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Amira und Leon verbindet mehr als nur Liebe - sie teilen denselben Traum: In Ecuador kämpfen sie als Umwelttechniker für eine bessere Zukunft. Sie trotzen der Hitze, durchqueren dichte Regenwälder, stehen Seite an Seite gegen Umweltzerstörung und Korruption. Doch dann wird ihre Welt in einem einzigen Moment erschüttert: Sie geraten in eine Schießerei zwischen rivalisierenden Drogenkartellen. Kugeln pfeifen durch die Luft, Schreie gellen - und Amira bricht getroffen zusammen. Sie wird am Bein schwer verletzt, doch noch größer ist die Wunde in ihrer Seele. Zurück in Deutschland beginnt der lange Kampf zurück ins Leben. In der Waldner-Klinik unterzieht sie sich einer Operation nach der anderen, doch etwas fehlt - ihr Verlobungsring. Das außergewöhnliche Schmuckstück, das Leon einst mit so viel Liebe für sie ausgesucht hat, ist verschwunden. Mit ihm scheint auch ein Teil ihrer Hoffnung verloren. Leon sieht ihren Schmerz und fasst einen waghalsigen Entschluss: Heimlich reist er zurück nach Ecuador, um einen identischen Ring zu finden. Als er zurückkehrt, scheint alles gut. Doch dann schlägt das Schicksal erneut zu: Leon wird plötzlich schwer krank ...
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Geheime Reise
Vorschau
Impressum
Geheime Reise
Für ein exotisches Hochzeitsgeschenk riskiert Leon sein Leben
Amira und Leon verbindet mehr als nur Liebe – sie teilen denselben Traum: In Ecuador kämpfen sie als Umwelttechniker für eine bessere Zukunft. Sie trotzen der Hitze, durchqueren dichte Regenwälder, stehen Seite an Seite gegen Umweltzerstörung und Korruption. Doch dann wird ihre Welt in einem einzigen Moment erschüttert: Sie geraten in eine Schießerei zwischen rivalisierenden Drogenkartellen. Kugeln pfeifen durch die Luft, Schreie gellen – und Amira bricht getroffen zusammen. Sie wird am Bein schwer verletzt, doch noch größer ist die Wunde in ihrer Seele.
Zurück in Deutschland beginnt der lange Kampf zurück ins Leben. In der Waldner-Klinik unterzieht sie sich einer Operation nach der anderen, doch etwas fehlt – ihr Verlobungsring. Das außergewöhnliche Schmuckstück, das Leon einst mit so viel Liebe für sie ausgesucht hat, ist verschwunden. Mit ihm scheint auch ein Teil ihrer Hoffnung verloren. Leon sieht ihren Schmerz und fasst einen waghalsigen Entschluss: Heimlich reist er zurück nach Ecuador, um einen identischen Ring zu finden. Als er zurückkehrt, scheint alles gut. Doch dann schlägt das Schicksal erneut zu: Leon wird plötzlich schwer krank ...
»Stefan? Was ist los? Wir haben uns doch gerade erst gesehen.« Während Alexandra Schubert die Tür der Augenarztpraxis hinter sich zuzog, drückte sie das Mobiltelefon ans Ohr. Sie winkte ihrer Partnerin Helene Braun zu, die in der kleinen Kaffeeküche stand und das letzte Stück Brot in den Mund schob. »Eine Idee?«, fragte Alexa weiter und hängte ihre Jacke an die Garderobe. Bis zum Beginn der Nachmittagssprechstunde war noch etwas Zeit. »Ein Wochenende in diesem neuen Yoga-Hotel? Mit Ruth und Uli? Das klingt fantastisch.« Wieder lauschte sie und lächelte. »Ich liebe dich auch. Sehr sogar.«
Sie hauchte einen Kuss in den Äther und verabschiedete sich. Versonnen lächelnd schaltete sie das Handy aus und steckte es in die Handtasche.
»Ach, muss Liebe schön sein«, seufzte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Alexa drehte sich zu Helene um. »Ich dachte, du liebst dein Singleleben über alles.«
»Das stimmt ja auch«, versicherte die Endfünfzigerin. »Aber wenn ich euch so zuhöre, kommen mir manchmal Zweifel.« Sie wandte sich ab und räumte den kleinen Küchentisch auf, packte die Brotdose zurück in die Tasche und trank den letzten Schluck Wasser aus der Flasche. »Gemeinsame Mittagspausen, Wochenenden in schicken Hotels, gemütliche Abende auf der Couch ...«
»Du bist jederzeit herzlich eingeladen.«
Lachend winkte Helene ab. »Ich habe nicht den Eindruck, als wäre Stefan der Typ für eine Dreiecksgeschichte«, scherzte sie. »Und ja, ich weiß, dass du immer für mich da bist. Genauso, wie meine anderen Freundinnen.« Ihre Miene wurde versonnen. »Aber irgendwie ist das doch nicht dasselbe.«
Solche Töne kannte Alexa von ihrer Freundin und Partnerin nicht. Spontan schloss sie Helene in die Arme.
»Oh nein! Sag bloß, du bist einsam?«
»Überhaupt nicht.« Helene ließ sich wiegen wie ein Kind. »Aber ich werde auch nicht jünger. Vielleicht sollte ich das Abenteuer Liebe doch noch einmal wagen, bevor der Zug endgültig abgefahren ist.«
Alexa schob ihre Freundin von sich und musterte sie kopfschüttelnd.
»Du siehst aus wie das blühende Leben...«
»Noch.« Sie zögerte. »Deshalb habe ich mich auch in einer Single-Börse angemeldet«, gestand sie schließlich.
Alexa schnappte nach Luft. »Wirklich?« Das hatte sie ihrer Freundin nun wirklich nicht zugetraut. »Und? Wie läuft es?«
»Keine Ahnung.« Helene lächelte verlegen. »Ich habe mein Profil erst gestern online gestellt. Drück mir die Daumen, dass ich einen Mann wie Stefan finde.«
»Das halte ich leider für ausgeschlossen«, lachte Alexandra. »Er ist nämlich einmalig.«
***
Die salzige Brise des Pazifiks in den Straßen und Gassen vermischte sich mit dem Duft nach gegrilltem Fisch, Gewürzen und tropischen Früchten. Ein Glück, dass Amira Solenne schon gegessen hatte. Andernfalls hätte bei diesem köstlichen Duft bestimmt schwach geworden.
So aber konnte sie das quirlige Leben in Santa Elena aus vollem Herzen genießen. Dies war die Seite Ecuadors, die Amira liebte, wegen der sie hergekommen war. Doch es gab noch eine andere, dunkle Seite, die immer öfter zum Vorschein kam. Wie lange würde es dauern, bis das Unheil sie aus dem Land vertrieb? Aber nein, darüber wollte sie an diesem herrlichen Tag nicht nachdenken. Denn wie sagte Leon immer so schön? Sie waren Glücksritter, ihnen würde nichts passieren.
Auf dem Rückweg in ihr Büro schlängelte sich Amira mit anderen Fußgängern vorbei an Straßenhändlern, die lautstark ihre Waren ausriefen. Sie bewunderte die kunstvoll aufgetürmten exotischen Früchte, den handgemachten Schmuck und die bunte Kleidung, die feilgeboten wurden.
Motorräder und Autos hupten, Kinder in Schuluniformen kamen gerade aus der Schule und scherzten und lachten, während sie sich mit einer Cola oder einem Eis aus einem der zahlreichen, kleinen Kioske abkühlten. Arbeiter aus umliegenden Büros oder Baustellen saßen auf improvisierten, sonnengeschützten Terrassen und genossen das traditionelle Mittagsgericht, das aus Suppe, Reis, Bohnen, Fleisch und einem Glas Saft bestand.
»Olà chica!«, rief ihr ein Mann zu, ein anderer pfiff ihr nach.
Amira warf die langen, dunklen Locken in den Nacken, lachte und lief weiter.
Zwischen den Häusern blitzte das Blau des Ozeans auf, der wie ein stiller Beobachter über das geschäftige Treiben wachte.
Leider war seine Macht begrenzt. Wie viele andere Regionen Ecuadors war auch Santa Elena von der zunehmenden Gewalt rivalisierender Drogenbanden betroffen. Gewalttätige Auseinandersetzungen, Schießereien, Entführungen und Erpressungen gehörten inzwischen zum Alltag und sorgte für eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität, die auch Amira Solenne mehr und mehr zu spüren bekam.
Zum Glück war an diesem Mittag alles ruhig. Unbehelligt erreichte Amira ihr Ziel und betrat ein schäbiges Gebäude in einer Seitenstraße. Auf dem Weg in ihr Büro grüßte sie nach links und rechts und wechselte ein paar Worte mit den Kollegen der Nichtregierungsorganisation, für die sie als Umwelttechnikerin arbeitete.
Schließlich hatte Amira ihr Ziel erreicht. Sie hängte ihre Bauchtasche über die Stuhllehne und setzte sich.
Auf ihrem Schreibtisch herrschte ein heilloses Durcheinander aus Mappen mit Schulungsunterlagen, Statistiken und Prüfungen von Bau- und Infrastrukturprojekten. Dazwischen stand ein Computer. Seufzend machte sich Amira an die Arbeit und versuchte noch, wenigstens ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, als jemand an die offen stehende Tür klopfte.
»Da bist du ja. Ich konnte dich nicht erreichen und habe mir schon Sorgen gemacht.«
Amira hob den Kopf. »Chérie!« Ihre Miene erhellte sich. »Oh, tut mir leid. Wahrscheinlich habe ich mein Handy nicht gehört.« Sie zog den Apparat aus ihrer Bauchtasche. Drei Anrufe in Abwesenheit. »Was ist passiert?«
»In der Nähe von ›El Honero‹ gab es mal wieder eine Messerstecherei.«
»Gut, dass mir der Sinn heute nicht nach Pizza stand.«
Ihre Augen streichelte das Gesicht des Mannes, in den sie sich vor fast einem Jahr unsterblich verliebt hatte. Manchmal konnte sie es immer noch nicht glauben, dass es ihr gelungen war, das Herz des Forschers zu erobern, der für dasselbe Umweltprojekt arbeitete wie sie. Natürlich wusste Amira um ihre Reize und war durchaus selbstbewusst. Aber in Ecuador und auch unter den Kolleginnen gab es genügend attraktive Frauen, die obendrein auf der Suche nach einem Partner waren. Kein Wunder also, dass Leon heiß umschwärmt gewesen war. Aber er hatte sich nur für sie interessiert.
»Du bist eben eine kluge Frau.« Es war ihm anzusehen, dass er sie am liebsten in die Arme geschlossen hätte. Doch das Büro war der falsche Platz dafür. »Das ist einer der hunderttausend Gründe, warum ich mit dir zusammen bin«, raunte er ihr zu.
»Nur hunderttausend?«, scherzte Amira und warf einen Blick auf den Goldring, der seit ein paar Wochen den Finger ihrer linken Hand schmückte.
Nach seinem Antrag hatte Leon von der abenteuerlichen Suche nach diesem ganz besonderen Stück erzählt, so außergewöhnlich wie ihre Liebe. Nie zuvor hatte Amira so einen schönen Ring gesehen und hütete ihn wie ihren Augapfel.
»Wenn ich nachdenke, fallen mir bestimmt noch mehr ein«, sagte Leon in ihre Gedanken hinein, ehe er seufzend eine Mappe auf den Tisch legte. »Leider bin ich aus rein geschäftlichen Gründen hier.« Er schlug sie auf und reichte Amira ein paar Unterlagen. »Das hier sind die Analysen der Abfallbehandlungsanlagen. Um die Emissionen deutlich zu minimieren, liegt noch ein ordentliches Stück Arbeit vor uns.«
Amira blätterte durch die Papiere, eine steile Falte auf der Stirn.
»Ich sehe mir die Sachen mal an und stelle ein Meeting mit den anderen ein. Vielleicht hat jemand eine Idee dazu.«
»Aber zuerst musst du mich noch einmal küssen. Sonst leide ich so sehr unter Entzugserscheinungen, dass ich nicht mehr arbeiten kann.«
»Und unter Gedächtnisstörungen. Offenbar hast du vergessen, dass wir im Büro sind.« Amira sah zur Tür. »Es kann jeden Augenblick jemand hereinkommen.«
Statt einer Antwort sah Leon auf sie hinab, ein bittendes Lächeln spielte um seine Lippen.
Amira seufzte. »Ich kann dir einfach nicht widerstehen. Wohin soll das noch führen?«
»Oh, ich habe da schon eine Idee.« Leon strich ihr eine dunkle Locke aus der Stirn, sah ihr tief in die dunkelgrünen Katzenaugen. »Ich sehe uns schon in einem Häuschen am Stadtrand von München, irgendwo im Grünen. Mit einem großen Garten ...«
Oh nein, das hätte er lieber nicht gesagt! Schlagartig wurde Amiras Blick dunkel vor Schmerz. Leon wusste, woran sie dachte.
»Aber das hat ja zum Glück noch etwas Zeit. Jetzt genießen wir erst mal unser gemeinsames Abenteuer hier«, fuhr er schnell fort. »Am nächsten Wochenende sind wir in Pablos Strandhaus eingeladen. Darauf freue ich mich schon.«
Amira schluckte den Schmerz herunter und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Wie so oft zeigte diese Strategie Wirkung. Schon hellte sich ihre Stimmung auf. Es hatte keinen Sinn, an die Vergangenheit zu denken. Schon gar nicht, wenn eine strahlende Zukunft vor ihr lag.
»Ich liebe dich«, seufzte sie, auch wenn diese drei Worte noch nicht einmal ansatzweise das ausdrückten, was sie wirklich für diesen Mann fühlte.
***
Ein Klirren erschütterte die Luft. Dr. Stefan Frank schreckte aus dem Schlaf hoch. Sein Blick fiel auf den Wecker. Herrje! Schon kurz nach acht und er lag noch immer im Bett!
»Wir haben verschlafen. Schnell!« Er schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.
Alexa rührte sich nicht. Er sah hinüber auf die andere Bettseite. Sie war leer.
Erst jetzt nahm Stefan die Geräusche wahr, die durch aus der Küche ins Schlafzimmer wehten. Das Klappern von Geschirr vermischte sich mit Alexandras Stimme. Seite wann führte sie Selbstgespräche? Und überhaupt: Warum hatte sie ihn nicht geweckt? Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war Samstag!
Stefan atmete tief durch und stand auf. Lächelnd gesellte er sich zu seiner Freundin. Alexa hantierte mit Kehrblech und Schaufel und beförderte einen Haufen Scherben in den Abfall.
»Was ist passiert?« Er küsste sie und bewunderte die vielversprechenden Frühstücksvorbereitungen.
»Zwei Teller wollten offenbar nicht länger bei uns bleiben und sind mir aus der Hand gesprungen.« Mit dem Knie versetzte sie der Schranktür einen Schubs, lautlos fiel sie zu.
»Und ich dachte vorhin, dass heute Freitag ist und wir verschlafen haben.«
»Aber das ist doch schön.« Lächelnd füllte Alexa den Kaffee in die Thermoskanne. »Wenn man merkt, dass man sich getäuscht hat und ein freies Wochenende vor sich hat.«
»Vor allen Dingen ein freies Wochenende in deiner Gesellschaft.« Stefan zog seine Freundin an sich und schnupperte an ihrem Hals. Er wusste, dass er von diesem Duft niemals genug bekommen würde.
»Wenn du noch länger in den Genuss meiner Gegenwart kommen willst, solltest du mich langsam loslassen. Ich sterbe vor Hunger.« Sie griff nach Brotkorb und Käseplatte.
»Kann ich noch irgendetwas helfen?«
Auf dem Weg zum Küchentisch drehte sich Alexa um. Stefan kannte dieses süße Lächeln. Es verhieß meist nichts Gutes.
»Du könntest du Zeitung holen.«
Stefans Blick fiel aus dem Fenster. Dicke Tropfen rannen über die Scheiben. Wenn er die Ohren spitzte, konnte er das Prasseln des Regens auf den Straßen und Wegen hören. Schade, dass das geplante Wellnesswochenende erst ein paar Wochen stattfand. Bei so einem Wetter gab es kaum etwas Schöneres, als sich in der heißen Sauna zu aalen und im Tepidarium zu ruhen.
»So unbarmherzig bist du nicht«, seufzte er. »Du würdest mich nie bei diesem Wetter vor die Tür jagen.«
»Wie du willst.« In gespielter Gleichgültigkeit zuckte Alexa mit den Schultern. »Du kannst mir auch den Regenschirm halten und deinen Mantel in die Pfützen auf dem Gartenweg werfen, damit meine Füße nicht nass werden.«
Nur mit Mühe gelang es ihr, ein Kichern zu unterdrücken.
»Schon gut, ich habe verstanden«, gab sich Stefan seufzend geschlagen, nahm den Regenschirm und machte sich auf den Weg.
Eine Böe klappte den Schirm um, klitschnass kehrte er zurück. Aber wenigstens die Zeitung war trocken geblieben. In weiser Voraussicht hatte er sie unter den Pullover geschoben.
»Du bist mein Held«, lobte Alexa ihn, als sie endlich gemeinsam am Frühstückstisch saßen.
Sie waren beide Ärzte aus Leib und Seele. Während Alexandra gemeinsam mit ihrer Partnerin Helene Braun eine Augenarztpraxis in Grünwald betrieb, führte Stefan eine eigene Hausarztpraxis mit Geburtshilfe. In der Privatklinik seines besten Freundes Dr. Ulrich Waldner betreute er nicht nur die Geburten, sondern unterhielt auch Belegbetten für diejenigen seiner Patienten, die einer Weiterbehandlung bedurften. Dr. Frank liebte diese vielfältigen Arbeitsfelder und die damit verbundene Erfüllung.
So erfüllend diese Berufung auch war, sie ließ wenig Raum für die wirklich schönen Dinge des Lebens. Umso mehr genoss das Paar die gemeinsamen Wochenenden und besonders das ausgiebige Frühstück mit dem liebsten Menschen.
Nachdem der größte Hunger gestillt war, wurde es Zeit für das Wochenend-Ritual, für das sich Stefan in den Regen hinausgewagt hatte. Alexa griff nach der Zeitung. Sie reichte Stefan einen Teil und vertiefte sich in ihre Hälfte. Eine Weile war nur das Rascheln von Papier und der Regen draußen zu hören.
»Ach je!«, seufzte Alexa irgendwann.
Stefan faltete seinen Teil der Zeitung zusammen und sah zu seiner Freundin hinüber.
»Was ist passiert?«
»Hier ist ein Bericht über Südamerika. Der Autor schreibt darüber, wie die Gewalt durch Drogenkartelle auch in bislang sicheren Staaten mehr und mehr eskaliert. Rivalisierende Gruppen kämpfen um die Kontrolle über Schmuggelrouten und lokale Märkte. Dies führt zu einer Welle der Gewalt, die wieder einmal auch Unbeteiligte trifft.« Alexandra schüttelte den Kopf. »Als hätten viele der Menschen in diesen Ländern nicht schon genug Probleme durch Umweltverschmutzung und Armut.«
Sie las weiter über die zunehmende Gefahr und die Herausforderungen, vor denen Ärzte und Helfer in den betroffenen Gebieten standen.
»Das ist wieder einer dieser Momente, in denen ich mir vorstelle, für eine Organisation wie ›Ärzte ohne Grenzen‹ zu arbeiten«, gestand Stefan und nippte an seinem Kaffee.
»Ich auch«, erwiderte Alexa. »Aber das Risiko ist enorm. Nicht nur wegen der Gewalt. Denk doch nur an die Krankheiten, die dort drohen. Chikungunya, Dengue-Fieber, das Zika-Virus, Malaria ...«
»Ganz zu schweigen von Leishmaniose«, ergänzte Stefan ernst. »So ein Einsatz ist kein Spaziergang und will wohl überlegt sein.«
Sie schwiegen einen Moment und lauschten auf das Prasseln des Regens an die Scheiben.
»Trotzdem ... wenn ich von solchen Zuständen lese, erinnere ich mich wieder daran, wie wichtig und sinnstiftend solche Einsätze sind.«
Stefan las die Gedanken seiner Liebsten. Er streckte die Hand nach ihrer aus und hielt sie fest.
»Irgendwann kommt auch für uns der richtige Zeitpunkt, um so eine Herausforderung anzunehmen.«