Ein Sommernachtstraum - William Shakespeare - E-Book

Ein Sommernachtstraum E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Ein Sommernachtstraum (frühneuenglisch A Midsommer nights dreame) ist eine Komödie von William Shakespeare. Das Stück spielt im antiken Athen und in einem an die Stadt angrenzenden verzauberten Wald. Es umfasst die erzählte Zeit von drei Tagen und Nächten und handelt von den Umständen der Hochzeit eines Herrscherpaares.

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William Shakespeare

Ein Sommernachtstraum

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein Sommernachtstraum

Erster Aufzug

Zweiter Aufzug

Dritter Aufzug

Vierter Aufzug

Fünfter Aufzug

Impressum neobooks

Ein Sommernachtstraum

Erster Aufzug

Erste Szene

Ein Saal im Palaste des Theseus.

Theseus, Hippolyta, Philostrat und Gefolge treten auf.

THESEUS.

Nun rückt, Hippolyta, die Hochzeitstunde

Mit Eil' heran; vier frohe Tage bringen

Den neuen Mond: doch, o wie langsam nimmt

Der alte ab! Er hält mein Sehnen hin,

Gleich einer Witwe, deren dürres Alter

Von ihres Stiefsohns Renten lange zehrt.

HIPPOLYTA.

Vier Tage tauchen sich ja schnell in Nächte:

Vier Nächte träumen schnell die Zeit hinweg:

Dann soll der Mond, gleich einem Silberbogen

Am Himmel neu gespannt, die Nacht beschaun

Von unserm Fest.

THESEUS.

Geh, Philostrat, berufe

Die junge Welt Athens zu Lustbarkeiten!

Erweck' den raschen leichten Geist der Lust!

Den Gram verweise hin zu Leichenzügen:

Der bleiche Gast geziemt nicht unserm Pomp.

Philostrat ab.

Hippolyta! Ich habe mit dem Schwert

Um dich gebuhlt, durch angetanes Leid

Dein Herz gewonnen; doch ich stimme nun

Aus einem andern Ton, mit Pomp, Triumph,

Bankett und Spielen die Vermählung an.

Egeus, Hermia, Lysander und Demetrius treten auf.

EGEUS.

Dem großen Theseus, unserm Herzog, Heil!

THESEUS.

Mein guter Egeus, Dank! Was bringst du Neues?

EGEUS.

Verdrusses voll erschein' ich und verklage

Mein Kind hier, meine Tochter Hermia. –

Tritt her, Demetrius! – Erlauchter Herr,

Dem da verhieß mein Wort zum Weibe sie.

Tritt her, Lysander! – Und, mein gnäd'ger Fürst,

Der da betörte meines Kindes Herz.

Ja! Du, Lysander, du hast Liebespfänder

Mit ihr getauscht: du stecktest Reim' ihr zu;

Du sangst im Mondlicht unter ihrem Fenster

Mit falscher Stimme Lieder falscher Liebe!

Du stahlst den Abdruck ihrer Phantasie

Mit Flechten deines Haares, buntem Tand,

Mit Ringen, Sträußen, Näschereien (Boten

Von viel Gewicht bei unbefangner Jugend);

Entwandtest meiner Tochter Herz mit List,

Verkehrtest ihren kindlichen Gehorsam

In eigensinn'gen Trotz. – Und nun, mein Fürst,

Verspricht sie hier vor Eurer Hoheit nicht

Sich dem Demetrius zur Eh', so fodr' ich

Das alte Bürgervorrecht von Athen,

Mit ihr, wie sie mein eigen ist, zu schalten.

Dann übergeb' ich diesem Manne sie,

Wo nicht, dem Tode, welchen unverzüglich

In diesem Falle das Gesetz verhängt.

THESEUS.

Was sagt Ihr, Hermia? Laßt Euch raten, Kind!

Der Vater sollte wie ein Gott Euch sein,

Der Euren Reiz gebildet; ja, wie einer,

Dem Ihr nur seid wie ein Gepräg', in Wachs

Von seiner Hand gedrückt, wie's ihm gefällt,

Es stehn zu lassen oder auszulöschen.

Demetrius ist ja ein wackrer Mann.

HERMIA.

Lysander auch.

THESEUS.

An sich betrachtet wohl.

So aber, da des Vaters Stimm' ihm fehlt,

Müßt Ihr für wackrer doch den andern achten.

HERMIA.

O säh' mein Vater nur mit meinen Augen!

THESEUS.

Eu'r Auge muß nach seinem Urteil sehn.

HERMIA.

Ich bitt' Euch, gnäd'ger Fürst, mir zu verzeihn.

Ich weiß nicht, welche Macht mir Kühnheit gibt,

Noch wie es meiner Sittsamkeit geziemt,

In solcher Gegenwart das Wort zu führen;

Doch dürft' ich mich zu fragen unterstehn:

Was ist das Härtste, das mich treffen kann,

Verweigr' ich dem Demetrius die Hand?

THESEUS.

Den Tod zu sterben, oder immerdar

Den Umgang aller Männer abzuschwören.

Drum fraget Eure Wünsche, schönes Kind,

Bedenkt die Jugend, prüfet Euer Blut,

Ob Ihr die Nonnentracht ertragen könnt,

Wenn Ihr der Wahl des Vaters widerstrebt,

Im dumpfen Kloster, ewig eingesperrt,

Als unfruchtbare Schwester zu verharren,

Den keuschen Mond mit matten Hymnen feiernd.

O dreimal selig, die, des Bluts Beherrscher,

So jungfräuliche Pilgerschaft bestehn!

Doch die gepflückte Ros' ist irdischer beglückt,

Als die, am unberührten Dorne welkend,

Wächst, lebt und stirbt in heil'ger Einsamkeit.

HERMIA.

So will ich leben, gnäd'ger Herr, so sterben,

Eh' ich den Freiheitsbrief des Mädchentums

Der Herrschaft dessen überliefern will,

Des unwillkommnem Joche mein Gemüt

Die Huldigung versagt.

THESEUS.

Nehmt Euch Bedenkzeit; auf den nächsten Neumond,

Den Tag, der zwischen mir und meiner Lieben

Den ew'gen Bund der Treu' besiegeln wird,

Auf diesen Tag bereitet Euch, zu sterben

Für Euren Ungehorsam, oder nehmt

Demetrius zum Gatten, oder schwört

Auf ewig an Dianens Weihaltar

Eh'losen Stand und Abgeschiedenheit.

DEMETRIUS.

Gebt, Holde, nach; gib gegen meine Rechte,

Lysander, deinen kahlen Anspruch auf!

LYSANDER.

Demetrius, Ihr habt des Vaters Liebe:

Nehmt ihn zum Weibe; laßt mir Hermia!

EGEUS.

Ganz recht, du Spötter! Meine Liebe hat er;

Was mein ist, wird ihm meine Liebe geben;

Und sie ist mein; und alle meine Rechte

An sie verschreib' ich dem Demetrius.

LYSANDER.

Ich bin, mein Fürst, so edlen Stamms wie er;

So reich an Gut; ich bin an Liebe reicher;

Mein Glücksstand hält die Waag' auf alle Weise

Dem seinigen, wo er nicht überwiegt;

Und (dies gilt mehr als jeder andre Ruhm)

Ich bin es, den die schöne Hermia liebt.

Wie sollt' ich nicht bestehn auf meinem Recht?

Demetrius (ich will's auf seinen Kopf

Beteuern) buhlte sonst um Helena,

Die Tochter Nedars, und gewann ihr Herz;

Und sie, das holde Kind, schwärmt nun für ihn,

Schwärmt andachtsvoll, ja mit Abgötterei,

Für diesen schuld'gen, flatterhaften Mann.

THESEUS.

Ich muß gestehn, daß ich dies auch gehört,

Und mit Demetrius davon zu sprechen

Mir vorgesetzt; nur, da ich überhäuft

Mit eignen Sorgen bin, entfiel es mir.

Doch ihr, Demetrius und Egeus, kommt!

Ihr müßt jetzt mit mir gehn, weil ich mit euch

Verschiednes insgeheim verhandeln will.

Ihr, schöne Hermia, rüstet Euch, dem Sinn

Des Vaters Eure Grillen anzupassen:

Denn sonst bescheidet Euch Athens Gesetz,

Das wir auf keine Weise schmälern können,

Tod, oder ein Gelübd' des led'gen Standes.

Wie geht's, Hippolyta? Kommt, meine Traute!

Ihr, Egeus und Demetrius, geht mit!

Ich hab' euch noch Geschäfte aufzutragen

Für unser Fest; auch muß ich noch mit euch

Von etwas reden, das euch nah betrifft.

EGEUS.

Dienstwillig und mit Freuden folgen wir.

Theseus, Hippolyta, Egeus, Demetrius und Gefolge ab.

LYSANDER.

Nun, liebes Herz? Warum so blaß die Wange?

Wie sind die Rosen dort so schnell verwelkt?

HERMIA.

Vielleicht, weil Regen fehlt, womit gar wohl

Sie mein umwölktes Auge netzen könnte.

LYSANDER.

Weh mir! Nach allem, was ich jemals las

Und jemals hört' in Sagen und Geschichten,

Rann nie der Strom der treuen Liebe sanft;

Denn bald war sie verschieden an Geburt –

HERMIA.

O Qual! zu hoch, vor Niedrigem zu knien!

LYSANDER.

Bald war sie in den Jahren mißgepaart –

HERMIA.

O Schmach! zu alt, mit jung vereint zu sein!

LYSANDER.

Bald hing sie ab von der Verwandten Wahl –

HERMIA.

O Tod! mit fremdem Aug' den Liebsten wählen!

LYSANDER.

Und war auch Sympathie in ihrer Wahl,

So stürmte Krieg, Tod, Krankheit auf sie ein

Und macht' ihr Glück gleich einem Schalle flüchtig,

Wie Schatten wandelbar, wie Träume kurz,

Schnell wie der Blitz, der in geschwärzter Nacht

In einem Winke Himmel und Erd' entfaltet;

Doch eh' ein Mensch vermag zu sagen: »Schaut!«,

Schlingt gierig ihn die Finsternis hinab:

So schnell verdunkelt sich des Glückes Schein.

HERMIA.

Wenn Leid denn immer treue Liebe traf,

So steht es fest im Rate des Geschicks.

Drum laß Geduld uns durch die Prüfung lernen,

Weil Leid der Liebe so geeignet ist

Wie Träume, Seufzer, stille Wünsche, Tränen,

Der armen kranken Leidenschaft Gefolge.

LYSANDER.

Ein guter Glaube! Hör' denn, Hermia!

Es liegt nur sieben Meilen von Athen

Das Haus 'ner alten Witwe, meiner Muhme;

Sie lebt von großen Renten, hat kein Kind,

Und achtet mich wie ihren einz'gen Sohn.

Dort, Holde, darf ich mich mit dir vermählen,

Dorthin verfolgt das grausame Gesetz

Athens uns nicht: liebst du mich denn, so schleiche

Aus deines Vaters Hause morgen nacht,

Und in dem Wald, 'ne Meile von der Stadt,

Wo ich einmal mit Helena dich traf,

Um einen Maienmorgen zu begehn,

Da will ich deiner warten.

HERMIA.

Mein Lysander!

Ich schwör' es dir bei Amors stärkstem Bogen,

Bei seinem besten goldgespitzten Pfeil,

Und bei der Unschuld von Cytherens Tauben;

Bei dem, was Seelen knüpft, in Lieb' und Glauben;

Bei jenem Feu'r, wo Dido einst verbrannt,

Als der Trojaner falsch sich ihr entwandt;

Bei jedem Schwur, den Männer je gebrochen,

Mehr an der Zahl, als Frauen je gesprochen:

Du findest sicher morgen mitternacht

Mich an dem Platz, wo wir es ausgemacht.

LYSANDER.

Halt', Liebe, Wort! Sieh, da kommt Helena.

Helena tritt auf.

HERMIA.

Gott grüß' Euch, schönes Kind! Wohin soll's gehn?

HELENA.

Schön nennt Ihr mich? – Nein, widerruft dies Schön!

Euch liebt Demetrius, beglückte Schöne! –

Ein Angelstern ist Euer Aug'; die Töne

Der Lippe süßer, als der Lerche Lied

Dem Hirten scheint, wenn alles grünt und blüht.

Krankheit steckt an; o tät's Gestalt und Wesen!

Nie wollt' ich, angesteckt von Euch, genesen!

Mein Aug' lieh' Euren Blick, die Zunge lieh'

Von Eurer Zunge Wort und Melodie.

Wär' mein die Welt, ich ließ' damit Euch schalten,

Nur diesen Mann wollt' ich mir vorbehalten.

O lehrt mich, wie Ihr blickt! Durch welche Kunst

Hängt so Demetrius an Eurer Gunst?

HERMIA.

Er liebt mich stets, trotz meinen finstern Mienen.

HELENA.

O lernte das mein Lächeln doch von ihnen!

HERMIA.

Ich fluch' ihm, doch das nährt sein Feuer nur.

HELENA.

Ach, hegte solche Kraft mein Liebesschwur!

HERMIA.

Je mehr gehaßt, je mehr verfolgt er mich.

HELENA.

Je mehr geliebt, je ärger haßt er mich.

HERMIA.

Soll ich denn schuld an seiner Torheit sein?

HELENA.

Nur Eure Schönheit: wär' die Schuld doch mein!

HERMIA.

Getrost! Ich werd' ihm mein Gesicht entziehen.

Lysander wird mit mir von hinnen fliehen.

Von jener Zeit, als ich Lysandern sah,

Wie schien Athen ein Paradies mir da!

Nun denn, wofür sind Reize wohl zu achten,

Die einen Himmel mir zur Hölle machten?

LYSANDER.

Laß, Helena, dir unsern Schluß vertrauen:

Wann morgen Phöbe die begrünten Auen

Mit ihrer Perlen feuchtem Schmuck betaut

Und ihre Stirn im Wellenspiegel schaut,

Wann Still' und Nacht verliebten Raub verhehlen,

Dann wollen wir zum Tor hinaus uns stehlen.

HERMIA.

Und in dem Wald, wo oftmals ich und du

Auf Veilchenbetten pflogen sanfter Ruh',

Wo unsre Herzen schwesterlich einander

Sich öffneten, da trifft mich mein Lysander.

Wir suchen, von Athen hinweggewandt,

Uns neue Freunde dann in fremdem Land.

Leb wohl, Gespielin, bete für uns beide!

Demetrius sei deines Herzens Freude!