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Zur Liebe gehören immer zwei, und in der höfischen Gesellschaft Athens wollen sich die jungen Leute nicht so verheiraten lassen, wie von den Eltern erwünscht. Das führt sie fluchtartig hinaus in den Wald und damit zu allerlei Verwirrungen und Turbulenzen. Bald sind auch der Elfenkönig Oberon und eine kuriose Schar theaterprobender Handwerker darin verwickelt. »Ein Sommernachtstraum« wurde vielleicht nie so schön illustriert wie durch den englischen Künstler Arthur Rackham. Diese Ausgabe enthält seine Zeichnungen und Vignetten zu Shakespeares Komödie, kongeniale Bildschöpfungen voller Poesie und Magie.
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Seitenzahl: 85
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Der englische Text wurde vor 1600 uraufgeführt und wurde erstmals 1600 unterdem Titel A Midsommer Nights Dreame (heute A Midsummer Night‘s Dream) inLondon gedruckt (1. Quarto). Die Übersetzung von August Wilhelm vonSchlegel stammt aus dem Jahr 1840. Der vorliegende Text folgt der AusgabeWilliam Shakespeare, Sämtliche Dramen. Band 1: Komödien. Nach der3. Schlegel-Tieck-Gesamtausgabe von 1843/44. München: Winkler 1988,S. 533-594. Die von Schlegel unübersetzten Passagen wurden nach jüngerenAusgaben ergänzt und erscheinen in eckigen Klammern. Der Text wurde inOrthografie und Interpunktion der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.
Die Illustrationen von Arthur Rackham erschienen erstmals 1908 unter demTitel A Midsummernight‘s Dream by William Shakespeare bei William Heinemann(London) und Dobbleday, Page & Co. (New York)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind imInternet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2024 by Anaconda Verlag, einem Unternehmender Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München
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Umschlaggestaltung: www.katjaholst.de
Satz und Layout: InterMedia – Lemke e. K., Heiligenhaus
ISBN 978-3-641-31855-0V001
www.anacondaverlag.de
Inhalt
Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug
Personen
theseus, Herzog von Athen
egeus, Vater der Hermia
lysander, Liebhaber der Hermia
demetrius, Liebhaber der Hermia
philostrat, Aufseher der Lustbarkeiten am Hofe des Theseus
squenz, der Zimmermann
schnock,der Schreiner
zettel, der Weber
flaut, der Bälgenflicker
schnauz, der Kesselflicker
schlucker,der Schneider
hippolyta, Königin der Amazonen, mit Theseus verlobt
hermia, Tochter des Egeus, in Lysander verliebt
helena, in Demetrius verliebt
oberon, König der Elfen
titania, Königin der Elfen
droll, ein Elfe
bohnenblüte, ein Elfe
spinnweb, ein Elfe
motte, ein Elfe
senfsamen, ein Elfe
pyramus, Rolle in dem Zwischenspiel
thisbe, Rolle in dem Zwischenspiel
wand, Rolle in dem Zwischenspiel
mondschein, Rolle in dem Zwischenspiel
löwe, Rolle in dem Zwischenspiel
Andere elfen im Gefolge des Königs und der Königin,gefolge des Theseus und der Hippolyta
Szene: Athen und ein nahe gelegener Wald.
Erster Aufzug
Erste Szene
Ein Saal im Palast des Theseus.
theseus, hippolyta, philostrat und gefolge treten auf.
theseus: Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitsstunde
Mit Eil heran; vier frohe Tage bringen
Den neuen Mond: Doch o wie langsam nimmt
Der alte ab! Er hält mein Sehnen hin,
Gleich einer Witwe, deren dürres Alter
Von ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.
hippolyta: Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte;
Vier Tage träumen schnell die Zeit hinweg:
Dann soll der Mond, gleich einem Silberbogen
Am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun
Von unserm Fest.
theseus: Geh, Philostrat, berufe
Die junge Welt Athens zu Lustbarkeiten!
Erweck den raschen leichten Geist der Lust.
Den Gram verweise hin zu Leichenzügen:
Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp.
Philostrat ab.
Hippolyta! Ich habe mit dem Schwert
Um dich gebuhlt, durch angetanes Leid
Dein Herz gewonnen; doch ich stimme nun
In einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,
Bankett und Spielen die Vermählung an.
egeus, hermia, lysander und demetrius treten auf.
egeus: Dem großen Theseus, unserm Herzog, Heil!
theseus: Mein guter Egeus, Dank! Was bringst du Neues?
egeus: Verdrusses voll erschein ich und verklage
Mein Kind hier, meine Tochter Hermia. –
Tritt her, Demetrius! – Erlauchter Herr,
Dem da verhieß mein Wort zum Weibe sie.
Tritt her, Lysander! – Und, mein gnäd’ger Fürst,
Der da betörte meines Kindes Herz.
Ja! Du, Lysander, du hast Liebespfänder
Mit ihr getauscht: Du stecktest Reim’ ihr zu;
Du sangst im Mondlicht unter ihrem Fenster
Mit falscher Stimme Lieder falscher Liebe!
Du stahlst den Abdruck ihrer Fantasie
Mit Flechten deines Haares, buntem Tand,
Mit Ringen, Sträußen, Näschereien (Boten
Von viel Gewicht bei unbefangner Jugend),
Entwandest meiner Tochter Herz mit List,
Verkehrtest ihren kindlichen Gehorsam
In eigensinn’gen Trotz. – Und nun, mein Fürst,
Verspricht sie hier vor Eurer Hoheit nicht
Sich dem Demetrius zur Ehe, so fordr ich
Das alte Bürgervorrecht von Athen,
Mit ihr, wie sie mein eigen ist, zu schalten.
Dann übergeb ich diesem Manne sie,
Wo nicht, dem Tode, welchen unverzüglich
In diesem Falle das Gesetz verhängt.
theseus: Was sagt Ihr, Hermia? Lasst Euch raten, Kind.
Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,
Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,
Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg, in Wachs
Von seiner Hand gedrückt, wie’s ihm gefällt,
Es stehn zu lassen oder auszulöschen.
Demetrius ist ja ein wackrer Mann.
hermia: Lysander auch.
theseus: An sich betrachtet wohl.
So aber, da des Vaters Stimm ihm fehlt,
Müsst Ihr für wackrer doch den andern achten.
hermia: O sah mein Vater nur mit meinen Augen!
theseus: Eur Auge muss nach seinem Urteil sehn.
hermia: Ich bitt Euch, gnäd’ger Fürst, mir zu verzeihn.
Ich weiß nicht, welche Macht mir Kühnheit gibt,
Noch wie es meiner Sittsamkeit geziemt,
In solcher Gegenwart das Wort zu führen;
Doch dürft ich mich zu fragen unterstehn:
Was ist das Härtste, das mich treffen kann,
Verweigr ich dem Demetrius die Hand?
theseus: Den Tod zu sterben oder immerdar
Dem Umgang aller Männer abzuschwören.
Drum fraget Eure Wünsche, schönes Kind,
Bedenkt die Jugend, prüfet Euer Blut,
Ob Ihr die Nonnentracht ertragen könnt,
Wenn Ihr der Wahl des Vaters widerstrebt;
Im dumpfen Kloster ewig eingesperrt,
Als unfruchtbare Schwester zu verharren,
Den keuschen Mond mit matten Hymnen feiernd.
O dreimal selig, die, des Bluts Beherrscher,
So jungfräuliche Pilgerschaft bestehn!
Doch die gepflückte Ros ist irdischer beglückt,
Als die, am unberührten Dorne welkend,
Wächst, lebt und stirbt in heil’ger Einsamkeit.
hermia: So will ich leben, gnäd’ger Herr, so sterben,
Eh ich den Freiheitsbrief des Mädchentums
Der Herrschaft dessen überliefern will,
Des unwillkommnem Joche mein Gemüt
Die Huldigung versagt.
theseus: Nehmt Euch Bedenkzeit; auf den nächsten Neumond,
Den Tag, der zwischen mir und meiner Lieben
Den ew’gen Bund der Treu besiegeln wird,
Auf diesen Tag bereitet Euch zu sterben
Für Euren Ungehorsam, oder nehmt
Demetrius zum Gatten, oder schwört
Auf ewig an Dianens Weihaltar
Ehlosen Stand und Abgeschiedenheit.
demetrius: Gebt, Holde, nach; gib gegen meine Rechte,
Lysander, deinen kahlen Anspruch auf!
lysander: Demetrius, Ihr habt des Vaters Liebe:
Nehmt ihn zum Weibe; lasst mir Hermia.
egeus: Ganz recht, du Spötter! Meine Liebe hat er;
Was mein ist, wird ihm meine Liebe geben;
Und sie ist mein; und alle meine Rechte
An sie verschreib ich dem Demetrius.
lysander: Ich bin, mein Fürst, so edlen Stamms wie er;
So reich an Gut; ich bin an Liebe reicher;
Mein Glücksstand hält die Waag auf alle Weise
Dem seinigen, wo er nicht überwiegt;
Und (dies gilt mehr als jeder andre Ruhm)
Ich bin es, den die schöne Hermia liebt.
Wie sollt ich nicht bestehn auf meinem Recht?
Demetrius (ich will’s auf seinen Kopf
Beteuern) buhlte sonst um Helena,
Die Tochter Nedars, und gewann ihr Herz;
Und sie, das holde Kind, schwärmt nun für ihn,
Schwärmt andachtsvoll, ja mit Abgötterei
Für diesen schuld’gen, flatterhaften Mann.
theseus: Ich muss gestehn, dass ich dies auch gehört
Und mit Demetrius davon zu sprechen
Mir vorgesetzt; nur, da ich überhäuft
Mit eigenen Sorgen bin, entfiel es mir.
Doch ihr, Demetrius und Egeus, kommt!
Ihr müsst jetzt mit mir gehn, weil ich mit euch
Verschiednes insgeheim verhandeln will.
Ihr, schöne Hermia, rüstet Euch, dem Sinn
Des Vaters Eure Grillen anzupassen:
Denn sonst bescheidet Euch Athens Gesetz,
Das wir auf keine Weise schmälern können,
Tod oder ein Gelübd des led’gen Standes.
Wie geht’s, Hippolyta? Kommt, meine Traute!
Ihr, Egeus und Demetrius, geht mit!
Ich hab euch noch Geschäfte aufzutragen
Für unser Fest; auch muss ich noch mit euch
Von etwas reden, das euch nah betrifft.
egeus: Dienstwillig und mit Freuden folgen wir.
Theseus, Hippolyta, Egeus, Demetrius und Gefolge ab.
lysander:Nun, liebes Herz? Warum so blass die Wange?
Wie sind die Rosen dort so schnell verwelkt?
hermia: Vielleicht, weil Regen fehlt, womit gar wohl
Sie mein umwölktes Auge netzen könnte.
lysander: Weh mir! Nach allem, was ich jemals las
Und jemals hört in Sagen und Geschichten,
Rann nie der Strom der treuen Liebe sanft;
Denn bald war sie verschieden an Geburt –
hermia: O Qual! zu hoch, vor Niedrigem zu knien!
lysander: Bald war sie in den Jahren missgepaart –
hermia: O Schmach! zu alt, mit jung vereint zu sein!
lysander: Bald hing sie ab von der Verwandten Wahl –
hermia: O Tod! mit fremdem Aug den Liebsten wählen!
lysander: Und war auch Sympathie in ihrer Wahl,
So stürmte Krieg, Tod, Krankheit auf sie ein
Und macht’ ihr Glück gleich einem Schalle flüchtig,
Wie Schatten wandelbar, wie Träume kurz,
Schnell wie der Blitz, der in geschwärzter Nacht
In einem Winke Himmel und Erd entfaltet;
Doch eh ein Mensch vermag zu sagen: schaut!
Schlingt gierig ihn die Finsternis hinab:
So schnell verdunkelt sich des Glückes Schein.
hermia: Wenn Leid denn immer treue Liebe traf,
So steht es fest im Rate des Geschicks.
Drum lass Geduld uns durch die Prüfung lernen,
Weil Leid der Liebe so zu eigen ist
Wie Träume, Seufzer, stille Wünsche, Tränen,
Der armen kranken Leidenschaft Gefolge.
lysander: Ein guter Glaube! Hör denn, Hermia!
Es liegt nur sieben Meilen von Athen
Das Haus ’ner alten Witwe, meiner Muhme;
Sie lebt von großen Renten, hat kein Kind
Und achtet mich wie ihren einz’gen Sohn.
Dort, Holde, darf ich mich mit dir vermählen,
Dorthin verfolgt das grausame Gesetz
Athens uns nicht. Liebst du mich denn, so schleiche
Aus deines Vaters Hause morgen Nacht,
Und in dem Wald, ’ne Meile von der Stadt.
Wo ich einmal mit Helena dich traf,
Um einen Maienmorgen zu begehn,
Da will ich deiner warten.
hermia: Mein Lysander!
Ich schwör es dir bei Amors stärkstem Bogen,
Bei seinem besten goldgespitzten Pfeil
Und bei der Unschuld von Cytherens Tauben;
Bei dem, was Seelen knüpft, in Lieb und Glauben;
Bei jenem Feur, wo Dido einst verbrannt,
Als der Trojaner falsch sich ihr entwandt;