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mehrbuch-Weltliteratur! eBooks, die nie in Vergessenheit geraten sollten. Hoch geschätzt wurden Seidels Märchen und seine Autobiographie Von Perlin nach Berlin, vor allem von seinen Schriftstellerkollegen Stinde, Trojan, Stettenheim und anderen. Das bekannteste Werk Heinrich Seidels ist das Buch Leberecht Hühnchen, das aus mehreren Episoden besteht, die zwischen 1880 und 1893 entstanden. #lestmalbittemehrbuch
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Seitenzahl: 25
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Die Wetterhexe
Heinrich Seidel
Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel war ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller.
In dem freundlichen Dorfe Huldingsheim lagen zwei Bauernhöfe, deren Felder und Wiesen aneinandergrenzten. Die beiden jungen Bauern hatten ihr Erbteil, das ihnen von ihren Vätern in gutem Zustande überliefert worden war, fast zu gleicher Zeit angetreten, doch nun, da erst sieben Jahre verflossen waren, machte sich bereits ein sehr großer Unterschied zwischen den beiden Besitztümern bemerklich. Kam man auf den Hof des einen, der Valentin hieß, so ward man erfreut durch einen Glanz von Reinlichkeit, Ordnung und Wohlstand, der auf allen Dingen lag; alles stand an seinem Ort und war sauber abgegrenzt und richtig. Die Gebäude waren reinlich gestrichen, die Türen hübsch gemalt, und an den Strohdächern war kein Fehler zu sehen. Auf dem Teich schwammen die stattlichsten Enten, und im Hofe wanderten Hühner umher, bei denen es schwer zu unterscheiden war, ob sie auf ihren mächtigen Hahn oder dieser auf seine Hühner hätte stolzer sein dürfen.
Trat man in die große Vordiele des Hauses, an der zu beiden Seiten die Viehställe gelegen sind, so war es wieder eine Lust, die wohlgepflegten Kühe und Pferde zu betrachten, die so blank waren, daß man sich fast darin spiegeln konnte. Aber noch blanker war das Kupfer- und Zinngeschirr, das neben dem Herde am Ende der Diele aufgestellt war nebst hübsch bemalten Tellern und glasierten Töpfen und dergleichen reinlichem Küchengerät. An dem Herde aber wirtschaftete eine saubere Hausfrau, und es war lustig zu sehen, wie flink ihr alles von der Hand ging, und lustig zu hören, wie fröhlich sie dabei sang. Über dem Herde aber im Rauchfange hingen in stattlichen Reihen Würste, Speckseiten und Schinken und boten einen tröstlichen und erfreulichen Anblick dar. Das Wohnzimmer, die Putzstube und die Vorratskammer zu betrachten war nun erst recht ein Vergnügen. Die Fußböden waren blank gescheuert und mit weißem Sand bestreut, die alte Kuckucksuhr tickte behaglich, und der Sonnenschein kam durch die blanken Fensterscheiben und malte die Schatten von Geranium und Goldlack auf den Fußboden, blinkte freundlich in den grünglasierten Kacheln des alten Ofens und setzte die Schnörkel und das Schnitzwerk des riesigen braunen Erbschrankes, der den großen Leinenschatz des Hauses enthielt, ins rechte Licht. Und in der Vorratskammer, welch behaglicher Duft nach Backobst und gedörrten Äpfeln, und welche Schätze von seidenweichem Flachs und selbstgesponnenem Garn – wahrlich, da konnte mancher Hausfrau das Herz groß werden. Ging man sodann mit dem jungen Bauern durch die Hintertür und den mit gesunden, wohlgepflegten Obstbäumen besetzten Grasgarten auf den Acker, da merkte man bald, daß es in Feld und Wiese ebenso aussah wie in Haus und Hof und daß Fleiß, Ordnung und Reinlichkeit die guten Geister dieses Hauses waren.