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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Irgendeinen Sinn muss man dem Leben doch entlocken können?! Anton Tschechows ›Drei Schwestern‹ träumen vom Glück und einem erfüllten Leben – tagaus, tagein, jahrelang. Jobs, Männer, nichts funktioniert: »Ich bin schon vierundzwanzig Jahre, ich arbeite schon lange, und mein Hirn ist ausgetrocknet, ich bin mager, hässlich, alt geworden und nichts, nichts, nicht die geringste Befriedigung, und die Zeit vergeht, und immer ist das Gefühl da, du entfernst dich von dem wahren, schönen Leben, du entfernst dich immer weiter und weiter auf einen Abgrund zu.«
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Seitenzahl: 125
Anton Tschechow
Drei Schwestern
Drama in 4 Akten
Aus dem Russischen von Andrea Clemen
Fischer e-books
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.
Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.
Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
ANDREJ SERGEJEWITSCH PROSOROW
NATLJA IWANOWNA, seine Braut, dann seine Frau
OLGA, MASCHA, IRINA, seine Schwestern
KULYGIN FJEDOR ILJITSCH, Gymnasiallehrer, Maschas Mann
WERSCHININ ALEXANDER IGNATJEWITSCH, Oberst, Kommandeur der Artilleriegarnison
SOLJONY WASSILIJ WASSILJEWITSCH, Hauptmann im Stab
TUSENBACH NIKOLAJ LJWOWITSCH, Baron, Leutnant
TSCHEBUTYKIN IWAN ROMANOWITSCH, Militärarzt
FEDOTIK ALEXEJ PETROWITSCH, Unterleutnant
RODE WLADIMIR KARLOWITSCH, Unterleutnant
FERAPONT, Bote der Kreisverwaltung, ein alter Mann
ANFISSA, Njanja, eine alte Frau von achtzig Jahren
Die Handlung spielt in einer Gouvernementstadt.
Im Hause Prosorows. Ein Salon mit Säulen, hinter denen ein großer Saal zu sehen ist. Mittags. Draußen ist es sonnig und heiter. Im Saal wird der Tisch zum Frühstück gedeckt. Olga, in der blauen Uniform der Lehrerin eines Mädchengymnasiums, korrigiert die ganze Zeit über Schulhefte, im Stehen und im Gehen. Mascha, in einem schwarzen Kleid, einen Hut auf den Knien, sitzt und liest ein Buch. Irina, im weißen Kleid, steht in Gedanken versunken da.
OLGA
Vater starb genau vor einem Jahr, genau an diesem Tag, am fünften Mai, deinem Namenstag, Irina. Es war sehr kalt, es hat geschneit damals. Ich dachte, ich überlebe es nicht. Du lagst ohnmächtig da wie eine Tote. Aber nun ist ein Jahr vergangen, und die Erinnerung daran tut uns nicht mehr weh. Du trägst schon wieder ein weißes Kleid, und dein Gesicht strahlt …
Die Uhr schlägt zwölf.
Genauso hat damals die Uhr geschlagen.
Pause
Ich erinnere mich, als man Vater hinaustrug, spielte die Musik, auf dem Friedhof wurde Salut geschossen. Er war General, hatte eine Brigade kommandiert, trotzdem waren nur wenig Menschen gekommen. Übrigens regnete es damals, es regnete heftig und schneite.
IRINA
Wozu diese Erinnerungen.
Hinter den Säulen im Saal, in der Nähe des Tisches, erscheinen Baron Tusenbach, Tschebutykin und Soljony.
OLGA
Heute ist es warm. Man kann die Fenster offenlassen, aber die Birken haben noch nicht ausgeschlagen. Vater bekam die Brigade und zog mit uns von Moskau fort, vor elf Jahren, und, ich erinnere mich genau, Anfang Mai, um diese Jahreszeit, steht in Moskau schon alles in Blüte, es ist warm, alles ist von Sonne überflutet. Elf Jahre sind vergangen, aber ich erinnere mich an alles dort, als seien wir gestern erst fortgezogen. Mein Gott! Heute früh bin ich aufgewacht, habe das viele Licht gesehen, den Frühling gesehen, und mein Herz füllte sich mit Freude, und ich bekam schreckliche Sehnsucht nach Zuhause.
TSCHEBUTYKIN
Sonst noch was!
TUSENBACH
Reiner Unsinn!
Mascha, in Gedanken verloren über einem Buch, pfeift ein Lied vor sich hin.
OLGA
Pfeif nicht, Mascha! Wie kannst du nur!
Pause
Seitdem ich jeden Tag im Gymnasium bin und dann noch Stunden gebe bis zum Abend, habe ich ständig Kopfweh, und Gedanken habe ich, als sei ich eine alte Frau. Und wirklich, seit diesen vier Jahren, seit ich am Gymnasium bin, spüre ich, wie mich jeden Tag, Tropfen für Tropfen, meine Kraft und meine Jugend verlassen. Und größer und stärker wird nur der eine Traum …
IRINA
Nach Moskau zurück! Das Haus verkaufen, alles aufgeben hier und nach Moskau …
OLGA
Ja! Sobald wie möglich nach Moskau!
Tschebutykin und Tusenbach lachen.
IRINA
Unser Bruder wird bestimmt Professor, er wird sowieso nicht hierbleiben. Das einzige Hindernis ist unsere arme Mascha hier …
OLGA
Mascha wird für den ganzen Sommer nach Moskau kommen, jedes Jahr.
Mascha pfeift leise ein Lied.
IRINA
Gott gebe, daß alles so kommt. Schaut aus dem Fenster Schön ist das Wetter heute. Ich weiß nicht, warum ich so glücklich bin. Heute früh fiel mir ein, daß ich Namenstag habe, und plötzlich fühlte ich mich so froh, und meine Kindheit fiel mir ein, als Mama noch lebte. Und was für wundervolle Gedanken gingen mir durch den Kopf, was für Gedanken …
OLGA
Du strahlst heute so. Du siehst ungewöhnlich schön aus. Und Mascha ist auch schön. Andrej könnte gut aussehen, nur, er hat so zugenommen, das steht ihm nicht. Und ich bin alt geworden, ich bin so dünn geworden, wahrscheinlich, weil ich mich im Gymnasium ständig über die Mädchen ärgere. Heute habe ich frei, bin zu Hause, und mein Kopf tut mir nicht weh, und ich fühle mich jünger als gestern. Ich bin achtundzwanzig Jahre, nur … Es ist alles gut, es kommt alles von Gott, aber, ich glaube, wenn ich verheiratet wäre und den ganzen Tag zu Hause bleiben könnte, das wäre besser.
Pause
Ich würde meinen Mann lieben.
TUSENBACH zu Soljony
Sie reden so einen Unsinn, ich kann das nicht mehr mit anhören. Kommt in den Salon Ich habe vergessen zu sagen, unser neuer Regimentskommandeur Werschinin wird heute seinen Antrittsbesuch bei Ihnen machen.
Setzt sich ans Klavier
OLGA
Gut. Freut mich.
IRINA
Ist er alt?
TUSENBACH
Nein, nicht alt. Höchstens vierzig, fünfundvierzig. Fängt an, leise zu spielen Allem Anschein nach ein netter Mensch. Nicht dumm – das steht fest. Nur redet er viel.
IRINA
Ist er interessant?
TUSENBACH
Ja, doch, nur, er hat eine Frau, eine Schwiegermutter und zwei kleine Mädchen. Außerdem ist er zum zweitenmal verheiratet. Wenn er Besuche macht, erzählt er überall, daß er eine Frau und zwei kleine Mädchen hat. Hier wird er es auch erzählen. Seine Frau spinnt ein bißchen, sie trägt einen langen Kleinmädchenzopf, redet nur hochtrabendes Zeug, philosophiert und unternimmt häufig Selbstmordversuche, offensichtlich, um ihrem Mann das Leben sauer zu machen. Ich wäre längst weg von so einer, aber er hält es aus, er beklagt sich nur.
SOLJONY kommt aus dem Saal in den Salon mit Tschebutykin
Mit einer Hand stemme ich nur eineinhalb Pud, aber mit zwei Händen stemme ich fünf oder neun. Daraus schließe ich, daß zwei Menschen nicht zweimal, sondern dreimal so stark sind wie einer, oder noch stärker.
TSCHEBUTYKIN liest im Gehen die Zeitung
Bei Haarausfall … achteinhalb Gramm Naphthalin in einer halben Flasche Spiritus … auflösen und täglich anwenden. Schreibt es in ein Büchlein Das notieren wir uns. Zu Soljony Also, ich sage Ihnen, den Korken in die Flasche stecken und durch den Korken ein Glasröhrchen … dann nehmen Sie eine kleine Prise einfachen, gewöhnlichen Alaun
IRINA
Iwan Romanytsch, lieber Iwan Romanytsch!
TSCHEBUTYKIN
Was ist, mein kleines Mädchen, meine Freude?
IRINA
Sagen Sie mir, warum bin ich heute so glücklich? Als segele ich, über mir der weite, blaue Himmel, große weiße Vögel ziehen dahin. Warum? Warum?
TSCHEBUTYKIN küßt ihr beide Hände, zärtlich
Mein weißes Vögelchen …
IRINA
Als ich heute aufwachte und aufstand und mich wusch, hatte ich plötzlich das Gefühl, für mich ist alles klar auf dieser Welt, und ich weiß, wie man leben muß. Lieber Iwan Romanytsch, ich weiß alles. Der Mensch muß etwas arbeiten, er muß arbeiten im Schweiße seines Angesichts, darin allein, egal, was er tut, liegen der Sinn und das Ziel seines Lebens, sein Glück und seine Freuden. Wie schön, ein Arbeiter zu sein, der mit dem Morgengrauen aufsteht und auf der Straße Steine klopft, oder ein Hirte oder ein Lehrer, der die Kinder unterrichtet, oder ein Lokomotivführer bei der Eisenbahn … Es reicht nicht, ein Mensch zu sein, lieber ein Ochse, ein Ackergaul sein – nur arbeiten! – als eine junge Frau, die um zwölf Uhr mittags aufsteht, im Bett Kaffee trinkt, sich zwei Stunden lang anzieht … oh, ist das furchtbar! Bei heißem Wetter hat man manchmal das starke Verlangen zu trinken, und genauso habe ich jetzt das starke Verlangen zu arbeiten. Und wenn ich in Zukunft nicht früh aufstehe und arbeite, dann kündigen Sie mir die Freundschaft, Iwan Romanytsch!
TSCHEBUTYKIN zärtlich
Das werde ich, das werde ich.
OLGA
Unser Vater hat uns dazu erzogen, um sieben aufzustehen. Jetzt wacht Irina um sieben auf und liegt bis mindestens um neun im Bett und denkt nach. Mit ernstem Gesicht! Lacht
IRINA
Du siehst mich immer noch als kleines Mädchen, du findest es seltsam, wenn ich ein ernstes Gesicht mache. Ich bin zwanzig Jahre alt!
TUSENBACH
Sehnsucht nach Arbeit, mein Gott, wie gut ich das verstehe! Ich habe noch nie in meinem Leben gearbeitet. Ich bin im kalten, müßigen Petersburg geboren, in einer Familie, die nie Arbeit und Sorgen gekannt hat. Ich weiß noch, wenn ich als Kadett nach Hause kam, zog mir der Lakai die Stiefel aus, ich war kapriziös damals, meine Mutter sah mich voller Bewunderung an und war erstaunt, wenn andere mich nicht so sahen … Sie haben sich bemüht, mich vor jeder Arbeit zu bewahren. Aber es ist ihnen nicht ganz gelungen, nicht ganz. Die Zeit ist da, etwas Ungeheures kommt auf uns zu, ein heftiger Sturm bereitet sich vor, zieht auf, er ist schon nah, und bald wird er die Trägheit, die Gleichgültigkeit unserer Gesellschaft, ihr Vorurteil gegen Arbeit, ihre verkommene Langeweile wegfegen. Ich werde arbeiten, und schon in fünfundzwanzig, dreißig Jahren wird jeder Mensch arbeiten! Jeder!
TSCHEBUTYKIN
Ich nicht.
TUSENBACH
Sie zählen nicht.
SOLJONY
In fünfundzwanzig Jahren sind Sie nicht mehr auf der Welt, Gott sei Dank. In zwei, drei Jahren sterben Sie an einem Schlaganfall, oder mich packt die Wut, und ich schieße Ihnen eine Kugel durch den Kopf, mein Engel. Nimmt ein Parfümflakon aus der Tasche und bespritzt sich Hände und Brust
TSCHEBUTYKIN lacht
Im Ernst, ich habe noch nie irgend etwas getan. Seitdem ich die Universität verlassen habe, habe ich keinen Finger mehr gerührt, nicht einmal ein Buch habe ich gelesen, nur Zeitungen … Zieht noch eine Zeitung aus der Tasche Sehen Sie … ich weiß aus der Zeitung, daß es, zum Beispiel, einen Dobroljubow gegeben hat, aber was er geschrieben hat, das weiß ich nicht … das weiß Gott allein …
Man hört, wie von unten jemand an die Decke klopft.
Ah … Man ruft mich, jemand ist zu mir gekommen. Ich bin gleich wieder da … Warten Sie … Geht eilig hinaus, fährt sich mit den Fingern durch den Bart
IRINA
Irgend etwas hat er sich ausgedacht.
TUSENBACH
Ja. Er ist mit so einer feierlichen Miene gegangen, sicher bringt er Ihnen gleich ein Geschenk.
IRINA
Wie unangenehm!
OLGA
Ja, schrecklich. Immer macht er Dummheiten.
MASCHA
In der Meeresbucht steht eine grüne Eiche mit einer goldenen Kette um den Stamm … mit einer goldenen Kette um den Stamm … Steht auf und summt leise
OLGA
Du bist so unlustig heute, Mascha.
Mascha setzt singend ihren Hut auf.
Wo willst du hin?
MASCHA
Nach Hause.
IRINA
Seltsam …
TUSENBACH
Am Namenstag nach Hause gehen!
MASCHA
Ist doch egal … Ich komme am Abend. Leb wohl, meine Gute … Küßt Irina Ich wünsche dir noch einmal, bleib gesund, werde glücklich … Früher, als unser Vater noch lebte, kamen zum Namenstag dreißig, vierzig Offiziere, es ging hoch her, heute sind es anderthalb Mann, und es ist still wie in der Wüste … Ich gehe … ich bin heute melancholinisch, ich bin traurig, hör nicht auf mich. Lacht unter Tränen Wir reden nachher, jetzt leb wohl, meine Liebe, ich gehe … irgendwohin …
IRINA unwillig
Also, du bist …
OLGA unter Tränen
Ich verstehe dich, Mascha.
SOLJONY
Wenn ein Mann philosophiert, dann wird das Philosophistik oder Sophistik, aber wenn eine Frau philosophiert, oder zwei Frauen, dann wird das – gnade dir Gott!
MASCHA
Was wollen Sie damit sagen, Sie schrecklicher, entsetzlicher Mensch?
SOLJONY
Nichts. Er hatte kaum oje geschrien, da war es schon um ihn geschehen.
Pause
MASCHA zu Olga, ärgerlich
Heul nicht!
Anfissa und Ferapont kommen mit einer Torte herein.
ANFISSA
Hier herein, Alter. Komm herein, du hast ja saubere Füße.
Zu Irina Von der Verwaltung, von Protopopow, Michail Iwanowitsch … eine Pirogge!
IRINA
Danke. Sag ihm danke.
FERAPONT
Wie?
IRINA lauter
Sag ihm danke.
OLGA
Njanja, gib ihm von der Pirogge. Ferapont, geh, du bekommst ein Stück Pirogge.
FERAPONT
Wie?
ANFISSA
Komm, Alter. Ferapont Spiridonytsch, komm … Geht mit Ferapont ab
MASCHA
Ich mag Protopopow nicht, diesen Michail Potapytsch oder Iwanytsch. Man sollte ihn nicht einladen.
IRINA
Ich habe ihn nicht eingeladen.
MASCHA
Na wunderbar!
Tschebutykin kommt herein, hinter ihm ein Soldat mit einem silbernen Samowar. Ausrufe des Erstaunens und Unwillens
OLGA schlägt die Hände vors Gesicht
Ein Samowar! Entsetzlich! Geht in den Saal zum Tisch
IRINA
Liebster Iwan Romanytsch, was machen Sie!
TUSENBACH lacht
Ich habe es Ihnen gesagt!
MASCHA
Iwan Romanytsch, daß Sie sich nicht schämen!
TSCHEBUTYKIN
Meine Lieben, meine Guten, ihr seid doch meine Einzigen. Ihr seid doch für mich das Kostbarste, was es gibt auf der Welt. Ich bin bald sechzig, ich bin ein alter Mann, ein einsamer, nutzloser, alter Mann … An mir ist nichts Gutes außer meiner Liebe zu euch. Und wenn es euch nicht gäbe, wäre ich schon lang nicht mehr auf der Welt … Zu Irina Meine Liebe, mein Töchterchen, ich kenne Sie seit Ihrer Geburt … ich habe Sie auf meinen Armen getragen … ich habe Ihre verstorbene Mama geliebt …
IRINA
Aber wozu denn so teure Geschenke!
TSCHEBUTYKIN unter Tränen, ärgerlich
Teure Geschenke … Hören Sie auf! Zum Offiziersburschen Trag den Samowar da hinein … Äfft sie nach Teure Geschenke …
Der Bursche trägt den Samowar in den Saal.
ANFISSA geht durch den Salon
Meine Lieben, ein fremder Oberst! Er hat schon den Mantel abgelegt. Kinderchen, er kommt gleich herein. Arinuschka, sei freundlich, sei höflich … Im Gehen Es ist längst Zeit zum Frühstücken, lieber Gott!
TUSENBACH
Werschinin sicher.
Werschinin tritt ein.
Oberst Werschinin!
WERSCHININ zu Mascha und Irina
Ich habe die Ehre, mich vorzustellen: Werschinin. Ich bin sehr erfreut, endlich bei Ihnen zu sein. Wie groß Sie geworden sind! Aj, aj!
IRINA
Setzen Sie sich bitte. Sie sind uns herzlich willkommen.
WERSCHININ vergnügt
Ich freue mich, ich freue mich! Aber Sie sind doch drei Schwestern! Ich erinnere mich – drei kleine Mädchen. An Ihre Gesichter erinnere ich mich nicht, aber daß Ihr Vater, der Oberst Prosorow, drei kleine Mädchen hatte, daran erinnere ich mich genau, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Wie die Zeit vergeht! Oh, wie die Zeit vergeht!
TUSENBACH
Alexander Ignatjewitsch kommt aus Moskau.
IRINA
Aus Moskau? Sie kommen aus Moskau?
WERSCHININ
Ja. Ihr verstorbener Vater war dort Regimentskommandeur, und ich war Offizier in seinem Regiment. Zu Mascha An Ihr Gesicht, glaube ich, erinnere ich mich irgendwie.
MASCHA
Ich erinnere mich nicht an Sie!
IRINA
Olja! Olja! Ruft in den Saal Olga, komm doch!
Olga kommt aus dem Saal in den Salon.
Stell dir vor, Oberst Werschinin kommt aus Moskau!
WERSCHININ
Sie sind also Olga Sergejewna, die Älteste … Und Sie Mascha … Und Sie Irina, die Jüngste …
OLGA
Sie sind aus Moskau?
WERSCHININ
Ja. Ich habe in Moskau meine Ausbildung gemacht und bin in Moskau in den Dienst getreten. Ich habe lange dort gedient, schließlich habe ich hier dieses Regiment bekommen, und jetzt bin ich hier, wie Sie sehen. Ich erinnere mich, offen gesagt, gar nicht an Sie, ich erinnere mich nur, daß Sie drei Schwestern waren. Aber Ihr Vater ist mir im Gedächtnis geblieben. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn lebendig vor mir. Ich war oft bei Ihnen in Moskau …
OLGA
Ich dachte, ich erinnere mich an alles, und jetzt …
WERSCHININ
Ich heiße Alexander Ignatjewitsch …
IRINA