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Steinreich kehrt Margot Krause in hohem Alter in ihren Heimatort zurück. Mit einem Angebot an die Stadt, die sie viele Jahre zuvor verlassen hatte: eine Milliarde für Süderlenau, um jeder Einwohnerin, jedem Einwohner fünf Jahre lang ein Grundeinkommen von 1000 Euro zu finanzieren. Und schon steht die beschauliche Kleinstadt Kopf ... Selbst Katharina, die eigenbrötlerische Musiklehrerin, die sich nichts sehnlicher wünscht als Ruhe und Muße zum Komponieren, gerät in gefühlsmäßige Verwirrung: Es gilt, ihre besondere Beziehung zu Margot Krause zu klären - und den Mut zu finden, der klugen Amalia ihr Herz zu öffnen ...
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Seitenzahl: 242
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FRAUEN IM SINN
Verlag Krug & Schadenberg
Literatur deutschsprachiger und internationaler
Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,
historische Romane, Erzählungen)
Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen
rund um das lesbische Leben
Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.
Astrid Wenke
Eine Milliarde für Süderlenau
Roman
K+S digital
Für meine liebe Mutter
Der Wille einer einzelnen Frau gegen die rollenden Räder der rasenden Maschinerie – so war das gewesen.
Ich saß mit Silvia am Bahnhofsvorplatz von Süderlenau auf der Terrasse unseres Stammcafés ATEMPAUSE, als es mit einem Mal gewaltig kreischte und quietschte. Aufstöhnend presste ich die Hände auf die Ohren. Lärm ist mir eine Qual.
Der Zug, der mit seiner Vollbremsung die Geräusche verursachte, kam allmählich hinter dem Bahnhofsgebäude zum Stehen. Die runde Schnauze und einige Waggons in Fahrtrichtung lugten dahinter hervor – putzig, als wäre er ein lebendes Wesen, das versuchte, sich zu verstecken und der verdienten Strafe zu entgehen: Es war nicht vorgesehen, dass ein ICE in unserem unbedeutenden Süderlenau hielt.
Ich freute mich an dem Bild des ebenso aufsässigen wie beschämten Fahrzeugs. Auf meinem Milchkaffee lag noch Schaum, und während ich genüsslich löffelte, grinste ich in mich hinein.
»Jemand muss die Notbremse gezogen haben«, schlussfolgerte Silvia, der die Vorstellung eines ICEs mit freiem Willen fremd war. Nicht zum ersten Mal staunte ich, wie anders sich die Welt von ihrer nüchternen Warte her betrachtet darstellte, aber natürlich hatte sie recht. Wie immer.
Am Nebentisch hörte ich Britta reden. Sie hatte diese stählerne Stimme, die ich aus Millionen herausgehört hätte. Britta und ich kannten uns, solange ich denken konnte, auch wenn wir beide taten, als kennten wir uns nicht. Wir hatten uns wie üblich nicht gegrüßt, doch nun horchte ich, was sie zu sagen hatte.
»Wie sie es angekündigt hat. 11.23Uhr!«
Es war eine abrupte und gnadenlose Konfrontation mit der Uhrzeit. Überhaupt ist Britta eine gnadenlose Person. Ich spürte Mutlosigkeit mein Blut verdicken, als würde jemand Grieß in kochende Milch einrühren: Nur noch zwanzig Minuten, dann ging es zurück in die Mühle.
Silvia hatte mir einmal erklärt, dass die Tretmühlen seit dem sechzehnten, siebzehnten Jahrhundert in Armenhäusern eingesetzt worden waren, um das bürgerliche Leistungsprinzip in der Schicht der Bettler und Landstreicher durchzusetzen. In einem berüchtigten Arbeitshaus in Amsterdam, so Silvia, waren Arbeitsunwillige in einen Raum gesperrt worden, in den ein leichter steter Strom Wasser floss. Wer sich in diesem Raum nicht überwinden konnte, seinen adeligen Lebensstil abzulegen und unermüdlich das Rad zu treten, welches die Pumpe antrieb, ertrank.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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