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Von Rentieren und Rieselfeldern, queerem Tango und der Liebe in Zeiten der Gentrifizierung … Sybilla Kischotta, zumeist als Stadtbilderklärerin unterwegs, sehnt sich nach Geborgenheit und hat sich schon vor Jahren in den Kopf gesetzt, diese im Berliner Arbeiterbezirk Wedding zu finden. Dort wohnt auch ihre lang verflossene Liebe Karin mit der gemeinsamen Tochter Rosa. Doch der Wedding verändert sich. Hippe EigentumskäuferInnen ziehen hinzu und lösen Aufwertungs- und Verdrängungsvorgänge aus wie zuvor in Prenzlauer Berg oder Neukölln. Für Sybilla steht viel auf dem Spiel - nicht nur weil sie ihre Wohnung verlieren könnte. Doch vielleicht ist die Suche nach Geborgenheit viel unkomplizierter als angenommen, und Sybilla sollte einfach öfter mal kochen, ihre Wohnung in Ordnung bringen und sich eine neue Freundin suchen. Aber für Sybilla ist gar nichts unkompliziert ...
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Seitenzahl: 371
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FRAUEN IM SINN
Verlag Krug & Schadenberg
Literatur deutschsprachiger und internationaler
Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,
historische Romane, Erzählungen)
Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen
rund um das lesbische Leben
Bitte besuchen Sie uns: www.krugschadenberg.de.
Astrid Wenke
Windmühlen auf dem Wedding
Roman
K+S digital
Für Ronja
Die Geschichte von Sybilla Kischotta, die sich auf dem Berliner Wedding niederließ, um von dort aus das Leben zu ergründen und ein Zuhause zu finden. Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer verändert sich der ehemalige Arbeiterbezirk unter dem Einfluss von Gentrifizierungsprozessen und die Kischotta sieht die Bemühungen vieler Jahre bedroht.
Erstes Kapitel,
in dem die Leserschaft Sybilla Kischotta, Martha und die Martin-Opitz 5 kennenlernt. Es gibt Anzeichen von Bedrohung, und die Kischotta schreitet zum ersten Gefecht gegen das Spekulantenpack.
Sybilla Kischotta, lang und hager, betrat den Hof. Es war einer jener Höfe, wie sie vor anderthalb Jahrhunderten nach der Genehmigung des Hobrechtplanes die Stadt durchwuchert hatten. Die Höfe waren damals eng gewesen, zu eng, um das ferne Licht des Himmels und seine blaue Luft hereinzulassen, und die Vogelmiere, die es vermocht hatte, sich in einer Mauernische zu verwurzeln und von mageren Sonnenstrahlen zu ernähren, war Sinnbild für Lebensmut und Hoffnung geworden. Das war nicht Hobrecht anzulasten. Der hatte den Verlauf der Straßen und Baublöcke festgelegt, nicht aber vorgesehen, die Blöcke bis in den letzten Winkel mit Höfen und Hinterhöfen zu bebauen. Hobrecht hatte im Gegenteil gefordert, mit baupolizeilichen Verordnungen für gesunden, den Menschen würdigen Wohnungsbau zu sorgen.
Die Baupolizei sorgte sich jedoch nur wegen der Feuergefahr. Die Feuerwehrwagen brauchten Platz, um in den Höfen wenden zu können, genau gemessen fünf Meter vierunddreißig im Quadrat. Näher durften die Hausmauern sich nicht kommen, das hatten die Bauherren zu respektieren. Wenn der rote Hahn dann wahrhaftig im Dachstuhl saß, mussten die Feuerwehrleute zur Dachrinne hoch, bevor der Brand auf Nachbarhäuser übergriff und ganze Viertel in schwarzes Gebälk verwandelte. Die Leitern ließen sich nur auf zwanzig Meter ausfahren, und das war der einzige Grund dafür, dass die Traufhöhe Berlins zweiundzwanzig Meter nicht überschreiten durfte. Aus Angst vor dem Feuer ist die Zweiundzwanzig in Berlin eine magische Zahl geblieben. Berliner Architektur nach europäischem Maß tritt noch im Nachmauer-Berlin an der Zweiundzwanzig zum ideologischen Kampf gegen die Architektinnen und Architekten einer Weltstadt an, obwohl Feuerleitern längst an Wolken kratzen könnten.
Die Höfe haben sich geweitet, aufgesprengt in den Bombenhageln der vierziger Jahre, und heutzutage findet man anspruchsvolles Wohnen und attraktive Kultur- und Shoppingorte darin vor. Zille war einmal: Im Hof der Martin-Opitz-Straße wächst an Stelle einer Miere ein Ahornbaum, von dessen weit ausgebreiteten Zweigen die Baumwanzen zu ihrem Flug auf die Fenstersimse starten.
Sibylla Kischotta, Weddinger Stadtbilderklärerin, war an Architektur und Stadtgeschichte flammend interessiert, nicht jedoch in diesem Moment, in dem sie das Geländer ins Visier nahm, welches die Außenstiege zum Keller abschirmte– ein Geländer, einst grau gestrichen, von dem jedoch seit Jahren die Farbe abblätterte, so dass sich an vielen Stellen Rost in die nackte metallene Oberfläche gefressen hatte.
An dieses Geländer war, da ein Fahrradständer fehlte und es auch sonst an Möglichkeiten mangelte, Sybillas Rad gekettet. Auf dem Hof fand alltäglich ein bitterer Kampf um die wenigen sicheren Parkgelegenheiten statt, und es war –Sybilla verzog missmutig das Gesicht– wiederum zu einem Übergriff gekommen: An der Strebe direkt vor dem Vorderrad ihres treuen Drahtesels war ein weiteres Gefährt befestigt worden, das sie anheben und seitwärts zerren musste, um an ihr Kettenschloss zu gelangen.
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