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Die Physiotherapeutin Julika Winkler lebt mit ihrem zwölfjährigen Sohn Jasper in Grünwald. Von Jaspers Vater lebt sie schon lange getrennt. Seit dieser nach Stuttgart gezogen ist, sieht Jasper seinen Vater kaum noch und leidet sehr darunter. Julika, die eine sehr enge Beziehung zu ihrem Sohn hat, versucht alles, um ihn aufzufangen. Julias neuen Partner Korbinian lehnt Jasper ab. Es kommt immer wieder zu Konflikten. Der Zwölfjährige ist rasend eifersüchtig und wird in seiner Hilflosigkeit aggressiv gegenüber seiner Mutter, ihrem neuen Freund, seinen Mitschülern, Lehrern und sogar Nachbarn. Korbinian versucht mit Engelsgeduld, Zugang zu dem Jungen zu finden, dringt aber nicht zu ihm vor. Julika wird zum wiederholten Male in die Schule zitiert, um über Jaspers Verhalten gegenüber Mitschülern und Lehrern zu reden. Die Schulleiterin rät ihr, professionelle Hilfe zu suchen. Doch Julika weist das weit von sich, denn sie glaubt, das Problem mit Jasper selbst lösen zu können und zu müssen. Doch die Situation entgleitet ihr zunehmend, und nach einem erneuten Streit zwischen Korbinian und Jasper rennt der Zwölfjährige blindlings auf die Straße und wird angefahren. Im Krankenhaus treffen sie auf Therapiehündin Molly, und Jasper ist wie ausgewechselt. Ist sie der Schlüssel?
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Seitenzahl: 135
Cover
Seelentröster
Vorschau
Impressum
Seelentröster
Therapiehund Molly macht glücklich
Die Physiotherapeutin Julika Winkler lebt mit ihrem zwölfjährigen Sohn Jasper in Grünwald. Von Jaspers Vater lebt sie schon lange getrennt. Seit dieser nach Stuttgart gezogen ist, sieht Jasper seinen Vater kaum noch und leidet sehr darunter. Julika, die eine sehr enge Beziehung zu ihrem Sohn hat, versucht alles, um ihn aufzufangen. Julias neuen Partner Korbinian lehnt Jasper ab. Es kommt immer wieder zu Konflikten. Der Zwölfjährige ist rasend eifersüchtig und wird in seiner Hilflosigkeit aggressiv gegenüber seiner Mutter, ihrem neuen Freund, seinen Mitschülern, Lehrern und sogar Nachbarn. Korbinian versucht mit Engelsgeduld, Zugang zu dem Jungen zu finden, dringt aber nicht zu ihm vor. Julika wird zum wiederholten Male in die Schule zitiert, um über Jaspers Verhalten gegenüber Mitschülern und Lehrern zu reden. Die Schulleiterin rät ihr, professionelle Hilfe zu suchen. Doch Julika weist das weit von sich, denn sie glaubt, das Problem mit Jasper selbst lösen zu können und zu müssen. Doch die Situation entgleitet ihr zunehmend, und nach einem erneuten Streit zwischen Korbinian und Jasper rennt der Zwölfjährige blindlings auf die Straße und wird angefahren. Im Krankenhaus treffen sie auf Therapiehündin Molly, und Jasper ist wie ausgewechselt. Ist sie der Schlüssel?
»Kommst du morgen zu mir? Wir können zocken«, schlug Bastian seinem Freund Jasper vor.
»Hast du das Spiel denn bekommen?«, fragte der aufgeregt.
Jaspers Augen leuchteten bei dem Gedanken an das neue Computerspiel, von dem die beiden Jungen schon seit Wochen schwärmten.
»Martin, der Neue von Mama, bringt es mir heute Abend mit, das hat er versprochen.«
»Und du kriegst World on Fire, obwohl das ab sechzehn ist?«, wunderte sich Jasper, denn bei seiner Mutter hatte er mit dem Wunsch nach dem Spiel auf Granit gebissen.
»Klar, ich kriege von Martin alles, was ich will, damit ich Mama und ihm keinen Ärger mache«, erklärte Bastian mit einem spitzbübischen Grinsen. »Also, was ist? Kommst du morgen nach dem Frühstück?«
»Nee, das geht nicht. Ich muss in den Zoo. Meine Mama hat doch auch einen neuen Typen. Der schenkt mir nichts, will aber immer Familienausflüge machen«, stöhnte Jasper und kickte einen Stein zwischen seinen Füßen hin und her.
»So einen hatte meine Mum auch mal«, meinte Bastian verständnisvoll. »Das nervt total.«
»Aber hallo. Der soll wieder abhauen. Ich weiß gar nicht, was Mama von dem will. Wenn einer schon Korbinian heißt ...«
»Wie heißt der?«, lachte Bastian. »Korbinian? Ist das ein Name oder eine Krankheit?«
»Ich glaube, eine Krankheit«, grinste Jasper und trat heftig vor den Stein, sodass dieser quer über den Schulhof flog.
Ein schriller Aufschrei ließ die Jungen aufblicken. Ein Mädchen hielt sich heulend das Schienbein. Der Lehrer, der in der Pause Aufsicht führte, war schon bei dem Kind und sah sich die getroffene Stelle an.
»Es ist nicht so schlimm, Mia«, tröstete der Lehrer. »Das wird einen blauen Fleck geben, aber es blutet nicht. Wer hat den Stein denn geschossen?«
Die Kleine schluchzte noch einmal auf und zeigte auf Jasper und Bastian. »Die da.«
Der Lehrer kam auf die beiden Jungen zu, die angestrengt in eine andere Richtung schauten.
»Wer von euch war das?«, wollte er streng wissen.
»Was denn? Was meinen Sie, Herr Harder?«, fragte Bastian unschuldig.
»Wer hat den Stein getreten? Ihr wisst doch genau, dass das auf dem Schulhof verboten ist. Also raus damit: Wer war das?«
Beide Jungen schwiegen betreten, endlich rang sich Jasper mit verschränkten Armen zu einem kaum hörbaren »ich« durch.
Herr Harder schüttelte den Kopf und sah den Übeltäter mit ernstem Blick an.
»Das hätte schlimm ausgehen können. Stell dir vor, du hättest Mia am Kopf getroffen«, mahnte er streng. »Du kommst jetzt mit und entschuldigst dich.«
»Warum? Die blöde Tussi hat genau im Weg gestanden. Ich kann doch nichts dafür, wenn sie da einfach rumsteht und nicht aufpasst«, maulte Jasper.
»Rede nicht so einen Unsinn. Du kommst jetzt mit, oder willst du, dass ich die Direktorin informiere?«
Widerwillig grummelnd folgte Jasper dem Lehrer und entschuldigte sich halbherzig bei Mia. Zum Glück beendete die Klingel die Pause, und Jasper nutzte die Gelegenheit, sich der peinlichen Situation zu entziehen und stürmte in seine Klasse.
***
Zwei Stunden später stand Julika Winkler vor der Schule und wartete auf ihren Sohn. Ihre letzten beiden Patientinnen für heute hatten kurzfristig abgesagt, deshalb hatte sie sich überlegt, Jasper zu überraschen.
»Servus, Herr Harder«, grüßte sie den Klassenlehrer ihres Sohnes freundlich, der gerade die breite Treppe der Schule herunterkam.
»Frau Winkler, wie schön, dass ich Sie treffe. Haben Sie zwei Minuten Zeit für mich?«
»Aber sicher. Worum geht es denn?«
»Ich mache mir Gedanken um Jasper. Er ist seit ein paar Wochen verändert. Jasper war immer ein sehr guter Schüler, aber jetzt ist er unaufmerksam, unkonzentriert und ... na ja, wie soll ich das sagen ... widerspenstig, wenn man ihn um etwas mehr Ruhe und Aufmerksamkeit bittet.«
»Ich werde mit ihm reden. Ich denke, dass er mit zwölf so langsam in die Pubertät kommt. Werden da nicht alle Kinder etwas schwierig?«, fragte Julika und lächelte unsicher.
»Das ist bestimmt richtig«, bestätigte der Lehrer. »Aber Jasper hat sich doch extrem gewandelt. Er ist nicht nur aufsässig, sondern auch leicht reizbar, um nicht zu sagen aggressiv. Ist in der letzten Zeit zu Hause etwas vorgefallen?« Herr Harder schaute die Mutter prüfend an.
Julika schluckte. Was wollte der Lehrer ihr damit sagen? War er der Meinung, dass sie als alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn überfordert war?
Julia straffte ihre Schultern. »Bei uns zu Hause ist alles bestens. Sie müssen sich keine Sorgen machen«, erklärte sie spitz und sah den Lehrer herausfordernd an.
»Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten«, versicherte Herr Harder, der merkte, dass die Mutter seines Schülers angefasst war.
Julika seufzte und winkte ab. »Schon gut. Wie gesagt, ich rede mit meinem Sohn.«
Jaspers Klassenlehrer verabschiedete sich. Kurz darauf erklang der Schulgong, und schon stürmten Schülerinnen und Schüler die Treppe herunter. Julika wurde fast umgerannt und hatte Mühe, in dem Gewusel ihren Sohn ausfindig zu machen. Doch schließlich sah sie ihn mit seinem Freund Bastian in Richtung Schultor gehen.
»Hallo ihr beiden«, grüßte sie und wuschelte ihrem Sohn durchs Haar.
»Lass das«, maulte Jasper und zuckte zurück.
»Entschuldige«, lächelte Julika, die immer wieder vergaß, dass ihrem Sohn seit einiger Zeit mütterliche Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit peinlich waren.
»Was machst du hier?«, fragte Jasper mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ob der Harder gepetzt hatte und seine Mutter angerufen hatte?
»Ich konnte heute früher Schluss machen«, erklärte Julika. »Ich wollte dich abholen und ein Eis mit dir essen. Lust?« Sie schaute ihren Sohn auffordernd an.
»Nur wir beide?«, fragte Jasper misstrauisch, denn er befürchtete, dass in der Eisdiele schon Korbinian auf sie warten würde.
»Wenn Basti möchte, kann er gerne mitkommen«, bot Julika lächelnd an. »Sollen wir deine Mama anrufen und ihr sagen, dass du mit uns unterwegs bist, Basti?«
»Nee, danke, Frau Winkler, ich muss nach Hause.«
»Aber wir beide gehen, oder hast du keine Lust?«, fragte Julika ihren Sohn.
»Kriege ich ein Spaghettieis mit extra Sauce?«
»Klar doch«, lachte Julika und konnte im letzten Moment ihre Hand zurückziehen, die schon wieder durch Jaspers dichtes Haar fahren wollte. Sie seufzte still. Es war schön, aber irgendwie auch schade, wenn die Kinder langsam erwachsen wurden.
Zu Jaspers großer Erleichterung wartete Korbinian nicht in der Eisdiele. Mutter und Sohn genossen das Eis, das traute Beisammensein und hatten Spaß.
Plötzlich wurde Julika ernst.
»Ich habe vorhin Herrn Harder getroffen. Er hat mir gesagt, dass du dich in der letzten Zeit nicht gut benimmst. Was sagst du dazu?«
»Der Harder spinnt. Ich weiß nicht, was er meint«, sagte Jasper, ohne seine Mutter anzusehen.
»Ich glaube nicht, dass Herr Harder spinnt. Er sagt, du bist unaufmerksam, störst den Unterricht und bist frech. Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Es ist nur ... manchmal ist es echt langweilig im Unterricht ...«, murmelte Jasper.
»Das ist aber noch lange kein Grund zu stören«, sagte Julika streng. »Versprich mir, dass du dich in Zukunft anständig benimmst. Ich will keine Klagen mehr hören.«
»Ja, ja.«
»Okay, mein Schatz, dann haben wir das geklärt«, sagte Julika erleichtert. »Ich würde gerne noch einen Kaffee trinken. Willst du auch etwas?«
»Krieg ich ne Cola?«
Julika nickte und bestellte.
»Ich muss dir noch etwas sagen«, begann sie zögerlich, als die Getränke gebracht worden waren. »Dein Papa ... hat seinen Besuch für nächstes Wochenende abgesagt. Tom kann nicht weg, weil er so viel arbeiten muss.«
Jasper schossen die Tränen in die Augen. Er hatte sich so darauf gefreut, seinen Vater endlich wiederzusehen. Sein Vater lebte zwar schon seit Jahren nicht mehr mit der Familie zusammen, hatte aber bis vor vier Monaten noch in Grünwald gewohnt und mit Jasper ab und zu etwas unternommen. Seit er nach Stuttgart gezogen war, hatte sich alles verändert. Nicht ein einziges Mal war sein Vater nach Grünwald gekommen, um ihn zu besuchen. Und Schuld daran war seine Mutter und natürlich Korbinian, der vor gut fünf Monaten als neuer Freund der Mutter in die Familie eingebrochen war. In Jaspers Augen hatte Korbinian seinen Vater vertrieben. Warum sonst war er nach Stuttgart gezogen?
»Dann fahre ich eben zu Papa«, erklärte Jasper trotzig.
»Ach, Schatz, Papa muss doch arbeiten. Er kann nichts mit dir unternehmen. Er kommt bestimmt an einem anderen Wochenende, und dann hat er ganz viel Zeit für dich«, tröstete Julika ihren Sohn.
Dabei war sie sich ziemlich sicher, dass Jaspers Vater auch in den nächsten Wochen nicht kommen würde, denn Toms neue Lebensgefährtin war schwanger und würde bald entbinden.
»Warum wohnt Papa denn nicht mehr in Grünwald? Das ist doch nur, weil du mit Korbinian ...«, presste Jasper hervor und versuchte, seine Tränen zurückzuhalten.
»Bitte! Jetzt fang nicht wieder mit diesem Blödsinn an. Tom hat in Stuttgart eine bessere Arbeit gefunden. Korbinian hat gar nichts, aber auch gar nichts, damit zu tun, dass dein Papa weggezogen ist.«
»Doch«, murmelte Jasper bockig.
»Tom und ich sind schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr zusammen«, versuchte Julika noch einmal zu erklären. »Papa hat doch auch eine neue Freundin. Und die beiden bekommen jetzt ein Kind. Das weißt du doch. Warum sollte er wegen Korbinian wegziehen?«
»Weil Korbinian blöd ist«, platzte es aus Jasper heraus. »Du kannst dich auf den Kopf stellen, Korbinian wird nie mein neuer Vater. Er ist blöd, blöd, blöd!«
Wütend wischte der Junge die Speisekarten vom Tisch, sprang auf und rannte aus der Eisdiele.
Traurig und erschrocken sah Julika ihm nach. Was war nur mit ihrem Sohn los? Waren das die Vorboten der Pubertät? Wenn ja, dann konnte sie sich noch auf einiges gefasst machen.
Sie ging zum Tresen und bezahlte. Vor der Tür sah sie Jasper, der sich auf den Rand eines Brunnens gesetzt hatte, kleine Steinchen aufhob und sie ins Wasser warf.
Julika setzte sich neben ihn, Jasper tat so, als bemerkte er sie nicht und warf weiter mit den Steinen.
»Lass das, Jasper«, sagte sie sanft und hielt den Arm ihres Jungen fest. »Du weißt genau, dass man hier keine Steine in den Brunnen werfen soll.«
»Ja und?«, fragte der Zwölfjährige bockig und befreite seinen Arm aus Julikas Griff, um den nächsten Stein zu werfen.
»Hör jetzt bitte auf damit!«, bat Julika energisch.
Jasper warf den nächsten Stein mit einem trotzig provozierenden Blick auf seine Mutter in hohem Bogen in den Brunnen.
»Jasper! Noch einmal und dann ...«, drohte Julika. Sie ließ das Ende des Satzes im Raum stehen, denn sie wusste selbst nicht, welche Konsequenzen sie ziehen sollte.
»Und dann? Gehst du dann zur Polizei? Du kannst mich ja ins Gefängnis werfen lassen, dann bist du mich los. Und Papa ist mich auch los. Wenn er ein neues Kind hat, braucht er mich sowieso nicht mehr.«
»Ich will dich doch nicht loswerden«, bekannte Julika betroffen und legte den Arm um ihren Sohn. »Du bist doch das Wichtigste, was ich habe«, flüsterte sie liebevoll in sein Ohr.
Dieses Mal ließ Jasper sich die Berührung gefallen. Er legte sogar den Kopf an die Schulter seiner Mutter und schluckte schwer.
»Du bist traurig, dass dein Papa im Augenblick so wenig Zeit für dich hat, nicht?«, fragte sie. »Aber weißt du was? Wir drei, du, Korbinian und ich, wir machen uns morgen einen superschönen Tag im Zoo.«
»Können wir beide nicht allein gehen? Warum muss Korbinian mit?«
»Weil er mein Freund ist«, erklärte Julika gereizt. »Und er möchte auch dein Freund sein. Gib ihm eine Chance und sei etwas freundlicher. Korbinian gibt sich so viel Mühe ...«
»Ich brauche keinen neuen Freund und keinen neuen Papa.«
***
»So, das Bett ist bezogen«, sagte Alexandra Schubert, als sie aus dem Gästezimmer in die Küche kam. »Hast du die Handtücher für Klara ins Bad gelegt?«
»Ja, mein Herz, den Auftrag habe ich ausgeführt«, lachte Dr. Stefan Frank und deutete ein Salutieren an. »Und ich kann auch vermelden, dass der Gemüseauflauf bereits im vorgeheizten Ofen steht. Ganz, wie Sie befohlen haben!«
»Brav! Gut gemacht. Mit dir kann man ja doch etwas anfangen«, kicherte Alexandra und gab ihrem Lebensgefährten einen flüchtigen Kuss.
Dr. Frank legte den Arm um Alexandra und zog sie zu sich heran, um ihren Kuss zu erwidern. Seine Finger glitten durch ihr Haar und spielten mit den Locken, während sie in einem innigen Kuss versanken.
»Schlechtes Timing«, flüsterte Stefan bedauernd in Alexandras Ohr, als die Türklingel ertönte. »Klara hätte gerne noch ein paar Minuten warten können.«
»Wir schicken sie schnell ins frisch gemachte Bett, dann haben wir wieder unsere Ruhe und können da weitermachen, wo wir jetzt aufgehört haben«, scherzte Alexandra.
Kurz darauf betraten Klara und ihre Golden Retriever Hündin Molly die gemeinsame Wohnung der Ärzte.
Klara umarmte ihre Freunde. Molly blieb brav neben ihr sitzen und beobachtete die Begrüßung.
»Hallo, Molly«, sagte Alexandra und beugte sich zu der Hündin herunter.
Molly legte ihren großen Kopf ein wenig schräg, zuckte mit der Brauenpartie und hob ihre Pfote, die Alexandra lachend ergriff.
»Sagst du mir auch guten Tag?«, fragte Dr. Frank und hielt Molly auffordernd seine Hand hin.
Auch ihn begrüßte die Hündin und ließ sich dann mit offensichtlichem Genuss zwischen den Ohren kraulen.
»Jetzt kommt aber rein«, forderte Alexandra auf.
»Ich habe unten im Auto noch einen Koffer, das Körbchen und diverse Näpfe für Molly. Die würde ich gern schnell holen. Kann ich Molly kurz bei euch lassen?«
»Sicher. Gehst du mit ihr ins Wohnzimmer, Schatz?«, fragte Dr. Frank an Alexandra gewandt. »Ich helfe Klara mit den Sachen.«
»Wo kann ich denn Mollys Körbchen aufbauen?«, fragte Klara, als sie wieder in der Wohnung waren.
»Stefan und ich dachten, dort neben der Terrassentür wäre ein guter Platz. Was meinst du?«
»Perfekt. Nicht Molly?«
Molly bellte leise auf und trabte zu der bezeichneten Ecke.
»Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel dein Hund versteht«, sagte Stefan verwundert.
»Molly ist sowieso die klügste Hündin auf dieser Welt«, lachte Klara. »Und durch die lange Ausbildung zum Therapiehund hat sie mehr als die meisten anderen Artgenossen gelernt, menschliche Sprache und Gesten zu deuten.«
Klara stellte Mollys Körbchen neben die Tür und deutete darauf. Die Hündin sprang hinein, rollte sich zusammen, legte den Kopf auf den Rand und beobachtete mit hochgezogenen Brauen, was weiter im Raum geschah.
Alexandra deckte den Tisch; und Stefan kam mit Getränken und einem Korb mit Brot und selbstgemachter Aioli als Vorspeise.
»Was ist mit Molly? Wann bekommt sie ihr Futter?«, fragte Alexandra.
»Ich habe ihr zu Hause schon etwas gegeben, heute bekommt sie nichts mehr. Aber eine Schale Wasser wäre nicht schlecht. Soll ich die Fress- und Trinkschalen im Flur aufbauen? Es fällt doch immer mal was daneben, da ist ein gefliester Boden schon ganz sinnvoll.«
Als sie Molly mit Wasser versorgt hatte, setzte sich Klara wieder zu den Freunden an den Tisch.
»Ich muss noch einmal sagen, wie dankbar ich euch bin, dass ihr mich für die nächste Zeit aufnehmt. Ich hätte wirklich nicht gewusst, wohin. Wegen diverser Messen ist in München und Umgebung kein Hotel und keine Pension zu finden. Ganz zu schweigen davon, dass man mit einem großen Hund sowieso Probleme hat, irgendwo unterzukommen.«
»Wir freuen uns, dass ihr da seid«, versicherte Alexandra lächelnd. »Wenn wir Molly nicht kennen würden, hätten wir sicher auch Bedenken gehabt wegen des Hundes. Aber Molly ist einfach ein Schatz.«