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Mehrere Paare aus der griechischen Mythologie und der Elfenwelt sind gleichzeitig in einem Waldstück unterwegs. Der Liebe zwischen den Partnern wird mit Zaubermitteln und Liebesgetränken auf die Sprünge geholfen. Als sich die Paare begegnen und nicht jedes der Liebesmittel auf den ursprünglich beabsichtigten Empfänger wirkt, ist das Shakespearesche Verwirrspiel perfekt. Erst am Ende der Komödie löst Shakespeare die Wirrungen in einem positiven Schlussakkord auf. Der »Sommernachtstraum« von William Shakespeare unterhält mit ausdrucksstarker Sprache, lebendigen Bildern, und märchenhafter Atmosphäre. Auf den ersten Blick eine Art Liebeskomödie, erweist sich der »Sommernachtstraum« auf den zweiten Blick als überaus skeptischer Blick auf die Liebe, die hier als Spiel des Zufalls und insgesamt als große Narrheit erscheint.
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Seitenzahl: 73
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Aus dem Englischen
von
August Wilhelm von Schlegel
Theseus,Herzog von Athen.
Egeus,Vater der Hermia.
LysanderundDemetrius,Liebhaber der Hermia.
Philostrat,Aufseher der Lustbarkeiten am Hofe des Theseus.
Squenz,der Zimmermann.
Schnock,der Schreiner.
Zettel,der Weber.
Flaut,der Bälgenflicker.
Schnauz,der Kesselflicker.
Schlucker,der Schneider.
Hippolyta,Königin der Amazonen, mit Theseus verlobt.
Hermia,Tochter des Egeus, in Lysander verliebt.
Helena,in Demetrius verlieb.
Oberon,König der Elfen.
Titania,Königin der Elfen.
Droll,ein Elfe.
Bohnenblüte, Spinnweb, MotteundSenfsamen,Elfe.
Pyramus, Thisbe, Wand, MondscheinundLöwe,Rollen in dem Zwischenspiel, das von den Rüpeln vorgestellt wird.
Andre Elfen, im Gefolge des Königs und der Königin.
Gefolge des Theseus und der Hippolyta.
Szene:Athenund ein nahegelegener Wald
Ein Saal im Palaste des Theseus
Theseus, Hippolyta, Philostrat und Gefolge treten auf.
Theseus.Nun rückt, Hippolyta, die HochzeitsstundeMit Eil heran; vier frohe Tage bringenDen neuen Mond; doch, o wie langsam nimmtDer alte ab! Er hält mein Sehnen hin,Gleich einer Witwe, deren dürres AlterVon ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.
Hippolyta.Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte,Vier Nächte träumen schnell die Zeit hinweg:Dann soll der Mond, gleich einem Silberbogen,Am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaunVon unserm Fest.
Theseus.Geh, Philostrat, berufeDie junge Welt Athens zu Lustbarkeiten!Erweck den raschen, leichten Geist der Lust,Den Gram verweise hin zu Leichenzügen:Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp.(Philostrat ab.)Hippolyta! ich habe mit dem SchwertUm dich gebuhlt, durch angetanes LeidDein Herz gewonnen; doch ich stimme nunAus einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,Bankett und Spielen die Vermählung an.
Egeus, Hermia, Lysander und Demetrius treten auf.
Egeus.Dem großen Theseus, unserm Herzog, Heil!
Theseus.Mein guter Egeus, Dank! Was bringst du Neues?
Egeus.Verdrusses voll erschein ich und verklageMein Kind hier, meine Tochter Hermia. –Tritt her, Demetrius. – Erlauchter Herr,Dem da verhieß mein Wort zum Weibe sie.Tritt her, Lysander. – Und, mein gnädger Fürst,Der da betörte meines Kindes Herz.Ja! Du, Lysander, du hast LiebespfänderMit ihr getauscht: du stecktest Reim ihr zu;Du sangst im Mondlicht unter ihrem FensterMit falscher Stimme Lieder falscher Liebe;Du stahlst den Abdruck ihrer PhantasieMit Flechten deines Haares, buntem Tand,Mit Ringen, Sträußen, Näschereien (BotenVon viel Gewicht bei unbefangner Jugend);Entwandest meiner Tochter Herz mit ListVerkehrtest ihren kindlichen GehorsamIn eigensinngen Trotz. – Und nun, mein Fürst,Verspricht sie hier vor Eurer Hoheit nichtSich dem Demetrius zur Eh, so fordr ichDas alte Bürgervorrecht von Athen,Mit ihr, wie sie mein eigen ist, zu schalten.Dann übergeb ich diesem Manne sie,Wo nicht, dem Tode, welchen unverzüglichIn diesem Falle das Gesetz verhängt.
Theseus.Was sagt Ihr, Hermia? Laßt Euch raten, Kind.Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg, in WachsVon seiner Hand gedrückt, wie's ihm gefällt,Es stehnzulassen oder auszulöschen.Demetrius ist ja ein wackrer Mann.
Hermia.Lysander auch.
Theseus.An sich betrachtet wohl;So aber, da des Vaters Stimm ihm fehlt,Müßt Ihr für wackrer doch den andern achten.
Hermia.O säh mein Vater nur mit meinen Augen!
Theseus.Eur Auge muß nach seinem Urteil sehn.
Hermia.Ich bitt Euch, gnädger Fürst, mir zu verzeihn.Ich weiß nicht, welche Macht mir Kühnheit gibt,Noch wie es meiner Sittsamkeit geziemt,In solcher Gegenwart das Wort zu führen;Doch dürft ich mich zu fragen unterstehn:Was ist das Härtste, das mich treffen kann,Verweigr ich dem Demetrius die Hand?
Theseus.Den Tod zu sterben oder immerdarDen Umgang aller Männer abzuschwören.Drum fraget Eure Wünsche, schönes Kind,Bedenkt die Jugend, prüfet Euer Blut,Ob Ihr die Nonnentracht ertragen könnt,Wenn Ihr der Wahl des Vaters widerstrebt,Im dumpfen Kloster ewig eingesperrtAls unfruchtbare Schwester zu verharren,Den keuschen Mond mit matten Hymnen feiernd.O dreimal selig, die, des Bluts Beherrscher,So jungfräuliche Pilgerschaft bestehn!Doch die gepflückte Ros ist irdischer beglückt,Als die am unberührten Dorne welkendWächst, lebt und stirbt in heilger Einsamkeit.
Hermia.So will ich leben, gnädger Herr, so sterben,Eh ich den Freiheitsbrief des MädchentumsDer Herrschaft dessen überliefern will,Des unwillkommnem Joche mein GemütDie Huldigung versagt.
Theseus.Nehmt Euch Bedenkzeit; auf den nächsten Neumond,Den Tag, der zwischen mir und meiner LiebenDen ewgen Bund der Treu besiegeln wird;Auf diesen Tag bereitet Euch, zu sterbenFür Euren Ungehorsam, oder nehmtDemetrius zum Gatten, oder schwörtAuf ewig an Dianens WeihaltarEhlosen Stand und Abgeschiedenheit.
Demetrius.Gebt, Holde, nach; gib gegen meine Rechte,Lysander, deinen kahlen Anspruch auf.
Lysander.Demetrius, Ihr habt des Vaters Liebe:Nehmt ihn zum Weibe; laßt mir Hermia.
Egeus.Ganz recht, du Spötter! Meine Liebe hat er;Was mein ist, wird ihm meine Liebe geben;Und sie ist mein; und alle meine RechteAn sie verschreib ich dem Demetrius.
Lysander.Ich bin, mein Fürst, so edlen Stamms wie er;So reich an Gut; ich bin an Liebe reicher;Mein Glücksstand hält die Waag auf alle WeiseDem seinigen, wo er nicht überwiegt;Und (dies gilt mehr als jeder andre Ruhm)Ich bin es, den die schöne Hermia liebt.Wie sollt ich nicht bestehn auf meinem Recht?Demetrius (ich will's auf seinen KopfBeteuern) buhlte sonst um Helena,Die Tochter Nedars, und gewann ihr Herz:Und sie, das holde Kind, schwärmt nun für ihn,Schwärmt andachtsvoll, ja mit AbgöttereiFür diesen schuldgen, flatterhaften Mann.
Theseus.Ich muß gestehn, daß ich dies auch gehörtUnd mit Demetrius davon zu sprechenMir vorgesetzt; nur, da ich überhäuftMit eignen Sorgen bin, entfiel es mir.Doch ihr, Demetrius und Egeus, kommt!Ihr müßt jetzt mit mir gehn, weil ich mit euchVerschiednes insgeheim verhandeln will.Ihr, schöne Hermia, rüstet Euch, dem SinnDes Vaters Eure Grillen anzupassen;Denn sonst bescheidet Euch Athens Gesetz,Das wir auf keine Weise schmälern können,Tod oder ein Gelübd des ledgen Standes.Wie geht's, Hippolyta? Kommt, meine Traute!Ihr, Egeus und Demetrius, geht mit!Ich hab euch noch Geschäfte aufzutragenFür unser Fest; auch muß ich noch mit euchVon etwas reden, was euch nah betrifft.
Egeus.Dienstwillig und mit Freuden folgen wir.
(Theseus, Hippolyta, Egeus, Demetrius und Gefolge ab.)
Lysander.Nun, liebes Herz? Warum so blaß die Wange?Wie sind die Rosen dort so schnell verwelkt?
Hermia.Vielleicht, weil Regen fehlt, womit gar wohlSie mein umwölktes Auge netzen könnte.
Lysander.Weh mir! Nach allem, was ich jemals lasUnd jemals hört in Sagen und Geschichten,Rann nie der Strom der treuen Liebe sanft;Denn bald war sie verschieden an Geburt –
Hermia.O Qual! zu hoch, vor Niedrigem zu knien!
Lysander.Bald war sie in den Jahren mißgepaart –
Hermia.O Schmerz! zu alt, mit jung vereint zu sein!
Lysander.Bald hing sie ab von der Verwandten Wahl –
Hermia.O Tod! mit fremdem Aug den Liebsten wählen!
Lysander.Und war auch Sympathie in ihrer Wahl,So stürmte Krieg, Tod, Krankheit auf sie einUnd macht' ihr Glück gleich einem Schalle flüchtig,Wie Schatten wandelbar, wie Träume kurz,Schnell wie der Blitz, der in geschwärzter NachtHimmel und Erd in einem Wink entfaltet;Doch eh ein Mensch vermag zu sagen: schaut!Schlingt gierig ihn die Finsternis hinab:So schnell verdunkelt sich des Glückes Schein.
Hermia.Wenn Leid denn immer treue Liebe traf,So steht es fest im Rate des Geschicks.Drum laß Geduld uns durch die Prüfung lernen,Weil Leid der Liebe so geeignet istWie Träume, Seufzer, stille Wünsche, Tränen,Der armen kranken Leidenschaft Gefolge.
Lysander.Ein guter Glaube! Hör denn, Hermia!Es liegt nur sieben Meilen von AthenDas Haus 'ner alten Witwe, meiner Muhme;Sie lebt von großen Renten, hat kein KindUnd achtet mich wie ihren einzgen Sohn.Dort, Holde, darf ich mich mit dir vermählen,Dorthin verfolgt das grausame GesetzAthens uns nicht: liebst du mich denn, so schleicheAus deines Vaters Hause morgen nachtUnd in den Wald 'ne Meile von der Stadt,Wo ich einmal mit Helena dich traf,Um einen Maienmorgen zu begehn;Da will ich deiner warten.
Hermia.Mein Lysander!Ich schwör es dir bei Amors stärkstem Bogen,Bei seinem besten, goldgespitzten PfeilUnd bei der Unschuld von Cytherens Tauben;Bei dem, was Seelen knüpft in Lieb und Glauben;Bei jenem Feur, wo Dido einst verbrannt,Als der Trojaner falsch sich ihr entwand;Bei jedem Schwur, den Männer je gebrochen,Mehr an der Zahl, als Frauen je gesprochen;Du findest sicher morgen mitternachtMich an dem Platz, wo wir es ausgemacht.
Lysander.Halt, Liebe, Wort! Sieh, da kommt Helena.
Helena tritt auf.
Hermia.Gott grüß Euch, schönes Kind! Wohin soll's gehn?
Helena.Schön nennt Ihr mich? – Nein, widerruft dies Schön!Euch liebt Demetrius, beglückte Schöne! –Ein Angelstern ist Euer Aug; die TöneDer Lippe süßer, als der Lerche LiedDem Hirten scheint, wenn alles grünt und blüht.Krankheit steckt an; o tät's Gestalt und Wesen!Nie wollt ich, angesteckt von Euch, genesen.Mein Aug lieh' Euren Blick, die Zunge lieh'Von Eurer Zunge Wort und Melodie.Wär mein die Welt, ich ließ damit Euch schalten,Nur diesen Mann wollt ich mir vorbehalten.O lehrt mich, wie Ihr blickt! Durch welche KunstHängt so Demetrius an Eurer Gunst?
Hermia.Er liebt mich stets, trotz meinen finstern Mienen.
Helena.O lernte das mein Lächeln doch von ihnen!
Hermia.Ich fluch ihm, doch das nährt sein Feuer nur.
Helena.Ach, hegte solche Kraft mein Liebesschwur!
Hermia.Je mehr gehaßt, je mehr verfolgt er mich.
Helena.Je mehr geliebt, je ärger haßt er mich.
Hermia.Soll ich denn schuld an seiner Torheit sein?
Helena.Nur Eure Schönheit: wär die Schuld doch mein!