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Bei ihrer neuen Stelle in der Werbeagentur Fox verliebt sich Maja in Paul, ihren sympathischen, aber zurückgezogenen Kollegen. Obschon alle Zeichen darauf deuten, dass dieser ihre Gefühle erwidert, scheint er zunächst zu sehr auf sich selbst konzentriert zu sein, um eine Beziehung einzugehen. Maja beobachtet, dass Paul nichts isst und immer dünner wird. Als er dann auf der Arbeit nachlässig wird, drängt ihre Sorge sie dazu, sich behutsam in sein Leben einzumischen. Paul nimmt wahr, dass es ihm immer schwerer fällt, sich zu konzentrieren und die bisherige Leistung, sowohl im Beruf als auch beim Sport, weiter zu erbringen. Für ihn ist es aber kein Grund zur Sorge, sondern lediglich ein Zeichen dafür, dass er momentan gestresst ist und disziplinierter werden muss. Er achtet daher noch verbissener auf seine Ernährung, treibt noch intensiver Sport und zieht sich immer weiter zurück. Dass sein veränderter gesundheitlicher Zustand vielleicht nicht nur vom Stress kommt, will Paul nicht wahrhaben. Als er weiter abnimmt und schließlich vor den Augen des Teams ohnmächtig wird, lässt es sich nicht leugnen: Paul braucht Hilfe ...
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Die Narben seiner Seele
Vorschau
Impressum
Die Narben seiner Seele
Warum Paul an Magersucht erkrankte
Bei ihrer neuen Stelle in der Werbeagentur Fox verliebt sich Maja in Paul, ihren sympathischen, aber zurückgezogenen Kollegen. Obschon alle Zeichen darauf deuten, dass dieser ihre Gefühle erwidert, scheint er zunächst zu sehr auf sich selbst konzentriert zu sein, um eine Beziehung einzugehen. Maja beobachtet, dass Paul nichts isst und immer dünner wird. Als er dann auf der Arbeit nachlässig wird, drängt ihre Sorge sie dazu, sich behutsam in sein Leben einzumischen.
Paul nimmt wahr, dass es ihm immer schwerer fällt, sich zu konzentrieren und die bisherige Leistung, sowohl im Beruf als auch beim Sport, weiter zu erbringen. Für ihn ist es aber kein Grund zur Sorge, sondern lediglich ein Zeichen dafür, dass er momentan gestresst ist und disziplinierter werden muss. Er achtet daher noch verbissener auf seine Ernährung, treibt noch intensiver Sport und zieht sich immer weiter zurück. Dass sein veränderter gesundheitlicher Zustand vielleicht nicht nur vom Stress kommt, will Paul nicht wahrhaben. Als er weiter abnimmt und schließlich vor den Augen des Teams ohnmächtig wird, lässt es sich nicht leugnen: Paul braucht Hilfe ...
Die Sonne versteckte sich noch hinter den Häusern. Obwohl sie zu dieser Jahreszeit schon früh am Himmel zu sehen war, konnten die Straßen Münchens noch lange im Schatten stehen.
Paul achtete nicht auf die Sonne. Er war zu sehr damit beschäftigt, seinen Atem zu zählen. Dreimal ein, fünfmal aus. Er hatte vor einiger Zeit herausgefunden, dass ihm diese Atemtechnik half, Seitenstechen zu vermeiden.
»Grüß Gott«, rief ein älterer Mann, der gerade eine Mülltonne vor das Haus stellte. Ein unverkennbares Zeichen für den Wochenbeginn.
Paul nickte und kniff dabei die Lippen ein wenig zusammen. Er kannte den Mann nicht, daher lief er an ihm vorbei. Er hatte es schon mehrfach erlebt, dass Anwohner ihm Kommentare hinterherriefen – stets darüber, wie früh er bereits unterwegs war. Auch heute hatte er sich seine Laufkleidung angezogen, als der Himmel noch dunkel gewesen war. Meistens verließ er gegen sechs Uhr morgens das Haus. Der heutige Montag stellte keine Ausnahme dar. Aber trotz seiner Disziplin spürte der Sechsunddreißigjährige, dass es etwas gab, das ihn vom Laufen abbringen wollte. Sein Körper fühlte sich mit jedem Schritt schwerer an. Auch seine Gelenke, vor allem seine Knie und seine Hüften schmerzten. Obwohl er die Zähne zusammenbiss und versuchte, sich mit dem Zählen der Atemzüge abzulenken, bereiteten ihm die Schmerzen Sorgen. Also winkelte er die Arme bewusst enger an, atmete tief durch und setzte gezielt einen Fuß vor den anderen. Das Haus, in dem er wohnte, war bereits in der Ferne zu sehen. Er fixierte den Punkt und hielt darauf zu. Jenseits der Häuserwand hupte ein Auto. Ein weiteres Hupen ertönte. Daran erkannte er, dass die Stadt erwacht war. Als er sich dem Wohnhaus mit der Hausnummer sieben näherte, wurden seine Beine langsamer. Oder nein, lahmer. Sie gehorchten ihrem Besitzer nicht mehr, der eigentlich einen Sprint bis zur Tür hatte nehmen wollen. Schließlich gab er nach, lief aus und ließ die Arme sinken, sodass seine Hände locker neben seinem Körper baumelten.
Auf Pauls Rücken lief Schweiß in feinen Rinnsalen hinab. Vorne klebte das Shirt an seiner Brust. Sofort zog er es ein wenig am Saum zurecht, um zu verbergen, dass man die Konturen seines Oberkörpers erkennen konnte – obwohl sich niemand in der Nähe befand. Paul nestelte den Haustürschlüssel aus der eingenähten Tasche seines Shirts und schloss die Tür auf. Im Flur lauschte er auf Geräusche. Das Treppenhaus war leer. Als er die Stufen zu seinem Appartement im obersten Stock erklomm, schmerzten seine Knie mit jedem Schritt. Oben angekommen, schloss er seine Wohnung auf. Ihn begrüßte ein heller Raum mit Holzboden und Dachschrägen.
Paul steuerte sofort die Küche an und schaltete den Kaffeeautomaten ein. Schließlich ging er ins Bad. Unter der Dusche spürte er, wie die Anstrengung des Fünfkilometerlaufs von ihm gespült wurde. Obwohl er sich früher nach einer Joggingrunde erfrischt gefühlt hatte, blieb das Gefühl heute aus. Er gab dem Erkältungsinfekt der letzten Woche die Schuld dafür. Drei Tage hatte er ausgesetzt, nun fühlte er sich schwächer als vor der kurzweiligen Erkrankung.
Paul stellte das Wasser ab und spürte es noch auf seiner Haut verrinnen. Routiniert trocknete er sich erst ab, dann stellte er sich auf die Waage. Neunundfünfzig Kilogramm. Bei einer Größe von einem Meter achtzig hatte er somit einen Bodymass-Index von knapp über achtzehn. Die Berechnung des Index war eine morgendliche Routine für ihn geworden. Letzte Woche hatte er ein Kilo weniger gewogen. Nun hatte er zugenommen. Tatsächlich kam es ihm so vor, als wären es mehr.
Paul stellte sich vor den Spiegel. Wenn er nahe genug heranging, konnte er seinen Bauch sehen. Unschön wölbte er sich nach vorn, wie er fand. Daher hob er seinen Blick nach oben. Er sah die braunen Haare, die braunen Augen, den ordentlich gestutzten Bart. Seine Nase war ein wenig spitz. Und seine Wangen wirkten etwas eingefallen. Dann fiel ihm ein, dass er sich beeilen musste. Johannes Fox, sein Vorgesetzter, hatte bereits zu einer frühen Konferenz einberufen. Daher verließ Paul das Bad, ging zu seinem Kleiderschrank und entschied sich heute für einen anthrazitfarbenen Anzug. Bei Fox, der Werbeagentur, in der er arbeitete, wurde stets Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt. Den Gürtel musste Paul diesmal enger schnallen. Ein Loch Vorteil hatte er sich verschafft. Dieser kleine Sieg verschaffte ihm Befriedigung.
Nachdem er mit allem fertig war, trank er den mittlerweile lauwarmen Kaffee in einem Zug aus. Dann verließ er seine Wohnung. Eine neue Woche wartete.
***
Maja strich sich nervös durch die langen roten Haare. Sie gehörte zu den glücklichen Frauen, die morgens aufstehen konnten und aussahen, als hätten sie schon eine Stunde vor dem Spiegel verbracht. Ihr glattes Haar fiel ihr bis zum Rücken. Ihre grünen Augen waren von dunklen Wimpern umrahmt. Auch ihre Augenbrauen waren erstaunlich dunkel für eine Frau solcher Haarfarbe. Aus diesem Grund hatte sie nie damit angefangen, Make-up aufzulegen. Sie war zufrieden mit ihrem Aussehen. Das, was sie nur manchmal störte, war, dass sie von sämtlichen Leuten in ihrem Umfeld als süß bezeichnet wurde. Vielleicht, weil sie so klein war, vielleicht wegen der Stupsnase. Sie hatte sich vorgenommen, sich in der Firma, in der sie heute ihre neue Stelle antreten würde, als absolut professionell zu verkaufen. Niemand sollte auf die Idee kommen, sie als süß zu bezeichnen. Sie war Profi, eine ausgebildete Werbefachfrau mit Erfahrung. Also gut, geringer Erfahrung, da sie nach dem Abitur erst etwas anderes ausprobiert hatte. Damals hatte sie unbedingt Veterinärmedizin studieren wollen. Alles war gutgegangen, bis sie ein Praktikum in einer Veterinärpraxis absolviert hatte und somit etliche Tiere hatte sterben sehen. Da war es dann aus gewesen mit dem Wunsch, Tierärztin zu werden.
Maja blickte in den Rückspiegel ihres Kleinwagens. Mit dem Zeigefinger strich sie ihre langen Wimpern nach oben und zog noch mal die Härchen ihrer Brauen nach. Ihr Mund war frei von Brötchenkrümeln und ihre Haare lagen sorgfältig über einer Schulter. Oder sollte sie diese lieber noch schnell zusammenbinden? Würde das seriöser wirken?
Das Vibrieren ihres Handys ließ sie aufschrecken. Instinktiv legte sie eine Hand auf die Brust, dann suchte sie nach ihrem Smartphone. Sie hatte es zuletzt in der dünnen Aktentasche gesehen, die sie sich extra für die Stelle gekauft hatte. Nervös löste sie die zwei Verschlüsse und sah nach. Nichts. Dann hob sie die Tasche an. Nichts. Das Vibrieren ging weiter und drängte sie zur Eile. Maja fummelte in den Taschen ihres Blazers. Nichts. Dann bückte sie sich hinunter und schaute unter den Beifahrersitz. Von dort blinkte das Gerät ihr listig entgegen. Mit einem Aufstöhnen nahm sie es in die Hand.
»Ich hoffe, es ist was Wichtiges«, begrüßte sie ihre beste Freundin Susi.
Susi war schon mit ihr durch Dick und Dünn gegangen, als sie noch ihren Traum von der Veterinärmedizin verfolgt hatte. Und auch als sie ihn schließlich aufgegeben hatte. Die Interessen hatten sich verändert, ihre Freundschaft nicht.
»Entschuldige mal, aber es ist immer wichtig, wenn ich anrufe«, empörte sich Susi theatralisch, »weil ich nun mal der wichtigste Mensch in deinem Leben bin.«
»Spinnerin«, erwiderte Maja grinsend, deren Nervosität langsam abflaute. Susi hatte diese Wirkung auf sie. Daher konnte sie sich gut vorstellen, warum ihre beste Freundin gerade jetzt anrief.
»Ich wollte dir nur einen guten Start in der neuen Firma wünschen«, offenbarte Susi ihren Anlass. »Du bist bestimmt aufgeregt.«
»Aufgeregt ist gar kein Ausdruck«, seufzte Maja, die an sich hinuntersah. »Ich habe ein Kostüm an, kannst du dir das vorstellen?«
»So ein sexy Kostüm wie die Frauen in den Neunzigerjahre-Filmen? Oder eher etwas mit Schulterpolster?«
»Haha«, machte Maja und erläuterte, »ein schwarzes Kostüm mit einer angemessenen Rocklänge. Ich fühle mich wie meine Mutter.«
»Ach Liebes, du siehst bestimmt nicht aus wie deine Mutter«, beruhigte Susi sie.
»Dankeschön«, meinte Maja kleinlaut.
»Du siehst bestimmt aus wie deine Tante. Du weißt schon, die mit den Haaren auf den Zähnen.«
»Warum bin ich noch mal mit dir befreundet?«, erkundigte sich Maja bei ihrer Anruferin, musste aber schmunzeln.
»Weil ich dir nie etwas vormache«, antwortete Susi stolz.
Nachdem sich die Freundinnen voneinander verabschiedet hatten, öffnete Maja die Fahrertür. Draußen strich sie den Stoff ihres Kostüms glatt. Ihre Füße steckten in spitzen Pumps. Das war das einzig Schöne an ihrem Outfit. Dass sie nun endlich Schuhe tragen konnte, die sie sonst nur aus amerikanischen Fernsehserien kannte.
Maja atmete tief durch. »Wird schon schiefgehen«, flüsterte sie sich selbst Mut zu.
Dann ging sie los. Und trat prompt in eine Pfütze.
***
Schon vor einigen Wochen hatte Johannes Fox bekannt gegeben, dass die Firma Verstärkung in Form einer neuen Kollegin bekommen würde. Die Information hatte für einigen Aufruhr gesorgt. Nicht so sehr, weil sie Zuwachs bekamen, sondern weil es sich dabei um eine Frau handelte.
Als Paul im hellen Konferenzraum zu der neuen Kollegin hinüberschaute, kam ihm der Gedanke, dass die junge Frau zuvor keine Ahnung gehabt hatte, dass sie in ein vollständig männliches Team eintreten würde.
»Bevor wir zu unseren üblichen Tops kommen, möchte ich zunächst Frau Maja Hinrich die Möglichkeit geben, sich vorzustellen«, eröffnete der Firmeninhaber die Sitzung.
Johannes Fox war ein Mann von achtundvierzig Jahren, der das Glück hatte, weder sein gutes Aussehen noch sein Haar durch das fortschreitende Alter zu verlieren. Im teuren Anzug und der schlanken Figur machte er nicht nur einen äußerst gesunden Eindruck, er besaß vor allem eine natürliche Autorität. Gleichzeitig gehörte er zu den Leuten, die stets am Wohl ihrer Mitarbeiter interessiert waren. Dass bislang nur Männer in seiner Firma angestellt waren, lag nicht daran, dass Johannes Fox Frauen kategorisch ausschloss. Es hatte lediglich aufgrund der Rahmenbedingungen nicht gepasst. Fox brauchte Angestellte, die in Vollzeit arbeiteten, nötigenfalls auch am Wochenende oder in den Abendstunden. Bislang hatten sich unter den Bewerberinnen hauptsächlich Frauen befunden, die Kinder hatten und daher nicht voll einsatzfähig waren. Bis Maja Hinrich gekommen war.
»Guten Morgen«, sagte die junge Frau mit den roten langen Haaren leise.
Ihre Stimme erinnerte Paul an ein verschüchtertes Reh. Er konnte sich noch daran erinnern, wie er sich dem Kollegium vorgestellt hatte, auch wenn es schon einige Jahre her war. Er verspürte Mitleid mit ihr, dass sie sich nun vor lauter Fremden präsentieren musste.
»Mein Name ist Maja Hinrich. Ich bin neunundzwanzig Jahre alt«, fuhr sie fort.
Paul erkannte, dass sie ihren Blick fest auf die Männerrunde vor ihr gerichtet hielt. Lediglich die leichte Röte auf ihren Wangen verriet ihre Aufregung.
»Jung, ledig, scharf...«, flüsterte jemand neben Paul.
Ein anderer kicherte. Ein Blick von Johannes Fox unterband die Störung.
»Sorry, Chef, kommt nicht wieder vor«, rief Lukas Schneider über den langen Konferenztisch hinweg. Damit hatte er die junge Frau nun komplett aus dem Takt gebracht.
Lukas war ein Kollege, den Paul am liebsten mied, auch wenn das in einem Unternehmen mit sechs Mitarbeitern fast unmöglich war. Seine Schmähungen und Sticheleien übte der Mann mit der beginnenden Halbglatze nur hinter vorgehaltener Hand aus. Ihr Chef bekam daher meist nicht mit, wie unehrenhaft dieser sich verhielt. Paul mochte Lukas nicht. Er hatte schon einmal beobachtet, wie er einen Kollegen vergrault hatte. Leider hatte derjenige damals kein Wort über den unliebsamen Kollegen verlauten lassen. Nun also stand eine Frau vor ihnen. Eine junge und zierliche Frau. Und Paul ahnte Böses.
»Daher freue ich mich, bei Fox anfangen zu können«, endete Maja Hinrich gerade ihre Vorstellung.
Tapfer blickte sie in die Runde. Als sie bei Paul angekommen war, lächelte er ihr zurückhaltend zu. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass sie willkommen war.
»Vielen Dank, Frau Hinrich«, übernahm Herr Fox nun. »Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns ebenfalls freuen, Sie in unser Team aufnehmen zu dürfen. Herr Lechner?«
Paul schaute auf. Seit Kurzem pochte sein Herz jedes Mal, wenn er aufgerufen wurde. Ganz so, als wäre er ein Schuljunge, der seine Hausaufgaben nicht erledigt hatte. Doch er wusste, dass es nichts mit Versäumnissen zu tun hatte. Sein Körper war gerade nur ein bisschen aus dem Gleichgewicht geraten.
»Ja?«, antwortete er und blickte zwischen ihm und der neuen Kollegin hin und her.
»Ich könnte mir vorstellen, dass Sie zunächst zusammenarbeiten, damit Frau Hinrich den bestmöglichen Einblick in unsere Arbeit und unsere Firmenphilosophie erlangt. Wäre das für Sie möglich?«
»Natürlich, Herr Fox«, antwortete Paul.
Insgeheim freute er sich, dass sie ihm zur Seite gestellt wurde und nicht Lukas Schneider.
Der weitere Verlauf der Sitzung behandelte laufende Aufträge, Vertragsabschlüsse und Ergebnisse diverser Werbekampagnen. Nach anderthalb Stunden wurde die Konferenz aufgelöst.
Paul stand gerade von seinem Platz auf, als er Lukas' Stimme rufen hörte: »Ach, Maja.«
Die junge Frau drehte sich zu ihm um. Paul sah zu, wie sie direkt in die Falle lief. Lukas schlenderte mit einem Gewinnerlächeln auf sie zu, das Paul Übelkeit verursachte. Er überlegte noch, ob er ihr zu Hilfe eilen sollte, aber dann hielt er sich zurück. Sie war ein Mitglied des Teams, und wenn sie nicht lernte, sich gegen diesen Kerl zu behaupten, würde sie genauso enden wie der Kollege vor ihr.
Freundlich lächelte sie Lukas an, bis dieser sie erreicht hatte und eine Hand auf ihren Oberarm legte.
»Seien Sie doch so lieb und kochen mir und den Kollegen hier einen Kaffee. Ruhig ein bisschen mehr Pulver. Hier bei Fox sind wir meistens ein bisschen aufgeweckter.«
Mit einem Zwinkern verließ Lukas Schneider den Konferenzraum. Herr Fox war längst verschwunden.
Mit Bedauern sah Paul, wie die junge Frau ihre Unterlagen in eine Aktentasche schob und mit Blick zu Boden den Raum in Richtung Teeküche verließ.
***
Maja fühlte sich klein. Auf dem Weg zu einem Kunden wünschte sie sich insgeheim, dass der Beifahrersitz sie einfach verschlucken würde. Natürlich hatte sie sich die Internetseite der Firma angesehen. Natürlich war ihr aufgefallen, dass nur Männer unter dem Begriff Team vorgestellt worden waren. Trotzdem hatte sie gehofft, wenigstens eine Frau in der Firma vorzufinden. Immerhin aktualisierten nicht alle Betriebe ihre Internetseiten. Zumindest wusste sie jetzt, dass Fox in dieser Hinsicht eine gewisse Zuverlässigkeit aufwies.
»Wo haben Sie vorher gearbeitet?« Die Stimme ihres Kollegen klang sanft, ein wenig leise. Auch unterschied er sich insofern von diesem Ekel Lukas Schneider, dass er sich ihr gegenüber höflich und respektvoll verhielt.
»Ich war in einer kleinen Agentur in Rosenheim. Aber sie bestand nur aus zwei Leuten, und ich hatte nur eine Teilzeitstelle«, antwortete sie geflissentlich.
Nach den Kommentaren des Büroekels während der Konferenz konnte sie das Team nicht einschätzen. War Paul Lechner ebenso Macho wie Lukas Schneider und konnte es nur besser verbergen? Würde sein Seitenhieb beim Kunden kommen?
Vorsichtig lenkte er den Wagen in die Einbahnstraße. Hier war es ruhiger. Lediglich ein weiteres Auto fuhr vor ihnen.
»Dann mussten Sie umziehen?«, fragte er weiter.
Maja mahnte sich zur Vorsicht. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass er sie nur aushorchen wollte. Ihr Instinkt sagte ihr aber, dass von Paul Lechner keine Gefahr ausging. Alles an ihm war angenehm. Seine zurückhaltende Art aufzutreten. Seine Stimme. Sogar seine Betonung. Wäre er nicht ihr Kollege, fände sie ihn attraktiv. Bei seinem Gesicht und den sanften Augen konnte sie sich vorstellen, dass ihm die Frauen reihenweise verfielen.
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