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Umfangreiche Leseprobe zu "E-Fam Exodus" von Arno Endler mit einem exklusiven Zusatzkapitel Die Mega-City Neun, Heimat von Millionen Bürgern, arbeitet an ihrem eigenen Zerfall. Einige Bewohner, darunter hochrangige Persönlichkeiten, hauchen unfreiwillig die Lebensgeister aus. Bei dem Versuch, einem Programmierer das Leben zu retten, kommt Privatermittler John Mayer einem verbindenden Element zwischen all den Todesfällen auf die Schliche und wird so selbst zum Gejagten. Zur Flucht gezwungen muss er sich eingestehen, dass auch sein treuer Begleiter, der E-Fam Otto, in die Geschehnisse verstrickt sein könnte. Welchem Plan folgt der Elektronische Famulus? Johns Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt. Doch zum Verschnaufen bleibt keine Zeit, altbekannte Gegenspieler sind ihm dicht auf den Fersen.
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Seitenzahl: 61
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Arno Endler, geboren als Sonntagskind 1965 in Neuwied, infizierte sich im Alter von 12 Jahren mit dem Science-Fiction-Virus. Als Schüler durchstöberte er bereits sämtliche Buchhandlungen seiner Heimatstadt auf der Suche nach Büchern des Genres und litt nur an einem Mangel an Taschengeld.
Er studierte Steuerrecht und betreute als Landesbeamter verschiedene IT-bezogene Projekte. Seit dem Jahr 2008 wagte er schriftstellerisch Blicke in die nähere und fernere Zukunft und publizierte Dutzende Kurzgeschichten im c´t-Magazin. Seit 2016 schreibt er für die Serie Perry Rhodan NEO und veröffentlichte mehrere Romane in verschiedenen Verlagen.
Dies ist ein Zusatzkapitel des Romans »E-Fam Exodus. Ein Fall für John Mayer und Otto«.
© 2020 Polarise Ein Imprint der dpunkt.verlag GmbH Wieblinger Weg 17 69123 Heidelbergwww.polarise.de
1. Auflage 2020 Autor: Arno Endler Lektorat: Martin Wohlrab Covergestaltung: licarto
ISBN (PDF) 978-3-947619-89-4 ISBN (ePub) 978-3-947619-90-0 ISBN (Mobi) 978-3-947619-91-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind über www.dnb.de abrufbar.
Mit der geöffneten Tür schwallte ein Sammelsurium aus unterschiedlichsten Stilrichtungen in das winzige Kabuff Captain Lametinis.
Die erfahrene Capital Crime Angestellte sah über die drei Monitore hinweg zum Eingang, in dem Deputy Munkfors’ massige Gestalt den Lichteinfall beschränkte.
»Zumachen!«, herrschte Gangsti Lametini ihr Teammitglied an. Sie ärgerte sich über die Gedankenlosigkeit des Deputys, der gleichzeitig ihr aktuell bevorzugter Teilzeitlover war. Gerade aus diesem Grund hätte er es wissen müssen. »Es stinkt«, ergänzte sie als Erklärung.
Munkfors enterte die Arbeitskabine und sog geräuschvoll Luft in seine breite Nase. »Rieche nichts.«
»Es ist Mittag, Deputy. Ich weiß nicht, wer diese Tradition erfunden hat, und es interessiert mich auch nicht, aber irgendwann wird es eine Explosion geben.«
»Tradition? Explosion?« Munkfors stellte sich dümmer, als er war.
»Als könnte man sich nicht einigen, welcher Lieferdienst der Pappmaschee-Fertiggerichte zum Befüllen der Mägen dran ist. Nein! Jeden bitgefuckten Mittag stehen drei Dutzend Lieferanten vor den Glastüren und werden ihre unappetitlichen Boxen los. Chinesisch, italienisch, portugiesisch, Tex-Mex, Knoblauch-Bomben und Geschmacksverstärker. Es stinkt zum Himmel. Eine Orgie an schlechten Gerüchen, die sich gegenseitig zu überbieten versuchen. Dagegen kommt die beste Luftfilteranlage nicht an. Das hängt wie eine Wolke im gesamten Großraumbüro. Ein Funke und ...«
»Bumm«, ergänzte Munkfors und grinste. »Jetzt habe ich kapiert, Sir.« In seinen gewaltigen Händen hatte er einen Wrap versteckt, den er zum Mund führte. Soße quoll aus den Seiten der Teigtasche heraus, als er zubiss. Mehrere Tropfen lösten sich und verunreinigten den ohnehin nicht sauberen Boden.
»Oh, verdammt! Munki! Lass das und mach endlich die Tür zu.«
Er tat ihr den Gefallen und stellte sich anschließend neben sie, um zu sehen, was auf dem Monitor abging. »Wasmachstn?«
Lametini deutete auf den rechten Bildschirm. »Wir haben einen Job, Deputy.« Ein Dokument füllte die Anzeige. Die Auftragserteilung mit Nummer, Grundsatzprämie und Erfolgs-Bonus, sowie die näheren Einzelheiten zur Versicherung und Gefahreneinstufung.
Munkfors beugte sich vor, kaute und murmelte gleichzeitig den Text. Brocken seines Mittagessens landeten auf Lametinis Tischplatte. Sie unterdrückte den Impuls, ihm eine auf den Hinterkopf zu hauen.
Endlich war der schwergewichtige Capcop mit der Lektüre durch. Er richtete sich wieder gerade auf und schluckte einen besonders großen Bissen nahezu unzerkaut hinunter. Ein Geräusch wie ein mittleres Erdbeben füllte den Raum. In seinem Magen rumorte es vernehmlich. »Ist ein guter Preis, nicht wahr, Captain?«
»Ja, Munki«, bestätigte Lametini. »Allerdings stellt der Misserfolg bei den Ermittlungen auch ein Risiko dar.«
»Mhm.«
Lametini wartete kurz, ob noch eine weitere Erwiderung folgte, und deutete dann auf den mittleren Bildschirm. »Ich habe eine Netzrecherche gestartet. Man hat uns zwanzigtausend Net-Bots spendiert. Miracle-Corp, FOODPROD Inc und die Familien der Opfer haben keine finanziellen Limits gesetzt.«
»Zwei reiche Kerle und zwei ungewöhnliche Todesfälle. Ein Zusammenhang?«, murmelte Munkfors, zerknüllte die Verpackung seines Wraps und warf sie zielgerichtet in den Mülleimer in der hinteren Ecke.
»Natürlich kennen sich die beiden Firmenchefs«, erklärte Lametini. »Bürger Bellemire, der Chef von Miracle-Corp, ist eine Legende unter den Aktionären. Niemand hat so effizient ein Monopol errichtet, wie dieser eiskalte Mann. Du buchst eine Reise? Bellemire kassiert. Du willst Touristen unterbringen? Dann kommt man an Miracle nicht vorbei. Bellemire kassiert immer.«
Lametini schwieg abrupt, als sie ein glucksendes Geräusch tief aus Munkfors’ Kehle registrierte.
»Eiskalter Mann«, wiederholte der Deputy und lachte leise. »Das ist gut.«
Auf dem linken Bildschirm hatte die Videodatei mit einem Standbild gestoppt. Bürger Bellemires nackter Körper zeigte überall schwarzbraune Flecken. Die Temperaturen in der Sauna hatten ihn regelrecht gesotten. Seine letzten Sekunden hatte er wahrscheinlich nicht mehr bewusst erlebt.
»Das elektronische Schloss der Saunakabine hat versagt. Niemand war da, der ihn hätte befreien können«, erklärte Lametini.
»Zeitschaltuhr? Automatische Abschaltung?«, erkundigte sich Munkfors, dessen Gehirn langsam auf Hochtouren lief.
»Er ist reich, Munki. Für so etwas hat er seine Bediensteten.«
»Die sollten wir uns schnappen und sie in die Mangel nehmen. Vielleicht ein unzufriedener Angestellter?«
»Das File sollte gleich vollständig sein«, sagte Lametini und deutete auf eine nach unten scrollende Datenliste. Der grüne Fortschrittsbalken endete bei 100 Prozent. Lametini kniff die Augen zusammen und fluchte innerlich. »Er hat einen elektronischen Famulus.«
»Hatte, Captain. Hatte.«
»So eine bitgefuckte Scheiße!«, brüllte Lametini. »Wie kann das sein? Bellemire nutzt einen E-Fam. Der hätte ihn in jedem Fall dort rausholen müssen. Was ist da geschehen?«
»Kann so ein E-Fam versagen?«, fragte Munkfors.
Lametini massierte sich mit allen zehn Fingern die Schläfen. »Was weiß ich. Wieso hat der E-Fam nicht eingegriffen? Das ist wirklich seltsam.« Sie nahm die Hände herab und streckte sich durch. »Der zweite Todesfall ist noch unappetitlicher.«
Sie startete die Aufzeichnungen auf dem linken Bildschirm und kommentierte gleichzeitig. »CEO Karoshi von FOODPROD betritt einen Segmentlift. Er hat es eilig und lässt die Geschwindigkeitsbegrenzung für den Fahrstuhl deaktivieren.«
Das Video zeigte einen elegant gekleideten schlanken Mann mit kurzen graumelierten Haaren, der in einem Flur vor einer Lifttür stand. Nachdem er das Innere betreten hatte, wurde der Monitor schwarz.
»Was soll das?«, fragte Munkfors.
»Die Kameras in der Kabine sind außer Betrieb gewesen.«
»Was?«
»Die Zeiten haben sich geändert, Munki«, versuchte Lametini ihren Deputy zu beruhigen. »Du weißt, dass in vielen Bereichen im Sektor drei die Überwachung versagt. Das war so einer. An unerwarteter Stelle, ja, aber nicht ungewöhnlich. Wir haben nur eine Audio-Datei der letzten Minuten.«
»Okay. Wie ist er gestorben?«
»Flach, Munki. Sehr flach. Bei hundertzweiundsiebzig Stundenkilometern bleibt von einem erkennbaren Körper nicht mehr soviel übrig. Knochen, Blut, zerfetztes Fleisch, kein schöner Anblick.«
»Wer war für die Deaktivierung zuständig?«, fragte Munkfors. »Könnte ein Saboteur am Werk gewesen sein?«
Lametini schaute zu ihrem Deputy hoch und grinste. »Nach jeder Mahlzeit scheint dein Hirn auf Hochtouren zu laufen. Ich bin beeindruckt.«
Munkfors erlaubte sich tatsächlich ein wenig Röte auf den Wangen und konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. »Nun?«, hakte er nach. »Wer war der Schuldige?«
Lametini aktivierte die Audiodatei. »Lass es uns herausfinden.«
Man hörte ein leises Summen aus den Lautsprechern. Jemand, Karoshi, räusperte sich. »Starten«, befahl er anschließend.
»Sehr wohl, Heddo«, erklang eine weiblich klingende Stimme.
»Wer ist das?«, fragte Munkfors mitten in das folgende Gespräch hinein, sodass Lametini nicht verstand, was als Nächstes besprochen wurde.
»Eine Assistentin?«, mutmaßte die Capcop.
»Munkfors stoppte die Audiodatei. »Da war doch niemand sonst im Lift, nicht wahr?«