Dr. Stefan Frank 2604 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2604 E-Book

Stefan Frank

5,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die alleinerziehende Mutter Pauline Rimbach betreibt einen Streichelzoo. Sie empfängt nicht nur Gruppen und Einzelbesucher, sondern besucht mit einer Auswahl der Tiere auch verschiedene medizinische und soziale Einrichtungen. Paulines Tage sind straff organisiert. Für ihre vierzehnjährige Tochter Francesca bleibt da oft wenig Zeit. Doch gerade die wäre so wichtig. Denn das einst so fröhliche, liebevolle Mädchen ist still und wirkt bedrückt. Francesca brütet meist schweigend vor sich hin, stochert lustlos in ihrem Essen und verbringt die meiste Zeit in ihrem Zimmer.
Pauline macht sich große Sorgen um ihre Tochter. Doch immer, wenn sie ein klärendes Gespräch beginnen will, reagiert Francesca abweisend und schroff. Pauline ist verzweifelt. Sie kommt einfach nicht an ihre Tochter heran. Es sei normal, behaupten alle Bekannte, deren Kinder die Pubertät bereits hinter sich haben.
Doch Pauline glaubt nicht mehr daran, dass Francescas Verhalten "normal" ist. Aber niemand will ihr zuhören, wiegelt die Sorgen der alleinerziehenden Mutter ab. Als Francesca zusammenbricht und in die Waldner-Klinik eingeliefert wird, hat ihre tückische Krankheit bereits Herz und Lunge befallen ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 121

Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Ihr flehendes Gebet

Vorschau

Impressum

Ihr flehendes Gebet

Eine Mutter bangt um das Leben ihrer schwer kranken Tochter

Die alleinerziehende Mutter Pauline Rimbach betreibt einen Streichelzoo. Sie empfängt nicht nur Gruppen und Einzelbesucher, sondern besucht mit einer Auswahl der Tiere auch verschiedene medizinische und soziale Einrichtungen. Paulines Tage sind straff organisiert. Für ihre vierzehnjährige Tochter Francesca bleibt da oft wenig Zeit. Doch gerade die wäre so wichtig. Denn das einst so fröhliche, liebevolle Mädchen ist still und wirkt bedrückt. Francesca brütet meist schweigend vor sich hin, stochert lustlos in ihrem Essen und verbringt die meiste Zeit in ihrem Zimmer.

Pauline macht sich große Sorgen um ihre Tochter. Doch immer, wenn sie ein klärendes Gespräch beginnen will, reagiert Francesca abweisend und schroff. Pauline ist verzweifelt. Sie kommt einfach nicht an ihre Tochter heran. Es sei normal, behaupten alle Bekannte, deren Kinder die Pubertät bereits hinter sich hatten.

Doch Pauline glaubt nicht mehr daran, dass Francescas Verhalten »normal« ist. Aber niemand will ihr zuhören, wiegelt die Sorgen der alleinerziehenden Mutter ab. Als Francesca zusammenbricht und in die Waldner-Klinik eingeliefert wird, hat ihre tückische Krankheit bereits Herz und Lunge befallen ...

»Guckt mal, kleine Ziegen!«

»Sind die süß!«

»Dürfen wir die Ziegenbabys streicheln, Frau Rimbach?«

Pauline Rimbach musste lachen. Die vierjährigen Jungen und Mädchen der Kindergartengruppe, die an diesem Vormittag zu Besuch in ihrem Streichelzoo war, standen vor dem Gehege der Ziegen und riefen vor Begeisterung alle wild durcheinander.

So war es meistens, wenn Kinder herkamen. Sie alle waren in der Großstadt geboren und hatten kaum Gelegenheit, mit Tieren umzugehen. Einrichtungen, wie die von Pauline, stellten Oasen dar, in denen sie die Vierbeiner, die sie sonst nur von Bildern kannten, lebendig erleben konnten. Wenn sie dann die kuscheligen Ziegen, Schafe, Kaninchen, Schildkröten, Karotti und Lotti, die beiden Ponys, und Balthasar, das majestätische Lama, erblickten, konnten sie sich vor Freude kaum halten.

»Ja, ihr dürft die Ziegen gern streicheln«, sagte Pauline mit einem Lächeln. »Ihr dürft sie sogar füttern, wenn ihr dabei nur das Futter in den Papiertüten benutzt, die wir vorhin verteilt haben. Ihr werdet sehen, wie sie sich darüber freuen. Allerdings müsst ihr dazu ein bisschen leiser sein, denn ansonsten jagt ihr ihnen Angst ein, und sie werden nicht zu euch an den Zaun kommen.«

Augenblicklich verstummte die lärmende Kinderschar und begann, sich gegenseitig mit »Psst« und »Scht«-Lauten zu ermahnen, mucksmäuschenstill zu sein.

Katharina Giesicke, die Kindergartenleiterin, die sie begleitete, lachte leise und trat zu Pauline.

»Unglaublich, wie deine Ziegen und Hoppelhasen das jedes Mal schaffen«, gestand sie. »Ich wünschte, ich würde auch über derart magische Kräfte verfügen, um die Meute zum Schweigen zu bringen.«

Pauline lachte mit. Die beiden Frauen kannten einander seit vielen Jahren, und die Kinder aus Katharinas Gruppen gehörten zu den regelmäßigen Besuchern hier im Streichelzoo. Auf solche Stammgäste war Pauline angewiesen. Es kostete ein kleines Vermögen, so viele Tiere sattzubekommen und gut zu versorgen, und darüber hinaus musste sie mit ihren Einnahmen für sich selbst und ihre Tochter Francesca sorgen.

Es war nicht immer einfach, zumal Francesca mit ihren vierzehn Jahren ganz andere Ansprüche entwickelte als früher. Reichtümer verdiente man mit einer solchen Tierhaltung nicht, aber es war das, was Pauline ihr Leben lang gewollt hatte und was sie glücklich machte.

»Ja, Kinder können von Tieren wirklich eine Menge lernen«, sagte sie zu Katharina. »Ich erlebe es immer wieder: Selbst die wildesten Raufbolde werden ganz sanft und behutsam, wenn sie ein kleines Kaninchen auf den Schoß nehmen oder einem Pony eine Karotte geben dürfen. Kinder, denen es schlecht geht und die ihre Sorgen in sich hineinfressen, tauen bei den Tieren auf, und Kinder, denen es schwerfällt, Freunde zu finden, fühlen sich bei ihnen verstanden. Deshalb kann ich nur allen Eltern raten, ihre Kinder mit einem Haustier aufwachsen zu lassen. Natürlich nur wenn die Möglichkeit besteht, das Tier gut und artgerecht zu versorgen.«

»Ja, da hast du recht«, stimmte Katharina ihr zu. »Wer für ein Tier nicht richtig sorgen kann, der sollte sich auch keines anschaffen, sondern lieber mit seinen Kindern hierher zu dir kommen. So ein Lebewesen ist ja schließlich kein Spielzeug.«

»Wem sagst du das.« Pauline seufzte.

Alle erwachsenen Tiere, die in ihrem Streichelzoo lebten, stammten aus schlechter Haltung und waren von Tierschützern gerettet worden. So fungierte ihr Gelände zugleich als Auffangstation für Tiere, denen es bei ihren Besitzern nicht gut gegangen war, und Pauline tat ihr Bestes, um ihnen allen den Rest ihres Lebens so schön wie möglich zu machen.

Der Gedanke an das Leid, das manches Tier durchgemacht hatte, ehe es zu ihr kam, drehte Pauline das Herz um. Willibald, das Riesenkaninchen beispielsweise, war in einem winzigen Käfig gehalten worden, in dem es sich nicht einmal umdrehen konnte und sich die langen Ohren an dem Metallgitter aufscheuchte. Als das niedliche schwarz-weiß gefleckte Häschen mit der lustigen Wackelnase bei Pauline eingezogen war, war es so scheu gewesen, dass es vor jeder Berührung panisch davonsprang. Jetzt hingegen brauchte sie nur an den Zaun des weitläufigen Geheges zu treten, und schon kam Willibald angehoppelt, um sich hingebungsvoll streicheln zu lassen.

Es war ein solches Glück, zu erleben, wie ein vernachlässigtes, schlecht behandeltes Tier wieder aufblühte. Es entschädigte Pauline für all ihre Mühen und Sorgen. Genauso ging es ihr, wenn sie sah, wie Kinder, alte oder kranke Menschen von der Begegnung mit ihren Tieren profitierte. Pauline empfing nicht nur Gruppen und Einzelbesucher in ihrem Zoo, sondern besuchte mit einer Auswahl der Tiere auch Einrichtungen, die mit ihren Bewohnern gar nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten hätten herkommen können: Altenheime, Hospize, Stationen für Chronischkranke, Kinderheime und Schulen für behinderte Kinder.

Diesen Menschen, die häufig ein von der Gesellschaft ausgeschlossenes Leben führen mussten, lebten regelrecht auf, wenn Pauline mit ihren Tieren kam. Das Leuchten in den Augen einer alten Dame, die nur noch Wochen zu leben hatte, oder eines Kindes mit Down Syndrom, das von seiner Familie abgeschoben worden war, war mit keiner Geldsumme der Welt aufzuwiegen.

Paulines Herz schlug für die Geschöpfe dieser Welt, die sich nicht wehren konnten – Kinder, Alte, Kranke, Tiere und Pflanzen. Weil sie keinen von ihnen leiden sehen konnte und lieber ein geschundenes Pferd aus einem Fuhrbetrieb gesund pflegte, als auf Partys zu tanzen oder an einen mallorquinischen Sonnenstrand in Urlaub zu fahren, war bereits manche Freundschaft und letzten Endes ihre Ehe zerbrochen.

Nein, dachte Pauline, ganz so war es dann doch nicht. Freunde, die kein Verständnis dafür hatten, dass sie morgens um fünf ihre Tiere versorgen musste und also keine Nacht durchfeiern konnte, waren im Grunde keine Freunde, weil sie nicht zu ihr passten. Der Kreis, der ihr geblieben war, war nur klein, aber ihr war er mehr als genug. Ihre Freunde waren Menschen wie Katharina, auf die Verlass war, auch wenn der Lebensweg hart und steinig war, die keine Clubs und glamourösen Urlaubsreisen brauchten, sondern mit einem Bier auf Paulines zusammengezimmerter Terrasse und einem Blick in den Sonnenuntergang zufrieden waren. Menschen, die Rücksicht auf andere nahmen und die auch in dunkelsten Zeiten ihren Humor nicht verloren.

Und was ihre Ehe anging, so hatten sie und Tobias wohl einfach nicht zusammengepasst. Sie hatten Träume und Ziele im Leben gehabt, die sich nicht vereinbaren ließen. Pauline hegte deswegen keinen Groll mehr gegen ihren Exmann. Ja, er hatte sie mit Stefanie Schweda betrogen, der Frau, die sie für ihre beste Freundin gehalten hatte, und ja, eine Zeit lang hatten der Schmerz und der Vertrauensbruch sie so sehr gelähmt, dass sie überzeugt war, sie könne sich nicht davon erholen.

Seither aber waren zwölf Jahre vergangen, und Pauline trauerte ihrer Ehe nicht länger nach. Im Gegenteil, sie war mit dem Leben glücklich, was sie sich aufgebaut hatte – ihrem Leben mit den Tieren, in einer Oase mitten in der Großstadt München, mit ihrer Handvoll von Freunden, mit denen sie seit Jahren durch Dick und Dünn stapfte, und natürlich mit Francesca, der größten Liebe ihres Lebens.

Beim ersten Blick in die Augen dieses einzigartigen, wunderbaren kleinen Mädchens hatte sie sich unsterblich verliebt. Sie hatte das winzige Menschenwesen in ihre Arme geschlossen und ihr geschworen, dass sie immer für sie da sein, sie beschützen und ihr mit allem, was sie aufbringen konnte, ein glückliches Leben bereiten würde.

Es war das, was auch heute, nach zwölf Jahren, noch wehtat: Nicht dass Tobias sie, Pauline, enttäuscht und betrogen und den gemeinsamen Traum von einer Familie zerstört hatte. Sondern dass er ihr gemeinsames Kind, ihr kleines Mädchen, ihre Francesca sang- und klanglos im Stich gelassen hatte.

Seiner Unterhaltspflicht kam Tobias seither eher sporadisch nach, und um Francescas willen hatte Pauline deswegen nie Streit angefangen. Sie kam ja zurecht, hatte keine großen Ansprüche und konnte selbst verdienen, was sie beide zum Leben brauchten.

Viel wichtiger wäre ihr gewesen, dass Tobias sich um seine Tochter regelmäßig und liebevoll gekümmert hätte. Leider aber nahm er die vereinbarten Besuchstermine genauso sporadisch wahr, wie er die Zahlungen für Francescas Unterhalt leistete.

»Tut mir leid, Pauline, ich bin eben einfach kein Familienmensch«, pflegte er sich zu entschuldigen.

Damit hatte er wohl recht. Auch die Beziehung mit Stefanie hatte nicht lange gehalten, und seither hatte Tobias zwar zahllose, rasch wechselnde Affären gehabt, aber nichts, das länger hielt.

Francesca hatte jahrelang sehr darunter gelitten, dass ihr Vater so wenig Interesse an ihr hatte, und Pauline litt mit ihr. Inzwischen aber war Francesca kein Kind mehr, sondern ein Teenager, der seinen eigenen Kopf und entsprechende Launen hatte.

Und wie, dachte Pauline mit einem traurigen kleinen Lachen. Auch sie selbst bekam die hormonbedingten Stimmungsschwankungen ihrer Tochter allzu häufig zu spüren. Natürlich wusste sie, dass das in der Pubertät ganz normal war und dass nun eben die Treffen mit den Freundinnen und die Partys, auf denen man das andere Geschlecht traf, wichtiger waren als gemütliche Mutter-und-Tochter-Abende, gemeinsame Ausritte und Wochenenden beiden Tieren. Sie gönnte Francesca den Spaß, den sie mit ihrer Clique hatte von Herzen, und dennoch ertappte sie sich von Zeit zu Zeit dabei, dass sie die Harmonie ihrer Zweisamkeit vermisste.

Dadurch, dass sie nur zu zweit ihre ganze Familie bildeten, waren sie einander näher gewesen, als es sonst zwischen Mutter und Tochter üblich war.

An Besuchen bei ihrem Vater hatte Francesca nun jedenfalls kein Interesse mehr. Wenn er anfragte, ob sie etwas mit ihm unternehmen wollte, lehnte sie rundheraus ab. »Er hat mich nicht gewollt, und jetzt will ich ihn nicht mehr«, lautete ihre Begründung, und Pauline konnte ihr dafür keinen Vorwurf machen.

»Was ist denn mir dir los, Paulinchen, du träumst ja.« Katharina, die noch immer am Zaun bei den Ziegen stand und ihre fröhliche Kindergruppe beaufsichtigte, lachte. »Sag bloß von einem tollen Mann? Etwa von dem Wahnsinns-Typen, der in das Hexenhaus bei euch nebenan einzieht?«

»Um Gottes willen nein.« Pauline zwang sich, in das Lachen einzustimmen. »Ich wusste ja nicht einmal, dass in das alte Häuschen wieder jemand einzieht, von einem Wahnsinns-Typen ganz zu schweigen.«

Das kleine verwunschene Haus, das genau an den Rand von Paulines Grundstück gebaut war, stand leer, solange sie sich erinnern konnte. Es war ein entzückendes Häuschen mit einem malerisch verwilderten Garten, in dem es in der warmen Jahreszeit von wilden Blumen und Schmetterlinge nur so wimmelte. Aber das holzverkleidete Gebäude war auch stark verfallen, und es würde viel Arbeit und Geld kosten, es wieder wohnlich herzurichten.

Pauline hatte angenommen, dass sich deshalb kein Käufer dafür fand.

»Wie man einen solchen Traummann übersehen kann, ist mir schleierhaft«, meinte Katharina. »So etwas kann auch nur dir passieren. Wo hast du eigentlich deine Augen?«

»Bei meinen Ziegen und Kaninchen«, lachte Pauline. »Und bei meiner Tochter. Du sagst doch selbst immer: Einen Teenager zu hüten ist schlimmer als einen Sack Flöhe.«

Katharina und ihr Mann Karsten hatten drei Söhne, die alle noch im Grundschulalter waren, doch sie erzählte Pauline regelmäßig, wie sehr sie sich vor den Jahren der Pubertät fürchtete, die sie bei ihren jüngeren Geschwistern miterlebt hatte.

»Aber Francesca ist doch dauernd mit ihren Freundinnen unterwegs«, konterte Katharina. »Und dein süßes Viehzeug macht zwar mehr Arbeit, als ich persönlich aushalten könnte, aber es braucht dich nicht rund um die Uhr. Du hättest also durchaus Zeit, dich endlich einmal um ein neues Liebesleben zu bemühen. Du bist erst siebenunddreißig, Paulinchen. Das ist viel zu jung, um den Rest deines Lebens alleine zu versauern.«

»Ich versauere ja nicht«, versuchte Pauline, in leichtem Ton zu antworten. »Ich führe mein Leben so, wie es mir gefällt, und bin von Menschen und Tieren, die ich liebe, umgeben. Für einen Mann ist in diesem Leben kein Platz, Kathi. Nicht weil ich keine Zeit dafür habe, sondern weil ich keinen will.«

»Zu Deutsch, du bist über diesen üblen Verrat und die Trennung von deinem Ex noch immer nicht hinweg«, brachte Katharina ihre Vermutung zum Ausdruck.

»Ja, vielleicht ist das so«, gab Pauline zu. »Es war nicht schön damals. Es hat mein Vertrauen bis in die Grundfesten erschüttert, und am schlimmsten war für mich, dass ich meinem Kind seine Trauer nicht nehmen konnte. Meinem Kind, das noch keine drei Jahre alt war und nicht verstand, warum sein Papa von einem Tag auf den anderen nicht mehr da war.«

»Daran zweifle ich nicht«, versicherte Katharina. »Ich habe dich immer bewundert, wie du das mit Francesca geschafft hast und was für ein inniges Verhältnis ihr beiden zueinander hattet. Und das, obwohl du zur selben Zeit all diese hier aufgebaut hast und ständig im Einsatz warst. Es muss hart gewesen sein. Aber nun, wo deine Tochter langsam flügge wird, ist es Zeit, auch wieder an dich zu denken. Und die Vergangenheit vergangen sein zu lassen.«

»Ich lasse sie doch vergangen sein«, verteidigte sich Pauline.

»Nein, das tust du eben nicht«, widersprach Katharina. »Weil dich vor zwölf Jahren ein Mann betrogen hat, weigerst du dich, je wieder einem anderen eine Chance zu geben. Wenn du mich fragst, ist das genug Beweis dafür, dass für dich die Sache mit deinem Ex ganz und gar nicht vergangen ist.«

Pauline schwieg eine Weile. Ihr fiel keine Antwort ein, mit der sie der Freundin hätte klarmachen wollen, dass sie mit ihrem Leben, so wie es war, zufrieden war. Ihre Liebe gehörte Francesca, das war ihr genug, damit war sie glücklich. Und einen solchen Schmerz, wie sie ihn damals durchgemacht hatte, wollte sie sich nicht noch einmal zumuten.

Wenn tatsächlich ein neuer Nachbar in das alte Haus zog, würde sie sich freuen. Das Anwesen war viel zu liebenswert, um für immer leer zu stehen, und schließlich war es angenehm, nette Leute in der Nähe zu haben: Man konnte sich voneinander das fehlende Ei oder die Tasse Zucker borgen, konnte sich bei diesem und jenem aushelfen und bei gegenseitiger Sympathie, auch mal ein sommerliches Terrassen-Bier zusammen trinken.

Warum nicht?