Ein Bär schreibt mit! - Gitta Gampe - E-Book

Ein Bär schreibt mit! E-Book

Gitta Gampe

4,9

Beschreibung

Bruce schreibt mit. Vor spanischen Fahrkartenautomaten, in polnischen Fahrstühlen, in marokkanischen Reisebussen, in dänischen Eisdielen, bei türkischen Apothekern, immer hat Bruce sein Notizbuch dabei, um sich alles zu notieren und darüber später in Ruhe nachzudenken. Selbst nach anstrengenden Reisen hat er noch Zeit, sich über das Familienleben der Kellerasseln in seinem Garten Gedanken zu machen.

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Das Buch

Bruce schreibt mit.

Vor spanischen Fahrkartenautomaten, in polnischen Fahrstühlen, in marokkanischen Reisebussen, in dänischen Eisdielen, bei türkischen Apothekern, immer hat Bruce sein Notizbuch dabei, um sich alles zu notieren und darüber später in Ruhe nachzudenken.

Selbst nach anstrengenden Reisen hat er noch die Zeit, sich über das Familienleben der Kellerasseln im Garten Gedanken zu machen.

Der Bär

Bruce ist waschbar, mittelbraun und außerordentlich gutaussehend. Er hält sich selbst für einen Rassebären und neigt gelegentlich zu Übertreibungen. Er hat seine eigene Art der Rechtschreibung entwickelt. Bei manchen Worten lässt er die t` s weg, weil sie ihm für einen Plüschbären zu hart erscheinen. Sobald er durch den Verkauf seiner Bücher reich geworden ist, wird er sich einen Porsche kaufen. Vielen Dank, dass Sie ihn bei seinem Vorhaben unterstützen!

Inhaltsverzeichnis

Ein Bär schreibt mit

Spanien im September

Polen im Mai

Westtürkei im Februar

Überraschung, wir fahren in die Teppichfabrik!

Wir besuchen die Lederfabrik!

Die Schmuckfabrik, Westtürkei – oder

Türkische Küche

Der Bär vom Wattenmeer

Dänemark im Sommer

Zurück am Wattenmeer

Haus und Gartenarbeit – ich halt mich da raus

Marokko im September

Ein Bär schreibt mit

Sie haben also dieses Buch gekauft. Oder blättern Sie erst mal nur drin rum? Mach ich auch immer. Ich lese die ersten drei Sätze eines Buches und entscheide dann, ob es mir gefällt.

Darf ich Sie mal was fragen? *Guckt plüschig* Was erwarten Sie von diesem Buch? Sie wissen schon, dass ich ein Plüschbär bin?

*Flüstert*: Anmerkung für meine Freunde, die mich schon länger kennen, lest weiter ab dem Kapitel, Spanien im September. Ich muss den neuen Lesern und Leserinnen erklären, worum es hier eigentlich geht.

Nun zurück zu Ihnen. Sie kaufen also ein Buch, das ein Plüschbär geschrieben hat. Bisschen merkwürdig oder? Vielleicht hat es Ihnen jemand empfohlen? Sagen Sie mir wer es war, den schreib ich mit auf meine Porsche-Mitfahr-Liste.1

Aber sonst is mit Ihnen alles in Ordnung? Lassen Sie das bloß nich Ihren Chef wissen, dass Sie Bücher von Plüschbären lesen.

In Buchhandlungen liegt mein Buch weder am Eingang kunstvoll auf Tischen gestapelt, noch steht es in Augenhöhe auf gut beleuchteten Regalen. Und im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung wurden meine Bücher auch noch nich rezensiert. Nur in der „Teddy & Co“ durfte ich mal meine Bücher vorstellen.

Aber möglicherweise haben Sie das Faltblatt mit meiner Autogrammkarte mitgenommen, die ich hier im Kurhaus an der Nordsee ausgelegt habe. Und haben gedacht, das is ja mal ein drolliger Kerl! Oder Sie kennen mich von Facebook und haben sich schon mal über meine Fotos gefreut. Ganz abgesehen von den klugen Sachen, die ich dort schreibe, oder »poste«, wie bär ja nun sagt.

Vielleicht haben Sie auch einen meiner Brüder bei sich zu Hause? Haben Sie gewusst, dass es kaum jemanden gibt, der nur einen Brumm-Bruder hat? Fast alle haben mindestens zwei, manche sogar bis zu dreißig Brumm-Brüder! Wovon einige der Brüder auch Schwestern sind, wurde mir gesagt. Ich weiß zwar nich, woran man das erkennt, Mama sagt, die Schwestern haben manchmal Kleider an. Aha. *Schreibt sich das auf.*

Wie auch immer, nun haben Sie ein Buch von mir in den Händen und ich bin ein winziges Stück weiter, auf dem Weg zu meinem Porsche. Was das mit dem Porsche auf sich hat, können Sie ja nich wissen, also erkläre ich es Ihnen kurz.

Liebe Freunde, die Ihr immer noch mitlest, ich hab doch gesagt, weiter hinten geht es für Euch weiter! Ich muss das mit dem Porsche den neuen Lesern und Leserinnen noch erklären.

*Setzt seine Erklärbär-Miene auf* Wenn ich eines Tages durch den Bücherverkauf sehr reich geworden bin, werde ich mir einen Porsche kaufen. Ein Porsche is ein sehr schickes Auto, das hervorragend zu mir passt. Also zu meinem Typ. Sagte ich schon, dass ich ein Rassebär bin? Ich durfte schon mal in einem Porsche sitzen, sogar auf dem Fahrersitz! „Aber nichts anfassen und nich fusseln, Bruci!“, haben die Besitzer gesagt.

Ein Porsche is furchtbar teuer und ich muss noch sehr viele Bücher verkaufen, bis ich überhaupt nur über die Farbe des Autos nachdenken darf, sagt Mama.

Meine lieben Freunde, und das sind alle Arten von Plüschtieren, von A wie Affe bis Z wie Zebra is alles dabei, wollen dann unbedingt mitfahren. Is klar, welches Plüschtier will das nich. Einmal auf der Beifahrerseite vorne im Porsche mitfahren, und nich hinten auf der Ablage vom Golf oder Fiesta oder was auch immer für einem Auto. Oder, was noch schlimmer is, an der Windschutzscheibe rumhängen. Ach übrigens - Sie? Sie haben doch sicher auch ein Plüschtier? Nich? Doch, doch, alle Menschen haben eins, seien Sie mal ehrlich. Denken Sie noch mal ganz genau nach. *Wartet*

Ja genau, der Bär, der Sie in Ihrer Kindheit in Gewitternächten getröstet hat, den meine ich. Und? Wo is er? Ach, vielleicht auf dem Dachboden, sagen Sie? Oder im Keller? In einer Umzugskiste, zusammen mit Ihrem alten Indianerkostüm? Furchtbar. Is das der Dank für alles was der kleine plüschige Kerl für Sie einmal bedeutet hat? Vielleicht hat er sich aber auch heimlich ein eigenes Profil bei Facebook eingerichtet. Vielleicht is er sogar mit mir befreundet? Sie ahnen nich, wieviele Plüschtiere auf Facebook ein geheimes Leben führen. *Kichert*

Wenn Sie das Buch durchgelesen haben, begeben Sie sich bitte sofort auf die Suche nach Ihrem plüschigen Begleiter aus Kindertagen. Und entschuldigen sich bei ihm! Und schönen Gruß von Bruci! Und auch wenn der Ihre vielleicht nich mehr ganz so gut riecht, abgewetzt oder verlottert aussieht, raus mit ihm aus dem Versteck! Versprochen? Bärenwort? Gut.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim Mitfahrwunsch meiner Freunde. Ich hab mir eine lange Liste gemacht, wer alles im Porsche mitfahren darf, wenn ich ihn denn habe. Das is die so genannte Porsche-Mitfahr-Liste. Die Liste is furchtbar lang, manchmal radiere ich auch drauf rum, wenn einer von meinen Plüschfreunden besonders viel Werbung für mich gemacht hat, dann schiebe ich ihn auf der Liste eine Stelle nach oben. Oder ich muss mal einen durchstreichen, weil er nich mehr zu meinen Freunden gehört, das passiert aber eher selten. Eigentlich nur dann, wenn einer böse Sachen über Andere schreibt, oder sich irgendwie im braunen Sumpf verirrt hat. Und mit braunem Sumpf meine ich nich das Wattenmeer.

Manchmal finde ich die Liste nich mehr wieder, weil ich sie irgendwo verkramt habe. Genau wie meinen Schal, mit dem Leopardenmuster. Aber das is eine andere Geschichte2. Ich schweife schon wieder ab.

Falls Sie einen meiner Brumm-Brüder bei sich beheimaten, wissen Sie vielleicht noch, dass wir von Tchibo seinerzeit ins Verkaufssortiment aufgenommen wurden. In einem großen Einkaufsmarkt hat meine Mama damals einen meiner Brüder entdeckt. Nein, falsch.

Bruno hat meine Mama entdeckt und sie so intensiv angesehen als sie an ihm vorbeigehen wollte, dass sie Bruno direkt aus dem Regal mit zur Kasse genommen hat. Auf dem Arm! Nich im Einkaufswagen! Obwohl sie eigentlich dachte, sie bräuchte keinen Plüschbären. Aber das is eine lange Geschichte, das lesen Sie am Besten in »Plüschseele und Drahtseilnerven« nach. Da steht auch alles über unsere Reise von der Fabrik in China nach Hamburg im Containerschiff drin.

Aber nun zu mir. Ich heiße eigentlich Bru-Ci. So hat mich meine chinesische Näherin damals genannt, ich war der erste Bär, den sie in der Fabrik genäht hat. Ich muss mir mal kurz die Augen klar wischen, die sind beschlagen, Moment. So, nun gehts wieder. *Putzt sich die Nase*

Richtig heiße ich Bruce Held, weil ich ein Held bin. Meistens. Manchmal. Aber schon ziemlich oft. Meine Freunde nennen mich Bruci. Und da Sie immer noch weiterlesen, sind Sie nun auch mein Freund und dürfen mich Bruci nennen, und das mit dem Siezen lasse ich nun auch. Einverstanden? Gut.

Warum ich ein Held bin?

*Guckt bescheiden* Das hat damals auf dem Containerschiff angefangen, als meine Brüder so ängstlich waren, wegen der Dunkelheit und dem ungewissen Ausgang unserer Reise. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon meine starken Drahtseilnerven drin und hab die Anderen immer beruhigt. So hat sich das dann langsam entwickelt, mit meinem Heldentum.

Im Jahr 2013 bin ich zehn geworden, und meine Brüder selbstverständlich auch. Wir sind sehr viele. Ich schätze ungefähr vierhundertdrölfundzwanzigbäroli­nen3.

Zu unserem 10. Geburtstag wurde eine wunderbare Geburtstagsfeier in Hamburg für uns veranstaltet. Meine Brüder und Schwestern sind nach Hamburg gekommen, manche sind sogar im Paket nach Hamburg geschickt worden! Das hätte ich mich niemals getraut, ganz alleine anzureisen.

Wir waren über 160 Bären und durften für ein Gruppenfoto auf der Treppe der altehrwürdigen Handelskammer in Hamburg sitzen.

Alle hatten so ein tolles Plastikschild mit ihrem Namen drauf angesteckt, damit wir bloß nich beim anschließenden Getümmel verwechselt würden. Sogar eine Hafenrundfahrt haben wir noch gemacht, da hab ich auch eins von diesen großen Containerschiffen gesehen, mit dem wir einst aus China gekommen sind. *Zittert posttraumatisch*

Organisiert wurde das von meinem lieben Bruder Emil S. Holst und von Schaf Paul Krüger4. War eine tolle Party! Danke Jungs, das habt ihr toll gemacht. *Sucht seine PML*

Ich beschreibe mich mal, damit ihr Euch vorstellen könnt, wie ich aussehe.