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Die unheilbringende Frau E-Book

Robin D. Jensen

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Beschreibung

Die Kommissare Rainer und Britta finden sich im Zuge einer Mordermittlung plötzlich als Gejagte wieder. Alles beginnt mit einer verängstigten Frau, die häusliche Gewalt meldet – doch ihre Fassade trügt. Von Obsession getrieben behauptet sie, sich in Rainer verliebt zu haben. Da er ihre Annäherungsversuche ablehnt, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Schlagartig wird Rainers Leben auf den Kopf gestellt – er wird suspendiert und gerät ins Visier der Justiz.

Doch damit nicht genug. Kaum ist die erschütternde Anschuldigung bekannt, wird die Frau ermordet aufgefunden und alle Beweise führen zu Rainer. Er und Britta beschließen, auf eigene Faust zu ermitteln und die Intrigen der unheilbringenden Frau aufzudecken, die mehr zu verbergen hatte, als sie zuzugeben bereit war.

Die unheilbringende Frau ist der dritte Fall der Reihe Mörderisches Hamburg. Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen werden. Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage von Tödliche Eifersucht.

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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Einige Bemerkungen zu diesem Buch
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Robin D. Jensen

Die unheilbringende Frau

Über den Autor:

 

 

 

Robin D. Jensen wurde 1959 in Nordenham geboren, studierte BWL und arbeitete über 35 Jahre in Hamburg als IT-Berater in größeren Unternehmen. 2016 begann er zu schreiben und bezeichnet sich selbst als »Zufallsautor«, denn von ihm stammt unter anderem die Krimireihe mit dem Hamburger Kommissar Rainer Zufall. Der sympathische, etwas schüchterne Protagonist seiner Krimis löst gemeinsam mit seinem Team die kniffligsten Fälle, aber auch sein Privatleben nimmt in den Büchern einen größeren Raum ein.

 

 

Buchbeschreibung:

 

Die Kommissare Rainer und Britta finden sich im Zuge einer Mordermittlung plötzlich als Gejagte wieder. Alles beginnt mit einer verängstigten Frau, die häusliche Gewalt meldet – doch ihre Fassade trügt. Von Obsession getrieben behauptet sie, sich in Rainer verliebt zu haben. Da er ihre Annäherungsversuche ablehnt, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Schlagartig wird Rainers Leben auf den Kopf gestellt – er wird suspendiert und gerät ins Visier der Justiz.

 

Doch damit nicht genug. Kaum ist die erschütternde Anschuldigung bekannt, wird die Frau ermordet aufgefunden und alle Beweise führen zu Rainer. Er und Britta beschließen, auf eigene Faust zu ermitteln und die Intrigen der unheilbringenden Frau aufzudecken, die mehr zu verbergen hatte, als sie zuzugeben bereit war.

 

Die unheilbringende Frau ist der dritte Fall der Reihe Mörderisches Hamburg. Alle Teile können unabhängig voneinander gelesen werden. Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage von Tödliche Eifersucht.

 

 

 

Robin D. Jensen

Die unheilbringende Frau

 

Mörderisches Hamburg 3

 

 

 

Kriminalroman

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© August 2023 Empire-Verlag

Empire-Verlag OG, Lofer 416, 5090 Lofer

 

Lektorat: Petra Bülow

Korrektorat: Jasmin Schulte – http://www.zeilenstark.de/

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Cover: Chris Gilcher

http://buchcoverdesign.de/

Illustrationen: Adobe Stock ID 361114058 freepik.com.

Prolog

 

Die junge Frau kam mit Kommissarin Britta Papadopoulos im Schlepptau völlig außer Atem ins Büro der Kommissare gestürmt. Erstaunt blickte Rainer Zufall auf, als die Tür aufgerissen wurde und die Frau sofort aufgeregt loslegte.

»Ich möchte Anzeige erstatten. Da bin ich hier richtig, oder? Sie sind doch von der Kriminalpolizei? Ist das hier die richtige Stelle?« Sie war vor Aufregung völlig außer Atem.

Rainer Zufall musterte die Frau. Er schätzte sie auf vielleicht Mitte bis Ende zwanzig. Sie hatte brünette Haare, eine schlanke Figur und eine große Oberweite, die durch ein tief ausgeschnittenes T-Shirt nur leidlich bedeckt wurde. Am auffälligsten an ihr aber waren die Augen. Zum einen hatten sie ein tiefes Blau, zum anderen wurde ihre linke Gesichtshälfte von einem Veilchen dominiert. Sie setzte sich unaufgefordert vor Rainers Schreibtisch.

»Nun mal langsam, junge Dame«, erwiderte Britta, die Rainer hinter dem Rücken der Frau einen entnervten Blick zuwarf und erklärend hinzufügte: »Ich habe sie zufällig unten beim Empfang aufgelesen und gleich mit hochgebracht, weil sie so aufgeregt war. Was ist passiert und wen wollen Sie anzeigen?«

Die junge Frau blickte von Rainer zu Britta, dann wieder zu Rainer.

»Meinen Ex-Freund, diesen brutalen Kerl.«

»War er das?«, fragte Rainer und deutete auf das Veilchen.

Die Augen der Brünetten blitzten kurz auf, als Rainer sie angesprochen hatte. Dann nickte sie.

»Ja, das war der Kerl.«

»Ist das zum ersten Mal passiert?«, fragte er sanft.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das erste Mal war vor drei Wochen.« Tränen traten ihr in die Augen. »Und ich habe noch gedacht, dass das ein einmaliger Ausrutscher gewesen wäre.«

»Und warum hat er Sie geschlagen?«, hakte Britta nach.

»Klaus ist tierisch eifersüchtig. Ohne Grund«, fügte sie hinzu und probierte ein Lächeln in Rainers Richtung.

»Aber damals haben Sie ihn nicht angezeigt?«

Wieder schüttelte sie den Kopf.

»Warum nicht?« Brittas Ton war eine Spur schärfer geworden. Rainer spürte, dass ihr die Frau aus irgendeinem Grund nicht besonders sympathisch war.

»Er hat sich sofort entschuldigt und gesagt, dass ihm die Hand ausgerutscht wäre.«

»Aha«, sagte Rainer. »Und trotzdem hat er Sie jetzt wieder geschlagen?«

Sie nickte.

»Okay, und daher möchten Sie ihn anzeigen?«, fragte Britta.

Wieder ein Nicken.

»Und Ihnen ist es ernst damit, ja?«

»Auf jeden Fall«, antwortete sie bestimmt und lächelte Rainer an. »Das lass ich mir nicht noch einmal bieten.«

»Das ist zwar eigentlich nicht unsere Aufgabe, aber gut, dann brauchen wir ein paar Informationen. Zunächst Ihren Namen und Ihr Alter.«

»Sophie, Sophie Albers«, begann sie und lächelte Rainer an. »Ich bin 28 Jahre alt.« Ihre Stimme war beinahe gehaucht.

»Okay, wie heißt Ihr Freund?«

»Ex-Freund«, betonte sie in Rainers Richtung.

»Okay, wie heißt Ihr Ex-Freund?« Britta betonte das Ex noch einmal besonders.

»Klaus Bartels.«

Die beiden Kommissare nahmen die Anzeige auf.

»So, das wär’s«, schloss Britta die Befragung.

»Und was passiert jetzt?«, fragte Sophie leicht irritiert und blickte Rainer hilfesuchend an.

»Wir werden Ihren Freund …«

»Ex-Freund«, unterbrach sie die junge Frau noch einmal.

»Also gut. Wir werden Ihren Ex-Freund vorladen und ihn mit den Vorwürfen konfrontieren.«

»Aber«, stotterte Sophie. »Aber was ist, wenn er mir jetzt auflauert? Kann ich nicht so etwas wie Polizeischutz bekommen?«

Britta schüttelte den Kopf. »Es besteht ja keine Gefahr für Ihr Leben.«

»Aber, aber ich habe Angst.« Panik schwang in ihrer Stimme mit. »Was ist, wenn er mir zu Hause auflauert?«

»Hat er denn einen Wohnungsschlüssel?«

»Das nicht, aber wenn er vor meiner Tür steht, wenn ich nach Hause komme?«

»Dann verständigen Sie die Polizei.« Britta wandte sich ab, um ihr zu zeigen, dass das Gespräch für sie beendet war.

»Können Sie mich vielleicht nach Hause bringen? Dann würde ich mich sicherer fühlen.« Sie warf Rainer einen flehenden Blick zu und zwinkerte dann mit den Augen.

Eigentlich fiel das nun wirklich nicht in Rainers Aufgabengebiet, aber der verzweifelte Blick der jungen Frau bewegte ihn.

»Das kann ein Kollege von uns übernehmen, Frau Albers.«

»Können nicht vielleicht Sie …?« Die Frau sah ihn bittend an, sodass Rainer weich wurde.

»Okay«, seufzte er, »kann ich ausnahmsweise machen, aber mehr kann ich nicht für Sie tun.«

Britta warf ihm einen genervten Blick zu, den er versuchte zu ignorieren.

Sophie atmete dankbar auf. »Vielen Dank, Herr Kommissar.«

Sie fuhren zur Wohnung der jungen Frau im Hamburger Stadtteil Mitte in der Nähe des Rathauses. Rainer hielt direkt vor der Haustür und machte Anstalten, sich zu verabschieden.

»Können Sie vielleicht noch mit hineinkommen und sicherstellen, dass er nicht vor der Tür lauert?«, fragte Sophie und legte eine Hand auf seinen Arm. Rainer blickte sich genervt um und fuhr weiter, um einen Parkplatz zu suchen, was in der Gegend nicht so einfach war. Neben ihm seufzte die junge Frau und ein Lächeln überzog ihr Gesicht.

Nachdem er einen Parkplatz gefunden hatte, stiegen sie aus und betraten das Haus. Der Hausflur war leer. Als sie im zweiten Stock angekommen waren, suchte Sophie nach ihrem Schlüssel. Bevor sie öffnete, drehte sie sich zu Rainer um und fragte ihn: »Darf ich Ihnen noch etwas anbieten? Als kleine Entschädigung für Ihre Mühe?«

Rainer schüttelte den Kopf. »Nein, vielen Dank. Ich muss wirklich wieder zurück. Da wartet noch jede Menge Arbeit auf mich und hier scheint ja alles in Ordnung zu sein.«

Er sah der Frau die Enttäuschung an. »Schade. Aber wenn ich noch mal Hilfe brauche, kann ich Sie dann anrufen?« Sie schenkte ihm wieder einen hilflosen Blick.

»Wir werden Ihre Anzeige an die zuständigen Kollegen übergeben, die sich bei Ihnen melden werden. Bis dahin können Sie im Notfall bei mir anrufen.« Er reichte ihr eine Visitenkarte. »Aber bitte nur im Notfall«, fügte er hinzu.

»Vielen Dank. Nun fühle ich mich schon viel besser.«

»Und kühlen Sie Ihr Veilchen«, warf er ihr noch hinterher, bevor er sich auf den Weg machte. Sophie Albers lächelte.

Als sie die Tür geöffnet und wieder hinter sich geschlossen hatte, blickte sie versonnen auf die Visitenkarte in ihrer Hand. Gab es Liebe auf den ersten Blick? Ab heute war sie überzeugt: Ja! Dieser gutaussehende Kommissar hatte es ihr angetan. Und der Begriff Notfall ließ sich doch sehr weit dehnen. Sie war entschlossen, bei ihm aufs Ganze zu gehen.

Sophie Albers griff zu ihrem Smartphone und schrieb mehrere SMS. Die Kerle konnten ihr ab jetzt gestohlen bleiben.

Rainer war mit seinen Gedanken schon wieder bei ihrem gerade abgeschlossenen Fall, als er sich auf den Weg zurück aufs Präsidium machte. Die Sache mit dem selbsternannten Rächer, der Selbstjustiz geübt und mehrere Jugendliche misshandelt und schließlich sogar Menschen ermordet hatte, beschäftigte ihn immer noch. Er ahnte nicht, dass sein eigener Albtraum gerade seinen Anfang genommen hatte.

 

Kapitel 1

 

»Na, hast du deine neue Freundin erfolgreich nach Hause gebracht«, begrüßte Britta ihren Kollegen.

Rainer schaute sie fragend an. »Was meinst du?«

»Hast du nicht gemerkt, wie sie dich angehimmelt hat?« Britta schmunzelte.

»Quatsch!« Rainer schüttelte den Kopf. »Die Frau war einfach durcheinander und hatte Angst.«

Er setzte sich und goss sich ein Glas Apfelschorle ein.

Britta grinste. »Das denkst du. Ihre Blicke sprachen Bände. Aber sie setzt ihr Vertrauen in uns. Daher habe ich mit den Kollegen geklärt, dass ausnahmsweise wir diesen Klaus Bartels vernehmen werden.«

Rainer versuchte, sich die Situation noch einmal vor Augen zu führen. Hatte Sophie Albers tatsächlich versucht, ihn anzubaggern? Okay, sie war schon sehr anhänglich gewesen und ihren Versuch, ihn zu sich einzuladen, hatte er nur mit Mühe abwimmeln können. Und sie war ganz offensichtlich enttäuscht gewesen, dass er nicht mit hineinkommen wollte. Er hatte das auf ihre Erleichterung geschoben, dass ihr brutaler Freund ihr nicht aufgelauert hatte.

Aber gut, für ihn selbst war das Thema damit erledigt und bis auf die Befragung ihres Ex-Freundes hätte er mit der Geschichte dann nichts weiter zu tun.

»Sie sucht vermutlich einen Beschützer«, versuchte er, Brittas Einlassung abzutun. »Dann lass uns noch diesen Typen vorladen und danach ist hoffentlich Ruhe in der Geschichte.«

Rainer widmete sich seinem Bildschirm, wo er das Vorstrafenregister von Klaus Bartels aufgerufen hatte. Anscheinend neigte er wirklich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Es gab diverse Einträge zu Schlägereien. Rainer suchte die Meldeadresse heraus und ließ den Mann vorladen.

»So, ich mach dann Feierabend«, verkündete er, fuhr seinen Rechner herunter und machte sich auf den Weg. Heute Abend wollte er endlich einmal wieder ins Fitnessstudio gehen.

Nachdem er zwei Stunden Sport gemacht und ausgiebig geduscht hatte, war er nach Hause gefahren und hatte es sich auf dem Sofa mit einem alkoholfreien Bier gemütlich gemacht.

Er warf einen flüchtigen Blick auf sein Smartphone und stutzte: fünf Anrufe in Abwesenheit von einer unbekannten Nummer. Wer da wohl mehrfach versucht hatte, ihn zu erreichen? Auf seiner Mailbox war aber nichts gespeichert. War dann wohl nicht so wichtig, dachte er sich und streckte sich müde und zufrieden aus.

Fünf Minuten später klingelte sein Telefon erneut. Wieder diese unbekannte Nummer. Zögernd nahm er das Gespräch an, meldete sich aber nicht mit seinem Namen.

»Hallo, ist da Kommissar Zufall?«, vernahm er eine weibliche Stimme.

»Ja, wer ist denn da?« Ihm kam die Stimme bekannt vor.

»Entschuldigen Sie die späte Störung. Hier ist Sophie Albers. Ich wollte mich nur noch mal bei Ihnen bedanken.«

Sie klang recht aufgeregt. Es entstand eine Pause. Rainer überlegte, ob sie noch etwas sagen wollte, blieb aber zunächst stumm. Die Sekunden zogen sich hin.

»Ja, gerne, aber das ist mein Job«, antwortete er dann. Warum rief sie ihn zu dieser späten Stunde an, um sich zu bedanken? Hatte Britta doch recht und die junge Frau versuchte, ihn anzubaggern?

Sie räusperte sich. »In Ihrer Gegenwart habe ich mich so sicher gefühlt«, begann sie zögerlich. Pause.

»Das freut mich«, erwiderte er artig. »Dann auf Wiederhören«, versuchte er, das Gespräch zu beenden.

»Ich wollte noch fragen«, hakte sie ein, »falls mein Ex-Freund wieder auftauchen sollte, kann ich Sie dann noch mal anrufen?«

»Sie sollten lieber die 110 anrufen, da erreichen Sie immer jemanden.« Allmählich wurde sie lästig.

»Aber Sie könnten doch …« Sie ließ den Satz unvollendet.

»Auf Wiederhören, Frau Albers.« Das war zwar unhöflich, aber er wollte ihr keinen weiteren Anlass geben, den Kontakt zu ihm zu intensivieren.

Gereizt stand er vom Sofa auf. Irgendwie hatte diese Frau ihm den Feierabend verdorben. Er schaltete sein Telefon aus, zog sich aus und legte sich aufs Bett. Seine Gedanken wanderten zu Yvonne, seiner großen, aber unerfüllten Liebe. Wie es ihr wohl jetzt ging? Erst war sie verschwunden, dann hatte sie überraschend doch noch einmal versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen und ihm eine SMS geschrieben. Zu seinem Bedauern startete gerade sein Flugzeug auf dem Weg nach New York, sodass er nicht sofort reagieren konnte.

Carmen, seine Ex-Freundin, lebte mittlerweile in New York und sie beide hatten ihre Beziehung in eine Freundschaft gerettet. Nachdem er in Paris zwischengelandet war, hatte er gleich versucht, Yvonne zu erreichen. Leider ohne Erfolg. Da sie keinen Anrufbeantworter angeschaltet hatte, konnte er auch keine Nachricht hinterlassen. Seitdem hatte er nichts mehr von ihr gehört.

Der Gedanke an diese verpasste Gelegenheit schmerzte noch heute, an diesem Abend ganz besonders. Er lag lange wach. Den Anruf von Sophie Albers hatte er inzwischen wieder vergessen.

Kapitel 2

 

Rainer hatte sich am Abend vorher beim Sport anscheinend etwas viel zugemutet. Als er aufwachte und sich mühsam aus dem Bett schob, spürte er reichlich Muskelkater in den Oberschenkeln. Die Nacht war auch nicht besonders erholsam gewesen. Mit trüben Gedanken war er nach einer langen Wachphase eingeschlafen und viel besser fühlte er sich jetzt auch nicht. Irgendetwas hatte er geträumt, konnte sich aber nicht mehr erinnern, worum es dabei gegangen war.

Er stand lange unter der heißen Dusche, um seine müden Glieder zu wärmen. Mit Überwindung hatte er dann auf kaltes Wasser umgestellt, um ein wenig wacher zu werden. Danach hatte er sich einen Kaffee gekocht, schön stark und schwarz, quasi seine tägliche Ration, denn tagsüber trank er normalerweise nur Apfelschorle.

Lustlos zog er sich an und machte sich auf den Weg ins Büro. Dort angekommen wartete eine Überraschung auf ihn.

»Sieht so aus, als hättest du einen Fan«, begrüßte ihn seine Kollegin Britta und deutete auf einen riesigen Blumenstrauß, der einen großen Teil seines Schreibtisches einnahm.

»Von wem ist der denn?«, fragte Rainer und betrachtete die Blumen.

»Keine Ahnung.« Britta zuckte mit den Schultern. »Wurde hier abgegeben. Ist da keine Karte dabei?«

Rainer schaute prüfend, dann entdeckte er die Karte, die in dem üppigen Strauß steckte. Der Umschlag war über und über mit Herzchen verziert. In ihm steckte eine Karte, auf der nur »Danke« stand, ebenfalls mit zahlreichen Herzen verziert.

»Und?« Britta stand plötzlich hinter ihm und schaute ihm über die Schulter.

»Keine Ahnung«, brummte Rainer. »Da steht kein Name drauf.«

Britta stand plötzlich neben ihm. »Auweia, so viele Herzchen. Hast du eine Neue?« Sie grinste breit und klopfte ihm auf die Schulter.

»Nicht, dass ich wüsste.« Plötzlich fiel ihm wieder der späte Anruf von Sophie Albers ein. Sie würde doch nicht … Er schüttelte den Kopf.

»Oh, hoffentlich ist der nicht von dieser Albers«, stöhnte er.

»Wie kommst du darauf? Als Dankeschön dafür, dass du sie nach Hause gebracht hast?«, fragte Britta und musterte ihren Kollegen intensiv.

»Na ja, sie hat gestern mehrfach angerufen, als ich beim Sport war, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, und als ich gerade wieder zu Hause ankam, klingelte es wieder. Ich hab das Gespräch dann dummerweise angenommen. Hätte ja auch was Wichtiges sein können. Hätte ich das bloß gelassen«, erzählte Rainer beinahe entschuldigend.

»Und?«

»Sie wollte sich nur noch mal bedanken«, erklärte Rainer, wobei er das »noch mal« besonders betonte.

»Ach du Schande«, platzte es aus Britta heraus. »Diese Frau lässt so schnell nicht locker, fürchte ich.«

»Na, ich werde sie auf Abstand halten.«

Rainer nahm die Karte, zerriss sie und warf sie in den Papierkorb.

»Und was ist mit den Blumen?«, fragte Britta und zeigte auf den großen Strauß.

Rainer zuckte mit den Schultern. »Willst du sie haben? Die nehmen ja meinen ganzen Schreibtisch ein.«

»Lieber nicht.« Britta schüttelte den Kopf. »Nachher bekommt sie noch mit, dass ich den Strauß nach Hause schleppe«, erklärte sie lachend.

»Na, die wird mich ja wohl nicht observieren«, meinte Rainer.

»Wer weiß?« Britta lachte, ohne zu ahnen, wie recht sie hatte.

Kapitel 3

 

Zurzeit hatten die beiden Kommissare nur mit Routinearbeit zu tun. Das war einerseits etwas öde, andererseits hatten sie nach dem letzten aufregenden Fall, in dem ein selbst ernannter Rächer eine Blutspur durch Hamburg gezogen hatte, für ihren eigenen Geschmack genug Aufregung gehabt.

Nachdem der Fall gelöst war, hatte Rainer seinen langersehnten Urlaub angetreten und Carmen in den Vereinigten Staaten besucht. Beinahe hätte er sogar noch Yvonne getroffen, aber es war wie verhext. Irgendetwas kam immer dazwischen.

Trotz der Enttäuschung, Yvonne knapp verpasst zu haben, hatte er dennoch drei erholsame Wochen mit Carmen verbracht und dabei die Stadt, die niemals schläft, ausgiebig erkundet. Die Zeit mit Carmen hatte er überaus genossen und wäre am liebsten noch länger geblieben. Es war ihm richtig schwergefallen, wieder nach Deutschland zurückzukehren. So war er froh, erst einmal einen etwas ruhigeren Einstieg in seinen Job zu haben.

Britta hatte »den Laden geschmissen«, wie sie sagte, und außer kleineren Delikten, um die sie sich kümmern mussten, war es in den letzten Wochen regelrecht gemächlich zugegangen. Rainer hatte es sogar geschafft, pünktlich Feierabend zu machen und mehrfach seinen inneren Schweinehund zu besiegen und Sport zu treiben.

Die Routine war nun durch diese junge Frau unterbrochen worden.

Britta hatte deren Ex-Freund Klaus Bartels zur Befragung aufs Präsidium bestellt, was dieser mehrere Tage ignoriert hatte. Irgendwann war es der Kommissarin zu dumm geworden und sie hatte den Mann abholen lassen.

Als Rainer zum Dienst erschien, saß Klaus Bartels bereits im Vernehmungszimmer und wartete ungeduldig und verärgert auf die beiden Kommissare.

»Guten Morgen, Herr Zufall. Ich wünsche, wohl geruht zu haben«, begrüßte Britta ihren Kollegen als dieser gegen acht Uhr dreißig das Büro betrat.

»Was ist mit dir denn los?« Rainer sah seine Kollegin zweifelnd an.

»Du machst den Anschein, als seiest du noch im Urlaub. Hier wartet Arbeit auf uns. Also dalli, dalli.«

»Arbeit?« Er runzelte die Stirn. »Was ist das? Hat das irgendetwas mit mir zu tun?« Dann machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. »Ich dachte, das hätten wir hinter uns.«

»Nicht ganz«, widersprach Britta. »Ein gewisser Klaus Bartels möchte von uns befragt werden.«

»Wer ist das?« Rainer hatte den Namen bereits wieder vergessen.

»Der Typ deines Groupies.«

»Hä?« Er war anscheinend schwer von Begriff.

»Na der Ex der jungen Frau, die dich so angehimmelt hat.«

»Ach die.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.

Britta grinste. »Dann wollen wir dem Mann mal auf den Zahn fühlen.«

Sie verließ den Raum, Rainer folgte ihr lustlos. Mit der ganzen Geschichte wollte er am liebsten gar nichts mehr zu tun haben.

Als die beiden Kommissare eintraten, blickte ihnen ein Mann entgegen, der Rainer vom ersten Moment an unsympathisch war. Er musste sich selbst zur Ordnung rufen, um ihm unbefangen entgegenzutreten. Doch so recht wollte ihm das nicht gelingen. Männer, die Frauen schlugen, konnte er auf den Tod nicht ab. Ihm fiel die Erzählung von Sophie Albers und ihr Veilchen wieder ein.

Klaus Bartels sah sie gelangweilt an. Seine gesamte Haltung drückte aus, wie sehr es ihm gegen den Strich ging, hier zu sitzen und sich ihren Fragen stellen zu müssen. Seine langen Haare waren fettig, das Gesicht unrasiert und beim Blick auf die Hände stellte Rainer fest, dass die Fingernägel schmutzig waren und die Haut an einigen Stellen rissig und teilweise blutig. Wie passte dieser Typ zu einer Frau wie Sophie Albers, die gepflegt und nicht unattraktiv aussah? Oder hatte Bartels sich erst nach der Trennung von ihr so gehen lassen?

»Guten Morgen«, begrüßte Britta den Mann, verzichtete aber darauf, ihm die Hand zu geben. »Papadopoulos, das ist mein Kollege Zufall.« Sie zeigte auf Rainer, der dem Besucher nur kurz zunickte.

»Kannst du mir sagen, was ich hier soll, Süße?« Klaus Bartels sah die Kommissarin herausfordernd an, Rainer ignorierte er bewusst.

»Hier ist nichts mit Süße«, konterte Britta, »und ich wüsste nicht, dass wir per Du sind, Herr Bartels.«

Ihr Gegenüber grinste sie an und leckte sich betont über die Lippen. »Kann ja noch werden, Frau Kommissarin.« Sein Grinsen wurde noch breiter.

»Also, eine Sophie Albers hat Sie angezeigt, weil Sie sie geschlagen haben sollen. Was sagen Sie dazu?«

»Was hat das Mäuschen gesagt?« Bartels erhob sich entrüstet, woraufhin Rainer ihn an der Schulter packte und auf den Stuhl zurückdrückte.

»Sitzen bleiben!«, befahl er.

Bartels schlug nach Rainers Hand. »Nicht anfassen, du Wichser.«

Rainer schluckte die Provokation und wiederholte Brittas Frage: »Dafür könnten wir Sie wegen Beamtenbeleidigung anklagen. Aber zurück zu unserer Frage: Was sagen Sie dazu?«

»Bullshit!«, platzte es aus Klaus Bartels heraus. »Ich habe der Tussi nichts getan. Die ist nur sauer, weil sie nicht mehr bei mir landen kann.«

»Das heißt, Sie haben mit Frau Albers Schluss gemacht und nun hat sie das erfunden?« Britta übernahm das Gespräch wieder.

»Genau, Sü…« Gerade noch rechtzeitig schluckte er das Wort herunter.

---ENDE DER LESEPROBE---