Drei Wasserschweine brennen durch - Matthäus Bär - E-Book

Drei Wasserschweine brennen durch E-Book

Matthäus Bär

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Beschreibung

Die Wasserschweine sind los! Die drei kleinen Wasserschweine Emmy, Tristan und Raul sind gute Freunde und leben zusammen mit ihrer Herde auf einer Wiese im Zoo. Die drei Freunde fragen sich, ob es außerhalb ihres Geheges mehr gibt, als sie zu sehen im Stande sind und was wohl hinter dem Zaun liegen könnte. Mit Mut, Geschick und etwas Glück gelingt es ihnen, die Absperrung zu überwinden und so das »Mehr« und die Welt um sie herum zu erkunden. Auf ihren nächtlichen Ausflügen lernen sie die benachbarten Tiere kennen und erleben spannende und lustige Abenteuer. - Lustiges Vorleseabenteuer mit absolut liebenswerten Wasserschweinen - Der Autor ist Kinder-Songwriter und wurde für diesen Text mit dem DIXI Kinderliteraturpreis für neue Talente ausgezeichnet - Die nächtlichen Abenteuer der drei Wasserschweine sind die perfekte Gute-Nacht-Lektüre

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Seitenzahl: 108

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Über das Buch

Die Wasserschweine sind los!

 

Die drei Wasserschweine Emmy, Raul und Tristan sind beste Freunde. Sie leben zusammen mit ihrer Herde auf einer Wiese im Zoo. Eigentlich sind sie zufrieden – sie haben genug zu fressen, ein Wasserloch zum Planschen und ausreichend Zeit zum Faulenzen. Doch die drei fragen sich, ob es außerhalb ihres Geheges mehr gibt, als sie zu sehen im Stande sind. Stimmen die Gerüchte von den bösen Wölfen, fiesen Meerschweinchen und durchgeknallten Affen? Das müssen sie unbedingt herausfinden!

Matthäus Bär

Drei Wasserschweine brennen durch

Mit Illustrationenvon Anika Voigt

 

 

 

Für meine Lieben

 

 

Die Drei Wasserschweine

Tristan

Weiß immer, wo es das beste Futter gibt

Raul

Ein echtes Schwein zum Pferde stehlen

Emmy

Klug und tapfer, wächst über sich hinaus

Kapitel 1 Die Wasserschweine und das Mehr

»Das kann doch nicht alles sein«, schnaubte Raul. »Es muss einfach mehr geben.«

Zornig stampfte er auf den hart getrampelten Boden.

»Im Schlamm liegen, aufs Futter warten, fressen, ausruhen, baden, in den Tümpel furzen, schlafen, übrig gebliebenes Futter suchen, ein wenig faulenzen, noch einmal fressen und wieder schlafen. Das kann es doch nicht gewesen sein.«

Die anderen Wasserschweine sahen ihn verständnislos an.

Emmy schwamm eine kleine Kurve und ließ verlegen ein paar Luftblasen aus dem Wasser aufsteigen.

»Jeden Tag dasselbe! Aufs Fressen warten und schlafen! Habt ihr euch noch nie gefragt, ob es nicht vielleicht mehr als das gibt?«, fauchte Raul und platschte neben Emmy in den Tümpel.

»Ab und zu ärgern wir ja auch die Emus«, sagte Tristan leise, aber Raul hörte ihm gar nicht zu.

Er blickte zum anderen Ende des Geheges, zu den Ameisenbären, zum Zaun, zu den Menschen dahinter und noch weiter. Manchmal schien Raul überhaupt ganz woanders zu sein mit seinen Gedanken. Den übrigen Wasserschweinen fiel es schon schwer, sich überhaupt vorzustellen, was nach der zweiten Fütterung passieren oder wie sich das Tümpelwasser am nächsten Morgen anfühlen würde. Sie verstanden nicht, wie Raul an Dinge denken konnte, die keines von ihnen je gesehen oder erlebt hatte. Dafür bewunderten sie Raul, aber ein bisschen unheimlich war er ihnen deshalb auch.

Wasserschweine wundern sich nicht gern. Unbekanntes und Überraschungen machen ihnen kalte Füße. Nicht umsonst heißt das wichtigste Wasserschweinsprichwort: »Schlaf heilt alle Wunder!« Also stiegen sie aus dem Wasser, beäugten Raul verwirrt und ruhten sich ein wenig unter dem Großen Baum aus.

 

Nach dem ersten Nachmittagsschläfchen streunten die Wasserschweine auf der Suche nach Essbarem umher. Nur Raul stand abseits und starrte auf die Absperrung, die ihr Gehege umschloss. Da stupste ihn jemand an.

»Glaubst du wirklich, dass dahinter noch etwas ist?«, fragte Emmy und rollte ihm einen angeknabberten Apfel zu. Krachend biss Raul hinein.

»Natürlich! Woher denkst du, kommen die denn? Die können doch nicht aus dem Nichts auftauchen.«

Emmy folgte Rauls Blick und bemerkte die Zweibeiner hinter dem Zaun, die ebenfalls zu ihnen herübersahen und mit ihren fleischigen Fingern auf sie zeigten.

»Darüber hab ich noch nicht nachgedacht.« Schnell drehte sie sich um. Der Gedanke an die Menschen und an das, was hinter der Absperrung sein konnte, fühlte sich ungemütlich an.

Im Tümpel vor ihnen blubberte es und Tristan tauchte aus dem trüben Wasser auf. Ein Seegrashalm hing ihm aus dem Maul.

»Und du meinst«, prustete er, »dass es hinter dem Zaun mehr gibt? Mehr von was eigentlich?«

Alle drei wandten sich wieder den Menschen zu. Ehe Raul antworten konnte, sahen sie einem rotwangigen Zweibeiner dabei zu, wie er in den großen Beutel griff, den er an zwei Riemen auf seinem Rücken trug. Er holte ein kleines, in Papier eingewickeltes Päckchen daraus hervor. Papier, das wussten die Wasserschweine, war eine tolle Sache. Einmal hatte der Wärter einen Zettel auf der Wiese verloren, mit dem hatten sie sich einen ganzen Nachmittag prächtig amüsiert.

Dass man in Papier auch Dinge verstecken konnte, war ihnen jedoch neu. Der Mensch hinter dem Zaun faltete die Verpackung auseinander und zog einen handlichen Brocken hervor, an dem er sofort und sichtlich erfreut zu knabbern begann. Das Papier allerdings zerknüllte er und warf es lässig über die Absperrung. Sanft landete die Kugel im Tümpel und trieb, kleine Wellenkreise schlagend, in Richtung der drei Freunde, die die Szene gespannt beobachtet hatten. Mit ein, zwei Schwimmzügen war Tristan schon bei der Papierkugel angelangt, fasste sie mit den Zähnen und brachte die Beute sicher ans Ufer.

»Mmh, wie das riecht!«, sagte er und schnüffelte gierig. »So ähnlich wie die alten Brotstücke, die wir an besonderen Tagen bekommen. Nur irgendwie noch aufregender. Ich glaub, das ist gar nichts zum Spielen. Papier kann man anscheinend auch essen!«

Auch Emmy sog begeistert den Duft ein. Doch sie musste Tristan enttäuschen: »Das ist nur die Schale. Offenbar ungenießbar. Der Mensch hätte doch nicht sein Futter weggeworfen! Schade, riecht wirklich gut, viel spannender als das, was wir sonst immer bekommen.«

Traurig betrachtete Tristan die zerknitterte Brottüte. Raul allerdings strahlte ihn an. »Seht ihr?!«, jubelte er. »Diese komische Schale ist der Beweis. Hinter dem Zaun gibt es anderes Fressen als hier auf unserer Wiese. Und das bedeutet …« Er kniff verschwörerisch die Augen zusammen. »… hinter dem Zaun gibt es ein Mehr.«

Emmy legte die Ohren an. »Hinter dem Zaun, dort wo die Menschen sind?«

Tristan aber sah Raul begeistert an. »Ein Mehr? Vielleicht auch mehr … Futter?«

»Ja, wahrscheinlich. Und wer weiß, was dort sonst noch so alles auf uns wartet. Das müsste alles erst erforscht werden«, murmelte Raul. Schlagartig verfinsterte sich seine Miene jedoch. »Dazu muss man aber hinter die Absperrung kommen. Und ich hab keine Ahnung, wie das gehen soll.«

Erleichtert schnappte Emmy nach einem Gänseblümchen.

»Ich auch nicht, Raul, leider.«

Tristan räusperte sich und roch noch einmal genüsslich an der Papierkugel. »Ich glaube fast, ich hätte da eine Idee«, sagte er. »Also, vielleicht.«

 

Nach der Abendfütterung, kurz vor Sonnenuntergang, suchten sich die Wasserschweine gemütliche Kuhlen für die Nachtruhe und kuschelten sich unter dem Großen Baum aneinander. Nur drei Tiere standen mit aufgestellten Ohren am Wiesenrand. Verstohlen schielten sie zur Eingangstür.

Der Wärter, der heute das Futter gebracht und soeben die letzten Karotten und Orangenstücke verteilt hatte, wollte gerade das Gehege wieder verlassen. Als er an Raul, Emmy und Tristan vorüber war, hefteten die sich an seine Fersen und trappelten ihm, so schnell ihre kurzen Beine sie tragen konnten, hinterher. Heimlich und unbemerkt wollten sie mit dem Wärter durch die Tür schlüpfen. Und zu ihrem eigenen Erstaunen schien der Plan aufzugehen. Sie kamen ihrem Ziel näher und näher.

Knapp vor der Tür bemerkte der Wärter aber trotzdem etwas, stutzte und drehte sich urplötzlich um. Ruckartig blieben die Wasserschweine ebenfalls stehen, senkten die Köpfe und taten so, als fräßen sie ein wenig Gras, gerade hier an dieser Stelle. Einen Augenblick lang wunderte sich der Wärter über die drei, die da direkt hinter ihm standen. Das kam ihm nun doch verdächtig vor. Er betrachtete sie eine Weile, zuckte aber schließlich mit den Schultern und marschierte weiter in Richtung Ausgang. Raul, Emmy und Tristan nahmen die Verfolgung sofort wieder auf und versuchten, mit ihm Schritt zu halten. Der Wärter hatte die Tür erreicht und legte schon seine Hand an die Klinke, da drehte er sich noch einmal um. Wieder senkten die drei die Köpfe und knabberten besonders eifrig an ein paar Halmen. Der Wärter war nun allerdings misstrauisch geworden. Ohne die Wasserschweine aus den Augen zu lassen, öffnete er die Tür, trat hindurch, und schloss sie langsam wieder.

Raul sah, dass ihre einzige Chance, das Gehege zu verlassen, Zentimeter für Zentimeter kleiner wurde. Wild entschlossen sprengte er los und galoppierte auf den sich schließenden Spalt zu. Der Wärter stieß einen Schreckensschrei aus und beeilte sich, die Tür zu schließen. Raul hob ab und sprang mit einem gewaltigen Satz auf ihn zu. Donk. Sein Kopf knallte gegen einen harten Widerstand. Der Wärter war schneller gewesen. Die Tür war zu.

»Beim allmächtigen Capybara, wir haben es vermasselt.«

Raul rannte gleich noch ein zweites Mal mit einem lauten Bumms gegen die Tür, aber es tat sich nichts. Emmy legte sich ins Gras. Tristan starrte auf die geschlossene Tür.

»Das war’s«, sagte Raul enttäuscht. »Schlafen und fressen. Und ab und zu im Tümpel baden. Mehr gibt es für Wasserschweine nicht zu erwarten.«

Völlig niedergeschlagen machte er sich auf den Weg zurück zum Großen Baum. Emmy trottete ihm mit hängendem Kopf hinterher. Die beiden waren schon ein Stück gegangen, als sie plötzlich Tristan hinter sich hörten: »Er hat nicht zugesperrt. Vor lauter Schreck hat der Wärter vergessen zuzusperren.«

 

Neugierig schauten die drei sich um. Tristan war gerade groß genug gewesen, um die Türklinke mit der Schnauzenspitze hinunterzudrücken.

Nun standen sie in einem kleinen, fensterlosen Raum. An den Wänden hing allerhand Werkzeug: Rechen, Harken und Mistschaufeln. In einer Ecke stapelten sich mehrere Paar grüner Gummistiefel – genau von der betörend duftenden Sorte, die die Wärter immer trugen. Auf der linken Seite lag ein zusammengerollter Gartenschlauch auf einem großen, hohen Tisch. Gegenüber, rechts vom Eingang, standen enorme henkellose Bottiche. Und die waren bis obenhin gefüllt mit Karotten, Äpfeln, Orangen und Gurken.

»Wahnsinn, hier wächst also unser Futter.« Tristan war völlig außer sich.

Raul sah ihn streng an. »Hhmm, ich glaub nicht, dass unser Futter hier wächst. Hier drinnen gibt es nicht einen klitzekleinen Flecken Erde, und sogar das langweilige Gras auf unserer Wiese braucht Erde, um zu wachsen.«

Doch Tristan hatte schon den Kopf tief über einen der Bottiche gebeugt und ließ es sich lautstark schmecken. Emmy tat es ihm gleich.

»Na ja, wenn wir schon mal da sind«, seufzte Raul und biss ebenfalls in eine Gurke.

 

Nachdem sie sich satt gefressen hatten, sprang Emmy begeistert zwischen den Tischbeinen herum. »Das ist sooo aufregend, Raul! Ist dir eigentlich bewusst, dass wir die allerersten Wasserschweine sind, die jemals hier waren?«

»Jetzt wissen wir sogar, wo unser Futter herkommt«, jubelte Tristan und kostete auch gleich ein wenig von den Gummistiefeln.

»Natürlich ist mir das bewusst. Noch nie zuvor hat ein Wasserschwein diesen Boden betreten.« Erhobenen Hauptes stolzierte Raul durch den kleinen Raum. »Wir drei, wir sind die ersten unserer Art, die diese Wände sehen. Hab ich euch nicht gesagt, dass es mehr gibt als unser Gehege?« Er wies auf die zweite Tür in dem Raum. »Und könnt ihr euch vorstellen, was hinter dieser liegt?«

Tristan und Emmy blickten ihm treuherzig entgegen. »Nein, das können wir nicht, Raul«, sagte Emmy.

Tristan sagte nichts, er hatte das Maul voller Karotten. Emmy bekam ein flaues Gefühl im Magen.

»Was ist, wenn dahinter gar nichts ist? Einfach nichts?«, sorgte sie sich. »Vielleicht ist dahinter ein tiefes, schwarzes Loch und du fällst hinein und kommst nie mehr raus?«

Raul holte tief Luft und es war, als wäre er gerade ein Stückchen größer geworden.

»Für uns ist es nur ein kleiner Schritt. Aber wie wird es das Leben der anderen Wasserschweine verändern, wenn wir endlich wissen, was es rund um unsere Wiese alles gibt? Stellt euch vor, wie es sich anfühlen wird, zu wissen, wie viel Mehr es gibt.«

Rauls ruhige Stimme füllte den Raum. Sogar Tristan hörte kurz auf zu kauen. Allen war klar, was sie als Nächstes tun würden.

 

Mit einer wackeligen Schweineräuberleiter schafften sie es, auch die nächste Tür zu öffnen.

Raul stieg als Erster über die Schwelle und trat auf einen kleinen Vorplatz hinaus. In der Dunkelheit waren die Umrisse einzelner Sitzbänke zu sehen. Vorsichtig tapsten die drei Wasserschweine vorwärts. Seltsame Düfte stiegen in ihre Nasen. Es roch nach Tier, nach großen, gefährlichen Tieren, und nach altem Essen, nach Apfelresten und Bananenschalen und süßem Zeug. Am anderen Ende des Platzes wuchs ein kleines Häuschen aus den Schatten, offenbar eine Futterstelle der Menschen. Der herrliche Geruch, der davon ausging, erinnerte verdächtig an die Papierkugel, die Tristan aus dem Wasser gefischt hatte.

Tapfer schritt Raul voran. Emmy und Tristan folgten dicht aneinandergedrängt. Da öffnete sich die Wolkendecke und helles, klares Mondlicht drängte die Finsternis an die Ränder des kleinen Platzes zurück. Raul trat mitten auf den vom Mond nun hell erleuchteten Platz und reckte die Schnauze in den Nachthimmel, mutig und zuversichtlich. Emmy und Tristan hielten den Atem an.

In diesem Moment schien es nichts anderes zu geben als Raul und das Mondlicht. Alle Gefahren und Unsicherheiten, die da draußen lauern konnten, verblassten.

Langsam drehte sich Raul um und ging zu Emmy und Tristan zurück.

»Raul, das war … das war so … unglaublich schön«, flüsterte Emmy.

»Einfach saucool«, bestätigte auch Tristan. Raul nickte und schloss die Augen.

Die drei standen noch eine Weile auf dem Vorplatz und sogen die fremden Gerüche auf. Sie konnten nicht genau erklären, warum, aber sie wussten, dass sich etwas verändert hatte. Morgen würde anders sein, das spürten sie in ihren Barthaaren.