EIN KRIEGER VOM MARS - Edgar Rice Burroughs - E-Book

EIN KRIEGER VOM MARS E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Als Tan Hadron den Mars auf der Suche nach Sanoma Tora durchstreift, trifft er auf einige der wildesten Bestien von Barsoom: riesige, vielarmige, fleischfressende weiße Affen, gewaltige Spinnen und die wahnsinnigen Kannibalen von U-Gor. Außerdem begegnet er dem verrückten und von Rachegelüsten getriebenen Wissenschaftler Phor Tak... Der Roman Ein Krieger vom Mars erschien erstmals als 6teilige Serie von April bis September 1930 (unter dem Titel A Fighting Man Of Mars) im The Blue Book Magazine. Der Apex-Verlag veröffentlicht Ein Krieger vom Mars als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Gabriele C. Woiwode.

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EDGAR RICE BURROUGHS

 

Ein Krieger vom Mars

Siebter Band des MARS-Zyklus

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

EIN KRIEGER VOM MARS 

Vorwort 

Kapitel 1: Sanoma Tora  

Kapitel 2: Abgeschossen 

Kapitel 3: In die Enge getrieben  

Kapitel 4: Tavia  

Kapital 5: In den Kerkern  

Kapitel 6: Zum Sterben verurteilt  

Kapitel 7: The Death  

Kapitel 8: Die Spinne von Ghasta  

Kapitel 9: Phor Tak von Jhama 

Kapital 10: Der Fliegende Tod  

Kapitel 11: Lasst das Feuer brennen 

Kapitel 12: Der Mantel der Unsichtbarkeit 

Kapitel 13: Tul Axtars Frauen 

Kapitel 14: Die Kannibalen von U-Gor  

Kapitel 15: Die Schlacht von Jahar  

Kapitel 16: Verzweiflung 

Kapitel 17: Ich finde eine Prinzessin  

 

Das Buch

 

 

Als Tan Hadron den Mars auf der Suche nach Sanoma Tora durchstreift, trifft er auf einige der wildesten Bestien von Barsoom: riesige, vielarmige, fleischfressende weiße Affen, gewaltige Spinnen und die wahnsinnigen Kannibalen von U-Gor. Außerdem begegnet er dem verrückten und von Rachegelüsten getriebenen Wissenschaftler Phor Tak...

 

Der Roman Ein Krieger vom Mars erschien erstmals als 6teilige Serie von April bis September 1930 (unter dem Titel A Fighting Man Of Mars) im The Blue Book Magazine. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Ein Krieger vom Mars als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Gabriele C. Woiwode. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

EIN KRIEGER VOM MARS

 

  

 

 

 

 

 

 

  Vorwort

 

 

Jason Gridley aus Tarzana, dem Entdecker der Gridley-Welle, gebührt die Anerkennung für die Funkverbindung zwischen Pellucidar1 und der Außenwelt. 

Zu meinem Glück, und auch, weil ich sein volles Vertrauen genoss, hielt ich mich während der Zeit, als er seine Versuche vorantrieb, sehr oft in seinem Labor auf, so dass ich alles miterlebte. Während er darauf hoffte, die Verbindung mit Pellucidar herstellen zu können, bemühte er sich gleichzeitig um eine noch weit erstaunlichere Errungenschaft – er tastete das All nach Kontakten mit einem anderen Planeten ab und bestritt auch überhaupt nicht, dass das gegenwärtige Ziel seines Strebens die Funkverbindung mit dem Mars war.

Gridley hatte ein einfaches, automatisch funktionierendes Gerät gebaut, das in unregelmäßigen Abständen Signale sendete und alles aufzeichnete, was auch immer es während Gridleys Abwesenheit empfangen würde. Gefolgt von einer Pause von jeweils zehn Minuten sendeten die »Gridley-Wellen« fünf Minuten lang ein einfach kodiertes Signal hinaus in den Äther, das aus den beiden Buchstaben »J. G.« bestand. Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche, rasten diese stillen, unsichtbaren Boten hinaus bis in die entferntesten Winkel des endlosen Alls. 

Nachdem Jason Gridley Tarzana verlassen hatte, um sich auf seine Expedition nach Pellucidar einzuschiffen, fühlte ich mich durch die Verlockung der verführerischen Möglichkeiten seines Traumes unwiderstehlich zu seinem Labor hingezogen. Außerdem hatte ich ihm versprochen, von Zeit zu Zeit nachzusehen, ob das Gerät ordnungsgemäß funktionierte und die Aufzeichnungseinheit nach Hinweisen zu überprüfen, ob die Signale empfangen und beantwortet worden waren.

Durch meine enge Verbindung mit Gridley hatte ich mir umfangreiche Kenntnisse seines Gerätes und des Morse-Alphabetes aneignen können, so dass ich beides einigermaßen schnell und sicher beherrschte.

Viele Monate vergingen und der Staub hatte sich dick auf alle Gegenstände gelegt. Nur die beweglichen Teile des Gerätes von Gridley und das weiße Band des Lochstreifens, das ein möglicherweise empfangenes Antwortsignal aufzeichnen würde, hatten ihre jungfräuliche Sauberkeit behalten. Dann verließ auch ich Tarzana für einen kurzen Aufenthalt in Arizona.

Ich war etwa zehn Tage lang fort gewesen; nach meiner Rückkehr, überprüfte ich als Erstes das Labor von Gridley und die Instrumente, die er meiner Obhut überlassen hatte. Als ich den vertrauten Raum betrat und das Licht anmachte, geschah dies in der Erwartung, dieselbe stille Ereignislosigkeit vorzufinden, an die ich mich mittlerweile schon gewöhnt hatte.  

Es war tatsächlich nicht so, dass ich jemals großartige Hoffnungen in meiner Brust genährt hatte - und auch Gridley selbst war nie sonderlich optimistisch gewesen. Es war lediglich ein Experiment für ihn, das er wert fand, durchgeführt zu werden. Für mich hatte es den gleichen Stellenwert, für das ich ihm ein wenig Hilfe leistete.

Mich überkam daher eine Form der Verblüffung mit dem Ausmaß eines ausgeprägten Schocks, als ich die vertrauten Zeichen des Codes aus Punkten und Strichen auf dem Lochstreifen sah.

Mir war natürlich bewusst, dass ein anderer Forscher die Entdeckung der Gridley-Welle von Jason kopiert haben und die Nachricht daher auch von einem Ort auf der Erde kommen könnte. Und, es könnte natürlich auch eine Nachricht aus Pellucidar von Jason selbst sein. Aber als ich die Nachricht entziffert hatte, waren sämtliche Zweifel ausgeräumt.

Sie war von Ulysses Paxton, einem früheren Captain der U.S. Infanterie, der auf wundersame Weise von seinem Schlachtfeld in Frankreich direkt zum großen Roten Planeten transportiert worden war. Dort war er die rechte Hand von Ras Thavas geworden, dem Genie des Mars und später auch der Ehemann von Valla Dia, der Tochter von Kor San, Jeddak von Duhor2.  

Die Nachricht besagte, dass man seit Monaten seltsame Signale in Helium empfangen hatte. Aber obwohl man sie nicht hatte entziffern können, hatte man begriffen, dass sie vom Jasoom kommen mussten – der Name, mit dem man den Planeten Erde auf dem Mars bezeichnet.

Da John Carter sich gerade außerhalb von Helium befand, war ein schneller Flieger nach Duhor geschickt worden, um Paxton die dringende Bitte zu übermitteln, unverzüglich in die Zwillingsstädte zu kommen. Er sollte versuchen, herauszufinden, ob diese Signale tatsächlich vom Planeten seiner Geburt kämen.

Nach seiner Ankunft in Helium erkannte Paxton die Morse-Signale sofort. Die Wissenschaftler des Mars hatten keinerlei Zweifel, dass damit endlich ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur Kommunikation zwischen dem Jasoom und dem Barsoom gelungen war. Wiederholte Versuche, Antwortsignale zur Erde zu übermitteln erwiesen sich als erfolglos. Dann begannen die besten Köpfe Heliums damit, die Gridley-Welle erst zu analysieren und danach zu reproduzieren.

Schließlich glaubten sie, es endlich geschafft zu haben; Paxton übermittelte seine Nachricht, dann warteten sie ungeduldig auf Antwort.

Seitdem stehe ich in ständiger Verbindung mit dem Mars, aber aus Loyalität gegenüber Jason Gridley, dem alle Anerkennung und Ehre gebührt, habe ich das nie offiziell verlauten lassen. Ich werde auch keine relevanten Informationen hierzu herausgeben, sondern es ihm nach seiner Rückkehr in die Außenwelt selbst überlassen.

Aber ich denke nicht, dass ich sein Vertrauen missbrauche, wenn ich Ihnen die spannende Geschichte von Hadron von Hastor erzähle, die Paxton mir kurz darauf während einer Nacht erzählte.

Ich hoffe, sie gefällt Ihnen ebenso wie sie mir.

 

*

 

Aber bevor ich mit der Geschichte beginne, könnte eine kurze Beschreibung der wesentlichen Rassen des Mars und deren politische und militärische Organisation sowie ein paar ihrer Bräuche für viele meiner Leser durchaus interessant sein.

Die vorherrschende Rasse, in deren Händen der Fortschritt und die Zivilisation, und sogar das nackte Überleben auf dem Mars, liegen, unterscheidet sich in der äußerlichen Erscheinung nur wenig von uns. Die Tatsache, dass ihre Haut aus einem leicht rötlichen Kupferton besteht, und dass sie eierlegend sind, stellen die beiden größten Unterschiede zum angelsächsischen Standard dar.

Ach nein, es gibt noch einen – ihre Langlebigkeit. Die natürliche Lebenszeit eines Marsianers beträgt eintausend Jahre, wenn auch wegen der vielen Kriegshandlungen und dem Vorherrschen von Mord in der Gesellschaft nur wenige ihre zu erwartende Lebenszeit erleben.

In unzähligen Zeitaltern hat sich ihre allgemeine politische Organisation nur wenig verändert, denn die wesentlichen Einheiten sind noch immer die Stämme. An deren Spitze steht ein Häuptling oder Jeddak, was unserem König entspricht. Einen Prinzen kennt man als niederen Jed, während ein Häuptling, also der Anführer eines zusammengehörenden Stammes, ein Jeddak und dessen Gefährtin eine Jeddara ist.

Die Mehrheit der roten Marsianer lebt in ummauerten Städten, obwohl es auch viele gibt, die in isolierten Farmhäusern leben, die ebenfalls von Mauern umgeben sind und gut verteidigt werden. Sie liegen entlang der gut bewässerten Landstreifen, die wir auf der Erde als Mars-Kanäle kennen.

Tief im Süden, in der südlichen Polarregion, lebt eine Rasse gut aussehender und hoch intelligenter schwarzer Mars-Menschen. Dort gibt es auch die letzten Überlebenden einer weißen Rasse. Die nördlichen Polarregionen hingegen werden von einer Rasse gelber Mars-Menschen bevölkert.

Zwischen den beiden Polen und über das ganze Land und die Weiten des toten Meeresbodens verteilt, leben die gefürchteten grünen Horden des Mars; häufig leben sie auch in den zerstörten Städten aus anderen Zeiten. Diese furchtbaren grünen Krieger des Barsoom sind die Erbfeinde sämtlicher anderer Rassen dieses kriegerischen Planeten.

Die grünen Mars-Menschen sind von beeindruckender Größe und darüber hinaus mit zwei Beinen und vier Armen ausgestattet: sie haben zwei Zwischengliedmaßen, die sowohl als Arme als auch Beine genutzt werden können. Ihre Augen sitzen kurz über der Mitte des Kopfes und ganz außen; sie stehen so weit heraus, dass sie unabhängig voneinander sowohl nach vorne als auch nach hinten gedreht werden können. So können diese erstaunlichen Geschöpfe in jede Richtung oder auch in zwei Richtungen gleichzeitig sehen, ohne ihren Kopf bewegen zu müssen.

Ihre Ohren, die oberhalb der Augen eng zusammenstehen, sind kleine tassenförmige Antennen und wachsen mehrere Inch aus dem Kopf heraus. Ihre Nasen bestehen lediglich aus länglichen Schlitzen in der Mitte ihres Gesichts, direkt zwischen ihren Mündern und Ohren.

Sie haben keinerlei Haare auf ihren Körpern, deren Haut in der Kindheit einen sehr hellen, gelb-grünen Farbton hat und sich beim Erwachsenen in ein olivgrün wandelt; die männlichen Erwachsenen haben dabei einen wesentlich dunkleren Farbton als die weiblichen.

Die Iris ihrer Augen ist blutrot, so wie die eines Albinos, während die Pupille dunkel und der Augapfel selbst sehr weiß ist – genauso wie die Zähne, die den aggressiven Eindruck des ohnehin schon furchterregenden Äußeren dadurch noch zusätzlich verstärken.

Die unteren Stoßzähne sind nach oben gebogen und enden in scharfen Spitzen, die ungefähr dort enden, wo bei Erdenmenschen die Augen sind. Das Weiß der Zähne ist nicht so wie das Elfenbein der Elefanten, sondern wie das schneeweiße, hochglänzende Weiß von Porzellan. Diese Zähne stellen eine einzigartige Waffe dar und zeichnen sich markant gegen den Olivton ihrer Haut ab.

Die grünen Mars-Menschen sind eine grausame und sehr wortkarge Rasse, der jegliches Gefühl für Liebe, Mitgefühl und Mitleid fehlt. Sie sind eine reitende Rasse und gehen, außer dem Herumlaufen in ihren Lagern, niemals zu Fuß. Ihre Reittiere, die Thoat, sind riesige wilde Tiere, deren Proportionen mit denen ihrer riesigen Besitzer harmonieren. Thoat haben acht Beine und breite, flache Schwänze, die sich zur Schwanzwurzel hin verjüngen und während des Rennens gerade abstehen. Sie haben riesige Mäuler, die ihre Köpfe von der Schnauze fast bis nach hinten zum massigen Hals spalten.

So wie ihre Besitzer auch, sind Thoat völlig haarlos; ihre Haut ist von einer dunklen, schiefergrauen Farbe und sehr glatt und glänzend, nur der Bauch ist weiß, und die Farbe der Beine geht vom Schiefergrau der Schultern und Hüften in ein leuchtendes Gelb an den Füßen über. Ihre Füße haben dicke Ballen und sind krallenlos.

Ebenso wie die roten Mars-Menschen werden auch die grünen Horden von Jeds und Jeddaks regiert, aber ihre militärische Organisation weist im Detail nicht die gleiche Perfektion auf, wie die der roten Mars-Menschen.

Die militärischen Streitkräfte der roten Mars-Menschen sind hochgradig durchorganisiert, wobei die Marine die Hauptstreitkraft darstellt – eine riesige Luftstreitkraft aus Kriegsschiffen, Kreuzern und unzähligen, kleineren Schiffe bis hinunter zu Ein-Mann-Spähern.

Die nächstgrößere Streitkraft ist die der Infanterie, während die Kavallerie, die auf einer Rasse kleinerer Thoat reitet, vor allem dafür eingesetzt wird, in den großen Straßen der Städte und in den ländlichen Regionen zu patrouillieren, die an die Bewässerungssysteme grenzen.

Die grundsätzliche, wenn auch nicht die kleinste Basiseinheit eines militärischen Verbandes ist die Utan; sie hat eine Stärke von einhundert Mann und wird von einem Dwar befehligt, dem jeweils mehrere Padwar, also Junior-Lieutenants zur Seite stehen. Ein Odwar befehligt eine Umak, eine Einheit von zehntausend Mann, direkt darüber steht der Jedwar, der nur noch dem Jed oder König untersteht.

Wissenschaften, Literatur, Kunst und Architektur sind auf dem Mars zum Teil weiter entwickelt als auf der Erde – was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass das vorherrschende Element des Lebens auf dem Barsoom der ständige Kampf ums Überleben ist. Die roten Menschen auf dem Mars führen nicht nur einen ständigen Kampf gegen die Natur, die ihre ohnehin schon knappe Atmosphäre immer weiter verringert, sie sind auch zeitlebens mit der bitteren Notwendigkeit konfrontiert, sich gegen feindliche Nationen ihrer eigenen Rasse und gegen die großen Horden der umherziehenden grünen Krieger der toten Meeresböden verteidigen zu müssen. Zudem gibt es unzählige berufsmäßige Mörder innerhalb der Mauern ihrer eigenen Städte, deren Beruf allgemein so anerkannt ist, das sie sich an einigen Orten sogar in eigenen Zünften organisiert haben.

Aber trotz all dieser düsteren Umstände, mit denen sie zu kämpfen haben, sind die roten Marsianer ein glückliches und soziales Volk. Sie haben ihre Spiele, ihre Tänze und Lieder, und das soziale Leben einer großen Hauptstadt auf dem Barsoom ist so fröhlich und unbeschwert wie jedes andere in den reichen Hauptstädten auf der Erde.

Dass sie ein mutiges, edles und großzügiges Volk sind, lässt sich auch an der Tatsache ersehen, dass weder John Carter noch Ulysses Paxton jemals wieder auf die Erde zurückkehren würden, wenn sie es könnten.

Aber nun zurück zu der Geschichte, die ich von Paxton über dreiundvierzig Millionen Meilen hinweg aus dem All bekommen habe.

 

Edgar Rice Burroughs

Tarzana

 

 

 

 

  Kapitel 1:Sanoma Tora

 

 

Dies ist die Geschichte von Hadron von Hastor, dem Krieger vom Mars, wie sie von ihm selbst an Ulysses Paxton berichtet wurde.

Ich bin Tan Hadron von Hastor; mein Vater ist Had Urtur, Odwar3 der 1. Umak der Truppen von Hastor. Er befehligt das größte Kriegsschiff, das Hastor jemals zur Marine von Helium beigesteuert hat. Es fasst die gesamten zehntausend Mann der I. Umak, zusammen mit weiteren fünfhundert kleineren Kampfschiffen und der gesamten Kriegsausrüstung. Meine Mutter ist eine Prinzessin von Gathol.  

Außer an Ehren verfügen wir als Familie über keinerlei Reichtümer, aber da mir ehrenvolle Auszeichnungen stets sehr viel mehr bedeutet haben als sämtliche weltlichen Besitztümer, habe ich den Beruf meines Vaters ergriffen und auf eine einträglichere Laufbahn verzichtet. Im Lauf der Zeit steckte ich meine Ziele immer höher, und so ging ich eines Tages in die Hauptstadt des Königreichs Helium und trat in den Dienst der Truppen von Tardos Mors, Jeddak von Helium, ein, um dem großen John Carter, Kriegsherr des Mars, näher sein zu können.

Mein Leben in Helium und meine Karriere in der Armee waren so wie das Tausender anderer junger Männer auch. Ich durchlebte die Tage meiner Ausbildung ohne nennenswerte Leistungen, in denen ich meine Kameraden weder überflügelte, noch ihnen hinterherhinkte und wurde zu gegebener Zeit zum Padwar4 in der 91. Umak ernannt und der 5. Utan der 11. Dar5 zugeteilt.  

Durch die adlige Linie meines Vaters und das Erbe des königlichen Blutes meiner Mutter standen mir die Türen der Paläste in den Zwillingsstädten von Helium stets offen und ich genoss das bunte Leben in der Hauptstadt. So kam es auch, dass ich Sanoma Tora traf, Tochter von Tor Hatan, Odwar in der 91. Umak.

Tor Hatan gehört zwar nur dem niederen Adel an, ist aber unfassbar reich. Seinen Reichtum hat er sich durch das Plündern zahlreicher Städte erschaffen, deren Erlöse er in den Erwerb von Farmland und Minen investiert hat. Da in der Hauptstadt von Helium Reichtum sehr viel mehr zählt als hier in Hastor, ist Tor Hatan ein äußerst einflussreicher Mann, dessen Verbindungen sogar bis zum Thron des Jeddak reichen.

Niemals werde ich den Moment vergessen, an dem ich Sanoma Tora zum ersten Mal gesehen habe.

Es war bei einem der großen Feste im Marmorpalast des Großen Kriegsherrn. Obwohl die schönsten Frauen dort versammelt waren, erregte die Schönheit von Sanoma Tora selbst in Anwesenheit der strahlenden Schönheiten von Dejah Thoris, Tara von Helium und Thuvia von Ptarth, große Aufmerksamkeit. Ich will natürlich nicht behaupten, dass ihre Schönheit größer gewesen wäre als die der anerkannten Königinnen barsoomischen Liebreizes, denn mir ist durchaus bewusst, dass mein Urteilsvermögen durch meine eigene Bewunderung für Sanoma Tora gefärbt war, aber ihr bezaubernder Anblick ist auch anderen aufgefallen. Ihre Schönheit unterscheidet sich von der von Dejah Thoris genauso, wie sich die unberührte Schönheit einer Polarlandschaft von einer Szene in den Tropen und der Anblick eines weißen Palastes im Mondlicht von der Schönheit seiner Gärten zur Mittagszeit unterscheiden.

Als ich ihr vorgestellt wurde, um ihr den Hof machen zu können, musterte sie sofort die Abzeichen auf meiner Rüstung. Daraus konnte sie ersehen, dass ich nur ein Padwar war, würdigte mich keines weiteren Wortes und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Dwar zu, mit dem sie sich unterhalten hatte.

Ich muss zugeben, dass ich schon etwas pikiert war, und tatsächlich war es auch ein ziemlich unverschämtes Verhalten mir gegenüber – was mich aber nur noch mehr darin bestärkte, sie für mich gewinnen zu wollen, denn es waren stets die schwer erreichbaren Ziele gewesen, die mich am meisten herausforderten.

So kam es, dass ich mich in Sanoma Tora verliebte, die Tochter des Kommandanten derselben Umak, der auch ich zugeteilt worden war.

Lange Zeit fand ich es schwierig, mein Ziel auch nur annähernd weiter verfolgen zu können; tatsächlich gelang es mir mehrere Monate lang nicht einmal, Sanoma Tora nur zu Gesicht zu bekommen. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass ich genauso arm war wie mein Rang niedrig, war es für mich völlig unmöglich geworden, eine Einladung in ihr Haus zu bekommen. Und auch der Zufall wollte es lange Zeit nicht, dass ich sie andernorts getroffen hätte. Aber je unerreichbarer sie für mich wurde, desto mehr sehnte ich mich nach ihr – bis ich schließlich jeden wachen Moment meiner Zeit, die nicht der Erfüllung meiner militärischen Aufgaben gewidmet war, damit verbrachte, immer neue und zunehmend tollkühnere Ideen zu entwickeln, wie ich sie besitzen könnte.

Ich hatte sogar über die verrückte Idee nachgedacht, sie zu entführen und ich glaube, ich wäre am Ende sogar tatsächlich so weit gegangen, wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte, sie sehen zu können. Aber etwa zu dieser Zeit, erbarmte sich meiner ein Kamerad aus der 91., ein Dwar, welcher derselben Utan wie ich zugeteilt war. Er verschaffte mir eine Einladung zu einem Fest im Palast von Tor Hatan.

Mein Gastgeber, der gleichzeitig auch mein Kommando-Offizier war, hatte mich bis zu diesem Abend noch nie wirklich wahrgenommen und so war ich über die warme Herzlichkeit, mit der er mich begrüßte, sehr verwundert.

»Du musst uns öfter besuchen, Hadron von Hastor«, hatte er gesagt. »Ich beobachte dich schon seit längerem, und ich sage dir voraus, dass du es im Militärdienst des Jeddak noch weit bringen wirst.« 

Als er behauptete, er hätte mich beobachtet, wusste ich, dass er log. Denn Tor Hatan war für die lasche Erfüllung seiner Pflichten als Kommando-Offizier bekannt, die stattdessen allesamt vom Ober-Teedwar6 seiner Umak übernommen wurden. Obwohl ich mir den Grund für sein plötzliches Interesse an mir absolut nicht erklären konnte, empfand ich es dennoch als sehr angenehm, denn immerhin brachte es mich in meinen Bemühungen um das Herz und die Hand von Sanoma Tora weiter.  

Sanoma Tora selbst war nur unwesentlich freundlicher als bei unserem ersten Zusammentreffen, und widmete Sil Vagis deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Wenn es einen Mann in Helium gibt, den ich ganz besonders verabscheue, dann ist es Sil Vagis: ein widerlicher kleiner Angeber, der mit dem Titel eines Teedwar herumläuft. Obwohl es mir nie gelungen ist, einen Beweis dafür zu erbringen, so bin ich dennoch davon überzeugt, dass er nur aufgrund des Reichtums seines Vaters zur Mannschaft von Tor Hatan gehört und in Wahrheit gar keine Truppen befehligt.

In Friedenszeiten können wir derartige Kreaturen einigermaßen ertragen, aber wenn Krieg herrscht und die großen Kriegsherren das Kommando übernehmen, ist es der Rang eines Kriegers, der zählt und nicht sein Reichtum. Aber egal – während mir also Sil Vagis den Abend verdarb, so wie er auch vielen anderen künftig ebenfalls so einiges verderben würde, verließ ich den Palast von Tor Hatan nichtsdestotrotz mit einem Gefühl, das fast schon an Jubel grenzte – hatte ich doch die Erlaubnis von Sanoma Tora, sie bei sich zuhause wiedersehen zu dürfen, sobald meine Pflichten es zulassen würden, ihr meinen Respekt erweisen zu können.

Auf dem Weg zurück in mein Quartier wurde ich von meinem Freund, dem Dwar begleitet, und als ich ihm von meinem herzlichen Empfang durch Tor Hatan erzählte, lachte er.

»Du findest das amüsant?«, fragte ich. »Warum?« 

»Wie du weißt«, antwortete er, »ist Tor Hatan sehr reich und mächtig. Und dennoch ist es äußerst selten, dass er an einen der vier Orte gebeten wird, an denen die ehrgeizigen Männer von Helium am liebsten gesehen werden – wie dir vielleicht schon einmal aufgefallen ist.« 

»Du meinst die Paläste des Kriegsherrn, des Jeddak, des Jed und den von Carthoris7?«, fragte ich nach. 

»Natürlich«, erwiderte er. »Welch anderen Orte hätten einen so großen Stellenwert wie diese? Man sagt ohnehin«, fuhr er fort, »dass Tor Hatan nur von niederem Adel ist, aber insgeheim frage ich mich, ob in seinen Adern überhaupt ein Tropfen adligen Blutes fließt. Eine der Tatsachen, auf denen meine Vermutung basiert, ist sein kriecherisches und unterwürfiges Verhalten gegenüber allem, was mit dem Hof zu tun hat: Er würde seine fette Seele dafür geben, von einem dieser vier als Vertrauter angesehen zu werden.« 

»Aber was hat das mit mir zu tun?«, wollte ich wissen. 

»Eine ganze Menge«, antwortete er. »Immerhin wurdest du deshalb heute Abend auch in seinen Palast eingeladen.« 

»Ich verstehe nicht«, sagte ich. 

»An dem Tag, an dem du deine Einladung erhalten hast, hatte ich mich am Morgen zufällig ein wenig mit Tor Hatan unterhalten und dich dabei im Lauf des Gespräches erwähnt. Er hatte noch nie von dir gehört, und als Padwar der 5. Utan hast du ihn auch nicht im Geringsten interessiert. Als ich ihm aber sagte, dass deine Mutter eine Prinzessin von Gathol gewesen ist, fing er an, die Ohren zu spitzen. Und als er dann noch erfuhr, dass du in den Palästen der vier Halbgötter von Helium als Freund und Gleichgesinnter empfangen wirst, war er regelrecht begeistert von dir.  

Verstehst du nun?«, schloss er mit einem kurzen Lachen. 

»Absolut!«, erwiderte ich. »Ich danke dir trotzdem.  

Alles was ich wollte, war eine Gelegenheit, und insofern war ich auch bereit, sie notfalls auf illegitime Weise zu erlangen. Deshalb will ich bei der Wahl der Mittel nicht kleinlich sein, die notwendig waren, um sie zu bekommen, egal wie sehr oder wenig sie mir gefallen mögen.« 

Monatelang ging ich zum Palast von Tor Hatan, und da ich von Natur aus sehr gesellig bin und die staatlichen Tänze und Spiele des Barsoom beherrsche, war ich durchaus kein unwillkommener Besucher. Außerdem machte ich es mir zu Gewohnheit, Sanoma Tora in den ein oder anderen der vier großen Paläste von Helium mitzunehmen. Aufgrund der Blutsverwandtschaft, die mich über meine Mutter mit Gahan von Gathol verband, der mit Tara von Helium verheiratet ist, war ich dort stets willkommen.

So war ich mit dem Vorankommen meiner Absichten zwar durchaus zufrieden, aber meine Fortschritte konnten mit meiner rasenden Leidenschaft für Sanoma Tora nicht Schritt halten. Es war das erste Mal, dass ich mich verliebt hatte und ich glaubte, sterben zu müssen, wenn ich sie nicht bald besitzen konnte.

Und so ging ich eines Nachts zum Palast ihres Vaters: Einerseits, wie so viele Liebende, felsenfest davon überzeugt, dass ich nur ein unwürdiger Wurm sei und sie mich verständlicherweise nur verschmähen konnte, andererseits fest entschlossen, mich ihr zu erklären und nicht eher zu gehen, bevor ich ihr nicht mein Herz und mein Schwert zu Füßen gelegt hätte. Dadurch würde ich offiziell als Verehrer gelten, was größere Freiheiten bedeutet, auch dann, wenn man nicht unbedingt der bevorzugte Verehrer ist.

Es war eine dieser wundervollen Nächte, die den alten Barsoom in eine Welt voller Zauber verwandeln. Thuria und Cluros8 rasten über den Himmel und warfen ihr sanftes Licht über den Garten von Tor Hatans Palast. Das Licht tauchte den leuchtend scharlachroten Rasen in ein tiefes Violett und verlieh den herrlichen Blüten der Pimalia9 und der Sorapus-Bäume seltsame Farbschimmer, während die gewundenen Pfade, die mit Kies aus Halbedelsteinen bedeckt waren, tausende funkelnder Strahlen aus stetig wechselnden Farben zurück in die Nacht schossen und um die Füße einer Marmorstatue tanzten. 

In einer der weitläufigen Hallen, von denen aus man den ganzen Garten überblicken kann, saßen ein junger Mann und ein junges Mädchen auf einer massiven Bank aus kostbarem Sorapus-Holz. Ihre reichen Verzierungen waren von einem Meister der Schnitzkunst so komplex und perfekt gefertigt worden, dass sie selbst die Hallen des großen Jeddak mit ihrer Pracht geehrt hätten. Auf dem ledernen Harnisch des jungen Mannes waren die Insignien seines Ranges und seiner Einheit – ein Padwar der 91. Umak. Der junge Mann war ich, Hadron von Hastor. Und bei mir war Sanoma Tora, Tochter von Tor Hatan.

Ich war mit dem festen Entschluss gekommen, mein Anliegen mutig vorzutragen, aber plötzlich wurde ich mir wieder meiner Wertlosigkeit bewusst. Was hätte ich dieser schönen Tochter des reichen Tor Hatan schon zu bieten? Ich war nichts weiter als ein Padwar, und ein armer noch dazu.

Sicher, in meinen Adern fließt das königliche Blut von Gathol, und das hatte bei Tor Hatan auch einiges an Gewicht, wie ich wusste. Aber Prahlen ist mir nicht gegeben, und so wäre es mir unmöglich gewesen, Sanoma Tora an die Vorteile einer solchen Abstammung zu erinnern - selbst dann nicht, wenn ich sicher gewusst hätte, dass es sie beeindruckt hätte. Daher hatte ich ihr außer meiner großen Liebe nichts zu bieten, auch wenn das vielleicht das größte Geschenk ist, das es zwischen Mann und Frau gibt.

In letzter Zeit hatte ich beinahe geglaubt, dass Sanoma Tora mich auch lieben könnte, denn sie hatte bei mehreren Gelegenheiten nach mir schicken lassen. Und obwohl sie jedes Mal vorgeschlagen hatte, dass wir zum Palast von Tara von Helium gehen sollten, war ich eitel genug gewesen, zu hoffen, dass dies nicht ihr einziger Grund gewesen war, sich mit mir zu treffen.

»Du bist heute Abend sehr langweilig, Hadron von Hastor«, sagte sie nach einem besonders langen Schweigen, während dem ich mich bemüht hatte, meinen Antrag in überzeugende und charmante Sätze zu formulieren. 

»Vielleicht«, antwortete ich, »weil ich versuche, die Worte zu finden, in die ich meinen spannendsten Gedanken kleiden könnte, den ich jemals hatte.« 

»Und welcher wäre das?«, wollte sie höflich, wenn auch ohne großes Interesse wissen. 

»Ich liebe dich, Sanoma Tora«, platzte ich unbeholfen heraus.  

Sie lachte, und es klang wie das Klirren von Silber auf Kristallglas – schön, aber sehr kalt.

»Das ist schon eine ganze Weile offensichtlich gewesen«, sagte sie, »aber warum darüber reden?«

»Warum nicht?«, fragte ich zurück.

»Weil, selbst wenn ich deine Liebe erwidern würde, ich nicht für dich gemacht bin, Hadron von Hastor«, erwiderte sie kalt.

»Du kannst mich also nicht lieben, Sanoma Tora?«, fragte ich.

»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete sie.

»Du könntest mich lieben?«

»Ich könnte es – wenn ich mir selbst so viel Schwäche erlauben würde«, sagte sie. »Aber was ist schon Liebe?«

»Liebe ist alles«, sagte ich ihr.

Sanoma Tora lachte.

»Wenn du glaubst, dass ich mein Leben aus Liebe mit einem mickrigen Padwar verbringen würde, dann täuschst du dich«, sagte sie hochmütig. »Ich bin die Tochter von Tor Hatan, dessen Reichtum und Macht nur wenig geringer sind als die der königlichen Familien von Helium. Ich habe Verehrer, deren Reichtum so groß ist, dass sie dich tausende Male einfach kaufen könnten.

Seit einem guten Jahr wartet ein Gesandter von Tul Axtar, Jeddak von Jahar, auf ein Wort meines Vaters; er hatte mich gesehen und versprochen, dass er zurückkommen würde. Und du würdest mich wohl kaum aus Liebe darum bitten, die Frau eines armen Padwar zu werden, wenn ich eines Tages auch Jeddara von Jahar werden kann.«

Ich stand auf.

»Vielleicht hast du recht«, sagte ich. »Du bist so wunderschön, dass es nicht gut möglich ist, dass du dich irren könntest. Aber tief in meinen Herzen bin ich davon überzeugt, dass glücklich zu sein der größte Schatz und die Liebe die größte Macht ist, die man besitzen kann. Ohne sie, Sanoma Tora, ist auch eine Jeddara wahrhaftig arm.«

»Ich werde meine Chancen nutzen«, erwiderte sie.

»Ich hoffe, dass der Jeddak von Jahr nicht auch so schmierig ist, wie sein Gesandter«, bemerkte ich reichlich gereizt.

»Selbst wenn er ein leibhaftiges Fass voll Fett wäre, wäre es mir gleichgültig, denn er wird mich zu seiner Jeddara machen«, antwortete Sanoma Tora.

»Dann gibt es also keine Hoffnung für mich?«, fragte ich.

»Nicht, solange du so wenig zu bieten hast, Padwar«, antwortete sie.

Dann kam ein Sklave, um Sil Vagis anzukündigen, und so ging ich.

Noch nie zuvor hatte mich ein so tiefes Gefühl der Niedergeschlagenheit ereilt. Was mich aber auf meinem traurigen Weg zurück in mein Quartier am meisten bestürzte, war die Tatsache, dass ich selbst angesichts der Aussichtslosigkeit jedweder Hoffnung, meine Entschlossenheit, sie für mich gewinnen zu können, noch längst nicht aufgegeben hatte. Wenn Reichtum und Macht ihr Preis waren, dann würde ich Reichtum und Macht erreichen müssen - mir war nur nicht ganz klar, wie ich das erreichen können sollte. Aber ich war jung, und für junge Menschen scheint alles möglich zu sein.

Ohne Schlaf finden zu können, hatte ich mich lange Zeit auf meinen Schlafseiden und Fellen hin und her geworfen, als ein Offizier der Garde plötzlich in mein Quartier stürmte.

»Hadron!«, schrie er. »Bist du hier?«

»Ja!«, antwortete ich.

»Gepriesen seih die Asche meiner Ahnen!«, rief er aus. »Ich fürchtete schon, du könntest nicht hier sein.«

»Warum sollte ich nicht hier sein?«, wunderte ich mich. »Was soll das alles?«

»Tor Hatan, dieser geldgeile Sack, ist völlig verrückt geworden«, rief er.

»Tor Hatan ist verrückt geworden? Was meinst du damit? Was hat das mit mir zu tun?« 

»Er schwört, dass du seine Tochter entführt hast!« 

Im gleichen Moment war ich aufgesprungen.

»Sanoma Tora ist entführt worden?«, rief ich. »Ist ihr etwas geschehen? Schnell, sag es mir!« 

»Ja genau, sie ist weg«, sagte mein Informant. »Und einiges daran ist wirklich äußerst mysteriös.« 

Aber ich wartete nicht auf weitere Einzelheiten.

Ich griff nach meinem Harnisch, legte ihn an und rannte die Wendeltreppe hinauf zum Hangar auf dem Dach der Kasernen. Ich hatte weder die Berechtigung, noch eine Erlaubnis dazu, einen Flieger zu nehmen, aber was bedeutete mir das schon, wenn Sanoma Tora in Gefahr war?

Die Wachen am Hangar versuchten, mich aufzuhalten und zu befragen; ich erinnere mich nicht mehr daran, was ich ihnen gesagt hatte, aber ich muss sie wohl belogen haben, denn sie ließen mich, einen schnellen Ein-Mann-Flieger holen und einen Augenblick später raste ich durch die Nacht in Richtung des Palastes von Tor Hatan.

Da er nur wenig mehr als zwei Haad10 von den Kasernen entfernt liegt, war ich kurz darauf schon dort. Als ich im jetzt hell erleuchteten Garten landete, sah ich eine Reihe von Menschen, die sich dort versammelt hatten – darunter auch Sil Vagis und Tor Hatan, der wütend auf mich zu gerannt kam, nachdem ich vom Deck des Fliegers gesprungen war. 

»Da bist du also!«, rief er. »Was hast du zu deinen Gunsten vorzubringen? Wo ist meine Tochter?« 

»Ich bin gekommen, um dich genau das zu fragen, Tor Hatan«, erwiderte ich. 

»Du bist der Grund dafür!«, schrie er. »Du hast sie entführt. Sie hat Sil Vagis erzählt, dass du heute Nacht ihre Hand zur Hochzeit gefordert hast, und dass sie es dir verweigert hat.« 

»Ich habe sie um ihre Hand gebeten«, sagte ich, »und sie hat sie mir verweigert. Das stimmt soweit. Aber wenn sie tatsächlich entführt wurde, im Namen deiner ersten Ahnen, dann verliere keine Zeit damit, mich mit diesem teuflischen Anschlag in Verbindung zu bringen. Ich habe nichts damit zu tun. Wie ist das passiert? Wer war bei ihr?« 

»Sil Vagis war bei ihr. Sie waren im Garten spazieren«, antwortete Tor Hatan.

»Du hast gesehen, wie sie entführt wurde, und jetzt stehst du hier, lebend und völlig unverletzt?«, wollte ich von Sil Vagis wissen.

Er begann zu stammeln.

»Es waren so viele«, sagte er. »Sie haben mich überwältigt.«

»Du hast sie gesehen?«, fragte ich weiter.

»Ja.«

»War ich dabei?«, hakte ich nach.

»Es war dunkel. Ich konnte niemanden erkennen, vielleicht waren sie auch maskiert.«

»Sie haben dich überwältigt?«, fragte ich ihn.

»Ja«, sagte er.

»Du lügst!«, rief ich. »Hätten sie Hand an dich gelegt, hätten sie dich getötet. Du bist weggerannt und hast dich versteckt und hast nichts unternommen, um das Mädchen zu verteidigen.«

»Das ist nicht wahr!«, jammerte Sil Vagis. »Ich habe mit ihnen gekämpft, aber sie haben mich überwältigt.«

Ich wandte mich an Tor Hatan.

»Wir verschwenden nur Zeit«, sagte ich. »Gibt es niemanden, der uns einen Hinweis darauf geben kann, wer diese Männer waren und in welche Richtung sie geflüchtet sind? Wie und woher kamen sie? Wie und wohin sind sie abgerückt?«

»Er versucht nur abzulenken, Tor Hatan«, sagte Sil Vagis. »Wer außer einem beleidigten Verehrer sollte es gewesen sein? Was würdest du sagen, wenn ich dir verraten würde, dass die Rüstungen der Männer, die Sanoma Tora gestohlen haben, die Rüstungen der Krieger von Hastor waren?«

»Ich würde sagen, dass du ein Lügner bist«, erwiderte ich. »Wenn es so dunkel war, dass du keine Gesichter erkennen konntest, wie hättest du dann die Abzeichen auf ihren Harnischen erkennen können?«

An dieser Stelle gesellte sich ein weiterer Offizier der 91. Umak zu uns.

»Wir haben jemanden gefunden, der vielleicht ein wenig Licht in diese Angelegenheit bringen kann«, berichtete er, »Jedenfalls, wenn er noch lange genug lebt, um sprechen zu können.«

Männer hatten das Grundstück von Tor Hatan und den Teil der Stadt durchsucht, der an seinen Palast grenzt. Und nun näherten sich ein paar Männer, die einen Mann trugen, den sie auf den Rasen zu unseren Füßen legten. Sein geschundener und verstümmelter Körper war völlig nackt; es war ein bedauernswerter Anblick, wie er dort lag und völlig geschwächt nach Luft rang.

Ein Sklave wurde in den Palast geschickt und kam mit Stärkungsmitteln zurück. Nachdem ein wenig davon zwischen seine Lippen eingeflößt worden waren, erholte er sich ein wenig.

»Wer bist du?«, fragte Tor Hatan.

»Ich bin ein Krieger der Stadtwache«, antwortete der Mann schwach.

Aufgeregt näherte sich ein weiter Offizier.

»Meine Männer haben gerade sechs weitere Leichen in der Nähe der Stelle gefunden, wo wir auch diesen Mann entdeckt haben«, berichtete er an Tor Hatan. »Sie sind alle nackt und ähnlich zugerichtet.«

»Vielleicht sollten wir zunächst den Grund dafür herausfinden«, sagte Tor Hatan, wandte sich wieder dem armen, gequälten Geschöpf auf dem scharlachroten Rasen zu und wies ihn an, weiter zu erzählen.

»Wie waren auf unserer nächtlichen Patrouille über der Stadt, als wir einen Flieger sahen, der ohne Licht unterwegs war. Wir näherten uns und richteten unsere Suchscheinwerfer darauf, so dass ich einen kurzen Blick darauf werfen konnte. Er hatte weder Flaggen noch Abzeichen, die seine Herkunft angezeigt hätten und seine Bauart war von einer Art und Weise, die völlig anders ist als jedes andere Schiff, das ich jemals gesehen habe.  

Es hatte auf jeder Seite eine lange, geschlossene Kajüte, auf denen jeweils zwei eigenartig aussehende Gewehre befestigt waren. Das war alles, was ich in der kurzen Zeit sehen konnte – bis auf einen Mann, den ich eines dieser Gewehre auf uns ausrichten sah.

Der kommandoführende Padwar unseres Schiffes gab unverzüglich Befehl auf den Fremden zu schießen, während er gleichzeitig einen Kugelhagel auf ihn abfeuerte. In diesem Moment löste sich unser Schiff in Luft auf, selbst mein Harnisch fiel von mir herunter. Ich erinnere mich noch, wie ich zu fallen begann – das ist alles.« 

Mit diesen Worten tat er noch einen letzten Atemzug, dann starb er.

Tor Hatan rief seine Leute zu sich.

»Es muss im Palast oder auf dem Palastgrundstück jemand geben, der diesen Vorfall gesehen hat«, sagte er. »Ich befehle, dass wer auch immer daran beteiligt war oder auch nur das Geringste über diese Sache weiß, es nun sagen soll.« 

Ein Sklave trat vor und während er näherkam, blickte er mit hochmütiger Arroganz auf Tor Hatan.

»Nun«, befahl der Odwar, »was hast du zu sagen? Sprich!« 

»Du hast es befohlen, Tor Hatan«, sagte der Sklave, »andernfalls hätte ich niemals gesprochen. Denn wenn ich sage, was ich gesehen habe, werde ich mir die Feindschaft eines mächtigen Adligen einhandeln«.  

Er warf einen raschen Blick auf Sil Vagis.

»Und solltest du die Wahrheit sagen, Mann, dann wirst du dir die Freundschaft eines Padwar einhandeln, dessen Schwert nicht zu schade dafür ist, dich selbst vor einem mächtigen Adligen zu beschützen«, sagte ich rasch.  

Und auch ich blickte zu Sil Vagis, denn ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass das, was der Mann zu sagen hatte, für diesen verweichlichten Dandy, der sich hinter dem Titel eines Kriegers versteckte, nicht gerade schmeichelhaft sein würde.

»Sprich!«, befahl Tor Hatan ungeduldig. »Und sieh dich vor, keine Lügen zu erzählen.« 

»Seit vierzehn Jahren diene ich treu in deinem Palast, Tor Hatan«, entgegnete der Mann, »seit dem Tag als ich nach dem Fall und der Plünderung von Kobol11 als Kriegsgefangener nach Helium gebracht wurde, wo ich in der Leibwache des Jed von Kobol gedient hatte. In all dieser Zeit hattest du niemals einen Grund, meine Treue anzuzweifeln. Sanoma Tora hat mir vertraut und hätte ich heute Nacht ein Schwert gehabt, dann wäre sie noch bei uns.« 

»Genug jetzt!«, rief Tor Hatan. »Komm zum Punkt! Was hast du gesehen?« 

»Nichts hat der Bursche gesehen«, blaffte Sil Vagis. »Warum verschwenden wir unsere Zeit mit ihm? Er versucht nur, sich wichtig zu machen.«

»Lass ihn sprechen«, verlangte ich.

»Ich war gerade die erste Rampe zum ersten Stock des Palastes hinaufgegangen«, erklärte der Sklave. »Ich wollte zum Schlafquartier von Tor Hatan, um wie üblich, seine Schlafseiden und Felle für die Nacht zu richten. Ich hielt für einen Moment inne und warf einen kurzen Blick hinaus in den Garten, wo ich Sanoma Tora und Sil Vagis im Mondlicht spazieren gehen sah. Sogleich wurde mir bewusst, dass es nicht schicklich war, sie zu beobachten, und wollte den Weg nach oben fortsetzen, um meine Pflichten zu erfüllen.

Da sah ich, wie ein Flieger lautlos am nächtlichen Himmel erschien und auf den Garten zusteuerte. Seine Motoren waren völlig geräuschlos und er hatte keinerlei Lichter. Er wirkte wie ein Geisterschiff und hatte eine so seltsame Form, dass alleine das schon meine Aufmerksamkeit fesselte. Aber es gab noch einen anderen Grund: In aller Regel bewegen sich unbeleuchtete Schiffe kaum mit guten Absichten durch die Nacht. Also hielt ich erneut inne und beobachtete den Flieger.

Er landete rasch und völlig lautlos, direkt hinter Sanoma Tora und Sil Vagis. Sie hatten ihn auch nicht bemerkt, bis ihre Aufmerksamkeit durch das leise Klirren einer Rüstung auf einen der Krieger gelenkt wurde, der nach der Landung von seiner flachen Kajüte sprang.

Sil Vagis wirbelte herum und stand für einen kurzen Moment wie angewurzelt. Dann, als der fremde Krieger sich auf ihn stürzen wollte, drehte er sich um und floh in die schützenden Büsche des Gartens.«

»Das ist eine Lüge!«, schrie Sil Vagis.

»Sei still, du Feigling!«, befahl ich.

»Erzähl weiter, Sklave«, befahl Tor Hatan.

»Sanoma Tora hatte die Anwesenheit des fremden Kriegers nicht bemerkt, bis sie grob von hinten ergriffen wurde. Das alles geschah so schnell, dass ich den Zweck dieser unheimlichen Erscheinung nicht verstanden hatte, bis sie bereits Hand an Sanoma Tora gelegt hatten.

Nachdem ich erkannte hatte, dass meine Herrin das Ziel dieses nächtlichen Angriffs gewesen war, rannte ich schnell die Rampe hinunter, aber noch bevor ich den Garten erreicht hatte, hatten sie Sanoma Tora bereits an Bord des Fliegers gezerrt. Aber hätte ich ein Schwert gehabt, hätte ich im Dienst für Sanoma Tora zumindest noch sterben können, denn ich erreichte das Geisterschiff, während der letzte Krieger gerade an Bord kletterte.

Ich packte ihn am Harnisch und versuchte, ihn zu Boden zu ziehen. Gleichzeitig schrie ich laut, um die Aufmerksamkeit der Palastwachen zu erregen. Aber da zog auch schon einer seiner Kameraden auf dem Deck über mir sein Langschwert und schlug damit nach meinem Kopf. Die Klinge erwischte mich, aber der Hieb hatte mich nur kurz gestreift. Der Schlag hatte dennoch genügt, dass ich für kurzen Moment das Bewusstsein verlor, so dass sich mein Griff um den fremden Krieger löste und ich auf den Rasen fiel.

Nachdem ich das Bewusstsein wieder erlangt hatte, war das Schiff verschwunden und die säumige Palastwache strömte aus dem Wachenraum. Ich habe gesprochen – und ich habe die Wahrheit gesagt.«

Tor Hatans Blick suchte die gesenkten Augen von Sil Vagis.

»Was hast du dazu zu sagen?«, verlangte er zu wissen.

»Der Bursche steht in den Diensten von Hadron von Hastor«, behauptete Sil Vagis. »Er erzählt nichts als Lügen. Ich habe sie angegriffen, als sie kamen, aber es waren so viele und sie haben mich überwältigt. Und dieser Bursche war überhaupt nicht anwesend.«

»Lass mich deinen Kopf sehen«, bat ich den Sklaven.

Als er herangekommen war und vor mir kniete, sah ich direkt über dem Ohr, einen großen roten Striemen über eine Seite seines Kopfes laufen – genau so einen Striemen, wie er durch einen Streifschlag mit der flachen Seite eines Langschwertes entsteht.

»Hier!«, sagte ich zu Tor Hatan und deutete auf den großen Striemen.

»Hier ist der Beweis der Treue und des Mutes eines Sklaven. Lass uns jetzt die Wunden sehen, die ein Adliger aus Helium erlitten hat, der wie er selbst sagt, in einen einhändigen Kampf gegen eine große Übermacht verwickelt gewesen ist. Bei einer solchen Begegnung muss er sich doch wenigstens einen handfesten Kratzer zugezogen haben.

»Außer er ist ebenso wundervoller Schwertkämpfer wie der große John Carter persönlich«, sagte der Dwar der Palastwache mit kaum verhüllten Spott.

»Das ist eine Verschwörung«, schrie Sil Vagis. »Tor Hatan, glaubst du dem Wort eines Sklaven mehr als dem eines Adligen aus Helium?«

»Ich vertraue dem Zeugnis meiner Augen und meines Verstandes«, entgegnete der Odwar.

Dann drehte er Sil Vagis den Rücken zu und wandte sich erneut an den Sklaven.

»Hast du jemand von denen erkannt, die Sanoma Tora entführt haben?«, wollte er wissen. »Oder hast du ihren Harnisch oder ihre Rüstung erkennen können?«

»Ich konnte ihre Gesichter nicht gut sehen, aber ich sah den Harnisch und die Rüstung des Kriegers, den ich vom Flieger herunterzuziehen versuchte.«

»War es die Rüstung von Hastor?«, fragte Tor Hatan.

»Bei meinen ersten Ahnen, sie war es nicht«, antwortete der Sklave energisch. »Und es war auch nicht die Rüstung einer anderen Stadt des Reiches von Helium. Das Muster und die Insignien waren mir völlig unbekannt, und doch war eine gewisse Vertrautheit daran, die mich irritiert. Ich glaube, sie schon einmal gesehen zu haben, aber ich kann mich nicht erinnern, wann und wo das gewesen ist. Im Dienst für meinen Jed habe ich gegen unzählige Eindringlinge aus vielen Ländern gekämpft, so dass es vielleicht bei einer dieser Gelegenheiten gewesen sein könnte, wo ich vielleicht vor vielen Jahren etwas Ähnliches gesehen habe.«

»Hast du dich jetzt davon überzeugt, Tor Hatan«, verlangte ich zu wissen, »dass die Verdächtigungen, die mir Sil Vagis vorwirft, jeglicher Grundlage entbehren?«

»Ja, Hadron von Hastor«, antwortete der Odwar.

»Dann werde ich, mit deiner gütigen Erlaubnis, jetzt gehen«, sagte ich.

»Wo willst du hin?«, fragte er.

»Sanoma Tora finden«, antwortete ich.

»Wenn du sie findest«, sagte er, »und mir wohlbehalten wieder zurückbringst, dann soll sie dir gehören.«

Außer einer tiefen Verbeugung reagierte ich mit keiner weiteren Anerkennung auf sein großzügiges Angebot. Denn mir war bewusst, dass Sanoma Tora zu dieser Frage auch etwas zu sagen hätte – und selbst wenn nicht, hätte ich niemals eine Frau gewollt, die nicht freiwillig bei mir ist.

Ich sprang zurück auf das Deck des Fliegers, mit dem ich gekommen war und raste in Richtung des Marmorpalastes des Kriegsherrn des Barsoom hinaus in die Nacht. Denn obwohl es schon sehr spät war, war ich fest entschlossen, ihn aufzusuchen, ohne noch weiter sinnlos Zeit zu verlieren.