis hin zur Perversion. Meist fällt es uns erst auf, wenn wir selbst persönlich und direkt betroffen sind. Doch wenn das Umfeld gegen einen Trickser keinen Widerstand leistet, steigert sich sein respektloses Verhalten fortschreitend bis hin zu unverhüllter Gewalt. Die Folgen für die Opfer sind schwerwiegend, doch da selten jemand eingreift, fühlen sie sich nicht verstanden, schweigen und leiden stumm. Und der Verderb der Opfer ist der Gedeih der Trickser. Wollen wir das?

Dieses Buch wird Ihnen die Regeln der Tricks und die Strukturen der Trickser vor Augen führen, manipulative Vorgänge veranschaulichen und realistisch aufzeigen, wie man sich aus den Fängen eines Aggressors befreit.

Dabei ist es wichtig, dieGrundregelzu beachten: Sie müssen nicht auf jedes Machtspiel, jede Manipulation, jedes Manöver eine spezielle Antwort finden. Es geht darum, auf das System, die Strategie zu antworten. Sie gewinnen nicht mit dem Inhalt Ihrer Antwort – nicht Ihr Argument wird es bringen –, sondern mit der Strategie. So wie ein Tänzer nicht auf jeden Song mit einem eigenen Tanz antworten wird. Er hört im Rhythmus, welcher Tanzstil, welcher Antwortstil, welcher Strategiestil gefragt ist, und wird dann mit den richtigen Schritten antworten. Und ebenso ist es mit Manipulationen und Machtspielen. Hier geht es nicht um pfiffige Antworten, sondern um kluge Strategien. Und damit bestehen Sie auf jedem noch so glatten Parkett.

Gleich schon in der Einleitung also eine Anleitung:Sie gewinnen und entrinnen einem Machtspiel nicht mit einem guten Argument, sondern mit einer guten Strategie!

Als Pädagogin und Psychotherapeutin wurde ich auf win-win sozialisiert. Als Profiler habe ich gelernt, dass mit einigen Leuten auf diese Art und Weise einfach nichts zu machen ist. Um es gleich vorwegzunehmen: Ich glaube an das Gute im Menschen! Leider sehe ich es wenig entwickelt.

Be warned!Achtung! Stimmungsgefährdender Inhalt! Wenn Sie in einer rosa Wattebox leben und dort auch bleiben wollen, dann klicken Sie das Buch ganz schnell wieder zu. Denn hier geht es um das echte Leben, echte ethische Degeneration und harte Kämpfe. Und der einzige Weg hinaus ist hindurch!

In diesem Buch werden Sie stufenweise zunehmender Gewalt begegnen, von der emotionalen Manipulation bis zur seelischen Mutilation. Sollten Sie beim Lesen bemerken, dass ...

es Ihnen zu viel wird, dann klicken Sie das Buch einfach wieder zu und vergessen es, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie das Gefühl haben, nun ist es wieder Zeit geworden, sich einer weiteren Erkenntnis zu stellen.

Ihnen schwindelt, werden Sie wohl langsam beginnen zu ahnen, wie lange Sie schon beschwindelt wurden.

Sie Magenschmerzen bekommen, dann empfehle ich Ihnen, Ihre Wut zur Selbstabgrenzung zu nutzen statt zur Selbstverletzung.

Sie Atemnot bekommen, dann holen Sie erst einmal richtig tief Luft und sprengen Sie das Korsett der Erwartungen, in das Sie eingeschnürt wurden.

Ihnen der Kreislauf wegsackt, dann nehmen Sie sich immer mal wieder eine Pause beim Lesen, denn Ihnen sackt die rosa Brille weg, mit der man Sie gefügig gehalten hat.

Ihnen speiübel wird, empfehle ich Ihnen, mit Ihren Freunden über Ihre Erfahrungen und Gedanken zu sprechen, das ist die produktivste Art, sich ,auszukotzen‘.

Sie schier ,paranoid‘ werden, dann üben Sie im Kapitel

fair play

mit den Entschärfungs- und Lösungstechniken die Spreu vom Weizen, den Trickser vom netten Menschen zu trennen.

Sie emotional gar nicht reagieren, dann löschen Sie diese Datei, ich möchte Sie keine weiteren Tricks lehren, mit denen Sie andere über den Tisch ziehen.

Willkommen zu einer Reise durch die Untiefen der Psyche, zu den Unfairen im Kontakt und den Unverbesserlichen in Beziehungen. Ich bin Ihr Scout, um Sie sicher hinauszubegleiten, hinaus zu denen, die gern fair spielen.

Trickser

Der Trickser an sich und als solches, wer und was ist das eigentlich? Sind das einfach nur dumme Jungs oder tatsächlich böse Buben?

Trickser kommen in der freien Wildbahn als Einzelperson vor als auch in der Gattung Gesamtsystem (von angesehener Firma über merkwürdige Sekte bis zum totalitären Staat). Der Einfachheit und Lesbarkeit halber nennen wir alle ,den Trickser‘, wobei wir uns im Klaren darüber sind, dass sich Damen und Herren in nichts nachstehen.

Unter den Tricksern gibt es selbstredend verschiedene Kompetenzstufen und Herangehensweisen. Nicht jeder Trickser ist ein Meistermanipulator.

Join-Up

Voraussetzung für den Join-Up ist eine besondere Fähigkeit, Verhalten und Körpersprache zu verstehen. Dazu braucht es besondere Beobachtungsgabe und sehr gutes Einfühlungsvermögen.

Mittels Gesten und subtilen Andeutungen wird die eigentliche Kommunikation stattfinden. Die (wie eine Decke) darüber liegende offene verbale Kommunikation dient lediglich zur Kaschierung des Subtextes. Dieser Subtext (die eigentliche Kommunikation) geschieht für den Gesprächspartner außerhalb seiner bewussten Wahrnehmung, auch bei angeblichen Kommunikationsprofis – jeder findet irgendwann seinen Meister. So wie es ein Pferdeflüsterer mit einem ,schwierigen‘ Pferd macht, wird der Trickser darauf abzielen, Ängste zu nehmen, den Trickser als ,Leittier‘ anzuerkennen, (für den Trickser) unerwünschtes Verhalten zu beseitigen und erwünschtes zu schaffen, ohne dass der Gesprächspartner dies realisiert. All das geschieht scheinbar gewaltfrei. Der Trickser signalisiert durch Augenkontakt, Mimik, Gesten und subtile Andeutungen: „Ich bin einverstanden, wenn du dich gegen mich entscheidest. Geh ruhig. Geh weg, nicht nur ein bisschen, geh ganz.“ So wird der Gesprächspartner vor die Wahl gestellt, recht früh „Nein“ zu sagen, bevor er den anderen tatsächlich kennengelernt hat. Dieses „Nein“ ist vollkommen und beinhaltet keine zweite Chance. Und genau da hakt die Neugierde ein, und dummerweise auch unsere gute Erziehung. Wer weist schon jemandem die Tür, der sich noch gar nicht danebenbenommen hat? Und wie kann jemand so selbstsicher sein? Ist da nicht vielleicht etwas ganz Besonderes an dem dran?

Das will der Gesprächspartner näher ergründen: Er kreist den Trickser fragend immer näher ein und glaubt das Gespräch, die Situation zu steuern. Doch er sucht den Kontakt. Er will herankommen. Er wird aktiv. Und der Trickser verändert seine Taktik: Er dreht leicht ab, signalisiert, dass Beziehung möglich ist, wenn man sich an seine Spielregeln hält (sich also unterwirft). Dies alles geschieht subtil in homöopathischer Dosierung. Bleibt der Gesprächspartner weiter dran, geht er auf den Trickser weiter zu, akzeptiert er ihn als Alpha und fügt sich seinen Bedingungen. Und der Trickser belohnt mit Zuwendung.

Das ist der Moment des Join-Up – die Symbiose hat geklickt, die emotionalen Fesseln sind eingerastet!

Der echte

Profi

, der Berufs-Trickser, wird sich nicht als das Raubtier präsentieren, das er ist, sondern als harmloser Fluchttier-Flüsterer: Er wird Sie behandeln wie ein Fluchttier und wie ein Pferdeflüsterer mit dem Join-Up arbeiten.

Der

Amateur

wird wohl eher trampelig vorgehen und Ihnen unbedingt beweisen wollen, dass er ein Beutejäger, also ein Raubtier ist. Anstatt sich auf sanften Sohlen anzuschleichen, wird er laut (verbal wie nonverbal) brüllend auf sich aufmerksam machen, nach dem narzisstischen Motto: „Siehst du mich? Siehst du mich wirklich?“ Dieser Typ ist mehr damit beschäftigt, sich als Beutejäger zu präsentieren, als echte Beute zu machen.

Schade, es hätte so spannend sein können zu beobachten, ob und wie er sich durchzusetzen versteht. So aber schlägt er ein paar Köpfe ein oder ab, um sich vermeintlichen Respekt zu verschaffen. Meine persönliche Bemerkung: Punktabzug für den Grobmotoriker!

Mit Manipulationen reguliert der Trickser Nähe und Distanz, Oben und Unten, Wahrheit und Gewissheit.

Trickser lieben

Menschen mit Macht

Menschen mit Status

Menschen an Informationsknotenpunkten 

in exakt dieser Reihenfolge.

Typen

Trickser sind vielschichtige Persönlichkeiten. Leider sind die meisten Schichten sehr unangenehm. Nicht selten ist allein die äußerste Schicht die anziehende und angenehme, danach ist alles – wie bei einer Zwiebel – eher zum Weinen.

Das wichtigste Unterscheidungskriterium für Opfer besteht darin, ob der Trickser emotional oder nicht emotional geleitet ist. Denn die kaltblütigen ,Schachspieler‘ unter den Tricksern sind die wahrhaft gefährlichen.

Eine Kategorisierung

Der Naive

... ist gern gesehener Gast eines professionellen Tricksers. Der Naivling lässt sich mit seiner rosa Sicht der Welt und in Gutmensch-Allüre bestmöglich für die eigenen Zwecke einspannen. Er ist der Wasserträger des Meistermanipulators.

Wie kann das sein? Nun, eigentlich hat dieser Trickser-Typ nichts mit Tricks und Manipulationen im Sinn. Um genau zu sein, kommt es ihm auch gar nicht in den Sinn, dass andere dies haben könnten. Und genau das ist seine Schwäche: die Unerfahrenheit, der Gutmensch-Glaube, die Naivität.

Natürlich ist dieser Typ nicht der eigentliche Trickser. Da er sich aber so bereitwillig einspannen lässt, bildet er den verlängerten Arm des professionellen Manipulators. Auch wenn er selbst nie über den Amateurstatus hinauskommt, so er wird doch gut geführt und ist damit brandgefährlich. Er ist Strohmann und ,Schutzwall‘ des eigentlichen Tricksers, was es für ihn selbst am gefährlichsten macht, denn wenn etwas schiefläuft – und das wird es –, wird man ihn packen und für die Dinge haften lassen, die er nur ausführte, aber nie plante oder gar beabsichtigte.

Da er sich so gar nicht vorstellen kann, dass andere Menschen es nicht gut mit ihm oder anderen meinen, ist er – wenn er es überhaupt bemerkt – erstaunt über Machtspiele. Denn obschon er selbst so anfällig dafür ist, manipuliert zu werden, will er dies nicht wahrhaben. Solche unangenehmen Wahrheiten blendet er lieber aus. So kann er in seinem rosa Bezugsrahmen weiterleben. Es ist auch möglich, dass er seine eigenen Machtgelüste nicht wahrhaben will und ebenfalls leugnet. Dann blendet er in Gutmensch-Manier relevante Teile der Realität aus und kommt dem Typus der ,Mamas und Papas‘ sehr nahe.

Grundsätzlich ist der Naive eher angepasst und erkennt dabei auch wenig bis gar nicht die eigene Verantwortung für sein Tun. Damit ist er besonders anfällig für systematische Manipulation, auch und im Besonderen für Sekten!

Das ist ein Mann, der ohne Drehbuch kaum in der Lage ist, einen ordentlichen Satz zu sprechen, den dann aber irrsinnig ernst meint.

(Nordhausen & v. Billerbeck, 2008)

Der Stier

Ein Hitzkopf, wie er im Buche steht. Manipulationen sind nicht geplant. Doch die Wucht dieses Charakters und der feste Wille, mit dem Kopf durch jeden Widerstand zu gehen, lassen ihn recht einschüchternd erscheinen. Gleichwohl ist er eher nervig als gefährlich.

Solange Sie (im Gegensatz zu ihm) die Nerven behalten, sollte Ihnen nicht allzu viel passieren. Zwei Dinge sind dabei wichtig zu beherzigen:

nicht reizen, sonst nimmt er Sie ins Visier, und

prüfen, ob er nicht längst von einem Meistermanipulator in eben dieser so charakteristischen Hitzköpfigkeit benutzt wird. Denn der Stier ist zum einen ein prima Ablenkungsmanöver, und zum anderen setzt der Meistermanipulator ihn gern als Bulldozer gegen seine Feinde ein.

Sofern Sie aber weder auf der schwarzen Liste des Stiers noch des Meistermanipulators stehen, können Sie den Stier gut aushebeln. Wie? Beobachten Sie einen Torero in der Arena, dann wissen Sie, wie es geht. Analysieren Sie: Was ist sein ,rotes Tuch‘? Bei welchem Thema regt er sich auf? Legen Sie sich dieses ,rote Tuch‘ für den Einsatz (verbal) griffbereit zurecht. Und falls er Ihnen zu nahe kommt, wedeln Sie damit, um ihn mit elegantem Tuch- und Hüftschwung von sich wegzulotsen. Erfreulicherweise fährt sich der Stier dann ganz von allein mit 180 Sachen vor die Wand. Sie geben lediglich darauf Acht, dass Sie in solchen Momenten nicht zwischen Stier und Wand stehen. Und das ist auch die ganze Kunst: Nerven behalten, wach bleiben, das rote Tuch griffbereit halten und den Trickser ins Leere laufen lassen. Olé!

Der Stier ist ein instinktiver Machtspieler, dabei eher in den lauten als in den leisen Tönen, mehr in den groben denn in den feinen Manipulationen zu Hause. Auch wenn er meint subtil vorzugehen, erkennen alle im Umfeld, was er da treibt – einzige Ausnahme: der Naive, aber der merkt ja ohnehin nicht viel.

Mit Einschüchterung und Kontrolle zu arbeiten ist für ihn selbstverständlich und ihm schon fast ,ins Blut‘ übergegangen. Freundlicherweise rennt er sich fest und bleibt auf die lange Strecke gesehen (im Sinne der Nachhaltigkeit) wenig erfolgreich. Er ist spontan und unbeherrscht und damit ebenfalls hervorragend manipulierbar für den Meistermanipulator. Wie auch der Naive merkt er es nicht, oder aber er merkt es und regt sich so auf, dass er schon wieder wutschnaubend durch die Decke geht. Dieser Kandidat verdient nicht unsere Angst, sondern unser Wohlwollen – das lässt ihn auch ruhiger werden.

Der Unterdrücker

Noch so ein wütender Kandidat. Doch seine Wut ist kälter, er kann sie besser steuern. Damit ist er weitaus gefährlicher als der hitzköpfige Stier.

Hier gibt es eine klare Devise: nicht mitmachen. Verlassen Sie die Arena, denn hier herrschen Terror und Gewalt.

Der Unterdrücker hat in seiner Biografie schon früh gelernt, dass eine feste Behauptung mehr ist als ein wackeliger Beweis und dass der, der auf den Tisch haut, auch recht bekommt. Er macht Angst. Doch er ist nur so lange erfolgreich, solange die anderen mitmachen.

TippSchauen Sie ihm direkt in die Augen, und dann kommt ganz erstaunt (wie es der Naive täte) das loriotsche „Ach!?!“. Weiter den Blickkontakt halten und erwartend schauen. Probieren Sie es aus – es klappt. Und es ist ein großer Spaß zu sehen, wie dieser Explodierer auf einmal implodieren muss, weil ihm nichts anderes mehr einfällt. Erfahrungsgemäß werden Sie feststellen, dass der Unterdrücker Sie nun nicht umbringen oder zermalmen möchte, sondern eher umarmen. Denn endlich hat er einen Sparringpartner gefunden, einen auf Augenhöhe. Er hat zwar eine etwas merkwürdige Beziehungsgestaltung, aber na ja, jeder Jeck ist anders. Ein Unterdrücker versucht jeden zu unterdrücken, das scheint seine Natur zu sein. Und er wird nur die Personen respektieren, die ihm gelassen standhalten. Nun wissen Sie, wie Sie es mit ihm zu halten haben: Augen auf und durch! Bloß nicht einschüchtern lassen, auf Fragen möglichst verzichten – die wertet er als Schwäche und Unsicherheit (Teamarbeit versteht er ja nicht) – und grade bleiben.

Die Mamas und Papas

Nanu, die sehen doch auf den ersten Blick ganz nett und niedlich aus. Genau – auf den ersten Blick. Wer aber in ihrem liebenden Krakengriff gefangen ist, hat wenig zu lachen – außer mit Mutti (wahlweise Papi).

Dieser Machtspieler ist ein Manipulator, der mit Hilfsangeboten einen ,Deal‘ einfädelt, um später unter Zuhilfenahme Ihrer Schuldgefühle abzukassieren. Dieser Typ weiß, was gut für Sie, den | die | das andere und überhaupt die ganze Welt ist. In dieser Rolle gefällt er sich.

Wir nehmen ihn im KapitelManipulationals Drama-Retter noch einmal genauer unter die Lupe.

Zu Ihrer Erstversorgung sei gesagt: Handeln Sie strikt nach dem Endverbrauchergesetz! Solange man Ihnen bei Kauf (Einlassen auf das Hilfsangebot) nicht die Geschäftsbedingungen (den versteckten Vertrag für die spätere Einforderung interessanter Was-auch-immer-Rückzahlungen) transparent gemacht, erläutert und zur Unterschrift vorgelegt hat, bedeutet das, dass Sie nichts müssen: nichts und wieder nichts!

Die Machiavellisten

Diese Trickser verdienen ihren Namen mit ihrem Glauben an ein Werk des Fürsten Niccolo Machiavelli. Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden: Raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse, ist das Ziel einzig und allein das eigene Wohl, die eigene Macht. Was die Generation der Machiavellisten von heute nicht bedenkt: Niccolo Machiavelli schrieb sein Werk ,Il Principe‘ in nachvollziehbarem Frust, nachdem er Folter überlebt, den Verlust all seiner Ämter und die Verbannung auf seinen Wohnsitz zu beklagen hatte. Sein Werk kündet also weniger von nachhaltiger Sicht und Weisheit als von schnöder Retaliation gegen die Medici. Und doch machen sich viele Jungkarrieristen seine Ideen zunutze und von ihnen Gebrauch, um ihre besondere Sorte des Wahnsinns zu rationalisieren.

Damit Sie ebenfalls auf dem Laufenden sind, hier ein kurzer Abriss seiner Schrift: Der Fürst (il principe) ist kein unmoralisches, sondern ein ,transmoralisches‘ Wesen, das sich im puren Streben nach Macht an jede Situation anpasst. Machiavellis Ratschläge für künftige ,Principe‘ sind nicht auf ein wünschbares ethisches Ideal ausgerichtet, sondern auf die reine Tauglichkeit für die Praxis. Das beinhaltet, dass bei Bedrohung moralische Bedenken keine Rolle spielen sollen, im Gegenteil sei man geradezu gezwungen, unmoralisch zu handeln. Zum Zwecke der Selbstbehauptung erteilt er seinen Lesern die Absolution: Es ist jedes Mittel erlaubt.

Diese Trickser mischen sich unter das Gros der Karrieristen, die auf ihre Aufstiegschancen keine großen Skrupel kommen lassen. Für Semi-Machiavellisten sind Ethik und Moral dagegen schon okay, solange sie nicht mit ihren darwinistischen Karriereverläufen kollidieren. Diese Trickser wissen, was sie tun, und finden das im Haifischbecken der Konkurrenz für sich auch so in Ordnung. Gern lassen sie sich in Manipulationstechniken schulen. Das Einzige, was sie stört, ista)dass andere diese Techniken auch beherrschen undb)rudimentäre Reste ihres schlechten Gewissens, die ihnen die Lust an der Manipulation trüben.

Sie sind von der Vorteilen der Manipulation überzeugt und üben sich beständig auf dem Weg zur Profiliga. Sie beschäftigen sich mit allerhand psychologischer Ratgeberliteratur, buchen eine ganze Reihe ,Beeinflussungsseminare‘ und ... bleiben lustigerweise doch noch so naiv, einen wesentlichen Aspekt der Realität auszublenden:

Der große Witz für den Außenstehenden ist, dass Machiavellisten zur Optimierung ihrer Manipulationstechniken natürlich von Machiavellisten geschult werden. Doch was ist deren Ziel? Ebenfalls nur die Macht. Doch wenn jemand selbst in machiavellistischer Weise Macht will, wird er dann andere weiter befähigen? Natürlich nicht. Well, what comes around, goes around.

Der Meister-Manipulator

Jetzt wird es richtig ernst. Diese Trickser sind gefährlich – nicht nur ein bisschen, sondern sehr! Hauptmerkmal ist ihre Ausstrahlung, ein Charisma, das den Trickser reizvoll und interessant macht. Das ist nur logisch. Es ist die Kombination, das Wechselspiel: von totaler Nähe zu großer Distanz. Jemand, den man nicht einfangen kann. Ein gekonnter Trickser lässt großen Interpretationsspielraum, den die eher Naiven unter uns mit ihren Träumen füllen. Und kein Betrug ist effektiver als der Selbstbetrug.

AchtungWas hier wie Charisma, wie etwas Besonderes aussieht, ist nur besonders, weil pathologisch – es ist das große Vakuum, von dem sich der normale Mensch Substanz verspricht. Man geht einfach davon aus, dass da etwas besonders Spannendes versteckt sein muss, denn man kann schlicht nicht glauben, dass da so wenig ist. Alles andere, die tatsächliche Leere, der Mangel an Substanz, das kann man sich nicht vorstellen. Es sei denn, man ist einem solchen Trickser schon einmal auf die Schliche gekommen – hat unverfälscht in diese fremde Welt geblickt und sich hoffentlich schnell wieder zurückgezogen, bevor einen das schwarze Loch einsaugt und qualvoll verdaut.

Diese Trickser profitieren von der gekonnt inszenierten Fassade. Ihre vielleicht beeindruckendste Gabe ist die Fähigkeit, die völlige Leere ihres Herzens vor fast jedermann zu verbergen und das passive Schweigen der wenigen zu erzwingen, die davon wissen.

Diese Trickser sind fundamental anders, so anders, als wären sie von einem anderen Stern. Und da wir sie tatsächlich nicht begreifen (können), fehlinterpretieren wir konstant zu ihren Gunsten. Es sind Personen, die zwar frei herumlaufen, doch durchaus interessante psychiatrische Diagnosen erhielten. Es ist die Rede von Narzissten, Soziopathen und Psychopathen – dem ganzen Schreckenskabinett der Menschheit (und Menschlichkeit).

Diese Trickser sind fundamental anders, weil sie sich emotional auf nichts einlassen werden. Sie sind die Schachspieler unter den Tricksern. Natürlich haben Sie früh gelernt, wie effektiv es ist, Gefühle vorzutäuschen. Aber hinter der Maske der Menschlichkeit interessieren sie sich nicht für das Leid anderer. Ein solcher Trickser verfügt typischerweise über eine Historie nicht aktenkundiger ,Verhaltensauffälligkeiten‘ – auch aus der frühen Kindheit. Geschichten, die nie ans Tageslicht kommen. Diese Trickser leben für die Macht, den Status, die Kontrolle und kosten es aus zu siegen. Menschen aus Eis. Erbarmungslos und doch an der Oberfläche der netteste Mensch auf der Welt!?! Ein pathologischer Trickser hat sein ganzes Leben damit zugebracht, das Spiel besser zu beherrschen – zu gerissen, dies auch auszusprechen, hält er doch den Rest der Menschheit für Nutzvieh, für naiv und dumm, weil er nicht so spielt wie er.

Diese Trickser sind fundamental anders. Diese wenigen sind sowohl gefährlich als auch verblüffend schwierig zu erkennen. Hinterlistig und manipulativ navigieren sie gekonnt unter justiziablem Niveau. Sie sind die vollbewussten Manipulatoren, die nur von der Durchsetzung der eigenen Interessen geleitet sind. Sie manipulieren leidenschaftslos, besonnen, freundlich und eloquent. Sie sind gelassen, in Sachen Tricksen unauffällig und gehören zur machtvollen Minderheit der Erfolgreichen.

Diese Trickser sind fundamental anders. Da ihnen emotionale Bindungen fehlen, reduziert sich ihr Leben auf einen Wettstreit. Andere Menschen sind für sie Spielfiguren, die man herumschiebt, als Deckung benutzt oder aus dem Spiel wirft.

Diese Trickser sind fundamental anders. Sie sind gewissenlos. Doch brutale Morde sind keineswegs die wahrscheinliche Folge von Gewissenlosigkeit. Nein, es geht um das Spiel. Der Gewinn rangiert dabei auf einer Skala zwischen Weltherrschaft und einem kostenlosen Mittagessen, aber das Spiel ist immer dasselbe: Panik auslösen, beherrschen, gewinnen!

Er ist der kaltblütige Typ, der ohne Not, aber mit Bedacht strategisch plant und pragmatisch umsetzt. Und auch wenn er sich an der Oberfläche emotional anbietet, so ist dies nicht sein Herz, sondern sein Spiel, das er mit Ihnen treibt. Er manipuliert Sie. Wie ein Marionettenspieler zieht er an den Fäden Ihrer Ängste und Tugenden.

TippAchten Sie darauf, wie dieser Trickser kommuniziert. Typischerweise fordert er vom Umfeld immer das ein, was er selbst nicht liefert: Respekt, Fairness ...

AchtungPsychologische Manipulation funktioniert mit diesen Tricksern nicht. Sie sind emotional nicht empfänglich. Also: Verzichten Sie auf Ihre Jeditricks und handeln Sie klar und konsequent mit aller juristischen Härte, die die Situation Ihnen lässt.

Taten

Ja, was machen sie denn? Wollte man alle Trickser über einen Kamm scheren, könnte man sagen, dass sie – grob gesehen – in drei pragmatischen Schritten arbeiten:

Abchecken

Ausnutzen

Abhauen

Abchecken

In dieser ersten Phase der Beziehung mit einem Trickser sind Sie noch gar nicht in Beziehung – na und der Trickser wird es ja ohnehin nie wirklich sein – auch wenn er Sie bisweilen glauben lässt, dass das so wäre.

In der Phase des Abcheckens klärt der Trickser Ihren Nutzwert für ihn. Er prüft seine Chancen und Manipulationsmöglichkeiten. Er fragt sich schlicht:

Was habe ich von dir?

Und wie kann ich dich für meine Interessen einspannen?