Die Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629 - Achim von Arnim - E-Book

Die Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629 E-Book

Achim von Arnim

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Beschreibung

Dieses eBook: "Die Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Achim von Arnim (1781/1831) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als wichtigster Vertreter der Heidelberger Romantik. Aus dem Buch: "Susanna: Nun, Mülder, du siehst so scharf in meine Hand, als könntest du drin lesen. Peter: Ich sehe, ob du's ehrlich mit mir meinst. Der Lozan kommt zu oft, ich bin zu selten hier, sein Kleid ist reich mit goldnen Ketten überhangen; ich sehe aus wie eine Schwalbe, die am Neste baut. Gib her die Bürste! Susanna: (Sie bürstet an seinem Kleide): Ei, sprich nicht so, du weißt es doch, daß du mir lieber bist als alle. Aber sag, warum du so einhergehst in dem schmutz'gen, abgeschabten Rock? Peter: Ich schanze an dem eingestürzten Bollwerk, die schwerste Arbeit ist getan. Viel Dank, Susanna, der Rock ist rein genug für diese Zeit. Susanna: Tu schanzest wie ein armer Tagelöhner, und bist ein reicher Mann! Die Leute reden über dich, es tut mir weh."

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Achim von Arnim

Die Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-0552-6

Inhaltsverzeichnis

Erste Handlung
Zweite Handlung
Dritte Handlung

Die Vertreibung der Spanier aus Wesel im Jahre 1629

Schauspiel in drei Handlungen

Personen

Graf Lozan, spanischer Gubernator in Wesel.Diego, sein Wachtmeister.Reinhart, Gastwirt zu Wesel.Susanna, dessen Tochter.Peter Mülder, ein HolzhändlerGeschwister.Dierecke Mülder, Professor der SchuleJudith MülderMeister Schlacke, Waffenschmied.Jan Rotleer, dessen Geselle.Freiherr von Didem, staatischer General.Jan Huygensstaatische Hauptleute.Drost von BeefortDiestMarketteLauwykStaatische Soldaten. Spanische Schildwache. Ratsherrn

Ort: Wesel. Zeit: Der 18. August 1629.

Erste Handlung

Inhaltsverzeichnis
I
II
III
IV
V
VI

I

Inhaltsverzeichnis

Reinharts Wirtszimmer.

Peter Mülder. Susanna. Reinhart

Susanna: Nun, Mülder, du siehst so scharf in meine Hand, als könntest du drin lesen.

Peter: Ich sehe, ob du's ehrlich mit mir meinst. Der Lozan kommt zu oft, ich bin zu selten hier, sein Kleid ist reich mit goldnen Ketten überhangen; ich sehe aus wie eine Schwalbe, die am Neste baut. Gib her die Bürste!

Susanna:(Sie bürstet an seinem Kleide): Ei, sprich nicht so, du weißt es doch, daß du mir lieber bist als alle. Aber sag, warum du so einhergehst in dem schmutz'gen, abgeschabten Rock?

Peter: Ich schanze an dem eingestürzten Bollwerk, die schwerste Arbeit ist getan. Viel Dank, Susanna, der Rock ist rein genug für diese Zeit.

Susanna: Tu schanzest wie ein armer Tagelöhner, und bist ein reicher Mann! Die Leute reden über dich, es tut mir weh.

Peter: Laß Narren reden, es ist doch ihre einz'ge Freude, du aber glaube mir, es geht mir wie so vielen heutzutage, ich bin nicht arm, und doch hab ich kein Geld. Zerrissen ist der Handlung Band, das in dem Austausch aller Gaben Gottes die verschiednen Völker in einem Wohlsein fest verknüpfte. Die Spanier kränken uns dies heil'ge Recht zu allem, was die Erde trägt; den Niederlanden möchten sie der Handlung Segen gerne rauben, um leichter sie zu unterdrücken: da dürfen wir kein Holz zu ihnen flößen, so milde uns der Rhein den Rücken bietet. Das Holz, worin mein ganzer Reichtum steckt, verfault hier auf dem Lager und nährt die Würmer. Verstehst du, liebes Kind? Es ist kein rascher Tod, woran wir sterben; nur immer schmaler wird die Kost, und diese müssen wir mit Spaniern teilen, so zehren wir allmählich auf.

Susanna: Der Vater sagt tagtäglich, wir müßten stille schweigen, dulden, geben, damit es nur nicht ärger würde.

Peter: Er ist ein Schenkwirt, der stirbt zuletzt, bei ihm verjubeln sie das Geld, die Spanier und Kroaten, was sie durch unsre eigne Obrigkeit von uns erpressen.

Reinhart(der bisher Gläser geschwenkt hat, wischt sich die Hände): Jetzt nur kein Wort von dem Profit, es trägt ihn jede Maus auf ihrem Schwanz davon. Der Lozan und die mit ihm sind, die zahlen ehrlich, die andern, wenn sie nichts bezahlen wollen, fangen Händel miteinander an, zerschlagen Gläser, Bänke, Fenster obenein, und komm ich mit der Wache, da sind die Vögel ausgeflogen, und ich werd ausgelacht. Denk, Peter, wie es sonst an einem Sonntagmorgen so voll hier war von reichen Bauern, die ließen etwas aufgehn zu der Andacht, und die geputzten, drallen Bauerweiber taten wohl, als ob sie's gar nicht leiden wollten, und tranken um so besser; da ward dann nachmittags ein Kegeln und ein Tanzen, daß alle Scheiben zitterten, da ward auch mancher Krug zerschlagen, doch keiner blieb mir einen Kreuzer schuldig.

Peter: Jetzt bleiben sie zu Hause, können keinen Wein mehr kaufen, brauen sich ihr Bier. Warum? Der Spanier läßt ja kein Getreide mehr nach Holland, und Holland wird darum noch nicht verhungern, es schickt ein Dutzend Schiffe mehr in See zu andern Ländern. Nun, mir ist's einerlei, ich geh im Frühjahr wieder hin nach Holland, wenn's nicht ganz anders wird in Wesel.

Susanna: Was treibst du da in Holland?

Peter: Ich schanze da, ich schanze hier, doch werd ich besser da bezahlt und rede frei und brauch kein spanisch Wort zu hören.

Susanna: Und hörest auch kein Wort von mir.

Peter: Nein, leider Gottes, das macht mir schweres Heimweh in der Fremde.

Susanna: Du sollst nicht mehr nach Holland gehn, ich nehme dich in Dienst. Der Vater hat den Hans und Jakob fortgejagt, weil sie von den verruchten Spaniern den Betrug erlernten, nun muß er alles selber tun und kann es nicht bestreiten. Bleib hier bei mir, lern unsre Wirtschaft, die meiste Müh will ich dir selbst abnehmen, du hast's bei mir doch besser als beim Schanzen, wie leicht wird mir um deinetwillen jede Arbeit sein! Hört, Vater, bittet ihn darum!

Reinhart: Ich glaub's ihm nur noch nicht, daß er so arm, er stellt sich so, um wen'ger zu bezahlen an der Steuer, er geht nach Holland, um zu schmuggeln. Nun, mir ist's einerlei, doch wenn Ihr mit dem Dienst zufrieden seid, ich nehm Euch gern ins Haus, Ihr seid so treu wie Gold, und Euer Vater war mein einz'ger Freund, als ich in Not; ich will Euch auch nicht stecken lassen.

Peter: Habt Dank, Ihr meint es ehrlich, ich will mich noch bedenken, denn seht, ich bin nicht recht geschickt, die Spanier zu bedienen; möcht' lieber, daß sie mir den Teller reichten.

Susanna: Das hat wohl lange Zeit, denn mit uns Deutschen ist es aus, der Kaiser überläßt uns ganz dem Spanier.

Reinhart: Still, Kinder! Horcht einmal. Nicht wahr, es läutet.

Susanna: Ja, Vater, es sind die Glocken von Sankt Willebrandt. Die Spanier kreuz'gen auf der Gasse ihre Stirn, sie ziehn zur Messe.

Reinhart: Uns haben sie aus allen Kirchen nun vertrieben, des reinen Evangeliums Lehre darf nicht öffentlich gepredigt werden.

Peter: