Dive To You - Sarah Lemme - E-Book
SONDERANGEBOT

Dive To You E-Book

Sarah Lemme

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das erste Mal allein verreisen? Als die siebzehnjährige Emily ihren Urlaub nach Malta antritt, ahnt sie nicht, dass diese zwei Wochen ihr Leben verändern werden. Sprachschule, die Unterkunft bei der Gastmutter, neue Freunde, Ausflüge über die Insel, ein Tauchkurs ... Wäre da nur nicht ihre Schüchternheit, durch die sie in unangenehmen Situationen keine Worte findet. Doch wenn sie die Englisch-Prüfung für die Uni schaffen will, muss sie in diesem Urlaub über ihren Schatten springen – und darf sich nicht von Bent ablenken lassen. Ihr Vorsatz, sich von Männern fernzuhalten, gerät gehörig ins Wanken. Ein Roman über die erste große Liebe, Selbstvertrauen und die malerische Landschaft Maltas.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sarah Lemme

Dive To You

zwischen Abgründen und großen Gefühlen

Inhaltsverzeichnis

ÜBER DAS BUCH

IMPRESSUM

VORWORT

URHEBERRECHT

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

DANKSAGUNG

DIE AUTORIN VON DIVE TO YOU

ÜBER DAS BUCH

Das erste Mal allein verreisen?

Als die siebzehnjährige Emily ihren Urlaub nach Malta antritt, ahnt sie nicht, dass diese zwei Wochen ihr Leben verändern werden. Sprachschule, die Unterkunft bei der Gastmutter, neue Freunde, Ausflüge über die Insel, ein Tauchkurs … Wäre da nur nicht ihre Schüchternheit, durch die sie in unangenehmen Situationen keine Worte findet. Doch wenn sie die Englisch-Prüfung für die Uni schaffen will, muss sie in diesem Urlaub über ihren Schatten springen ­– und darf sich nicht von Bent ablenken lassen. Ihr Vorsatz, sich von Männern fernzuhalten, gerät gehörig ins Wanken.

Ein Roman über die erste große Liebe, Selbstvertrauen und die malerische Landschaft Maltas.

IMPRESSUM

© 2022 Sarah Lemme, c/o Block Services, Stuttgarter Str. 106, 70736 Fellbach

www.sarahlemme.com

Lektorat: Amelie Hanke (www.lektorat-litterae.de) Korrektorat: Ilka Sommer (www.autorin-ilka-sommer.de)

Coverdesign: A&K Buchcover (www.akbuchcover.de)

VORWORT

Liebe*r Leser*in,

ich freue mich sehr, dass du mein neues Buch in den Händen hältst. Dive To You kann unabhängig von Cruise To You gelesen werden. Wie auch bei meinem Debütroman steckt viel Herzblut in jeder Zeile der Geschichte. Daher möchte ich dich darauf hinweisen, dass Dive To You Themen enthält, die triggern können.

In Dive To You geht es um die Themen sexuelle Nötigung / sexueller Übergriff und Depressionen. Weiterführend werden in diesem Buch die Themen Mobbing, Suizid und Trauerbewältigung erwähnt. Daher möchte ich dich bitten, gut auf dich zu achten.

Trotz dieser sensiblen Themen enthält Dive To You eine wundervolle Liebesgeschichte in der traumhaften Kulisse Maltas. Ich wünsche dir viel Lesevergnügen mit Emily und Bent.

Deine Sarah

Weitere Bücher der Autorin:

Cruise To You (2021): Als Taschenbuch und E-Book überall im Buchhandel erhältlich.

URHEBERRECHT

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung, Verbreitung, Übersetzung, öffentliche Zugänglichmachung sowie die Einspeicherung und/oder Verarbeitung in elektronische Systeme ist ohne Zustimmung der Autorin untersagt.

Die Figuren, alle Ereignisse, dieBand Dragonnight sowie die Liedtexte in diesem Werk sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten, verstorbenen oder lebenden Personen oder anderen Bands/Songtexten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

KAPITEL EINS

»Was?«, rufe ich gegen die Musik an. Majas Lippen bewegen sich, ich verstehe jedoch kein Wort. Mit der Hand deute ich auf mein Ohr und zucke dann mit den Schultern. Ob sie die Geste kapiert? Sean Pauls Dynamite dröhnt ohrenbetäubend aus den Boxen und die Scheinwerfer flackern von links nach rechts. Bunte Lichter, blitzendes Stroboskop und finstere Ecken beherrschen den Raum.

Der Club ist brechend voll. Ich zucke zusammen. Zum wiederholten Mal boxt mir jemand mit dem Ellenbogen in den Rücken. Genervt verdrehe ich die Augen. Hier auf der Tanzfläche sind inzwischen alle Hemmungen gefallen. Das Partyvolk feiert, wiegt sich mehr oder weniger passend im Takt der Musik und die alkoholischen Getränke fließen in Strömen. Alle grölen die bekannten Lieder mit. Alle, außer mir.

Was habe ich mir nur dabei gedacht, mit Maja loszuziehen? Aber meine Cousine hat so lang gebettelt, bis ich ihr den Wunsch nicht mehr abschlagen konnte. Was ist so schlimm daran, einmal in die Disco zu gehen?

Doch die wichtigste Frage von allen ist: Warum stehe ich hier auf der Tanzfläche? Ich! Die mit rhythmischen Bewegungen per se auf dem Kriegsfuß steht. Und nun bin ich mitten im Hamburger Nachtleben. Um mich herum hauptsächlich Studenten, die die vorlesungsfreie Zeit genießen. Kein Wunder, denn schon bald startet das neue Semester. Auch ich starte in einen neuen Lebensabschnitt.

Majas Lippen bewegen sich erneut, doch wieder verstehe ich nur zusammenhanglose Silben, auf die ich mir keinen Reim machen kann. »Lass uns in eine ruhige Ecke gehen!«, brülle ich gegen die Lautstärke an und gestikuliere übertrieben in Richtung der Bar. Hoffentlich ist es dort leiser. Außerdem ist meine Kehle staubtrocken. Ich brauche dringend etwas zu trinken.

Als Maja nicht reagiert, greife ich ihre Hand und ziehe sie hinter mir her. Ich weiß, dass sie für ihr Leben gern tanzt und sicher nicht mit mir in einer Ecke stehen will. Ich wäre auch mit einem Filmabend zufrieden gewesen.

Der Weg von der Tanzfläche zur Bar gestaltet sich schwierig, denn die tanzende Menge ist beinahe unmöglich zu durchqueren. Ständig stehe ich vor jemandem, der mich nicht vorbeilässt und noch öfter knufft ein Ellenbogen mir in die Seite oder gegen die Arme. Wie durch zähen Schleim kämpfe ich mich voran und setze irgendwann selbst den Ellenbogen ein.

Ich atme erleichtert auf, als wir endlich eine Ecke erreichen, in der der Bass nicht dröhnt und man sein eigenes Wort versteht. Neben der Bar ist es deutlich leerer. Nahezu alle tummeln sich auf der Tanzfläche. Lediglich ein paar kleinere Grüppchen stehen mit ihren Getränken beisammen und einzelne Personen schauen suchend umher.

»Was wolltest du von mir?«, frage ich nah an Majas Ohr.

Sie zuckt zurück. »Boah, Emily! Schrei doch nicht so.« Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen reibt sie sich das Ohr, als hätte ich ihr soeben einen Schlag darauf verpasst. »Ich hab gesagt, dass du so konzentriert aussiehst. Ist alles okay bei dir?«

Tatsächlich können wir uns normal unterhalten, doch in meinen Ohren klingt jeder Ton dumpf. Ich habe keine Ahnung, wie laut ich gesprochen habe. Warum muss man die Lautstärke so weit aufdrehen? Kopfschmerzen kündigen sich pochend in meinen Schläfen an.

»Jaaaaa …«, entgegne ich lahm. »Alles okay. Nur das Tanzen ist einfach nicht so meins.«

»Aber dabei muss man sich doch nicht konzentrieren. Einfach nur im Takt ein bisschen abzappeln. Es interessiert niemanden, ob du das gut machst. Du fällst eher auf, wenn du stocksteif dastehst und deine Bewegungen so mechanisch wie von einem Roboter sind.« Um ihre Ausführungen zu unterstreichen, wiegt sie ihre Hüften mühelos im Takt zu einem mir unbekannten Lied, das der DJ aufgelegt hat. Offensichtlich ist es ein beliebtes, denn die Menge auf der Tanzfläche grölt mit, als während des Refrains kurz der Ton leiser gedreht wird.

»Ja, es ist nur einfach nicht meine Musik.« Die Ausrede ist lahm, aber sie entspricht der Wahrheit. Partys waren bisher kein Thema für mich, außer wenn Mama und Papa mich auf eine Hochzeit oder den runden Geburtstag eines Verwandten mitgenommen haben.

Maja hebt kurz den Finger und bedeutet mir, zu warten. Sie ist das, was man ein klassisches Dorfkind nennt. Scheunenpartys und die Treffen der Landjugend sind ihr wichtig. Das hat sie mir direkt bei ihrer Ankunft gesteckt. Jetzt macht sie ein paar Tage Urlaub bei uns in der Großstadt, weil ihre Eltern – sie ist die Tochter von Papas Bruder – ein entspanntes Wellnesswochenende machen und Maja keine Lust hatte, allein zu Hause zu bleiben. Wobei sie das mit ihren neunzehn Jahren garantiert öfter tut. Seit ihrer Ankunft nagt die Frage an mir, ob es normal ist, dass ich Großstadtkind so viel behüteter aufgewachsen bin als sie – und das nicht nur wegen ihres Piercings in der Nase oder dem Tattoo auf dem Unterarm.

»Hier, trink das!« Maja hält mir ein schlankes Glas entgegen.

Ich schnuppere daran und verziehe das Gesicht. Ekelig zuckerig! »Was ist das?«

»Etwas, das dich ein bisschen lockerer macht. Du sollst Spaß haben!«

Ich soll lockerer werden? Okay, dass ich nicht die Partyqueen schlechthin bin, ist mir klar. Aber ist es wirklich so auffällig? »Ist da Alkohol drin?«

»Trink!« Maja verdreht die Augen, klirrt ihr Glas an meins und stürzt die Flüssigkeit ihre Kehle hinunter.

Zeitgleich wird ein neues Lied angekündigt und sie stößt einen spitzen Schrei aus. Ein paar der Umstehenden drehen sich zu uns um. Maja stellt das Glas so impulsiv auf den Tresen zurück, dass es taumelnd einige Zentimeter rutscht und nur deshalb nicht auf der anderen Seite hinunterfällt, weil der Barkeeper es geschickt auffängt. Sie beachtet ihn nicht, sondern schaut mich auffordernd an und ist in der nächsten Sekunde zwischen den Menschen auf der Tanzfläche verschwunden.

Kopfschüttelnd schaue ich ihr hinterher. Wo nimmt sie die Energie her? Ich atme tief durch. Hat sie recht und ich muss nur einen Tick lockerer werden? Könnte ich mich dann an die Musik gewöhnen? Nein. Ein Konzert von Dragonnight wäre mir lieber. Die habe ich letztens live gesehen. Gott, was war das großartig! So habe ich noch nie bei Songs mitgegrölt. Definitiv besser als diese Partys mitten in der Nacht.

Langsam setze ich das Glas an meine Lippen und nippe an dem Getränk. Bäh. Flüssige Gummibärchen. Es ist eindeutig ein Energy-Drink beigemischt. Außerdem schmecke ich – wie befürchtet – Alkohol. Ich meide dieses Zeug, seitdem ich mich beim Trinken einmal bravourös überschätzt habe. Außerdem ist zu viel Fusel ungesund und gefährlich. Aber was solls. Es ist nur ein Drink und der macht mich ja nicht direkt sturzbesoffen. Danach trinke ich Cola. Ich leere das Glas in einem Zug und stelle es zurück auf den Tresen. Kurz wird mir schwindelig. Doch ob es an dem Alkohol, den hohen Stilettos oder der verbrauchten Luft im Club liegt, vermag ich nicht zu sagen. Der Moment ist flugs vorbei.

Maja ist irgendwo auf der Tanzfläche im Getümmel. Ob ich sie suchen soll? In mir sträubt sich alles dagegen, mich wieder zwischen die verschwitzten und sich eng hin und her wiegenden Partyleute zu begeben. Vielleicht warte ich lieber, bis Maja zurückkommt? Die Tanzfläche ist riesig. Sie könnte überall sein. Ja, so mache ich es. So brauche ich nicht tanzen und niemand schaut mich komisch an.

»Hey, schöne Frau!«

Ich zucke zusammen. Die raue Stimme erklingt direkt neben meinem Ohr, begleitet von einer Dunstwolke aus billigem Aftershave und Alkohol.

Schöne Frau? Okay, ich bin siebzehn, aber so hat mich bisher niemand genannt. Langsam drehe ich den Kopf und schaue auf ein graues Hemd. Mein Blick wandert weiter nach oben. Himmel, ist dieser Kerl ein Riese! Er überragt mich sicher um zwei Köpfe und sein Kreuz ist breit wie ein Schrank. Das Hemd sitzt locker, dennoch erkenne ich, dass er öfter Hanteln stemmt. Er ist garantiert genauso ein Gymkie wie Deonte, der Freund meiner besten Freundin Leonie. Die zwei, die mich vor ein paar Tagen im Stich gelassen haben und ihr Glück beim Studium in Bremen suchen. Bereits jetzt haben sie einen Krater in meinem Leben hinterlassen. »Äh, hi!« Ich hebe zögerlich eine Hand.

»Trinkst du was mit mir?« Er hält mir ein Glas hin, das genauso aussieht, wie das, das Maja mir vorhin gegeben hat. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass eine Cola okay wäre?

»Äh, danke. Aber ich warte nur auf meine Cousine.«

»Das Lied geht in der Dance-Version über zehn Minuten. So schnell siehst du die nicht wieder. Aber ich verkürze dir gern die Wartezeit.«

Ein flüchtiger Blick auf sein amüsiertes Gesicht lässt meinen Widerstand bröckeln. Das hat er mit Absicht so abgepasst. Ich unterdrücke ein Seufzen. Na klasse. Wahrscheinlich kann man in mir lesen, wie in einem offenen Buch. Ich hätte doch Maja hinterherlaufen sollen. »Hmm …«, gebe ich unbestimmt von mir und verfluche, dass es hier in der Ecke nicht so laut ist wie auf der Tanzfläche. Dann hätte ich wenigstens so tun können, als würde ich ihn nicht verstehen. Andererseits scheint er okay zu sein. Ehe ich mich versehe, schließen sich meine Finger um ein neues Glas.

»Ich habe dich hier noch nie gesehen. Bist du neu in der Stadt?«

Ich schüttle den Kopf.

»John«, sagt er dann und streckt mir seine Hand hin.

»Emily«, entgegne ich zögernd, ergreife seine Hand aber nicht. Ich schlucke, mein Hals ist wieder staubtrocken. Die ganze Situation ist mir unangenehm. Meine Finger klammern sich an das Glas. Warum kommt Maja nicht zurück? Mein Blick huscht hin und her, doch ich entdecke sie nirgends. Rasch hebe ich den Drink und leere ihn in drei Schlucken. Diesmal ist die Mischung intensiver. Mehr Alkohol, weniger flüssige Gummibärchen. Ein flüchtiges Brennen in der Kehle unterstreicht diese Feststellung. Ich huste. Sofort liegt Johns Hand auf meinem Rücken und klopft dagegen. Ob das sein richtiger Name ist?

»Da ist ein Sitzplatz freigeworden.«

Ich folge seinem ausgestreckten Finger. Tatsächlich ist einer der runden Tische frei. Wenn ich ehrlich bin, bringen mich meine Stilettos bald um. Auch das ist auf Majas Mist gewachsen. Sie hat das Outfit ausgesucht, damit ich nicht das Mauerblümchen bin. Tss. Plötzlich fühle ich mich unbehaglich in dem eng anliegenden schwarzen Kleid. Das ist ein Styling, das besser zu Leonie passt. Aber zu mir? Ich unterdrücke erneut ein Seufzen und aus irgendeinem aberwitzigen Grund nickt mein Kopf.

Wie in Trance bekomme ich mit, wie John mein Handgelenk ergreift und ich im nächsten Moment neben ihm auf der Bank sitze. Waren die Scheinwerfer der Tanzfläche vorhin auch schon so grell? Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch.

»Du bist hübsch«, raunt er mir ins Ohr.

Meine Finger verkrampfen sich um das leere Glas. Das alles kommt mir falsch vor. Mir ist schwummrig. Ist es der Alkohol? So schnell? »Ich glaube, ich gehe jetzt besser zu Maja. Sie sucht mich bestimmt schon.« Gut. Das wird er verstehen. Unbeholfen versuche ich aufzustehen, doch seine Hand hält mich fest.

»Wir sind doch nur ein paar Schritte von eurem Treffpunkt weg. Ich habe alles im Blick und sage dir Bescheid, wenn sie kommt.« Sein Griff ist forsch. »Ich möchte dich doch noch etwas kennenlernen.«

Will ich das denn ebenfalls? Aber ein klares Nein habe ich bislang auch nicht verlauten lassen. Mamma mia. Am liebsten hätte ich mir mit der Hand vor den Kopf geschlagen, als mir klar wird, dass er mit mir flirtet. Ausgerechnet mit mir und ich habe keine Ahnung, wie das geht. Was antwortet man darauf?

Mein Blick huscht erneut umher und bleibt an seinen Unterarmen kleben. Die Ärmel des Hemdes hat er über die Ellenbogen hochgeschoben. Seine Muskeln sind erstaunlich definiert. Ich schlucke. Dann hebe ich den Blick weiter, mustere sein Gesicht. Er ist eindeutig älter als ich. Mindestens fünfundzwanzig. Mit seinen schwarzen gestylten Haaren, den vollen Lippen und den winzigen Fältchen um seine Augen sieht er annehmbar aus. Das kann ich nicht leugnen. Aber er ist eher der Typ Türsteher, um den ich normalerweise einen weiten Bogen mache. Wobei – ich mache um alle Typen einen Bogen.

Ich erstarre, als er seine zweite Hand in meinen Nacken legt und die Finger mit hauchzarten Bewegungen über die Haut kreisen lässt. Erst langsam, dann fordernder. Noch immer bringe ich kein Wort über die Lippen, überlege fieberhaft, was ich sagen könnte. Alles in mir schreit Nein. Er ist zwar nett, aber ich fühle mich bei ihm nicht wohl. Mein Herz wummert in der Brust und ich fixiere einen Punkt auf dem Boden. Ich bin inmitten von Menschen, doch niemand nimmt Notiz von mir. Ich höre ihr Lachen und die Musik wie ein entferntes Rauschen. Meine Brust wird eng, ich bekomme keine Luft. John sagt etwas zu mir. Ich verstehe es nicht. Paralysiert von seinen Berührungen atme ich abgehackt. Das muss aufhören. Ich will das nicht. »Nein«, kommt es über meine Lippen. Es ist nur ein Hauchen.

»Was nein?« John schaut mich verwirrt an und endlich finde ich die Kraft, ein Stück von ihm wegzurutschen.

»Nein. Ich möchte das nicht.« Meine Stimme zittert. Die Worte verlassen zu laut und heftig den Mund. Zumindest fühlt es sich so an. In Wahrheit ist es wieder nicht mehr als ein Flüstern und doch hat er mich verstanden.

John rutscht mir hinterher, legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Entgeistert starre ich ihn an.

»Ich habe Nein gesagt.« Gut so. Das war besser. Langsam klaren die Wolken in meinem Kopf auf.

»Nun hab dich doch nicht so. Ich wollte nur nett zu dir sein.« Seine Stimme ist sanft und zugleich enttäuscht. Oder interpretiere ich es lediglich so?

»Danke für den Drink, aber ich gehe jetzt zu Maja.« Mit einer fahrigen Bewegung stehe ich auf, verliere mein Gleichgewicht, weil ich die wahnwitzig hohen Stilettos vergessen habe. Nur dem reflexartigen Festhalten von John habe ich es zu verdanken, dass ich nicht der Länge nach auf dem Boden aufschlage.

Als wäre seine Berührung aus Feuer, ziehe ich meine Hand ruckartig weg, funkle ihn an und rücke mir das Kleid zurecht. Rasch bringe ich einen Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. Er ist ebenfalls aufgestanden und seine Größe flößt mir einen Heidenrespekt ein. Mit einer raubtierhaft geschmeidigen Bewegung schließt er zu mir auf und hält mich am Arm fest. Ich zittere.

»Hey, sie hat Nein gesagt, du Arsch!«

Mein Kopf ruckt zu dem Kerl herum, der sich uns nähert.

Sofort lässt John mich los.

»Schon okay, Kumpel. Hier ist nichts passiert.« John winkt dem anderen besänftigend zu, der uns jedoch weiter im Auge behält, und lehnt sich zu mir. Nah an meinem Ohr hält er inne. Seine Stimme ist ein sanftes, drohendes Säuseln. »Du Flittchen, erst einladend mit dem Hintern wackeln und …«

Was er danach sagt, höre nicht mehr. Endlich habe ich den Schalter in meinem Gehirn umgelegt. Flucht. Jetzt oder nie. So schnell meine Füße mich in den Stilettos vorwärts tragen, hetze ich auf die Tanzfläche. Zum Glück entdecke ich Maja rasch und schlängle mich durch die sich im Takt wiegende Menge zu ihr. Ohne Rücksicht landen meine Ellenbogen dabei in irgendwelchen anderen Körpern. Entweder interessiert es niemanden oder ich höre den Protest aufgrund der Musik nicht. Mein Atem rast, doch setze ich ein Lächeln auf. Es fühlt sich falsch an.

Maja bemerkt mich nicht. Die Hände zur Decke gereckt, die Augen geschlossen schaukelt sie zur Musik.

Das Stück ist jetzt langsamer als zuvor, der Beat ist dennoch klar zu erkennen. Aber das hilft mir nicht, mich in den Takt einzufinden. Meine Beine sind wie Pudding. Ich stupse Maja an. Einmal, zweimal. Als sie nicht reagiert, ruckle ich an ihrer Schulter. Sie reißt die Augen auf, und ich sehe, dass sie zu einer rüden Erwiderung ansetzen will. Dann erkennt sie mich.

Ich brülle gegen die Musik an, doch wieder versteht sie mich nicht. Also greife ich kurz entschlossen ihre Hand und zerre sie Richtung Ausgang.

»Hey! Was ist denn los?« Mit einem energischen Ruck bleibt Maja stehen.

»Ich will nach Hause.«

Majas Gesichtsausdruck wechselt von verärgert zu besorgt. »Warum? Ist was passiert?«

»Ich will einfach nach Hause, okay?« Ich kann ihr nicht erklären, was passiert ist. Weil ja gar nichts geschehen ist. Ein Kerl hat mich angeflirtet und ich habe Nein gesagt. Mehr nicht. Meine Finger zittern, strafen mich Lügen. John hätte nicht aufgehört, wenn der andere Mann nicht dazwischengegangen wäre, oder?

Maja zögert kurz und mustert mich. Irgendetwas scheint sie in meinen Augen zu erkennen, denn sie nickt. »Dann los.«

Ich atme erleichtert auf, als die laue Nachtluft durch meine Haare weht. Es ist ein befreiendes Gefühl und langsam löst sich die Enge im Brustkorb.

Den größten Teil des Rückwegs zur U-Bahn verbringen wir schweigend, und ich versuche, das grölende Partyvolk auf der Reeperbahn zu ignorieren. Rechts von mir kotzt ein junger Kerl auf den Boden. Angewidert schaue ich weg, doch der Geruch dringt trotzdem in meine Nase. Bah. Das ist einer der Gründe, warum ich keinen Alkohol trinke. Der Anblick eines Obdachlosen ohne Zähne, der mir kommentarlos ein Schälchen mit fünf Münzen hinhält, löst ein noch stärkeres Ekelgefühl in mir aus. Bestimmt kann er nichts für seine Situation, dennoch hoffe ich, dass er es bald wieder besser hat. Eine Gruppe Frauen in Achtzigerjahre-Kostümen kommt uns entgegen. Ein Junggesellinnenabschied. Ich schüttle den Kopf. Dieser Ort bietet alles, und doch sind diejenigen, die in der Masse untergehen, in der Überzahl. Das ist es, was mich beruhigt.

Die Reeperbahn ist ein Ort, der mich nie gereizt hat, schon gar nicht in einer lauen Samstagnacht. Doch Maja plappert munter vor sich hin und lenkt mich von allem ab. Über Jungs, ihr bald startendes Studium – ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darüber freue, dass sie ebenfalls Englisch und Biologie auf Lehramt an derselben Uni wie ich studieren wird – und das Dorfleben. Warum musste sie unbedingt ihre Ausbildung abbrechen und sich an der Uni einschreiben? Für sie ist Hamburg ein einziges Abenteuer und ich bin mir sicher, dass sie im Studentenwohnheim im Handumdrehen Anschluss finden wird. Ich hingegen werde weiterhin bei meinen Eltern zu Hause wohnen. Die vorläufige Zulassung zum Studium habe ich in der Tasche. Nur eine Hürde muss ich noch bezwingen: Da ich Englisch nicht als Leistungskurs hatte, brauche ich einen Sprachnachweis. Den Termin für die Prüfung habe ich ebenfalls. Die muss ich nur bestehen – also noch mal extra viel büffeln, zwei Wochen Intensivkurs –, dann steht dem Studium nichts mehr im Weg. Doch all das ist gerade nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wir ohne Zwischenfälle nach Hause kommen.

Ich würde mich am liebsten wegbeamen. Doch der Fußweg zur U-Bahn bleibt mir nicht erspart. Gott, die Stilettos bringen mich um. Mein Blick streift weitere Obdachlose, die sich zuprosten. Rasch schaue ich nach vorn. Zum Glück sind wir fast am Bahnsteig und die Bahn ist angekündigt.

»Hey Emily! Hörst du mir überhaupt zu?«

»Jaja«, murmele ich. »Hast du was gefragt?«

»Geht es dir wieder besser?«

»Klar doch. Mir war nur ein bisschen übel.« Ich betrete hinter ihr die gerade eingefahrene Bahn.

Maja lacht auf. »Du bist einfach nichts gewöhnt. Sobald das Semester losgeht, gehen wir regelmäßig auf Studentenpartys. Das wird gut und so lernen wir Leute kennen. Weißt du, bei meiner ersten Besichtigung im Wohnheim habe ich schon von vielen Partys gehört. Das wird mega!«

Ich verdrehe genervt die Augen. »Ja, wird’s bestimmt.« Doch meine Stimme ist nicht überzeugend.

Als wir endlich zu Hause ankommen, ist alles still. Mama und Papa sind längst im Bett. Maja verabschiedet sich zu meiner Erleichterung rasch ins Gästezimmer. Ich gehe in mein Zimmer und streife mir die Stilettos von den Füßen ab. Was für eine Wohltat. Das Schlaf-T-Shirt angezogen schlüpfe ich ins Bett unter die Decke. Ich gähne, doch meine Gedanken kreisen wie in einer Spirale um John und seine Berührungen. Es ist, als würden seine Finger noch immer über meinen Nacken streifen. Ein kalter Schauder überkommt mich. Es ist nichts passiert. Alles ist gut. Er wollte nett sein und ich hätte von vornherein deutlicher sagen müssen, dass ich das nicht will. Aber er hätte merken können, dass ich mich nicht wohlfühle, oder? Ach! Das ist so kompliziert! Ich müsste selbstbewusster sein, doch ohne Leonie fällt mir das schwer. Meine Gedanken kreisen weiter und es dauert, bis ich endlich in einen albtraumdurchsetzten Schlaf drifte.

***

Als ich am nächsten Morgen erwache, ist meine Zunge pelzig. Schlaftrunken wälze ich mich auf die andere Seite und ziehe die dünne Decke ein Stückchen höher. Ohne Bettdecke kann ich nicht einschlafen – selbst im Sommer nicht. Ich gähne. Es ist wieder einer dieser Morgen, an denen man sich fragt, warum man so lang aufgeblieben ist. Behutsam öffne ich das linke Auge. Durch die Schlitze der Jalousie blitzen die ersten Sonnenstrahlen. Nein, nicht die ersten. Die Sonne ist eindeutig nicht so eine Schlafmütze wie ich. Mein Blick fällt auf den Wecker. Die roten Zahlen erinnern mich daran, welcher Tag ist. Sonntag. 11 Uhr. Mit einem Schlag bin ich hellwach. Heute ist DER Sonntag! Abreisetag!

Ich schiebe die Bettdecke zurück, schwinge die Beine aus dem Bett und halte inne. Meine Finger krallen sich in die Matratze. Der Raum kippt vor den Augen zur Seite weg und ich schließe die Lider. Stöhnend reibe ich mir die Schläfen. Nie wieder Alkohol! Dabei waren es doch nur diese zwei Drinks. Aber wenn man sonst absolut nichts trinkt und eine vernünftige Grundlage fehlt, ist selbst das zu viel. Ich hoffe, dass mir das beim nächsten Mal einfällt, bevor ich etwas trinke. Nein, ich werde Alkohol grundsätzlich meiden.

Ich stütze mich rechts und links auf der Matratze ab, während sich meine Zehen in den Flokati Teppich krallen. Einatmen und ausatmen. Der Anflug von Übelkeit und Schwindel verflüchtigt sich, doch der unangenehme Geschmack im Mund bleibt. Mit einem zischenden Geräusch schraube ich die Wasserflasche auf, die neben dem Bett steht. Mit gierigen Schlucken stürze ich den Inhalt hinunter. Wieso bin ich so durstig?

Mein Blick fällt auf den halb gepackten Koffer. Der Rest des Hauses scheint längst auf den Beinen zu sein, denn ich höre Papa im Flur leise mit Mama sprechen. Papa ist der Frühaufsteher der Familie. Gut, dass ich keine Partyqueen bin. Von meinen Mitschülern habe ich mehrfach gehört, dass sie erst nach Hause kommen, wenn ihre Eltern wieder aufgestanden sind. Oder ihre Eltern sie sogar nachts aus der Disco abholen.

Ich schüttle den Kopf und bereue es sofort. Okay. Ich habe eindeutig einen Kater. Was finden andere nur daran?

Ein zögerliches Klopfen holt mich aus meinen Gedanken. »Ja?«

Papa streckt den Kopf zur Tür hinein. »Ah, du bist schon wach. Guten Morgen.«

»Moin«, murmle ich. »Schon ist gut.«

»Wie war es denn? Maja plappert wie ein Wasserfall.«

In seinem Gesicht lese ich einen Anflug von Gereiztheit. Ja, Maja findet oftmals weder Punkt noch Komma. Bilder von letzter Nacht schießen mir durch den Kopf. Die volle Tanzfläche, die Drinks, die kraulenden Finger von John. Ein Schauder läuft mir den Rücken hinab und meine Schultern zucken, ohne dass ich es verhindern kann. »Ja, war ganz okay.« Mehr muss ich nicht sagen. Papa weiß, dass ich lieber zu Hause bleibe und die Nacht zum Schlafen nutze.

»Denk dran, dass wir pünktlich zum Flughafen müssen. Du willst den Flug ja nicht verpassen. Hast du schon fertig gepackt?«

Ich schüttle den Kopf und schließe kurz die Augen, als das Bild wieder unscharf wird. »Muss ich gleich noch machen. Gib mir ein paar Minuten, bis ich richtig wach bin.«

Er nickt mir wissend zu und schließt die Tür.

Ich starre für einen Moment auf den halb gepackten Koffer und bin lost. Was habe ich mir dabei gedacht? Warum muss ich ausgerechnet jetzt zum ersten Mal in die Disco und zusätzlich allein in den Urlaub? Ich war nie das mutige Mädchen. Ja, mit Leonie zusammen habe ich viel Blödsinn angestellt. Vor allem, wenn man an unsere legendären Schneeballschlachten denkt. Oder an die Streiche, die wir Lukas, ihrem jüngeren Bruder, gespielt haben. Aber inzwischen bin ich siebzehn und, wie Papa sagt, fast erwachsen. Bald beginnt das Studium und ich habe einen unglaublichen Respekt vor dem, was auf mich zukommt. Mein Magen grummelt und die Übelkeit kehrt zurück. Keine Ahnung, warum sich alle auf diesen Lebensabschnitt freuen. Für mich heißt es, dass ich aus der Komfortzone raus muss. Wenn ich dafür in eine andere Stadt ziehen müsste, hätte mich spätestens jetzt der Mut verlassen. Keine Ahnung, wie Leonie und Deonte es in Bremen aushalten. Aber die beiden haben sich ja wenigstens gegenseitig. Ich hingegen bin allein. Alleingelassen von meiner besten Freundin, mit der ich durch dick und dünn gegangen bin.

Ich sollte mich auf das Studium freuen. Endlich kann ich etwas lernen, was mich interessiert. Bestimmt gibt es dort nette Menschen und ich finde neue Freunde. Aber will ich das? Schließlich kann ich mit Leonie texten. Warum ist das Leben so kompliziert? Neue Wege und Abschnitte bieten viele Chancen. Eigentlich. Was ist, wenn mich niemand mag? Was ist, wenn ich den richtigen Hörsaal nicht finde? Und was ist, wenn ich nichts kapiere?

Ein Ping reißt mich aus den Gedanken. Automatisch greife ich nach meinem Handy und öffne die App.

Leonie: Heute gehts los!!!

Ich starre auf die Nachricht. Das ist typisch. Seit sie unfreiwillig die vergangenen Weihnachtsferien auf dem Schiff Pluto in der Karibik verbracht und dort ihren Freund Deonte kennengelernt hat, schwärmt sie vom Reisen. Sie ist in dem letzten halben Jahr eindeutig erwachsen geworden. Ich tippe ein paar Buchstaben ein, lösche sie wieder, tippe erneut und sende die Nachricht ab.

Ich: Jaaa

Leonie: Das klingt nicht begeistert. Ich dachte, du freust dich?

Sie kennt mich. Tja. Freue ich mich? Bis gestern war ich davon überzeugt. Zwei Wochen Sprachurlaub auf Malta liegen vor mir. Vierzehn Tage Intensivkurs, um mich auf die Prüfung für den Cambridge English: Advanced-Test vorzubereiten. Und das nur, weil meine Abinote nicht ausgereicht hat. Ein blöder Punkt. Nun denn. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, diesen Nachweis bis spätestens zum Ende des ersten Semesters zu erbringen. Dumm nur, dass ich in diesem Test die höchste Stufe erreichen muss. Ob ich das schaffe? Ich war nie ein Prüfungsmensch und das Abi hat das definitiv bestätigt. Wenn es darauf ankommt, klappt nichts. Ich seufze.

Eigentlich ist diese ganze Aktion aberwitzig. Als ob zwei Wochen das aufholen, was ich in den vergangenen Jahren verpasst habe. Aber Papa hat gesagt, dass man meine Kenntnisse nur hervorkitzeln müsste. Sie schlummern in mir. Ich lache trocken auf. Papa und seine Weisheiten.

Ich: Klar freue ich mich.

Leonie: Aber?

Ich: Nichts aber. Hatte eine kurze Nacht und muss noch packen.

Leonie: Ach ja. Du Partyqueen!

Ich verziehe das Gesicht und lege das Handy an die Seite. Entschlossen rapple ich mich auf und suche die letzten Sachen aus dem Kleiderschrank zusammen. Im September ist auf Malta ebenfalls sommerliches Wetter. Wahrscheinlich steht es unserem diesjährigen Spätsommer in nichts nach, der ungewöhnlich warm ist. Klimaerwärmung oder so. Außerdem freue ich mich auf das Land. Die Fotos im Katalog des Sprachreisenanbieters sahen fantastisch aus, doch das muss nichts heißen. Mein Magen grummelt erneut. Es ist meine erste Reise allein. Was soll ich dort zwei Wochen lang machen?

Als ich alles auf dem Bett zusammengelegt habe, wuchte ich den großen Koffer in die letzte freie Lücke zwischen den Kleidungsstücken. Jetzt beginnt das Tetris-Spiel. Was brauche ich für Klamotten? Wird es abends kalt? Besser, wenn ich auf jede Situation vorbereitet bin.

Während ich die ersten Sachen hinein räume, fällt mein Blick auf den schwarzen Stoff, der auf dem Boden des Koffers liegt. Ich ziehe die Augenbrauen empor. Das ist das Kleid, das ich letzte Nacht getragen habe. Habe ich es beim Zubettgehen aus Versehen in den bereitstehenden Koffer gepfeffert? Ich halte es hoch und schlucke. Nein, das bin eindeutig nicht ich.

Kurzentschlossen gehe ich zum Schrank, öffne die Tür und werfe das kleine Schwarze in die hinterste Ecke. Nie wieder. Und jetzt Schluss mit diesen Gedanken. Entschlossen packe ich den Koffer, wobei das ein oder andere sommerliche Kleid ebenfalls seinen Weg zurück in den Schrank findet.

Als ich den Deckel zuklappe und den Reißverschluss schließe, atme ich erleichtert aus. Das wäre geschafft. Die Reise kann losgehen. Ich bin bereit.

Bist du nicht. Die Stimme meines inneren Teufelchens ist so klar und deutlich, als würde es direkt neben mir stehen.

Natürlich bin ich bereit. Ich bin siebzehn Jahre alt, fast erwachsen und werde allen beweisen, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann. Besonders mir selbst. Ich werde diesen Urlaub genießen. Wenn Leonie ihren Weg geht, kann ich das auch.

Kannst du nicht. Leonie hat Persönlichkeit. Du warst immer die Mitläuferin.

Bin ich nicht. Ich kann auf mich aufpassen.

Hat man ja letzte Nacht gemerkt. Kannst du nicht.

Ich grummle und unterdrücke einen wütenden Schrei. Blödes Teufelchen. Oder genauer gesagt, blödes Unterbewusstsein, das auch einen Engelchen-Anteil enthält. Letzteres scheint jedoch keine Meinung zu haben. Da bekommt der Spruch Ich muss das mal eben mit mir selbst ausdiskutieren eine völlig neue Bedeutung.

Warum jetzt? Ich kann das. Wenn ich es mir lange genug einrede, glaubt mein Unterbewusstsein das sicher auch. Aber der stille Zweifel sitzt wie ein Stachel in meinem Herzen. Bin ich wirklich bereit, zwei Wochen auf Malta im Sprachurlaub zu verbringen?

KAPITEL ZWEI

Mit einem Hüpfer und einem kräftigen Ruckeln setzt der Flieger auf der Landebahn auf. Ich atme tief durch und löse die verkrampften Finger von den Armlehnen. Mit pumpenden Bewegungen lockere ich meine Hände und schüttle sie aus. Ich habe es geschafft. Eine wohlige Wärme breitet sich in meinem Körper aus und ich grinse. Ich bin angekommen!

Himmel. Das war einer der fürchterlichsten Flüge, die ich jemals erlebt habe. Der längste und erste allein. Es gab eine Reihe von Turbulenzen, die nicht nur mir alles abverlangt haben. Die Erleichterung ist den Passagieren anzumerken und ich stimme in das Klatschen mit ein.

Der Blick nach draußen zeigt Dunkelheit. Inzwischen ist es 8 Uhr abends Ortszeit. Ob mich jemand abholen wird? Klar. So ist es mit dem Reiseanbieter vereinbart, aber aus irgendeinem Grund frisst sich die irrationale Angst, verloren im riesigen Flughafengebäude zu stehen, bereits den ganzen Tag durch mich hindurch. Wie ein vergifteter Wurm, der alle hoffnungsvollen Gedanken kapert.

Egal. Ich habe den Flug geschafft. Positiv denken!

Mit einem letzten sanften Ruckeln kommt das Flugzeug am Gate zum Stehen und die ersten Passagiere haben längst klackernd die Sicherheitsgurte gelöst, obwohl die Anschnallzeichen noch nicht erloschen sind. Ich lege den Kopf an die Lehne und versuche, meine verkrampften Muskeln zu entspannen. Gleichzeitig erwacht der Ameisenhaufen in mir zum Leben. Jede Zelle kribbelt. Während des Fluges habe ich mich mit einem Film abgelenkt, doch jetzt ist die Aufregung mit voller Wucht zurück.

Ich bin bei einer Gastfamilie untergebracht, zu der mich der Transfer bringen soll. Ob man sie über die Verspätung informiert hat?

Es vergehen etliche Minuten, bis das Flugzeug sich langsam leert. Meine Sitznachbarn, ein junges Pärchen, stehen auf und holen ihr Handgepäck aus dem oberen Fach. Ich rutsche ebenfalls über die beiden Sitze in Richtung Gang. Kurz traue ich meinen Beinen nicht, erhebe mich dann mit wackeligen Knien. Hätte ich zwischendurch aufstehen sollen, um die Gelenke zu bewegen? Nein. Der sicherste Platz im Flugzeug ist eindeutig der Sitzplatz. Und bei den Turbulenzen heute erst recht.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und folge dem Pärchen in Richtung Ausgang. Endlose Gänge und einen Kontrolleur, der meinen Ausweis akribisch beäugt, später verlasse ich mit dem Koffer in der Hand die Gepäckausgabe.

Überall warten Menschen mit Schildern, auf denen Namen aus aller Welt stehen. Suchend schaue ich mich um. Meiner fehlt. Oder bin ich blind? Mein Magen schlägt einen halben Purzelbaum. Was mache ich, wenn niemand auf mich wartet? Wenn mein Albtraum wahr wird?

Zögernd gehe ich weiter. Soll ich zur Information gehen? Dann – endlich – entdecke ich eine junge Frau, kaum älter als zwanzig, die auf ihrem Handy spielt und das Schild mit meinem und einem anderen Namen unter dem Arm geklemmt hält.

Ich gehe zögerlich auf sie zu. »Äh, hi.« Ab jetzt werde ich mich auf Englisch durchschlagen müssen.

»Miss Kirsch?«, fragt die Frau und betont meinen Namen dabei so komisch, dass ich mir im ersten Moment nicht sicher bin, ob sie mich meint.

Dann nicke ich. Ihren nächsten Satz rattert sie so schnell runter, dass ich nur vermuten kann, was sie meint. Wir warten auf denjenigen, dem der zweite Name auf dem Schild gehört. Ob der- oder diejenige im selben Flieger gesessen hat wie ich?

Die Frau ist längst wieder mit ihrem Handy beschäftigt und ignoriert mich. Na großartig. Es kann nur besser werden.

Ich lasse meinen Koffer bei der Frau stehen und gehe drei Schritte weiter zu einem Kiosk. Die Zeitschriften sind allesamt auf Englisch, aber es schadet bestimmt nicht, mir etwas zum Lesen mitzunehmen. Oder ist eine der Zeitungen besser? The Times of Malta fällt mir ins Auge. Das muss die Tageszeitung sein. Entschlossen greife ich mir ein Exemplar und lege dem Verkäufer das Geld auf den Tresen. Zum Glück brauche ich nicht umzurechnen, da auf Malta ebenfalls in Euro gezahlt wird.

Check. Sehr gut. Ich habe erfolgreich auf Malta eingekauft. Ein erneutes Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht und die Mundwinkel zucken. Ich kann das. Ich werde diese zwei Wochen hinbekommen. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Eine Nuance selbstsicherer drehe ich mich wieder zu der jungen Frau um und erstarre. Sie ist nicht mehr allein.

Ungeniert mustere ich den Mann vom Scheitel bis zur Sohle. Seine blonden Haare sind an den Seiten abrasiert, oben zu einem Zopf gebunden. Nein, nicht gebunden, sondern geflochten. Ein Mann, der flechten kann? Das markante Gesicht, die eisblauen Augen und seine Größe verleihen ihm dabei etwas Beängstigendes. Entfernt erinnert er mich an einen Wikinger aus den Filmen, die ich gern schaue. Dazu passen das schwarze T-Shirt mit dem Logo irgendeiner Metalband und die kurze Hose jedoch absolut nicht. Oder doch? Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist er groß wie ein Bär. Und verdammt attraktiv. Mein Magen schlägt einen Salto.

Unsere Blicke treffen sich. Ein amüsiertes Blitzen funkelt in seinen Augen auf. Dieser Mann weiß, welche Wirkung sein Äußeres hat. Ich schlucke, kann den Blick aber nicht abwenden. In mir meldet sich erneut dieser komische Ameisenhaufen. Doch das ist nicht mehr die Vorfreude, sondern ein mir unbekanntes Gefühl. Es äußert sich nur auf dieselbe Weise. Oder ich interpretiere es so? Ach, keine Ahnung. Ich beiße mir auf die Unterlippe, unfähig, mich zu bewegen. Die Zeitung presse ich wie ein Schutzschild an meine Brust. Was soll ich sagen?

»Let’s go!«, sagt die Frau in diesem Augenblick und marschiert Richtung Ausgang. Endlich bricht der Blickkontakt zwischen dem Kerl und mir ab und ich atme erleichtert aus. Mit einer raschen Bewegung greife ich nach meinem Koffer, aber der Mann ist schneller. Unsere Hände treffen am Griff aufeinander und ich erstarre erneut. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen, zuckt er zurück. Unwillkürlich muss ich an die gestrige Begegnung mit John denken, doch dieser Mann ist vollkommen anders.

»Sorry«, murmelt er, wendet sich ab und folgt unserer Fahrerin.

Ich blicke den beiden hinterher. Emily an Füße: Bitte loslaufen! Es dauert quälende Sekunden, bis meine Beine reagieren. Rasch folge ich den beiden. Ich will nicht jetzt schon den Anschluss verlieren. Himmel, was für ein Start auf dieser Insel!

Draußen ist es zwar stockfinster, doch die salzige Meeresluft und der sanft über meine Haut streichende sommerliche Wind gefallen mir. Am Auto angekommen, hält der Mann – obwohl er kaum älter sein kann als ich – mir lächelnd die Tür der Beifahrerseite auf. Ist das ein Friedensangebot? Oder ist er bloß nett? Friedensangebot? Wie komme ich denn darauf? Schließlich hat keiner von uns etwas falsch gemacht. Argh. Es kann doch nicht sein, dass ich in Gegenwart anderer Menschen so unbeholfen bin.

Ich steige ein und er setzt sich hinter mich auf die Rückbank, während die Fahrerin die Koffer im Kofferraum verstaut. Als wir endlich losfahren, ist mein Blick starr nach vorn gerichtet. Keiner von uns sagt ein Wort und die Stille wiegt schwer. Worüber sollen wir reden? Das Wetter?

Obwohl es spät ist, erkenne ich die karge Landschaft im fahlen Mondschein: überwiegend Büsche und ein paar Palmen, die das mediterrane Flair widerspiegeln. Unser Ziel liegt in Sliema. Vielleicht hätte ich mir vorher die Karte genauer ansehen sollen. Ich habe keine Ahnung, wie lange die stumme Fahrt dauern wird. Das Schweigen wird drückender. Worüber soll ich mit diesen Fremden reden? Smalltalk ist nicht mein Ding.

Mein Blick scannt die nächtliche Landschaft. Die Straßenschilder betiteln Ortschaften, deren Namen ich nicht aussprechen kann. Ich schlucke und das Herz pocht in meiner Brust. Wo werde ich gleich landen? Wäre ein Hotel nicht besser gewesen? Dort hätte ich meine Ruhe. In der Gastfamilie werde ich mich verständigen müssen und mich der Konversation nicht entziehen können.

Aber genau deswegen bist du hier, du Dummchen.

Yeah, hallo mein inneres Engelchen. Wie schön, dass du da bist. Wenigstens du machst mir Mut. Das kann ich gebrauchen.

Ist dir eigentlich bewusst, dass der Kerl dich die ganze Zeit anstarrt? Mein inneres Teufelchen kann es nicht lassen.

Ich versteife mich erneut, bewege mich keinen Zentimeter. Verdammt. Ich sollte aufhören, innere Monologe zu führen und alles bis aufs kleinste Detail zu zerkauen. Aber es stimmt. Die Blicke stechen in meinem Rücken. Soll ich mich umdrehen? Oder ihn ansprechen?

Ich atme tief durch. Endlich erreichen wir Sliema. Viel erkenne ich nicht, aber wir sind direkt am Meer. Rechts von uns liegt ein Yachthafen mit Sportbooten, auf der linken Seite sind Häuser. Ist Sliema überhaupt eine richtige Stadt?

Wenig später biegen wir in eine Seitenstraße ein und unsere miesepetrige Fahrerin hält an. Wovon wir sie wohl abgehalten haben? Wollte sie etwas im Fernsehen schauen?

»Miss Kirsch.« Ohne mich weiter zu beachten, steigt sie aus, holt meinen Koffer hervor und geht zu einer Haustür.

Erneut tief durchatmend steige ich aus dem Wagen, nuschle dem Mann hinter mir ein »Bye« zu und straffe die Schultern. Jetzt gilt es.

»Hello!« Eine ältere Frau, die garantiert bereits in Rente ist, steht in der Tür und lächelt mir freundlich entgegen.

»Hi.« Ich bemühe mich ebenfalls um ein Lächeln, bin jedoch viel zu nervös, um einen vollständigen Satz herauszubringen. Die Blicke des Mannes im Rücken spürend, trete ich mit wackeligen Knien nach meiner Gastmutter ins Treppenhaus.

Erst als die Tür ins Schloss fällt, beruhigt sich mein rasender Puls. Himmel, wieso bringen seine Blicke mein Herz derart zum Klopfen?

Die Wohnung ist geräumig und modern eingerichtet. Vereinnahmt von den neuen Eindrücken bekomme ich kaum mit, was meine Gastmutter zu mir sagt.

Erde an Emily, du sollst zuhören! Mein kleines Engelchen schubst mich in die Realität zurück. Es gibt insgesamt vier Zimmer für Sprachschüler. Die Schule liegt direkt um die Ecke. Das Badezimmer müssen wir Gastschüler uns teilen, Frühstück gibt es ab 7 Uhr.

Okay, das passt, denn der Unterricht startet um 8 Uhr, wie ich aus meinen Unterlagen weiß. Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, doch kann ich sie nicht in Worte fassen – zumindest nicht auf Englisch. Also nicke ich. Schlimmstenfalls werde ich morgen nachfragen.

Alle anderen Schüler scheinen in ihren Zimmern oder nicht zu Hause zu sein, denn niemand sonst ist zu sehen. Daher bin ich erleichtert, als die Gastmutter – hat sie mir ihren Namen gesagt? – mir mein Zimmer zeigt und ich endlich allein bin.

Der Raum ist winzig und erinnert mich an Leonies Erzählungen über die Kabine auf dem Kreuzfahrtschiff, in der sie mit ihrem Bruder Lukas den Urlaub verbracht hat. Schuhkarton nannte sie sie. Und dem stimme ich zu. Ein Bett, ein Kleiderschrank und ein Nachttisch. Mehr hat in diesem Raum keinen Platz. Aber ich bin zu müde, um mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich gähne und sinke aufs Bett. Immerhin habe ich ein Einzelzimmer.

Ich bin angekommen. Auf Malta. In meinem ersten Urlaub allein. Mitten im größten Abenteuer meines bisherigen Lebens. Wider Erwarten schlafe ich rasch ein.

***

Mein Rücken schmerzt, als ich am nächsten Morgen vor dem unscheinbaren Gebäude mit einer schlichten Fassade stehe. Das Bett bei der Gastmutter ist eine Zumutung. Die Matratze ist in der Mitte durchgelegen und neigt sich zu einer Seite. Sie ist eindeutig nie gedreht worden und unter den vorherigen Sprachschülern war mindestens ein Elefant. Ich schmunzle bei der Vorstellung, denn ein Elefant würde niemals in diesen Schuhkarton von Zimmer passen. Daher bin ich heute früh schnellstmöglich geflüchtet. Ich war ohnehin zu hibbelig, um noch länger im Bett zu liegen. Meine neuen Mitbewohner habe ich also noch nicht kennengelernt. Aber das lässt sich sicher später nachholen. Immerhin kenne ich jetzt ein paar Straßen der Umgebung.

Hinter mir braust ein Auto rasant durch die schmale Gasse. In der Ferne höre ich wildes Hupen. Dabei ist es erst kurz vor acht. Wahrscheinlich ist es hier genauso wie zu Hause, wenn der Berufsverkehr rollt.

Ich blicke am Gebäude empor. Es ist eines dieser sandfarbenen, kastenartigen Häuser, wie man sie in den mediterranen Ländern öfter sieht. Die dunkle Holztür, zu der drei Stufen hinaufführen, erscheint verwittert und hängt schief in den Angeln. Bin ich hier richtig? Die Fahnen, die die Fassade zieren, sind eindeutig. Language-School. Sprachschule. Ich werfe einen Kontrollblick auf die Unterlagen in meinen Händen. Ja, das muss es sein.

Ein Mädchen von vielleicht fünfzehn Jahren geht an mir vorbei und drückt die quietschende Tür auf. Ich erhasche einen Blick in das Innere, das deutlich moderner aussieht, als es der äußere Schein vermuten lässt.

Okay. Ich sollte ebenfalls reingehen, auch wenn ich keine Ahnung habe, was mich erwartet und wo ich hinmuss.

Gott, wie ich solche Situationen hasse. Ich habe absolut kein Problem damit, irgendwo allein hinzugehen, solang ich mich auskenne. Aber der erste Kontakt fällt mir am schwersten.

»Hello.« Ein junger Kerl schlendert an mir vorbei und betritt das Gebäude ohne Scheu. Wie machen die das alle? Oder ist er einer der Lehrer? Ich balle die Hände zu Fäusten und starre die Tür an, als könne ich mich hinein beamen.

Nun sei nicht so schüchtern! Es reißt dir niemand den Kopf ab. Das Engelchen stupst mich sanft an.

Du wirst garantiert kein Wort rausbekommen. Und dann schauen dich alle doof an.

Herzlichen Dank, liebes inneres Teufelchen. Das ist genau die Information, die ich brauche.

Gnaaa. Ich atme tief durch. Das kann doch nicht so schwer sein! Immerhin will ich in nicht allzu langer Zeit zur Uni und dort muss ich mich auch zurechtfinden. Also Augen zu und durch.

Mit steifen Schritten steuere ich auf den Eingang zu – und verliere das Gleichgewicht, als mein Fuß gegen die erste der Stufen stößt. Halt suchend rudere ich mit den Armen und die Zettel mit den Hinweisen zur Sprachschule segeln wie Papierflieger durch die Luft.

Ich realisiere, dass meine Hände direkt auf die Stufen zusteuern. Nein, nein, nein! Ich erwarte den Schmerz des Aufschlags, der auf der Treppe garantiert nicht sanft sein wird, als jemand meinen Arm greift und den Sturz in letzter Sekunde verhindert.

Kräftige Hände ziehen mich zurück auf die Füße, während eine andere Person die verstreuten Zettel schneller aufsammelt, als ich begreife, dass ich nicht den Boden geknutscht habe.

»Are you okay?« Die Stimme, die zu den helfenden Armen gehört, ist samtweich und angenehm tief. Verwundert drehe ich mich um und traue meinen Augen nicht. Mein Mund klappt auf, dann wieder zu. Das ist er, dieser Schrank von Mann mit dem schwarzen Bandshirt und dem geflochtenen Zopf. Der, auf den wir gestern am Flughafen gewartet haben. Was macht der denn hier?

Mein Blick wandert zu dem anderen Mann – äußerlich gehört er zum Typ Surferboy –, der mir die aufgelesenen Zettel hinhält. Sein Ausdruck ist so durchdringend, dass ich ihn einen Moment zu lange anstarre.

Eine Hand berührt meinen Oberarm und instinktiv zucke ich zurück. Ob ich okay bin, hat er gefragt. Ich nicke hastig, schnappe dem Surferboy meine Unterlagen aus der Hand und haste die Stufen zur Sprachschule hoch. Diesmal ohne einen Stolperer, dafür mit Kloß in der Kehle und einem Herz, das im Takt eines Presslufthammers schlägt. O Gott. Das war peinlich.

Ich durchquere die quietschende Eingangstür und eine Glastür, die ich beinahe übersehen hätte. Wer hat diese durchsichtigen Türen erfunden? Jemand, der gern zusieht, wie Menschen dagegen rennen?

Der Eingangsbereich der Sprachschule ist überschaubar. Links ist ein erster Klassenraum, dessen offene Tür einen Blick auf die Tische und Stühle zulässt, wie ich es aus der Schule gewohnt bin. Willkommen zurück. Als hätte ich die nach dem Abi nicht hinter mir lassen wollen. Ich seufze und gehe weiter. Wieder links ist ein Wartebereich mit bunten Sitzgelegenheiten, rechts führt die Treppe ins obere Stockwerk und geradeaus scheint eine Außentür zu einem Hinterhof zu führen.

Ich steuere auf die Information zu, die sich unter der weit geschwungenen Treppe befindet, wo normalerweise der Zugang zum Keller wäre. Zum Glück sind die Decken des Altbaus hoch genug, sodass dort ausreichend Platz ist.

»Morning.« Eine Frau mittleren Alters schaut mich freundlich an. »Can I help you?«

Ich räuspere mich und suche nach den richtigen Worten. Ob sie mir helfen kann? Bestimmt, wenn sie an der Information sitzt.

»Äh … Yes. First day«, stammle ich und streiche mir eine widerspenstige braune Strähne hinters Ohr. So unsicher, wie ich wirken muss, ist wahrscheinlich klar, dass es mein erster Tag ist.

Rechts von mir bewegt sich etwas und mein Blick huscht zur Tür. Es sind die beiden Männer, die eben meinen Sturz verhindert haben. Mein Herz legt einen Stolperer hin. Sie mustern mich ungeniert, nicken mir freundlich zu und gehen kommentarlos die Treppe nach oben.

Mit einem vernehmlichen Klappern legt die Frau hinter dem Tresen mir einen Zettel mit Stift hin und deutet darauf. Gut, erst der Papierkram. Während ich das Formblatt mühsam ausfülle, betreten immer mehr Menschen die Sprachschule. Von jugendlich bis alt sind alle Nationalitäten und Hautfarben vertreten. Ich dachte, dass hier ausschließlich junges Gemüse Unterricht nehmen würde, doch da habe ich mich eindeutig getäuscht. Warum auch? Sprachurlaub ist schließlich für jeden lehrreich.

Nachdem ich den Zettel ausgefüllt habe, deutet die Frau auf den Wartebereich mit den bunten Sitzen schräg gegenüber und bittet mich, dort zu warten, bis ich abgeholt werde.

In den nächsten Minuten beobachte ich die ein- und ausgehenden Menschen, schaue Nachrichten auf einem stummgeschalteten Monitor und knete die Hände. Gleich geht es los. Ein Teeny mit blondem Pferdeschwanz, ein älterer Mann im Anzug, eine zierliche junge Frau mit knallroten kurzen Haaren und etliche weitere Personen betreten nach mir den Wartebereich. Alle nicken sich freundlich zu, sagen jedoch nichts. Lediglich die gedämpfte Chillout-Musik sorgt dafür, dass das Schweigen nicht zu drückend wird.

Mein Blick huscht immer wieder zur Uhr. Es ist 8:20 Uhr. Warum sollte ich um 8 Uhr hier sein? Und was will dieser Möchtegern-Wikinger-Metalhead aus dem Taxi hier? Ist er ebenfalls Schüler? Oder gar Lehrer? Nein. Dann wäre er nicht gestern angereist. Aber warum ist er direkt die Treppe nach oben gegangen? Musste er sich nicht erst anmelden?

Ein ungefähr fünfzigjähriger Mann mit Hornbrille, Sakko und kurzen grauen Haaren taucht am Eingang des Wartebereichs auf und unterbricht meine Gedanken. »Good morning. Welcome back to School. Please follow me.« Seine Stimme ist höher als vermutet. Alle Anwesenden erheben sich wie auf ein geheimes Zeichen. Er führt uns die Treppe hinauf, in das beinahe ausgestorben wirkende erste Obergeschoss. Der Unterricht hat angefangen und leises Gemurmel dringt hinter den geschlossenen Türen hervor.

Die Treppe führt noch eine Etage weiter nach oben, doch der Mann geht in einen Raum, in dem einige Computer stehen, und die Gruppe und ich folgen ihm. Ob man die Computer nutzen darf?

Verstohlen gehe ich in eine der hinteren Reihen. Bloß nicht auffallen. Meine Kehle ist erneut wie zugeschnürt. Hastig lege ich den Rucksack ab und entledige mich der Sweat-Jacke. Eindeutig zu warm.

Laut meiner Wetter-App liegt ein Tag mit bis zu dreißig Grad vor uns. Und alle um mich herum, bis auf den Mann im Anzug, sind bestens darauf vorbereitet. Kaum jemand trägt eine Jacke, die Sonnenbrillen baumeln im Ausschnitt und die kurzen Hosen und Tops zeigen viel Haut.

Der Mann im Sakko und mit der Hornbrille stellt sich als Schulleiter vor. Sein Englisch hat einen britischen Akzent und es fällt mir schwer, seinen Ausführungen zu folgen. Ich verstehe jedoch, dass ich jede Information auch in der Mappe finde, die gleich ausgeteilt wird.

Als mein Name aufgerufen wird, schmunzle ich erneut. Kirsch hört sich, mit dem britischen Akzent ausgesprochen, urkomisch an. Neugierig schlage ich die Mappe auf. Block und Kugelschreiber mit dem Logo der Sprachschule, ein Ortsplan von Malta, mein Stundenplan und eine Übersicht der Freizeitaktivitäten diese Woche. Außerdem die Unterrichtsmaterialien.

»And now I give the floor to Dominik.«

Ich hebe den Kopf und schaue zweimal hin. Der Surferboy, der meine Zettel heute Morgen eingesammelt hat, betritt den Raum. Also hatte ich recht und die beiden Männer haben etwas mit dieser Schule zu tun.

Dominik zieht sich die Sonnenbrille aus den wuscheligen, eine Spur zu langen blonden Haaren und steckt sie gelassen in den Ausschnitt seines locker sitzenden Shirts mit den hochgeschobenen Ärmeln. Die Flipflops und die durchtrainierten Beine, die in einer kurzen Hose stecken, fallen mir erst jetzt auf. Was ein Kontrast zum Sakko des Schulleiters!

Ja, Dominik ist offensichtlich Typ Surferboy. Er fällt damit in die Kategorie Mann, die mich absolut nicht interessiert. Nach dem Erlebnis in der Disco bin ich erst recht bedient.

Die Tür öffnet sich ein zweites Mal und mein Atem stockt. Mister Möchtegern-Wikinger-Metalhead stellt sich still in die Ecke und lässt den Blick schweifen. Ich mustere ihn. Er ist anders als dieser Dominik. Deutlich größer und kräftiger. Beide sind durchtrainiert, aber er hat diese gewisse Ausstrahlung. Wenn er den Raum betritt, kann man nicht wegsehen, so sehr man es versucht. Wie bei einem Unfall. Da will man ebenfalls nicht hinsehen, tut es aber trotzdem. Okay, der Vergleich hinkt, denn er ist definitiv kein Unfall. Denk an was anderes, Emily!

Seine Augen treffen meine und weiten sich für eine Millisekunde. Das ist alles, wohingegen mein Herz erneut den Rhythmus eines Presslufthammers anschlägt. Sein Blick hält meinen fest und mir wird heiß. Die Luft flirrt. War es vorhin schon so stickig in diesem Raum? Ich starre ihn an, kann mich weder abwenden noch die Reaktionen meines Körpers beeinflussen. Das Murmeln der anderen Sprachschüler um mich herum nehme ich nur am Rande wahr. Ich schlucke. Dann – endlich – ergreift Dominik das Wort und mir gelingt es, den Blick auf ihn zu richten.

»Hey guys! I’m Dominik, but please call me Domme. Our diving school is just around the corner and I offer you an exclusive scuba diving course where you can learn the first basics«, erzählt er.

Okay, er ist also kein Surfer, sondern Tauchlehrer. Und die Tauchschule liegt direkt um die Ecke. Aber eins weiß ich sicher: Ich werde ihn weder Domme nennen noch einen Tauchkurs belegen.

Dominik redet weiter, doch ich stecke die Nase in das Programm mit den restlichen Angeboten. Heute Nachmittag ist ein Ausflug nach Valletta. Kurz linse ich über den Rand des Blattes. Mister Wikinger-Metalhead steht reglos in der Ecke, hat seinen Blick aber inzwischen auf Dominik gerichtet, der übers Tauchen erzählt. Dieser Mann hat etwas. Nicht Dominik, sondern der andere. Seine Aura. Nach außen hin wirkt er wie ein Bollwerk, doch ich bin mir sicher, dass er eine sensible Seite hat. Ob er ebenfalls Tauchlehrer ist? Vermutlich nicht.

Die junge Frau mit den kurzen roten Haaren neben mir klatscht mit den anderen, als Dominik seine Ausführungen beendet. Mit einem knappen »Bye« verabschiedet er sich und verlässt mit seinem Kollegen – oder Kumpel? – leise flüsternd den Raum. Das war’s mit der Werbeveranstaltung. Bevor die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, wirft Mister Wikinger-Metalhead mir einen letzten Blick zu, der mich tief in meinem Inneren trifft. Ich vergesse zu atmen und starre ihm mit aufgerissenen Augen hinterher. Es fühlt sich an, als hätte ich ihn in meine Seele schauen lassen. Doch da ist noch was: Hat er Deutsch mit Domme gesprochen oder habe ich mich verhört? Ich stoße die Luft aus und kreise die Schultern. Hoffentlich sehe ich die beiden nicht wieder. So, wie ich auf ihre Anwesenheit reagiere, kann das nicht gut enden. Entweder lande ich mit einem Herzinfarkt oder einem verknoteten Magen im Krankenhaus.

KAPITEL DREI

Die ersten Stunden in der Sprachschule vergehen wie im Flug. Nachdem der Schulleiter uns die Dachterrasse mit dem Bistro gezeigt hat, geht es direkt in den Unterricht. Das Café muss ich mir später aber noch mal genauer ansehen, da der Ausblick über die Stadt fantastisch ist. Gern hätte ich ihn länger genossen.

Zu meinem Glück – oder Pech? – bin ich direkt in der Gruppe mit dem Level C1 gelandet, also mit denjenigen, die bereits fließend Englisch sprechen. War das wirklich das Ergebnis des Sprachtests, den ich vor der Reise machen musste? Ich bekomme doch kaum einen graden Satz hervor.

In dieser Schule gibt es fortlaufende Kurse. Jeweils am Wochenanfang steigen die neuen Schüler mit ein, sodass ein steter Wechsel in den Klassen entsteht. Auch die junge Frau mit den kurzen roten Haaren, die zuvor neben mir gesessen hat, ist in diesem Kurs.

»Good morning«, begrüßt uns unser Lehrer, wobei er so sehr nuschelt, dass ich ihn kaum verstehe. Mit verwaschenen Jeans, einem schwarzen T-Shirt, Vollbart und zerzausten dunkelbraunen Haaren wirkt er, als wäre er gerade erst aufgestanden. Als ein Geruch von kaltem Zigarettenrauch zu mir hinüberweht, rümpfe ich die Nase. Pfui. Es gibt kaum etwas Schrecklicheres als Aschenbecher- oder Knoblauchgeruch. Wobei der Aschenbecher in diesem Fall sprechen kann.

Mein erster Eindruck bestätigt sich. Auch als unser Lehrer weiterspricht, bekommt er kaum die Zähne auseinander, sodass ich die Ohren spitze, um überhaupt etwas von seinem Englisch zu verstehen.

»Ich bin Kayden, geboren und aufgewachsen auf dieser wunderschönen Insel«, sagt er. »Neben Englisch spreche ich daher fließend Maltesisch. Beides sind übrigens Amtssprachen hier. Ich habe eine Frau und zwei Kinder. Ein herzliches Willkommen an unsere beiden neuen Schülerinnen. Mögt ihr euch alle kurz vorstellen?«, fragt er.

Betreten blicke ich auf den Tisch vor mir. Ich hasse solche Vorstellungsrunden und erst recht, wenn es nicht in meiner Muttersprache ist. Zu meinem Glück ergreift die Rothaarige das Wort. Ihre Haarfarbe ist ein Hingucker und sie zieht alle Blicke auf sich, wenn sie einen Raum betritt. Mit ihrem schwarzen, knielangen Rock, dem gleichfarbigen und eng anliegenden Oberteil, das sowohl ihre schlanke Figur betont als auch den gepiercten Bauchnabel hervorblitzen lässt, ist das keine Kunst.

Verwundert schaue ich sie an, als sie zu sprechen beginnt, denn ihre Stimme ist tief und kratzig. Dafür quasselt sie im Gegensatz zu mir wie ein Wasserfall. Mit Fehlern, doch das scheint niemanden zu stören.

»Hi, ich bin Sally und komme aus Österreich. Ich bin zwanzig, studiere soziale Arbeit und wohne noch bei meinen Eltern in Wien. In meiner Freizeit singe ich in einer Rockband und kümmere mich um meine zwei Kaninchen.«

Ich starre sie genauso unverfroren an, wie alle anderen im Raum. Schräg. Anders kann man diese Mischung nicht bezeichnen. Aber irgendwie passt es zu ihr. Das selbstbewusste Auftreten, der Look, die tiefe Stimme. Nur als Sozialarbeiterin kann ich sie mir schwer vorstellen.

Nacheinander stellen sich die anderen in der Gruppe vor. Da sind Hao aus China, Rafael aus Brasilien, Yuki und Naomi aus Japan und Jesse aus den Niederlanden. Und ich. Die, die weiterhin nicht weiß, was sie über sich erzählen soll.

»Ähm … hi«, beginne ich zögerlich.

Kayden nickt mir aufmunternd zu. »Hab keine Angst vor Fehlern. Die machen wir alle und daraus lernen wir.«

Ich bin mir nicht sicher, ob mich das beruhigt. Fehler zu machen war auf dem Gymnasium verpönt und zu oft haben Mitschüler hinter vorgehaltener Hand gelacht, wenn ich etwas gesagt habe. Sie dachten wahrscheinlich, ich würde es nicht mitbekommen, aber ich habe mir nur nie anmerken lassen, welchen wunden Punkt sie damit trafen.

Nun gut. Selbst wenn das hier ein einziges Desaster wird, die Leute in diesem Raum sehe ich spätestens nach den nächsten zwei Wochen nie wieder. Zumindest ist das meine Hoffnung. Ich hole tief Luft. »Ähm … ja, ich bin Emily und komme aus Deutschland. Ich bin siebzehn Jahre alt und habe gerade die Schule beendet. Demnächst beginne ich mein Studium.« War das richtig? Habe ich nichts vergessen?

»Danke.« Kayden nickt mir erneut zu und langsam habe ich das Gefühl, dass ich hier ankomme. Immerhin hat niemand gelacht. »Schlagt bitte eure Bücher auf Seite 38 auf.«

Grandios. Der Tag startet mit Grammatik. Aber was habe ich erwartet? Dass wir uns hier anschweigen? Oder dass ich nur zuhören bräuchte wie in der Schule, wenn wir einen Film geschaut haben? Ich kämpfe mich durch die schriftlichen Übungen, bis Kayden uns diverse Tonaufnahmen vorspielt und wir darüber sprechen. Alle anderen im Raum sind eindeutig lockerer und wissen zu jedem Thema etwas zu sagen. Ich hingegen habe das Gefühl, im falschen Kurs zu sein. Die meisten meiner Antworten bei den Aufgaben waren falsch und mir fehlen Vokabeln, um bei den Gesprächen mitzukommen. Zusätzlich haben viele unserer Mitschüler eine derart ungewohnte Aussprache, dass ich Schwierigkeiten habe, sie zu verstehen.

»Are you okay?«, fragt Kayden, als die Stunde auf das Ende zugeht.

Ich nicke und habe weder den Mut, zu antworten noch ihm zu beichten, dass ich mich überfordert fühle. Denn dann müsste ich mir diese Tatsache eingestehen. Ich brauche diesen Kurs, um die Prüfung zu schaffen. Davon hängt mein ganzes Leben ab. Oder zumindest der Verlauf der nächsten Jahre.

»Es ist vollkommen normal, dass man sich am Anfang erst einfinden muss. Du wirst sehen, in ein paar Tagen fällt dir alles leichter. Sprich möglichst viel mit den anderen Schülern, dann ergibt sich der Rest von allein. Und trau dich, Fehler zu machen.«

Kurz darauf erklingt Trappeln auf dem Gang. Der Unterricht endet. Erleichtert atme ich auf. Den ersten Tag habe ich geschafft. Aufgrund der organisatorischen Dinge, wie der Besichtigungstour und dem Austeilen der Unterlagen zu Beginn des Tages, habe ich nur die Hälfte der üblichen Unterrichtszeit besucht, doch das wird sich ab morgen ändern. Und ich freue mich darauf, obwohl ich mega Respekt vor allem habe. Kayden hat garantiert recht. Ich werde mich eingewöhnen. Hoffentlich nicht erst, wenn die zwei Wochen vorbei sind.