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Zehn Jahre ist es her, dass Mathilde Sommerfelds geliebter Sohn Christian ihr den Rücken gekehrt und jeglichen Kontakt abgebrochen hat. Dass es etwas mit seiner Frau, in die er damals sehr verliebt war, zu tun haben muss, weiß Mathilde - aber nie hat sie genau erfahren, was Christian ihr eigentlich vorgeworfen hat. Gerade weil Mathilde sich keiner Schuld bewusst ist, schmerzt sie der Verlust ihres einzigen Kindes, das sie allein großziehen musste, umso mehr. So sehr, dass es sich mittlerweile auch in körperlichen Beschwerden äußert. Herzrhythmusstörungen, Schwindelanfälle und Unwohlsein begleiten ihren Alltag, bis eines Tages kommt, was kommen musste: ein lebensbedrohlicher Zusammenbruch. Für Mathildes Freunde ist klar: Sie müssen Christian finden, damit seine Mutter wieder gesund wird und Frieden finden kann. Aber wird der verlorene Sohn auch heimkehren wollen?
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Der verlorene Sohn
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Impressum
Der verlorene Sohn
Als seine Mutter schwer erkrankt, kehrt Christian zurück
Zehn Jahre ist es her, dass Mathilde Sommerfelds geliebter Sohn Christian ihr den Rücken gekehrt und jeglichen Kontakt abgebrochen hat. Dass es etwas mit seiner Frau, in die er damals sehr verliebt war, zu tun haben muss, weiß Mathilde – aber nie hat sie genau erfahren, was Christian ihr eigentlich vorgeworfen hat. Gerade weil Mathilde sich keiner Schuld bewusst ist, schmerzt sie der Verlust ihres einzigen Kindes, das sie allein großziehen musste, umso mehr. So sehr, dass es sich mittlerweile auch in körperlichen Beschwerden äußert. Herzrhythmusstörungen, Schwindelanfälle und Unwohlsein begleiten ihren Alltag, bis eines Tages kommt, was kommen musste: ein lebensbedrohlicher Zusammenbruch. Für Mathildes Freunde ist klar: Sie müssen Christian finden, damit seine Mutter wieder gesund wird und Frieden finden kann. Aber wird der verlorene Sohn überhaupt heimkehren wollen?
»Nein danke, liebe Annkathrin«, sagte Mathilde Sommerfeld zu der Tochter ihrer Nachbarin Elke, die ihr fürsorglich noch einmal von dem guten Kaffee nachschenken wollte. »Ihr Kaffee ist zwar der allerbeste, aber irgendwie habe ich in letzter Zeit das Gefühl, meinem Herzen bekommt er nicht mehr so gut.«
»Ja, du siehst auch ziemlich blass aus«, meldete sich Elke Ladwig, die Mathilde längst nicht mehr nur eine Nachbarin, sondern auch eine gute Freundin war, zu Wort. »Ich habe schon länger gedacht, dass du mir nicht so richtig gefällst.«
»Herzlichen Dank für das Kompliment«, versuchte Mathilde sich an einem Witz, obwohl ihr gar nicht sehr zum Lachen zumute war. »Heute Morgen im Spiegel sah ich für mein Alter eigentlich noch ganz passabel aus.«
»Vierundsechzig ist doch noch kein Alter«, protestierte Annkathrin, die als Altenpflegerin arbeitete und einfach zauberhaft natürlich und liebenswert war.
Mathilde lächelte. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich in zwei Wochen schon fünfundsechzig werde«, ergänzte sie.
Bei dem Gedanken verging ihr allerdings das Lächeln, das ihr ohnehin nicht leichtgefallen war. Wenn sie ehrlich war, freute sie sich nicht auf den Geburtstag, sondern hatte furchtbare Angst davor. Davon sollten aber Elke und Annkathrin, die sich so rührend um die Vorbereitungen kümmerten, auf keinen Fall etwas merken.
»Ja, und diesen Geburtstag wollen wir doch richtig feiern«, sagte Annkathrin. »Dafür dürfen Sie uns nicht krank werden, Mathilde. Ich finde, meine Mama hat recht. So wie meistens. Sie sehen wirklich nicht gut aus in letzter Zeit und sollten einmal einen Termin beim Arzt ausmachen. Haben Sie denn einen guten?«
»Ach was, überhaupt keinen hat sie«, schimpfte Elke. »Sie geht doch einfach nicht zum Arzt. Ich liege ihr schon ewig in den Ohren, sie soll mal einen Termin bei meinem lieben Doktor Frank vereinbaren und sich von Kopf bis Fuß durchchecken lassen. Aber eins sage ich dir, jetzt rede ich mir nicht länger den Mund fusselig, sondern vereinbare den Termin einfach selbst.«
»Aber du kannst doch nicht einen Arzttermin für mich vereinbaren, wenn ich gar nicht krank bin«, versuchte Mathilde, sich zur Wehr zu setzen.
Dabei fühlte sie sich durchaus krank. Sie war müde und abgeschlagen, ihr wurde oft schwindlig, und oft raste ihr Herz, um dann wieder merkwürdig langsam zu schlagen. Aber sie wusste ja, dass dies keine körperlichen Ursachen hatte. Es war ihre Traurigkeit, die sie seit zehn Jahren nicht losließ und die jetzt, vor diesem unvermeidlichen Geburtstag, von Neuem aufflammte.
Sie hatte sich das Herz gebrochen.
Aber davon starb man ja nicht, und ein Arzt, selbst einer wie Elkes viel gepriesener Dr. Frank, konnte dabei nichts ausrichten.
»Sie würden sich wundern, was meine Mama alles kann«, erwiderte Annkathrin. »Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann bringen sie keine zehn Pferde davon ab.«
Dieses liebevolle »meine Mama«, das Annkathrin immer benutzte, versetzte Mathilde jedes Mal einen Stich. Auch von ihr hatte einst ein junger Mensch mit so viel herzlicher Liebe gesprochen und sie »meine Mama« oder »meine liebste Mami« genannt.
»Für deinen Geburtstag brauchen wir dich topfit, also lassen wir dich vorher von Doktor Frank auf Vordermann bringen«, beschloss Elke resolut. »Wir freuen uns doch schon so sehr darauf, dich endlich einmal richtig zu feiern.«
»Diese Freude dürfen Sie Mama wirklich nicht nehmen«, bekam sie Schützenhilfe von Annkathrin. »Und mir auch nicht. Wir mögen Sie so gern, ich freue mich so sehr, dass Mama eine so gute Freundin hat, und das wollen wir Ihnen an Ihrem Geburtstag gern zeigen.«
Mathilde sah ein, dass sie sich wirklich nicht gegen diese unselige Geburtstagsfeier auflehnen konnte. Es bedeutete den beiden zu viel, und sie konnte sich glücklich schätzen, solche Freunde zu haben.
Sie und Elke hatten sich auf Anhieb bestens verstanden, als Mathilde vor fünf Jahren hierher, in die kleine Seniorenwohnung im Grünen gezogen war. Es war der Zeitpunkt gewesen, als sie es aufgegeben hatte, noch auf ein Wiedersehen mit Christian zu hoffen, und demzufolge hatte sie es in ihrem Häuschen nicht mehr ausgehalten.
Zu viele Erinnerungen lebten dort in jedem Winkel und wühlten ihren Schmerz ständig von Neuem auf. Außerdem brauchte sie ja auch nicht all den Platz, und Haus und Garten machten viel Arbeit, an der sich niemand mehr erfreute. Also hatte sie sich schweren Herzens zu dem Umzug entschlossen.
Sie war in dem Häuschen glücklich gewesen – aber dieses Glück war vorbei.
Mathilde hatte Angst gehabt, in dem neuen Wohnviertel noch einsamer zu sein, als sie sich ohnehin schon fühlte. Dann aber hatte sie gleich an ihrem Einzugstag Elke kennengelernt, die sie in ihrer praktischen, resoluten Art unter ihre Fittiche genommen hatte. Im Nu kannte Mathilde den gesamten Wohnblock und wurde bei sämtlichen Einladungen und Unternehmungen integriert.
Ihren Verlust und den Schmerz darüber konnte ihr das nicht nehmen, aber es war wunderbar, Menschen etwas zu bedeuten. Mit Elke hatte sie vieles gemeinsam: Sie waren im gleichen Alter, waren beide alleinerziehende Mütter gewesen und hatten jede ein Kind großgezogen. Ihre Kinder waren ebenfalls im gleichen Alter.
Der Unterschied bestand lediglich darin, dass Mathilde im Leben ihres Kindes keine Rolle mehr spielen durfte, während Annkathrin mindestens jeden dritten Tag bei ihrer Mutter vorbeischaute und sich um sie kümmerte. Ja, sie kümmerte sich nicht nur um Elke, sondern in ihrer reizenden Art um Mathilde gleich mit.
Mathilde wäre wirklich zutiefst undankbar gewesen, wenn sie diesen beiden nicht gestattet hätte, ihr eine Geburtstagsfeier auszurichten.
»Also gut, wir feiern meinen fünfundsechzigsten«, sagte sie und zwang sich von Neuem zu einem Lächeln. »Aber einen Arzt brauche ich nicht dazu, und außerdem denke ich, es ist höchste Zeit, dass wir beide uns duzen, liebe Annkathrin.«
Sie hätte der Jüngeren das »Du« längst anbieten wollen, war bisher aber immer davor zurückgeschreckt. Vielleicht, weil die Vertrautheit mit einem Menschen im Alter ihres eigenen Kindes sie allzu stark daran erinnerte, was sie verloren hatte.
»Oh, vielen Dank, liebe Mathilde! Ich freue mich sehr«, erwiderte Annkathrin.
Ein zartes Rot stieg ihr in die Wangen und ließ sie noch hübscher und jünger als ihre neununddreißig Jahre wirken.
Christian war auch neununddreißig, erinnerte sich Mathilde. Nächstes Jahr würde auch er einen runden Geburtstag feiern, doch wie an den vielen Geburtstagen davor würde Mathilde nicht mit ihm feiern können und nicht einmal eine Adresse haben, um ihm eine Karte mit ihren Glückwünschen zu schicken.
Elke war augenblicklich in ihre kleine Küche gelaufen und kehrte nun mit einem Tablett zurück, auf dem eine kleine Flasche Likör und drei Gläser standen.
»Wenn schon Brüderschaft getrunken wird, dann auch zünftig!«, verkündete sie strahlend.
Gegen ein Glas Wein oder Likör ab und an hatte Mathilde nie etwas einzuwenden gehabt, doch in letzter Zeit war ihr nicht mehr danach zumute gewesen. Dennoch lehnte sie nicht ab. Sie wollte ihre Freundin nicht enttäuschen.
Die drei Frauen stießen miteinander an, und Mathilde trank ein wenig von ihrem Likör. Sofort wurde ihr übel, und ihr Puls schien sich zu beschleunigen, doch es gelang ihr, sich zu beherrschen.
»Da wir ja nun im Grunde auch Freundinnen sind, hätte ich eine Frage«, setzte Annkathrin an.
»Aber immer gerne«, forderte Mathilde sie auf und wunderte sich, wie schwer ihr das Sprechen fiel.
»Mama hat mir erzählt, dass du zu deinem Sohn keinen Kontakt hast«, begann Annkathrin vorsichtig.
Der behutsame Tonfall half jedoch nichts. Mathildes Herz begann auf der Stelle, schneller zu schlagen.
»Ja, das ist richtig.« Ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
»Ich habe mich gefragt, ob wir deinen Sohn zu deinem Geburtstag nicht einladen sollten«, fuhr Annkathrin fort. »Wäre das nicht ein schöner Anlass, sich zu versöhnen?«
Oh ja, das wäre es, dachte Mathilde bitter und hatte Mühe, nicht auch noch in Tränen auszubrechen. Solche schönen Anlässe hatte es viele gegeben, aber sie und Christian hatten keinen davon genutzt.
»Bitte tu das auf keinen Fall«, rang Mathilde sich ab. »Mein Sohn hat mich gebeten, keine Versuche mehr zu unternehmen, mit ihm in Kontakt zu treten, und ich muss das respektieren. Wenn das für dich in Ordnung ist, möchte ich nicht mehr darüber sprechen.«
»Natürlich, Mathilde«, beeilte Annkathrin sich, ihr zu versichern. »Ich wollte dir wirklich nicht zu nahe treten oder gar etwas aufwühlen. Es war nur eine dumme Idee.«
»Ich weiß, du meinst es gut«, beschwichtigte Mathilde, der zumute war, als würde sich das kleine Zimmer um sie drehen. »Ihr meint es beide gut mit mir, und ich weiß das wirklich zu schätzen. Aber die Sache mit meinem Sohn und mir lässt sich nun einmal nicht in Ordnung bringen und bleibt besser in der Vergangenheit, wo sie hingehört.«
»Ganz wie du meinst, Tilly«, sagte Elke. »Dein Geburtstag soll ja schließlich so sein, wie du ihn haben möchtest.«
Mathilde nahm ihre letzten Kräfte zusammen und erhob sich.
»Ich bin sicher, ihr werdet etwas ganz Wunderbares auf die Beine stellen«, erklärte sie krächzend. »Viel mehr, als ich verdiene. Und jetzt mache ich mich auf die Socken, denn ich habe ja selbst noch einiges vorzubereiten. Vielen Dank für Kaffee und Likör, ihr beiden. Es war wie immer sehr schön mit euch.«
***
»Was für ein gemeiner Kerl kann denn diese wundervolle Mutter einfach aus seinem Leben streichen?«
Annkathrin platzte fast vor Wut und konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Sie hatte Mathilde, die beste Freundin ihrer Mutter, von Herzen gern und hasste es, dass jemand ihr Kummer bereitete.
»Ich verstehe es auch nicht«, stimmte Elke ihrer Tochter zu. »Hast du gesehen, dass Tilly die Tränen in den Augen standen, als sie aufbrach? Wenn ich diesen Christian jemals in die Finger kriegen sollte ...«
Annkathrin musste lachen. Das würde dem unsympathischen Christian ganz sicher gar nicht gut bekommen. Mit ihrer Mutter war nicht zu spaßen, wenn jemand ihre Freunde schlecht behandelte.
Und mit mir auch nicht, dachte Annkathrin. Wusste dieser Kerl nicht, was für ein Glück er hatte, eine Mutter wie Mathilde zu haben? Und war ihm vollkommen gleichgültig, wie es seiner Mutter ging?
Natürlich war vierundsechzig noch kein Alter, das sagte sie auch ihrer eigenen Mutter immer wieder und wünschte sich inständig, dass diese hundert Jahre leben würde. Aber dass Menschen, die die sechzig überschritten hatten, häufiger krank wurden und manchmal sogar Unterstützung brauchten, war ja wohl eine allgemein bekannte Tatsache. Um das zu wissen, brauchte man keine Altenpflegerin zu sein.
Für Annkathrin war es selbstverständlich gewesen, ihrer Mutter zu helfen, als diese sich nach einer Hüftoperation erholte, und sie war überglücklich, dass die rüstige, aktive ältere Dame inzwischen schon fast wieder ganz die Alte war. Ihre Mutter hatte sich schließlich mit all ihrer Liebe und Fürsorge um sie gekümmert, solange sie ein Kind gewesen war, und das war für sie als alleinstehende Mutter wahrlich nicht immer einfach gewesen.
Außerdem war ihre Mutter für Annkathrin da gewesen, als deren Ehe in die Brüche gegangen war. Eine angeborene Fehlbildung hatte sich als so schwerwiegend erwiesen, dass es Annkathrin nicht möglich gewesen war, ein Kind auszutragen. Ihr Mann Florian, der zu Beginn ihrer Beziehung vollmundig erklärt hatte, das spiele für ihn keine Rolle, hatte sie schließlich nach sieben Jahren von heute auf morgen verlassen, weil eine andere ein Kind von ihm erwartete.
Annkathrin hatte sich gefühlt wie weggeworfen, zumal auch die meisten ihrer Freunde es mit Florian und seiner neuen Frau hielten. Ihre Mutter aber war an ihrer Seite gewesen, hatte sie ermutigt, sich neue Ziele im Leben zu suchen und die Ausbildung zur Altenpflegerin zu beginnen. Sie war ihr Fels in der Brandung gewesen, und mit ihrer Hilfe war Annkathrin schließlich über die Enttäuschung hinweggekommen.
Sie hatte wieder Freude am Leben. Und dieselbe Freude wollte sie für ihre Mutter und deren Freunde.
»Meinst du, Tillys schlechter Zustand hängt auch mit Christian zusammen?«, drang die Stimme ihrer Mutter in ihre Überlegungen. »Ist es etwas Seelisches? Weil doch jetzt dieser runde Geburtstag bevorsteht und sie vielleicht im Stillen gehofft hat, dass er sich doch bei ihr meldet?«
»Möglich ist das durchaus«, meinte Annkathrin. »Allerdings macht man bei alten Menschen häufig den Fehler, Beschwerden allzu schnell auf die Psyche zu schieben. Ich erlebe das bei uns im Seniorenwohnheim ständig: Menschen mit Krankheitssymptomen werden nicht zum Arzt geschickt, werden nicht gründlich untersucht, weil die Angehörigen sich denken: Ach, Oma ist eben einsam, deshalb geht es ihr schlecht.«
»Tilly ist nicht einsam«, widersprach ihre Mutter geradezu empört. »Sie hat uns – einen Freundeskreis, der fast wie eine Familie ist und in dem sich einer um den anderen kümmert. Natürlich können wir ihr ihren Sohn nicht ersetzen, aber allein lassen wir sie auf keinen Fall.«
»Das weiß ich«, sagte Annkathrin. »Und das weiß Mathilde auch. Ihr seid ein toller Haufen. Wenn ihr es aber auch noch schaffen könntet, sie dazu zu bewegen, sich gründlich untersuchen zu lassen, wärt ihr sogar noch ein bisschen toller.«
»Ich werde mein Bestes versuchen, darauf kannst du dich verlassen. Ich meine, wenn ich sie erst mal zu Doktor Frank in die Praxis bekomme, geht sie in Zukunft freiwillig zum Arzt. Der Mann hat einen Charme – dem verfällt selbst die vernünftige Mathilde im Nu.«
Sie lachten zusammen, und wieder einmal war Annkathrin von Herzen dankbar dafür, dass sie ein so inniges Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.
»Weißt du eigentlich, warum ihr Sohn den Kontakt zu ihr abgebrochen hat?«, fragte sie nach einer Weile.
Ihre Mutter zuckte mit den Schultern.
»Nichts Genaues. Du kennst ja Mathilde. Sie redet nicht freiwillig über derart persönliche Belange. Ich muss ihr alles aus der Nase ziehen, und meistens erlaubt sie mir nicht einmal das.«
»Aber ein bisschen weißt du?«, hakte Annkathrin nach.
Wieder hob ihre Mutter die Schultern und senkte sie resignierend.
»Es hatte wohl irgendwie mit Christians Frau zu tun. Sie mochte Mathilde nicht und hat ihn irgendwann vor die Wahl gestellt oder etwas in der Richtung. Nicht zu fassen, oder? Dass ein Mann nicht Manns genug ist, seiner Frau die Stirn zu bieten und zu sagen: ›Kommt nicht infrage. Wer meine Mutter nicht will, der will mich auch nicht.‹«